Weltraum-Abenteuer-Paket: Der Göttermacher und andere SF-Abenteuer auf 1000 Seiten

Alfred Bekker et al.

Published by Alfred Bekker präsentiert, 2018.

Inhaltsverzeichnis

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Weltraum-Abenteuer-Paket: Der Göttermacher und andere SF-Abenteuer auf 1000 Seiten

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Alfred Bekker: | DER GÖTTERMACHER

Transmitter-Welt

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Die Hauptpersonen des Romans:

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Gefangen auf Kallisto

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Die Schlacht der Automaten

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Invasion aus der Tiefe

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Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #12

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Alfred Bekker:  Absturz des Phoenix

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Alfred Bekker: Goldenes Artefakt

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Alfred Bekker:  Hundssterne

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Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Eroberer der Galaxis: Kosmische Beute

Prolog:

Kapitel 1: Tiere der Tiefe

Kapitel 2: Krankenstation

Kapitel 3: Der aus dem Totenreich

Kapitel 4: In der Enge

Kapitel 5: Der Anführer

Kapitel 6: Die ANTARKTIKA

Kapitel 7: Der Jäger und seine Beute

Agent unter den Sternen | Roman | von Gerd Maximovic

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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

Also By Alfred Bekker

Also By W. W. Shols

Also By Hendrik M. Bekker

Also By W. K. Giesa

Also By Gerd Maximovic

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Weltraum-Abenteuer-Paket: Der Göttermacher und andere SF-Abenteuer auf 1000 Seiten

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Dieses Buch enthält folgende SF-Romane:

Alfred Bekker: Der Göttermacher

W.K.Giesa: Transmitter-Welt

W.W.Shols: Gefangen auf Kallisto

W.W.Shols: Die Schlacht der Automaten

W.W.Shols: Invasion aus der Tiefe

Alfred Bekker: Absturz des Phoenix

Alfred Bekker: Goldenes Artefakt

Alfred Bekker: Hundssterne

Hendrik M. Bekker: Kosmische Beute

Gerd Maximovic: Agent von den Sternen

Das war eine Sensation für Dr. Addison und Leutnant Melrose: Auf dem Planeten Jupiter gab es Lebewesen, mit denen man Kontakt aufnehmen konnte. Sie hatten jedoch keine Gelegenheit mehr, etwas zu unternehmen, denn ein dringender Funkspruch beorderte sie zur Raumstation Kallisto zurück, deren Besatzung von vier entflohenen Sträflingen eines anderen Planeten überrascht worden und ihnen wehrlos ausgeliefert war. Es hätte in dieser aussichtslosen Situation keine Rettung mehr gegeben, wäre es Addison und Melrose nicht gelungen, sich im letzten Moment mit einem Jupiter-Lebewesen in Verbindung zu setzen, das aus einer formlosen, blauen Masse zu bestehen schien und mit starker elektrischer Energie geladen war; eine Waffe, die jeden Menschen auf der Stelle zu töten vermochte.

Tsu, wie sich dieses Wesen nannte, war nicht in der Lage, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, es handelte nur auf Befehl. Und vielleicht lag gerade darin die große Gefahr, denn wer Tsu in seine Gewalt bekam, konnte den Kampf für sich entscheiden. Forscher gegen Gangster – es ging auf Leben und Tod!

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ALFRED BEKKER SCHREIBT Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA,die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark. 

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© Cover: Michael Heywood 123rf mit Steve Mayer und Pixabay

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alfred Bekker:

DER GÖTTERMACHER

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© 1980 by Alfred Bekker

Digitalausgabe 2014 AlfredBekker/CassiopeiaPress

Alle Rechte vorbehalten

www.AlfredBekker.de

Postmaster@AlfredBekker.de

Er gehörte nicht zu den Millionen Göttern der Gala­xis, aber er hatte viele von ihnen gemacht. Es war ge­wissermaßen illegal und es gab Leute, die darin etwas Unmoralisches und ethisch Verwerfliches sahen, aber Joe Lakran (auch unter Namen wie Leichen-Joe oder Götter-Joe bekannt) fand nichts dabei. Für ihn war es ein Broterwerb wie jeder andere und zudem recht krisensicher und einträglich, denn der menschliche Bedarf an Göttern war größer als sich gemeinhin vermuten lässt. Die Nachfrage überstieg bei weitem das Angebot und nur Lakran selbst wusste genau, wieviel ihm das Göt­termachen inzwischen ein­ge­bracht hatte.

Und dabei war das Pro­duzieren von Göttern durchaus keine leichte Auf­gabe. Es erforderte viel Sachverstand, Ge­schäfts­sinn und Einfüh­lungs­vermögen in die Mentalität der jeweiligen Planeten­be­völkerung.

Aber Lakran war unbe­stritten ein vollendeter Meister seines Fachs. Er konnte Götter aus dem Nichts zum Leben erwe­cken und aus einer bos­haften Laune heraus wieder sterben lassen. Er war mächtig (auch wenn nur wenige von seiner Macht ahnten) und in man­chem sogar mächtiger als die Regierungen aller Planeten zusammen: Er war der Puppenspieler, der Mann hinter der Bühne, der aus dem Verborgenen heraus die Fäden zog und die Marionetten tanzen ließ.

Die Bühnen, auf denen er spielte, waren ganze Planeten und auf diesen Bühnen war er Herr über Leben und Tod, über Sieg und Niederlage, über Gut und Böse.

»Es gibt einen einzigen höchsten Gott, der über allen anderen steht!«, rief Lakran mit seltsam verzerr­tem Gesicht den Ma­schinen und Monitoren sei­nes Raumschiffs zu. »Und dieser höchste Gott bin ich, Joe Lakran!«

Sein strahlendes Ego war heller als der leuch­tende Mittelpunkt der Ga­laxis.

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IN LAKRANS AUGEN WAR es weder zynisch noch über­heblich, sein Raumschiff CORPUS DEI genannt zu haben. Für ihn war es le­diglich ein zusätzlicher Gag bei der Sache. Hier auf der CORPUS DEI verbrachte er mehr als neunzig Prozent seiner Zeit, nur umgeben vom Schiffscomputer, von Monitoren und Schalt­kon­solen und von Andro­iden verschiedenster Art.

Die einen waren dazu bestimmt, als Götter zu fungieren; die anderen, um Lakran zu erfreuen.

(Hier handelte es sich um vier vollkommen iden­tische weibliche Andro­iden, von denen drei im Kälte­schlaf lagen und nur dazu da waren, den vierten zu ersetzen, falls sich bei dem ein Funktionsfehler zeigen würde.)

Den Kontakt mit Men­schen aus Fleisch und Blut vermied er fast völlig. Einerseits war er ihm zu schwierig und kraftrau­bend, andererseits miss­traute er der gesamten Menschheit aus Prinzip. Vielleicht hasste er sie ins­geheim auch. Er hasste alles, worüber er nicht Herr sein konnte.

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»WIR BEFINDEN UNS JETZT im Orbit von Neu Uruguay«, sagte der Schiffs­computer und kom­mentierte damit das Bild auf dem Hauptmonitor: eine gelb-braune Scheibe, die aus der Schwärze des Weltraums aufgetaucht war.

