1. Auflage

© 2020 Jasmin Zipperling

jasmin-zipperling.de

Mentorin: Astrid Rösel - www.schreibbogen.de

Lektorat: Susanne Pavlovic - www.textehexe.com

Korrektorat: Nina C. Hasse - texteule-lektorat.com

Sensitivity Readerin: Victoria Linnea - sensitivity-reading.de

Buchsatz: Laura Newman - design.lauranewman.de

Covergestaltung und Illustrationen: Esther Wagner - www.fantastronautin.de

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH

In de Tarpen 42

22848 Norderstedt

ISBN Hardcover: 9783751993050

Alle Rechte vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Inhalt

Für meine Familie,

weil ich immer mit ausreichend

Liebe, Büchern und Hörspielkassetten

versorgt war

Hochbetrieb in der
Weihnachtsbäckerei

Schmatz, schmatz, schmatz. Die kleine Häsin Hopsi war aufgeregt – und wenn sie aufgeregt war, musste sie schmatzen. Sie war wieder an ihrem Lieblingsort, der Weihnachtsbäckerei. Dort saß sie mit dem Weihnachtswichtel Michi auf einer Wippe. Mit ihrem Auf und Ab trieb sie die Mühle an, mit der sie die Nüsse zum Backen mahlten.

Das Engelchen Angelina flatterte mit ihren Flügeln. „Ihr könnt aufhören und euch eine Belohnung holen!“

„Zickiger Zuckerguss!“, rief Michi. „Endlich Plätzchen!“

Er und Hopsi kraxelten von der Wippe und liefen zum Tisch, auf dem sich Spekulatius und Lebkuchen stapelten – und auch die Zimtsterne, die Hopsi erfunden hatte. Michi nahm sich einen Schokoladenkeks. Weil er die besonders gern mochte, waren seine Finger immer braun und klebrig.

„Vanillekipferl?“ Angelina hielt Hopsi den Teller entgegen.

Hopsi schüttelte den Kopf. „Ich möchte lieber so einen versuchen.“ Sie schnappte sich einen der Weihnachtsmänner aus Schokolade. Die hatte sie auch erfunden, aber heute hatte sie zum ersten Mal gehackte Nüsse unter die Schokolade gemischt. Hopsi knabberte an ihrem Nussweihnachtsmann.

„Himmlisch!“, nuschelte sie.

Angelina besah sich den Berg an schmutzigem Geschirr. „Darum muss ich mich nachher auch noch kümmern“, seufzte sie.

Peng! Die Tür zur Weihnachtsbäckerei hatte sich mit Schwung geöffnet. Ein kleiner Eisbär kam herein. In seinem Maul trug er einen Korb.

„Mistelzweiggrüße, Moritz!“ Michi nickte dem Bären zu.

Moritz trottete zum Tisch und setzte den Korb ab. „Hallo, ihr Lieben! Ich wollte Nachschub holen.“

Michi füllte den Korb mit duftenden Lebkuchen.

„Leg noch ein paar Zimtsterne dazu!“, verlangte der Bär. „Die Wichtelkinder sind ganz wild darauf.“

Hopsi schmatzte. Vor ein paar Tagen hatte sie Moritz noch beim Klauen erwischt. Doch das hatte der kleine Eisbär aus Hunger getan. Die anderen Bären fanden ihn seltsam, weil er kein Fleisch aß. Nun lebte Moritz in der Weihnachtswerkstatt und half kräftig mit. Das war auch nötig, denn es waren nur noch vier Tage bis Weihnachten!

„Stopp!“, rief Moritz. „Nicht so viele Plätzchen, sonst fallen die bis zur Wichtelschule aus dem Korb heraus.“

„Dann geh doch langsamer“, brummte Michi.

Moritz riss sein Maul weit auf und gab einen piepsigen Laut von sich.

Michi lachte. „Was war denn das?“

„Ich übe zu brüllen wie ein großer Eisbär.“ Moritz hob den Korb hoch.

„Noch klingst du wie ein Teddy.“ Michi lief zur Tür und hielt sie Moritz auf. „Die Wichtelschule wollte ich Hopsi sowieso zeigen. Wir gehen mit!“ Er winkte der Häsin zu.

