UHREN ALS KAPITALANLAGE
UHREN ALS KAPITALANLAGE
Status, Luxus, lukrative Investition – alles über Hersteller, Marken, An- und Verkauf
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Lektorat: Katrin Horvat M.A., München
Umschlaggestaltung: Sonja Vallant
Umschlagfoto: Naumov S/shutterstock.com
Fotos innen: siehe Bildquellenverzeichnis, S. 348
Satz: Daniel Förster
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print: 978-3-95972-498-2
ISBN E-Book (PDF): 978-3-96092-944-4
ISBN E-Book (epub, mobi): 978-3-96092-945-1
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Literatur
Die erste Auflage des Buches »Uhren als Kapitalanlage« erschien im Jahr 2008, und das Thema mutete seinerzeit etwas exotisch an. Natürlich gab es schon immer passionierte Uhrensammler, die durchaus bereit waren, hohe Summen in ausgefallene Zeitmesser zu investieren. Aber eine Armbanduhr als alternativer Sachwert? Für viele war das eher ein Sweetheart-Investment, also eine überwiegend von Sammelleidenschaft getriebene Form der Geldanlage, oft auch ein prestigeträchtiges Hobby. So manchem Sammler diente der Hinweis auf das Wertsteigerungspotenzial einer hochwertigen Armbanduhr nur dazu, das schlechte Gewissen zu beruhigen, wenn er wieder einmal sehr viel Geld für ein Objekt seiner Begierde ausgegeben hatte. Immerhin – es ist doch gut angelegtes Geld, so rechtfertigte mancher den teuren Kauf vor sich selbst und oft auch vor der Partnerin. Oder dem Partner. Denn obgleich nach wie vor überwiegend Männer vom Uhrenvirus infiziert werden, entdecken doch mehr und mehr Frauen die Faszination der Haute Horlogerie.
So wurde mir nach Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches von Journalistenkollegen häufig die Frage gestellt, ob man denn seriöserweise Uhren wirklich als eine Form der Kapitalanlage empfehlen könne. Ich habe regelmäßig auf vier Aspekte hingewiesen, die auch heute noch uneingeschränkt gelten:
Fazit: Wer Freude an den Meisterstücken der Haute Horlogerie hat und sich vor dem Kauf ausführlich mit diesem Thema beschäftigt, für den können Luxusuhren in der Tat eine besonders attraktive Form der Depotbeimischung darstellen.
Als die erste Auflage meines Buches »Uhren als Kapitalanlage« auf den Markt kam, erreichte es zwar recht hohe Auflagenzahlen, gleichwohl bediente es einen Nischenmarkt. Das hat sich in den vergangenen Jahren etwas geändert. Inzwischen sind zahlreiche Beiträge in Uhrenfachzeitschriften und Wirtschaftsmagazinen sowie eine Reihe von Büchern zu diesem Thema erschienen. Ein Grund hierfür ist, dass Anleger in Zeiten von Null- oder Negativzinsen nach alternativen Formen der Kapitalanlage suchen. Das Geld fließt vor allem in Sachwerte, zum Beispiel in Edelmetalle, insbesondere in Gold, das in der EU ohne Mehrwertsteuer erworben werden kann. Im Gegensatz zu den klassischen Sachwerten Immobilien und Aktien bringt ein Goldbarren aber keine laufenden Erträge ein. Wer eine Immobilie vermietet, erhält regelmäßig Mietzahlungen. Aktionäre dürfen sich neben der erhofften Wertsteigerung auf Dividenden freuen. Goldbarren oder Luxusarmbanduhren bringen hingegen keine laufenden Einnahmen. Dieses Argument spielt indessen in Zeiten von Null- und Negativzinsen keine Rolle mehr. Bedenken Sie: Im Jahr 2008 konnte ein deutscher Anleger für Festgeld mit einer zweijährigen Anlagedauer pro Jahr Zinsen in Höhe von durchschnittlich rund 4,6 Prozent vereinnahmen. Im Frühjahr 2021 konnten Sparer froh sein, wenn sie für Festgeld noch 0,01 Prozent pro Jahr bekamen. Wenn Sie also 20.000 Euro anlegen, dürfen Sie sich nach zwölf Monaten über sage und schreibe 2 Euro »freuen«. Immer mehr Banken verlangen sogar Negativzinsen. Macht es da nicht mehr Sinn, das Geld ‒ sagen wir ‒ in eine Rolex zu investieren ‒ eine Marke, die für ihren hohen Wiederverkaufswert bekannt ist?
