Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-8448-5694-1
Ich weiß, hier diese Zeit, in der ich bin,
Ist allgewaltig. Keine andere kann
Sich mit ihr messen. Sinn und Widersinn
Der Zeit verheißen: eine Zeit bricht an!
Mit ungestümer Kraft gestalte ich
Mich um, daß ich nicht diese Zeit verliere.
Und sieh: die neue Zeit gestaltet mich
Und wandelt mich, denn ich bin ganz der ihre.
Oft blicke ich in dich hinein, verwundert, Du, meine Zeit.
Und hätte ich die Wahl,
Mir auszusuchen eine von den Zeiten,
Ich wählte dich, und würde noch einmal
Verkünden stolz und rufen in die Weiten:
Wir, unsere Zeit, das neunzehnte Jahrhundert![1]
_______________
(1) Nach Johannes R. Becher
Danksagung
Um in früheren Zeiten an Informationen über Personen und Geschehnisse aus der Vergangenheit zu gelangen, mußte man in aller Regel Bibliotheken aufsuchen und dort fleißig Quellenmaterial einsehen und verarbeiten. Auch das Studium lokaler Verzeichnisse von Gemeinden und Kirchen konnte weiterhelfen. Im Zeitalter des Internet lassen sich viele Informationen auf eine recht unkomplizierte Art und Weise dort beschaffen, zudem oft mit weiterführenden Querverweisen ausgestattet. Dies war mir eine große Hilfe. Datensammlungen, wie Wikipedia sie liefert, seien hier u.a. genannt. Daneben boten natürlich herkömmliche Quellen, zu erwähnen sei Ullstein’s Weltgeschichte, eine Fülle von Informationen. Ganz besonders aber waren es die Werke des Ernst von Bibra selbst, die einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit dieses Forschers und Erzählers aus dem unterfränkischen Schwebheim verschafften.
Beschäftigung mit der Person und den Werken dieses vielseitigen Ernst von Bibra und mit der Zeit, in der er lebte, dieses packende und für unsere Welt so grundlegende neunzehnte Jahrhundert, waren es, die Idee und Mut zu einem Buch reifen ließen. Eine große Hilfe waren mir dabei die vielen kritischen Fragen und Bemerkungen meiner Tochter Antje.
Gedacht und konzipiert war dieses Buch zunächst als eine rein private Arbeit. Meine Schulfreundin Maria war es, die mit Rat und Ermunterung den Anstoß zur Veröffentlichung gab. Erhalten habe ich mir ein bewußtes „Cum ira et studio“, geblieben sind handwerkliche Defizits. Letztere bitte ich zu entschuldigen.
Hans Schwinger
Schwebheim, im Jahre 2011
Das Bild auf der Vorderseite zeigt Dr. Ernst von Bibra.
1. Ernst von Bibra – ein Überblick
Nachtgedanken I
2. Die ersten Jahrzehnte
2.1. Kinderjahre in Schwebheim, Würzburg und Neuburg
2.2. Studienjahre in Würzburg
2.3. Ein Blick in die Zeit
Nachtgedanken II
3. Rebellische Zeiten
3.1. Es gärt im Lande
3.2. Der junge Herr Doktor
Nachtgedanken III
3.3. Die kurze Zeit mit Barbara
3.4. Ein eigenes Labor
3.5. Trennung – Trost beim Opium
3.6. Gerede und Gerüchte im Dorf und ein „guter Rat“
3.7. Gaibach, das Fest
3.8. Gewaltiger noch das Fest in Hambach
3.9. Gaibach, die Folgen
3.10. Unruhen in den Dörfern
3.11. …und in Würzburg
Nachtgedanken IV
4. Die Obrigkeit rüstet auf
4.1. Erst der Bischof
4.2. Und er redet Ernst ins Gewissen – ohne Erfolg
4.3. Richter Habersack schnappt sich die Barbara und den Behr
4.4. Ernst von Bibra stellt Weichen
4.5. Der Wachensturm
5. Der junge Wissenschaftler
5.1. Erste Erfolge
5.2. Und erste Krise
5.3. Gaibach, die Heirat
5.4. Die Bibras – not amused at all
5.5. Ein unerwartetes Angebot
Nachtgedanken V
6. Man löst sich von Schwebheim
6.1. Ein Verdacht
6.2. Ortswechsel
Nachtgedanken VI
7. Nun in Nürnberg
7.1. Arbeiten für Arbeiter: Phosphornekrose
7.2. Anfeindung in Deutschland
7.3. Anerkennung im Ausland
7.4. Weitere Arbeiten
7.5. Rat aus Schwebheim
Nachtgedanken VII
8. Auf dem Weg zur Wende
8.1. Ernst greift ein
8.2. Der König und die Tänzerin
8.3. Ans Werk
8.4. Die politische Entwicklung der Jahre 48/49
8.5. Wieder mal ein Verhör
8.6. Und ein zweiter Besuch aus Bibra
Nachtgedanken VIII
8.7. Ein Blick auf die Entwicklung in Europa
8.8. Humboldt, Goethe und die Träume des Ernst von Bibra
Nachtgedanken IX
9. Südamerika
9.1. Nach Bremen
9.2. An Bord
9.3. Rio de Janeiro
9.4. Von Rio um Kap Horn nach Valparaiso
9.5. Valparaiso
9.6. Santiago
9.7. Valdivia
9.8. Nach Bolivien
9.9. In Peru.
9.10. Heimreise
Nachtgedanken X
10. Bleierne Zeit
10.1. Wieder zu Hause
10.2. Besuch aus Schwebheim
10.3. Germanisches Museum
10.4. Ein neues Heim
Nachtgedanken XI
11. Die Welt der Drogen
Nachtgedanken XII
12. Und noch ein großes Werk
Nachtgedanken XIII
13. Vom Forscher zum Erzähler
13.1. Tod in Schwebheim
13.2. Eine bittere Kritik
Nachtgedanken XIV
14. Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag’ ich dir den Schädel ein
14.1. Freihandel
14.2. Die Eskalation
14.3. Krieg in Franken
14.4. Ergebnis
Nachtgedanken XV
15. Wider die Unzucht in Schwebheim
Nachtgedanken XVI
16. Die Herrschaft Preußens
16.1. Krieg gegen Frankreich
16.2. Deutsche Einheit ohne Freiheit
16.3. Doch nicht nur in der Politik kam es zu Katastrophen
Nachtgedanken XVII
17. Die letzten Jahre
Nachtgedanken XVIII
18. Könnte es so gewesen sein?
Ernst von Bibra wird 1806 geboren.
Noch sind die vordem nicht für möglich gehaltenen gewaltigen gesellschaftlichen Umbrüche der französischen Revolution in frischer Erinnerung. Und auch wenn die alten Gegenkräfte die Ernte dieser Revolution wieder für sich eingefahren und die alten Machtverhältnisse zurückgeholt, ja schlimmer noch, die Welt zur Erreichung dieses Ziels mit fürchterlichen Kriegen überzogen haben, so bleibt dennoch eine Ahnung. Die Ahnung, daß diese frei gewordenen revolutionären Kräfte mit ihrem Ruf nach Freiheit, nach Gleichheit und nach Brüderlichkeit, einmal geweckt, nicht mehr zu bändigen sein würden.
