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© 2020; 4., überarb. Aufl.

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

Ketschau, A.

Das kleine Buch vom Tschechoslowakischen Wolfshund und Saarlooswolfhond

ISBN 9783751991155

Alle Rechte vorbehalten.

Bildmaterial + Texte: A. Ketschau

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INHALT

Geschichte, Erscheinung und Charakter

In Tausenden Jahren züchterischer Arbeit schuf der Mensch den Hund aus dem Wolf. Wolfkreuzungen, die in letzter Zeit in Mode kommen, sind reizvoll, bergen aber auch gewisse Risiken. Wolfsverhalten schlägt bei nicht wenigen Exemplaren durch und verlangt eine frühe und sorgfältige Prägung und Sozialisierung der Welpen, um in unserer modernen Umwelt zurecht zu kommen und zu überleben, und es kann dabei viel schiefgehen. Dabei ist es eher zweitrangig, dass ein gut sozialisierter Hund „bequemer“ für den Menschen ist (schließlich wird niemand gezwungen, einen solchen Hund zu halten). In erster Linie geht es darum, dem Hund ein angenehmes und stressfreies Leben in unserer zivilisierten Welt zu ermöglichen. Wolfshunde sind häufig sehr misstrauisch und zurückhaltend gegenüber Fremden (was nicht als Alibifunktion für wesensschwache Hunde missbraucht werden darf!). Schon alleine aus diesem Grund muss der Züchter schon bei der Verpaarung wissen, was er tut und die Welpen äußerst sorgfältig auf Menschen, Hunde und alle sonstigen wichtigen Gegebenheiten sozialisieren. Der Züchter muss den Interessenten genau unter die Lupe nehmen und hinterfragen, wohin seine Welpen kommen. Und er sollte bereit sein, einem Interessenten, der ungeeignet erscheint, von seiner Rasse abzuraten. Der Halter braucht fundierte Kenntnisse in Wolfs- und Hundeverhalten, viel Zeit und Einfühlungsvermögen. Ein Garten sollte ausbruchssicher sein, denn der Wolfshund überwindet hohe Zäune, gräbt sich mit seinen stahlharten Krallen unten durch, zerbeißt Maschendraht und man spricht von Steintrögen, die ein Saarloos aus der Wand gehebelt haben soll. Die Sinne und das Reaktionsvermögen sind schneller als bei den klassischen Hunderassen. Nicht wenige Wolfshunde sind dominant veranlagt, möchten also vereinfacht gesagt gerne selbst entscheiden, was geschieht. Sie sind sehr empfindlich, was die Körpersprache betrifft, sodass sie ein Streicheln über den Kopf schon als Dominanzgebärde verstehen. Wolfshunde haben eine unbändige Energie. Ein Spaziergang von 50 km ist für einen Wolfshund das Gleiche, als würde er einmal „um den Block gehen“. Einen Wolfshund muss man – nachdem man sich ausgiebig mit seinem Wesen vertraut gemacht hat – mit Autorität und Verstand begleiten. Der Wolfshund ist intelligent und lernt sehr schnell, meist schneller als die „klassischen“ Rassen. Aber er ist sehr eigenwillig und führt Signale, die er für sinnlos erachtet, nicht aus oder aber erst nach einigen Minuten „Bedenkzeit“. Klassische Erziehungsversuche versagen gelegentlich. Das kann für manchen Hundehalter recht nervig sein. Man braucht viel Geduld und darf nicht unfair oder grob reagieren, wenn der Wolfshund einmal nicht so arbeitet, wie es sein Mensch gerne hätte, denn das macht den Hund schwierig und stört die Vertrautheit zwischen Mensch und Hund. Der Tschechoslowakische Wolfshund wird mitunter als Fährten-, Blinden- oder Begleithund ausgebildet. Saarlooswolfhonden haben sich angeblich als Blindenhunde bewährt. Manchmal sieht man Wolfshunde vor einem Schlitten oder als Reitbegleithund. Agility und Nasenarbeit machen viele Wolfshunde begeistert mit. Man sollte aber nicht traurig sein, wenn der Wolfshund sich für klassischen Hundesport nicht eignet. In der Regel sind Wolfshunde keine geeigneten Schutz- oder Diensthunde, obwohl meines Wissens auch in diesen Bereichen schon einzelne Rassevertreter erfolgreich geführt wurden. Manchmal sieht man Wolfshunde als Rettungshunde. Der Wolfshund benötigt viel Auslauf und Beschäftigung. Auch Wolfshunde lassen sich erziehen, aber manchmal kommt man mit herkömmlichen Erziehungsmethoden nicht weit. Erzwingen kann man bei einem Wolfshund nichts, und er kann eine ungerechtfertigte Zurechtweisung wochenlang nachtragen. Der Wolfshund kann bei ausreichender Gewöhnung und viel Beschäftigung auch einige Stunden alleine bleiben (kann aber schwierig werden – s.d.). Auch im Haus verhält er sich ruhig. Er braucht unbedingt die Nähe zu seinen Menschen und viel Beschäftigung. Zwingerhaltung macht ihn schwierig und zerstört die Beziehung. Gehegehaltung in Gruppen kann funktionieren, wenn man sich viel mit den Hunden beschäftigt bzw diese genügend Auslastung und Menschenkontakt haben. Dabei sollte man auch bedenken, dass dem Wolfshund kaum ein Zaun zu hoch ist. Maschendraht für einen Zaun kann er zudem leicht durchbeißen. Oder er gräbt sich mit seinen stahlharten Krallen unten durch. Deshalb sollte ein Garten oder ein Gehege (in beiden sind Wolfshunde nur zu zweit oder zu mehreren und immer nur zeitweise unterzubringen!) ausbruchssicher eingezäunt sein. Ein unterforderter oder schlecht erzogener Wolfshund sucht sich seine Beschäftigung, aber nicht unbedingt zur Freude seiner Besitzer. So wird schon einmal der Garten umgegraben oder ausgetestet, aus welchen Materialien das chicke Ledersofa besteht. Man kann einen Wolfshund in einer Stadtwohnung halten, wenn man genügend Möglichkeiten hat, ihm in ländlicher Gegend oder Waldgebieten Auslauf und Beschäftigung zu verschaffen. Notfalls muss man den Hund in das Auto packen und mit ihm dorthin fahren – mehrmals täglich. Ein Haus mit Garten in ländlicher Gegend oder am Waldrand wäre aber besser. Es kommt dem Naturell des Wolfshundes besser entgegen. Der Wolfshund sollte sich außerdem mindestens einmal täglich richtig auspowern können.