Ähnlich wie bei einem Goldinvestment gilt aber auch für Uhren, Oldtimer, Diamanten und andere begehrte Sachwerte: Investieren Sie nur einen Teil Ihres liquiden Vermögens in Ihre ganz persönliche Leidenschaft. Wie groß der Uhrenanteil an Ihrem Portfolio sein darf, hängt natürlich von der Höhe Ihres Vermögens ab. Im Allgemeinen gilt die Empfehlung, nicht mehr als etwa 10 Prozent des liquiden Vermögens in Luxusuhren zu investieren. Doch letztlich lässt sich diese Frage nur individuell beantworten.
Welche Marken und Modelle versprechen Wertsteigerungspotenzial, welche Luxusuhren können Sie noch an Ihre Enkel vererben, welche Komplikationen und Finessen machen den Wert einer Luxusuhr aus? Wo sollten Sie Ihre Uhren kaufen und wie schützen Sie sich vor Hehlerware und Plagiaten? Antworten auf diese und zahlreiche weitere wichtige Fragen erhalten Sie auf den nachfolgenden Seiten. Das Buch soll Ihnen dabei helfen, erfolgreich und mit möglichst geringem Risiko in Uhren als Kapitalanlage zu investieren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gleichermaßen viel Spaß und Erfolg mit Ihren Topuhren. Denn: Was ist schon ein schnöder Depotauszug, verglichen mit dem Anblick einer edlen mechanischen Armbanduhr?
Ihr Michael Brückner
Patek Philippe Tourbillon »10 Days«
Die Starter-Checkliste
Was macht eine Uhr wertvoll? Darauf wird jeder Freund edler Zeitmesser seine ganz individuelle Antwort geben, schließlich ist viel Emotion mit im Spiel. Im Mittelpunkt des vorliegenden Buches steht jedoch die Frage, welche Merkmale und Qualitätskriterien eine Uhr werthaltig machen und was darüber hinaus langfristig noch Chancen auf Wertsteigerungen erwarten lässt. Die wichtigsten Aspekte habe ich in der nachfolgenden Checkliste zusammengestellt. Auf den folgenden Seiten werden Sie zu den genannten Punkten Näheres erfahren. Die Checkliste dient daher nur einer ersten, groben Orientierung (Seite 16).
Je mehr Punkte auf Ihr Objekt der Begierde zutreffen, desto eher können Sie ein großes Wertsteigerungspotenzial erwarten.
Nur Liebhaberei oder schon Kapitalanlage?
»Wir sehen uns dann in Basel«, so verabschiedeten sich jahrzehntelang oft Vertreter der Uhrenindustrie, der Fachpresse und Freunde edler Zeitmesser. Die Schweizer Stadt im Dreiländereck war lange Zeit so etwas wie ein Mekka für alle, die irgendwie mit Uhren und Schmuck zu tun hatten ‒ sei es beruflich oder aus Passion. Sie trafen sich jedes Frühjahr zur BASELWORLD, der internationalen Uhren- und Schmuckmesse. Die Hotels waren lange im Voraus ausgebucht, die Restaurants sündhaft teuer. Und ebenso international wie der Anspruch dieser vielbeachteten Messe war auch das Publikum.
In den Hallen präsentierten sich die namhaftesten Manufakturen, die jeden Uhrengourmet mit der Zunge schnalzen ließen. In aufwendigen »Messehäusern«, die in monatelanger Arbeit in den Hallen errichtet worden waren, empfingen elegante Damen Uhrenliebhaber aus der ganzen Welt ‒ und zwar in einem Ambiente, das an Spitzenjuweliere gemahnte. Profis und Sammler nahmen die in Vitrinen und in kleinen Schaufenstern hinter dicken Glasscheiben ausgestellten neuesten Objekte ihrer Begierde unter die Lupe.
Auch ich besuchte regelmäßig die BASELWORLD und freute mich auf die Begegnung mit Herstellern, Uhrmachermeistern und Journalistenkollegen. Wer nur einen Tag Zeit hatte, für den war es schon ziemlich anstrengend, alle Termine in den Messehallen wahrzunehmen. Und so war ich meistens froh, wenn ich am späten Nachmittag im nahegelegenen Badischen Bahnhof den ICE Richtung Mannheim besteigen und im Zugrestaurant bei einem Glas Weißburgunder die Presseunterlagen studieren konnte, die man mir in die Hand gedrückt hatte.
Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass ich meine Erinnerungen in der Vergangenheitsform verfasst habe. Denn in der Tat: Auch die BASELWORLD ist Vergangenheit, jedenfalls in ihrer früheren Form. Die letzte Messe fand im Jahr 2019 statt ‒ und sie war kaum wiederzuerkennen. Die Swatch Group, zu der namhafte Marken wie Omega, Breguet, Glashütte Original, Blancpain, aber eben auch Marken im mittleren Preissegment wie Longines, Union Glashütte und Tissot gehören, hatte die Teilnahme an der BASELWORLD 2019 abgesagt. Dort, wo der Uhrenkonzern ansonsten seine neuesten Nobelticker präsentierte, war das Pressezentrum untergebracht. Ein schwerer Schlag für das Messemanagement, denn aufgrund der zahlreichen Uhrenmarken der Swatch Group war dieser Konzern der größte Kunde der BASELWORLD. Zu arrogant und snobistisch sei die Messeleitung aufgetreten und habe zudem keine Bereitschaft zu Veränderungen erkennen lassen, hieß es bei manchen Ausstellern.
Die BASELWORLD ohne die Swatch Group ‒ da war vielen klar, dass dies der Anfang vom Ende für die größte Uhren- und Schmuckmesse sein könnte. Und genauso kam es dann auch. Offizieller Auslöser des Endes war im Frühjahr 2020 die rasch um sich greifende Coronapandemie. Unter dem Namen HourUniverse versuchte die Messeleitung einen digitalen Neustart, doch auch der kam nicht so recht in die Gänge. Im Sommer 2021 wurde dann eine kleine Renaissance der BASELWORLD für das Frühjahr 2022 angekündigt. Diese Messe soll aber in erster Linie kleinen Uhren- und Schmuckherstellern als aufmerksamkeitsstarke Bühne dienen.
Die BASELWORLD war nicht die einzige Präsenzmesse zum Thema Uhren von internationaler Bedeutung. Als Konkurrenzveranstaltung galt der Internationale Salon der hohen Uhrmacherkunst (Salon International de la Haute Horlogerie oder SIHH). Im Zeichen der Coronakrise beschloss das Ausstellerkommitee des Genfer Uhrensalons, der inzwischen den Namen Watches and Wonders trägt, diesen ab 2021 nur noch digital im Genfer Ausstellungs- und Kongresszentrum Palexpo stattfinden zu lassen. Dies geschah erstmals im April 2021.
Der Trend geht ‒ unabhängig von der Pandemie ‒ ganz klar in Richtung Digitalisierung. Im Januar 2021 wartete zum Beispiel der weltweit führende Luxusgüterkonzern LVMH (Moët Hennessy ‒ Louis Vuitton) mit seiner LVMH Watch Week auf, dem virtuellen Nachfolger der Dubai Watch Week. Präsentiert wurden neue Modelle der zum Konzern gehörenden Uhrenmarken Hublot, Bvlgari und Zenith. TAG Heuer, ebenfalls Mitglied der LVMH-Familie, war noch nicht vertreten. Dort präsentierte Hublot unter anderem seinen Big Bang Tourbillon Automatic Orange Sapphire, für den der Liebhaber allerdings schon rund 140.000 Euro investieren muss.
Keine Frage, eine teure mechanische Armbanduhr ist purer Luxus, und ich bin in den vielen Jahren meiner Sammelleidenschaft für Nobelticker mehr als einmal gefragt worden, ob ich denn noch Herr meiner Sinne sei, so viel Geld in Uhren zu investieren. Schließlich kann man die Zeit auch von seinem Smartphone ablesen. Und wenn es unbedingt eine Armbanduhr sein muss, leistet eine gute Quarzuhr zu einem günstigen Preis hervorragende Dienste. Solche Zeitmesser sind in der Tat nicht nur genauer als mechanische Armbanduhren, man kann sie sogar ein paar Tage oder Wochen in die Schublade legen ‒ und sie zeigen trotzdem noch verlässlich die genaue Zeit an. Allerdings: In einer Zeit, in der nicht nur Politiker und Manager den Begriff »Nachhaltigkeit« geradezu inflationär verwenden, sollte man sich durchaus einmal die Berge von verbrauchten Batterien vorstellen, die durch Quarzuhren verursacht werden. Wirklich nachhaltig sind mechanische Uhren, ganz gleich, ob mit Automatik- oder Handaufzug. Denn die können Sie ‒ sofern sie ordentlich gepflegt und regelmäßig einer Revision unterzogen wurden ‒ sogar noch an Ihre Enkel vererben.