In diese Welt wächst der junge Bibra hinein. Er erfährt die alte harte Schule in Neuburg, er erfährt die gar nicht so selbstverständliche, von der großen Politik ausgehandelte und erzwungene Eigliederung Frankens in Bayern. Mit großem Druck geht man gegen die aufmüpfigen Burschenschaften vor, in denen junge intelligente und sensible Köpfe ein geeintes freies Deutschland vordenken. All dies erlebt der junge Bibra hautnah als Student in Würzburg.
Kann man sich vorstellen, daß er dies alles einfach so über sich ergehen läßt, ohne Partei für die junge Generation, die ja die Seine ist, zu ergreifen? Oder wenn er – mittlerweile schon Gutsherr in Schwebheim – die Schikanen und faktischen Berufsverbote seiner Lehrer in Würzburg und vor allem nach den Festen in Hambach und Gaibach die volle Gewalt des Staates gegen die vermutlichen Unruhestifter gerade in seiner näheren Umgebung miterleben muß? Er würde der Krautjunker sein, der er nie sein will und der er wohl auch nicht ist, würde er dies alles nur gesehen und nicht betroffen gehandelt haben.
Ob er dazu je eines Beraters, einer Beraterin wie der Barbara Jakobin bedurfte, mag Phantasie sein. Außergewöhnlich genug freilich für einen Gutsherrn seiner Zeit und für die damaligen Verhältnisse soll er die Mutter seines unehelichen Sohnes fürstlich entschädigt haben. Bezeugt scheint, daß er diesen seinen Sohn nicht verleugnet, ihn in Nürnberg des öfteren trifft und ihm finanziell unter die Arme greift. Wahrlich kein Krautjunker sondern ein durch und durch honoriger Ehrenmann, dieser Ernst von Bibra.
Seine wissenschaftlichen Leistungen bedürfen keiner weiteren Beurteilung. Daß er sich nach den Unruhen einer Studentenzeit in die Arbeit stürzte und sich nicht länger in Scharmützeln mit der Obrigkeit aufreiben will, ist nachvollziehbar. Daß er mit den Mitteln, die ihm als Gutsherren zur Verfügung stehen, sich ein landesweit vorbildliches Labor einrichten wird, beweist seine Konsequenz, mit der er seine künftigen Forschungsarbeiten verfolgen wird. Daß ferner die Gründung der Familie und der Umzug nach Nürnberg, wo es für ihn und seine Familie gilt, in der dortigen Gesellschaft eine adäquate Stellung zu finden, seine politische „Ruhigstellung“ fördern, mag man als den Normalfall einer bürgerlichen Anpassung sehen. Eine solche ist dann oft ein Weg ohne Umkehr, ein Weg in die Bürgerlichkeit. Nicht ungewöhnlich für viele Köpfe jener Jahre, die Hinwendung nach innen, Jahre des Biedermeier eben.
Doch Bibra greift mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten nach Themen, die auf ein immer noch äußerst wirksames soziales Mitdenken hinweisen. So beschäftigen ihn die Phosphorkrankheiten der Arbeiter in den nahegelegenen Zündholzfabriken und er sucht Abhilfe mit einer grundlegenden Forschungsarbeit. Damit wird er zu einem der Vorkämpfer für das Gebiet der Arbeitssicherheit. Daß sich damals ein Baron, ein Vertreter eines von diesem Thema kaum berührten Standes, um die Sorgen und Nöte von Arbeitern kümmert und Zeit und Geld in Abhilfe steckt, ist alles andere als selbstverständlich. Ernst von Bibra aber tut es.
Mit seiner Arbeit über die Äthernarkose, ebenfalls in den vierziger Jahren, geht er ein weiteres Thema an, mit dem er die Leiden unzähliger Menschen zu lindern hofft. Und noch Jahre später folgt ein weiteres bemerkenswertes Werk über das Getreide und das Brot, das angesichts des Hungers in der Welt nicht nur wissenschaftlich sondern auch politisch von großer Bedeutung ist. Auch hier ist ein Bibra seiner Zeit voraus.
Doch schließlich veranlassen diesen unruhigen Geist die drückenden politischen Verhältnisse des Vormärz, sich wieder bemerkbar zu machen. Mit seiner Schrift „Freimüthige Beleuchtung der gegenwärtigen Verhältniße des Adels zu Fürst, Bürger und Bauer“ greift er voll in die laufenden Streitgespräche jener Jahre ein, bezieht eindeutig Stellung und schreibt insbesondere dem Adel vor, woran dieser sich künftig zu orientieren habe, nämlich am fortschrittlichen Bürgertum. Dies konnte seinen auf ihren alten Rechten pochenden Standesgenossen genauso wenig gefallen, wie seine Vorschläge zur Bereinigung der alten Lehensverhältnisse. Belastend für ihn ferner, daß er in dieser Schrift sich lobend auf den Dr. Gottfried Eisenmann bezieht, der als einer der Gründer der Burschenschaften und als Autor kritischer Schriften der Obrigkeit längst ein Dorn im Auge ist.
Es wird wohl immer unklar bleiben, ob Bibra nun gezwungen ist, Deutschland zu verlassen, um weiterer Verfolgung zu entgehen oder ob er aus Verdruß am bestehenden Parteiengezänk dies selbst so für sich entscheidet. Man sagt ihm jedenfalls politisch liberale Vorstellungen nach. Ja er soll sogar aktiv in die Revolution von 1848 verstrickt sein. Möglicherweise aber ist es seine Abenteuerlust, sein unruhiger Geist, die ihn bewegen, den Spuren eines Alexander von Humboldt zu folgen. Jedenfalls scheint sein ursprüngliches Ziel bei Antritt der Seereise nicht Südamerika sondern Kalifornien zu sein. Und somit ist denkbar, daß er, wie viele seiner Landsleute damals, dort ganz einfach sein Glück versuchen will.
Kalifornien allerdings, liest man seinen Bericht über die Reise, spielt bald keine Rolle mehr. Südamerika füllt ihn voll aus. Dort macht er nicht nur Bekanntschaft mit einer fremdländischen Kultur, sondern auch mit vielen südamerikanischen Rauschmitteln. Ersteres wird sich in den folgenden beachtenswerten Berichten und Büchern zu Süd–Amerika niederschlagen, letzteres ist wohl mit die Ursache zu seiner bahnbrechenden Forschungsarbeit über die narkotischen Genußmittel.