Lakran nickte zufrieden und fragte: »Wann waren wir das letzte Mal auf Neu Uruguay? Ich hab's vergessen.«

»Vor genau 333 Jahren, 3 Monaten und 3 Tagen - alles in Neu Uruguay-Zeit gerechnet«, kam die Ant­wort prompt.

»Sehr gut... Dann sind wir also pünktlich...«

Pünktlichkeit war eine wichtige Tugend für einen Göttermacher - ebenso wie die Fähigkeit, in geschicht­lichen Zusammenhängen und größeren zeitlichen Dimensionen zu denken. Und natürlich Geduld. Ohne Geduld ging es auch nicht. Schon unzählige Ma­le (zuletzt eben vor 333 Jahren) hatte die CORPUS DEI im Orbit von Neu Uru­guay gestanden und wäh­rend dieser Aufenthalte hatte Lakran den Boden für den kommenden Gott ge­düngt. Er hatte Androiden­propheten losgeschickt, die ihn ankündigten und my­thische Keime für die Zu­kunft legten, er hatte hier und da in politische und gesellschaftliche Struk­turen eingegriffen und sie zu seinen Gunsten verändert.

Und er hatte gewartet. Er konnte warten und er hatte Jahrhunderte Zeit für seine Vorhaben. Das Phä­nomen der Zeitdilatation machte es möglich. Die CORPUS DEI brauchte sich einfach nur mit annähern­der Lichtgeschwindigkeit zu bewegen und während dann für Lakran nur Wo­chen vergingen, waren es im übrigen Universum Jahrhunderte. Eine Form der Zeitreise quasi - allerdings nur in eine Rich­tung.

Bei seinem letzten Auf­enthalt auf Neu Uruguay hatte Lakran seinen Andro­idenpropheten verspreehen lassen, dass der Erlöser in genau 333 Jahren, 3 Mona­ten und 3 Tagen käme.

(Die 3 war eine heilige Zahl auf Neu Uruguay: die Dreieinigkeit Vater, Sohn und heiliger Geist, die drei Ernten im Jahr, die drei Monde des Planeten, die drei Propheten, die Lakian geschickt hatte - die drei Augen, an denen die Neu Uruguayer ihren Messias erkennen würden!)

Neu Uruguay war ein Planet mit mildem Klima, welches in den meisten Re­gionen mehrere Ernten im Jahr erlaubte. Die Bevölke­rung lebte größenteils von der Arbeit auf den gigan­tischen, nicht selten viele tausend Quadrat­kilometer umfassenden Far­men und vegetierten ohne nennens­werte Lebensqualität und soziale Sicherheit, oft am Rande des Existenzmini­mums, dahin, während eine kleine Schar privile­gierter Großgrundbesitzer, die über neunzig Prozent der bewirtschaftbaren Pla­ne­ten­oberfläche unter sich aufgeteilt hatten, in schier unermesslichem Reichtum schwelgte.

Es war eine groteske Grausigkeit: Auf Neu Uru­guay, einem Planeten, der Nahrungsmittel exportierte, verhungerten Menschen. Und dabei hätte der Planet das Zeug dazu gehabt, ein ökologisches und soziales Utopia zu werden: Die Be­völkerungszahl war niedrig (auch wenn sie stetig stieg und in vielleicht tausend Jahren die kritischen Werte erreicht haben würde), die Oberfläche war größtenteils als agraische Nutzfläche verwendbar und die we­ni­gen Industriebetriebe kon­nten dem plane­tarischen Ökosystem nicht gefährlich werden. Wenn nur der Reichtum besser verteilt gewesen wäre...

Verschiedene Re­gier­un­gen hatten versucht, eine Landreform durchzu­füh­ren, waren aber immer am Widerstand der privile­gier­ten Oberschicht ge­schei­tert. Nichts konnte gegen den Willen der großen Farmer geschehen, zu al­lem mussten sie ihren Segen geben. Wie die ge­rade amtierende Regierung auch politisch gefärbt war - sie hatte keine Chance gegen das Nahrungskartell. Denn passte den wahren Herrschern Neu Uruguays etwas nicht, so brauchten sie nur eine Einstellung der Produktion anzudrohen und sie konnten mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass ihren Wünschen Rechnung getragen wurde.

Zwangsläufig musste das so sein, denn das Wahrmachen dieser Dro­hung hätte den sofortigen Zusammenbruch der Wirt­schaft, Hungerkata­stro­phen und vielleicht so­gar Bürgerkriege als Folgen gehabt.

Die Lage der (größ­tenteils ungebildeten) Land­bevölkerung hatte sich über die Jahrhunderte hin­weg stetig verschlechtert und tat es noch. Die Rei­chen wurden noch reicher, die Armen versanken mehr und mehr im Elend.

Letztendlich war dies alles durchaus in Lakrans Interesse. Die Armen Neu Uruguays hatten jahr­hundertelang auf ein Wiedererscheinen Christi gewartet und Lakran hatte sie durch gelegentliches Entsenden von Propheten, durch Verbreiten gewisser Mythen von Wundern und dergleichen mehr in ihren Werten bestärkt, ja, es zum Teil auch erst wachgerufen. Die von Anfang an dage­wesenen Religiösität der Neu Uruguayer war ihm dabei natürlich eine große Hilfe gewesen.

Inzwischen schienen alle Mühen sich gelohnt zu haben. Jetzt endlich waren die Verhältnisse da, die ein Messias für sein Kommen brauchte!

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LAKRAN TRAT AN DEN gläsernen Sarg heran, in dem der dreiäugige Mann lag: Christus für Neu Uru­guay. Er hatte trotz seines nichtmenschlichen Ausse­hens etwas tief Menschli­ches und Warmherziges in seinen Zügen, etwas, womit er die Massen fangen würde, etwas, das ihm hel­fen würde, die Summen einzubringen, die Lakran sich von ihm versprach.

Während seines Tief­schlafs war der dreiäugige Androide einer speziellen Hypno-Programmierung ausgesetzt gewesen. Er würde über jede Einzelheit seiner zukünftigen Messi­as-Rolle genaustens in­formiert sein.

»Weck ihn auf«, sagte Lakran zu dem allgegen­wärtigen Schiffscomputer. Und er wurde geweckt.

Als der gläserne Sarg sich automatisch öffnete und sich der neue Messias zögernd erhob (nackt und sichtlich orientierungslos) und ihn mit nicht-ver­stehenden Augen anstarr­te, da beglückwünschte Lakran sich innerlich. »Ja, ich glaube, du wirst ein er­folgreicher Messias wer­den.«

Er musterte ihn von oben bis unten. »Aber bis du dich rentierst, wird's wohl noch 'ne ganze Weile dauern.«

Er lachte ein hässliches, freudloses Lachen und der Androide öffnete halb den Mund.

»Nein, sag' nichts!« kam Lakran ihm zuvor. »Für Si­tuationen wie diese bist du geistig nicht konditioniert. Du begreifst nichts und ich werde dir auch nichts begreiflich machen. Du bist einfach nur eine Maschine, verstehst du? Eine Maschine, die ihre Aufgabe erfüllt und Geld einbringt. Sonst nichts. Muss eine Maschine kapieren, wirk­lich kapieren, was sie tut?«

Verständlicherweise sag­te der Androide nichts. Er schluckte nur und starrte Lakran an wie ein Wesen aus einem anderen Univer­sum.

