Über den Autor

Marc Krüger wurde 1980 im niedersächsischen Einbeck geboren. Er hat in Leipzig Journalistik und Politikwissenschaften studiert und arbeitet seit vielen Jahren als Journalist, vor allem für Hörfunk und Online. Die Liebe fürs Radio hat ihm die Ohren für besondere Ansagen bei der Bahn geöffnet, die er sammelt und mit anderen teilt – zunächst bei Facebook und Twitter und jetzt auch als Buch.

MARC KRÜGER

DER
LOKFÜHRER
HAT DEN ZUG
VERPASST

KURIOSE BAHNANSAGEN

BASTEI ENTERTAINMENT

Vorwort

Zugegeben, ich fahre selten mit der Bahn. Vielleicht hilft das aber, um das Besondere an Zugreisen zu erkennen. Damit meine ich die Dinge, die für Pendler oder Bahn-Bonus-Comfort-Kunden zum Alltag gehören – zum Beispiel die Sitzplatz-mit-Taschen-Blockierer, der lauwarme Kaffee aus dem Bordbistro und die Mitreisenden, die schon eine halbe Stunde vor Ankunft im Gang stehen und warten, dass endlich die Tür aufgeht. Ich staune jedes Mal.

Vor ein paar Jahren saß ich dann doch mal in einem Zug, irgendwo in Norddeutschland. Plötzlich kam über die knarzenden Lautsprecher eine Ansage, die ich nicht erwartet hatte. Auch alle anderen im Großraum haben kurz gelacht oder zumindest von ihren Büchern und Bildschirmen aufgeschaut. Womit der Zugbegleiter damals für Heiterkeit gesorgt hat? Keine Ahnung. Einen Moment später hatte ich alles wieder vergessen.

Es gibt eigentlich nur einen Grund, warum ich mich überhaupt an diesen Moment der unerwarteten Fröhlichkeit erinnert habe: Es ist noch einmal passiert. Anderer Zug, einige Monate später. Es meldete sich ein hörbar aufgebrachter Zugbegleiter und warnte:

„Wenn Sie sich nicht an das Alkoholverbot halten, gehört die nächste Haltestelle Ihnen – und das ist Winsen an der Luhe!“

Mit seinem drohenden Appell hatte der Bahnmitarbeiter zwei Dinge erreicht: Erstens ließen zwei, drei Fahrgäste im Zug diskret ihre Bierflasche in eine Tasche gleiten. Und zweitens hat der Mann etwas geschafft, was manche Alleinunterhalter auf Partys einen ganzen Abend lang vergeblich versuchen. Er hat für gute Stimmung gesorgt.

Aus einem Großraumabteil mit der Atmosphäre eines Wartezimmers zur Grippesaison hat ein Zugbegleiter mit wenigen Worten eine fröhliche Gruppe Menschen gemacht. Viele hatten ein Grinsen im Gesicht, einige unterhielten sich den Rest der Fahrt angeregt. Als der Zugbegleiter die Fahrkarten kontrollierte, haben ihn viele angelächelt. Gute Laune statt Alltag.

Ich habe damals gedacht: Schade, dass nur die wenigen Menschen in diesem einen Zug die Ansage gehört haben. Sie ist eigentlich viel zu schön, um vergessen zu werden. Deshalb habe ich die Ansage aufgeschrieben, um später das einzig Logische zu tun: sie im Internet zu posten.

Eine kurze Suche am heimischen Computer brachte zwei Ergebnisse. Zum einen habe ich noch weitere besondere Ansagen von gut gelaunten Bahnreisenden gefunden, vor allem bei Twitter. Da waren klassische Versprecher, verzweifelte Appelle, Situationskomik und in wunderbare Worte verpackte Hinweise. Ein Querschnitt durch den Bahn-Alltag. Zweite Erkenntnis: Es gab noch keinen Ort im Internet, an dem solche besonderen Bahn-Ansagen gesammelt werden.

Eine halbe Stunde später hatte ich das geändert und einfach mal „Bahn-Ansagen“ bei Facebook und @BahnAnsagen bei Twitter angelegt. Außerdem habe ich mich an eine Durchsage erinnert, die mir Wochen zuvor per SMS zugeschickt wurde. Es sollte die erste Ansage werden, die den neuen Twitter-Account zum Leben erweckt:

„Dank der sportlichen Fahrweise unseres Lokführers werden Sie alle Anschlusszüge wie geplant erreichen.“

Es hat damals nur wenige Tage gedauert, bis erste Nutzer damit anfingen, ihre selbst gehörten Durchsagen an „Bahn-Ansagen“ zu schicken. Nach einigen Wochen kamen so viele Reaktionen zusammen, dass die Ansage mit den meisten Klicks „Bahn-Ansage des Monats“ wurde.

Nun sind fünf Jahre seit dem Start von „Bahn-Ansagen“ vergangen. Jeden Tag gibt es dort eine besondere Ansage, die zu schön ist, um vergessen zu werden. Rund 1.700 sind inzwischen zusammengekommen. Eine wunderbare Sammlung aus dem Bahn-Alltag in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und nun gibt es einige der besten Ansagen auch als Buch.

Ein Buch ist auch deshalb praktisch, weil das mit dem Internet in Zügen ja immer noch eine schwierige Sache ist. Das Ausdrucken in einem Taschenbuchformat ist da nur logisch. Außerdem eignen sich Bahn-Cards oder Fahrscheine wunderbar als Lesezeichen. Mit einem Eselsohr in eine beliebige linke oder rechte Buchseite lässt sich zudem leichter die Ausstiegsseite am Zielbahnhof merken. Und wenn einem Zugbegleiter mal die Worte fehlen sollten: Hier ist ein kleines Nachschlagewerk zur Inspiration.