Alison Roberts, Janice Lynn, Carol Marinelli
JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 93
IMPRESSUM
JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
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                Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de  | 
            
| Geschäftsführung: | Thomas Beckmann | 
| Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) | 
| Produktion: | Jennifer Galka | 
| Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)  | 
            
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 93 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2016 by Alison Roberts
									Originaltitel: „The Nurse Who Stole His Heart“
									erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
									in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
         							Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
         							Übersetzung: Michaela Rabe
         	
© 2014 by Janice Lynn
									Originaltitel: „Flirting With the Doc of Her Dreams“
									erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
									in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
         							
         							Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
         							Übersetzung: Michaela Rabe
         	
© 2014 by Carol Marinelli
 									Originaltitel: „Tempted by Dr. Morales“
									erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
									in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
        							
         							Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
         							Übersetzung: Claudia Weinmann
         	
Abbildungen: Dmitry_Tsvetkov / Thinkstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733707835
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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Für Tropenarzt Luke Wilson ist der Kongressbesuch auf Wildfire Island eine Reise in die Vergangenheit. Hier hat er mit der schönen Ana die sinnlichsten Wochen seines Lebens verbracht! Jetzt ist der smarte Arzt erneut von ihr verzaubert, doch anstatt seine leidenschaftlichen Gefühle zu erwidern, scheint sie gegen ihn immun zu sein. Verbirgt sie etwas vor ihm?
Perfekte Frauen wie seine Ex? Für Dr. Eli Randolph sind sie Geschichte. Jetzt will er eine Frau, die lacht und sexy ist! Kein Wunder, dass er dem sprühenden Charme von Beth verfällt. Ein heißer Flirt per SMS, ein noch heißeres Wochenende in den Bergen, und Eli spürt: Beth gehört für immer in sein Leben – doch dann begeht er einen verhängnisvollen Fehler …
Womanizer Dr. Juan Morales denkt nicht daran, sich für seinen abenteuerlichen Lebensstil zu entschuldigen. Auch nicht bei der bezaubernden Cate – Fallschirmspringen und heiße Affären sind nun mal seine Passion. Dass sie ihn für einen leichtsinnigen Draufgänger hält, ist ihm egal – bis Cates atemberaubender Kuss ganz neue Leidenschaften in ihm weckt …

Aus einem Flugzeug zu steigen, bedeutete manchmal mehr, als nur fremden Boden zu betreten.
Es konnte einen schlagartig in die Vergangenheit katapultieren.
Das Erste, was Luke Wilson an diesem frühen Morgen spürte, war die Hitze. Feuchte Wärme wie im Vorraum einer Sauna. Wie war er bloß auf die Idee gekommen, im Anzug zu fliegen?
Weil das der Dresscode eines international anerkannten Spezialisten für Tropenkrankheiten war, der als Hauptredner auf einer Konferenz sprechen sollte?
Zur Hitze kam der Duft, während Luke vom Flugzeug zu dem Golfmobil ging, das ihn wahrscheinlich zu seiner Unterkunft in das neue moderne Kongresszentrum von Wildfire Island bringen sollte.
Seine Anzugjacke hatte er schon ausgezogen, als er in Auckland an Bord der kleinen Privatmaschine ging, des letzten Transportmittels auf seiner langen Anreise von London hierher. Jetzt lockerte er die Krawatte und rollte die Hemdsärmel auf, während er die betörenden Düfte nach Frangipani und Jasmin einatmete.
Eine Flut von Erinnerungen überschwemmte ihn. Von der schmeichelnden milden Südseebrise zu ihm getragen, beschwor der paradiesische Duft das Bild einer Frau herauf … Ana. Gewissensbisse kämpften in ihm mit Wehmut und einer – selbst nach so vielen Jahren – erschütternd starken Sehnsucht.
Ich hätte nicht zurückkommen sollen.
„Lassen Sie mich das nehmen, Dr. Wilson.“ Lächelnd streckte der schlanke Insulaner die Hand nach Lukes Koffer aus. „Steigen Sie ein, ich bringe Sie zu Ihrer Hütte. Sie haben noch ein bisschen Zeit, sich frisch zu machen, bevor die Cocktailparty beginnt.“
Cocktailparty? Jetlag und das diffuse Gefühl, am falschen Ort zu sein, hinderten ihn einen Moment lang daran, klar zu denken. Ach ja … gemeint war das zwanglose Treffen vor dem morgigen Tagungsbeginn. Eine gute Gelegenheit, all jene Kollegen aus der ganzen Welt wiederzusehen, mit denen ihn vor allem eine Leidenschaft verband: in Forschung und Wissenschaft etwas für kranke Menschen zu bewegen. Natürlich würde auch Harry – formal bekannt als Scheich Rahman al-Taraq –, ein ehemaliger Patient und jetzt ein guter Freund von Luke, dabei sein.
Der Koffer war inzwischen festgeschnallt, und der junge Mann warf Luke einen fragenden Blick zu. „Können wir fahren, Dr. Wilson?“
Luke nickte knapp und versuchte, die Müdigkeit abzuschütteln – und die Geister der Vergangenheit gleich mit –, während er sich auf das konzentrierte, was in den nächsten beiden Tagen vor ihm lag. Anahera lebte nicht mehr hier. Sie war vor fünf Jahren, nachdem er Wildfire Island verlassen hatte, nach Brisbane gezogen. Sich von diesen merkwürdigen Gefühlen zwischen Bangen und Hoffnung hin- und herreißen zu lassen, war also reine Verschwendung mentaler Energie!
„Ich bin so weit.“ Er kletterte auf den Sitz und lächelte seinen Chauffeur an.
„Nicht zu fassen!“ Sam Taylor, einer der ortsansässigen Ärzte des kleinen Krankenhauses auf Wildfire Island, rührte nachdenklich in seinem Kaffee. „Monatelang haben sie das Forschungsgelände abgesperrt wie einen Hochsicherheitstrakt, und jetzt landet ein Privatjet nach dem anderen, weil hier ein internationaler Kongress vom Feinsten stattfindet. Warum ausgerechnet bei uns?“
Anahera Kopu zuckte mit den Schultern. „Weil es hier paradiesisch ist? Ungewöhnlich und exotisch genug, um Wissenschaftler anzuziehen, die sich austauschen und Kontakte knüpfen wollen, wie es in der Welt der Forschung wichtig ist?“
„Verstehe. Mir ist nur schleierhaft, wie sie auf die M’Langi Islands kommen. Die Inselgruppe liegt so weit draußen im Pazifik, dass sie kaum einer kennt. Und was das kosten muss! Wer steckt dahinter, und warum diese Geheimnistuerei die ganze Zeit?“
„Ich weiß es auch nicht. Aber es wäre nicht das einzige Geheimnis auf diesen Inseln, oder?“ Anahera hätte sich auf die Zunge beißen mögen. Das musste gerade sie sagen! Sie hatte es geschafft, ein großes Geheimnis vor den Menschen zu verbergen, die ihr am meisten bedeuteten: vor ihrer Mutter und den Kollegen und Freundinnen, die für sie wie eine Familie waren.
