VORHER SEHNT ER SICH
(EIN MACKENZIE WHITE MYSTERY—BUCH 10)
B L A K E P I E R C E
Blake Pierce
Blake Pierce ist Autor der Bestseller RILEY PAGE Mysterie Reihen, die dreizehn Bücher (aufwärts) enthält. Blake Pierce ist ebenfalls Autor der MACKENZIE WHITE Mysterie Reihe, die aus neun Büchern (aufwärts) besteht; der AVERY BLACK Mysterie Reihe, die aus sechs Büchern besteht; und der neuen KERI LOCKE Mysterie Reihen, die aus fünf Büchern (aufwärts besteht); die MAKING OF RILEY PAIGE Mysterie Reihe, die aus zwei Büchern besteht (aufwärts); der KATE WISE Mystery Reihe, die aus zwei Büchern besteht (und aufwärts).
Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Mysterie und Thriller Genres, hört Blake gerne von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com, um mehr zu lernen und in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2018 durch Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie im US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz von 1976 erlaubt, darf kein Teil dieser Veröffentlichung in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen werden oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem ohne die vorherige Genehmigung des Autors gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Genuss lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch für eine andere Person freigeben möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger eine zusätzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht für Ihre Verwendung erworben wurde, geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dieses Buch ist reine Fiktion. Namen, Charaktere, Geschäfte, Organisationen, Orte, Ereignisse und Ereignisse sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen ist völlig zufällig.
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BÜCHER VON BLAKE PIERCE
DIE MAKING OF RILEY PAIGE SERIE
BEOBACHTET (Band #1)
KATE WISE MYSTERY-SERIE
WENN SIE WÜSSTE (Buch Nr. 1)
WENN SIE SÄHE (Buch Nr. 2)
RILEY PAIGE KRIMI SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)
GEKÖDERT (Band #4)
GEJAGT (Band #5)
VERZEHRT (Band #6)
VERLASSEN (Band #7)
ERKALTET (Band #8)
VERFOLGT (Band #9)
VERLOREN (Band #10)
BEGRABEN (Band #11)
ÜBERFAHREN (Band #12)
GEFANGEN (Band #13)
MACKENZIE WHITE MYSTERY REIHE
BEVOR ER TÖTET (Buch #1)
BEVOR ER SIEHT (Buch #2)
EHE ER BEGEHRT (Buch #3)
BEVOR ER NIMMT (Buch #4)
BEVOR ER BRAUCHT (Buch #5)
BEVOR ER FÜHLT (Buch #6)
BEVOR ER SÜNDIGT (Buch #7)
VORHER JAGT ER (Buch #8)
VORHER PLÜNDERT ER (Buch #9)
VORHER SEHNT ER SICH (Buch #10)
AVERY BLACK KRIMI SERIE
DAS MOTIV (Band #1)
LAUF (Band #2)
VERBORGEN (Band #3)
GRÜNDE DER ANGST (Band #4)
RETTE MICH (Band #5)
ANGST (Band #6)
KERI LOCKE KRIMI SERIE
EINE SPUR VON TOD (Band #1)
EINE SPUR VON MORD (Band #2)
EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Band #3)
EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4)
EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5)
INHALTE
PROLOG
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
KAPITEL DREIßIG
KAPITEL EINUNDDREIßIG
KAPITEL ZWEIUNDDREIßIG
KAPITEL DREIßIG
KAPITEL VIERUNDDREIßIG
KAPITEL FÜNFUNDDREIßIG
KAPITEL SECHSUNDDREIßIG
KAPITEL SIEBENUNDDREIßIG
KAPITEL ACHTUNDDREIßIG
KAPITEL NEUNUNDDREIßIG
Sie hatte Angst ihre Augen zu öffnen. Sie hatte sie vor einiger Zeit geschlossen – wie lange wusste sie nicht - weil sie sicher gewesen war, dass er sie töten würde. Hatte er aber nicht, dennoch konnte sie ihre Augen nicht öffnen. Sie wollte ihn nicht sehen oder sehen, was er noch für sie bereithielt. Sie hoffte, wenn es kam, würde ihr Tod ein wenig schmerzloser sein, wenn sie nicht wusste, welche Methode er anwenden würde.
Aber mit jeder Minute, die verging, wunderte sich Claire, ob er den Tod überhaupt in Betracht zog. Ihr Kopf schrillte, da wo er sie mit irgendwas auf den Kopf geschlagen hatte. Ein Hammer oder so dachte sie. Die Erinnerung war schwammig, genauso wie die Erinnerung daran was passiert war, als er sie auf den Kopf geschlagen hatte.
Sogar mit geschlossenen Augen gab es Dinge, die Claire kombinieren konnte. Irgendwann hatte er sie auf den Rücksitz seines Autos gesetzt. Sie hatte das Brummen des Motors hören können und die leise Stimme des Radios (WRXS, das nur echtes und original Grunge aus der Seattle-Gegend spielte). Sie konnte auch etwas Bekanntes riechen, kein Essensgeruch, sondern etwas Biologisches.
Öffne einfach deine Augen, du dumme Kuh, dachte sie. Du weißt, dass du in einem Auto bist und er fährt. Er kann dich jetzt schlecht umbringen, oder?
Sie zwang sich, ihre Augen zu öffnen. Als sie das tat, traf das Auto auf eine kleine Bodenwelle und wurde langsamer. Sie hörte das leise Quietschen der Bremsen und das Knirschen des Kies‘ unter den Reifen.