Überglücklich und in Sehnsucht nach den Seinen, beladen mit Funden und Sammelstücken, Kopf und das Herz mit einer Überfülle an Bildern und Erlebnissen, kehrt er zurück. Die Revolution ist gelaufen, ist verloren. Ein fast normales Leben in einer allerdings bleiernen Zeit kann einer wie der Ernst von Bibra wieder leben. Bibra ordnet seine Finanzen, seinen Hausstand und seine Erinnerungen. Es erscheinen jetzt nicht nur Bücher als Ergebnis seiner Laborarbeiten, sondern er verlegt seine Tätigkeit mehr und mehr in die Aufarbeitung seiner Reise. Das Schreiben, das Fabulieren macht ihm offensichtlich so viel Freude, daß er in den Folgejahren sich fast nur noch auf dieses Genre verlegt, nicht mehr nur Reiseberichte, sondern immer häufiger Abenteuergeschichten und Erzählungen aus deutschen Landen. All dies kann man durchaus als eine Flucht sehen, eine Flucht auf Gebiete und Themen, die eine notwendige Stellungnahme zu Zeit und Zeitereignissen vergessen läßt. Denn daß Ernst von Bibra die Richtung und die Folgen der politischen Entwicklung Deutschlands nicht gesehen haben muß, ist trotz seines zunehmenden Alters und eines damit erklärlbaren sich Zurückziehens absolut unwahrscheinlich. Spätestens der von Preußen erzwungenen Bürgerkrieg hätte ihn überzeugt.
Zu einem großen Wurf aber sollte er noch ausholen. Es wird dies, wie schon erwähnt, sein bahnbrechendes Werk über „Die narkotischen Genußmittel und der Mensch“. Nur ein liberaler Geist, wie es dieser Ernst von Bibra gewesen sein muß, kann selbst zu seiner Zeit, also vor den großen Drogenverboten, diesem Thema gerecht werden. Und nur ein gewissenhaft arbeitender Wissenschaftler, wie es Ernst wohl ist, kann eine solche Ausführlichkeit in der Darstellung wie keiner vor ihm wagen. Daß von Bibra darüber hinaus eigene Drogenerfahrung einbringen kann, verschafft seinem Werk eine hohe Glaubwürdigkeit.
Sein Werk sollte in der Folge zu einem Auslöser einer Welle von interdisziplinärer Drogenforschung werden. Ihn selbst bezeichnet man heute als einen Urahn und Ältesten des psychodelischen Stammes. Ob ihn das gefreut hätte? Nicht gefreut hätten ihn sicher die heute bestehenden drastischen Verbote des Konsums bestimmter Drogen in einer Art und Weise, wie sie nur noch als psychopathisch zu bezeichnen ist, die aber letzten Endes nur dazu dient, die Geschäfte cleverer und einflußreicher Kreise auf Kosten des Schicksals ganzer Völker und unzähliger und meist junger Menschen blühen zu lassen.
Um das Leben eines Ernst von Bibra einordnen zu können, ist der Blick in seine Zeit hilfreich. Neben vielen Hinweisen und Vertiefungen in Ereignisse seines Jahrhunderts, wie dem Massaker in Paraguay in den sechziger Jahren oder den Opiumkriegen gegen China, geschieht dies besonders durch zwei längere Passagen unter „Ein Blick in die Zeit“, hier die Jahre von der Französischen Revolution bis etwa 1830, und „Ein Blick auf die Entwicklung in Europa“ in der Zeit von 1830 bis zur Revolution von 1848. Bewußt werden mit der Sprache eines Kommentators aus der Vergangenheit die gesellschaftlichen, kulturellen und technischen Schwerpunkte jener Jahre dargestellt.
In den Jahren des Lebens des Ernst von Bibra bestand für die Welt noch die Chance, mit den Hoffnungen der französischen Revolution, mit den Lehren eines Karl Marx und eines Friedrich Engels zu einer gerechteren Welt zu gelangen. Als Ernst von Bibra im Jahre 1878 stirbt, sind statt dessen die Weichen für eine schreckliche Folgezeit gestellt. Die industrielle Fertigung hat sich zu Lasten eines naturnahen Lebens, eines Lebens im Einklang mit der Natur, durchgesetzt, ein schrankenloser Kapitalismus führt die Völker dieser Erde, meist mit dem verlogenen Versprechen von Freiheit und Demokratie, in Kriege von vorher nie erlebter Grausamkeit, mit Waffen, die nur in der Phantasie von Verrückten vorstellbar sind. Ein Ende dieser Schrecken ist nicht mehr abzusehen.
Es ist spät geworden bei den Erinnerungen an das, was in fernen Zeiten geschehen.
Die guten Freunde mit ihren alten Geschichten heute abend wieder. Was haben sie nicht alles erlebt, was haben sie entschieden, wie bedeutend waren sie, die alten, lieben Freunde, in ihren Erzählungen, in ihren Erinnerungen. Auch Ernst gab einiges zum Besten, Schrulliges, Witziges. Manches muß er immer wieder neu erzählen, so, wie sie als Studenten in Würzburg die braven Bürger erschreckten, wie er in seinen fast fünfzig Duellen eine tüchtige Klinge schlug oder wie er später in Süd–Amerika fern der Heimat in so manche Gefahr geriet. Er konnte aber auch erzählen und unterhalten. Das machte keiner seiner Freunde besser. Nein, diese Runde im „Hopfenstöckl“ in Nürnberg ist für diese Alten ein Lebenselixier, ein Jungbrunnen, wo sie ihr vergangenes Leben mit ihren ewigen Träumen verbinden und sich so in ein Anderleben hineinspinnen können. Was könnten sie selbst heute noch alles besser machen, wenn man sie nur ließe. Die Revolution hätten sie um vieles besser gemacht und das Deutsche Reich hätten sie ganz bestimmt nicht den Preußen überlassen.
Seine Frau Josephine schläft sicher schon lange. Doch er kann noch nicht schlafen. Er muß sich noch etwas hineindenken in die vielen nicht gelebten Leben, in die Geschichten, über die er selbst bei seinen Freunden kaum erzählt. Und wenn er’s denn einmal versucht, spürt er gleich Abwehr und Zurückhaltung bei ihnen.
Es sind diese ruhigen Abendstunden nach den Ereignissen des Tages, die Ernst so schätzt. Abendstunden, in denen er sich seine „Nachtgedanken“ machen kann, über den Tag, über Getanes und Nicht–Getanes, über sein Leben und seine Zeit. Er holt sich jetzt erst mal ruhigen Schrittes sein Pfeifchen, um es mit dem „Tabak“ zu stopfen, über den er einst so trefflich geforscht und geschrieben hatte. Im Rauch der Haschischpfeife wird ihm seine Vergangenheit wieder lebendig
Könnte man doch nur eines seiner vielfachen denkbaren Leben einmal einfach zurückholen, lebendig werden lassen. Bekäme man dann eine Antwort auf die Frage, welche Entschlüsse falsch, welche richtig waren? Hätte es denn überhaupt einen Idealweg gegeben? Hätte er damals vor ewig langer Zeit der Barbara folgen sollen an Stelle des ihm aufgetragenen Weges der Pflicht und Verantwortung als Gutsbesitzer in Schwebheim? In der Tat, welch ein aufregendes, wildes Leben hätte dies werden können, vielleicht nur ein kurzes, mit ihr, mit ihren Ideen, mit Freiheit, Gleichheit, Brüderlichket, den Idealen der Revolution. Woher hatte sie nur all diese Gedanken, dieses so eigenwillige Mädchen?
