Ins Tun kommen – Prozess- und ressourcenorientierte Tools der Systemischen Therapie
Das Lehrbuch für die Praxis
Klett-Cotta
Zu diesem Buch
Das Praxisbuch, das auf die Bedürfnisse von Praktiker*innen in oder nach der systemischen
Aus- und Weiterbildung genau abgestimmt ist, vermittelt in 14 Kapiteln sowohl die
Grundlagen der Systemischen Therapie als auch über 30 wichtige Interventionen in der
Tradition des renommierten Münchner Weiterbildungsinstituts vft (»Verein zur Förderung
der Familientherapie und -beratung e. V.)« – praxisnah und anschaulich: Wie gelingt
es, einen Perspektivenwechsel durch die systemischen Fragetechniken bei Klient*innen
anzuregen? Wie wird ein Umschwung aus einer hartnäckigen Problemorientierung zu Lösungen
eingeleitet? Wie lässt sich dieser Prozess veranschaulichen? Wie kann mit dem Lebensfluss-Modell
zielführend und prozessorientiert gearbeitet werden? Wie wird es eingeführt und worauf
ist dabei zu achten? Welche Techniken für Skulptur-Arbeit sollten systemisch denkende
und arbeitende Berater*innen und Therapeut*innen beherrschen? Und welche systemischen
Tools haben sich im Bereich Paarberatung, Arbeit mit Kindern und Psychiatrie bewährt?
Die Reihe »Leben Lernen« stellt auf wissenschaftlicher Grundlage Ansätze und Erfahrungen
moderner Psychotherapien und Beratungsformen vor; sie wendet sich an die Fachleute
aus den helfenden Berufen, an psychologisch Interessierte und an alle nach Lösung
ihrer Probleme Suchenden.
Alle Bücher aus der Reihe ›Leben Lernen‹ finden Sie unter: www.klett-cotta.de/lebenlernen
Impressum
Leben Lernen 317
Die digitalen Zusatzmaterialien zu diesem Buch haben wir Ihnen zum Download auf www.klett-cotta.de bereitgestellt. Geben Sie im Suchfeld auf unserer Homepage den folgenden Such-Code
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Systemen.
Datenkonvertierung: Eberl & Kœsel Studio GmbH, Krugzell
Printausgabe: ISBN 978-3-608-89265-9
E-Book: ISBN 978-3-608-12057-8
PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20447-6
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Vorwort und Einführung
Michael Schieche, Sabine Schreiber
Ins Tun kommen, systemisch ressourcenorientiert und prozessorientiert: Dieses Buch
tritt an, um Menschen für systemische Beratung und Therapie zu begeistern, ihre Beratungskompetenz
zu stärken und ihre Methodenkiste mit vielfältigem praxisnahen Wissen anzureichern.
Dieses Know-how stammt aus über 40 Jahren Vermittlung von systemischem Wissen an wissbegierige
Kolleg*innen, die systemisch arbeiten wollen und interessiert sind an konkreter Umsetzung
von Methoden in der Arbeit mit Familien, Paaren, Einzelpersonen und Teams in unterschiedlichsten
Settings. Deshalb werden in diesem Buch die theoretischen Hintergründe der systemischen
Therapie höchstens gestreift. Vielmehr dominieren konkrete Möglichkeiten, systemisch,
lösungs- und ressourcenorientiert zu arbeiten mit Kindern und Erwachsenen.
Die einzelnen Kapitel beinhalten kleine Fallbeispiele zur Illustration. Daneben gibt es Übungen zum Stärken der Beratungskompetenzen, die jeder sofort machen kann zur Ausweitung seines therapeutischen Know-how, und
Abschnitte aus der Meta-Ebene. Diese schildern die dahinterliegende Idee oder beinhalten Tipps zur Umsetzung. Den
Hauptteil bilden praktische Beispiele für konkrete Therapiestunden und deren Varianten. Demzufolge wird oft gewechselt zwischen »du« und »Sie«, weil
der Fokus manchmal auf Kindern liegt und manchmal auf Erwachsenen. Auch wird öfter
von »wir« gesprochen. Wir heißt dabei, die Autor*innen, systemischen Kolleg*innen
und Trainer*innen, die dies alles mitentwickelt haben und vielleicht auch bald Leserinnen
und Leser, die das eine oder andere einfach einmal ausprobieren.