»Von einer Maschine, einem Werkzeug wird nicht erwartet, dass es etwas ka­piert. Und du bist so ein Werkzeug. Alles, was du zu tun hast, ist, das zu ma­chen, wozu du program­miert bist.«

Das offensichtliche völ­lige Unverständnis das Androiden entlockte Lakran die Ahnung eines sadistischen Lächelns.

»Habe ich dich verwirrt? Ich bitte um Verzeihung. Also, hör' mir mal gut zu: Du bist der Messias, der wiedererstandene Christus und du wirst diese Rolle von Anfang bis Ende perfekt durchspielen.«

Der Androide sagte plötzlich: »Ja!« Und an sei­nen Gesichtszügen war zu erkennen, dass er irgend­etwas Vertrautes gehört hatte, etwas, das er in sein begrenztes Denkschema ein­zuordnen vermochte. »Ja«, sagte er nochmals. »Wahrlich! Ich bin der Messias!«

Lakran klopfte ihm auf die Schulter. »Komm, mein Messias, wir müssen uns beeilen.«

Aber der Androide schi­en keinerlei Eile zu haben.

»Zuerst suchen wir was zum Anziehen für dich und dann bringt dich der Mate­rietransmitter der CORPUS DEI dorthin, wo du deine Mission erledigen wirst.«

Das Gesicht des Andro­iden wurde nun seltsam verklärt und schien aus Verzückung am gerade ent­deckten Ego förmlich da­hinzufließen.

»Ich«, sagte er, »bin der Messias, der Sohn Gottes!«

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LAKRAN STRICH DER SCHWARZHAARIGEN Androidin mit den dunkelbraunen Augen über den Hintern und dachte: Von meinem problemlosen Lebensstil können selbst die Götter nur träumen.

Die Schwarzhaarige sah ihn mit ihren großen Augen geheimnisvoll an. Das konnte sie besonders gut.

Lakran ließ seine Hand über ihre Haare gleiten, diese schwarzen, dicken Pferdehaare, und sagte: »Irgendwie ist das unheim­lich praktisch mit dir: Du redest nicht, du meckerst nicht, du stellst keine An­sprüche und außerdem bist du völlig auf meine Be­dürfnisse abgestimmt. Und du bist jemand, der mir zu­hört, ganz gleich, was ich auch sage.«

Er sah sie an und sie sagte: »Ja.« Das einzige Wort, das man ihr beige­bracht hatte, das einzige, das sie zu sagen brauchte... Das einzige, das Lakran nicht störte.

Sie konnte dieses Ja in tausend verschiedenen Va­riationen sagen, jeweils der Situation angemessen. Sie konnte es fragend oder be­stimmt sagen, ausrufend, verzückt oder so, als würde noch etwas folgen, aber na­türlich folgte nie etwas.

»Ich meine, du bist zwar keine echte Frau, aber das macht nichts. Dafür bist du problemlos und das ist für mich die Hauptsache.«

Obwohl sie natürlich nichts von dem verstand, was er sagte, hatte er sich angewöhnt, mit ihr zu re­den. Was dabei heraus­kam, waren Monologe, de­ren Pausen durch die tausend Schattierungen des Wört­chens Ja ausge­füllt wur­den. Er redete mit ihr, wie man mit einem Teddy oder einer Puppe re­det - und in der Tat erfüllte sie für ihn auch wohl dieselbe Funk­tion wie Stofftiere sie für kleine Kinder erfüllen. All das, was an verkümmerter Mit­menschlichkeit und Lie­be noch in ihm war, projizierte er gewisser­maßen auf sie, ein Wesen, dessen Fähig­keiten sich im Vollzug des Geschlechts­verkehrs, im Ja-sagen und Mit-großen-Augen-geheim­nisvoll-bli­cken erschöpften. Aber das lief natürlich nur un­terschwellig in ihm ab und er hätte sich nie dazu be­kannt.

Wenn ihn jemand gefragt hätte: »He, Joe, was bedeu­tet diese Puppe für dich?«, so hätte er in etwa zur Ant­wort gegeben: »Sie ist eine Maschine. Eine Maschine, die einen Auftrag zu erfül­len hat. Ich habe sie in Harrington auf Neuwelt von der Karlaainen KG gekauft zusammen mit drei an­deren weiblichen Andro­iden, die ihr bis aufs Haar gleichen und für sie ein­springen können, falls sich ein Funktionsfehler zeigen sollte. Sie ist nichts weiter als ein Ding - und ich bin der Besitzer.«

Später lag er dann wach da und konnte nicht ein­schlafen. Erinnerungen krochen in ihm hoch, drängten sich an die Ober­fläche seines Bewusstseins und verhinderten, dass er zur Ruhe kam. Bilder tauchten auf und ver­schwammen wieder. Flüch­tige Szenen aus Albtraum­vergangenheiten.

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ER SAH EINE ENGE GASSE und ineinandergeschach­telte Slumsiedlungen ne­ben einem ultramoder­nen Raumhafen: Das war San Elviro auf Lakago, jener Ort, an dem er auf­gewachsen war. San Elviro war nichts weiter als ein großes, dreckiges Loch und wenn man dort lebte, fühlte man sich wie eine ge­fangene Ratte.

Lakago war eine der ärmsten Welten der Gala­xis. In früheren Zeiten war der Planet einmal wohl­habend gewesen, aber der damalige Wohlstand war aus der Zukunft geborgt worden: Rücksichtslos hat­te man die Resourcen verbraucht, die Luft ver­pestet, das planetare Öko­system zerstört.

Für ein paar Jahr­hunderte hatte es so aus­gesehen, als würden Wohl­stand und Produktivität auf Lakago ewig steigen, aber dann war alles anders ge­kommen. Man hatte es ver­säumt, aus den ähnlichen Schicksalen anderer Plane­ten zu lernen: Die Wirt­schaft und das Sozialgefüge brachen zusammen, eben­so die Versorgung mit Nah­rungsmitteln und Trink­wasser.

Heute war Lakago ein Entwicklungsplanet mit vielen Sorgen und kaum einer Perspektive.

Damals hatte Joe Lakran zu den Benachteiligten ge­hört, jetzt benachteiligte er andere. Und er hatte nicht einnal ein schlechtes Ge­wissen dabei.

»Ein Gewissen«, hatte ihm einmal jemand gesagt (jemand aus diesen elenden Gassen von San Elviro), »ein Gewissen, das ist etwas für gute Zeiten. Kommen schlechte, muss man darauf wohl oder übel verzichten - so wie man dann auch auf anderen Lu­xus verzichten muss.«

Lakran glaubte, ge­nügend Bestätigungen für die Wahrheit, die er in diesen Worten zu erkennen meinte, gefunden zu haben. Er war nur auf Grund seiner Fähigkeit zu äußerster Rücksichtslosig­keit zu dem geworden, was er heute war. Und er war sich dessen auch vollkom­men bewusst.