Er hat sie noch in Erinnerung, genauso, als sei es erst gestern gewesen, wie er sie zum ersten Mal bemerkte. Er stand an jenem Tag vor der Einschulung in Neuburg und besuchte wieder mal seinen Onkel auf dem Gut in Schwebheim. Die meiste Zeit verbrachte er ja in Würzburg unter der Obhut seines Vormundes. Die Mutter, die so schrecklich vermißte, war angesagt. Sie kam nicht. Ein Warum erfuhr er damals nicht, Zeit seines Lebens nicht.
Es war ein kalter Ostertag mit leichtem Schneerieseln. Ein kleines Mädchen mit langen braunen Zöpfen begegnete ihnen auf der Straße. Sie lächelt ihnen zu. Wollte sie etwas von ihnen? Sie war barfuß. „Lieber Onkel“, sagte er zu dem ihn begleitenden damaligen Gutsherrn, dem Adam Friedrich, „warum hat sie denn keine Schuhe an? Es ist doch so kalt.“ „Schweig Bub!“, bekam er als kurze Antwort, „sie ist ein Bankert. Die geht uns gar nichts an.“ „Was ist denn ein Bankert? Ist es ihr Name? Wer sind denn ihre Eltern?“ Es kam keine Antwort mehr. Jahre später sollte er sie wiedersehen. Freilich hat er dann von einem Jungen aus dem Dorf, dem Fritz Roßteuscher, mit dem er manchmal spielen durfte, erfahren, daß es die Barbara war, die Barbara Jakobin, die er damals traf. Sie hatte keinen richtigen Vater, das heißt, sie hatte schon einen, nur der war ein Franzos und lebte weit weg in Frankreich und kam nie zu ihr. „Ihre Mutter sind arme Leut’“, wußte der Fritz noch. Noch Jahre später dachte Ernst an diese Begebenheit zurück. Wie man nur bei einer solchen Kälte barfuß sein mochte, das ging ihm nimmer aus dem Kopf.
Nun soll jedoch diesem Adam Friedrich nicht Unrecht getan werden. Nicht immer ist er so einsilbig. Normalerweise ist er recht geduldig mit seinem jungen Neffen und dessen ewigen Fragereien. Und Ernst seinerseits mag ihn gut leiden. Viele ausgedehnte Wanderungen durch die Schwebheimer Flur machen die beiden. Dabei weist Adam Friedrich seinen Neffen in die Anfänge der Jägerei ein, zeigt ihm den Umgang mit einem Jagdgewehr. Zu selten freilich kann Ernst von Neuburg oder Würzburg zu Besuch kommen und die wenigen Tage dort in Schwebheim vergehen immer wie im Flug. Viel zu früh für den jungen Heranwachsenden verstarb Adam Friedrich am 20. Januar 1822. Ernst war gerade fünfzehn Jahre alt und der väterliche Freund hätte ihm noch so viel mitgeben können und wohl auch wollen. Adam selbst hatte weder Frau noch Kinder.
Der andere Onkel in Schwebheim, der strenge Wolfgang Carl Georg, Schloßbesitzer dort, verstarb am 3. Dezember 1825. Zweiundsiebzig Jahre ist er geworden, der alte Eremit, unbeweibt, wie er war. Ernst hatte keinen besonders herzlichen Bezug zu ihm. Er kam dem Jungen immer schon sehr alt und sehr nach innen gekehrt vor. Achtung, ja die hatte er vor ihm. Mit dem Tode seines Onkels ist Ernst mit seinen neunzehn Jahren nun plötzlich Alleinerbe des Gutes und Lehens in Schwebheim. Er ist Schloßbesitzer und damit Herr über ein ganzes Dorf mit seinen 600 Seelen. Sein Vormund, der respekteinflößende Kammerherr von Hutten aus Würzburg, erklärt ihm mit gesetzten Worten, was dies an Verantwortung für ihn bedeute. Er sei jetzt schließlich nicht mehr ein armer Waisenknabe. Am liebsten hätte Ernst freilich das Erbe abgelehnt. Es war ihm wie eine schwere Last auf dem Rücken seiner jungen Jahre. Was wollte er mit so viel Verantwortung denn nur anfangen? Er war doch gerade dabei, das Gymnasium in Neuburg im Frühjahr mit dem Reifezeugnis zu verlassen und wollte dann studieren und endlich die Freiheit des Studentenlebens genießen. Da ist doch so ein Schloß mit all seinen Pflichten nicht das Richtige. Da lieber eine sturmfreie Studentenbude in Heidelberg oder Würzburg, als so ein Kasten mit den ständigen Reparaturen.
Mittlerweile ist Ernst seit dem Wintersemester 1826 Student an der Universität Würzburg. Da ihm nichts Besseres einfiel und dem Zeitgeist und dem Wunsch seines Onkels und Vormunds folgend, hatte er sich zunächst als Student der Rechtswissenschaft immatrikulieren lassen. „Mal sehen, ob das meine Zukunft sein wird“, so seine Vorstellung damals. So richtig überzeugt, ob dies die richtige Wahl für ihn war, war er jedoch nicht. Sein Vormund freilich schien davon überzeugt, daß ihm damit die Welt später offen stehen werde. „Denn Du siehst doch, mein lieber Ernst, daß Staatsämter immer mehr von uns Adeligen besetzt werden und für diese Staatsämter ist ein anständiges Jura–Studium nun einmal unbedingte Voraussetzung.“ Welche andere Laufbahn außer der eines Offiziers hätte es denn für Adelige in diesen Zeiten noch gegeben? Aber weder ein Beamter zu werden noch ein Offizier, entsprachen den noch unausgegorenen Vorstellungen des jungen Ernst so recht. Wenn er an seine kriegerischen Vorfahren dachte, so gaben ihm diese absolut keine Inspiration. Ein Leben, wie das der bekannte Feldzeugmeister des Prinzen Eugen von Savoyen, Ernst Johann von Bibra, sein Ur–Ur–Großvater einst lebte, wäre für ihn ein Leben zum Abgewöhnen gewesen. Von zartester Jugend bis zu seinem Tod in Bergamo im Jahre 1705 war dieser Ernst Johann Krieger, Söldner, Diplomat, immer im Dienst der Obrigkeit, zuletzt als Feldzeugmeister unter dem weitberühmten Prinz Eugen von Savoyen. Viele der Vorfahren des Ernst von Bibra waren Geistliche, waren Bischöfe mit großer Machtfülle geworden. Doch auch dazu fehlte dem jungen Ernst die Überzeugung, zweifelte sein waches, analytisches Denken am Sinn einer solchen Berufung. Ein rechter Zweifler war er in dieser Hinsicht. Die Religion konnte ihm nur wenig geben, auf keinen Fall die Wahrheit. Die Suche nach der Wahrheit, einen solchen Beruf konnte er sich vorstellen. Die Juristerei schien das nicht zu sein, allenfalls ein Ausweichen vor dieser Wahrheit und eine allgemein geachtete und anerkannte Voraussetzung zum Unterschlupf in einen Beruf mit lebenslanger Anpassung. Und dies hätte einen Verstoß gegen seine weitere Lebenserwartung bedeutet: Frei zu sein, unabhängig zu sein.
