Sie verließ ihn, doch nun muss er sie vor einem perfiden Killer beschützen …
Als Ana Young vierzehn war, wurde sie entführt. Doch sie konnte entkommen. Seit diesem Erlebnis ist ihr klar: Sie muss gegen das Böse in der Welt kämpfen. Ihr Job als LOST-Agentin ist es deshalb, nach Vermissten zu suchen. Ihr neuester Fall führt sie zu einem entkommenen Killer, der von ihr besessen ist. Sie erhält Unterstützung vom unwiderstehlich attraktiven FBI-Agenten Cash Knox – mit dem sie vor Jahren eine unglaublich heiße Nacht verbrachte. Eine Erinnerung, die sie unbedingt vergessen möchte, denn Gefühle machen ihr Angst. Doch jetzt muss er sie Tag und Nacht bewachen. Die Jagd nach dem Verbrecher erfordert alles von ihr. Aber kann sie ihrer Vergangenheit entkommen?
Wenn keine Hoffnung mehr besteht, kommt das Last Option Search Team zum Einsatz. Eine Eliteeinheit aus Ex-SEALS, ehemaligen FBI-Agenten und Kriminalpsychologinnen. Sie finden Vermisste, beschützen vor Stalkern, jagen Serienkiller.
Der neue packende Romantic-Suspense-Liebesroman der New-York-Times-Bestseller-Autorin Cynthia Eden – erotische Spannung und atemberaubender Thrill jetzt bei beHEARTBEAT.
»Cynthia Edens Bound – Tödliche Erinnerung ist so, wie Romantic Suspense sein soll – mitreißend, furios und extrem sexy!« Karen Rose
New-York-Times-Bestsellerautorin Cynthia Eden schreibt düstere Romantic-Suspense und sexy Paranormal-Romance-Romane. Sie hat Soziologie und Kommunikationswissenschaften studiert. Eden gehörte bereits dreimal zu den Finalisten des RITA® Award – sowohl in den Kategorien Romantic Suspense als auch Paranormal Romance. Seit 2005 ist sie Vollzeitautorin und hat bislang über 70 Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht.
CYNTHIA EDEN
WRECKED
MÖRDERISCHE SPUREN
Aus dem amerikanischen Englisch
von Sabine Neumann
beHEARTBEAT
Digitale Originalausgabe
»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2017 by Cindy Roussos
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Wrecked
Originalverlag: Avon Books, HarperCollins Publishers
Für die deutschsprachige Ausgabe:
Copyright © 2018 Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Julia Funcke
Übersetzung: Sabine Neumann
Titelgestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung von Motiven von © Shutterstock: Arthur-studio10
ISBN 978-3-7325-5406-5
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Für die Leser. Für die Träumer. Für alle, die verstehen, welch großes Vergnügen man in einem Buch finden kann.
Es hat mir so viel Spaß gemacht, meine LOST-Bücher zu schreiben. Ich danke all den großartigen Mitarbeitern bei Avon für ihre Hilfe und ihr Verständnis. Meinen Leserinnen danke ich dafür, dass sie dieser Reihe mit all ihren Rätseln und Wendungen so treu geblieben sind. Um es kurz zu machen: Danke, dass ihr euch mit mir in der LOST-Reihe verloren habt.
Das Messer bohrte sich in ihre Haut. Die Klinge ging tief, und der Schmerz brannte wie die Hölle. Ana Young biss die Zähne zusammen und starrte geradeaus … direkt in die entsetzten Augen ihres Bruders. Er war an den Stuhl gefesselt, der ihr gegenüberstand, und versuchte sich verzweifelt von den Fesseln zu befreien.
Doch er konnte nicht entkommen. Genauso wenig wie sie.
Aber sie konnte stumm bleiben.
Asher … ihr Zwillingsbruder … blieb nicht stumm. Er brüllte: »Lasst meine Schwester in Ruhe! Hört auf! Bitte, hört auf! Tut ihr nicht weh!«
Asher kapierte es nicht. Der Mann mit dem Messer … er hatte Spaß daran, ihr wehzutun.
Noch ein Schnitt. Dieser ging noch tiefer. Ana leckte sich über die Lippe und schmeckte Blut. Der erste Schnitt hatte ihr Gesicht verletzt. Aber dann hatte ihr Peiniger innegehalten.
»Heben wir uns ihr hübsches Gesicht für später auf.«
Und dann hatte er ihr die Klinge in den Körper gerammt. Wieder und wieder. Sie versuchte, die Augen offen zu halten. Versuchte, den Blickkontakt mit Asher zu halten. Wenn das Ende bevorstand, wollte sie, dass sein Gesicht das Letzte war, was sie sah. Sie wollte Asher zeigen, dass sie keine Angst hatte. Dass sie stark war.