Er hatte sich langsam hoch geboxt, immer am Rande der Legalität (oft auch schon auf der anderen Seite dieser Gren­ze) und mit den Jahren war aus einem Niemand ein Gott über den Göttern und ein Manipulator ganzer Zi­vilisationen geworden.

»Wir befinden uns im Or­bit von Dagatalia 4«, melde­te der Schiffscomputer und Lakran verzog das Gesicht. Der Gott dieses Planeten war Zrach, ein grausames, jähzorniges und wütendes Wesen, aber (wie Lakran fand) genau passend für diese Welt. Jedenfalls konnte er sich über die Rentabilität dieses Unter­nehmens in keiner Weise beklagen: Die Bewohner spendeten ihrem Gott Dro­gen, die - in der ganzen Ga­laxis beliebt - sich schnell zu Geld verwandeln ließen.

»Transmitter klar ma­chen«, befahl Lakran dem Computer. Er war gekommen, um sich den Lohn für seine Arbeit zu holen.

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IN HARRINGTON AUF NEU­WELT wohnte Borl Kar­laainen, einer der wich­tigsten Androiden­händler der Galaxis. »Ich weiß, Herr Lakran, wozu Sie die Androiden benutzen, die Sie von mir abkaufen. Sie haben schon mit meinem Großvater Handel getrieben und der wusste ebenfalls Bescheid.«

Karlaainen war seit un­denklich langer Zeit das erste menschliche Wesen, mit dem Lakran sprach. Der Göttermacher musterte abschätzig das protzige Bü­ro des Geschäftsmannes. Gegen mich bist du gar nichts! dachte er selbstzu­frieden und mit einem überheblichen Lächeln um die Lippen.

Karlaainen hingegen mach­te ein überaus be­sorgtes Gesicht. »Ich meine, es geht mich zwar nichts an, aber...«, fuhr er schließlich fort, »...aber ich muss Ihnen doch mit aller Deutlichkeit sagen, dass ich Ihr Tun missbillige.«

»Es hat Sie niemand nach ihrer Meinung gefragt, Herr Karlaainen!«

»Ich weiß. Und ich bin auch weit davon entfernt, Ihnen etwa Vorschriften machen zu wollen, aber was Sie da tun, ist einfach ein Verbrechen. Sie nehmen freien Völkern ihre Chance, sich eigenständig zu entwickeln. Sie nutzen sie aus, ohne ihnen wirklich etwas zu bieten außer Hokuspokus.«

»Ich biete ihnen spritu­elle Erbauung und die Möglichkeit, sich stärkeren, mächtigeren Wesen un­terzuordnen.«

»Und Sie glauben, dass das die Leute glücklich macht?«

Lakran zuckte mit den Schultern. »Ob es sie glücklich macht, weiß ich nicht. Es ist mir letztlich auch gleichgültig. Tatsache ist aber, dass sie danach verlangen.«

Lakran hielt einen Moment lang inne, zeigte deutlich, dass ihn dieses Gespräch zutiefst lang­weilte und fuhr dann fort: »Wissen Sie, mein lieber Herr Karlaainen, es steht Ihnen im Grunde genom­men schlecht an, über mich zu urteilen und den moralischen Zeigefinger zu erheben, denn eigentlich tun wir doch beide dasselbe: Wir versuchen, um jeden Preis Geld zu machen. Und dazu ist uns jedes Mittel und Opfer recht.«

Karlaainen sah Lakran nachdenklich an. »Geld verdienen?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, für Sie ist das mehr! Geld ist Ihnen inzwischen völlig unwichtig geworden, es muss Ihnen unwichtig ge­worden sein, denn Sie haben doch mehr davon als Sie ausgeben können. Da steckt doch etwas ganz anderes da­hinter...«

Das Schweigen, das jetzt folgte, war knisternd und angespannt. Schließlich brum­mte Lakran: »Bei Ih­nen etwa nicht?«

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AUF MAHARALAWA SORGTE Lakran für die Verbreitung einiger Mythen, deren Saat erst in ferner Zukunft auf­gehen würde. Das Erschaf­fen einer Religion war ein Prozess, der einer langfris­tig angelegten Vorbereitung und Planung bedurfte.

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AUF LAROCHE UNTERHIELT Lakran seit langem eine gut funktionierende Kirche. Im Namen eines Erleuchte­ten wurde Geld gesammelt und direkt auf eines von Lakrans Tarnkonten bei der Bank von Grandville auf Neufrankreich über­wiesen. Die CORPUS DEI war hier hergekommen, weil Lakran mal wieder nach dem Rechten schauen wollte. Außerdem ver­schaffte es ihm jedesmal ein gerüttelt Maß innerer Befriedigung, wenn er sah, wie er selbst auf einer Welt mit hochentwickelter Kultur die Fäden zu ziehen vermochte.

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»WEIßT DU«, SAGTE LAKRAN zu der Schwarzhaarigen, »eigentlich habe ich es gar nicht mehr nötig, Götter zu machen. Meine wirtschaft­lichen Verhältnisse sind so, dass ich mich zur Ruhe setzen und mein Leben in einer Luxusvilla in Grand­ville auf Neufrankreich oder in Athen auf Alpha Centau­ri 2 in Ruhe und Frieden verbringen könnte. Aber ich tu es nicht!«

Er hielt inne und mus­terte sie mit einem durch­dringenden, fast fana­tischem Blick.

»Was glaubst du, warum ich es nicht tu?«

Ihre braunen Augen ver­rieten Spannung und Neu­gier, aber Lakran wusste, dass alles nur Fassade war, die zu ihrem perfekten Funktionieren dazu ge­hörte.

Es störte ihn nicht. Es störte ihn nicht, dass alles nicht echt war; er lebte da­mit und genoss es.

»Ja?«, sagte sie ihr einziges Wort, das sie in tausend verschiedenen Nu­ancen zu sagen vermochte, jeweils der Situation ange­passt.

»Ich will's dir sagen: Es macht mir - Spaß! Ver­stehst du?«

»Ja.«

»Ich habe Spaß daran, Götter zu erschaffen, Zivili­sationen nach meiner Laune zu verändern, Macht auszuüben. Es ist wie ein wundervoller Drogen­rausch, aus dem man nie­mals erwachen möchte.«

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ALS DIE CORPUS DEI das nächste Mal im Orbit von Neu Uruguay stand, waren zehn Planetenjahre vergan­gen. Kein besonders großes Zeitintervall, aber Lakran konnte mit der Arbeit zufrieden sein, die der Messias geleistet hatte.

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Transmitter-Welt

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von W. K. Giesa

Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.

Der intergalaktische Krieg zwischen den Reptos und Terranern ist seit Jahren vorbei – und keiner hatte ihn gewonnen. Die Echsenwesen hatten sich einst als eroberungssüchtige Invasoren erwiesen, die mit ihren Cyborg-Flotten in die Milchstraße vorstießen. Rharhk, der Kommandant eines Kugelraumers, war mit seiner Crew auf dem Weg nach Hause in seine Galaxis, als sie vom Festungsplaneten der Grallords zur Bruchlandung gezwungen werden. Das Gleiche geschah mit dem Frachtschiff MON5 von Rhet Montray, einem Terraner, der erfolgreich interstellaren Handel betreibt. Dass der Planet zum Sperrgebiet erklärt wurde, hindert Rhet nicht daran, auf dem Festungsstern zu landen, um die Ladung seines Frachters zu retten. Nicht nur die Föderationsflotte ist nun hinter ihm her – bald darauf trifft er auch auf die überlebenden Reptos ...

