Buch:
Urlaubszeit – Bommelzeit.
In diesem Jahr denkt Bommel wirklich, dass es gar nicht mehr schlimmer werden kann. Er wird sich noch wundern! So gefährlich und abenteuerlich war es lange nicht mehr.
Aber lest selbst, für mich ist das schon wieder viel zu aufregend …
Autorin:
Karin Kirwa schreibt neben den zahlreichen Abenteuern über den kleinen Teddybären noch andere Geschichten. Sie lebt mit ihrem Hund an der Ostsee.
Bommel saß auf seinem Bett in der linken Ecke wie immer und schlief tief und fest. Nichts und niemand vermochte ihn zu wecken. Ab und zu ertönten leichte Schnarchgeräusche, dann war es wieder absolut still. Ja, so geht es, wenn man immer so fleißig ist, wie unser Bommel, dann muss man sich zwischen all den Aufregungen auch einmal ausruhen. Alle Feste waren nun vorbei, und Bommel konnte wirklich in Ruhe ausgiebig ein paar Monate schlafen. Das tat ihm gut, denn er war ganz kaputt von all seinen Abenteuern. So saß er wieder in seiner Ecke, wie gesagt der linken, Ihr wisst es ja noch, und schnarchte leise vor sich hin. Das hörte sich ungefähr so an. Chrrr, brumm, grrr, chrrr. Ganz merkwürdig, als wäre da drinnen ein wildes Tier eingesperrt, aber natürlich war das nicht so. Bommel schlief nur tief und fest.
Nachdem nun schon eine ganze Weile vergangen war und der Urlaub näherkam, beschloss ich, Bommel zu wecken. Leise ging ich in sein Zimmer, damit er sich nicht unnötig erschreckte, und nahm ihn vorsichtig hoch. Dabei flüsterte ich: "Bommel, lieber kleiner Bommel", trat einen Schritt nach hinten, stolperte über den Teppich vor dem Bett und bauz pardauz lagen Bommel und ich auf dem Fußboden.
Ach, das war ja wieder was. Bommel blutete ein bisschen aus der Nase, und ich rieb mir das Hinterteil. Als die Schrecksekunde vorbei war, begann ein lautes Gezeter: "Was ist denn los, warum schmeißt Du mich auf den Boden, was habe ich gemacht, geht man so mit seinem Lieblings-Teddy um? Ich glaube, Du hast mich nicht mehr lieb!"
Mir brummte der Kopf und ich antwortete: "Ach Bommel, es tut mir leid, ich bin gestolpert, und dann bist Du mir aus dem Arm gerutscht. Es tut mir wirklich schrecklich leid. Komm, wir ziehen Dich an und verbinden Dich, dann wird es schon gehen." Ich wischte ihm vorsichtig die Nase ab, ging mit ihm ins Badezimmer, zog ihn an und holte einen Verband. Nachdem ich seine Nase verbunden hatte, hielt ich ihn vor den Spiegel, und da musste Bommel auch schon wieder lachen. Das sah aber auch zu komisch aus, mein Bommel mit einem großen Verband um die Nase, ach, was so alles passiert!
Weil das Wetter schön war, beschlossen Bommel und ich, in den Garten zu gehen und dort Kirschen zu pflücken. Bald hatten wir eine ganze Schüssel voll. Wir setzten uns in eine Ecke und Bommel durfte probieren.
Als er da saß und von den guten Kirschen kostete, fragte er plötzlich: "Sind eigentlich schon Ferien?"
"Nein", sagte ich, "Bommel, noch nicht ganz, aber bald."
"Fahren wir wieder in Urlaub?", fragte Bommel weiter.
"Ja, Bommel, in diesem Jahr fahren wir in den Norden, nach Mecklenburg-Vorpommern, das liegt an der Ostsee."
"Aha", sagte Bommel. "Und wo wohnen wir dort?"
"Der Ort heißt Niederhof, und wir werden in einem kleinen Häuschen ganz nah am Wasser wohnen."
"Wie nah?", fragte Bommel,
"Na, so ca. 200m würde ich sagen. Wir müssen nur ein Stück durch den Wald gehen, und dann sind wir schon am Strand. Da kannst Du baden, mit dem Schlauchboot fahren, natürlich nur mit mir, und so allerhand mehr."
Bommel überlegte: "Kann man dort auch die Haie sehen?"
Verdutzt fragte ich: "Welche Haie denn?"
"Na, die Haie im Meer." Bommel verdrehte die Augen, weil ich wieder einmal gar nichts verstand.
"Ach Bommel, in der Ostsee gibt es doch keine Haie", lachte ich.
"Aber wenigstens Wale und Pinguine wird es dort wohl geben, oder vielleicht riesige Tintenfische", maulte Bommel.
"Nein, leider keine Haie, keine Wale, keine Pinguine und Tintenfische auch nicht, nicht einmal kleine!" Ich lachte nun ziemlich laut, was Bommel gar nicht lustig fand.
"Nicht ein einziges gefährliches Tier?", fragte er, "dann bleibe ich besser zu Hause."
"Wenn Du meinst, Bommel, dann bringe ich Dich zur Nachbarin, die freut sich immer so, wenn Du sie besuchst."
Bommel, der nur beleidigt war, wollte keinesfalls zu Hause bleiben und sagte nun gnädig: "Also gut, ich komme mit, auch wenn es dort bestimmt sehr, sehr langweilig sein wird ohne wilde Tiere."
"Weißt Du, Bommel, ich bin ganz froh, dass es dort keine wilden Tiere gibt, sonst könnten wir nicht so einfach baden und durch den Wald spazieren, das wäre ja viel zu gefährlich. Du wirst schon sehen, es wird bestimmt ganz lustig, und wir werden viel Spaß haben. Und irgendwelche Tiere werden dort schon sein. Allerdings fällt mir grade ein, Wildschweine gibt es dort, die sind ja wenigstens ein bisschen wild, und wenn sie Frischlinge haben, auch ein bisschen gefährlich."
Wenigstens schaute Bommel jetzt schon etwas gnädiger drein.
"Nächste Woche geht es los, Du kannst ja schon mal überlegen, was Du alles mitnehmen möchtest. Vergiss nicht Deine Badehose und die Sonnencreme, und Deinen Sonnenhut musst Du auch mitnehmen, damit Du keinen Sonnenstich bekommst."
Bommel trollte sich und fing an zu packen, und ich buk noch schnell einen Kirschkuchen, solange noch genug Kirschen da waren.