Michael Schieche

Sabine Schreiber (Hrsg.)

Ins Tun kommen – Prozess- und ressourcenorientierte Tools der Systemischen Therapie

Das Lehrbuch für die Praxis

Klett-Cotta

Zu diesem Buch

Das Praxisbuch, das auf die Bedürfnisse von Praktiker*innen in oder nach der systemischen Aus- und Weiterbildung genau abgestimmt ist, vermittelt in 14 Kapiteln sowohl die Grundlagen der Systemischen Therapie als auch über 30 wichtige Interventionen in der Tradition des renommierten Münchner Weiterbildungsinstituts vft (»Verein zur Förderung der Familientherapie und -beratung e. V.)« – praxisnah und anschaulich: Wie gelingt es, einen Perspektivenwechsel durch die systemischen Fragetechniken bei Klient*innen anzuregen? Wie wird ein Umschwung aus einer hartnäckigen Problemorientierung zu Lösungen eingeleitet? Wie lässt sich dieser Prozess veranschaulichen? Wie kann mit dem Lebensfluss-Modell zielführend und prozessorientiert gearbeitet werden? Wie wird es eingeführt und worauf ist dabei zu achten? Welche Techniken für Skulptur-Arbeit sollten systemisch denkende und arbeitende Berater*innen und Therapeut*innen beherrschen? Und welche systemischen Tools haben sich im Bereich Paarberatung, Arbeit mit Kindern und Psychiatrie bewährt?

Die Reihe »Leben Lernen« stellt auf wissenschaftlicher Grundlage Ansätze und Erfahrungen moderner Psychotherapien und Beratungsformen vor; sie wendet sich an die Fachleute aus den helfenden Berufen, an psychologisch Interessierte und an alle nach Lösung ihrer Probleme Suchenden.

Alle Bücher aus der Reihe ›Leben Lernen‹ finden Sie unter:
www.klett-cotta.de/lebenlernen

Impressum

Leben Lernen 317

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Klett-Cotta

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© 2020 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Jutta Herden, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von © Adobe Stock/Anna Ceccolini

Datenkonvertierung: Eberl & Kœsel Studio GmbH, Krugzell

Printausgabe: ISBN 978-3-608-89265-9

E-Book: ISBN 978-3-608-12057-8

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20447-6

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort und Einführung

Michael Schieche, Sabine Schreiber

Ins Tun kommen, systemisch ressourcenorientiert und prozessorientiert: Dieses Buch tritt an, um Menschen für systemische Beratung und Therapie zu begeistern, ihre Beratungskompetenz zu stärken und ihre Methodenkiste mit vielfältigem praxisnahen Wissen anzureichern. Dieses Know-how stammt aus über 40 Jahren Vermittlung von systemischem Wissen an wissbegierige Kolleg*innen, die systemisch arbeiten wollen und interessiert sind an konkreter Umsetzung von Methoden in der Arbeit mit Familien, Paaren, Einzelpersonen und Teams in unterschiedlichsten Settings. Deshalb werden in diesem Buch die theoretischen Hintergründe der systemischen Therapie höchstens gestreift. Vielmehr dominieren konkrete Möglichkeiten, systemisch, lösungs- und ressourcenorientiert zu arbeiten mit Kindern und Erwachsenen.

Die einzelnen Kapitel beinhalten kleine Fallbeispiele zur Illustration. Daneben gibt es Übungen zum Stärken der Beratungskompetenzen, die jeder sofort machen kann zur Ausweitung seines therapeutischen Know-how, und Abschnitte aus der Meta-Ebene. Diese schildern die dahinterliegende Idee oder beinhalten Tipps zur Umsetzung. Den Hauptteil bilden praktische Beispiele für konkrete Therapiestunden und deren Varianten. Demzufolge wird oft gewechselt zwischen »du« und »Sie«, weil der Fokus manchmal auf Kindern liegt und manchmal auf Erwachsenen. Auch wird öfter von »wir« gesprochen. Wir heißt dabei, die Autor*innen, systemischen Kolleg*innen und Trainer*innen, die dies alles mitentwickelt haben und vielleicht auch bald Leserinnen und Leser, die das eine oder andere einfach einmal ausprobieren.