Ein weiterer Stich mit dem Messer, und sie spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Der Schmerz zerstörte sie. Zerstörte das Mädchen, das sie gewesen war. Und hinterließ jemand anderen an ihrer Stelle – etwas anderes.
Hab keine Angst vor den Schmerzen. Verspann dich nicht, wenn sich die Klinge in dich bohrt. Sieh Asher an. Sieh ihn an.
»Lass meine Schwester in Ruhe, du verdammtes Arschloch! Du willst jemandem wehtun? Dann nimm mich, nicht Ana! Lass sie gehen!«
Ana fielen die Augen zu. Ashers Stimme verblasste. Sie war plötzlich so weit weg. Seltsam, er war doch nur ein paar Meter von ihr entfernt. Sie hatten sie beide dicht voreinandergesetzt, damit Asher jeden Stich und jeden Schnitt ganz genau mitbekam.
Starb sie jetzt? Ana wollte so nicht gehen. Gefesselt. Gefangen. Als Spielzeug irgendeines kranken Bastards. Sie wollte so nicht sterben …
Sie schloss die Augen.
Und ein Teil von ihr starb.
Der gute Teil.
»Ana?« Eine Hand schloss sich um ihre Schulter. Ana zuckte bei der Berührung zusammen, und der Traum – eigentlich eher eine grauenhafte Erinnerung – löste sich in Luft auf. Sie fuhr hoch, wirbelte herum und blickte in die Augen ihres Chefs, Gabe Spencer, der sie stirnrunzelnd betrachtete.
Genau so macht man Eindruck beim Boss, Ana.
Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, hob das Kinn und straffte die Schultern. Nicht dass dieses Schulternstraffen viel bewirkt hätte. Mit ein Meter achtundfünfzig Körpergröße ist es eben eher schwierig, einschüchternd zu wirken. Ana war nicht der Typ Frau, der High Heels trug – bei der Jagd nach Verbrechern behinderten sie sie nur –, also hatte sie sich angewöhnt, das Kinn hochzurecken und der Welt mit ihrem Fahr-zur-Hölle-Blick entgegenzutreten.
Allerdings war dieser Blick nicht angebracht, wenn der Chef vor einem stand.
Genauso unangebracht wie die Tatsache, dass du dich von ihm bei einem Nickerchen im Büro hast erwischen lassen.
Ana räusperte sich. »Hi, Gabe. Ich habe … gerade über den neuen Fall nachgedacht.« Sie lächelte ihn an. Dieses Lächeln war eine ihrer Geheimwaffen. Strahlend und entwaffnend, hatte es ihr schon mehrere Male den Arsch gerettet. In ihrer Branche hielten die Leute ein freundliches, zierliches Erscheinungsbild fälschlicherweise für eine Schwäche. Ana hingegen nutzte ihr zartes Aussehen, sooft es ging, für sich aus.
Aber Gabe – ein ehemaliger SEAL und jetzt der große Boss bei LOST –, tja, er wirkte nicht gerade entwaffnet. Er musterte sie mit seinen leuchtend blauen Augen, und eine leichte Furche erschien zwischen seinen Brauen. »Hast du schon wieder eine Nachtschicht eingelegt?«
Vielleicht.
»Ana …«, seufzte er. »Ich habe dich eingestellt, weil ich weiß, dass du gut bist. Deine Erfolgsbilanz spricht für sich. Du musst dich nicht kaputtarbeiten, indem du dich hier durch die alten Akten wühlst, um mir etwas zu beweisen.«
Gabe war ein guter Kerl. Er machte kein Theater wegen des kleinen Nickerchens am Arbeitsplatz. Er verstand sie genau.
Also öffnete Ana in seiner Gegenwart ein Stückchen ihr Visier. Schließlich kannte sie Gabe seit Jahren. Schon lange bevor er sie für das LOST-Team angeheuert hatte, waren sie befreundet gewesen. Gabe kannte ihre Geheimnisse. Na ja, die meisten davon zumindest. Es gab andere, die selbst Anas Zwillingsbruder Asher nicht kannte.
Und so soll es auch bleiben.