„Love, Hate, Love“ von Alice in Chains lief im Radio. Sie sah die WRXS-Buchstaben in Digitalbuchstaben im Radio vor ihr. Sie sah die Formen zweier Sitze zwischen ihr und dem Mann, der sie mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hatte.
Natürlich war da auch noch die Tatsache, dass sie angebunden und geknebelt war. Sie war sich ziemlich sicher, dass das Ding in ihrem Mund und das um ihre Wangen gebunden war, eine Art Sexknebel war, komplett mit rotem Ball in der Mitte. Was immer auch ihre Arme hinter ihrem Rücken zusammenhielt, fühlte sich wie eine Art Nylonband an. Sie nahm an, dass dasselbe Ding ihre Beine an den Knöcheln zusammengebunden hielt.
Als wenn er spürte, dass sie ihre Augen geöffnet hatte, drehte er sich um und schaute sie an. Er lächelte sie an und in dem Moment, erinnerte sie sich, warum sie so leicht nachgegeben hatte. Psychopath oder nicht, der Mann sah gut aus.
Er drehte sich wieder um und lenkte das Auto in den Park. Als er aus dem Auto stieg und die Hintertür öffnete, tat er das ganz beiläufig. Es schien, als wenn er so etwas Ähnliches jeden Tag machte. Er griff hinein und griff nach ihren Schultern. Als seine rechte Hand harsch an ihrer Brust vorbeiglitt, konnte sie nicht sagen, ob das absichtlich geschah oder nicht.
Er zog sie an den Schultern zu sich. Sie versuchte nach ihm zu treten, aber ihre festgebundenen Füße ließen das nicht zu. Als sie an der frischen Luft und aus dem Auto heraus war, sah sie, dass es schon fast dämmerte. Es tröpfelte – nicht wirklich tröpfelnd, aber das, was ihr Vater immer als nieseln bezeichnet hatte - und es war neblig.
Hinter ihnen sah sie sein Auto und einen kleinen Hügel. Eine kleine Kiesauffahrt und eine lange Kette, die sich bis zu einer baufälligen Hundehütte im Garten ausstreckten. Das Hundehaus sah alt aus … als wenn es so gebaut worden wäre, um alt auszusehen. Und etwas war darin … Kein Hund aber eine ….
Was zum Teufel ist das? Fragte sie sich. Aber sie wusste, was es war. Und es machte ihr Angst. Ihre Angst steigerte sich noch und etwas an dem komisch platzierten Objekt in der Hundehütte ließ sie sichergehen, dass sie sterben würde – dass der Mann, der sie über seine Schulter trug völlig den Verstand verloren hatte.
Eine Puppe lag darin. Vielleicht sogar zwei. Das war schwer zu sagen. Sie waren so hingesetzt, dass sie sich gegenseitig ansahen, ihre Köpfe leicht angewinkelt.
Es sah aus, als wenn sie aus der Öffnung der Hundehütte schauten und sie beobachteten.
Ein nagender Horror setzte sich in ihren Gedanken fest und ließ sie nicht wieder los.
„Was hast du mit mir vor?“, fragte sie. „Bitte … ich tue alles, wenn du mich gehen lässt.“
„Ich weiß, dass du das tun wirst“, sagte er. „Oh, das weiß ich.“
Er trat auf eine klapprige Verandastufe und machte eine raue Bewegung mit seiner rechten Schulter. Claire fühlte kaum den Einschlag des Geländers gegen die Seite ihres Kopfs. Die Dunkelheit kam zu schnell für sie, um das alles zu registrieren.
***
Sie öffnete ihre Augen und wusste, dass Zeit vergangen sein musste. Zu viel Zeit.
Und sie hatte das Gefühl, das sie nicht länger im Haus in der Nähe der Hundehütte war. Sie war wo anders hingebracht worden.
Wo hatte er sie hingebracht?
Sie schrie – und sobald ein Stöhnen aus ihrem Mund kam, war er da. Seine Hand fühlte sich rau auf ihrem Mund an. Er presste sich gegen sie. Sein Atmen roch nach alten Kartoffelchips und alles an ihm von der Hüfte abwärts fühlte sich hart an. Sie versuchte sich zu wehren, aber merkte, dass sie noch angebunden war.
„Es wird in Ordnung sein“, sagte er.
Und damit küsste er sie auf den Mund. Es war ein langsamer Kuss, als wenn er ihn wirklich genoss. Aber es gab absolut nichts Lustvolles daran. Trotz der offensichtlichen Erektion an ihrer Hüfte und der Kuss an sich, konnte sie nichts Sexuelles an dem spüren, was er zu tun versuchte.
Er stand auf und schaute auf sie herab. Er zeigte ihr den Knebel, den sie in ihrem Mund gehabt hatte, und wandte ihn erneut an. Sie schüttelte ihren Kopf dagegen, aber er presste es nur noch härter in ihren Mund. Als er ihren Kopf los ließ, nachdem er etwas an ihrem Rücken angebracht hatte, fiel es auf den Boden.
Ihre Augen suchten panisch nach etwas, was ihr helfen könnte und dann wusste sie sicher, dass sie nicht in seinem Haus war. Nein … das hier war anders. Überall gab es verschiedene Kleinigkeiten, die gegen Metallwände gestapelt waren. Eine schwach leuchtende Glühbirne hing über ihnen.
Nein, dachte sie. Das ist nicht sein Haus. Das ist wie einer dieser Lagerräume… zur Hölle, ist das mein Lageraum?