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© by Author

© Lebenswerk Werner Kurt Giesa durch Jörg Munsonius und Alfred Bekker

© Cover nach Motiven von Pixabay, 2017

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Die Hauptpersonen des Romans:

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Rhet Montray - Ein Mann stellt sich zwischen zwei Welten.

Rica Vandan - Rhets Gefährtin.

Rharhk - Ein Echsenwesen.

Colonel Tschuna - Befehlshaber einer Föderationsflotte.

Travis Stanmarc - Der Leutnant versucht, eine Privatjacht zu kapern.

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1.

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Plötzlich war der Kugelraumer da. Um seinen Äquator irrlichterten Farbimpulse in rasenden Intervallen. Die ultrahellen Strahlen des intergalaktischen Antriebs erloschen, aber die rotierenden Farbimpulse blieben. Der Kugelraumer stabilisierte seine Lage im Kosmos. Letzte Verzerrungen wurden ausgeglichen. Sekunden später glimmten die bläulichen Abstoßfelder auf, die das riesige Schiff vor Meteoriteneinschlägen und kosmischen Staubpartikeln schützten.

Eine massige Gestalt lehnte sich zurück. Schlanke, geschuppte Finger trommelten einen unhörbaren Rhythmus auf die Armlehne, tanzten geschickt zwischen den Sensortasten hin und her, ohne sie zu berühren. Der Kommandant drehte den Echsenschädel.

Die Farbänderung seiner Pupillen drückte Zufriedenheit aus. Es war geschafft. Die Anzeigen der Instrumente zeichneten ein klares Bild. Die angepeilte Galaxis war erreicht.

Langsam erhob sich der Kommandant, eine hochgewachsene Reptilgestalt mit humanoidem Umriss. Der weiße Kunststoffanzug knisterte leicht. „Geschafft“, krächzte Rharhk erleichtert. „Wir haben es geschafft. Wir haben den Festungsring der Grallords durchbrochen!“

Er nickte dem Ersten Offizier zu. „Du weißt, was das für uns bedeutet, nicht wahr?“

Angoll bejahte. „Seit vor drei Jahren die Sperre errichtet wurde, sind wir die Ersten, die diese Galaxis betreten. Und das nur, weil wir den Grallord-Antrieb endlich einsetzen konnten. Er umgeht die Sperrsphären, weil er für sie nicht existiert. Jetzt wissen wir endlich, wie es die Grallords damals schaffen konnten, selbst ein und aus zu fliegen, während kein anderes Sternenvolk hindurchkam.“

Rharhk entblößte sein Prachtgebiss. „Ich bin sicher, dass unsere Galaxis einen ebensolchen Sperrgürtel besitzt“, sagte er. „Nur wurde der niemals aktiviert. Beim grünen Ei, ich begreife heute noch nicht, wie die Terraner es schafften, ihren Festungsring einzuschalten.“

„Der Krieg ist vorbei, Kommandant“, erinnerte Angoll.

„Ja“, schnaubte Rharhk. „Und keiner hat ihn gewonnen. Gut, wir wollen keinen Krieg mehr führen. Dennoch sollten wir wachsam sein. Die Terraner könnten unser Auftauchen als neuerlichen feindlichen Akt einstufen. Sie haben ja auch allen Grund dazu.“

Er entsann sich nur zu gut an die damaligen Ereignisse. Er selbst hatte mit zu jenen Einheiten gehört, die in ein Sonnensystem am Rand der Galaxis eindrangen und einen grünen Planeten in Schutt und Asche legten. Was mochte aus Terra geworden sein? War der Planet noch besiedelt? Wurde er rekultiviert? Oder waren die Verwüstungen zu groß? Nun, auch die Echsen hatten ihren Preis bezahlt. Einen hohen Preis, der sie bis heute in die engen Grenzen ihrer Galaxis zwangen.

Jäh glühten Warnsignale auf dem breiten Instrumentenpult auf. Rharhk fuhr herum. Sein Echsenmaul klaffte auf.

„Energiekontakt!“, klang die emotionslose Meldung eines Cyborgs. „Wir werden von einem hochenergetischen Strahl abgetastet. Ursprung eindeutig G-Technologie.“

Rharhk ließ sich in seinen Schalensitz fallen. Seine Hände flogen über die Tasten. Im Äquatorring flammten die Impulslichter auf. Schlagartig sprangen die Überlichttriebwerke an und schleuderten den Kugelraumer davon.

Ohrenbetäubendes Dröhnen kam aus dem Antriebssektor.

„Eigenbewegung Null!“, schrie ein Cyborg, der jetzt nicht mehr so ruhig war. Das ist unmöglich, dachte Rharhk verwundert. Cyborgs können keine Angst empfinden!

Seine Instrumente behaupteten, dass die LEETRANTOR mit fünfzehnfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Sternenraum jagte. Die Ortungen, die das System der G-Null-Sonne abtasteten, behaupteten das Gegenteil.

Der Kugelraumer bewegte sich nicht.

„Fluchtenergie“, flüsterte Angoll. „Den G-Antrieb! Wir schleudern uns aus der Galaxis wieder hinaus ...“

Rharhk nickte ihm zu. Angoll berührte die Sensortasten, die den G-Antrieb aktivierten.

Zehn Kontrollen gleichzeitig zeigten Stoppwerte. Der G-Antrieb ließ sich nicht einschalten.

„Fremdenergie manipuliert G-Antrieb!“, meldete der Cyborg in der Ortungszentrale.

„Ursprungsort ermitteln“, schrie Rharhk.

„Ursprung des hochenergetischen Strahles ist Planet drei, Nordkontinent! Empfehle Einsatz der Planetenbombe.“

„Nein!“, schrie Rharhk. „Wir schießen nicht! Vielleicht lässt uns der Strahl nach der Ortung wieder frei!“ Er war nicht der Einzige, der das hoffte. Aber die Fremdtechnik auf dem dritten Planeten enttäuschte ihn. Ohrenbetäubendes Dröhnen durchbrach mit aller Macht die sonst so perfekte Schallisolation des großen Raumers. Gleichzeitig begann das Schiff zu vibrieren. Über Angolls Instrumentenbord tanzten Flammen. Der 1. Offizier sprang aus seinem Sitz. Auch der Kommandant schnellte hoch. Fassungslos starrte er Angolls Arbeitsplatz an, von dem aus der intergalaktische Antrieb gesteuert wurde.

Dort flog in grellen Stichflammen alles auseinander und jagte Sprengstücke durch die Zentrale!

„G-Antriebseinheiten werden aus dem Schiff gesprengt“, meldete der Cyborg an der Ortung.

„Das ... das ist unmöglich“, keuchte Angoll.