Sam grinste. „Erzähl, Ana! Du weißt bestimmt mehr als ich. Ich bin hier ein Neuling, aber du bist auf Wildfire aufgewachsen.“
Anahera hatte inzwischen genug Übung darin, ein Gespräch in sicheres Fahrwasser zu lenken. „Nein, bist du nicht“, antwortete sie unbekümmert, drehte den Heißwasserhahn auf und griff nach dem Spülmittel. „Du hast hier angefangen, kurz nachdem ich zur Fortbildung nach Brisbane gegangen bin.“
„Ja, und damals war die Forschungsstation nicht mehr und nicht weniger als genau das – eine Forschungsstation. Und nun soll sie Teil eines exklusiven Resorts sein, das als medizinische Ideenschmiede dienen soll. Außerdem geht das Gerücht um, dass sie eine bahnbrechende Errungenschaft verkünden wollen, einen Durchbruch, der unser aller Leben verändern wird. Findest du nicht, dass man uns hätte informieren sollen? Und worum geht es überhaupt?“
„Keine Ahnung. Vielleicht haben sie einen neuen Impfstoff entdeckt?“
„Das wage ich zu bezweifeln. So etwas braucht Jahre und jemanden, der bereit ist, einen Haufen Geld in abgelegene Pazifikinselchen zu stecken. Ich vermute eher, dass es mit dem M’Langi-Tee zu tun hat, der die Insulaner vor Enzephalitis zu schützen scheint. Wusstest du, dass die Forschungen dazu schon vor Jahrzehnten begonnen haben?“
Oh ja, das hatte Anahera gewusst. Allerdings wollte sie nicht daran denken, geschweige denn, darüber reden. Unerwünschte Bilder tauchten vor ihren Augen auf, von einer sanft schwingenden Verandaschaukel im Dämmerlicht einer beginnenden Tropennacht. Von starken Armen, die auf ihrem Körper ruhten, während sie sich an die breite Brust des Mannes schmiegte, der ihr erzählte, wie sehr ihn die Wirkstoffe dieses Tees faszinierten. Sie schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden.
„Ich glaube, dabei ist herausgekommen, dass sein einziger Nutzen in einer Art natürlichem Insektenschutz besteht“, sagte sie. „Man wird weniger gestochen, was das Risiko vermindert, sich eine Hirnhautentzündung zuzuziehen. Der Tee wird kaum unser Leben verändern.“
Sam setzte sich an den Tisch. „Vermutlich nicht. Viel wichtiger ist, dass hier wieder gesprüht werden muss, damit die Moskitos nicht überhandnehmen. Ich frage mich, ob jemand sich mit Ian Lockhart in Verbindung setzen konnte. Der hätte das organisieren müssen.“
„Er scheint wie vom Erdboden verschluckt. Allerdings wäre ich nicht überrascht, wenn er sich in Las Vegas herumtreibt, um die jüngsten Erträge der Goldmine in den Spielkasinos durchzubringen.“
„Falls wegen der Mücken nicht bald etwas unternommen wird, müssen wir mit lebensbedrohlichen Erkrankungen rechnen. Wir wollen so etwas wie mit Hami nicht wieder erleben.“
„Um Himmels willen, nein.“ Anahera presste die Lippen zusammen. Es fehlte nicht viel, und sie wäre in Tränen ausgebrochen. Auch wenn es zwei Jahre her war, dass sie den kleinen Jungen an die Krankheit verloren hatten, so saß der Schock darüber immer noch tief. Nicht nur, weil es das traurigste Erlebnis in ihrer Zeit als Krankenschwester gewesen war. Nein, Hami war genauso alt gewesen wie ihre kleine Tochter.
„Na, vielleicht verrät uns jemand auf dieser Cocktailparty mehr. Hast du dir schon ein hübsches Kleid zurechtgelegt, Ana?“
„Ich gehe nicht hin.“
„Aber du bist eingeladen. Wie wir alle.“
„Das heißt nicht, dass ich teilnehmen muss. Ich möchte bei Hana bleiben, ich habe sie den ganzen Tag nicht gesehen.“ Anahera trocknete ihre Tasse ab und stellte sie in den Schrank.
„Bring sie mit.“
Sie lachte auf. „Eine Dreijährige zu einer Cocktailparty? Ich glaube nicht! Außerdem bleibe ich wahrscheinlich bis zehn Uhr hier, falls Hettie hingehen will, bevor sie die Nachtschicht übernimmt.“
Die Worte waren kaum heraus, da wurde Anahera rot. Kein Wunder, dass Sam ihr einen erstaunten Blick zuwarf. Schließlich hatte sie selbst ihren Wunsch nach mehr Zeit mit ihrer Tochter als das entlarvt, was er war: eine Ausrede. „Ich habe keine große Lust auf Geselligkeit, okay? Davon hatte ich in Brisbane mehr als genug. Small Talk auf Partys, das ist nicht meine Welt.“
„In diesem Fall sind interessante Leute versammelt, die nur ein paar Tage bleiben werden. Experten für Dengue-Fieber und Enzephalitis. Ich bin schon ganz gespannt auf die aktuellen Forschungsergebnisse und ob es neue Therapie-Ansätze gibt. Und natürlich auf die mysteriöse Ankündigung, um die sie so viel Wirbel machen.“
„Und ich freue mich darauf, wenn du mir morgen davon erzählst“, entgegnete sie bestimmt. Sie wollte nichts von tropischen Krankheiten und vor allem nichts vom M’Langi-Tee hören. Es erinnerte sie zu sehr an jemanden, der davon geträumt hatte, auf diesem Gebiet die Welt zu verbessern. Und sie hatte hundertprozentig hinter diesen Träumen gestanden, weil sie an seiner Seite sein wollte, wenn er sie verwirklichte. Heute noch schnürten ihr die wehmütigen Gedanken den Hals zu, und sie spürte, wie Tränen hinter ihren Lidern prickelten.
„Es wird ein Hangi geben. Du liebst Hangis.“
„Ich weiß. Mum ist mitten in den Vorbereitungen. Deshalb müssen wir heute für die Patienten das Abendessen austeilen.“ Ein rascher Blick zur Uhr, und Anahera hatte die perfekte Ausrede, um zu verschwinden. „Ich fange besser mit der Medikamentenausgabe an und checke die Vitalwerte, damit ich rechtzeitig Essen ausgeben kann, bevor die Patienten schlafen wollen.“
Sam gab sich geschlagen. „Dann helfe ich dir noch, bevor ich unter die Dusche springe und mich in Schale werfe. Danach kannst du hier Chefin spielen.“
Eine Dusche war genau das, was Luke brauchte, um einigermaßen wieder munter zu werden. Als er jedoch das Bad betrat, staunte er nicht schlecht.