Das war es. Und diese Tatsache traf sie noch härter, als der Boden in ihren Rücken geschlagen hatte. Es machte sie auch ziemlich sicher, dass sie wirklich sterben würde. Er stand auf und sah sie schon fast zärtlich an. Er lächelte wieder und dieses Mal gab es nichts Schönes an ihm. Jetzt sah er wie ein Monster aus.
Er ging weg und öffnete die Tür, die schon fast ein mechanisches Geräusch machte, als sie sich bewegte. Er schlug sie zu, ohne sie noch einmal umzusehen.
In der Dunkelheit schloss Claire ihre Augen wieder und schrie gegen den Knebel in ihrem Mund. Es vibrierte in ihrem Kopf, bis sie dachte, ihr Schädel würde entzweibrechen. Sie schrie einen stummen Schrei, bis sie Blut in ihrem Mund fühlen konnte und ein wenig danach, wurde es wieder dunkel.
Mackenzie Whites Leben war zu etwas geworden, was sie sich nie hatte vorstellen können. Sie war noch nie an schöner Kleidung interessiert gewesen oder daran in die allgemeine Menge zu passen. Obwohl sie nach dem Standard der meisten Menschen auffallend schön war, war sie nie das gewesen, was ihr Vater mal die „zimperliche Sorte“ genannt hatte.
Dennoch fühlte sie sich in letzter Zeit so. Sie schob das auf die Hochzeitsplanung. Sie schob es auf die Hochzeitsmagazine und das Kuchenessen. Sie liefen von einer potenziellen Hochzeitslocation zur nächsten, von der Bestellung von netten Einladungen bis zu der Entscheidung über das Empfangsmenü – sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so weiblich gefühlt.
Daher war die schlanke und vertraute Neun Millimeter in ihre Hand, verlockend. Es war wie zu einem alten Freund zurückzukehren, der wusste, wie sie wirklich war. Sie lächelte bei dem Gefühl während sie in den Eingangsbereich der neuen simulierten aktiven Schützenarena des Büros trat.
Basierend auf der Idee der berüchtigten Hogans Alley – ein taktisches Trainingsgebäude, dass wie eine städtische Straße entworfen und seit den späten Achtzigern vom FBI benutzt wurde – bot der neue Bereich die neusten Geräte und Hindernisse, welche die meisten Agenten und Agenten im Training noch erleben mussten. Unter den Geräten befanden sich roboterartige Arme, die mit Infrarot Licht ausgestattet wurden und die genauso funktionierten wie Laser Tag. Wenn sie ein Ziel nicht schnell genug niederschoss, dann blitzte das Licht an ihrem Arm auf und löste einen kleinen Alarm an der Weste aus, die sie trug.
Sie dachte an Ellington und wie er es als die Büroversion von America Ninja Warrior bezeichnet hatte. Und er lag gar nicht so falsch damit, wie Mac bemerkte. Sie schaute zum roten Licht in der Ecke des Eingangs und wartete darauf, dass es wieder grün wurde. Als es grün wurde, verschwendete Mackenzie nicht einen einzigen Moment.
Sie betrat den Bereich und suchte sofort nach einem Angriffsziel. Der Ort war fast wie ein Videospiel aufgebaut, in dem Angriffsziele hinter Hindernissen, Ecken und sogar an der Wand auftauchten. Alle waren mit Roboterarmen verbunden, die versteckt blieben und soweit sie es bemerkt hatte, tauchten niemals Ziele in demselben Zeitabschnitt auf. Daher würden beim zweiten Mal keine ihrer Ziele, die sie schon beim ersten Mal erledigt hatte noch einmal auftauchen. Es würde sich immer als neuen Kurs präsentieren.
Zwei Schritte weiter tauchte eine Zielscheibe hinter einer strategisch platzierten Kiste auf. Sie schoss es mit einer Runde aus ihrer Neun Millimeter nieder und begann sofort loszuballern und nach noch mehr zu schauen. Als es kam, kam es von der Wand, ein Ziel ungefähr von der Größe eines Softballs. Mackenzie schoss direkt durch die Mitte und ein weiteres Ziel kam von rechts. Sie schoss auch da durch und ging weiter durch den Raum.
Das als erlösend zu bezeichnen, war noch untertrieben. Obwohl sie die Hochzeitsplanungen nicht bereute und auch nicht die Richtung, die ihr Leben nahm, gab es immer noch eine Art Freiheit dabei, ihrem Körper zu erlauben sich instinktiv zu bewegen und auf intensive Situationen zu reagieren. Mackenzie war seit fast vier Monaten kein Teil mehr von einem aktiven Fall gewesen, sie hatte sich auf die Zusammenfügung der losen Enden des Falles ihres Vaters und natürlich auf die kommende Hochzeit mit Ellington konzentriert.
Während dieser Zeit hatte sie sogar eine Art Beförderung bekommen. Obwohl sie immer noch unter Direktor McGrath arbeitete und ihm direkt Bericht erstattete, hatte sie die Aufgabe bekommen, so eine Art Go-To Agentin zu werden. Das war ein weiterer Grund, warum sie in den letzten vier Monaten nicht aktiv an einem Fall gearbeitet hatte. McGrath war damit beschäftigt festzulegen, welche Rolle er ihr innerhalb des Agentenpools unter seinem wachsamen Auge zuteilen wollte.
