INKA LOREEN MINDEN

schreibt als

MONA HANKE

HOT SHOT

Inhalt

 

Angelique vermisst ihren Meister … und erlebt eine heftige Überraschung.

 

Angelique ist eine bekannte Fotografin. Der Job läuft gut und ihre SM-Bildbände sind sehr beliebt. Nur eines fehlt ihr zum Glück: Meister Jerome, der sie vor ein paar Wochen verlassen hat. Also stürzt sich Angie in Arbeit und amüsiert sich mit ihren Modellen: der Domina Vanessa und dem Sklaven Hendrik … bis plötzlich ein unvorhergesehenes Ereignis ihr Leben durcheinanderwirbelt.

 

Eine romantische BDSM-Novelle

 

BDSM, Bondage, Fesseln, Femdom, Maledom, Erziehung, Lustschmerz, Dreier, Voyeurismus

 

Entspricht ca. 60 Taschenbuchseiten

 

Mona Hanke schreibt über SM und die Lust an der Unterwerfung. Mal hart, mal romantisch, aber immer mit Niveau.


Mona Hanke ist ein weiteres Pseudonym der erfolgreichen Autorin Inka Loreen Minden (Lucy Palmer, Ariana Adaire, Bailey Minx, Monica Davis). Von ihr sind bereits über 60 Bücher, 12 Hörbücher, diverse Übersetzungen und zahlreiche E-Books erschienen.

Hot Shot

 

»Halte die Gerte an seine Hoden. Ja, so ist es prima, Vanessa!« Angélique drückte auf den Auslöser der Kamera und schoss mehrere Bilder.

Das orangefarbene Licht der Abendsonne, das durch das Glas des Gewächshauses schien, sorgte für eine unglaubliche Stimmung. Die Pflanzenvielfalt im Palmenhaus des Botanischen Gartens war bemerkenswert, genau wie die Architektur der riesigen Halle. Das größte der Schaugewächshäuser war 16 Meter breit und besaß eine gewaltige Kuppel in 21 Metern Höhe. Wegen des warmen, aber angenehmen Klimas und der verschiedenen Palmenarten, die teilweise bis zur Decke ragten, fühlte man sich fast wie im Dschungel. Für Besucher war die Halle bereits geschlossen. Angélique hatte Ruhe und konnte sich mit den Aufnahmen Zeit lassen.

Auf allen vieren kniete ein nackter Mann auf der Erde, dessen Hände an den Gelenken zusammengebunden waren. Er streckte der Frau, die mit einer Gerte hinter ihm hockte, seinen mit Striemen gezeichneten Po entgegen. Die Male waren geschminkt, denn echte Striemen verblassten zu schnell. Die weiche Klatsche aus Leder, die sich an der Spitze der Gerte befand, würde auch keine so hübschen Streifen produzieren.

Seine Herrin Vanessa, eine attraktive Brünette Mitte dreißig, trug Armeekleidung – einen Overall in Tarnfarben – und schwere Einsatzstiefel. Wie eine Soldatin oder Guerillakriegerin. Das blieb der Fantasie der Betrachter überlassen.

Angélique schoss, ganz in ihrem Element, ein Bild nach dem anderen. »Jetzt drück die Gerte auf seinen Rücken, Vanessa. Greif ihm ans Kinn, als würdest du ihn zwingen, dich anzusehen!«

Der gut gebaute Mann – Hendrik – war Vanessas Lebensgefährte. Angélique hatte die beiden schon öfter vor der Kamera gehabt. Besonders Hendriks muskulöse Gestalt hatte es ihr angetan. Sie stand im Gegensatz zu seiner Unterwürfigkeit. Mit seinem kurzen Haar, dem kantigen Gesicht und dem Sixpack gab er auch einen leckeren Krieger ab. Für den vorletzten Bildband mit dem Titel »Warriors« hatte sie ihn im Kakteenhaus – einer nachgebauten amerikanischen Halbwüste – im Lendenschurz abgelichtet. Hier, im Botanischen Garten, fand sie zahlreiche Kulissen für ihre Projekte.

»Drück deinen Po noch ein wenig raus, Hendrik. Ja, bleib so!« Sie grinste. »Und jetzt den Hundeblick, bitte.«

Angela Küster, wie Angelique mit bürgerlichem Namen hieß, war Fotografin aus Leidenschaft und mittlerweile eine bekannte Größe der Münchner BDSM-Szene. Ihre Fotokalender und Bildbände mit erotischen Motiven erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Auch für ihr neustes Projekt – ein Album mit dem Titel »Ropebunnies« – hatte sie sich Models aus der Szene geholt. Viele kannten Angélique persönlich, andere erfuhren von ihr durch Hörensagen und bewarben sich über ihre Homepage bei ihr. Sie konnte den Modellen nicht viel zahlen, aber den Meisten reichte es, einfach dabei zu sein.