Wie alles in seiner luxuriösen Unterkunft ganz in Strandnähe und von tropischem Regenwald umgeben, hätte auch das Badezimmer aus einem Fünf-Sterne-Resort stammen können. Ein Puzzle aus Natursteinen bedeckte die Wände, und auf dem Fußboden bildeten graue und weiße Kiesel ein Mosaik, das einen großen Fisch zeigte. Die Seife duftete schwach nach Jasmin, und flauschige Handtücher lagen bereit.
Nach dem Duschen wickelte sich Luke eins um die Hüften und ging in den runden Schlafbereich, wo das Moskitonetz über dem Bett sich sanft in der Meeresbrise bewegte. Draußen hörte er die Stimmen der anderen Konferenzteilnehmer, die sich auf dem Weg zur Party begegneten und begrüßten.
Bei seinem letzten Aufenthalt hatten hier nur zwei, drei rustikale Hütten gestanden, die von Meeresbiologen genutzt wurden und in der Nähe der Labors errichtet worden waren. Anscheinend hatte man sie abgerissen, um Platz für den neuen Treffpunkt zu schaffen. Nicht, dass Luke je in einer geschlafen hatte. Er arbeitete damals im Rahmen seiner Ausbildung zum Facharzt für Tropenkrankheiten auf Wildfire Island und war in einer der Unterkünfte für die FIFO-Mediziner untergebracht. FIFO stand für Fly-In-Fly-Out – ein Programm, das die gesamte Inselgruppe mit medizinischem Fachpersonal versorgte, Rettungshubschrauber bereitstellte und den Betrieb des kleinen, aber exzellenten Krankenhauses sicherte. Auch die Einheimischen, die dort arbeiteten, waren hervorragend ausgebildet. Wie die Krankenschwestern zum Beispiel.
Wie Ana …
Luke streifte sich ein kurzärmeliges Hemd über und zog leichte Chinos an. Er kämmte sich die Haare, verzichtete aber darauf, sich zu rasieren. Heute Abend kamen Leute zusammen, die sich gut kannten und hierher eingeladen worden waren, um zu entspannen. In den nächsten Tagen sollten sie die Annehmlichkeiten eines tropischen Inselparadieses genießen, wissenschaftliche Neuigkeiten austauschen und ansonsten darüber beraten, wie dieses Forschungszentrum in Zukunft am besten genutzt werden konnte.
Die Sonne sank bereits hinter den Horizont, und der schwere Duft dichter Ingwersträucher, die Lukes Hütte von der nächsten abschirmten, hing in der Abendluft. Nach zwei Schritten kehrte Luke jedoch wieder um. Was für eine Ironie des Schicksals, wenn er hier als Arzt ankam, um als Patient zu enden?
In seiner Tasche fand er das mitgebrachte Insektenschutzmittel und sprühte sich rasch damit ein. Dann steckte er die kleine Spraydose in die Hemdtasche, um auszuhelfen, falls einer der Kollegen sich nicht vorsorglich damit eingedeckt hatte.
Wie die Unterkünfte, so war auch der Tagungsraum nach traditionellem Vorbild errichtet und ausgestattet. Palmwedel bedeckten das Dach, und das lang gestreckte Haus war nach allen Seiten hin offen. Polierte Holzbänke luden zum Sitzen ein, und auf dem Fußboden lagen handgewebte Matten. Ein Tisch bildete die Bar, von der sich jetzt aus einer Gruppe ein Mann löste und auf Luke zukam.
„Luke, ich freue mich, dich zu sehen!“
„Ich mich auch, Harry.“ Er ergriff die ausgestreckte Hand, doch aus der formellen Begrüßung wurde schnell eine herzliche Umarmung. Sie waren viel mehr als nur Kollegen nach allem, was sie vor Jahren zusammen erlebt hatten. „Bewundernswert, was du hier hochgezogen hast.“
„Es war deine Idee.“
„Vielleicht im Ansatz. Ich hatte nur vorgeschlagen, die Labors zu nutzen, um neue Forschungsvorhaben anzusiedeln. Ganz sicher habe ich nicht erwartet, dass du gleich einen der reizvollsten Tagungsorte der Welt aufbaust.“ Luke lächelte. „Du machst keine halben Sachen, stimmt’s?“
„Ich brauchte eine neue Aufgabe. Oder auch eine Ablenkung, ganz, wie man’s nimmt.“
Luke warf einen Blick auf Harrys Hand. „Und, wie ist es?“
„So schnell werde ich nicht an den OP-Tisch zurückkehren.“ Harry lächelte gezwungen, klang aber munterer, als er hinzufügte: „Komm, ich hole dir ein Bier. Oder möchtest du etwas anderes, einen Cocktail vielleicht?“
„Ein Bier wäre großartig, aber das hole ich mir auch gern selbst. Ich muss noch ein paar Leute begrüßen.“ Luke folgte Harry zur Bar, blieb jedoch auf halbem Weg stehen, als er ein bekanntes Gesicht entdeckte. „Charles! Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen. Wie sieht’s in Washington aus?“
„Als ich abflog, schneite es.“ Charles, ein amerikanischer Spezialist für Dengue-Fieber, grinste breit, als er auf den spektakulären Ausblick deutete, der sich ihnen von hier aus bot: tropischer Dschungel, dahinter schneeweiße Strände und der weite türkisblaue Ozean. „Ich muss schon sagen, wir werden hier verwöhnt.“
„Ja, es ist ein malerisches Fleckchen Erde. Wenn du am Ende des Strands um die Felsen herumgehst, kommst du zum Sunset Beach. Bei Sonnenuntergang leuchten die Klippen feuerrot, so als hätte sie jemand in Brand gesteckt. Daher hat die Insel ihren Namen.“
„Tatsächlich? Wie ich sehe, hast du deine Hausaufgaben gemacht.“
„Nicht ganz. Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Während meiner Facharztausbildung habe ich eine Zeit lang am hiesigen Krankenhaus gearbeitet.“
Ein kurzer Aufenthalt, der ihn beruflich weiterbringen sollte und der dann letztendlich sein Leben verändert hatte.
Weil er ihn noch immer verfolgte …
Luke hatte damit gerechnet, dass sich die Geister der Vergangenheit regten, wenn er nach Wildfire Island kam. Allerdings hätte er nicht erwartet, dass sie immer noch so mächtig waren. Ich hätte mich von Harry nicht überreden lassen sollen, dachte er. Andererseits wurde mit dieser Eröffnungsfeier ein Traum wahr, und war er nicht als Erster dabei gewesen, als die Saat dazu gelegt wurde?
