DOKTOR DOLITTLE UND SEINE TIERE

Deutsche Neuübersetzung

 

HUGH LOFTING

 

 

 

 

Doktor Dolittle und seine Tiere, H. Lofting

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849652784

 

Cover Design: © Can Stock Photo / dagadu

 

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Inhalt:

I. PUDDLEBY.. 1

II. TIERSPRACHE.. 3

III. NOCH MEHR GELDSORGEN... 9

IV. EINE NACHRICHT AUS AFRIKA.. 13

V. DIE GROßE REISE.. 17

VI. POLYNESIA UND DER KÖNIG.. 21

VII. DIE BRÜCKE DER AFFEN... 25

VIII. DER ANFÜHRER DER LÖWEN... 30

IX. DER RAT DER AFFEN... 34

X. DAS SELTENSTE ALLER TIERE.. 37

XI. DER SCHWARZE PRINZ.. 41

XII. MEDIZIN UND MAGIE.. 45

XIII. ROTE SEGEL UND BLAUE FLÜGEL. 50

XIV. DIE WARNUNG DER RATTE.. 53

XV. DER BERBERDRACHE.. 56

XVI. TOO-TOO, DER ZUHÖRER.. 60

XVII. DIE KLATSCHTANTEN DES MEERES. 63

XVIII. GERÜCHE.. 67

XIX. DER FELSEN... 72

XX. DAS DORF DES FISCHERS. 76

XI. WIEDER DAHEIM... 79

I. PUDDLEBY

 

Es war einmal vor vielen Jahren, als unsere Großväter kleine Kinder waren, da gab es einen Arzt, dessen Name war Dolittle – Doktor John Dolittle. "Doktor" bedeutet, dass er ein richtiger Arzt war und eine ganze Menge wusste.

Er lebte in einer kleinen Stadt namens Puddleby-on-the-Marsh. Alle Leute, ob jung oder alt, kannten ihn vom Sehen her sehr gut. Und wann immer er mit seinem hohen Hut die Straße entlang ging, sagte jeder: "Da kommt der Doktor! Er ist ein kluger Mann." Und die Hunde und die Kinder liefen alle hinauf und folgten ihm nach; und selbst die Krähen, die im Kirchturm lebten, krächzten und nickten mit den Köpfen.

Das Haus, in dem er lebte, am Rande der Stadt, war ziemlich klein; aber sein Garten war sehr groß und hatte eine ausgedehnte Rasenfläche, Steinbänke und Trauerweiden. Seine Schwester, Sarah Dolittle, war Haushälterin bei ihm; aber um den Garten kümmerte sich der Doktor selbst.

Er war sehr tierlieb und hielt viele Arten von Haustieren. Neben dem Goldfisch im Teich am unteren Ende seines Gartens hatte er Kaninchen in der Speisekammer, weiße Mäuse in seinem Klavier, ein Eichhörnchen im Wäscheschrank und einen Igel im Keller. Er hatte auch eine Kuh mit einem Kalb und ein altes, lahmes Pferd – fünfundzwanzig Jahre alt – und Hühner und Tauben und zwei Lämmer und viele andere Tiere. Aber seine Lieblingstiere waren Dab-Dab die Ente, Jip der Hund, Gub-Gub das Babyschwein, Polynesia der Papagei und die Eule Too-Too.

 

 

Seine Schwester meckerte wegen all dieser Tiere und sagte, sie würden das Haus unordentlich machen. Und eines Tages, als eine alte Dame mit Rheuma den Arzt aufsuchte, setzte diese sich auf den Igel, der auf dem Sofa schlief. Daraufhin kam sie nie wieder, sondern fuhr jeden Samstag bis nach Oxenthorpe, einer anderen Stadt zehn Meilen entfernt, um einen anderen Arzt aufzusuchen.

Dann kam seine Schwester, Sarah Dolittle, zu ihm und sagte,

"John, wie kannst du erwarten, dass kranke Menschen zu dir kommen, wenn du all diese Tiere im Haus hast? Das ist mir ein guter Arzt, der seinen Salon voller Igel und Mäuse hat! Das ist die vierte Patientin, die dir diese Tiere vertrieben haben. Jenkins und der Pfarrer sagen, dass sie nicht mehr in die Nähe deines Hauses kommen würden – egal wie krank sie sind. Wir werden von Tag zu Tag ärmer. Wenn du so weitermachst, wird dich keiner der guten Leute mehr als Arzt haben wollen."

"Aber ich mag die Tiere lieber als die "guten Leute", sagte der Arzt.

"Du bist lächerlich", sagte seine Schwester und ging aus dem Raum.

So bekam der Doktor im Laufe der Zeit immer mehr Tiere; und die Leute, die ihn besuchten, wurden immer weniger. Zum Schluss war niemand mehr übrig – außer dem Katzenfleischverkäufer, der nichts gegen Tiere hatte. Aber der Katzenfleischverkäufer war nicht sehr reich und er wurde nur einmal im Jahr krank – zur Weihnachtszeit, als er dem Arzt sechs Cent für eine Flasche Medizin gab.

Sechs Cent im Jahr war nicht genug, um davon leben zu können, selbst in jenen Tagen, vor langer Zeit; und wenn der Doktor nicht etwas Geld in seiner Sparbüchse gespart hätte, wüsste niemand, was passiert wäre.

Er bekam immer noch mehr Haustiere, und natürlich kostete es viel, sie zu füttern. Und das Geld, das er gespart hatte, wurde immer weniger.

Dann verkaufte er sein Klavier und ließ die Mäuse in einer Büroschublade wohnen. Aber auch das Geld, das er dafür bekam, begann zu verschwinden, also verkaufte er den braunen Anzug, den er sonntags trug, und wurde immer ärmer.

Und dann, wenn er mit seinem Zylinder die Straße hinunterging, sagten die Leute zueinander: "Da geht John Dolittle, der Doktor! Es gab eine Zeit, da er der bekannteste Arzt in der Umgegend war – schau ihn jetzt an – er hat kein Geld und seine Strümpfe sind voller Löcher!"

Aber die Hunde und die Katzen und die Kinder liefen immer noch hinter ihm her und folgten ihm durch die Stadt – so wie sie es getan hatten, als er reich war.