Mackenzie lief fast mechanisch durch den Kurs, wie ein Roboter der darauf programmiert war. Sie bewegte sich geschmeidiger, sie zielte mit Genauigkeit und Geschwindigkeit, sie rannte erfahren und ohne zu zögern. Wenn überhaupt hatten ihr die vier Monate hinter dem Schreibtisch und in Meetings mehr Motivation gegeben, an dieser Art von Training teilzunehmen. Wenn sie wieder raus ging, dann wollte sie auf jeden Fall eine bessere Agentin sein, als diejenige, die den Fall ihres Vaters endlich abgeschlossen hatte.
Sie kam zum Ende des Bereichs ohne sich wirklich darüber bewusst zu sein, was sie getan hatte. Eine große rollende Metalltür befand sich vor ihr. Als sie die gelbe Linie entlang des Betonbodens des Bereichs überquerte hieß das, dass sie fertig war, die Tür glitt nach oben. Sie trat in einen kleinen Raum mit einem Tisch und einem einzelnen Monitor an der Wand. Der Bildschirm zeigte ihr die Ergebnisse. Siebzehn Ziele, Siebzehn Treffer. Von siebzehn Treffern waren neun Volltreffer. Von den anderen acht waren fünf innerhalb von fünfundzwanzig Prozent Genauigkeit eines Volltreffers. Die Gesamtbewertung für ihren Durchlauf betrug neunundachtzig Prozent. Fünf Prozent besser als ihr vorheriger Durchlauf und neun Prozent besser als jedes andere Ergebnis das von anderen Agenten und Auszubildenden erzielt wurde.
Ich brauche mehr Übung, dachte sie, während sie den Raum verließ und zur Umkleide ging. Ehe sie sich umzog, nahm sie ihr Handy aus ihrem Rucksack und sah, dass sie einen Text von Ellington bekommen hatte.
Mutter hat gerade angerufen. Sie wird ein wenig früher kommen. Tut mir leid ….
Mackenzie seufzte. Sie und Ellington wollten sich heute eine mögliche Örtlichkeit für ihre Hochzeit ansehen und hatten entschieden, seine Mutter einzuladen. Es wäre das erste Mal, dass Mackenzie sie treffen würde und sie fühlte sich, als wenn sie wieder in der Schule wäre, und darauf hoffen musste, dem prüfenden Auge einer aufmerksamen und liebenden Mutter zu genügen.
Lustig, dachte Mackenzie. Außergewöhnliche Fähigkeiten mit der Waffe, Nerven aus Stahl … und immer noch Angst davor meine zukünftige Schwiegermutter kennenzulernen.
Dieses häusliche Leben begann sie zu irritieren. Dennoch fühlte sie die Aufregung, während sie sich umzog. Sie würden sich heute eine Location ihrer Wahl ansehen. Sie würden in sechs Wochen heiraten. Es war Zeit, aufgeregt zu sein. Daran denkend ging sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause.
***
Wie sich herausstellte, war Ellington genauso nervös darüber, dass Mackenzie seine Mutter traf, wie sie selbst. Als sie in seiner Wohnung ankam, rannte er durch die Küche. Er sah nicht unbedingt besorgt aus, aber es gab eine nervöse Spannung an der Art, wie er sich bewegte.
„Du siehst ängstlich aus“, sagte Mackenzie, während sie sich auf einen der Barhocker setzte.
„Naja, mir ist gerade eingefallen, dass wir diese Location mit meiner Mutter genau zwei Wochen nach meiner Scheidung ansehen. Naja du und ich und die meisten rationalen Menschen wissen, dass diese Dinge eine Weile brauchen, wegen des Papierkrams und dem schlangenähnlichen Tempo der Regierung. Aber meine Mutter … Ich garantiere dir, dass sie ein wenig zu sehr an dieser Information hängt, sie wartet nur darauf, es zum schlechtesten Zeitpunkt anzubringen.“
“Du weißt schon, dass du dafür sorgen solltest, dass ich diese Frau treffen will”, sagte Mackenzie.
„Ich weiß. Und sie ist auch die meiste Zeit sehr nett. Aber sie kann … naja eine Hexe sein, wenn sie will.“
Mackenzie stand auf und schlang ihre Arme um ihn. „Das ist ihr Recht als eine Frau. Das haben wir alle, weißt du.“
„Oh, ich weiß“, sagte er mit einem Lächeln und küsste sie auf ihre Lippen. „Also …. Bist du bereit?“
“Ich habe Mörder beseitigt. Ich war bei einigen hochgefährlichen Fällen dabei und habe in die Läufe von unzähligen Waffen gestarrt. Also … nein. Nein, ich bin nicht bereit. Ich habe Angst davor.”
“Dann haben wir zusammen Angst.”
Sie verließen die Wohnung so wie immer, seitdem sie zusammengezogen waren. Im Grunde fühlte Mackenzie sich bereits, als wenn sie mit dem Mann verheiratet war. Sie wusste alles von ihm. Sie hatte sich an sein leichtes Schnarchen gewöhnt und sogar an seine Neigung zum Glam Metall der Achtziger. Und sie begann wirklich seine kleinen grauen Ansätze, die er bereits an den Schläfen bekam, zu lieben.
Sie war mit Ellington durch die Hölle gegangen, hatte einige ihrer schlimmsten Fälle mit ihm an ihrer Seite durchgestanden. Sie würden also sicher auch eine Hochzeit zusammen schaffen – temperamentvolle Schwiegermutter hin oder her.
