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„Project True-blue Jakob Lorber“ erstellt und wird unter
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Herstellung und Verlag
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7528-3676-9
Abgarus V. Ukkama war König von Osrhoene, dem Gebiet um die Stadt Edessa in Mesopotamien, heute im Südosten der Türkei liegend. Er ist als der erste christliche König bekannt. Der spätantike Kirchenhistoriker Eusebius von Caesarea erwähnt am Ende des ersten Buches seiner Kirchengeschichte eine Korrespondenz zwischen Abgarus von Edessa und Jesus, die er in den Archiven der Stadt Edessa gefunden hatte, geschrieben in syrischer Sprache. Er veröffentlichte eine griechische Übersetzung der ersten beiden Briefe. Laut Eusebius soll Abgarus durch einen der siebzig Jünger (Lukas 10, 1–24), Thaddäus von Edessa, in der Lehre Jesu unterrichtet und geheilt worden sein. Daraufhin habe Thaddäus das Evangelium mit solcher Macht verkündet, dass ein großer Teil des Volkes sich bekehrte. In Edessa gab es schon vor dem Jahr 170 eine bedeutende christliche Gemeinde.
Über den neuzeitlichen Propheten Jakob Lorber (1800–1864) wurden mehrere verlorene oder stark verfälschte Schriften neu offenbart, darunter auch in den Jahren 1845/46 der vollständige Briefwechsel zwischen Jesus und Abgarus. Die ersten beiden Briefe waren im Mittelalter zwar populär und bekannt, aber weder Jakob Lorber noch seine Freunde hatten jemals von einem König Abgarus gehört.
In der syrischen Kirche galt der Briefwechsel zwischen Jesus und Abgarus als geschichtliche Tatsache. Die Doctrina Addai, ein Text des syrischen Christentums aus dem 4. Jahrhundert, enthält die ersten beiden Briefe und außerdem einen Bericht, dass ein Bote des Abgarus ein Bild von Jesus für seinen König angefertigt habe. Auch der im 6. Jahrhundert wirkende Kirchengeschichtsschreiber Evagrius erwähnt, Jesus habe ein Bild von Ihm mit Seiner Antwort an Abgarus mitgesendet. Jedem gebildeten Armenier ist der Briefwechsel Jesu mit Abgarus bekannt. Der im 5. Jahrhundert wirkende Moses von Choren, der bedeutendste armenische Geschichtsschreiber, hat diese wichtige Begebenheit festgehalten.
Die beiden von Eusebius überlieferten Briefe wurden schon 494 von Papst Gelasius I. als Fälschungen bezeichnet. Es handle sich um eine Erfindung eines edessenischen Christen, der dadurch seiner Gemeinde ein besonders hohes Alter zusprechen wollte. Obwohl dieser Papst keine wissenschaftliche Begründung für seine Beurteilung abgab und seine Amtszeit von stärkerer Betonung päpstlicher Autorität und Spannungen zwischen den Kirchen im Westen und Osten geprägt war, teilen etliche moderne Historiker seine Ansicht. Wie konnte Jesus Sich in Seiner Antwort auf Worte berufen, die Er erst nach Seiner Auferstehung gesprochen hat? Wie konnte Er sagen, eine Stelle sei von Ihm niedergeschrieben, da doch Johannes, bei dem sie sich befindet, damals schwerlich schon an die Verfassung eines Evangeliums gedacht haben mag? Warum wurde der Brief Jesu nicht in den Kanon der heiligen Schriften aufgenommen? Warum erwähnt ihn keiner der kirchlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte? Wie konnte die Geschichte vom Bildnis Jesu 600 Jahre lang unbekannt bleiben?
Es sind dies die nörgelnden Einwände des Unglaubens von Personen, die nicht an die göttliche Voraussicht des Herrn glauben, obwohl diese aus den biblischen Evangelien leicht zu belegen ist, und dem „sonst zuverlässigen“ Eusebius unterstellen, dass er beim Durchstöbern des Archivs in Edessa, 250 Jahre nach dem Briefwechsel, nicht zu beurteilen wusste, was echt und falsch war. Wir verdanken Eusebius viele kritische Bemerkungen über apokryphe (unechte) Schriften, aber er äußerte keinerlei Zweifel an der Echtheit des Briefwechsels. Wer sollte