Sie traten aus der Weihnachtsbäckerei hinaus ins Karussellzimmer. Der runde Raum trug diesen Namen, weil sich der Boden langsam drehte.

Die drei Weihnachtshelfer schoben sich durch das Gedränge der anderen Wichtel, die ganz in grün gekleidet waren. Aber nur an Michis Zipfelmütze baumelte ein Glöckchen, das bei jeder Bewegung bimmelte.

Plötzlich tauchte Angelina hinter ihnen auf.

„Wartet mal!“ Sie flatterte an einem Wichtel vorbei, der ein großes Kissen hinter sich herzerrte, und streckte Hopsi einen Teller mit Weihnachtsmännern aus Schokolade entgegen. „Die habt ihr vergessen.“

„Danke.“ Hopsi nahm Angelina den Teller ab. Doch der Engel sah mit gerunzelter Stirn an der Häsin vorbei. Hopsi drehte sich um und sah eine aufgeregte Wichtelin.

„Schaut mal her!“, rief diese und bastelte an einem Holzgestell herum. „Ich habe mir überlegt, wie wir schneller durchs Karussellzimmer kommen.“

„Da will wohl noch jemand den Weihnachtsmann beeindrucken und Heiligabend im Schlitten mitfahren.“ Michi verschränkte trotzig die Arme.

Die Wichtelin spannte sich in das stramme Gummiband im Holzgestell und kämpfte sich einige Schritte rückwärts. „Wir schießen uns mit einer Schleuder durch den Raum!“

„Ach, du liebe Möhre!“ Hopsi sog scharf die Luft ein. „Ob das gut geht?“

Die Wichtelin sprang. Das Band schleuderte sie nach vorne, geradewegs auf die Wand zu.

„Schlechte Ideeeeeeee …“, rief sie und ruderte panisch mit den Armen in der Luft.

Angelina griff nach dem großen Kissen, das der Wichtel neben ihr dabeihatte, und schlug mit ihren Flügeln. Sie flog steil in die Luft und schaffte es gerade noch rechtzeitig – die Wichtelin plumpste gegen das Polster und landete dann unverletzt auf dem Boden. Die Weihnachtshelfer atmeten auf.

Die Wichtelin taumelte leicht, schob sich ihre grüne Mütze aus den Augen und sah Hopsi an. „Oh, du bist doch unsere Weihnachtshäsin, nicht wahr?“

„Ja.“ Hopsi strahlte. „Die bin ich. Magst du einen Weihnachtsmann aus Schokolade haben?“

Die Wichtelschule

Im Karussellzimmer fand Michis Geduld ein Ende. „Warum zum dreimal gerührten Keksteig seid ihr so langsam?“ Er nahm Hopsi den Teller mit den Schoko-Weihnachtsmännern ab, lief voraus und riss eine Tür auf.

Hopsi hörte sofort den Gesang, der aus der Wichtelschule drang. Sie hielt Moritz die Tür auf. Erst als es der Eisbär über die Schwelle geschafft hatte und Hopsi ein roter Ball vor die Pfoten rollte, hob sie den Blick. Da stand ein großes Becken, das mit bunten Bällen gefüllt war und in dem Wichtelkinder spielten. Einige sprangen hinein, andere kletterten heraus, wieder andere wühlten darin herum. Sie lachten und sangen „Fröhliche Weihnacht überall“.

Hopsi sah sich weiter im Raum um. Es gab eine Tafel und für die Kinder und sogar für die Lehrerin standen Schaukelstühle bereit. Und überall kullerten Bälle herum. „Das ist eure Schule?“

Michi zuckte mit den Schultern. „Na klar. Wenn du Frohsinn verbreiten willst, musst du dich selbst freuen.“

Moritz schob sich an Hopsi und Michi vorbei in den Raum.

Da sah das erste Kind den Korb mit den Plätzchen.

„Naschkram!“, rief es.

Einige Wichtelkinder kletterten aus dem Becken und stürzten sich auf den Korb.

„Fang!“, rief ein Mädchen und warf seinen Freundinnen Leckereien zu. Dann kraulte es Moritz hinter den Ohren. Der Eisbär brummte zufrieden.

„Die Weihnachtsmänner mit den Nüssen hat Hopsi gemacht!“ Michi hielt den Kindern den Teller entgegen.

Die nahmen sich von der Schokolade und bestaunten den Besuch.