„Von der Klinik habe ich gehört.“ Eine große, schlanke blonde Frau mit skandinavischem Akzent gesellte sich zu ihnen. „Ist es normal, dass auf einer abgelegenen Inselgruppe ein derart gut ausgestattetes medizinisches Versorgungszentrum steht?“
„Keineswegs. Wir haben es der Familie Lockhart zu verdanken. Sie hat die Goldvorkommen entdeckt, die Mine errichtet und eine Forschungsstation aufgebaut.“
„Und weil die Mine genug abwirft, das Krankenhaus gleich dazu?“
„Die Geschichte geht etwas anders.“
Und wieder versetzten ihn seine Erinnerungen in den Moment zurück, als er diese Geschichte zum ersten Mal hörte: Hand in Hand saß er mit Anahera auf der Veranda, um das grandiose Schauspiel zu betrachten, das die Natur jeden Abend am Sunset Beach bot. Und er nahm wieder, als wäre es gestern gewesen, den traurigen Unterton in ihrer sanften Stimme wahr, während sie ihm ein Stück Inselgeschichte erzählte.
„Auslöser war eine Familientragödie“, erklärte Luke. „Ein Zwillingspärchen kam zu früh zur Welt, die Mutter starb, und der kleine Junge war schwer behindert. Sein Vater – Max Lockhart – machte es sich zur Lebensaufgabe, dafür zu sorgen, dass hier so etwas nie wieder passieren konnte. Er beendete sein Medizinstudium, gewann die australische Regierung dafür, Finanzmittel lockerzumachen, und ermutigte die Einheimischen, sich in medizinischen Berufen ausbilden zu lassen. Ich vermute stark, dass er einen Teil dieser Studiengebühren aus eigener Tasche bezahlt hat.“
„Bewundernswert“, murmelte Charles. „Und jetzt hat er noch dieses Tagungszentrum bauen lassen? Ein Mann mit Visionen, so viel ist sicher.“
„Nein, diese Vision hatte ein anderer.“ Lächelnd blickte Luke zu Harry hinüber. Er stand jetzt draußen, inmitten einer Gruppe Insulaner, und half dabei, die Abdeckung eines Erdofens zu entfernen. Dampf quoll aus der Grube, und ein köstlicher Duft wehte durch das an den Wänden offene Langhaus. „Hast du Scheich Rahman al-Taraq schon kennengelernt?“
„Ich habe mich ein bisschen über ihn informiert, nachdem ich die Einladung zu diesem Treffen bekommen hatte. Interessanter Mann. Chirurg, nicht wahr? Unterstützt er nicht auch finanziell massiv die Forschungen zu einem Impfstoff gegen Enzephalitis? Wie kommt es, dass ein Chirurg sich derart auf eine Tropenkrankheit stürzt?“
„Das solltest du ihn selbst fragen.“
„Worauf du dich verlassen kannst. Vielleicht ergibt sich beim Essen eine Gelegenheit. Was auch immer sie da drüben aus der Erde holen, macht einem den Mund wässrig. Ich habe einen Bärenhunger.“
„Fischauflauf mag ich nicht.“
„Hinterher gibt es noch Eis, Raoul. Aber erst musst du dein Gemüse essen.“ Anahera versuchte, bestimmt zu klingen, doch sie lächelte, als sie ihm das Tablett hinstellte. „Allerdings brauchst du schon bald kein Krankenhausessen mehr. Hat Dr. Sam nicht gesagt, dass du morgen nach Hause darfst?“
„Er will erst sehen, wie ich gut ich an Krücken gehen kann. Und mit meiner Mum darüber reden, wie ich zu den Sprechstunden komme, damit der Verband gewechselt wird.“
„Ja, es ist sehr wichtig, dass kein Schmutz an dein Bein kommt.“
„Ich werde ein großes Loch im Bein haben, oder?“
„Nein, kein Loch, aber eine großflächige Narbe und eine Delle, da wo der Muskel angegriffen wurde. Wichtig ist, dass du beim anderen Bein ordentlich Muskelkraft aufbaust. Du hast sehr lange im Bett gelegen. Die Übungen haben wir dir ja gezeigt.“
„Ana!“
Das klang dringend, und sie drehte sich alarmiert um. Sam tauchte an der Tür auf.
„Sam … Ich dachte du bist auf der Cocktailparty?“
„Ich war schon auf dem Weg, als ein Anruf kam. Du musst mitkommen.“
Anahera schob sich eine vorwitzige Strähne ihrer langen dunklen Haare zurück, die sich aus dem Knoten am Nacken gelöst hatte. Sie blickte an sich hinunter, auf den grünen Kittel und die dreiviertellange Hose, denen man den langen Arbeitstag bereits ansah, und schüttelte den Kopf.
Doch Sam wandte sich schon wieder ab und eilte in den kleinen OP-Bereich. Seine Stimme wurde schwächer, aber der Ton blieb drängend. „Jetzt, Ana! Es ist ein Notfall.“
Sämtliche Gedanken an ihr Aussehen verflüchtigten sich, als sie hinter Sam herrannte. Mit einer Hand griff er nach der schweren Notfalltasche, mit der anderen nach einem Sauerstoffzylinder.
„Was ist passiert?“
„Verdacht auf Herzinfarkt. Einer der Gastärzte, Brustenge und Übelkeit. Schnapp dir den Defi, und los geht’s!“
Manu, der Krankenpflegehelfer, wartete bereits im Golfmobil vor dem Eingang des Krankenhauses.
„Ich kann nicht mitfahren“, meinte Anahera. „Wir können das Krankenhaus nicht unbeaufsichtigt lassen.“
„Ich bleibe hier“, sagte Manu. „Und Hettie ist schon unterwegs.“
„Ana, du musst mit.“ Sam verstaute die Ausrüstung im Wagen. „Du hast eine intensivpflegerische Ausbildung. Wenn wir intubieren und beatmen müssen, brauche ich deine Hilfe.“
Sie kletterte in das Elektromobil. Sam hatte recht. Dies war genau die Situation, für die sie die aufwendige Zusatzausbildung gemacht hatte. Außerdem bekam sie nicht oft die Gelegenheit, die erworbenen Fähigkeiten anzuwenden.
Als sie saßen, gab Sam Gas, und das Golfmobil rumpelte den Weg entlang Richtung Konferenzzentrum. Anahera fragte sich, was sie vorfinden würden. Einen Patienten mit Herzstillstand? Wenigstens waren genügend Mediziner anwesend, um Erste Hilfe zu leisten, aber ohne den Defibrillator würden sie ein Herz nicht wieder in Gang bringen.
Am Ort des Geschehens war es wider Erwarten ruhig, als sei nichts Dramatisches geschehen. Neben einem Tisch, der aussah, als wären Gäste mitten beim Essen gestört worden und überstürzt aufgebrochen, standen ein paar Menschen. Auf dem Fußboden, von einem großen Kissen gestützt, saß ein Mann mittleren Alters. Ein zweiter hockte neben ihm und fühlte ihm den Puls. Die Frau, die dem Patienten Luft zufächelte, war Vailea Kopu, Anaheras Mutter. Sie entdeckte Sam und ihre Tochter als Erste.