Wenn hochwertige mechanische Uhren also reiner Luxus sind, liegt es nahe, dass man in schwierigen Zeiten auch auf sie verzichten kann. Man sollte also annehmen, dass in Krisenzeiten zunächst die Luxusgüterkonzerne und eben auch die Uhrenhersteller und Manufakturen leiden. Das tun sie auch, aber in der Regel nicht lange. Ob Börsencrash, Finanzkrise oder Pandemie ‒ die Luxusbranche erholt sich meist überraschend schnell von einer Krise. Das gilt in besonderer Weise für die Uhrenbranche. Blicken wir kurz zurück: Wie wirkte sich die Coronapandemie auf die Verkaufszahlen und die Preisentwicklung von Luxusarmbanduhren aus? Zu Beginn der Krise, im März 2020, und in den von großer Unsicherheit geprägten Wochen danach war sicher ein markanter Einbruch zu verzeichnen. Selbst Menschen mit hohem Einkommen und ansehnlichen Rücklagen hielten sich beim Kauf von exklusiven Produkten sehr zurück. Sie setzten verständlicherweise andere Prioritäten. Auch die wichtigsten Aktienmärkte kollabierten. Am 12. März 2020 stürzte der deutschen Aktienindex Dax dramatisch ab und näherte sich in den Tagen danach der 8.000-Punkte-Marke. Ähnlich desaströs stellte sich auch die Lage an der Wall Street dar. Doch danach stabilisierten sich die Märkte überraschend schnell. Die Anleger spekulierten auf ein baldiges Ende der Pandemie und auf die Wirkung der billionenschweren Rettungspakete. Schon im August 2020 erzielte der US-amerikanische S&P-500-Index ein neues Allzeithoch. Auch mit dem Dax ging es deutlich bergauf. »Verrückt: An den Börsen regieren nun auch offiziell wieder die Bullen«, wunderte sich die »Neue Zürcher Zeitung«.
Auch in der Uhrenbranche zeichnete sich nach einem anfänglichen Negativtrend nach wenigen Wochen ein rekordverdächtiger Anstieg der Umsatzzahlen ab. Als Umsatztreiber erwies sich dabei nicht zuletzt der Online-Handel. Wer ‒ wie an der Börse ‒ auf günstige Preise infolge der Krise spekuliert hatte, wurde enttäuscht. Begehrte Modelle von imagestarken Marken legten preislich sogar zu. Hinzu kamen Sondereffekte ‒ ebenfalls durch die Coronapandemie ausgelöst. Nachdem zum Beispiel die Olympischen Sommerspiele 2020 wegen der Pandemie abgesagt wurden, war die Omega Speedmaster Tokyo 2020 Olympics Collection auf dem Gebrauchtmarkt besonders gefragt. Logische Konsequenz, wenn eine starke Nachfrage auf ein knappes Angebot trifft: die Preise steigen deutlich.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Vor allen in Finanzkrisen suchen Anleger nach alternativen Sachwerten. Sie wollen ihr Portfolio diversifizieren, also nicht nur auf Aktien und Gold setzen. Also investieren sie in eine hochwertige Uhr, zumal diese ihnen noch einen Nutzwert bietet; sie liegt nicht, wie ein Goldbarren, im Tresor, vielmehr kann sie der Besitzer stolz am Handgelenk tragen und von ihr die Zeit ablesen. Wenn Zeit knapp und wertvoll ist, was liegt dann näher, als sie sich auf einer wertvollen Uhr anzeigen zu lassen?
Doch was macht die Faszinationskraft wertvoller Zeitmesser aus? Es ist sicher eine betörende Mixtur aus Emotionen, Mythen und eben auch Werten, mit der wir uns auf den nachfolgenden Seiten beschäftigen werden. Wer sich eine teure Armbanduhr leistet, gibt nicht nur Geld aus. Er investiert, weil er hofft, eines Tages mit dem Zeitmesser aus einer renommierten Manufaktur sogar eine Rendite einfahren zu können. Das klingt zunächst einmal überraschend, denn jeder, der sich mit der Materie näher beschäftigt hat, weiß, dass (sieht man von extrem begehrten Modellen einmal ab) eine neue Uhr ‒ einmal getragen ‒ gleich 40 bis 50 Prozent ihres Wertes einbüßt. Zumindest dann, wenn der Kunde den empfohlenen Verkaufspreis gezahlt hat. Daher gilt für ein Uhreninvestment derselbe Rat wie für Aktieneinsteiger: Hektisches Kaufen und Verkaufen erhöht die Verlustgefahr. »Buy and hold« sollte die Devise lauten. Wer auf eine Wertsteigerung seiner Uhr spekuliert, muss langfristig denken. Denn das kann sich im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen.