»Es sind bloß so viele«, sagte Ana mit einem Blick auf die Akten, die auf ihrem Schreibtisch verteilt lagen. »All diese Menschen … werden immer noch vermisst. All diese Familien … hoffen nichts anderes, als dass ihre Kinder zurück nach Hause kommen. Ehemänner, die nach ihren Frauen suchen. Mütter auf der Suche nach ihren Töchtern. Freunde, die –« Sie brach ab, presste die Lippen aufeinander. »Ich will ihnen einfach nur helfen.«
Denn genau deshalb hatte sie letztendlich nachgegeben und war zu LOST gekommen.
Das Last Option Search Team war Gabes Baby. Vor Jahren war seine Schwester verschwunden, und als die Polizei nicht in der Lage gewesen war, sie aufzuspüren, hatte Gabe sich in die Suche eingeklinkt. Leider hatte er seine Schwester zu spät gefunden, hatte sie begraben müssen, anstatt sie nach Hause zurückzuholen. Und nach dieser furchtbaren Tragödie hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Familien zu helfen. Die Agenten, die bei LOST arbeiteten, waren wirklich die letzte Option für so viele Menschen. Die Leute wandten sich an LOST, wenn sie die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben hatten. Wenn das FBI und die Cops und alle anderen die Akten längst geschlossen hatten … dann hörte LOST noch lange nicht auf zu suchen.
Und die Mitarbeiter der Organisation konnten fantastische Erfolge vorweisen. Verdammt, allein im letzten Jahr hatten sie zwei Serienmörder gefasst. Opfer gerettet, nicht nur Leichen gefunden. Sie bewirkten etwas auf dieser Welt.
Und ich will ein Teil davon sein.
Also hatte sie sich mit den Akten ganze Nächte um die Ohren geschlagen. Insbesondere ein Fall ließ ihr keine Ruhe. Cathy Wise. Das Mädchen war erst dreizehn gewesen, als sie verschwand.
Und ich war vierzehn, als ich entführt wurde. Aber Ana war wieder nach Hause zurückgekehrt.
Cathy … nicht. Bisher jedenfalls nicht.
»Ich nehme es zu persönlich«, gestand Ana. »Ich weiß, ich sollte das alles nicht so nahe an mich heranlassen, aber …« Aber ich sehe mich selbst in diesen Fällen. Wir müssen den Opfern helfen.
»Nein«, sagte Gabe sanft. »Wir müssen es an uns heranlassen, Ana. Es muss uns wichtig sein. Nur so können wir unsere Arbeit machen.« Er sah auf die Akten hinunter. »Aber du darfst nicht zulassen, dass die Arbeit dich auffrisst. Sosehr wir uns auch bemühen, es wird immer weitere Fälle geben. Weitere Menschen, die verschwinden.«
Ihr Magen verkrampfte sich, weil sie wusste, dass er recht hatte. Jeden Tag verschwand jemand Neues. Jeden Tag wurde wieder ein Leben zerstört.
»Deshalb bin ich hergekommen«, fuhr Gabe fort. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, und seine Augen funkelten. »Nicht nur, um dich aus deinem Nickerchen zu reißen.«
Glaub mir, bei dem, was ich geträumt habe, bin ich dir dankbar dafür.
»Wir haben einen neuen Fall.«
Ana trat rasch auf ihn zu.
Aber Gabe hob die Hand. »Bevor du vor Freude durchdrehst, warne ich dich, dass es bei dem Fall ein paar Haken und Ösen gibt.«
Haken und Ösen? Was hatte das zu bedeuten? Sie hatte ihre Probezeit bei LOST hinter sich gebracht und bearbeitete jetzt schon seit Wochen allein Fälle.
»Du wirst dabei einen Partner haben.«
Hm, ja, das war das Standardprozedere hier bei LOST. Habt immer jemanden an eurer Seite, der euch notfalls den Arsch retten kann. Das war seit Tag eins Gabe Spencers Direktive.
»Er … ist kein LOST-Mitarbeiter.«
Okay, jetzt war sie neugierig. »Wer ist er dann?«
»Jemand vom FBI.«
Sie erstarrte. Eine natürliche Reaktion für sie. Sie konnte mit den Bundesbeamten nicht viel anfangen. Bei ihrer Vergangenheit, nachdem sie gesehen hatte, wie schonungslos das FBI mit dem Leben von Menschen umging … ich verstehe mich nicht gerade gut mit ihnen.