Dieses systemische Wissen stammt nicht aus dem luftleeren Raum, sondern hat sich unter dem Dach des vft (Verein zur Förderung der Familientherapie) e. V. angesammelt mit der Intention, dieses weiterzugeben. Es ist entstanden und hat sich – ganz in der systemischen Tradition – dynamisch entwickelt in der Interaktion zwischen Trainer*innen, Gruppenteilnehmer*innen, Einzelklient*innen, Paaren und Familien. Dieser Entwicklungsaspekt und die Dynamik macht den spezifischen Ansatz im vft e. V. aus. Dies alles kumuliert und verdichtet sich im sogenannten Lebensfluss-Modell. Das Leben bzw. mehrere Lebenswege und die Entwicklungsprozesse in der Metapher des Lebensflusses bzw. der Lebensflüsse zu sehen und mithilfe von Seilen zu visualisieren, ist im vft entstanden und mittlerweile zum Markenzeichen für anschauliches, lösungsorientiertes, ressourcenorientiertes systemisches Arbeiten geworden. Diese Marke »Münchner Schule mit dem Lebensfluss-Modell®« ist sogar geschützt worden.

Peter Nemetschek kommt die besondere Pionierleistung in der Umsetzung und Verbreitung des Lebensfluss-Modells zu. Ihm ist es gelungen, die Trancearbeit von Milton Erickson mit Einzelklient*innen, seine Idee vom »Highway of Life«, zu übertragen auf die Arbeit mit Familien und insbesondere mit Kindern durch die Gestaltung einer Lebensfluss-Landschaft mit viel therapeutischem Material und der Idee, den Prozess durch die Flussmetapher zu stärken. Alles strömt aus der Vergangenheit über das Jetzt in die Zukunft. In dieses Modell ließen sich die klassischen körperorientierten Ansätze von Virginia Satir (Kommunikationsmuster, Skulptur-Arbeit) und die gestalttherapeutischen Elemente von Fritz Perls gut integrieren, denn man war schon im »Tun« und »Gestalten«. Ebenso leicht war es, die strukturell-strategischen Ansätze von Jay Haley, Cloé Madanes, Maria Selvini-Palazzoli, Salvador Minuchin u. a. praxisnah umzusetzen. Nachdem in der Anfangszeit der systemischen Arbeit noch sehr problemorientiert gearbeitet wurde, etablierte sich, inspiriert durch die Arbeiten von Steve de Shazer und seiner Frau Insoo Kim Berg, der lösungs- und ressourcenorientierte Ansatz immer mehr, angereichert durch viele NLP-Methoden von John Grinder und Richard Bandler.

Brigitte Lämmle, bekannt geworden durch die Fernsehsendung »Lämmle live«, auch lange Jahre eine prägende Persönlichkeit im Trainer*innenteam des vft, arbeitete über Jahre systemisch mit Gruppen und großen Auditorien. Sie steht für den humorvollen Ansatz im vft, für die Freude und das leichte Bearbeiten von schweren Themen.

Das Lebensfluss-Modell wurde im vft kontinuierlich weiterentwickelt und auf andere Kontexte übertragbar gemacht. Wir alle ließen mit dieser Metapher in verschiedensten Ländern Lebensflüsse entstehen (Slowenien, Österreich, Schweiz, Südafrika, später der Mongolei und Luxemburg).

In diesem Sinne systemisch zu arbeiten und den Entwicklungsprozess von Einzelpersonen, Paaren, Familien und Gruppen zu unterstützen, also anschaulich, konkret, ressourcenorientiert und mit Blick auf die Lösung, soll in diesem Buch vermittelt werden.

Deshalb beginnt das Buch in Kapitel 1, wie jede Beratung und Therapie, mit der Auftragsklärung. Michael Schieche, seit 20 Jahren systemisch arbeitend und als Lehrtherapeut (DGSF) tätig, beschreibt hier zunächst die Grundbausteine lösungsorientierten Handels und stellt sie menschlichen Handlungsstrategien, die unter Druck und Stress angewandt werden, gegenüber. Dann macht er Sie vertraut mit dem typisierenden Klienten-Modell von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg (Klienten, Klagende und Besucher), behandelt die Frage, wie realistische Ziele und Aufträge erarbeitet werden können und stellt zum Abschluss eine Miniübung zur Auftragsklärung zur Verfügung.

In Kapitel 2 informiert Michael Schieche über Reframing und systemische Fragetechniken, wichtigste Werkzeuge, um den Prozess von problemorientiert hin in Richtung konstruktive Lösungen zu lenken. Es werden viele Möglichkeiten vermittelt, wie mithilfe ausgewählter systemischer Fragen Menschen, die typischerweise professionelle Hilfe aufsuchen, zu konstruktiven Zielen geführt werden können. Nach Reframing werden bewährte Fragetechniken aus den kurzzeit- und lösungsorientierten Ansätzen von Steve de Shazer (1989), Insoo Kim Berg, Scott Miller (Kim Berg & Miller, 2003