Etwas näher lag ihm da schon schon das Wirken seiner Tante Lucretia, einer Stiftsdame im Münsterschen Asbeck. In ein weltliches Stift gesteckt zu werden, das war das Schicksal so mancher adligen Dame, so auch das der Lucretia von Bibra. Sie allerdings kam vor der Zeit wieder zurück nach Schwebheim, wurden doch diese Stifts zwangsaufgelöst. Sie kam um die Zeit seiner Geburt und richtete am Ort u.a. eine Stiftung zur Unterweisung von Schwebheimer Mädchen in praktischen Fertigkeiten ein. Seine Tante starb allerdings schon, als er erst vierzehn Jahre alt war. Viele Kontakte hatte er nicht zu ihr. Wie überhaupt er rückblickend als Kind und später als Heranwachsender das Vorhandensein und die Vertrautheit einer eigenen Familie mit Eltern, mit Vater und Mutter, mit Brüdern und Schwestern ersehnte. Gut, er gewöhnte sich an das anonymere Leben, das er ohne Eltern und Geschwister führen mußte, hatte mit seinem Vormund, dem alten von Hutten, einen väterlichen Ratgeber, der freilich so sehr konservativ war und die Sorgen und Nöte eines Kindes längst vergessen hatte. Womit er sich aber selbst niemals abfinden konnte, war das Fehlen seiner Mutter. Warum kümmerte sie sich nicht? Wie und wo lebte sie und unter welchen Umständen? Zwei– vielleicht dreimal war sie gekommen, kurz nur ihre Besuche, Trauer in ihrem Blick, wenn sie mit ihm eher Belangloses sprach. Es dünkte ihm später, man wolle sie von ihm fernhalten. Darüber erfuhr er erst im reifen Alter Hintergründe, die er als Kind ohnehin nicht verstanden hätte. Seine Sehnsucht nach der Mutter war oft tief.
Was aber das Studieren betraf, so entschied er sich nach einer längeren Unterredung mit einem der Würzburger Professoren, dem bekannten Georg Pickel, für die Naturwissenschaften und dem Schwerpunkt der Chemie. Pickel hatte für sein Fach geworben, doch er hatte auch um einen Studenten, wie Ernst einer war, geworben. Er hatte diese Ader in dem jungen Mann gefühlt, erahnt, diesen Drang nach Unabhängigkeit und Freiheit, dieses Streben, etwas Wahres, Beweisbares, Konkretes zu tun. Naturwissenschaften boten in jener Zeit ein weites Feld für solche Geister.
Freilich, Ernst hatte zwar seine Mission gefunden, jedoch er war noch weit entfernt von einem ernsten, nachhaltigen Studium. Noch galt es sich auszutoben, sich frei zu machen von den Einengungen der Neuburger Jahre. Allein wenn er an die durchwegs katholischen Lehrkräfte dort dachte mit ihrer Intoleranz allen Andersenkenden gegenüber, ein Verbrechen am Seelenleben junger Menschen, um es in Analogie zu Anselm Feuerbach zu benennen. Er trat in eine Verbindung ein, die Frankonia. Gar nicht so leicht in dieser Zeit. Freilich gewann er damit Freunde und Gesinnungsgenossen. Und – fast – alle waren beseelt von dem Gedanken an ein einiges großes Deutschland und von der Freiheit, die man erstreiten müsse, Gedanken, die in der Neuburger Zuchtanstalt unbedingt ferngehalten wurden von den Jungen, um sie nicht zu verderben. Einmal freilich, erinnerte sich Ernst, da wehte ein kleiner Hauch Abenteuer in die Schule, als man von dem tapferen Studenten Carl Sand hörte, der den Verräter Kotzebue ermordet und für diese Heldentat, wie die Schüler sich zuflüsterten, in Mannheim im Jahre 1820, es muß Anfang Mai gewesen sein, hingerichtet wurde. Jetzt aber hier in Würzburg war es vorbei mit diesem Abgeschottetsein von der Welt. Jetzt war man frei, jetzt wurde verdorben und man ließ sich verderben. Wie hätten da die Neuburger Pfaffen gejammert und gezetert.
Dazwischen gab es viel Spaß. Da waren galante Abenteuer in Fülle, da war fröhliches Zechen mit den Freunden und da waren die burschenschaftlichen Duelle. In über vierzig dieser Hahnenkämpfe gewann Ernst die Oberhand. Er war der wildesten einer. Nicht zu vergessen die Streiche, die man den braven Würzburger Biedermännern spielte. Glockenputzen war noch eher die harmlose Art. Störung der Nachtruhe beim Nachhauseweg von gemeinsamen weinseligen Feiern, Foppen alter Polizeidiener, man war ja jünger und somit schneller als diese alten Knaben, führten nicht unbedingt zur Beliebtheit bei der Obrigkeit, jedoch zu hoher Anerkennung bei den Seinen. „Bibra war zudem ein vollendeter Erzähler, gewandt im Ausdruck, dabei eine gewisse Kolorierung der Tatsachen nicht verschmähend. Sein Vortrag war dabei so hinreißend, daß seine Zuhörer das nämliche lustige Abenteuer aus seinem Munde gerne ein zweites Mal anhörten“, so liest es sich in seiner Biographie. Ja, er sah sich gerne im Mittelpunkt. Allerdings zog er sich dann schnell wieder zurück, wenn es galt, für weiteres als die Unterhaltung in Verantwortung zu treten.
So stürmisch die Jugend Bibras damals auch war, das Streben, etwas zu leisten, blieb nicht aus, und mit der Zeit verstärkte er seine Anstrengungen im Studium zur Freude seiner Professoren, blieb gleichwohl immer stets aufmerksam und wach den Geschehnissen in der Welt zugetan. Und die Zeiten waren entsprechend aufregend für diese junge Generation.
Doch schauen wir einmal, wie die Welt in Europa aussah, in die der junge Baron hineinwuchs. Einen Überblick über die Jahre bis etwa 1830 aus einem Nachhinein 100 Jahre später gibt uns ein konservativer Kommentator[2]. So wie dieser die Zeit sieht und beurteilt, hat man mit Sicherheit ebenfalls im Hause Bibra geurteilt. Für diese Welt sollten junge Menschen aus den besseren Kreisen erzogen werden. Daß Ernst in seiner Aufgeschlossenheit ebenso wie viele seiner späteren Studienfreunde gegen diese Welt aufstanden, hat sicher etwas mit ihrer Jugend zu tun. Wohl aber darüber hinaus mit dem Zwang, mit dem man das Volk in Zeiten zurückführen wollte, die weit vor der französischen Revolution lagen.
Diese französische Revolution, dieser Aufstand der Vernunft gegen die alten bösen Mächte, der dann zur Raserei wurde, hatte diese ewigen Leitsterne der Unterdrückten und der Jugend dieser Erde auf ihren Fahnen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Begeistern mußten sich junge, des Denkens und Mitfühlens fähige Menschen für diese Ziele, auch der junge Ernst von Bibra war einer von ihnen. Was zählten dagegen die Einflüsterungen und Ratschläge ihrer Lehrer, ihrer Väter, ihrer Priester, all der rückwärts Gerichteten? Doch die Herrschenden sahen die Gefahr dieser ansteckenden Seuche „Revolution“, die die Basis ihrer Geschichte, ihrer Tradition und ihrer Macht beiseite schob und damit die alte heilige Dreieinigkeit von Krone, Perücke und Soutane in Frage stellte. Und die Mühlen der alten Mächte mahlten.