In den USA ist das Kreuzen von Hunden (meist Deutschen Schäferhunden, Siberian Huskies und Alaskan Malamuten) mit Wölfen keine Seltenheit. Bei uns ist dies verboten, aber wer sich bemüht findet trotzdem über die Grenzen hinaus seinen „Hund“. Wenn man bedenkt, dass sogar Experten ihre Probleme damit haben, einen Wolfshybriden (Wolf-Hund-Kreuzling), Dingo oder Wolf als Haustier zu halten, kann man davon eigentlich nur abraten. In Alaska ist beispielsweise die Zucht von Wolfshybriden verboten, Hündinnen werden zwangskastriert. In der EU ist das Züchten von Wolfshybriden ebenfalls verboten. Die Haltung von Wölfen und Wolfshybriden ist meines Wissens gestattet, wenn man eine sog. CITES-Bescheinigung bei den Behörden vorlegen kann. Diese wird nach Überprüfung der Haltungsbedingungen und dem Ablegen diverser Sachkundenachweise in Einzelfällen erteilt. Hierbei wird z.B. die Sachkunde bezgl. Haltung, Ernährung ect überprüft. Zudem müssen entsprechend eingerichtete, ausreichend große Gehege für die Unterbringung des Hybriden oder Wolfs vorhanden sein. Leider ist es aber durchaus möglich, über die Grenzen hinweg an einen Hybriden zu kommen – auf illegalem Weg. Wer nicht bereit ist, einen Hybriden auf legalem Weg zu halten – egal, wie beschwerlich das ist – sollte auch keinen halten. Und seien diese Tiere noch so schön und außergewöhnlich. Die strengen Richtlinien existieren nicht ohne Grund. Für eine Privatperson sind sie meist kaum umsetzbar. Und man kann einen Wolfshybriden nicht einfach weggeben oder gar aussetzen, wenn man einsehen muss, sich überschätzt zu haben. Leider kommt es dennoch immer wieder vor, dass Wolfshybriden illegal gehalten werden. Meist zum Nachteil des Hybriden. Sicher ist es reizvoll, einen halben Wolf an der Leine zu haben. Aber der durchschnittliche Hundehalter dürfte mit einem Wolfshybriden schlichtweg überfordert sein. Ist man auf Dauer nicht in der Lage, einen Wolfshybriden zu halten, geht das für den Hybriden nicht selten böse aus. Wenn der Hybride Glück hat, nimmt ihn ein Wildpark oder eine ähnliche Einrichtung auf. Es kommt aber leider auch vor, dass ein Hybride ausgesetzt wird. Oder die Geschichte endet damit, dass der Hybride (illegal) eingeschläfert wird. Der Wolfshybride ist in der Regel in der Wohnung nicht gut zu halten, auch ein Garten reicht nicht aus. Oftmals werden Wolfshybriden nicht stubenrein. Sie markieren ihr Revier auch innerhalb des Hauses (was jedoch nicht zwangsläufig mit mangelnder Stubenreinheit gleichzusetzen ist). In einen Zwinger gehört ein Wolfshybride sowieso nicht. Wolfshybriden sollten zu mehreren in großen entsprechend eingerichteten Gehegen gehalten werden. Es ist nicht leicht, ihnen Gehorsam beizubringen bzw es funktioniert gar nicht. Wolfshybriden haben einen unbändigen Bewegungsdrang und brauchen ständig Beschäftigung. Alles wird von ihnen beschnüffelt, beäugt und zerlegt, sobald es als ungefährlich eingestuft wurde, also eine gewisse Gewöhnung stattgefunden hat. Wölfe und Wolfshybriden mögen keine Veränderungen in ihrem unmittelbaren Umfeld, schon ein neuer Behälter für das Trinkwasser kann als bedrohlich eingestuft werden. Es muss sichergestellt sein, dass man die Futtermittel, also, Fleisch, Knochen, Gemüse ect., in ausreichender Menge heranschaffen kann. Ein Tierarzt, der sich mit Wölfen/ Wolfshybriden auskennt, sollte ebenfalls verfügbar sein. Wolfshybriden sind meist keine geeigneten Haustiere. Teilweise verhalten sich diese Tiere weitaus aggressiver oder auch ängstlicher gegenüber Mensch und Tier, als dies „normale“ Wolfshunde, Hunde und Wölfe tun. Wolfshybriden zerlegen alles mögliche, teils aus Langeweile, teils aus Neugier. Das Beutefangverhalten (Jagdverhalten) ist ebenfalls sehr ausgeprägt und kann sich im ungünstigsten Fall auch gegen Menschen richten. Ein Kleinkind, das hinfällt und schreit, ist für einen Wolfshybriden schlicht Beute, ein Verhalten, das ein „normaler“ (Wolfs-) Hund niemals zeigen sollte, was aber dennoch immer wieder einmal vorkommt. Wolfshybriden in der Natur gefährden auch die wilden Wölfe. Zum einen wagen sie sich näher an Menschen heran, was teilweise in Angriffen gipfelt. Zum anderen werden sie oft mit Wölfen verwechselt. Jeder Schaden, den der Hybride anrichtet, wird den Wölfen angedichtet. Wurde der Hybride in Menschenobhut geboren, darf er nicht ausgesetzt werden, wenn er zu unbequem wird. Das würde seinen Tod bedeuten. Er würde in der Natur nicht zurecht kommen. Wolfshybriden können auch kleine Wolfspopulationen gefährden, weil sie ihre Gene in die Wolfslinien einbringen, wenn es zu Paarungen zwischen Wolf und Hybride kommt. Damit sind die Wolfspopulationen nicht mehr genetisch rein. Wolfsbiologen, die Kenntnis von streunenden Wolfshybriden bekommen, versuchen in der Regel, diese einzufangen und in ein Gehege zu bringen. Bis heute (2020) gibt es meines Wissens keinen genetischen Test, der zweifelsfrei aussagt, aus vielen Teilen Wolf und Hund ein Hybride besteht, man kann lediglich feststellen, ob man einen reinen Wolf, einen reinen Hund oder einen Hybriden vor sich hat. Aber Wölfe und Hunde haben ohnehin zu fast 100 % dasselbe genetische Material. Ein Wolfshybride ist ein Kreuzling zwischen Wolf und Haushund, der nicht seit mehreren Generationen rein gezüchtet wurde. Vereinfacht ausgedrückt sind Wolfshybriden „echte“ Kreuzlinge zwischen Wolf und Hund, d.h. sie stammen noch direkt aus Wolf-Hund-Verpaarungen. Es wurden also noch unmittelbar Wölfe eingekreuzt. Bei den beiden FCI-anerkannten Wolfshunden wurden schon seit längerer Zeit keine Wölfe mehr eingekreuzt. Der Lupo Italiano (Italienischer Wolfshund) entstand in den 1960er Jahren in den Bergen von Lazio/ Italien. Es handelt sich um eine Schäferhund-Wolfs-Kreuzungszucht. Ausgewählte Tiere sind hervorragende Lawinen- und Rettungshunde, während ein anderer Teil der Hunde ähnliche unerwünschte Eigenschaften zeigt wie andere Wolfshybriden oder deren Abkömmlinge. Die Zucht und Ausbildung der Hunde unterliegen strengen Bestimmungen der Forstbehörde. Kaufen kann man sie nicht. Keine FCI-Anerkennung. Auch in Amerika werden verschiedene Wolfshunde gezüchtet, die unter dem Namen American Wolfdogs zusammengefasst werden. Einer von ihnen ist der Spencer Wolfdog. 1982 kreuzte eine Züchterin mit Nachnamen Spencer in Florida/ USA Wölfe mit verschiedenen Hunderassen, darunter weiße Schäferhunde, Deutsche Schäferhunde, Alaskan Malamuten, Siberian Huskies, Alaskan Huskies, Inuit Sled Dogs u.a. Der Spencer Wolfdog ist freundlich und ein angenehmer Haushund. Er bellt kaum, sondern heult. Er lernt schnell, findet es aber wie die meisten Wolfshunde nicht toll, wenn er Übungen mehrmals hintereinander ausführen soll oder wenn man von ihm Dinge verlangt, die er für sinnlos erachtet. Der Spencer Wolfdog eignet sich für viele Ausbildungen und Beschäftigungen, Nasenarbeit, Rettungshund, Agility, Schlittenziehen, was auch immer. In Europa sind solche Hybriden bzw Rassen nahezu unbekannt.