„Ich muss das fragen“, sagte Mackenzie, als sie in sein Auto stiegen. „Fühlst du dich jetzt ein wenig erleichtertet, jetzt wo die Scheidung durch ist? Kannst du den Raum fühlen, wo du die Last sonst getragen hast?“
„Es fühlt sich leichter an“, sagte er. „Aber das war eine recht schwere Last.“
“Hätten wir sie zur Hochzeit einladen sollen? Scheint so, als wenn deine Mutter das zu schätzen wüsste.“
„Irgendwann finde ich deine Witze lustig. Ich verspreche es.“
„Ich hoffe doch“, antwortete Mackenzie. „Es wird ein langes Leben werden, wenn du mein komödiantisches Genie verpasst.“
Er nahm ihre Hand und strahlte sie an, als wenn sie ein Paar wären, dass sich gerade erst verliebt hatte. Er fuhr sie zur Location, bei der sie sich ziemlich sicher war, dass sie dort heiraten würden. Sie waren beide so glücklich, dass sie praktisch die Zukunft sehen konnten, hell und strahlend direkt vor ihnen.
Quinn Tuck hatte nur einen Traum: Die Dinge dieses verlassenen Lagerraums an einen Idioten zu verkaufen, wie die, die er in der Storage Wars Show gesehen hatte. Seine Arbeit brachte angemessen Geld; er brachte fast sechstausend Riesen jeden Monat nach Hause, alles aus Lagereinheiten, die er betrieb. Und nachdem er das Darlehen von seinem Haus letztes Jahr abbezahlt hatte, war er in der Lage gewesen, gerade genug zu sparen, um seine Frau nach Paris einzuladen – etwas mit dem sie nie Ruhe gegeben hatte, seitdem sie sich vor fünfundzwanzig Jahren kennengelernt hatten.
Tatsächlich würde er am liebsten den ganzen Laden verkaufen und einfach irgendwo hinziehen. Vielleicht nach Wyoming, ein Ort, an den sich niemand sehnte, aber der dennoch ziemlich malerisch und billig war. Aber seine Frau würde das niemals mitmachen – obwohl sie wahrscheinlich glücklich darüber wäre, das Lagerraum Geschäft loszuwerden.
Zuerst einmal waren die meisten Kunden protzige Angeber. Sie waren immerhin die Art von Menschen, die so viele Dinge besaßen, dass sie extra Platz mieten mussten, um alles aufzubewahren. Und zweitens würde sie die zufälligen Anrufe an Samstagen von pingeligen Lagerraumbesitzern, die sich über die dümmsten Dinge beschweren nicht vermissen. An diesem Morgen kam der Anruf von einer älteren Frau, die zwei Lagerräume gemietet hatte. Sie hatte Dinge aus ihrem Lager genommen und behauptete etwas Schreckliches zu riechen, das aus einem der Lagerräume in der Nähe von ihrem kam.
Normalerweise würde Quinn sagen, er würde das überprüfen und dann nichts tun. Aber das war eine schwierige Situation. Er hatte eine ähnliche Beschwerde schon vor zwei Jahren gehabt. Er hatte drei Tage gewartet, um das zu überprüfen, nur um herauszufinden, dass ein Waschbär irgendwie in das Lager gekommen war und keinen Weg mehr herausgefunden hatte. Als Quinn es gefunden hatte, war er aufgeblasen und angeschwollen gewesen und schon seit mindestens einer Woche tot.
Und deswegen fuhr er seinen Truck am Samstagmorgen auf den Parkplatz seiner Lagerräume, anstatt auszuschlafen und zu versuchen seine Frau zu ein wenig Sex am Morgen zu überreden, mit Versprechungen des Paris Ausflugs. Dieser Lagerraumkomplex war sein kleinster. Es war ein Außenkomplex mit insgesamt vierundfünfzig Einheiten. Die Miete dafür war niedrig und alle außer neun waren vermietet.
Quinn stieg aus seinem Truck und ging an den Räumen entlang. Jeder Platz der Einheiten enthielt sechs Lagerräume, alle dieselbe Größe. Er ging zum dritten Block der Einheiten und erkannte, dass die Frau, die heute Morgen angerufen hatte, nicht übertrieben hatte. Er konnte etwas Ekliges riechen und die fragliche Lagereinheit war noch zwei ganze Lagerräume entfernt. Er nahm sein Schlüsselbund heraus und ging sie alle durch, bis er zu dem für Raum 35 kam.
Als er zur Tür des Lagerraumes ging, hatte er schon fast Angst diese zu öffnen. Etwas roch wirklich schlimm. Er fragte sich, ob jemand, irgendwie aus Versehen seinen Hund dort eingesperrt hatte, ohne es zu bemerken und irgendwie hatte niemand das Bellen und Jaulen gehört, als er raus wollte. Es war ein Bild, das Quinns Gedanken an die Dinge die er mit seiner Frau Samstag morgens anstellen konnte, verschwinden ließ.
Keuchend wegen des Geruchs steckte Quinn den Schlüssel in die Tür von Raum 35. Als das Schloss aufging, entfernte Quinn es aus der Verriegelung und rollte dann die Tür hoch.
Der Geruch, der ihn traf, war so stark, dass er zwei schnelle Schritte zurückmachte, und Angst hatte, dass er sich vielleicht übergeben müsste. Er hielt seine Hand nah an seinen Mund und Nase und machte einen kleinen Schritt nach vorne.