Die Hungerschlangen wuchsen an, Meinungsverschiedenheiten wurden lebensbedrohend. Alle Revolutionsführer waren sich zwar einig in ihrer Gegnerschaft zur Monarchie, jedoch einige von ihnen trugen ihre eigenen Könige bereits in ihren Herzen und sahen sich damit im Besitz absoluter Wahrheit und Macht. Wer sich ihnen widersetzte, war konterrevolutionär, war ein Verbündeter des Feindes, ein Spion, ein Verräter an der heiligen Sache des Volkes. Der Stachel der Zwietracht saß tief.
Marat entkam der Guillotine, weil eine Verrückte ihn im Bad erdolchte. Saint–Just im Gefolge von Robespierre klagte Danton an und dieser, zum Tode verurteilt, bat darum, nach seiner Hinrichtung seinen Kopf der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen, und seine Hoden vermachte er Robespierre mit dem Hinweis, dieser würde sie noch brauchen. Drei Monate später wurden Saint–Just und Robespierre enthauptet.
Ohne es zu wissen oder zu wollen arbeitete eine verzweifelte, chaotische Republik irrlichternd an der Wiedereinführung der Monarchie. Die glorreiche Revolution, die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit versprochen hatte, ebnete den Weg für den Despotismus eines Napoleon Bonaparte.
Doch als auch dieser Emporkömmling von den alten Mächten überwunden war, fanden diese sich in Wien zusammen und besprachen eine neue Weltordnung, wenigstens eine für Europa. Die Einheit Deutschlands und damit die Bildung eines mächtigen Blocks zwischen den seitherigen Großmächten Frankreich, England und Rußland wollten sie nicht. Metternichs’s Berater Friedrich von Gentz brachte es auf den Punkt: „Die Vereinigung aller deutschen Stämme zu einem ungeteilten Staate wäre ein durch tausendjährige Erfahrung widerlegter und endlich abgetaner Traum, dessen Erzwingung keine menschliche Kombination zu erschwingen, die blutigste Revolution nicht zu ertrotzen vermöchte, und den nur Wahnsinnige noch verfolgen könnten.“ Sollte es indes doch zu einer nationalen Einigung in der Mitte Europas kommen, so befürchtete er – ahnungsvoll – eine Wildnis voll blutiger Ruinen als dann einziges Vermächtnis an unsere Nachkommen. Das vorsichtig austarierte Europa des Wiener Kongresses bedurfte einer zerrissenen Mitte, um im Gleichgewicht zu bleiben, freilich noch mehr deshalb, um künftige Revolutionen von unten zu verhindern. Die Haltung des französischen Außenministers Talleyrand gibt Einblick in Hintergründe und Ziele dieser alten rückwärts gerichteten Mächte. So schrieb er an seinen König: „Die Germanophilen auf dem Kongreß trachten danach, alle Regierungen in Deutschland durch eine einzige zu ersetzen. Mit ihnen im Bunde sind in den deutschen Landen die Männer der Universitäten und die von ihren Theorien erfüllte Jugend und die, welche der bisherigen Kleinstaaterei die Leiden zuschreiben, die sich durch so viele Kriege, deren beständiger Schauplatz Deutschland ist, über das Land ergossen haben. Die Einheit des deutschen Vaterlandes ist ihr Geschrei, ihr Glaube, ihre bis zum Fanatismus erhitzte Religion.“ Und aus einer solchen Gemengelage heraus befürchtet er schlimme Folgen, wenn einstmals eine Masse wie die deutsche, zu einem einzigen Ganzen gemischt, aggressiv würde. Und wer könne sagen, wo eine solche Bewegung haltmachen würde? Was im übrigen für Deutschland galt, befürchtete man auf dem Kongreß in Wien im Prinzip analog für Italien und seine nationale Einheit.
Diese Zeit, in die der junge Ernst von Bibra hineinwuchs, stand unter dem Einfluß des Neuhumanismus. Diese seit etwa 1750 erfolgende Erneuerung der humanistischen Bewegung sah die Nivellierung des Menschen in der festgelegten spätfeudalen Ständeordnung. Diese galt es zu überwinden. Das Individuum sollte sich als produktiv tätiger Mensch immer weiter vervollkommnen und Selbstbestimmung über seine Lebensbedingungen gewinnen. Die menschliche Individualität sollte sich frei entfalten. Damit verbunden war eine Hinwendung zum klassischen Altertum. Dies führte in den bildenden Künsten zum Klassizismus mit der Nachahmung des klassischen Altertums, vorrangig der griechischen Antike.
Eine andere prägende Haltung war die der Romantik. Sie kann auf zwei seinerzeit populäre literarische Richtungen zurückgeführt werden. Es handelt sich einerseits um den englischen gotischen Roman in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – die Engländer lasen seinerzeit leidenschaftlich gerne Schauerromane. Andererseits handelt es sich um die deutsche Sturm-und-Drang-Bewegung, die Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine ganze Reihe von Literaten und Lesern beeinflußte. Während der gotische Roman eher oberflächlich geschrieben war, standen die Werke der Sturm-und-Drang-Bewegung, vertreten u.a. durch Goethe und Schiller, auf einem hohen literarischen Niveau. Die gotischen Romane regten mit Motiven wie Gespenster, Ritter, verwunschene und halbzerfallene Burgen die Phantasie an, während der Sturm und Drang die Gefühle der Leser ansprach. So diente der Held Goethes in „Die Leiden des jungen Werthers“ vielen Jugendlichen am Ende des 18. Jahrhunderts als Vorbild, sich entsprechend zu kleiden oder gar wie Werther Selbstmord zu verüben.
Letztendlicher Auslöser romantischen Denkens ist wohl in den gesellschaftlichen Umbrüchen zu sehen, die die Industrialisierung hervorriefen. Die neue Maschinenwelt führte zu Verstädterung und Landflucht, ein wiewohl unterstelltes vormaliges Idyll war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Andererseits blieben in Deutschland das konstitutionelle System, die Ständegesellschaft sowie die institutionelle Macht der Kirche bestehen, selbst nach dem Scheitern der Revolution in den Jahren 1848 und 1849. Der erforderliche Wandel konnte nicht unmittelbar in oder mit der Gesellschaft stattfinden. Dies war für die Romantiker, gerade auf dem Hintergrund ihrer eher individualistischen Grundeinstellung, ein Anlaß, um in Melancholie und in phantastische, unwirkliche und idyllische Welten zu fliehen sowie sich durch Flucht aus der Wirklichkeit aus dem gesellschaftlichen Leben weitgehend zurückzuziehen.