Saarlooswolfhond

Saarlooswolfhondwelpe

Wolfshybriden und Wolfshunde sind – entgegen landläufiger Meinung – meistens keine guten Schutzhunde. In den meisten Fällen überwiegt wie bei wilden Wölfen der Fluchttrieb. Wer einen Schutzhund aus seinem Haustier machen will, sollte sich – zumindest zusätzlich – nach einer anderen Rasse umsehen und seinem Wolfshund eine Auslastung zuteil werden lassen, die ihm gerecht wird (obwohl angeblich auch schon Wolfhunde erfolgreich im Schutzdienst geführt worden sein sollen). Nasenarbeit machen viele Wolfshunde begeistert mit. Aber auch Schlittenhundesport, Agility, Joggen, Reitbegleithund o.a. kann für den Wolfshund geeignet sein, solange er aus freien Stücken dabei ist. Ursprünglich dachte man, Hunde „schärfer“ machen zu können, wenn man Wölfe mit Hunden kreuzte. Die Wolfsforschung war vor einigen Jahrzehnten – wenn es sie gab – der Öffentlichkeit kaum zugänglich. Die Vorstellungen vom Mut und der Angriffslust des Wolfs waren mittelalterlich. Im Kieler Institut für Haustierkunde kreuzte man Wölfe mit Königspudeln. Die Puwos bzw Wopus sahen ähnlich aus wie Pudel, verhielten sich aber fast ebenso schreckhaft, scheu und vorsichtig wie Wölfe. Damit hatte man den Beweis, dass sich Verhalten und Aussehen getrennt vererben und man vom Aussehen nicht auf das Wesen des Hundes schließen kann. Außerdem widerlegte man damit die irrige Ansicht, dass man Hunde „schärfer“ (angriffiger, zupackender) machen könne, wenn man einen Wolf einkreuzte. Dennoch geht von Wolfshybriden eine ungleich höhere Gefahr für Menschen aus als von Wölfen. Denn Wolfshybriden vereinen Wolfs- und Hundeeigenschaften, haben aber oft weniger Scheu vor Menschen als Wölfe. So kann es durchaus schon einmal zu Angriffen kommen. Die Wopus und Puwos wurden nach den Versuchen an Privatpersonen weitergegeben. Laut Aussage des verstorbenen Wolfsforschers Erik Zimen sollen die Tiere ihren Besitzern keine Probleme bereitet haben. Oft geht es allerdings anders aus… Außerhalb der akademischen Forschung wurden diese Tiere nicht als Haustiere gehalten und nach den Versuchen auch nicht weiter gezüchtet. Man kreuzte auch Kojoten und Hunde (Coy Dogs) sowie Goldschakale und Pudel. Kreuzlinge aus Schakalin und Pudelrüde hießen Puscha.