Osvaldo Patrizzi, Gründer eines bekannten Genfer Uhrenauktionshauses, antwortete schon vor vielen Jahren auf die Frage, ob sich Uhren als Geldanlage eigneten: »Zum einen ist eine Uhr ein praktisches Instrument für jeden Tag, was man von einem Aktienpaket oder einer vermieteten Eigentumswohnung nicht behaupten kann. Außerdem kann man mit einer Armbanduhr am Handgelenk leichter unbehelligt eine Grenzkontrolle passieren als mit einem Ölgemälde im Handgepäck. Und wenn es sein muss, ist eine schöne Uhr im Nu auch wieder problemlos zu Geld gemacht. Ergo: Uhren sind sehr interessante Anlageobjekte«, findet Patrizzi. Als Uhrenauktionator muss er das sagen, aber das berühmte Körnchen Wahrheit ist in seiner Antwort sicher enthalten.
Bei Uhren mit Wertsteigerungspotenzial kommt es vor allem auf die »inneren Werte« an. Auch wenn Uhren mit chinesischen Werken mittlerweile ebenfalls eine akzeptable Qualität aufweisen, taugen sie keinesfalls als Wertanlage. Wer eine preisgünstige mechanische Uhr sucht ‒ okay, warum keinen Zeitmesser aus dem Land der Mitte kaufen, wo ja bekanntlich auch die meisten unserer Smartphones und Notebooks herkommen? Voraussetzung für eine Uhr mit Wertsteigerungspotenzial ist und bleibt allerdings »Swiss made«.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch sehr gern an einen vergnüglichen Abend in einem gemütlichen Weinrestaurant im rheinhessischen Nierstein. Mit mir am Tisch saßen ein HNO-Arzt aus dem nahen Mainz, ein ehemaliger Banker und Hobbypilot und kein Geringerer als Helmut Sinn. Wer sich schon einmal etwas eingehender mit Uhren, insbesondere mit Fliegeruhren, beschäftigt hat, dem brauche ich Helmut Sinn nicht vorzustellen. Das im Februar 2018 im Alter von 101 Jahren verstorbene Frankfurter Original war leidenschaftlicher Pilot und Rallyefahrer. Anfang der 1960er-Jahre gründete der »schnelle Helmut«, wie er auch genannt wurde, unter seinem Namen eine Uhrenfirma, die vor allem wegen ihrer Fliegeruhren und Chronographen sowie wegen ihrer vergleichsweise günstigen Preise eine breite internationale Fangemeinde hatte. Die günstigen Preise waren möglich, weil Sinn seine Uhren im Direktvertrieb verkaufte, also nicht über Händler und Juweliere. Damals ein nachgerade revolutionärer Schritt.
Später verkaufte der »schnelle Helmut« seine Firma mit Sitz in der Straße »Im Füldchen« im Frankfurter Stadtteil Rödelheim an den langjährigen IWC-Ingenieur Lothar Schmidt. In den Jahren danach kam es zu einem für beide Seiten höchst unerfreulichen Rechtsstreit. Ein knappes halbes Jahr vor seinem Tod rief mich Helmut Sinn an und fragte mich, ob ich bereit sei, ein Buch über sein bewegtes Leben zu schreiben. Vor allem ginge es ihm aber darum, den Rechtsstreit mit dem Nachfolgeunternehmen aufzuarbeiten. »Dazu habe ich Wäschekörbe voll mit Unterlagen«, sagte er noch. Zu dem Buch ist es nicht mehr gekommen. Sinn starb am 14. Februar 2018 an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Firma Guinand, die er nach dem Verkauf von Helmut Sinn Spezialuhren übernommen hatte, wird seither an ihrem neuen Geschäftssitz in Frankfurt von Mathias Klüh weitergeführt.
Zurück zu jenem Abend in Rheinhessen. Bei dem einen oder anderen Glas Weißwein und rustikalem Imbiss erzählte Helmut Sinn ‒ damals schon 98 Jahre alt ‒ so manche Anekdote aus seinem Fliegerleben und auch als Uhrenhersteller. Er kannte natürlich mein Buch »Uhren als Kapitalanlage« und gab mir den folgenden Tipp für eine eventuelle Neuauflage mit auf den Weg: »Die Uhren und die Lebberworscht, die sind bis heute unerforscht.« Dabei lächelte er verschmitzt (für alle, die des Hessischen nicht mächtig sind: Lebberworscht heißt Leberwurst).
Ich erzähle diese Anekdote an dieser Stelle nicht nur, weil ich mich gern an die Gespräche mit Helmut Sinn erinnere, sondern weil er eine Tatsache auf den Punkt brachte: Es gibt Uhrenmarken, die ausschließlich auf eigene Manufakturwerke oder Werke von ETA oder Sellita setzen, aber es gibt auch Marken, die eben mal chinesische, mal japanische (Miyota von der Citizen Group) und dann ab und zu mal Werke aus der Schweiz verbauen. Überflüssig zu sagen, dass solche Marken als Wertanlage ungeeignet sind.