»Er ist derjenige, der uns den Fall beschafft hat, Ana. Komm mit, rede mit ihm, und hör dir einfach an, was er zu sagen hat.« Gabe hielt inne. »Und du solltest wissen, dass der Agent darum gebeten hat, speziell mit dir zusammenzuarbeiten.«
Oh verdammt. Das klang überhaupt nicht gut. In ihrem Inneren schrillten sämtliche Alarmglocken. »Wie heißt er?« Ihr Magen verkrampfte sich noch mehr, und in Gedanken wiederholte sie wie ein Mantra den Satz: Bitte nicht Cash Knox. Bitte nicht Cash Knox. Bitte nicht –
»FBI-Agent Cash Knox.«
Natürlich. War ja klar, bei ihrem Glück …
»Ist das ein Problem?«, fragte Gabe und kniff dabei die Augen ein wenig zusammen.
Ach, Mist. Ana hoffte inständig, dass sie gerade nicht sichtlich zusammengezuckt war oder irgendwie das Gesicht verzogen hatte, als er den Namen erwähnt hatte. »Nein, überhaupt kein Problem.« Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf.
»Agent Knox meinte, er hätte schon mal mit dir zusammengearbeitet.«
Mit mir zusammengearbeitet. Mit mir geschlafen. Die Details ersparen wir uns jetzt lieber.
»Aber«, fuhr Gabe bedächtig fort, »dieser Fall … wird nicht einfach werden.«
Umso besser. »Ich stehe nicht auf ›einfach‹.«
Er nickte mit zufriedenem Gesichtsausdruck, und Ana wusste, dass sie das Richtige gesagt hatte. »Dann komm mit in mein Büro«, forderte Gabe sie auf. »Agent Knox wartet auf uns.«
Genau. Sie straffte die Schultern. »Nach dir.« Ich muss mich erst mal wieder sammeln. Denn sie hatte Cash seit Jahren nicht gesehen … seit zwei Jahren und einem Monat, um genau zu sein. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit sie ihn schlafend zurückgelassen hatte – nach einer Nacht mit großartigem Sex. Sie war abgehauen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Weil Cash genauso wie Gabe ist … einer von den »Guten«. Und gute Kerle waren nichts für sie. Ana schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, griff nach der abgewetzten Jacke, die über der Lehne ihres Schreibtischstuhls hing, und folgte Gabe aus ihrem Büro und den Gang entlang.
Im Flur blickte sie durch die großen Fenster zu ihrer Rechten auf die Stadt hinunter. Der Trubel auf Atlantas Straßen war hektisch wie eh und je … auch wenn es erst kurz nach acht Uhr morgens war. Gabe hatte recht gehabt mit der Nachtschicht. Sie hatte mal wieder eine eingelegt, weil es für sie keine Option war, allein zu Hause zu sitzen und sich von ihren Dämonen quälen zu lassen. Also hatte sie sich in die Arbeit geflüchtet.
Ich dachte, wenn ich schon mir selbst nicht helfen kann, dann vielleicht wenigstens jemand anderem. Jemandem wie Cathy Wise.
Sie kamen an Gabes Assistentin Melody vorbei, die Ana freundlich zuwinkte. Ana erwiderte den Gruß, und dann blieb ihr Blick an Gabes geschlossener Bürotür hängen. Cash war da drinnen. Wie sollte sie mit dieser Situation umgehen?
Tu so, als wäre nie irgendetwas gewesen. Ja, das konnte funktionieren. Cash war geschäftlich hier, also würde sie sich ganz professionell geben. Außerdem rechnete sie nicht damit, dass ein guter Junge wie Cash irgendwelche Probleme machen würde. Möglicherweise erinnerte er sich auch gar nicht mehr an ihre gemeinsame Nacht. Sie waren nach der großen Feier beide ziemlich betrunken gewesen. Ana hatte damals einen der zehn meistgesuchten Verbrecher des Landes gefasst, ein sadistisches Arschloch namens Bernie Tate, das Spaß daran hatte, junge Frauen Anfang zwanzig zu entführen und zu töten. Er hatte drei Opfer zu verzeichnen gehabt, bevor er gestoppt werden konnte.
Und ich war diejenige, die ihn dingfest gemacht hat.
Auf diese Tatsache war sie noch immer stolz.
Gabe öffnete die Tür und hielt sie ihr auf. Ana bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck und einen langsamen, selbstbewussten Gang, als sie den Raum betrat, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
FBI-Special-Agent Cash Knox stand mit dem Rücken zu ihr an dem großen Fenster und sah auf die Stadt hinunter. Aber sobald sie die Schwelle übertreten hatte, verspannte sich sein Körper, und sein Kopf drehte sich in ihre Richtung.