Als Angie begann, sich für BDSM zu interessieren, hatte sie auch den Weg zur Fotografie gefunden. Bei einem Bondage-Workshop vor zwei Jahren war sie Jerome begegnet, einem großartigen Künstler. Er hatte ihr so viel beigebracht. Bei ihm hatte sie mehr gelernt als bloß das Fotografieren.

»Hendrik, heb deinen Kopf und streck den Rücken durch.« Angélique stöckelte auf dem gepflasterten Weg nach links und schoss ein Bild von vorne, direkt zwischen zwei Büschen hindurch. Der Kerl sah so heiß aus, dass ihr unter der weinroten Korsage und dem Lederrock nicht nur wegen des Klimas in dem Haus warm wurde. Auch während der Arbeit trug sie High-Heels, halterlose Strümpfe und ein sexy Outfit. Ihr kurzes schwarzes Haar hatte sie mit Gel wild »in Form« gebracht und sich düster geschminkt: grauer Lidschatten, viel schwarzer Kajal und dunkelroter Lippenstift. Ihr Aussehen war ihr Markenzeichen, genau wie ihr Künstlername. Nur ihre engsten Freunde nannten sie Angie.

Hendriks Blick war verklärt. Seine Partnerin ließ die Gerte über sein Gesäß gleiten, zwischen seine Beine, hob damit die prallen Hoden an und rieb die Klatsche über den Schaft. Hendriks Erregung war nicht zu übersehen. Er genoss das Spiel, die Unterwerfung und den Voyeurismus. Seine Lider flatterten; er atmete hektisch. Angie wusste, wie er sich fühlte, und wünschte sich an seine Stelle. Sie vermisste eine feste Beziehung, einen Spielpartner … ihren Meister.

Während sie die beiden in allen möglichen Stellungen knipste – »Vanessa, stell mal deinen Fuß auf seinen Rücken« –, musste sie an die Postkarte denken, die vor fünf Tagen in ihrem Briefkasten gelegen hatte. Seitdem bewahrte Angie sie in ihrer Handtasche auf, um sie immer dabeizuhaben. Unscheinbar war sie und zeigte ein Foto der Rocky Mountains während eines Sonnenunterganges. Nur ein einziger Satz stand darauf geschrieben: »Bald kommt eine Überraschung.«

Sie würde Jeromes geschwungene Handschrift immer erkennen. Doch was meinte er mit Überraschung? Und warum rief er sie nicht an?

Sie versuchte, die privaten Gedanken zu verdrängen, und konzentrierte sich wieder aufs Shooting. Der Bildband sollte schließlich ihr bisher bester werden! Angie wollte die Leidenschaft der Tops und Ropebunnies durch ihre Bondagebilder bewahren und die Ästhetik, die durch die kunstvolle Fesselung entstand.

Wie hingebungsvoll Hendrik zu Vanessa aufsah – perfekt! Schnell drückte sie auf den Auslöser und hielt die Gefühle der beiden auf den Fotos fest. Tiefe Zuneigung und Vertrauen waren bei BDSM Grundvoraussetzungen. Deshalb waren diese Beziehungen oft intensiver.

Ihr Herz wurde schwer. Irgendwann wollte sie das auch wieder erleben. Jemanden zu haben, mit dem sie all das teilen konnte, ihren Beruf und ihr Privatleben.

Manchmal ergaben sich bei ihrer Arbeit sexuelle Kontakte. Letzte Woche hatte sie einen jungen Mann zu sich nach Hause genommen, den sie zuvor ans Geländer der Aussichtsplattform des Olympiaturms gekettet hatte. Chris hatte Höhenangst gelitten und Angie diesen leidvollen Blick eingefangen, seine Furcht, die Panik.

Sie war keine Barbarin. Nur eine passionierte Fotografin. Ihr höchstes Anliegen war es, Emotionen festzuhalten. Wohl eine der schwierigsten Herausforderungen. Viele ihrer Kollegen bearbeiteten ihre Aufnahmen, um die Gesichtsausdrücke zu verstärken. Nicht Angélique. Bei ihr war alles echt.

Sie hatte bloß keine echte Beziehung.

Eigentlich sollte sie glücklich sein. Sie lebte ihren Traum, den sie sich hart erkämpft hatte. Mittlerweile konnte sie von ihrem Job den Unterhalt bestreiten und musste nicht mehr für die Zeitung jobben. Nur den Mann, dem sie den Grundstein ihrer Karriere verdankte, vermisste sie höllisch.