„Da sind sie ja“, sagte sie. „Gleich wird es Ihnen besser gehen, Dr. Ainsley.“
„Mir geht es schon besser“, brummte der Mann. „Ich hatte nur zu viel von Ihrem köstlichen Essen gegessen, das ist alles.“
Sam ging neben ihm in die Hocke. „Das überprüfen wir lieber, um ganz sicher zu sein. Ich bin Sam Taylor, einer der ortsansässigen Ärzte.“
„Und das ist Charles Ainsley.“ Der Mann, der den Puls gemessen hatte, sah Sam an. „Er ist dreiundsechzig. Wenn es das Herz ist, wäre es nicht das erste Mal.“
Anahera konnte nicht weiter zuhören, als er die Vorgeschichte des Patienten schilderte. Ihre Hände zitterten, während sie die Elektroden aus der Tasche zog, um ein Zwölf-Kanal-EKG vorzubereiten.
Sie konnte nicht aufsehen, doch das musste sie auch gar nicht. Diese Männerstimme hätte sie überall auf der Welt erkannt …
Warum war ihr nicht der Gedanke gekommen, dass Luke Wilson an dieser Elite-Konferenz teilnehmen könnte?
Oder hatte sie es insgeheim geahnt? Hätte sie es sonst vermieden, über die bevorstehende Tagung auch nur zu sprechen? Hätte sie nicht unbefangen an der Cocktailparty teilgenommen? Stattdessen verhielt sie sich still wie ein Tier, das vor einem drohenden Gewitter Schutz suchte und wartete, bis die Gefahr gebannt war. Die Wissenschaftler würden ja nicht länger als ein paar Tage bleiben.
Und all das, weil sie fürchtete, dem Mann wiederzubegegnen, den sie bis heute nicht vergessen konnte.
Sie hatte recht gehabt. Allein der Klang seiner Stimme genügte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Was würde erst passieren, wenn er sie ansah?
Luke sprach immer noch mit Sam. „… stabile Angina, aber im nächsten Monat steht eine Herzkatheter-Untersuchung an.“
„Lassen Sie uns ein EKG schreiben“, schlug Sam vor. „Haben Sie heute Aspirin eingenommen, Charles? Ihr Nitro-Spray benutzt?“
„Für den Flug hatte ich eine Aspirin zusätzlich geschluckt, aber das Spray zu Hause vergessen.“
„Kein Problem.“ Sam hatte ihm das Hemd aufgeknöpft und streckte die Hand nach den Elektroden aus, an denen Anahera Klebepads befestigt hatte. „Gib mir das Nitro, Ana. Wir sollten ihm auch Sauerstoff verabreichen.“
Ana …
Ihr Name schien in der Luft zu hängen wie ein feines Echo. Hatte Luke ihn gehört? Oder hatte er sie längst erkannt und beachtete sie nur nicht?
Verflixt … Ihre Hand bebte immer noch, während Ana den Deckel von der kleinen Sprühflasche abzog. „Öffnen Sie bitte den Mund“, sagte sie. „Und heben Sie die Zunge …“
„Ich mache das.“ Eine Hand schloss sich über ihrer, um ihr das Spray abzunehmen.
Ana konnte es nicht mehr vermeiden. Sie musste aufblicken.
Und Luke sah sie direkt an.
Einen Herzschlag lang nahm sie nichts anderes wahr als diese grünbraunen Augen, die Berührung seiner warmen Finger. Ana erstarrte, konnte kaum atmen. Denken war unmöglich. Stattdessen überschwemmten sie Emotionen, von denen sie geglaubt hatte, dass sie sie nie wieder empfinden würde: Liebe zu diesem Mann. Unerträglichen Schmerz, weil er sie betrogen hatte.
Und dann tauchte ein Gefühl auf, das alle anderen überlagerte.
Angst.
Luke Wilson war eine Gefahr, nicht nur für ihr Herz. Deshalb musste sie jetzt stark sein und mit dieser Situation fertig werden, damit alles so blieb, wie es war.
Der Entschluss gab ihr die Kraft, sich zu konzentrieren, und gleich darauf stellte sich die ersehnte Gelassenheit ein. Anahera brach den Blickkontakt ab und sagte zu ihrer eigenen Erleichterung ganz ruhig und ohne dass ihr die Hände zitterten: „Gut, dann kümmere ich mich um den Sauerstoff.“
Sam blickte auf. Hatte er etwas gemerkt? Nein, der Moment war nur kurz gewesen. „Das ist Anahera“, stellte er sie Luke vor. „Unsere Intensivschwester.“
„Ja.“ Luke drückte auf den Sprühknopf, um eine zweite Dosis unter die Zunge des Patienten zu geben. „Wir kennen uns bereits.“
„Natürlich …“ Vailea fächelte Dr. Ainsley immer noch mit dem Palmwedel frische Luft zu. „Wusste ich’s doch, dass ich Sie schon einmal gesehen hatte. Sie haben vor ein paar Jahren hier im Krankenhaus gearbeitet.“
„Das stimmt.“
„Damals mussten Sie ganz plötzlich abreisen. Wegen Ihrer kranken Frau, nicht wahr?“
Der scharfe Schmerz kehrte zurück. Ana hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
„Ja.“ Das klang knapp, fast abweisend. Vielleicht wollte Luke genauso wenig wie sie daran erinnert werden, wie sie auseinandergegangen waren.
Das einzig Gute in diesem Augenblick war nur, dass lediglich zwei Menschen an diesem Ort wussten, was in Lukes wenigen Wochen auf Wildfire Island geschehen war. Und nur einer kannte die Folgen.
Anahera musste lediglich dafür sorgen, dass es auch so blieb.
Ana …
Der Name kam wie aus dem Hinterhalt und traf Luke wie eine Faust, die er nicht hatte kommen sehen.
Sicher hatte er im Augenwinkel die grüne OP-Kleidung wahrgenommen und sich nichts weiter dabei gedacht. Höchstens, dass der herbeigerufene Arzt eine Krankenschwester mitgebracht hatte. Danach war Luke damit beschäftigt, die Informationen über Charles’ Gesundheitszustand weiterzugeben.
Und dann hörte er ihren Namen. Sah, wie ihre Hand bebte, als Ana den Deckel vom Nitro-Spray abzog. Ohne nachzudenken, nahm er ihr die Flasche aus der Hand – eine spontane Reaktion, weil Ana sich abmühte und er helfen wollte. Hätte er gewusst, was die Berührung bei ihm anrichtete, er wäre vorsichtiger gewesen.
Doch der Schock, ihren Namen zu hören und ihre weiche Haut unter seinen Fingern zu spüren, war nichts verglichen mit dem Gefühl, das ihn durchströmte, als er ihr nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder in die Augen sah.