Cashs Blick traf ihren. Sie hatte ganz vergessen, wie leuchtend grün seine Augen waren. Dass er nicht gerade ein klassisch hübsches Gesicht hatte. Es war eher schroff und hatte noch immer dieses gewisse Etwas, das für sie schon damals Gefahr ausgestrahlt hatte. Cashs Kinnpartie war markant, kantig und gerade extrem angespannt. Er hatte hohe Wangenknochen und ein leichtes Grübchen in der Mitte des Kinns. Sein dunkler Dreitagebart hatte die gleiche Farbe wie seine Haare, die er sehr kurz trug – genauso wie vor zwei Jahren. Seine Haare waren so dick, dass sie zu gerne gewusst hätte, wie sie aussahen, wenn er sie wachsen ließ … sexy.
Aber das war nicht sein Stil. Ein pflichtbewusster FBI-Agent trug sein Haar nicht lang. Und ich denke mal, dass dieser Dreitagebart eigentlich auch eher unüblich ist. Anscheinend war sie nicht die Einzige, die letzte Nacht durchgearbeitet hatte.
Cash kam auf sie zu. Er trug einen Anzug – ein gut sitzendes Jackett und eine schlichte, schwarze Hose. Typisch FBI eben. Seine Marke glänzte an seiner Hüfte, und als er den Arm bewegte, bemerkte sie das Waffenholster auf der anderen Seite.
Gabe war Ana ins Büro gefolgt und schloss die Tür hinter sich.
»Ana Young«, sagte Cash, und seine Stimme klang genauso tief, wie sie sie in Erinnerung hatte. »Lange her.« Er streckte ihr die Hand entgegen.
Und sie – ganz Profi – lächelte ihn an und schüttelte sie ihm. »Nicht wahr?« Sie ließ seine Hand nach einer, wie sie fand, angemessen langen Zeit los. Vielleicht prickelten ihre Finger nach dieser Berührung. Vielleicht bildete sie sich das Prickeln aber auch nur ein.
»Ja«, erwiderte Cash und neigte den Kopf zu ihr herunter. »Zwei Jahre, um genau zu sein.«
Nein, zwei Jahre und einen Monat. Nicht, dass hier irgendjemand so genau mitzählen würde.
Cash ließ die Hand sinken. »Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe …«, begann er.
Wehe, du beendest diesen Satz. Das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, war sie nackt gewesen. Und hatte auf ihm gelegen.
»Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe«, wiederholte Cash und knirschte mit den Zähnen, »hattest du gerade den Job erledigt, den zu erledigen mehrere Dutzend FBI-Agenten nicht in der Lage gewesen waren. Du hattest Bernie Tate aufgespürt und festgesetzt.«
Ihre Lider flatterten. »Das war mein Job als Kopfgeldjägerin.« Tatsächlich konnte sie stolz darauf sein, die beste Kopfgeldjägerin der Vereinigten Staaten gewesen zu sein. »Und auf seinen Kopf war eine ziemliche Belohnung ausgesetzt.« Aber diese Belohnung hatte ihr nichts bedeutet – darum ging es ihr nie. Sie hatte einfach nur dieses Monster aufhalten wollen, damit es niemandem mehr Schaden zufügen konnte.
Und das war ihr gelungen. Bernie moderte gerade im Wingate Penitentiary, einem Hochsicherheitsgefängnis in Virginia, vor sich hin. Ein Ort, der den Ruf hatte, die Hölle auf Erden zu sein.
»Du musst diesen Job für mich noch einmal machen«, sagte Cash.
Sie blinzelte überrascht. »Wie bitte?«
Gabe ging um sie herum und zu seinem Schreibtisch hinüber. »Gestern Abend gab es anscheinend einen … Vorfall.« Er setzte sich, und der schwere Lederstuhl ächzte leise unter ihm. »Da du ja hier im Büro eine Nachtschicht eingelegt hast, hast du vermutlich die Nachrichten verpasst.«
Anas Blick wanderte zwischen Gabe und Cash hin und her. »Welche Nachrichten?«
»Bernie Tate sollte verlegt werden«, erklärte Cash mit ernster Miene, »aber während der Überführung hatte der Gefangenentransport eine Panne. Tate ist entkommen.«
»Du verarschst mich doch.« Wehe, wenn das kein Scherz war.
»Schön wär’s«, entgegnete Cash. »Glaub mir, ich wünschte, es wäre anders, aber er ist wirklich entkommen. Und du musst ihn finden.«
»Bevor er wieder tötet.« Sie begann, im Raum auf und ab zu gehen. Das machte sie immer – wenn sie wütend war oder Angst hatte, wenn sie versuchte, sich darüber klar zu werden, was sie als Nächstes tun sollte. »Ich fasse es nicht! Der Kerl sollte bis an sein Lebensende einsitzen! Er hat da draußen nichts zu suchen. Wie konnte das überhaupt passieren?« Sie dachte an seine Opfer …
Sie erinnerte sich an jede von ihnen.