Es gibt zwei FCI-anerkannte Hunderassen, die auf Wolfshybriden zurückgehen. In den Niederlanden glaubte eine einzelne Person daran, mit Schäferhund-Wolfs-Kreuzungen einen guten Gebrauchs- bzw Blindenhund zu schaffen, während das tschechoslowakische Militär einen Hund zu seinen Zwecken züchten wollte. Wer einen Wolfshund halten will, sollte sich viel mit dem Verhalten von Wolf und Hund beschäftigen. Und auch wenn die beiden FCI-anerkannten Rassen von Wolfshybriden abstammen, sind sie heute nicht mehr mit Hybriden gleichzusetzen. Wolfshunde sind nicht das, was man einen typischen „Anfängerhund“ nennt. Was nicht heißt, dass man als Anfänger keinen solchen Hund halten kann. Es gibt immerhin auch Menschen, die 20 Jahre Siberian Huskies oder andere Rassen halten, und trotzdem nicht das Geringste von Hunden verstehen. Man sollte sich aber sehr viel mit den Rassen beschäftigen, auch mit Wolfs- und Hundeverhalten. Das heißt nicht, dass dem Anfänger ein Wolfshund empfohlen werden kann. Es gibt aber Menschen, die von Haus aus viel Verständnis und die Begabung mitbringen, auch mit schwierigeren Hunden umzugehen. Uneingeschränkt zu empfehlen sind Wolfshunde freilich nicht, schon gar nicht für Anfänger, und wenn man sich nicht 100%ig sicher ist, sollte man lieber nach einer anderen Rasse Ausschau halten. Wenn es wirklich nur um das wolfsähnliche Aussehen geht, kann man sich auch mit einer anderen Rasse anfreunden: manche Deutschen und Altdeutschen Schäferhunde sehen wolfsähnlich aus, Weiße Schweizer Schäferhunde ebenfalls. Northern Inuit (Tamaskan) sind äußerlich Wölfen ähnlich und galten lange als reine Hunde. Allerdings sollen inzwischen auch in manche Linien der Tamaskan Wolfhunde eingekreuzt worden sein. Auch andere Schlittenhunde wie Siberian Husky oder Alaskan Malamute sind oft wolfähnlich. Allerdings unterscheiden auch diese Rassen sich deutlich von anderen Hunden. Man sollte versuchen, Saarlooswolfhonden und Tschechoslowakische Wolfshunde irgendwo vor Ort zu erleben und sie zu beobachten. Und man sollte sich viel mit Züchtern und Haltern austauschen. Der Besuch bei einem Züchter, vielleicht auch Besuche einer Zuchtschau, die von den Vereinen und auch den nationalen Hundeverbänden (VDH, SKG, ÖKV usw) ausgerichtet werden, sind eine gute Gelegenheit, die Hunde in Augenschein zu nehmen und sich mit „Wolfshundlern“ zu unterhalten. Die Zuchtschauen der Landesverbände (VDH usw) sind sehr groß. Um die Rasse in Ruhe in Augenschein zu nehmen, sind kleinere Zuchtschauen der Rassehundezuchtvereine meistens geeigneter. Zumal die Wolfshunde bei uns nicht gerade üppig vertretene Rassen sind. Jeder Hundehalter hat irgendwann mal seinen ersten Hund. Und wenn die Liebe zu einem Wolfshund nun einmal so groß ist, warum nicht? Dennoch muss die Anschaffung gerade eines Wolfshundes ganz genau überlegt sein. Ich gehe später noch einmal ausführlicher auf die unbequemen Eigenschaften dieser Rassen ein, und so mancher Wolfshundefan entscheidet sich letztlich doch für eine andere Rasse, weil er einsieht, dass der Wolfshund doch „eine Nummer zu groß ist“. Ein typischer Wolfshund läuft nicht mal eben so mit, wie das ein Weißer Schweizer Schäferhund oder Golden Retriever tut (obwohl es auch Vertreter der leichtführigen Rassen gibt, die aus der der Reihe tanzen). Sicher gibt es immer mal Ausnahmen, Wolfshunde, die sich wie normale Labrador Retriever oder Pudel verhalten, aber darauf darf man sich auf keinen Fall verlassen. Die Enttäuschung auf beiden Seiten wäre dann riesengroß. Was meistens damit endet, dass der Wolfshund in ein Tierheim gesteckt wird. Das verträgt kein Hund besonders gut, und ein Wolfshund schon gar nicht. Wolfshunde lieben zwar ihre Familie, fremde Personen und teilweise auch Tiere (wenn sie nicht versuchen, Tiere zu jagen) werden aber meistens mehr als reserviert behandelt. Der Hundehalter sollte dann dafür sorgen, dass der Wolfshund sich zurückziehen kann. Wenn er den Besucher von weitem beobachten kann, wird er irgendwann selbst entscheiden, ob es der Besucher wert ist begrüßt zu werden und ob man sich von ihm kraulen lässt. Ein Wolfshund lässt sich auch nicht unbedingt mit Futter bestechen. Und auch, wenn man Wolfshunde in Rudeln in Gehegen halten kann, heißt das nicht, dass man einen Wolfshund einfach wegsperrt, wenn er schwierig oder unbequem wird oder man einfach keine Lust mehr hat, sich um ihn zu kümmern. Auf keinen Fall sollte man einen Einzelhund in ein Gehege verfrachten! Und meiner Meinung nach sollte man auch zwei oder mehr Hunde immer nur zeitweise in einem Gehege unterbringen. Dies soll über das Alleinsein hinweghelfen. Wenn jemand zuhause ist, sollten die Hunde ihre Zeit im Haus verbringen dürfen! Natürlich abgesehen von den Spaziergängen und der Beschäftigung draußen. Und es gibt durchaus auch Wolfshunde, die ein paar Stunden in der Wohnung oder im Haus alleine bleiben, ohne die Einrichtung zu zerlegen oder Heulorgien zu veranstalten. Eine gute Erziehung, sorgfältige Gewöhnung an das Alleinsein und viel Auslauf und Beschäftigung sind dafür natürlich Voraussetzung. Manche Wolfshunde zerlegen aber auch bei bester Erziehung und Auslastung beinahe alles…. Ein seriöser und ehrlicher Züchter sollte objektiv über die Rasse und seine eigenen Hunde berichten können – und er sollte auch bereit sein, von seiner Rasse abzuraten, falls er den Eindruck hat, dass ein Interessent ungeeignet ist. Der Wolfshund ist keiner, der bei jeder neuen Bekanntschaft „schweifwedelt“. Aber wer sein Herz einmal erobert hat, hat einen interessanten, liebenswerten und anhänglichen Begleiter. Wer das Verhalten seines Wolfshundes versteht und ihm ein würdiger „Wolfshundersatz“ ist, wird Einblicke in die Hundeseele gewinnen und die Eigenschaften erkennen, die einst die Menschen veranlassten, den Wolf in ihre Mitte aufzunehmen und den besten Freund des Menschen aus ihm zu machen – den Hund. Wolfshunde sind Spätentwickler und oft erst mit zwei bis drei Jahren ausgewachsen bzw erwachsen. Das bedeutet, dass sie ab diesem Alter anfangen können, unbequeme Verhaltensweisen zu zeigen, selbst wenn sie vorher relativ „einfach“ zu händeln gewesen sind. Wolfshunde – der Saarlooswolfhond mehr als der Tschechoslowakische Wolfshund – haben ein recht reserviertes bis zurückhaltendes Wesen. Dabei ist die Grenze zur Ängstlichkeit fließend… Bei der Zucht darf nicht nur auf optische Gesichtspunkte geachtet werden. Natürlich sind diese wichtig. Wer will z.B. schon einen Hund mit stark abfallender Rückenlinie? Zum einen ist sie hässlich, zum anderen begünstigt sie Gelenksprobleme. Ein gerader Rücken mit höchstens sanft abfallender Rückenline (Kruppe befindet sich linear gesehen GERINGFÜGIG niedriger als der Widerrist) sieht wesentlich schöner aus als verkümmerte Hinterbeine, schont die Gelenke und ist somit auch für die Gesundheit und die Gebrauchsfähigkeit des Hundes von Bedeutung. Glücklicherweise wurden die beiden Wolfshunde von Anfang an mit geradem Rücken gezüchtet. Außerdem macht das Äußere einen Teil der rassespezifischen Eigenschaften aus. Hunde können – wie viele Wölfe – auch überbaut sein, d.h. die Kruppe befindet sich linear gesehen geringfügig über dem Widerrist. Genauso wichtig – wenn nicht zum Teil wichtiger – wie das Aussehen sind aber Gesundheit und Wesen. Obwohl einige Äußerlichkeiten die Gesundheit direkt beeinflussen (z.B. die Rückenlinie). Die meisten Äußerlichkeiten haben jedoch keinen Einfluss auf die Gesundheit. Ein Hund wird nicht anfälliger, weil er nicht ganz perfekt pigmentiert ist oder ein Knickohr hat. Nur wesensfeste und gesunde Hunde gehören in die Zucht, während man über kleinere optische Fehler wie leichte Mängel im Haarkleid ect hinwegsehen sollte. Aber natürlich sollten Zuchthunde möglichst so aussehen, wie es der Standard verlangt. Man sollte nur über das Aussehen wichtige Aspekte der Gesundheit und des Wesens nicht außer Acht lassen. Einem reinen Familien-, Arbeits-, Sport- oder Begleithund wird es auch ziemlich egal sein, ob er perfekt nach dem Rassestandard geformt ist, solange er gesund und munter ist und in keiner Weise durch irgendwelche körperlichen Abnormitäten beeinträchtigt. Andererseits kauft man ja auch einen Rassehund, weil einem die Rasse optisch und wesensmäßig zusagt. Das ist völlig in Ordnung, solange dabei auch tatsächlich auf Gesundheit und gutes Wesen geachtet wird.