Aber das war der einzige Schritt, den er machte. Er sah schon von was der Geruch kam, indem er einfach davor stand.
Da lag eine Leiche auf dem Boden des Lagers. Sie lag nahe am Eingang, ein paar Meter entfernt von den gelagerten Dingen im Hintergrund – kleine Schränke, Kisten und Milchkisten, die mit ein wenig von allem gefüllt waren.
Die Leiche war eine Frau, die aussah, wie in ihren frühen Zwanzigern. Quinn konnte keine klaren Wunden an ihr sehen, aber es gab eine gute Spur Blut, die sich um sie herum angesammelt hatte. Es war weit aus mehr als nur nass oder dickflüssig, da es bereits auf dem Betonboden getrocknet war.
Sie war so blass wie Papier und ihre Augen waren weit und bewegungslos. Für einen Moment dachte Quinn, sie starrte ihn an.
Er fühlte einen Schrei in seiner Brust aufkommen. Er wich zurück, ehe er ihm entwich. Quinn holte sein Handy aus seiner Tasche und rief die 112 an. Er war sich nicht sicher, ob man deswegen den Notruf wählte, aber das war alles, an das er denken konnte.
Als das Handy klingelte und der Disponent antwortete, wollte Quinn zurückweichen, aber er merkte, dass er nicht in der Lage war, seine Augen von diesem gruseligem Anblick zu nehmen, sein Blick war nur noch auf diese tote Frau in seinem Lager gerichtet.
Weder Mackenzie noch Ellington wollten eine große Hochzeit. Ellington behauptete, er hatte all diesen Hochzeitsblödsinn mit seiner ersten Hochzeit schon abgehakt, aber er wollte sicher sein, dass Mackenzie alles bekam, was sie wollte. Ihr eigener Geschmack war recht einfach. Sie wäre schon in einer einfachen Kirche völlig glücklich gewesen. Keine Glocken, keine Flöten, keine fabrizierte Eleganz.
Aber dann hatte Ellingtons Vater ihn angerufen, kurz nachdem sie sich verlobt hatten. Sein Vater der eigentlich nie Teil seines Lebens gewesen war, hatte ihm gratuliert, ihn aber auch darüber informiert, dass er an keiner Hochzeit teilnehmen könnte, bei der Ellingtons Mutter dabei war. Er hatte jedoch für Ausgleich seiner Abwesenheit gesorgt und sich mit einem sehr reichen Freund in DC in Kontakt gesetzt und ihnen das Meridian House gebucht. Das war schon fast ein unanständiges Geschenk, aber es hatte auch der Frage nach dem Datum der Hochzeit ein Ende gesetzt. Am Ende hatten sie dank Ellingtons Vater vier Monate nach der Verlobung ein festes Datum: der fünfte September.
Und obwohl der Tag noch zweieinhalb Monate weg war, fühlte er sich näher an, als Mackenzie im Garten des benachbarten Meridian House stand. Der Tag war perfekt und alles an diesem Ort schien erst kürzlich ausgebessert und landschaftlich gestaltet worden zu sein.
Ich würde ihn glatt morgen hier heiraten, wenn ich könnte, dachte sie. Normalerweise gab Mackenzie mädchenhaften Impulsen nicht nach, aber etwas an dem Gedanken hier zu heiraten ließ sie sich ganz besonders fühlen – irgendwas zwischen romantisch und komplett ausgeflippt. Sie liebte das altertümliche Gefühl dieses Ortes, den herzlichen Charme und die Gärten.
Während sie da stand und den Ort in sich aufnahm, kam Ellington von hinten und legte einen Arm um ihre Hüfte. „Also … ja das ist der Ort.“
“Ja, das ist er”, sagte sie. „Wir müssen deinem Vater danken. Wieder einmal. Oder vielleicht einfach nur deine Mutter ausladen, damit er kommen kann.“
„Dafür ist es glaube ich ein wenig zu spät“, erwiderte Ellington. „Besonders weil sie es ist, die rechts neben uns auf dem Bürgersteig läuft.“
Mackenzie sah in die Richtung und sah eine ältere Frau, mit der die Jahre es gut gemeint hatten. Sie trug eine schwarze Sonnenbrille, die sie unglaublich jung und intellektuell aussehen ließ, auf eine Art, die schon fast nervig war. Als sie Mackenzie und Ellington sah, die zwischen zwei großen Blumenbeeten und Büschen standen, winkte sie mit ein wenig zu viel Enthusiasmus dabei.
„Sie sieht süß aus“, sagte Mackenzie.
„Schokoriegel sind auch süß. Aber irgendwann hast du genug davon und dann zerstören sie deine Zähne.“
Mackenzie konnte ein Kichern nicht unterdrücken, hörte aber auf, als Ellingtons Mutter auf sie zu kam.
„Ich hoffe, du bist Mackenzie“, sagte sie.
“Ja, das bin ich”, sagte Mackenzie, unsicher darüber, wie sie diesen Witz aufnehmen sollte.
„Natürlich, bist du das“, sagte sie. Sie gab Mackenzie eine lockere Umarmung und ein breites Lächeln. „Und ich bin Frances Ellington … aber nur weil es zu viel Umstände macht, meinen Nachnamen zu ändern.“
„Hallo, Mutter“, sagte Ellington und umarmte sie.
„Mein Sohn. Oh mein Gott, wie hast du es geschafft so eine Location zu bekommen? Die ist unglaublich schön!“
„Ich habe lange genug in DC gearbeitet, um mich mit den richtigen Leuten anzufreunden“, log Ellington.