Brenda George, zweiundzwanzig, Krankenschwesterschülerin. Sie war mit zweiundzwanzig Messerstichen getötet worden … für jedes Lebensjahr einer.
Kennedy Crenshaw, vierundzwanzig, eine junge Mutter, die noch gelebt hatte, als man sie fand … aber eine Stunde später war sie an ihren Stichverletzungen gestorben.
Janice Burrell, achtundzwanzig, geschieden. Sie hatte den Fehler begangen, mit Bernie in einer Bar anzubändeln. Er hatte so oft auf sie eingestochen, dass sich die Wände ihres Motelzimmers rot gefärbt hatten.
»Er hat behauptet, es gäbe noch mehr Opfer«, murmelte Cash. »Also hat das FBI einen Deal mit ihm abgeschlossen, dass er in ein anderes Gefängnis verlegt wird, wenn er redet und uns sagt, wo die Leichen liegen.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Er hat euch verarscht. Bernie ist nicht der Typ, der seine Opfer versteckt. Er wollte, dass jeder weiß, was er getan hat. Er war stolz auf seine Verbrechen.«
»Ich weiß«, stimmte Cash ihr zu.
Sie öffnete überrascht die Augen und sah ihn an.
»Aber mein Boss hat nicht auf mich gehört.« Die feinen Linien um seinen Mund herum vertieften sich. »Und jetzt stecken wir bis zum Hals in der Scheiße. Die Medien rasten aus. Wir lassen die gesamte Gegend absuchen und müssen Bernie Tate so schnell wie möglich zu fassen kriegen – am besten gestern, verdammt.«
Gabe trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. »Ich habe dem Agenten hier erklärt, dass LOST normalerweise keine Kriminellen jagt.« Sein Gesichtsausdruck wurde härter, als er Cash anschaute. »Unser Ziel ist es, den Opfern zu helfen.«
Cash fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Und ich habe deinem Boss erklärt, dass es, wenn wir Bernie nicht aufhalten, definitiv neue Opfer geben wird. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
Ana leckte sich über die Oberlippe, spürte dabei die alte Narbe unter ihrer Zunge. »Agent Knox hat recht. Bernie Tate wird nicht heimlich, still und leise in den Sonnenuntergang verschwinden. Er wird wieder auf die Jagd gehen, und er wird dabei so viele unschuldige Menschen ins Verderben stürzen, wie er kann.« Sie trat zum Fenster hinüber. »Vor allem, nachdem er so lange im Gefängnis gesessen hat«, überlegte sie. »Es gab damals keine großen Abstände zwischen seinen Morden. Er stand auf den Blutrausch, den Kick, den er daraus zog, Frauen wehzutun.« Sie beobachtete die Fußgänger dort unten auf der Straße. Männer und Frauen, die ihrem Alltag nachgingen. Ahnungslos … Die Gefahr lauert überall.
»Du hast ihn schon einmal aufgespürt, Ana«, sagte Cash mit rauer, eindringlicher Stimme. »Ich bin mir sicher, du kannst es wieder schaffen. Ich habe grünes Licht von meinem Boss, dich ins Boot zu holen. Das FBI will Bernie Tate so schnell und so ruhig wie möglich fassen.« Er hielt kurz inne. »Ich brauche dich, Ana.«
Sie drehte sich um. Sah ihn an. Da lag etwas in seinem Blick …
Cash atmete langsam aus. »Ich habe deinem Boss bereits mitgeteilt, dass das FBI sich zu einigen Vergünstigungen bereiterklärt hat für den Fall, dass du mit uns zusammenarbeitest.«
»Was für Vergünstigungen?«
Gabe lachte leise. »Frei nach dem Motto ›Eine Hand wäscht die andere‹.«
»Das FBI verspricht, euch bei zukünftigen LOST-Fällen zu unterstützen«, führte Cash aus. »Die beiden Organisationen sind inzwischen schon so oft aufeinandergetroffen, und manchmal war dieses Aufeinandertreffen … schmerzvoll.«
Was für eine Untertreibung.
»Wir bieten LOST Unterstützung an. Wir geben euch, was auch immer ihr haben wollt«, fügte Cash grimmig hinzu. »Aber wir brauchen dich an Bord bei der Jagd nach Bernie.«
»Das FBI wirkt ganz schön verzweifelt«, sagte Gabe.
