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© 2015 (Erstauflage), Claus Bernet.
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Berlin, 2.8.2016 (3. Aufl.)
Edition Graugans, Berlin
Herstellung und Verlag: Bod - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7392-6513-1
GG Wissenschaft ist ein Imprint der Edition Graugans, Berlin
Unter den Ikonentypen mit dem Himmlischen Jerusalem gibt es zunächst eine größere Zahl von Himmelspforten, von denen sich bereits Beispiele aus dem 12. Jahrhundert erhalten haben. Im 16. Jahrhundert wird ein neuer Ikonentypus populär: die Himmelsleiter nach Johannes Klimakos (auch „Leiter der Tugend“). Auf diesen Darstellungen ist zwar auch das Neue Jerusalem in Form eines Tores dargestellt, doch meist etwas prächtiger, auch mit angrenzendem Mauerwerk oder Einblicken in die Gottesstadt. Ebenfalls im 16. Jahrhundert beliebt war die Ikone „Mariä Himmelfahrt“ – hier ist das Himmlische Jerusalem durch eine offene Himmelspforte markiert, die sich so gut wie immer in der oberen Mitte des Bildes in einer kreisförmigen Rahmung finden lässt. Etwas ausformulierter zeigt sich Jerusalem dann auf der russischen Ikone „Kirche auf dem Kreuzzug“ (um 1555), die in den Folgejahren gerne kopiert wurde.
Zentrale Ikonentypen entstanden im 17. Jahrhundert, so vor allem die Ikone „Bau der Auferstehungskirche/Grabeskirche“ (ab etwa 1600), auf der das Neue Jerusalem links oben als runde Stadt mit einem Kreuz in der Mitte gezeigt wird, und dann die „Ikone zum Glaubensbekenntnis“. Auf dieser ist ein Feld dem Neuen Jerusalem vorbehalten, das meist in „westlicher“ Ikonografie als rechteckige Stadt mit ihren Toren und Wächterengeln gezeigt wird. Höhepunkte waren aber die Ikone „Muttergottes aller Betrübten Freude“ (1680) sowie die 1682 in Moskau „erfundene“ Ikone „Christusbaum“. Vor allem letztere Ikone wurde bis ins frühe 19. Jahrhundert mehrfach kopiert. Aus dem 18. Jahrhundert gibt es aus Griechenland auch eine Maria Immaculata-Darstellung (1754), die in der Ostkirche recht selten ist. In Bulgarien besitzt das Kloster Rila Darstellungen mit dem Neuen Jerusalem (um 1840), an denen der Maler Sachari Sograf (1810-1853) beteiligt war.
Eine eigene Gruppe bilden die Weltgerichtsdarstellungen, die in einem eigenen Band vorgestellt werden (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, Band 37). Eine weitere Gruppe, die vornehmlich im 18. Jahrhundert in Russland populär war, sind die spirituellen Labyrinthe. Auf diesen führt ein Labyrinth zum Neuen Jerusalem in seiner Mitte.
Dann gibt es noch besondere Pretiosen wie eine Diakonische Tür mit einer Darstellung des Neuen Jerusalem aus dem Spätmittelalter, die Triptychon-Ikone (17. Jh.), die McCormick-Apokalpyse (1600-1650) und die Ikone „Der Evangelist Matthäus“ (um 1680). Neben den Ikonen aus Russland zeigen auch Beispiele aus Griechenland das Himmlische Jerusalem, vor allem auf Tafeln der Klosterrepublik Athos.
Neuere Ikonen mit einem Himmlischen Jerusalem stammen von Katharina Sitnikov-Peters (Kapelle zu Visbek), Heide Staudinger (Werktagskapelle in der katholischen Kirche „Zum Heiligen Schutzengel“ in Essen-Frillendorf), Yaroslav und Galina Dobrynine (Kloster St. Antoine le Grand) oder Dmitry Lazarev und Constantine Ohotin (Kirche „Zur Fürbitte der Heiligen Jungfrau“, Schukowski).
Eine der frühesten erhaltenen Darstellungen des Neuen Jerusalem innerhalb der Ostkirche ist diese Himmelspforte aus der Zeit um 1316/18, als der serbische König Stefan Milutin regierte und das Land wieder aufbaute. Der Erhaltungszustand ist heute schlecht. Es handelt sich um eine Wandmalerei aus St. Georg in Staro Nagoričane in Mazedonien, deren Künstler namentlich bekannt sind: Michael und Ephtichius. Im unteren Bereich ist die Himmelfahrt Mariens wiedergegeben. Im hier zu sehenden oberen Bereich halten zwei Engel die Flügel der Himmelspforte offen. Dahinter sind noch mehrere Heilige zu erkennen, einst war hier auch die Seele Mariens dargestellt.
Kosta Balabanov: Freski od Makedonija, Crkva Sv. Gorgi s. Staro Nagoricane, Kumanovsko, XIV vek, Skopje 1979.
Slavko Dimevski: Istorija na Makedonskata pravoslavna crkva, Skopje 1989.
Ivan Bentchev: Engelikonen. Machtvolle Bilder himmlischer Boten, Basel 1999.
1376/77 wurde in der Demétrios-Kirche des orthodoxen Marko-Klosters bei Skopje (Mazedonien) ein Fresko an der Westwand geschaffen. Im oberen Bereich zeigt die Malerei den Todesschlaf Mariens, wovon der Seelen-Engel nur ein kleines Detail ausmacht: An der geöffneten Himmelspforte wird die weiße, bandagierte Seele Mariens mit einem Flügelpaar von Engeln in Empfang genommen. Zu den Füßen lodern noch die Flammen des Fegefeuers, welches die gereinigte Seele nun hinter sich lässt.
Lazar Mirković, Žarko Tatić: Markov Manastir, Novi Sad 1925.
Paul Huber: Die Kunstschätze der heiligen Berge: Sinai, Athos, Golgota. Ikonen, Fresken, Miniaturen (Augsburg) 1987.