Der Saarlooswolfhond entstand unter der Regie von Leendert Saarloos, einem niederländischen Genetiker und Elektrohändler, und er soll wohl auch als Schiffskoch tätig gewesen sein. Er liebte die Natur und vor allem auch die Hunde. Er widmete sein Leben den Wolfshybriden und züchtete in den 1920er/ 1930er Jahren aus ihnen eine Hunderasse, die erst Europese Wolfhond (Europäischer Wolfshund), später mit der FCI-Anerkennung Saarlooswolfhond genannt wurde. Saarloos wurde von dem Genetiker Haagedoorn unterstützt, aber die Zucht blieb ein kleines, privates Unterfangen. Der Saarlooswolfhond ist heute in den Niederlanden selten und außerhalb der Niederlande fast unbekannt. Saarloos kreuzte die Timberwölfin Fleuri oder Fleur mit dem Deutschen Schäferhundrüden Gerhard van de Fransenum. Die Verbindung brachte 20 Welpen hervor. Durch den Zuchteinsatz des Hundes wollte er das Fluchtverhalten zurück drängen, aber später wurde noch einmal eine Wölfin eingekreuzt. Der Zweite Weltkrieg brachte die Zucht fast zum Erliegen. Außerdem glaubte Saarloos an eine stauperesistente Rasse und ließ seine Tiere nicht impfen. Ein Irrglaube, denn auch Wölfe können Staupe bekommen. Die Staupe erwischte seine Tiere, und so verlor er wertvolles Zuchtmaterial. Durch die Inzucht wurde das Fluchtverhalten wieder gefestigt. Die Hunde erwiesen sich für alle gedachten Aufgaben als Schutz- und Diensthunde als untauglich. Leendert Saarloos hatte eine blinde Ehefrau. Er gründete eine Blindenhundeschule und bildete auch einige Hunde aus. Einen Hund richtete er für seine Frau ab. Bald jedoch musste Saarloos erkennen, dass die Hunde sich auch als Blindenhunde nicht eigneten. Sie waren der sich ständig ändernden Umwelt nicht gewachsen. Ob die hohe Fluchtbereitschaft immer noch am Erbe des Wolfs liegt, an mangelnder Sozialisierung oder an Inzuchtdepressionen, ist nicht immer einfach zu beantworten und muss im Zweifelsfall geprüft werden. Kommt der Hund aus einer guten Zucht, ist der Inzuchtgrad möglichst gering gehalten (was bei der geringen Anzahl der vorhandenen Hunde nicht leicht ist) und wurde der Welpe früh und sorgfältig sozialisiert, kann sich daraus ein guter Familien- und Begleithund entwickeln. Aber es gibt leider auch das Gegenteil. Ängstliche Hunde, die in unserer Umwelt nicht zurecht kommen. Leendert Saarloos starb 1969. Nach seinem Tod schien die Rasse zu zerfallen, doch konnte sie rechtzeitig von Hundefreunden gerettet werden. 1975 wurde die Rasse vom Raad van Beheer op kynologisch Gebied in Nederland, dem niederländischen FCI-angeschlossenen Kennelclub, anerkannt. Die Rasse wurde zu Ehren ihres Rassebegründers in Saarlooswolfhond umbenannt. Die FCI-Anerkennung erfolgte 1981. Verantwortungsvolle Züchter bemühen sich um einen gesunden, wesensfesten Hund. Es geht nicht darum, wie unbequem gewisse Eigenschaften für den Halter sind, sondern darum, dem Hund ein stressfreies Leben in unserer modernen Umwelt zu ermöglichen (schließlich wird ja niemand gezwungen, einen Wolfshund zu halten!). In Deutschland ist die Rasse bisher wenigen Hundefreunden vorbehalten. 1998 wurden 23 Welpen eingetragen, 2007 nur noch 15. Der Saarloos soll 60-75 cm hoch sein, das Gewicht ist im Standard nicht festgelegt, liegt im Durchschnitt bei bis zu 44 kg. Zugelassene Farben sind braunwildfarben, grau- bzw schwarzwildfarben (wolfsgrau), creme und weiß. Der Saarloos ähnelt äußerlich dem Wolf, ist kräftig, aber athletisch, hat lange Läufe ohne hochbeinig zu wirken. Das Fell ist dicht und stockhaarig. Der Kopf ist keilförmig mit Scherengebiss, die Augen sollten gelb sein. Die Ohren sind mittelgroß, stehend und mit abgerundeter Spitze. Der Saarloos ist gut bemuskelt, hat einen geraden Rücken, eine leicht aufgezogene Bauchdecke und eine ausreichend lange Säbelrute. Vor- und Hinterhand sind gut bemuskelt. Der Saarloos ist ein ausdauernder Traber und bewegt sich leichtfüßig. Die Haut soll blau bis schwarz sein, bei braunwildfarbenen Hunden braun. Bei weißen und cremefarbenen Hunden soll die Nase schwarz sein, doch ist eine fleischfarbene Nase ebenfalls zugelassen. Der Saarlooswolfhond ist meistens etwas sanfter und nicht ganz so dominant wie der Tschechoslowakische Wolfshund.