Ja, das fand Ana allerdings auch.
»Sie haben kein großes Vertrauen in sich selbst, wenn es darum geht, diesen Kerl zu fassen, was?«, fragte Gabe und musterte Cash eindringlich.
Dessen Augen blitzten verärgert auf. »Diesen Bullshit können wir uns sparen, oder?«
Besser wär’s. Sie hatte noch nie die Geduld für so was gehabt.
Cash deutete auf Ana. »Sie ist die beste Spurenleserin überhaupt. Ich weiß immer noch nicht, wie sie ihn damals gefunden hat, verdammt, aber hier zählt jede Sekunde. Bernie Tate ist verschwunden, und das FBI will ihn dingfest machen. Wenn Ana es schafft, stehen wir ins LOSTs Schuld.«
Definitiv eine Eine-Hand-wäscht-die-andere-Situation.
»Was meinst du, Ana?«, wollte Gabe wissen und blickte ihr in die Augen. »Du bist zu LOST gekommen, um die Opfer zu finden, nicht um hinter dem FBI aufzuräumen. Wenn du den Fall nicht annehmen willst, musst du es nicht tun.«
Cash knurrte.
Sie bekam eine Gänsehaut.
Gabe stand auf. »Ana entscheidet«, stellte er fest. »Ich habe Ihnen gesagt, ich gebe Ihnen die Möglichkeit, mit ihr über den Fall zu reden. Und genau das habe ich getan. Was als Nächstes passiert, liegt allein bei Ana.«
Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. Sie dachte an die Akten auf ihrem Schreibtisch. An die Opfer, die ihre Hilfe brauchten.
Und an die Frauen, die vielleicht sterben würden, wenn Bernie Tate noch länger frei da draußen herumlief.
»Darf ich mit Ana alleine sprechen?«, fragte Cash mit rauer Stimme.
Gabe sah überrascht aus. »Ich wüsste nicht, warum. Was auch immer Sie ihr zu sagen haben, können Sie ja wohl auch vor mir sagen.« Er kam jetzt um seinen Schreibtisch herum und stellte sich neben Ana. Sein Arm berührte ihre Schulter. »Ich kenne Ana schon ewig, und ich will, dass Sie wissen, dass sie meinen höchsten Respekt genießt. Deshalb überlasse ich ihr die Entscheidung. Wenn sie diesen Fall will, hat sie die volle Unterstützung von LOST. Falls nicht …«
Cashs Blick wanderte zwischen Gabe und Ana hin und her. Seine grünen Augen verdunkelten sich. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern –
»Ich würde gerne kurz mit ihm alleine sprechen«, warf Ana schnell ein. Denn ich bin mir nicht sicher, was er sonst vielleicht als Nächstes von sich gibt.
Gabe studierte eingehend ihren Gesichtsausdruck. Was immer er darin entdeckte, brachte ihn immerhin zum Nicken. »Ich werde also aus meinem eigenen Büro rausgeschmissen, was?« Er lächelte leicht. »Das ist mal was Neues.«
Sie war heute echt nahe dran, es sich mit ihm zu verscherzen. »Gabe …«
Er berührte ihre Schulter. »Ich bin draußen. Ich muss sowieso etwas mit meiner Assistentin besprechen. Und … Ana …«
»Ja?«
»Du entscheidest.«
Er nickte Cash zu und verließ in aller Ruhe den Raum. Ana hatte gar nicht gemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte – nicht, bis sich die Tür hinter ihm schloss.
Dann wurde sie sich der mächtigen, schweren Stille im Büro bewusst. Und spürte das Gewicht von Cashs Blick, der auf ihr ruhte. Sie zwang sich dazu, ihn anzusehen.
»Du scheinst … deinem Boss sehr nahezustehen.«
Ihre Augen verengten sich. Passen Sie bloß auf, Special Agent. »Gabe ist ein guter Mann. Er will den Opfern dort draußen helfen.«
Cash fluchte. »Und Bernie Tate ist kein Opfer.«
»Nein, ganz bestimmt nicht.« Sie rang die Hände. »Aber wenn Bernie nicht gefasst wird, wird es bald noch mehr tote Frauen geben. Das wissen wir beide.«
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Dann hilfst du mir also? Das hättest du auch gleich sagen können –«
»Ich habe ein paar Bedingungen.« Und die wollte sie nicht vor Gabe ausdiskutieren.