Mackenzie zuckte innerlich zusammen. Sie verstand, warum er den Drang fühlte zu lügen, aber sie fühlte sich auch uneins, Teil einer so großen Sache zu sein, die ihre Schwiegermutter in dieser Phase ihrer Beziehung mit einbezog.
“Aber keine Menschen die helfen könnten Papiere und rechtliche Konsequenzen deiner Scheidung auszustellen, oder wie soll ich das verstehen?“
Das war eine Bemerkung, die mit einem sarkastischen Ton daher kam, aber als Witz gemeint war. Mackenzie hatte genug Menschen verhört und wusste genug über Verhalten und Gesichtszuckungen, um zu wissen, wann jemand einfach grausam war. Vielleicht war es ein Witz, aber es lag auch ein wenig Wahrheit und Bitterkeit darin.
Ellington jedoch ging locker damit um. „Nein, solche Freunde habe ich nicht gefunden. Aber du weißt, ja Mutter, ich würde mich lieber auf den heutigen Tag konzentrieren. Auf Mackenzie – eine Frau, die mich nicht durch den Dreck ziehen wird, wie die erste Frau, an der du immer noch festhältst.“
Mein Gott, ist das furchtbar, dachte Mackenzie.
Sie musste eine Entscheidung treffen hier und jetzt und sie wusste, es könnte die Meinung ihrer zukünftigen Schwiegermutter über sie beeinflussen, aber damit konnte sie später umgehen. Sie wollte gerade eine Bemerkung machen und sich entschuldigen, sodass Ellington und seine Mutter dieses angespannte Gespräch privat führen konnten.
Aber dann klingelte ihr Handy. Sie schaute auf das Display und sah den Namen von McGrath dort stehen. Sie nutzte die Gelegenheit, hielt das Handy eng an sich gedrückt und sagte: „Es tut mir sehr leid, aber ich muss da ran gehen.“
Ellington warf ihr einen skeptischen Blick zu, während sie sich ein wenig entfernte. Sie beantwortete den Anruf, während sie sich hinter einigen kunstvollen Rosenbüschen versteckte.
„Agentin White“, meldete sie sich.
“White, Sie müssen kommen. Sie und Ellington, denke ich. Es gibt einen Fall, ich will, dass Sie beide SOFORT daran arbeiten.“
„Sind Sie jetzt im Büro? Am Sonntag?“
„Ich war nicht im Büro. Aber dieser Anruf hat mich hier hingeholt. Wann können Sie beide hier sein?”
Sie grinste und sah zu Ellington, der immer noch mit seiner Mutter diskutierte. „Oh, ich glaube, wir können schnell da sein“, sagte sie.
Am Sonntag stand niemand hinter dem Empfang im Wartebereich außerhalb von McGraths Büro. Tatsächlich stand seine Bürotür offen, als Mackenzie und Ellington ankamen.
Mackenzie klopfte dennoch an die Tür, ehe sie eintrat, wissend, was für ein Nörgler McGrath sein konnte, wenn es um seine Privatsphäre ging.
„Kommen Sie rein“, rief McGrath.
Als sie eintraten, fanden Sie McGrath hinter seinem Tisch, wo er mehrere Akten durchwühlte. Die Papiere lagen überall verstreut und sein Tisch sah aus wie in einem milden Zustand von Chaos. Den normalerweise so ordentlichen McGrath in so einem Zustand zu sehen, ließ Mackenzie sich fragen, welche Art von Fall ihn so sehr durcheinandergebracht hatte.
„Danke, dass sie so schnell kommen konnten“, sagte McGrath. „Ich weiß, sie nutzten die meiste freie Zeit, um ihre Hochzeit zu planen.“
“Hey, Sie haben mich vor meiner Mutter gerettet”, sagte Ellington. „Ich werde jeden Fall angehen, den Sie mir zutragen.“
„Das freut mich zu hören“, sagte McGrath und wählte einen Papierstapel mit zusammengeklammerten Papieren aus dem Durcheinander seines Tisches aus und warf sie ihm hin. „Ellington, als Sie als Field Agent angefangen haben, habe ich Sie einen Fall in Salem, Oregon abwickeln lassen. Ein Verbrechen in Lagerräumen. Erinnern Sie sich?“
“Ja, tatsächlich. Fünf Leichen, alle tauchten tot in Lagerräumen auf. Der Mörder wurde nie gefunden. Man hat angenommen, dass er Angst bekommen hat, als das FBI sich eingeschaltet hat und daher aufgehört hat.“
„Das kann sein. Es gab eine andauernde Suche nach dem Mann, aber wir haben nichts gefunden. Und das gilt für den größten Teil der acht Jahre.“
„Hat ihn endlich jemand gefunden?“, fragte Ellington. Er schaute die Papier durch, die McGrath ihm gegeben hatte. Mackenzie warf ebenfalls einen Blick darauf und sah einige Berichte und Details vom Oregon Mörder.
“Nein. Aber es sind wieder Leichen in Lagerräumen aufgetaucht. Dieses Mal in Seattle. Eine wurde letzte Woche gefunden, was man als Zufall werten kann. Aber gestern wurde eine Zweite gefunden. Die Frau ist schon eine Weile tot – mindestens vier Tage, so wie sie aussieht.“
„Man kann also sicher sagen, dass die Fälle in Seattle nicht mehr länger als Einzelfälle bewertet werden?“, riet Mackenzie.