Wie konnte ihn das so stark mitnehmen? Ein einziger Blick in warme braune Augen, wie er sie in den letzten Jahren bei unzähligen Gelegenheiten gesehen hatte? Doch bei diesen war ihm, als würde sich der Boden unter seinen Füßen auftun …
Ana musste Ähnliches gespürt haben. Er las in ihren Augen, dass sie genauso erschrocken war wie er. Und nicht nur das. Sie schien Angst vor ihm zu haben, und das verstärkte den schmerzlichen Druck in seiner Brust.
„Er ist weg.“ Sein Patient klang auf eine Art fröhlich, die nicht zu Lukes Stimmungslage passte. „Der Schmerz ist komplett weg!“
Nein. Charles mochte es bessergehen, aber Luke wurde das verwirrende Gefühl nicht los, dass für ihn der Schmerz gerade erst begonnen hatte. Er ließ sich auf die Fersen sinken und suchte Anas Blick.
Sie beachtete ihn nicht. Absichtlich?
Ana hielt den Schlauch mit der Nasenbrille in der Hand, bereit, sie dem Patienten anzulegen, um ihn mit Sauerstoff zu versorgen. Und sie sah Sam an.
„Liegen Sie einen Moment still, Charles“, sagte der. „Wir schreiben ein EKG und sehen uns mal an, was los ist.“
Kurz darauf spuckte die Maschine die Aufzeichnungen aus. Luke schaute sich um, glaubte sich vergewissern zu müssen, warum er hier war. Zwei Tage auf einer tropischen Insel, in Gesellschaft passionierter Kollegen und eines sehr guten Freundes. Die Möglichkeit, dass Ana wieder auf Wildfire leben könnte, die hatte er sorgsam verdrängt. Und mit den Erinnerungen, so hatte er jedenfalls geglaubt, konnte er fertig werden.
Jetzt musste er feststellen, dass er sich mit etwas konfrontiert sah, dass er eben nicht so leicht wegsteckte: Ana hatte anscheinend Angst vor ihm.
Hatte er sie so sehr verletzt?
Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Luke kam sich vor wie ein Schuft.
Er ließ den Blick über die anderen Tagungsteilnehmer schweifen, die stumm auf die Diagnose warteten, und sah wieder zu Ana hinüber. Sie und Sam beugten sich über den Ausdruck, die Köpfe dicht beieinander.
„Kein Anzeichen für eine ST-Hebung“, hörte er sie sagen. „Ich kann auch keinen Hinweis auf myokardiale Ischämie entdecken. Du?“
Sie sprach sanft, sachlich. Luke erinnerte sich daran, wie ihre Stimme geklungen hatte, als er das letzte Mal mit ihr sprach. Ana war so wütend gewesen, dass er sie ausfindig gemacht und während ihres Dienstes in jenem Krankenhaus in Brisbane angerufen hatte.
Was ist dein Problem, Luke? Ist dir langweilig in London? Hast du Lust, deine Frau mal wieder zu betrügen?
Er war gar nicht dazu gekommen, ihr zu sagen, was er sagen wollte.
Ich will nichts davon hören. Ich will nie wieder von dir hören! Niemals!
Zum Schluss steckte sie ihn mit ihrem Zorn an. Sie hasste ihn, und im ersten Moment glaubte er, sie auch zu hassen. Wie konnte sich innige Liebe so schnell in Hass verwandeln?
Gar nicht. Nicht, wenn diese Liebe echt war. Luke stellte schnell fest, dass er Anahera nicht hassen konnte. Nicht in tausend Jahren. Er an ihrer Stelle hätte ihr die Chance gegeben, alles zu erklären. Er hätte zugehört.
Und ihr verziehen.
Sogar jetzt konnte er ihr verzeihen, dass sie ihn ignorierte. Weil er die Furcht in ihren Augen gelesen hatte.
„Sieht gut aus, wie?“ Charles lächelte. „Ich habe doch gesagt, dass mein voller Magen schuld ist.“
„Ich tippe eher darauf, dass es Ihre Angina war … so schnell, wie das Nitro gewirkt hat.“
„Wie auch immer, mir geht’s blendend.“ Charles zupfte sich die Elektroden ab. „Es tut mir wirklich leid, dass ich allen einen Schrecken eingejagt habe. Hätte ich nur mein Spray nicht vergessen!“
„Behalten Sie dieses“, antwortete Sam. „Trotzdem möchte ich noch ein paar Tests vornehmen. Wir haben hier die Möglichkeit, kardiale Biomarker zu bewerten. Wenn Sie mir eine Blutprobe überlassen, ziehe ich mich ins Labor zurück und kann Ihnen im Nullkommanichts das Ergebnis zeigen.“
„Genehmigen Sie sich lieber einen Drink. Und etwas von dem herrlichen Essen.“ Jovial winkte Charles den Kollegen zu. „Bitte essen Sie weiter. Hier wurde wieder ein Leben gerettet.“
Erleichterung zeichnete sich auf den Gesichtern der Anwesenden ab, viele lächelten, und bald darauf erfüllten Stimmengewirr und hier und da Gelächter das Langhaus. Anahera allerdings blickte ernst drein, während sie EKG-Kabel und alles andere verstaute.
Luke musste etwas sagen.
„Es ist schön, dich zu sehen, Ana“, begann er. „Ich … ich hatte dich hier nicht erwartet.“
„Ich dich auch nicht.“ Die Leitungen hatten sich verheddert, und sie schüttelte sie leicht. „Obwohl es ja dein Fachgebiet ist. Aber es ist eine lange Reise, und ich hätte nicht gedacht, dass du …“ Sie sprach nicht weiter, warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu.
Dass ich was? Nicht auf die Idee kommen würde, jemals wieder einen Fuß auf Wildfire Island zu setzen? „Ich dachte, du lebst in Brisbane.“ Kaum waren die Worte heraus, hätte er sich ohrfeigen können. Das klang, als hätte er damit gerechnet, dass sie weit weg von hier wohnte.
Was natürlich stimmte …
„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.“ Ana hatte die Tasche gepackt und stand auf. „Ich bin vor zwei Jahren zurückgekommen.“
„Ich bin nicht enttäuscht.“ Luke versuchte ein Lächeln. „Und es ist wirklich schön, dich zu sehen.“
So viel Zeit war vergangen. Er merkte, wie sehr es ihn traf, dass sie ihn ansah, als sei sie auf der Hut. Wie jemanden, mit dem sie nichts zu tun haben wollte. Als wäre nichts zwischen ihnen gewesen, absolut nichts.
Am meisten sehnte er sich nach ihrem Lächeln, aber darauf konnte er wohl lange warten.