Lassen wir noch zwei weitere Experten zu Wort kommen. Wenn eine Uhr Werterhaltungspotenzial aufweisen soll, so sei der Markenname wichtig, sagt der Uhrenexperte im Wiener Auktionshaus Dorotheum, Günter Eichberger. »Marke, Modell und Markt ‒ mit diesen drei Ms lassen sich die wichtigsten Wertfaktoren am Uhrenmarkt beschreiben.
Bei der Marke sind vor allem die Hersteller hochwertiger Zeitmesser aus der Schweiz für den Markt interessant. Handelt es sich dabei noch zusätzlich um ein bekanntes und begehrtes Modell dieser Marke, können die erzielbaren Werte in den Auktionen entsprechend hoch sein. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wertentwicklung von Uhren ist der Marktplatz. Als internationales Auktionshaus sind wir in der vorteilhaften Position, einen großen und vor allem potenten Markt zu bedienen. Die Rekordpreise bei hochwertigen Zeitmessern wurden in den letzten Jahren allesamt am Auktionsmarkt erzielt.« Auch Stefan Muser vom Auktionshaus Dr. Crott in Mannheim setzt auf die ersten Adressen: »Am wertstabilsten sind Uhren der Marken Rolex und Patek Philippe.«
Aber mit den Uhren ist das eben wie mit der Kunst: Es sind enorme Wertsteigerungen möglich, nur weiß der Anleger nicht im Voraus, welche Marken und Modelle in ein paar Jahren auf Auktionen Höchstpreise erzielen werden. An Beispielen, die eindrucksvoll belegen, wie sehr eine Uhr sogar Topaktien outperformen kann, mangelt es keineswegs. Ein in diesem Zusammenhang oft angeführtes Beispiel ist die Rolex Daytona Paul Newman ef. 6263 in Stahl. Für sie musste man im Jahr 1988 im Schnitt noch 3.800 US-Dollar zahlen. Im Jahr 2017 lag der Wert dieser Uhr bei 113.000 US-Dollar. Eine Wertsteigerung von knapp 2.980 Prozent. Dabei sind es die Kleinigkeiten, die diese Uhr bei Sammlern so begehrt machen. »Das Einzige, was eine Vintage-Daytona zu einer Paul Newman Daytona macht, ist das unterschiedliche Zifferblatt«, schreibt der Uhrenexperte Professor Oliver Hoffmann in seinem Buch »Vom nützlichen Luxus. Uhren als alternatives Investment«. Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass die Paul Newman Daytona anfangs ein regelrechter Ladenhüter war. Was einmal mehr beweist, wie Sammler den Preis einer Uhr (oder eines Kunstwerks) »hypen« können.
Ähnlich wie bei Aktien gilt auch für Uhren als Kapitalanlage: Sie sollten langfristig disponieren. Gleichwohl gelingen bisweilen auch kurz- bis mittelfristig Spekulationsgewinne. Ein gutes Beispiel hierfür sind die begehrten Stahlmodelle von Rolex, einer Marke, mit der wir uns später noch eingehender beschäftigen werden. Schauen wir uns einige Varianten der Rolex-GMT-Master-II-Modelle an. Besonders begehrt sind die »Pepsi«-Variante (mit rot-blauer Lünette) und die »Batman« mit blau-schwarzer Lünette. Für die »Pepsi« musste der Uhrenfreund im Jahr 2018 noch rund 9.000 Euro zahlen; Anfang 2021 kostete sie auf dem Sekundärmarkt (also zum Beispiel auf den diversen Verkaufsplattformen) gut und gerne 15.000 Euro. Die »Batman« bekam man im Jahr 2019 für 8.800 Euro; ein Jahr später lag ihr Preis bei rund 14.000 Euro.
Eine berauschende Rendite, in der Tat. Doch die Sache hat, wie so vieles im Leben, leider einen (oder besser: zwei) Haken. Zum einen sind die Chancen, an so begehrte und limitierte Uhren zu kommen, sehr überschaubar. Dazu bedarf es schon sehr guter Beziehungen zu einem Konzessionär der Marke. Ganz klar, wer schon mehrere Rolex-Uhren beim Konzessionär XY erworben hat, darf sich natürlich bessere Chancen ausrechnen, an eines der extrem nachgefragten Modelle zu kommen, als ein Neukunde, der auf die Warteliste gesetzt wird. Und der zweite Haken: Um auf dem Sekundärmarkt einen wirklich guten Preis zu erzielen, sollte die Uhr ungetragen sein. Dass alle Papiere, die Originalbox und die Rolex-Chronometersiegel (sogenanntes »Full set«) unbedingt dazugehören, um einen attraktiven Preis zu erzielen, versteht sich eigentlich von selbst.