Tschechoslowakischer Wolfshund

Wolfshunde legen manchmal ein eigenartiges Verhalten an den Tag. Es ist ein Fall eines Saarlooswolfhonds bekannt, der völlig ruhig und passiv reagierte, als in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Haus explodierte. Weder die Explosion selbst, noch die aufgeregten Menschenmengen, die Hilfskräfte oder der einen Höllenlärm verursachende Hubschrauber interessierten den Hund im Geringsten. Er verhielt sich völlig passiv. Derselbe Saarlooswolfhond war nicht zu bewegen, die ihm bekannte S-Bahn zu betreten, nachdem dort die Deckenleuchten ausgetauscht wurden!

Der Tschechoslowakische Wolfshund wurde ursprünglich als Hund für die tschechoslowakische Grenzarmee gezüchtet. Das Militär brauchte Hunde, die ausdauernd und widerstandsfähig waren, wenig bellten und mit den positiven Eigenschaften des Wolfs aufwarten konnten. Versuche mit Wölfen schlugen fehl, und so wurde der Biologe Karel Hartl beauftragt, einen geeigneten Hund für die Armee zu schaffen. Die Kreuzung zwischen Karpatenwolf und Deutschem Schäferhund sollte selbstständig arbeitende Hunde ergeben, die sich bei Bedarf auch führen ließen. Sie mussten aber ursprünglich keine angepassten Familienbegleithunde sein. Das war nicht das Zuchtziel, obwohl sie durchaus bei guter Zuchtwahl, Erziehung, Auslastung und bei einem fähigen Rudelführer gute Familien- und Begleithunde sein können – mit rassespezifischen, teilweise „unbequemen“ Eigenschaften. Wie andere Rassen auch. Man wählte einige Deutsche Schäferhunde aus. Sie sollten gesund und leichtführig sein, und natürlich arbeitsfreudig. 4 Karpatenwölfe kamen zum Einsatz. Keine wilden, sondern vom Menschen aufgezogene Tiere, deren Wesen man gut kannte. Die Wölfin Britta wurde mit einem Deutschen Schäferhund gekreuzt und brachte den ersten Wurf 1958 zur Welt. Die Zuchtversuche fanden in der Polizeihundezuchtanstalt von Býchory statt. Nach sorgfältiger Überprüfung der Jungtiere wurden nur zwei der Hybriden zur Weiterzucht verwendet. Von Anfang an wurden verschiedene Zuchtlinien aufgebaut, da man einem genetischen Engpass entgegen wirken wollte. Die F1-Generation (1. Filialgeneration, 1. Nachkommengeneration) wurde wieder mit unverwandten Deutschen Schäferhunden verpaart. Schon die F2-Generation zeigte die gewünschten Eigenschaften des Hundes, war ihm aber in der Erfüllung der Aufgaben überlegen. Der letzte Eintritt in den Genfond der Rasse war die Kreuzung der Wölfin Lady (oder Leidy) mit dem Deutschen Schäferhundrüden Bojar vom Schotterhof. Die Tschechoslowakischen Wolfshunde sind von Anfang an in die Hände von Zivilzüchtern geraten. Aber bis 1981 wurden alle Anträge zur Eintragung der Hunde von den kynologischen Organisationen abgewiesen. Die Gründungsversammlung des Zuchtvereins fand erst 1983 in Brünn statt. In diesem Jahr wurden in Prag die ersten 43 Welpen registriert. Zwischen 1982 und 1991 wurden 1552 Welpen eingetragen. In der ehemaligen Tschechoslowakei wurde die Rasse 1983 anerkannt. 1987 wurde die Rasse zur Anerkennung durch die FCI gemeldet, 1989 vorläufig und 1999 endgültig anerkannt. Den Antrag stellten die Vertreter der heute nicht mehr existierenden Tschechoslowakei, die nicht nur Ursprungsland, sondern auch im Namen der Rasse erhalten blieb. Am 1. Januar 1993 wurde die Tschechoslowakei in zwei Staaten gespalten, deren Rechtssysteme sich schnell entfernten. Es gab von da an auch keinen einheitlichen Zuchtverein mehr, sodass die Rasse in eine tschechische und eine slowakische Rasse aufgesplittert zu werden drohte. Seit dem Anfang der Zivilzucht (1982) musste kein Wurf ohne Mutter großgezogen werden. Allerdings gibt es relativ viele erfolglose Deckungen. Ein Teil der Wolfshündinnen ist nur einmal im Jahr heiß; die Zeit der Eireifung (Ovulation) ist beträchtlich veränderlich. Wolfshunde haben ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. In manchen Situationen ist Bellen für sie unnatürlich, was zu Problemen führt, wenn dieses verlangt wird. Wolfshunde sind sehr selbstständig. Bei ein oder zwei Hunden ist das Jagdverhalten noch recht gut kontrollierbar, sofern die Hunde ausgelastet und gut erzogen sind. Mehrere Hunde bilden jedoch sofort eine Gemeinschaft und eine fähige Jagdgesellschaft, sodass man auf dem Spaziergang rechtzeitig zur Leine greifen sollte. Der Wolfshund ist vielseitig einsetzbar, wer aber viel Wert auf klassische Unterordnung legt, sollte sich nach einer anderen Rasse umsehen. Der Wolfshund lernt leicht und schnell. Sieht er jedoch keinen Sinn in den Forderungen seines Herrn, führt er diese nicht oder ungern aus und stumpft ab. Klassische Erziehungsversuche versagen gelegentlich. Wolfshunde sind sehr selbstständig. Das war der Grund für den Militäreinsatz des Tschechoslowakischen Wolfshundes. Der Wolfshund sollte ein gleichwertiger Partner seines Herrn sein. Forderungen nach Kadavergehorsam, Unterordnung und harter Drill zerbrechen nur sein liebenswertes Wesen. Wer einen Wolfshund führen will, muss sein Wesen verstehen und ihm ein liebevoller, aber konsequenter Rudelführer sein. Bei guter Zucht und Aufzucht ist der Saarloos ebenso wie der Tscheche auch ein echter Kinderfreund und guter Familienhund – artgerechte Erziehung und Auslastung vorausgesetzt. Im Schweizer Kanton Tessin steht der Tschechoslowakische Wolfshund unverständlicherweise auf der Rasseliste der potenziell gefährlichen Hunderassen. Die Haltung ist dort bewilligungspflichtig.