Es waren dies auch die ersten Jahre des Biedermeier. Als Biedermeier wird die Zeitspanne von 1815 (Wiener Kongress) bis 1848 (Beginn der bürgerlichen Revolution) in den Ländern des Deutschen Bundes und des Kaisertums Österreich bezeichnet. Mit Biedermeier ist in der politischen Geschichte der Begriff der Restauration verknüpft, der sich auf die staatspolitische Entwicklung nach dem Ende der Napoleonischen Zeit und des Wiener Kongresses bezieht. Für die zum selben Zeitabschnitt gehörende entgegengesetzte Bewegung zur politischen, revolutionären Veränderung, die unter anderem bei Literaten wie Georg Büchner und Heinrich Heine ihren Niederschlag fand, wird dagegen der Begriff Vormärz verwendet.
Biedermeier bezeichnet in erster Linie eine bürgerliche Kultur, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand. Das Bürgertum kultivierte das Privat- und Familienleben in ganz neuem Ausmaß. Nicht die Repräsentation stand im Vordergrund, sondern das häusliche Glück in den eigenen vier Wänden, die zum Rückzugsort vor der großen Politik wurden. Bürgerliche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Treue, Pflichtgefühl, Bescheidenheit wurden zu allgemeinen Prinzipien erhoben.
Folgen wir nun dem Kommentar des schon genannten Heinrich Ulmann, der dieses Zeitalter, an dessen Beginn diese Revolutionserfahrung stand, ein Zeitalter der Erhaltung nennt, werfen wir mit ihm einen Blick auf die „Geistigen Mächte“ dieses Zeitalters.
„Für die geistige Gesamtleistung der Zeit von 1815 bis um 1830 findet zwischen den Nationen, im ganzen ebenso wie innerhalb einzelner Gebiete, ein verstärkter Austausch, ein gegenseitiges Nehmen und Geben statt. Es kommt in diesem Nebeneinander der Völker zu unterschiedlichen Entwicklungen und Schwerpunkten. So besitzt Frankreich den Primat der bildenden Künste sowie glänzende Erfolge auf dem Gesamtgebiet der Naturwissenschaften. Deutschland hat epochemachende Anstöße im Gesamtgebiet der Dichtung mit stärkster Wirkung auf andere Völker gegeben und hat eine eigenständige Entwicklung der historisch–philologischen Fächer angebahnt.
Was von Goethe nach 1815 erschienen, dürfte kaum in die Reihe der damals gelesensten Bücher gestellt werden. Nicht daß er sich im Alter allem Neuen gegenüber abgeschlossen hätte. Fand er doch trotz seines Klassizismus ein liebendes Verstehen für altdeutsche Kunst, hat die Welt der orientalischen Dichtung ihm Fassung geboten für die poetischen Schätze seines späten Liebestraums im west–östlichen Diwan. Aber so hoch die Mitwelt persönlich wie literarisch ihn, den Geistesgewaltigen, verehrte, den unübertrefflichen Lebenskünstler vermochte sie noch nicht zu würdigen. Und so sollten denn die letzten in symbolisch–allegorischer Form gegossenen Gaben des Dichters ohne stärkere Aufmerksamkeit seiner Umwelt vorübergehen. Er selbst scheint mit der Versiegelung des zweiten Teils seines Faust zu ahnen, daß die Welt noch nicht reif war für ein so gewaltiges Werk.
Schiller, Goethe, Wilhelm von Humboldt und andere hatten mit der Idee der ästhetischen Erziehung des Menschengeschlechts angestrebt, die Polarisierung zwischen Sinnlichkeit und Vernunft zu überwinden, Bildung zu sehen in ihrem Doppelcharakter von sowohl sinnlicher und erkenntnisgeleiteter Wahrnehmung ebenso wie lustbezogener, gefühlshafter Empfindung. Friedrich Schiller sah noch eine dritte Kraft im Spieltrieb. Wachsen und gedeihen konnte dieser Gedanke einer ästhetischen Erziehung mit dem Heranwachsen des Neuhumanismus.
Noch beherrschte die Romantik das Feld. Doch haben die Romantiker Raum für ihre Gegner gelassen. Nicht nur die klassische Dichtung konnte sich daneben behaupten, nicht nur hörte man gern die Lustspiele des vielverhöhnten Kotzebue, die politische Doktrin des Vernunftrechtes bildete gleichermaßen ein wichtiges Ferment und auf dem Gebiet der protestantischen Theologie hat der Rationalismus sich noch in das nächste Menschenalter hinein gerettet. — Im allgemeinen lenkte die Romantik von vernunftgelenkter Aufklärung sehnsüchtig zurück in eine wirkliche oder erträumte Vergangenheit, in ein goldenes Zeitalter der Kunst, das sie in der Verschwisterung von Kirche und Kunst erkennen wollte. Im Überschwang jugendlicher Begeisterung hatte sich wohl die Poesie der Weissagung nahegerückt, ja wenigstens dem Wunsche nach, Poesie und Religion als Einheit erfaßt.
Niemand hat uns ferner tatkräftiger als die Vertreter der Romantik die Werke von Meistern anderer Völker durch Bearbeitungen oder Übersetzungen nahegebracht. Der Gedanke einer Weltliteratur, einst von Herder erschaut und jetzt von Goethe wohlwollend begrüßt, schien lebendig zu werden. Nicht minder haben die Romantiker bei ihrer sehnsüchtigen Rückkehr zum Vergangenen sozusagen das heimatlich Nationale wieder entdeckt, mit bewußtem Abrücken von klassischen Stoffen und Formen.
In Deutschland verdienen Tiecks Novellen, Rückerts geharnischte Sonette und Uhlands politischer Sang ihren Ehrenplatz; der Schwung Fouqués, die Anmut Brentanos und Achims von Arnim haben noch Generationen entzückt. Doch es überwiegt in den Stoffen mehr und mehr Willkür, Übertreibung, Vorliebe für auflösende Ironie und gespenstische Auffassung. Die Form wird mit Absicht unklar. Beim Drama braucht man sich nur an Zacharias Werner und die frühesten Schöpfungen Grillparzers zu erinnern. Als Erzähler hat E. Th. A. Hoffmann am markantesten in vielgelesenen Schriften das Gelüst bewiesen, das Leben ganz ins Unwirkliche zu schieben. In der Gattung der Märchen ragt die unnachahmliche Sammlung deutscher Volksmärchen durch die Gebrüder Grimm heraus, und nicht zu vergessen deren kunstmäßige Nachschöpfung durch Wilhelm Hauff. Übrigens findet manche Richtung, die sich heute – 100 Jahre später – für sehr modern hält, in jenen Zeiten wohl ihr Urbild. So die Stimmungsdichtung in dem feinfühligen Chamisso.