Dieses systemische Wissen stammt nicht aus dem luftleeren Raum, sondern hat sich unter
dem Dach des vft (Verein zur Förderung der Familientherapie) e. V. angesammelt mit
der Intention, dieses weiterzugeben. Es ist entstanden und hat sich – ganz in der
systemischen Tradition – dynamisch entwickelt in der Interaktion zwischen Trainer*innen,
Gruppenteilnehmer*innen, Einzelklient*innen, Paaren und Familien. Dieser Entwicklungsaspekt
und die Dynamik macht den spezifischen Ansatz im vft e. V. aus. Dies alles kumuliert
und verdichtet sich im sogenannten Lebensfluss-Modell. Das Leben bzw. mehrere Lebenswege
und die Entwicklungsprozesse in der Metapher des Lebensflusses bzw. der Lebensflüsse
zu sehen und mithilfe von Seilen zu visualisieren, ist im vft entstanden und mittlerweile
zum Markenzeichen für anschauliches, lösungsorientiertes, ressourcenorientiertes systemisches
Arbeiten geworden. Diese Marke »Münchner Schule mit dem Lebensfluss-Modell®« ist sogar geschützt worden.
Peter Nemetschek kommt die besondere Pionierleistung in der Umsetzung und Verbreitung
des Lebensfluss-Modells zu. Ihm ist es gelungen, die Trancearbeit von Milton Erickson
mit Einzelklient*innen, seine Idee vom »Highway of Life«, zu übertragen auf die Arbeit
mit Familien und insbesondere mit Kindern durch die Gestaltung einer Lebensfluss-Landschaft
mit viel therapeutischem Material und der Idee, den Prozess durch die Flussmetapher
zu stärken. Alles strömt aus der Vergangenheit über das Jetzt in die Zukunft. In dieses
Modell ließen sich die klassischen körperorientierten Ansätze von Virginia Satir (Kommunikationsmuster,
Skulptur-Arbeit) und die gestalttherapeutischen Elemente von Fritz Perls gut integrieren,
denn man war schon im »Tun« und »Gestalten«. Ebenso leicht war es, die strukturell-strategischen
Ansätze von Jay Haley, Cloé Madanes, Maria Selvini-Palazzoli, Salvador Minuchin u. a.
praxisnah umzusetzen. Nachdem in der Anfangszeit der systemischen Arbeit noch sehr
problemorientiert gearbeitet wurde, etablierte sich, inspiriert durch die Arbeiten
von Steve de Shazer und seiner Frau Insoo Kim Berg, der lösungs- und ressourcenorientierte
Ansatz immer mehr, angereichert durch viele NLP-Methoden von John Grinder und Richard Bandler.
Brigitte Lämmle, bekannt geworden durch die Fernsehsendung »Lämmle live«, auch lange
Jahre eine prägende Persönlichkeit im Trainer*innenteam des vft, arbeitete über Jahre
systemisch mit Gruppen und großen Auditorien. Sie steht für den humorvollen Ansatz
im vft, für die Freude und das leichte Bearbeiten von schweren Themen.
Das Lebensfluss-Modell wurde im vft kontinuierlich weiterentwickelt und auf andere
Kontexte übertragbar gemacht. Wir alle ließen mit dieser Metapher in verschiedensten
Ländern Lebensflüsse entstehen (Slowenien, Österreich, Schweiz, Südafrika, später
der Mongolei und Luxemburg).
In diesem Sinne systemisch zu arbeiten und den Entwicklungsprozess von Einzelpersonen,
Paaren, Familien und Gruppen zu unterstützen, also anschaulich, konkret, ressourcenorientiert
und mit Blick auf die Lösung, soll in diesem Buch vermittelt werden.
Deshalb beginnt das Buch in Kapitel 1, wie jede Beratung und Therapie, mit der Auftragsklärung. Michael Schieche, seit
20 Jahren systemisch arbeitend und als Lehrtherapeut (DGSF) tätig, beschreibt hier zunächst die Grundbausteine lösungsorientierten Handels und
stellt sie menschlichen Handlungsstrategien, die unter Druck und Stress angewandt
werden, gegenüber. Dann macht er Sie vertraut mit dem typisierenden Klienten-Modell
von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg (Klienten, Klagende und Besucher), behandelt
die Frage, wie realistische Ziele und Aufträge erarbeitet werden können und stellt
zum Abschluss eine Miniübung zur Auftragsklärung zur Verfügung.
In Kapitel 2 informiert Michael Schieche über Reframing und systemische Fragetechniken, wichtigste
Werkzeuge, um den Prozess von problemorientiert hin in Richtung konstruktive Lösungen
zu lenken. Es werden viele Möglichkeiten vermittelt, wie mithilfe ausgewählter systemischer
Fragen Menschen, die typischerweise professionelle Hilfe aufsuchen, zu konstruktiven
Zielen geführt werden können. Nach Reframing werden bewährte Fragetechniken aus den
kurzzeit- und lösungsorientierten Ansätzen von Steve de Shazer (1989), Insoo Kim Berg, Scott Miller (Kim Berg & Miller, 2003