Der Tschechoslowakische Wolfshund misst 60-70 cm am Widerrist. Als Farbe zugelassen sind dunkelgrau mit Maske, gelblich-, wolfs- oder silbergrau. Er ist äußerlich dem Saarlooswolfhond ähnlich, doch gibt es kleinere Unterschiede. Beim Saarloos ist eine größere Farbenvielfalt erlaubt, und der Saarloos ist durchschnittlich ein wenig größer. Der Tschechoslowakische Wolfshund soll mindestens 20 kg (Hündin) bzw 26 kg (Rüde) wiegen. Allerdings halten sich nicht alle Hunde an die vom Standard vorgegebenen Maße. Es gibt durchaus größere Hündinnen und kleinere (und größere) Rüden. Wie der Saarlooswolfhond hat auch der Tschechoslowakische Wolfshund einen geraden, horizontalen Rücken. So wird die Wahrscheinlichkeit auf das Vorkommen von HD gemindert. Außerdem sieht es schöner und natürlicher aus als der stark abfallende Rücken, den man leider noch bei manchem Deutschen Schäferhund sieht. Der Tscheche ist meistens mutiger und nicht so zurückhaltend wie der Saarloos. Die Haut der Wolfshunde soll (zumindest teilweise) schwarz bis blau sein, bei braunwildfarbenen braun. Beim weißen und cremefarbenen Saarlooswolfhond ist eine fleischfarbene Nase zwar nicht erwünscht, aber zugelassen. Die Nase sollte hier möglichst schwarz sein, ebenso wie Lefzen, Lidränder und Ballen. Auch die restliche Haut sollte schwarz oder blau sein oder zumindest dunkle Flecken aufweisen. Bei braunwildfarbe-nen Hunden ist die Haut braun bzw braun gefleckt. Aufgrund des sehr kleinen Genpools wäre es auch unverantwortlich, einen Saarlooswolfhond alleine aufgrund einer nicht perfekten Hautpigmentierung nicht zur Zucht zuzulassen. Einer helleren Haut muss auch nicht unbedingt ein Pigmentmangel zugrunde liegen. Pigment kann stark, schwach oder wechselnd sein. Teilweise wird es durch andere Einflüsse vorübergehend oder dauerhaft verändert. Säugende und tragende Hündinnen sind meistens sehr stark pigmentiert, während läufige oder kastrierte Hündinnen (auch kastrierte Rüden) oft etwas schwächeres Pigment haben. Das hängt mit der Hormonproduktion zusammen, die auch für die Melanine (Pigmente) verantwortlich ist. Auch die Außentemperatur kann das Pigment verändern. Im Winter hellen viele Hunde im Pigment auf, was man vor allem an der Nase sehen kann, die im Sommer wieder nachdunkelt. Deshalb wird dies auch Schnee- oder Wechselnase genannt. Leichtere Pigmentmängel sind auch beim Wolfshund nicht unbedingt erwünscht, aber zur Zucht zugelassen. Aufgrund der geringen Zuchtbasis (gerade beim Saarlooswolfhond) sollte man einen Hund nicht alleine aufgrund eines kleineren optischen Mangels aus der Zucht ausschließen. Krankheiten, Wesensmängel oder schwere anatomische Fehler sind da viel eher ein Grund, den Hund nicht in der Zucht zu dulden. Ein Hund wird auch nicht automatisch krankheitsanfälliger, nur weil er einen kleinen Pigmentmangel hat. Beim Tschechoslowakischen Wolfshund ist im FCI-Standard festgehalten, dass seine Haut unpigmentiert sei. Das ist nicht ganz korrekt. Selbst wenn die Haut nicht komplett dunkel pigmentiert ist, kommt die dunkle – in der Regel schwarze – Farbe an Nase, Lefzen, Lidrändern und Ballen klar zum Ausdruck. Auf die Fellfarben und die Hautpigmentierung der Wolfshunde wird im Genetikkapitel ausführlicher eingegangen. Wolfshunde sind leichtfüßig und elegant, dabei aber gut bemuskelt und kräftig, ohne plump zu wirken. Sie sind ausdauernde Traber und brauchen viel Bewegung und Beschäftigung. Sie sollen ein vollständiges Scherengebiss haben. Beim Tschechoslowakischen Wolfshund ist zusätzlich ein Zangengebiss zugelassen. Beim Scherengebiss greifen die Schneidezähne des Oberkiefers geringfügig über die des Unterkiefers, während beim Zangengebiss die Schneidezähne des Oberkiefers genau auf denen des Unterkiefers stehen. Beide Wolfshunde sollen im Erscheinungsbild an den Wolf erinnern, obwohl sie natürlich auch Ähnlichkeit mit dem Deutschen Schäferhund haben. Laien können auf den ersten Blick oft Wolfshunde nicht von Wölfen oder Schäferhunden unterscheiden. Bei manchen Rassevertretern muss man tatsächlich ganz genau hinsehen. Manchmal werden Wolfshunde auch für Huskies gehalten. Die genaue Beschreibung der äußeren Erscheinung des Saarlooswolfhonds und des Tschechoslowakischen Wolfshundes ist den FCI-Standards zu entnehmen. Natürlich gibt es immer mal Abweichungen, aber für Zuchtschauen und vor allem die Zucht ist es wichtig, dass die Wolfshunde möglichst so aussehen, wie es die Standards verlangen. Wobei kleinere „Unregelmäßigkeiten“ wie z.B. leichtere Farb- oder Pigmentfehler hingenommen und ggfs. durch entsprechende Verpaarungen ausgeglichen werden sollten, Fehler jedoch, die Gesundheit und Wesen des Hundes negativ beeinflussen, unbedingt einen Zuchtausschluss zur Folge haben müssen.