Auf einmal kam ihm ein Gedanke. Wenn sie endlich die Wahrheit wüsste, würde sie sich anders verhalten. Luke fasste neue Hoffnung. Vielleicht sollten sie sich aussprechen, die Gelegenheit nutzen, um die Geister der Vergangenheit endlich zu bannen …
„Bleib du ruhig.“ Anahera schloss die Tasche, nachdem Sam von Charles die Blutprobe doch noch bekommen hatte. „Du wolltest sowieso hier sein. Ich bringe die Sachen ins Krankenhaus zurück.“
„Sicher?“ Sam sah ihrem Patienten nach, der zu den Kollegen zurückgegangen war. „Ich würde ihn gern im Auge behalten. Und der Labortest dauert nur ein paar Minuten“
„Das Labor hätte ich mir gern angesehen.“ Luke war Charles nicht zu den anderen gefolgt – sehr zu Anaheras Verdruss. „Anscheinend ist es inzwischen sehr viel besser ausgerüstet, seit ich das letzte Mal hier war.“
„Und ob. Sie sollten auch einen Rundgang durchs Krankenhaus machen. Damals gab es bestimmt noch keinen Computertomographen, geschweige denn das Beatmungsgerät, das für die Intensivpflege angeschafft wurde.“
„Sie haben ein CT? Großartig!“
„Anahera ist ausgebildete Intensivkrankenschwester. Und sie hat sich in Brisbane auch eine Qualifikation als Rettungssanitäterin erworben. Intubieren, auch unter schwierigen Bedingungen, ist für sie eine der leichtesten Übungen.“ Sam lachte. „Aber wahrscheinlich wissen Sie das alles. Ihr seid bestimmt in Kontakt geblieben.“
„Nein.“
Luke und Anahera hatten gleichzeitig geantwortet. Bei ihm allerdings schwang Bedauern in der Stimme mit, während sie so energisch klang, dass es sich fast wie ein Tadel anhörte. Sam warf ihr einen verwunderten Blick zu.
Achselzuckend versuchte sie, die Wirkung abzumildern. „Du weißt, wie viele FIFOs kommen und wieder gehen. Wenn wir mit allen in Verbindung blieben, kämen wir nicht mehr zum Arbeiten.“
Anahera schulterte die Notfalltasche, nahm den Defibrillator in die eine und den Sauerstoffzylinder in die andere Hand. Flüchtig blickte sie zu Luke hinüber, schaffte es sogar, ein Lächeln anzudeuten. „Genieß deinen Aufenthalt“, sagte sie. „Ich hoffe, diese Konferenz lohnt sich für dich.“
„Warte, ich helfe dir beim Tragen.“
Sie wich seinem Blick aus. „Nein danke, das schaffe ich schon.“ Begriff Luke denn nicht, dass sie von ihm wegwollte?
„Musst du aber nicht.“ Sam griff nach dem Defi und grinste. „Nicht nötig, die Heldin zu spielen, Ana. Schließlich wollen wir neben dir nicht wie Weicheier aussehen.“
Ein Mann kam auf sie zu, anscheinend auch, um zu helfen.
Anahera lächelte. „Na gut, wenn du dich dann besser fühlst.“
Im Grunde war es ihr auch lieber. Sie wollte nicht mit Luke allein sein. Anahera richtete sich auf. Ich habe Freunde hier, dachte sie. Und meine Familie. Luke konnte ihr nichts anhaben. Zu viele Menschen standen auf ihrer Seite.
Sam war stehen geblieben, weil Luke ihn mit dem Mann bekannt machte, der zu ihnen gestoßen war. „Das ist Harry, Scheich Rahman al-Taraq. Er steckt hinter allem, was Sie hier sehen, weil er fest entschlossen ist, ein Mittel gegen Enzephalitis und andere tropische Gemeinheiten zu finden.“
Ein Scheich? Anahera traute ihren Ohren nicht.
Sam schüttelte dem Scheich die Hand. „Ich kann es kaum erwarten, mich mit Ihnen zu unterhalten“, sagte er. „Aber erst muss ich kurz ins Labor. Bin gleich zurück.“
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite? Wir haben vieles neu angeschafft, und das möchte ich mir ansehen. Luke, du solltest auch mitkommen.“
„So?“
„Kann sein, dass ich noch einen Job für dich habe … sobald du morgen deine Rede gehalten hast. Wir wollen ein Forschungsprojekt starten – eine klinische Versuchsreihe, falls alles so klappt, wie ich es mir vorstelle.“
„Ich bin nur zwei Tage hier, Harry.“ Lukes Lachen klang gezwungen. Fast nervös …
Da ist er nicht der Einzige, dachte Anahera, während sie sich auf den Weg zum Golfmobil machte. Sie konnte es kaum erwarten, wieder zum Krankenhaus zu fahren. Oder nein … Sie würde Hettie fragen, ob diese ihren Nachtdienst nicht etwas eher beginnen könnte. Sicher fühlte sich Anahera jetzt nur an einem Ort … zu Hause.
Bei ihrer Tochter.
Bessie, die Haushälterin in der Lockhart-Villa, passte auf Hana auf, wenn Anahera arbeitete.
„Sie war ganz brav“, sagte sie. „Deine Süße ist ohne Protest ins Bett gegangen und schläft tief und fest.“
„Da musst du jetzt auch schnell hin, Bessie. Du siehst müde aus. Vielen Dank für deine Hilfe. Ich wüsste nicht, was wir ohne dich machen sollten.“
Die ältere Frau umarmte sie liebevoll. „Ja, ich bin müde, aber auch sehr glücklich. Miss Caroline und Keanu kommen bald zurück, und ich möchte, dass dann alles im Haus glänzt und strahlt. Ich vermute, dass wir demnächst eine Hochzeit vorbereiten werden.“
Anahera lächelte. Keanu war der zweite ortsansässige Arzt auf Wildfire Island und wie Sam ein sehr guter Freund. Caroline war eine Lockhart, der Zwilling, der gesund zur Welt gekommen war. „Das sind schöne Neuigkeiten. Aber übertreibe es nicht mit dem Putzen.“
„Sag das auch deiner Mutter. Sie arbeitet zu viel. Erst hatte sie nur die Stelle im Krankenhaus, aber nun macht sie sich auch noch im Resort nützlich.“ Bessie schüttelte den Kopf, während sie ihren Korb und ihre Jacke nahm. „Zurzeit passiert auf Wildfire so vieles. Ich komme kaum noch mit …“
„Ich weiß. Mir geht es ähnlich.“ Vor allem jetzt. „Aber es gibt eine Menge guter Nachrichten. Caroline kümmert sich darum, dass in der Mine wieder gearbeitet werden kann, und auch das Konferenzzentrum wird für neue Jobs sorgen. Ich habe gehört, dass ein Forschungsvorhaben geplant ist. Das ist doch wunderbar.“
Bessie musterte sie prüfend. „Du wirkst nicht besonders glücklich, Ana.“
Lächelnd versuchte Anahera, sie zu beruhigen. Ich muss aufpassen, sagte sie sich, als sie Bessie zum Abschied zuwinkte. Keiner durfte ihr anmerken, wie es in ihr aussah. Zum Glück dauerte es noch eine Weile, bis ihre Mutter nach Hause kam. Bis dahin musste sie sich wieder gefangen haben.