Rharhk fuhr herum. Ohne den G-Antrieb besaßen sie keine Möglichkeit mehr, in ihre Galaxis zurückzukehren. Es sei denn ... aber daran durfte er jetzt nicht denken.

„Das ist ein Angriff!“, schrie er in das Kristallfeld der Bordsprechanlage. „Feuerleitstand! Wirkungsfeuer auf den Ausgangspunkt des Fremdstrahls! Keine Planetenbombe!“

Er wartete ab. In der Sprechanlage knisterte es.

„Waffensystem von Fremdenergie blockiert.“

Angoll verfluchte das grüne Ei in den Abgrund der Frostklüfte. Das half auch nicht weiter.

„Eigenbewegung Kurs Planet drei“, meldete der Cyborg an der Ortung. „Geschwindigkeit null Komma drei drei Licht. Distanz fallend.“

„Wir stürzen ab“, keuchte Angoll und sah den Kommandanten entsetzt an.

Der schüttelte den Echsenschädel. „Wir werden hinabgezogen“, sagte er. „Man hat uns eingefangen.“ Mit ein paar Handgriffen legte er den immer noch arbeitenden Überlichtantrieb still, dessen Energien nutzlos verströmten und Strukturerschütterungen im Raum-Zeitgefüge erzeugten. Er wandte sich wieder an das Kristallfeld.

„Rharhk an alle. Wir werden angegriffen. Wir geben die LEETRAN TOR auf. Beiboote benutzen. Funk auf Automatik-Dauernotruf schalten. Sämtliche Frequenzen abfahren.“

Aber die LEETRANTOR stand unter einem Unstern. Resignierend nahm der Kommandant die Meldungen entgegen.

„Beiboothangars durch Fremdenergie geblockt.“

„Funk durch Fremdenergie überlagert.“

Das, dachte Kommandant Rharhk, ist das Ende. Wir haben es doch nicht geschafft, den Festungsring zu überwinden. Dieses verfluchte Sonnensystem gehört dazu, und wir stecken mitten drin.

Er ließ sich wieder auf seinem Arbeitsplatz nieder. Nacheinander schaltete er alle Funktionen auf null, sperrte die Energieflüsse, um Explosionen beim Aufprall zu verhindern, und wartete auf den Kontakt mit der Planetenoberfläche.

Sie konnten froh sein, dass der Festungsstern sie nicht abschoss ...

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2.

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Drei G-Kreuzer der Föderationsflotte standen eng gestaffelt im Raum. Ihre Ortungen spielten und maßen über die Distanz von elf Lichtjahren hochenergetische Emissionen im Bereich einer gelben Sonne an.

„Da findet eine Raumschlacht statt“, behauptete der Yughor Grensen. „Wir sollten nachsehen, wer kämpft. Meine Güte, sind das Energiespitzen ...“

Sergeant Wilfreds, Terraner, der neben ihm saß, erinnerte sich plötzlich an etwas. „Nimm doch mal ein Energiespektrum auf“, sagte er. „Ich rufe Daten ab ...“

Er schwang mit seinem Drehsitz herum, gab den Code ein und rief Spektren aus den Speichern der TZ3 ab. Als die Stereofolien aus dem Auswerfer in seine Hand glitten, hatte Sergeant Grensen die georteten Energien fotografiert und Kopien der Aufnahmen gefertigt.

„Beobachte mal weiter ...“ Damit nahm Wilfreds die Kopien an sich und ging zum Betrachter hinüber. Im Bildwürfel entstanden die identischen Projektionen.

„Hab ich’s mir doch gedacht“, stöhnte "Wilfreds. „Sie sind wieder da.“

„Wer ist wieder da?“, schrie der Yughor, der seinen Platz jetzt nicht verlassen durfte, weil ein Mann immer am Gerät zu bleiben hatte.

Wilfreds gab keine Antwort. Er nahm wieder Platz und schaltete das Visio zur Zentrale durch. Sekundenlang flirrte es grau, dann nahm einer der Offiziere den Anruf entgegen.

„Ortung von Fremdenergien, elf Lichtjahre plus/minus dreihundert Milliarden Kilometer. Nicht katalogisierte Sonne in Haus sieben hoch. Wir ...“

„Wissen wir alles, Sergeant.“ Der Leutnant winkte ab. „Gerade kamen die entsprechenden Meldungen von der TZ2 und 1. Noch etwas?“

„Ja“, sagte Wilfreds beherrscht. „Der Spektrenanalyse nach ist eine der beteiligten Parteien der Grallord-Technologie zuzuordnen.“

„Wieso beteiligten Parteien?“, fragte eine andere Stimme. Der Commander selbst schaltete sich in das Gespräch ein.

„Es sieht nach einem Kampf aus. Das Spektrum des anderen Beteiligten ist identisch mit einem laufenden Überlichttriebwerk des Reptos. Die Strukturerschütterungen sind eindeutig ...“

„Reptos?“, keuchte der Commander auf. „Sind Sie sicher, Sergeant?“

„Sir, ich habe das Spektrum mit den Bildern verglichen, die bei der Schlacht um die Erde aufgenommen wurden. Eindeutig ein Reptoschiff. Die Echsen sind wieder da.“

„Danke“, sagte der Commander und schaltete die Verbindung ab.

„Und was jetzt?“, fragte der Yughor Grensen.

„Nun, wir haben unsere Pflicht getan“, murmelte Wilfreds. „Aber ... das gefällt mir gar nicht. Die Reptos wieder in unserer Galaxis ... Ich habe Angst. Angst vor einem neuen intergalaktischen Krieg!“

Grensen nickte. Der Humanoide konnte den Terraner vielleicht besser verstehen als ein Mensch. Denn sein Volk hatte einen tausendjährigen Krieg gegen die jetzt verbündeten Skaltoon überstehen müssen. Aber das war Vergangenheit ...

Vergangenheit wie der intergalaktische Krieg. Aber hatte die Vergangenheit in Form eines neu aufgetauchten Repto-Raumers sie jetzt nicht wieder eingeholt?

*

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DIE NACHRICHT VOM AUFTAUCHEN eines Repto-Schiffes schlug im Flottenbereich Zentrum Drei wie eine Bombe ein. Noch während die Nachricht an die drei Zentralwelten der Föderation weitergegeben wurde, gab es für Zentrum Drei Raumalarm.

Die TZ3 erhielt den Befehl, die gelbe Sonne anzufliegen und im Sicherheitsabstand das Geschehen zu verfolgen. Colonel Tschuna jagte eine Flotte von fünfzehn G-Kreuzern in den Raum, um den entsprechenden Sektor zu überwachen und notfalls einzugreifen. Der Colonel ließ sich per Transmitter selbst an Bord seines Flaggschiffs strahlen und flog den Einsatz mit.

„Mir wird ganz anders“, brummte Commander Newbert in der TZ3, „wenn das hohe Tier persönlich auftaucht, bricht eine kleine Hölle los. Der Apache rührt sich doch sonst nicht von seinem Schreibtisch.“

Newbert benutzte den de-Vert-Antrieb und versetzte die TZ3 millionenfach überlichtschnell in das System der gelben Sonne. Die Ortungen des Raumers spielten. So bekamen die Männer und Frauen an Bord den Schlussakt des Dramas mit. Sie verfolgten, wie der Kugelraumer auf dem Nordkontinent aufschlug. Der Energieimpuls verlosch. Die Hochenergien, die von dem Planeten ausgingen, blieben aber bestehen.