In Frankreich sind zu nennen die von dichterischer Kraft beseelten Erzählungen des Vicomte Chateaubriand, der sich als Aufgabe erwählte, gegenüber dem dürren Klassizismus die poetische Schönheit des Christentums und seiner kirchlichen Überlieferung eindringlich vor Augen zu führen. Chateaubriand ist der Vater des Romantizismus und der freien, an keine überlebten Regeln gebundene Offenbarung der dichterischen Seele in Frankreich. Im Anschluß an den erzählenden Epiker erwuchs sofort der Nation als Lyriker A. de Lamartine. Ihm war es verliehen zu finden statt zu erfinden, zu sehen statt zu suchen, so daß er der idealistisch erfaßten Außenwelt die zartesten Stimmungen seines Innern abzugewinnen verstand. Lamartine war trotz der politischen Rolle, die er später gespielt hat, eine melancholisch–einsame Natur, in vornehmer Haltung bestrebt, sich selbst dichterisch auszuleben. Heute ist, vielleicht mit deshalb, der jahrzehntelang hochgefeierte Sänger zurückgestellt hinter dem in sich zerrissenen A. de Vigny und dem sich allmählich in Lyrik, Drama und Roman durchsetzenden Viktor Hugo. Man will sie vorziehen wegen der rein formalen Vollendung ihrer Poesie, zum Teil wegen ihres Vermögens, die tieferen Kontraste ihrer Natur zu entdecken und ihren Lesern zu enthüllen. Diese Männer, zu denen sich noch unmittelbar vor Schluß der Restaurationszeit Alfred de Musset gesellte, haben die Herrschaft der Romantik, die jenseits des Rheins, wenn auch nicht ohne Berührung mit deutschem und englischem Geist doch wesentlich wurzelhaft erblüht war, auf allen geistigen Gebieten begründet. Noch seien erwähnt unter den Romantikern der Geschichtsschreiber A. Thierry und der tief angelegte Guizot, der anfänglich den Prinzipien der Künste ebenso nachsann wie denen der Historie.
Anders als in Frankreich gehören in England innerhalb der schönen Literatur sowohl die Verteidiger von Thron und Altar wie die Vorkämpfer der Volksfreiheit in die Reihen der Romantiker. Ausgenommen sind nur einzelne jugendliche Schriftsteller, die, wie Macaulay, damals zuerst die Löwenklaue erkennen ließen. Das Gesagte trifft zu auf den großen schottischen Romanzier Walter Scott einer– und den ganzen Byronschen Kreis andererseits. Walter Scott kam zustatten, daß gerade in den von der herrschenden Richtung fernst gelegenen Gebieten Irland und Schottland längst die Weichen gestellt waren zur Heimatkunst, die zur Hauptstärke Scotts in seinen in unsere Periode fallenden historischen Romanen wurde. Die besten sind ausgezeichnet durch Naturtreue und Nachempfindung der Vorgänge in der Volksseele, die Erfindung ist reich und, wenigstens im Vergleich mit deutschen Zeitgenossen, künstlerisch angelegt. Scott ist immer eifervoller Tory geblieben.
Die tiefgeschöpften Dichtungen Shelleys waren nicht für jedermann. Er erzwingt Teilnahme durch seinen Wahrheitsmut als Atheist und Radikaler. Sicher ist der Weltruhm des durch Stellung, Schicksale und Schöpfungen hervorragenden Lord Byron gerade dadurch gefördert, daß er aus dem ihn engherzig abstoßenden Vaterlande sich gewissermaßen in die Allgemeinheit retten mußte. Andererseits hat, was er erleben mußte, die Folge gehabt, daß seine Urteile über die Männer am Staatsruder Englands, sei es in Satiren, sei es eingestreut in seinen großen Epen, allzu gehässig ausgefallen sind.
Bei überreichen Gaben des Geistes und der Phantasie ist Lord Byron nicht der erste, allerdings der vollkommenste Typus der bei allem Überfluß des äußeren und inneren Daseins aus verzehrendem Weh über die Nachtseiten des Lebens erwachsenden sentimentalen Weltverneinung. Sie hat in diesem begnadeten Dichter des Weltschmerzes den ohnegleichen schärfsten und poetisch verklärtesten Ausdruck gefunden. Sein persönliches Weh strahlt zurück aus dem Mund der Helden seiner großartigen Gesänge. Sein Subjektivismus war so wirksam wie der Rousseaus, weil in seinem Leid Zahllose sich spiegeln konnten. Jedoch wie die Stärke, so ruht darin eine Schwäche seines Dichtens. Der Leser ermüdet bei den Irrgängen seiner willkürlichen Phantasie.
Schwer wurde es Italien, aus den Fesseln des Konventionellen sich loszuarbeiten. Die trostlosen politischen Verhältnisse konnten dieses Ziel nicht begünstigen. Selbst ein Mann wie Manzoni unterdrückte vor der Öffentlichkeit vaterländische Wünsche. Dieser zum warmen Katholiken gewandelte Skeptiker gab in seinen Dramen und seinem Roman ‚Die Verlobten‘ dem religiösen Gefühl seines Volkes einen poetischen Wirklichkeitsausdruck. Er huldigte dem romantischen Ideal der Einheit von Poesie und Religion. Dagegen gab Graf Leopardi in seinen Dichtungen nicht nur der Trauer um die Erniedrigung des Vaterlandes leisen Ausdruck, er versenkte sich pessimistisch mehr und mehr in das Elend des Menschseins. — Man kann schwerlich beweisen, daß durch die Dichtungen, die aus dem Geist der Romantik anderwärts, in Skandinavien, in Polen, in Rußland z. B. durch Ohlenschläger, Mickiewicz und Puschkin entstanden, ein besonderer Ton in den romantischen Gleichklang gekommen ist.
Die Idealphilosophie war bemüht, in großen Systemen die Welt– und Daseinsrätsel zu umspannen. Was wissenschaftlich Fichte und Schelling in ihrer frühesten Epoche geleistet, gehört der vorangegangenen Zeit an. Der Dritte in der Reihe der großen Systematiker, Hegel, gehört durch seine Wirkung seit seiner Berufung an die Berliner Universität ( 1818 bis 1831) ganz dem hier beschriebenen Zeitraume an. Bekanntlich ist seine Philosophie die herrschende zu seinen Lebzeiten gewesen, so sehr, daß z.B. Schopenhauers Gedankengänge fast keine Beachtung gefunden haben. Erst die gegensätzliche Auffassung des tiefsinnigen, indes gekünstelten Systems des Meisters durch seine Schüler hat nachher den Bann gebrochen. Dauerhafter als sein System war die Wirksamkeit Friedrich Schleiermachers (1768 – 1834) insbesondere für alle Völker germanischer Abstammung. Man hat Schleiermacher ein religiöses Genie bezeichnet. In der Tat hat er die Religion aus den Gebieten des Wissens und des Tuns hinübergerettet in die Empfindung des Individuums, so hoch er auch das Gemeinschaftsleben anschlug.
Wie die Gestalt Goethes in die romantische Literatur, so ragt die Beethovens weit hinein in die von verschiedenen Einflüssen berührte Tonkunst der Folgezeit. Der geniale Musiker hatte 1814 auf der Höhe seines Ruhms gestanden, als die Klänge seiner Symphonien die in Wien versammelten Fürsten und Staatsmänner begrüßten. Von unleidlicher Schwerhörigkeit heimgesucht, schuf der Unermüdliche weiter: es entstand die Messe D–Dur und die Neunte seiner Symphonien, in der durch den Hinzutritt der Gesangschöre es dem Meister der Instrumentalmusik gelang, das Letzte zu offenbaren, was er auf der Seele hatte. Schon ehe Beethoven 1827 starb, hatten neue Einflüsse neben ihm Geltung erworben.