Dann zeigt sich sehr schnell, ob es sich um einen wahren Uhrenliebhaber oder um einen Spekulanten handelt ‒ wobei, das sei ausdrücklich betont, die Begriffe »Spekulanten« oder »Spekulation« für mich keine negative Konnotation aufweisen. In diesem Fall geht es darum, mit einer Uhr eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Das ist nicht nur legitim, sondern entspricht nicht zuletzt der Zielrichtung dieses Buches. Beim Uhrensammler hingegen überwiegt der Besitzerstolz. Er freut sich zum Beispiel, eine »Pepsi« sein Eigen nennen zu dürfen ‒ eine Uhr, für die sehr viele Sammler bereit sind, ein Vermögen zu zahlen.
Bei Uhren-Connaisseurs begehrt sind indessen nicht nur die Uhren aus den großen Manufakturen mit den klingenden Namen. Mitunter sind es recht kleine Hersteller oder sogar noch handwerklich tätige Uhrmachermeister, die in limitierter Auflage kleine Meisterstücke der Mikromechanik auf den Markt bringen und Kenner begeistern.
Manche Juweliere und Händler machen es ihren Kunden leicht: Fehlt im Augenblick das nötige Kleingeld, um sich die Traumuhr leisten zu können, bieten die Verkäufer die angeblich unkomplizierte Vermittlung eines Kleinkredits an. Der Händler vermittelt die Anfrage an eine der Teilzahlungsbanken, die dann nach dem üblichen Risiko-Check entscheidet, ob sie den Kredit gewährt oder nicht.
Ich rate vom Uhrenkauf »auf Pump« ab, selbst dann, wenn die Konditionen in der aktuellen Niedrigzinsphase noch so günstig sein sollten. Generell gilt: Der beste Kredit ist der, den man nicht braucht. Schulden machen für Dinge, die man im täglichen Leben nicht unbedingt benötigt ‒ das sollte sich jeder Verbraucher sehr genau überlegen. Ich empfehle lieber das bewährte Motto: Die Vorfreude ist die schönste Freude. Wer für seine Traumuhr regelmäßig spart, kommt seinem Ziel Schritt für Schritt näher, spart Zinsen und kann als Barzahler später beim Juwelier vermutlich noch einen mehr oder minder großen Rabatt herausschlagen, wie Sie später noch erfahren werden.
Dauert die Ansparphase aufgrund des hohen Preises der ausgewählten Traumuhr etwas länger, zum Beispiel zwei Jahre, dann empfiehlt es sich, einen kostenlosen Sparplan einzurichten, wie ihn fast alle Banken und Sparkassen anbieten. Besonders günstige Konditionen bieten meist die filiallosen Direktbanken. Während der Laufzeit des Sparvertrags wird monatlich ein fester Betrag vom Girokonto des Kunden abgebucht und dem Sparkonto gutgeschrieben. Auf die jeweils aufgelaufene Summe erhält der Sparer Zinsen. Am Ende der Laufzeit wird der Gesamtbetrag ausgezahlt ‒ und der Kunde kann zum Juwelier gehen und guten Gewissens seine Traumuhr erstehen.
In der Praxis kommt es häufig vor, dass sich ein Sammler von einer Uhr aus seiner Sammlung trennt, bevor er einen neuen Zeitmesser kauft. Im strengen Sinne mag dies kein lupenreines Sammlerverhalten sein, denn schließlich strebt der Sammler ‒ wie erwähnt ‒ immer nach Vollständigkeit. Doch angesichts der deutlich gestiegenen Preise für Nobeluhren ist diese Form der teilweisen »Refinanzierung« der Neuinvestition gang und gäbe. So teilt sich denn auch der Uhrenbestand eines Sammlers in der Regel in zwei große Bereiche ein: auf der einen Seite jene wertvollen Stücke, die ihrem Eigentümer geradezu ans Herz gewachsen sind und von denen er sich auf keinen Fall trennen wird; in der zweiten Kategorie jene Uhren, die der Sammler meist spontan kaufte, weil er etwa vom Design des Zeitmessers angetan war oder aber glaubte, sich ein Schnäppchen zu sichern. Doch nach einer Weile schwindet das Interesse an dieser zweiten Art von Modellen ‒ und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie der Eigentümer wieder verkauft, um mit den Erlösen eine andere Uhr zu finanzieren. Wie gesagt: Das ist typisches Sammlerleben.