„Warum, verflixt? Dieser Festungsplanet müsste sich doch ruhigen Gewissens wieder abschalten“, knurrte Newbert irritiert.

„Immerhin beruhigt es festzustellen, dass die Sicherheitsanlagen der Grallords auch nach viertausend Jahren noch funktionieren“, bemerkte Leutnant Jane Morrow lächelnd. „Das dürfte bedeuten, dass die Reptos bei einem neuerlichen Durchbruch keine Chance haben werden.“

Pete Newbert ging nicht darauf ein. „Warum schaltet er nicht ab? Wilfreds, Grensen! Was ist da unten los? Ortet der Planet uns etwa ebenfalls?“

„Uns nicht“, gab Wilfreds zurück. „Aber da ist etwas anderes. Ein Strukturecho. Ehemaliges Skalterschiff. Wohl ein Frachter, der gerade einen Orientierungsaustritt aus dem Hyperspace gemacht hat. Er liegt im Ortungsstrahl.“

Newbert presste die Lippen zusammen. Ein Fingerdruck schaltete die Visioverbindung um. „Pete hier, Al. Funk auf der Handelswelle eine Warnung. Da fliegt ein alter Kasten genau in die Ortung des Planeten ...“

„Zu spät“, schaltete sich Sergeant Wilfreds dazwischen. „Frachtraumer wird erfasst und auf den Planeten zugerissen.“

Newbert und Morrow sahen sich an. „Jane schüttelte den Kopf. „Keine Chance, Pete. Wir können ihn nicht abfangen.“

Drei Stunden später schlug auch der Frachter auf dem Planeten auf. Wilfreds und Grensen hatten ihn anhand des Antriebsspektrums identifiziert und gaben die Verlustmeldung an den Besitzerplaneten weiter. Zwischenzeitlich erschien Colonel Tschunas Flotte und riegelte das System weiträumig ab. Der Festungsplanet schaltete seine Bereitschaft auf ein Minimum herunter, aber dennoch arbeiteten dort unten starke Energien. Niemand konnte sich erklären, weshalb. Die einzige Möglichkeit bestand darin, dass es Überlebende gegeben hatte.

Überlebende Reptos ...

*

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TAUSEND JAHRE WÄHRTE der interstellare Krieg zwischen Skaltoon und Yughori. Erst als beide Sternenvölker sowohl auf die Terraner als auch auf das Erbe einer vor mehr als viertausend Jahren verschollenen Sternenrasse stießen, gelang es mit deren überall in der Galaxis verstreuten technischen Einrichtungen, den Krieg zu beenden. Eine Föderation entstand, in der Terraner, Skaltoon und Yughori, alle drei humanoide Völker, gemeinsam zusammenarbeiteten. Technologien und Zivilisationen vermischten sich innerhalb kürzester Frist. Mit aller Kraft wurde das Erbe der Grallords, der Verschollenen, erforscht und teilweise übernommen.

In der Galaxis Maffei1 taten das die Reptos. Über die Sternenstraßen kam es zum Kontakt, der zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte.

Die Reptos zeigten sich als eroberungssüchtige Invasoren, die mit ihren Cyborg-Flotten in die Milchstraße vorstießen. Terra brannte im Angriff der Echsenwesen. Es gelang einem Terraner, eine Superwaffe der Grallords zu aktivieren und die Invasionsflotte zurückzuschlagen. Der Festungsring aktivierte sich, Tausende von Sternsystemen innerhalb der Galaxis, die zu waffenstarrenden Kampfforts wurden und die Grallords zum ersten Mal im richtigen Licht erschienen ließen: Als eine grausame Mörderrasse, die mit Waffengewalt überall zuschlug. Ihr unerklärliches Verschwinden von allen Planeten in mindestens zehn Galaxien erwies sich als Segen für das Universum. Die Anstrengungen der Föderation richteten sich fortan vor allem darauf, die Kommandosterne des Festungsrings auszuschalten und durch eigene Befehlszentralen zu überbrücken; eine Nutzung der Festungssterne unter anderen, weniger mörderischen Voraussetzungen, weniger zum Angriff denn zur allenfalls nötigen Verteidigung. Doch Jahre später gab es immer noch Kommandosterne, die sich der Kontrolle der Föderation entzogen. Ihre Zahl musste in die Hunderte gehen. Die meisten von ihnen waren noch unentdeckt. Deshalb jagten Hunderte, Tausende von Wachschiffen der Föderation durch die Galaxis, um sie aufzuspüren.

Die Wachschiffe wurden ihrerseits im Raum kaum behelligt, da sie den Typen der Grallord-Flotte nachempfunden waren. G-Kreuzer, ausgestattet mit dem Modernsten, was die Mischtechnik dreier Völker und der inzwischen kontrollierte Bereich der G-Technik aufzubieten hatte.

Die Entdeckung des Kommandosterns mit seinem Festungsplaneten im Sektor Zentrum Drei erfolgte allein dadurch, dass der Planet sich durch seine Aktivität selbst verriet. Die Nachricht alarmierte die Sternenvölker.

Reptos in der Galaxis!

Waren sie immer noch die mörderischen Intelligenzen, die die G-Technik hauptsächlich zu Eroberungszwecken erlernten und benutzten?

Oder hatten sie in den Jahren gelernt?

Niemand wusste es. Aber jeder noch so winzige Fehler, der jetzt begangen wurde, konnte zu einem neuerlichen Krieg zwischen der Milchstraße und Maffei1 führen. Und wie damals würde auch jetzt das Erbe der Grallords nicht neutral bleiben ...

Auch das hatten die Völker der Föderation zu fürchten ...

Doch jener winzige Fehler bahnte sich bereits an. Die Beteiligten ahnten es nur noch nicht ...

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3.

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Der Hundsstern meinte es ein wenig zu gut. Heiß brannte er auf die ihm zugekehrte Oberfläche von Planet 1 nieder und ließ die Menschen, die auf der Tagseite lebten, auf die Nacht warten.

Lange dauerte es nicht mehr, dann kam die Dunkelheit. Jetzt schon war ein frischer Windhauch zu spüren, der vom Südmeer kam und die Nachtkühle mit sich zog. Rhet Montray hatte vor zwei Stunden Feierabend gemacht und wartete am Pool auf die Dunkelheit. Das Wasser war auch von der Sonne aufgeheizt, und Rhet verstand nicht, wieso Rica es in der lauwarmen Brühe aushielt. Er saß lieber im Schatten, ließ sich vom Kühlfeld bestreichen und sah interessiert zu, wie Rica sich im Wasser bewegte. Das war interessanter als das aktuelle Fernsehprogramm.

Rhet Montray hatte Planet 1 als Kind mit den ersten Kolonisten von Terra betreten und sich nach dem Krieg selbständig gemacht. Er liebte das Spiel mit dem Risiko; in seinem Unternehmen gab es nur alles oder nichts. Dafür betrug der Gewinn bei jedem Geschäftsabschluss nach Abzug aller Nebenkosten hundert Prozent. Ging die Sache schief, konnte er die Firma Montray dichtmachen.