Die Lebenserwartung der Saarlooswolfhonden und Tschechoslowakischen Wolfshunde liegt durchschnittlich etwa bei 10-16 Jahren, und in Ausnahmefällen sind Wolfshunde schon über 20 Jahre alt geworden.

Die FCI-Rassestandards

FCI-Standard Nr. 311

SAARLOOSWOLFHUND (Saarlooswolfhond)

Übersetzung: Frau R. Alferink-Lerche

Ursprung: Niederlande

Datum der Publikation des gültigen Original-Standards:

22.01.1999

Verwendung:

Der Saarlooswolfhond ist nicht in Hinsicht auf eine besondere Dienstleistung gezüchtet worden; er besitzt Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, ein treuer und zuverlässiger Gesellschafts- und Haushund zu sein.

Klassifikation FCI:

Gruppe 1 Hüte-und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)

Sektion 1 Schäferhunde. Ohne Arbeitsprüfung.

Kurzer geschichtlicher Abriss:

Leendert Saarloos (1884-1969) liebte die Natur, liebte auch die Hunde. Er fand allerdings, die Hunde seien zu stark vermenschlicht und beabsichtigte, als Liebhaber des Deutschen Schäferhundes, in diese Rasse die natürlichen Eigenschaften zurückzuzüchten, damit ein besserer Gebrauchshund entstehe. Zu diesem Zweck kreuzte er den Deutschen Schäferhundrüden Gerard van der Fransenum, einen Hund von klassischem preussischem Typus, mit Fleuri, einer Wölfin, welche aus dem sibirischen Zweig des Europäischen Typus (1932) stammte. Die Rückkreuzungen auf den Vater verschafften ihm eine Basispopulation von Tieren mit einem Viertel Wolfsblut. Im Verlaufe der folgenden experimentellen Phase entstand unter strenger Selektion eine neue Rasse, der «europäische Wolfhund». Da auserlesene Tiere dieser neuen Rasse als Blindenführhunde gute Dienste leisteten, hielt man sie zunächst zu dieser Arbeit geeignet. Infolge vermehrter Zufuhr von Anteilen an Wolfsblut verlor sich jedoch mit der Zeit das Gebrauchserbe des Stammvaters Gerard, und es zeigte sich, dass diese Rasse als Gebrauchshund überhaupt, also auch als Blindenführhund, wenig geeignet war. Das Erbe von Leendert Saarloos, kein Gebrauchshund, aber ein Hund mit naturnahen Eigenschaften, wurde im Jahre 1975 als Rasse anerkannt. Damals wurde der Rasse zu Ehren ihres Begründers der Name «Saarlooswolfhond» gegeben, Ehre wem Ehre gebührt. Seitdem vertritt die «Nederlandse Vereniging van Saarlooswolfhonden» die Interessen der Rasse, unter anderem auch durch den folgenden neuen Standard.

Allgemeines Erscheinungsbild:

Der Saarlooswolfhond ist ein kräftig gebauter Hund, dessen äußeres Erscheinungsbild (Körperbau, Gangwerk und Behaarung) an einen Wolf denken lässt. Er ist harmonisch gebaut und hat recht lange Gliedmaßen, ohne den Eindruck zu erwecken, hochbeinig zu sein. Die unterschiedlichen sekundären Geschlechtsmerkmale bei Rüden und Hündinnen sind ausgeprägt.

Wichtige Proportionen:

Der Saarlooswolfhond ist länger als hoch. Oberkiefer und Schädel haben zueinander ein Längenverhältnis von 1 zu 1.

Verhalten/Charakter (Wesen):