Vor allem Selbstständige sollten jedoch auf der Hut vor dem Fiskus sein. Denn kauft und verkauft jemand pro Jahr mehrfach Uhren, unterstellen die Finanzämter mitunter allzu eilfertig steuerpflichtige Einnahmen. Dies vor allem dann, wenn die Beträge über sogenannte Mischkonten laufen, auf denen sowohl private als auch betriebliche Umsätze gebucht werden. Dass sich ein Sammler ab und zu von einem oder mehreren seiner Stücke trennt und Verluste gegenüber dem seinerzeitigen Einstandspreis in Kauf nimmt, können manche Finanzbeamte nur schwerlich nachvollziehen. Mein Rat daher: Die Einstands- und Verkaufspreise genau dokumentieren und die betreffenden Unterlagen, also Rechnungen, Quittungen oder Kaufverträge, sorgfältig aufbewahren.
Wie lukrativ eine Kapitalanlage unter dem Strich ausfällt, hängt nicht zuletzt von den laufenden Kosten ab. Hohe Bank- und Verwaltungsgebühren zum Beispiel oder steigender finanzieller Aufwand beim Erhalt einer Immobilie lässt manche Rendite, die sich im ersten Moment recht attraktiv ausnimmt, schnell schrumpfen. Auch eine veritable Uhrensammlung verursacht Kosten. Mit dem Kauf der Zeitmesser ist es allein nicht getan. Die Werthaltigkeit einer Uhr hängt in starkem Maße von ihrem Erhaltungszustand ab. Dies betrifft nicht nur das Gehäuse und das Band, sondern natürlich in erster Linie das Werk. Mechanische Uhren bedürfen der ständigen Wartung, um eine Verharzung des Werks durch altes Öl zu verhindern, die Dichtigkeit zu prüfen und defekte Teile auszutauschen. Bei der Revision oder Inspektion einer Uhr wird das Werk komplett demontiert, die Einzelteile geprüft, wieder zusammengebaut und geölt. Die Uhr befindet sich danach in einem absolut neuwertigen Zustand. Die führenden Uhrenhersteller geben auf revisionierte Uhren ein Jahr Garantie ‒ in manchen Fällen sind auch zwei Jahre möglich.
Wie oft eine Uhr revisioniert werden sollte, hängt natürlich von der Art der Nutzung ab. Insofern lässt sich keine allgemeingültige Empfehlung geben. Die meisten Hersteller raten, die Uhr schon nach fünf Jahren zur Inspektion zu geben. Das kann nicht verwundern, schließlich handelt es sich um ein recht lukratives Folgegeschäft. Wird eine Uhr häufig getragen und stark beansprucht, kann eine Revision schon nach drei oder vier Jahren erforderlich sein. Lagert der Zeitmesser hingegen überwiegend im Safe auf einem Uhrenbeweger, der dafür sorgt, dass sich Automatikuhren auch dann selbst aufziehen, wenn sie nicht getragen werden, so kann das gute Stück schon mal acht bis zehn Jahre treue Dienste verrichten, bevor eine Inspektion empfehlenswert erscheint. Nachlassende Ganggenauigkeit ist ein deutlicher Hinweis, dass die Uhr der Revision bedarf. Spätestens dann muss der Besitzer handeln und seinen Zeitmesser zum Uhrmacher bringen.
Für die Inspektion einer Armbanduhr mit wenigen Komplikationen muss der Besitzer zwischen 400 und 600 Euro einkalkulieren, bei Ersatzteilbedarf noch mehr. Naturgemäß wird die Revision umso teurer, je mehr Komplikationen die Uhr aufweist, denn damit steigt die Zahl der ein- und auszubauenden Einzelteile. Für solche Zeitmesser sollte man schon Revisionskosten zwischen 600 und 2000 Euro einkalkulieren. Solange im Schnitt nur eine Uhr pro Jahr zur Inspektion gegebenen werden muss, bleibt dieser Erhaltungsaufwand überschaubar. Sind aber gleich mehrere Zeitmesser betroffen, kann der finanzielle Aufwand schon erheblich sein. Schließlich ist es mit der Wartung und gelegentlichen Reparaturen nicht getan. Selbst vermeintliche Kleinigkeiten verursachen bisweilen hohe Kosten. Allein die Erneuerung des Lederarmbands kann bei manchen Uhrenmarken, wenn Originalersatzteile verwendet werden ‒ und das ist im Interesse einer hohen Werthaltigkeit der Uhr dringend zu empfehlen ‒, mit 200 Euro und mehr zu Buche schlagen.
Nobeluhren sind außerordentlich begehrt ‒ auch bei Zeitgenossen mit wenig redlichen Absichten. Die Zahl der Einbrüche bei Juwelieren ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Vor allem in den Wochen vor Weihnachten machen häufig spektakuläre Einbrüche und Überfälle Schlagzeilen. Und immer gehören Armbanduhren der Luxusklasse zur Beute.