Auf Zehenspitzen schlich sie in das Zimmer, wo Hana in ihrem kleinen Bett unter dem mit hübschen rosa Schmetterlingen übersäten Moskitonetz lag. Auch das Nachtlicht hatte die Form eines Schmetterlings, dessen Flügel mildes Licht verbreiteten. Schon als Baby hatte Hana Schmetterlinge geliebt. Anahera hob das Netz und strich ihrer Tochter die zerzausten blonden Locken aus dem Gesichtchen, bevor sie ihr einen liebevollen Kuss auf die seidenweiche olivbraune Haut gab.
Hana rührte sich. Sie wachte nicht auf, lächelte aber im Schlaf und flüsterte: „Mumma …“
„Ich bin hier, mein Liebling. Schlaf gut. Ich hab dich lieb bis zum Mond und zurück.“
Anahera küsste noch einmal das süß duftende Köpfchen und ließ den Mückenschutz wieder über das Bettchen fallen. Meine Kleine, dachte sie zärtlich, während sie spürte, wie sehr sie Hanas Nähe gebraucht hatte. Um sich daran zu erinnern, dass sie nichts bereute.
Sie musste etwas essen, duschen und saubere Schwesternkleidung für morgen zurechtlegen. Doch das hatte Zeit, bis ihre Mutter nach Hause kam. Ein paar Momente für sich zu sein, das erschien ihr viel wichtiger. Anahera machte es sich in dem alten Korbstuhl in einer Ecke der Veranda bequem, die in silbriges Mondlicht getaucht war. Die Frangipani-Büsche davor verströmten einen betörenden Duft.
Vielleicht war die romantische Stimmung schuld, dass Erinnerungen auftauchten wie ungebetene Gäste. Oder war es unausweichlich, sich mit der Vergangenheit zu befassen, nachdem Luke so unerwartet auf der Insel erschienen war? Sie musste ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden, damit ihre Mutter keinen Verdacht schöpfte.
Anahera war sicher, dass Vailea keine Ahnung hatte. Sonst hätte sie wohl kaum diese Bemerkung gemacht.
Damals mussten Sie ganz plötzlich abreisen. Wegen Ihrer kranken Frau, nicht wahr?
Ja, sie hatten ihre Liebesbeziehung geheim gehalten, aber nicht aus den gleichen Gründen, wie sie geglaubt hatte. Wie naiv war sie doch gewesen! Dass sie für sie wie ein sorgsam gehüteter Schatz gewesen war, den es vor allem zu bewahren galt, hieß ja nicht, dass Luke genauso empfand.
Trotzdem hatte sie das geglaubt. Warum auch nicht, wenn sich ihre Blicke immer trafen? Oder sie einander wie zufällig berührten? Es war, als zöge eine unsichtbare Kraft sie zueinander hin, unaufhaltsam, prickelnd, sinnlich. Schließlich tat Anahera den ersten Schritt. Sie bot Luke an, ihm das Naturschauspiel am Sunset Beach zu zeigen, wo die untergehende Sonne die Klippen leuchtend rot erglühen ließ.
Dort küsste Luke sie zum ersten Mal, und Anahera verlor endgültig ihr Herz an ihn.
Sie wollte niemandem davon erzählen, weil sie fürchtete, den Zauber zu zerstören. Ihre Mutter hätte Angst gehabt, sie zu verlieren, wenn sie Luke nach London folgte. Ihre Kolleginnen und Kollegen hätten sich gefragt, wie sie sie ersetzen sollten. Und sie selbst konnte sich nicht vorstellen, ihr Leben auf der Insel aufzugeben und in der Fremde ein völlig neues zu beginnen. Also schob sie all diese Gedanken weit von sich, um verliebt und glücklich die gemeinsame Zeit ungetrübt zu genießen, solange es möglich war.
Welch eine Ironie des Schicksals, dass sie schließlich die Insel verlassen und ein neues Leben beginnen würde? Allein … Jedenfalls glaubte sie das, bis Kummer und Herzschmerz so weit nachgelassen hatten, dass sie begriff, was die Veränderungen ihres Körpers bedeuteten.
Und Luke? Der hatte seine eigenen Beweggründe, aus ihrer Affäre ein Geheimnis zu machen. Nicht etwa, weil ihm die Zweisamkeit zu kostbar war!
Einen flüchtigen Augenblick packte sie wieder der alte Zorn, aber sie wusste, dass es ihr nicht weiterhelfen würde. Außerdem hatte sie beschlossen, mit diesen Gefühlen abzuschließen, als sie Hana zum ersten Mal in den Armen hielt. Ihre kleine Tochter, ein Geschenk, für das sie unendlich dankbar war.
Sicher kamen die bitteren Gefühle anfangs immer wieder hoch, vor allem, wenn sie übermüdet war oder der finanzielle Druck zu groß wurde. Aber nachdem sie nach Wildfire zurückgekehrt war, ging es ihr besser. Seit zwei Jahren bekam sie die Unterstützung, die sie brauchte, arbeitete in dem Beruf, den sie liebte, und sah ihre Tochter am selben Ort aufwachsen, wo sie groß geworden war. Auf einer tropischen Insel von außergewöhnlicher Schönheit und voller bunter Schmetterlinge.
Ihr Leben verlief genau so, wie es sein sollte. Sie wollte nicht daran erinnert werden, dass etwas fehlte. Etwas, das sie bei Luke Wilson gefunden hatte. Das Einzige, das ihr nie wieder begegnen würde, erst recht nicht, nachdem sie in ihre abgelegene Heimat zurückgekommen war. Doch dieses Opfer brachte sie gern.
Für Hana.
Anahera war glücklich auf Wildfire Island, und so sollte es auch bleiben. Je eher sie Luke und alles, was mit ihm zusammenhing, aus dem Kopf bekam, umso besser!
Seufzend schloss sie die Augen, als der Gedanke, der die ganze Zeit an ihr nagte, lauter wurde. Diese Gewissensbisse würden nicht so leicht wieder verschwinden, selbst wenn Luke die Insel längst verlassen hatte. Sie könnten sogar noch stärker werden.
Luke hatte nicht die geringste Ahnung, dass er Hanas Vater war …
Wildfire Island hielt nicht nur eine Überraschung für ihn bereit. Nach dem unerwarteten Wiedersehen mit Anahera Kopu stellte Luke noch etwas anderes fest, das ihn ähnlich elektrisierte.
Seit dem Willkommenstreffen musste er immer wieder daran denken. Es war, als hätten sich gleichgesinnte Persönlichkeiten gefunden, die über eine Energie verfügten, mit der sich Besonderes erreichen ließ. Luke fühlte sich an die Wochen in London erinnert, als er Harry behandelt hatte. Zwischen ihnen war eine Verbindung entstanden, die nicht nur den Beginn einer Freundschaft markierte, sondern eine gemeinsame Wellenlänge, die inspirierend wirkte.