Er handelte. Er war nicht der größte Händler zwischen den Sternen; an die großen Unternehmen kam er noch lange nicht heran. Aber er war auf dem besten Weg, ihnen als Einzelner den Rang abzulaufen. Noch zehn Jahre, und alle Geschäfte, die in der Föderation zwischen den Planeten getätigt wurden, liefen nur noch über ihn. Fünf Robotraumer flogen jetzt schon, nach zwei Jahren, unter seiner Flagge, und auf siebzehn Planeten besaß er Transmitter. Dennoch machte er alles immer noch im Alleingang. Angestellte besaß er nicht. Seine Computeranlage auf Planet 1 arbeitete über Hyperfunk mit kleineren Aggregaten auf den wichtigsten Föderationsplaneten und koordinierte alle Aufträge. Rhet Montray behielt nur noch den Überblick, jagte aber gern zu den Sternen hinaus, wenn es neue Handelsgebiete zu erschließen galt. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren hatte er schon mehr als siebenhundert Planeten gesehen, die meisten davon im Skalterreich. Die Skaltoon hatten jahrhundertelang fleißig gesiedelt, bloß vom interstellaren Handel verstanden sie zu Rhets Vergnügen herzlich wenig.

Gewinne wurden wieder investiert. Elf Milliarden F-Dollar steckten in der Fracht des Robotfrachters MON5, der im südlichen Zentrumssektor der Galaxis unterwegs war. Wenn der Kahn auf seinem Zielplaneten landete und die Ladung löschte, verdoppelte sich Rhets Kapital. Kam das Schiff nicht an, konnte er die Firma stilllegen. Dann war er auf zweihundert Jahre verschuldet, weil er seiner eigenen Geschäftsphilosophie nach niemals Rücklagen bildete. Die laufenden Kosten, die aus den Gewinnen gedeckt werden mussten, waren enorm. Allein die fünf Robotschiffe kosteten pro Tag durchschnittlich fünfhunderttausend F-Dollar, von den Transmitteranlagen gar nicht zu reden, die mit Energie versorgt und gewartet werden mussten. Trotzdem dachte Rhet Montray nicht daran, seine Taktik zu ändern. Er sparte Steuern und arbeitete dennoch mit unverschämten Gewinnen. Die Steuerprüfer bekamen jedes Mal Tränen in die Augen, wenn sie seine Bilanzen durchgingen.

Arm war er seit seiner Firmengründung nie gewesen. Sein Bungalow weit draußen vor Gral-Town, der Regierungshauptstadt von Planet 1, war der größte im ganzen Sirius-System und durch Transmitter mit dem Raumhafen und seinem Stadtbüro verbunden.

Aber reich fühlte er sich nicht, weil er über Unmengen Geldes verfügen konnte. Sein eigentlicher Reichtum war Rica, das Mädchen, das er liebte. Rica Vandan, die Skalti. Dass ihre Verbindung aus genetischen Gründen kinderlos bleiben musste, störte beide wenig. Sie liebten sich, sie gehörten zusammen, und nur das zählte.

Das Visio summte.

Rhet ließ es summen. Er hatte Feierabend. Sein Arbeitstag zählte selten weniger als zwölf Stunden, und wenn er sich in seinem Bungalow aufhielt, wollte er seine Ruhe haben. Wer etwas von ihm wollte, konnte am folgenden Tag im Büro mit ihm sprechen.

Dass es ein Privatanruf sein könnte, verwies er ins Reich der Illusionen. Freunde besaß er auf Planet 1 nur zwei: Gouverneur Ryker und seine Frau. Mehr Freunde hatte er unter den Skaltoon und Yughori auf Dutzenden von Planeten.

„Rhet, das Visio ...“, rief ihm Rica aus dem Pool zu.

Rhet Montray schaltete seine Ohren auf Durchzug. „Wird dir das Wasser nicht zu warm?“, fragte er zurück. „Verstehe nicht, wie du es darin aushältst ...“

Das Visio summte immer noch. Rhet Montray hatte Geduld. Er ignorierte das Gerät.

Ricas Geduld war geringer. Mit ein paar Schwimmstößen erreichte sie den Beckenrand, kletterte heraus und näherte sich mit ihren raubtierhaft geschmeidigen Bewegungen dem Außengerät. Kopfschüttelnd sah Rhet ihr zu. Rote Augen in einem fein geschnittenen Gesicht wie das Fehlen eines Bauchnabels kennzeichneten sie als Nichtmenschliche. Die Skaltoon waren humanoid, legten aber Eier und waren damit einmalig in der Galaxis. Zumal sie die aus dem Ei geschlüpften Nachkommen dann normal säugten!

Rica drückte die Kontakt-Taste. Auf dem Bildschirm erschien das Brustbild eines Uniformierten. Der zuckte nicht einmal mit der Wimper, weil Rica Vandan das Gespräch so nass und nackt entgegennahm, wie sie aus dem Pool geklettert war. „Lady Montray?“

„Lady Vandan“, verbesserte sie. „Wenn Sie jemanden sprechen wollen, der Montray heißt ... bitte!“ Sie trat zur Seite und gab der Aufnahmeoptik den Blick auf Rhet frei, der sich jetzt stöhnend erhob.

„Ich habe Feierabend, Soldat“, erklärte er nachdrücklich. „Sagen Sie nicht, ein neuer Krieg sei ausgebrochen und Sie brauchten mich als Ihren Vorgesetzten.“

„Bitte, weisen Sie sich als Montray aus“, forderte der Soldat.

Rhet schüttelte den Kopf. „Allein die Tatsache, dass Ihr Ruf zu mir durchgekommen ist, beweist, dass ich es höchstpersönlich bin. Sie scheinen meine technische Einrichtung nicht zu kennen.“

„Bitte, weisen Sie sich aus“, wiederholte der Soldat ungerührt.

Rhet holte tief Luft. Dann schüttelte er den Kopf, überließ den Mann Ricas aufreizender Gegenwart und holte seine ID-Karte aus dem Haus. Kurz zog er sie durch das Lesefeld.

„Rhet Montray, ich habe die Pflicht, Ihnen die mutmaßliche Zerstörung Ihres Frachtraumers MON5 mitzuteilen. Einheiten unserer Wachflotte orteten im Sektor Zentrum Drei das Schiff, das von einem Festungsplaneten der Grallords zur Bruchlandung gezwungen wurde. Das ist alles.“

„Das ist nicht alles“, sagte Rhet schnell. „Koordinaten!“

Der Uniformierte gab sie durch, ohne zu denken. Erst anschließend schluckte er heftig, wurde rot und fügte hinzu: „Das entsprechende Sonnensystem wurde zum Sperrgebiet erklärt und abgeriegelt. Sie werden hiermit aufgefordert, über die Entdeckung des Festungsplaneten dringlichstes Stillschweigen zu bewahren.“

„Ende“, sagte Rhet und schaltete ihn aus der Leitung. Dann wandte er sich zu Rica um.

„Schatz, wir sind erledigt“, sagte er trocken.