„Das stimmt. Der Fall gehört Ihnen, White.” McGrath drehte sich dann zu Ellington. „Ich weiß nicht, ob ich Sie schicken soll. Ich würde es gerne, weil Sie beide gut zusammenarbeiten trotz Ihrer Beziehung. Aber so kurz vor der Hochzeit…“
„Das hängt von Ihnen ab, Sir“, sagte Ellington. Mackenzie war eher überrascht davon, wie leichtfertig er mit dem Auftrag umging. „Aber ich glaube meine Geschichte mit dem Oregon Fall könnte Macken—Agentin White zu Gute kommen. Außerdem zwei Köpfe und all das …“
McGrath betrachtete beide einen Moment und schaute von einem zum anderen. „Ich werde es erlauben, aber das kann auch gut der letzte Fall sein, an dem Sie beide arbeiten. Ich habe bereits genug Menschen um mich, die es nicht gerne sehen, wenn ein verlobtes Paar miteinander arbeitet. Sobald sie verheiratet sind, können Sie das vergessen.“
Mackenzie verstand das und dachte sogar, dass es im Prinzip eine gute Idee war. Sie nickte bei McGraths Erklärung, während sie Ellington die Papiere aus der Hand nahm. Sie nahm sich keine Zeit sie gleich zu lesen, sie wollte nicht unhöflich erscheinen. Aber dann schaute sie doch schnell drüber, nur um eine Ahnung zu bekommen.
Fünf Leichen wurden im Jahr 2009 in Lagerräumen gefunden, alle innerhalb einer Zeitspanne von zehn Tagen. Eine der Leichen schien erst vor Kurzem getötet worden zu sein, während eine so lange vor der Entdeckung tot war, dass das Fleisch schon von den Knochen abfiel. Drei Verdächtige waren gefunden worden, aber letztendlich dank Alibis und Mangel an echten Beweisen freigelassen worden.
„Natürlich, können wir noch nicht sagen, dass es eine direkte Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt, stimmt‘s?“, fragte sie.
„Nein, noch nicht“, sagte McGrath. „Aber das ist einer der Dinge, die ich gerne herausfinden möchte. Suchen Sie nach Verbindungen, während Sie versuchen diesen Mann zu finden.“
„Noch irgendwas?“, fragte Ellington.
“Nein. Ihre Anfahrt wird geregelt, während wir hier sitzen, aber ihr solltet innerhalb von vier Stunden im Flieger sitzen. Ich würde das hier gerne abschließen, ehe dieser Verrückte weitere fünf Menschen töten kann, wie er es zuvor gemacht hat.“
„Ich dachte, wir hatten gesagt, dass es keine direkte Verbindung gibt“, sagte Mackenzie.
„Nein, offiziell nicht“, erwiderte McGrath. Und dann, als wenn er es sich nicht verkneifen konnte, grinste er und wandte sich Ellington zu. „Wollen Sie mit dieser Art von Kontrolle den Rest Ihres Lebens leben?“
„Oh ja“, sagte Ellington. „Und ich freu mich darauf.“
***
Sie waren schon auf halbem Weg zu seiner Wohnung, ehe Ellington endlich seine Mutter anrief. Er hatte ihr erklärt, dass sie weg mussten und gefragt, ob sie sie vielleicht noch einmal sehen wollte, wenn sie zurückkamen. Mackenzie hörte genau zu und war kaum in der Lage die Antwort seiner Mutter zu überhören. Sie sagte etwas über Gefahren eines verliebten Paares die zusammenarbeiteten und wohnten. Ellington schnitt ihr das Wort ab, ehe sie wirklich loslegen konnte.
Als der Anruf beendet war, warf Ellington sein Handy auf die Ablage und seufzte. „Also, meine Mutter lässt dich grüßen.“
„Da bin ich mir sicher.“
„Aber das, was sie über Mann und Frau gesagt hat, die zusammenarbeiten … bist du bereit dafür?“
„Du hast McGrath gehört“, sagte sie. „Das wird nicht mehr passieren, nachdem wir geheiratet haben.“
„Ich weiß. Aber trotzdem. Wir werden im selben Gebäude sein und von den Fällen des anderen hören. Es gibt Tage, wo ich glaube, dass das toll wäre … aber es gibt auch andere, an denen ich mich frage, wie komisch das sein wird.“
„Warum? Hast du Angst, dass ich dich aussteche?“
“Oh, das hast du bereits”, sagte er mit einem Lächeln. „Du willst das nur nicht zugeben.“
Während sie zur Wohnung fuhren und dort packten, erkannte sie die Realität dieser Situation zum ersten Mal. Das könnte der letzte Fall sein, an dem Sie und Ellington zusammenarbeiteten. Sie war sich sicher, dass sie beide mit Liebe auf ihre Fälle zurückblicken würden, wenn sie älter wären, schon fast wie ein Insider Witz. Aber im Moment mit der Hochzeit, die lockte und zwei Leichen, die am anderen Ende des Landes auf sie warteten, fühlte es sich beängstigend an – wie das Ende von etwas Besonderem.
Ich denke, wir müssen einfach mit einem Knall gehen, dachte sie, während sie ihre Sachen packte. Sie schielte zu Ellington, der ebenfalls packte und lächelte. Klar, sie waren auf dem Weg in einen gefährlichen Fall und ihre Leben standen auf dem Spiel, aber sie konnte es nicht abwarten, wieder mit ihm zu reisen … vielleicht ein letztes Mal.