»Schieß los.«
»Nummer eins … ich verlange absolute Ehrlichkeit von dir.«
Seine Lider flatterten. »Willst du damit sagen, dass ich dich schon mal belogen habe?«
»Ich will damit sagen, dass sich das FBI nicht immer an die Regeln hält. Wenn ich mit dir zusammenarbeite, wenn du in diesem Fall mein Partner bist, dann muss ich wissen, dass ich dir vertrauen kann. Ich muss mich auf dich verlassen können.«
»Natürlich.« Er klang so aufrichtig.
Sie wollte ihm glauben. »Ich brauche Zugang zu sämtlichen Informationen, die ihr zu Bernie habt, auch zu dem vertraulichen Material. Also denk gar nicht erst daran, irgendetwas zurückzuhalten.«
Er nickte. »Klar.«
Okay, so weit, so gut. Zeit für die letzte Bedingung.
»Du erwähnst niemals unsere Vergangenheit.«
Ein Muskel zuckte an seinem Kinn. »Was meinst du damit?«
»Ich glaube, das weißt du ganz genau.« Sie zog eine Braue hoch. »Du weißt genau, wovon ich spreche. Das wird sich nicht wiederholen. Wenn wir Bernie jagen, ist das das Einzige, was wir tun. Wir bleiben professionell, und alles, was mal gewesen ist, bleibt genau dort, wo es hingehört. Begraben und vergessen.«
Er blickte zu der geschlossenen Bürotür hinüber. »Du willst nicht, dass dein Boss von uns erfährt.«
»Ich will nicht, dass irgendjemand davon erfährt. Mein Privatleben geht niemanden etwas an. Wenn du damit ein Problem hast –«
»Ganz ruhig, Ana«, sagte er, und seine Stimme wurde ein wenig weicher. Sanft … heiser … so, wie sie in jener Nacht geklungen hatte. »Auch wenn du es anscheinend nicht glaubst, ich war nie der Typ, der mit so was herumprahlt. Was war, betrifft nur uns beide und niemanden sonst.«
»Gut.« Ana nickte. »Dann bleibt es auch so.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich glaube, wir haben einen Deal.«
Wieder schloss sich seine Hand um ihre.
Und, verdammt, da war wirklich ein Prickeln. Sie hatte ihm nur deshalb die Hand schütteln wollen, weil sie sehen wollte …
Die Anziehung ist immer noch da. Ich berühre ihn, und mein Körper reagiert. Ich schaue ihn an und brauche ihn.
Aber manchmal konnten Anas Bedürfnisse sehr, sehr dunkel werden.
Cash weiß nichts von diesem Teil von mir. Und er wird nie etwas davon erfahren. Denn dieser Fall würde rein geschäftlich bleiben. Und sie hatten einen Deal.
Es wurde Zeit, einen Killer zu jagen … bevor er wieder töten konnte.
Bernie Tate öffnete stöhnend die Augen. Er erwartete, die durchgelegene alte Pritsche über sich zu sehen, eingedellt vom Arsch seines Zellengenossen, aber …
Nein, ich bin nicht in diesem Höllenloch. Nicht mehr …
Seine Erinnerung kehrte zurück. Er war in diesem Transporter gewesen. Als einziger Gefangener. Er hatte Handschellen getragen, aber man hatte vergessen, seine Füße zu fixieren. So ein dummer Fehler.
Bernie hatte auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Seine Chance auf die Freiheit …
Er lächelte. Und diese Chance ist gekommen.
Über ihm war keine durchgelegene Pritsche, sondern nur das raue Holz einer Hütte. Der rauchige Geruch eines Feuers in der Nähe stieg ihm in die Nase. Wahrscheinlich kam es aus dem Nachbarzimmer. Sein Partner hatte einen echt guten Job dabei gemacht, ihm zur Freiheit zu verhelfen.
Bernie setzte sich auf und schwang die Beine aus dem schmalen Bett. Dann erhob er sich, und das Grummeln in seinem Magen erinnerte ihn daran, dass er ewig nichts mehr gegessen hatte. Vielleicht hatte sein Partner schon etwas für ihn vorbereitet. Lächelnd ging er auf die Tür zu.
Da stolperte er und schlug der Länge nach auf den Holzboden auf.
»Was zur Hölle?«, knurrte Bernie, während er sich wieder aufrichtete. Er war gut in Form – hatte immer darauf geachtet, sich fit zu halten. In diesem Knast hatte er sowieso nichts anderes zu tun gehabt, als zu trainieren. Damit hatte er sich über Wasser gehalten – mit Training … und Pläneschmieden.
Er hatte so viele Pläne.
Ziel Nummer eins … die Schlampe finden, die mich in den Knast gebracht hat. Sie bezahlen lassen. Bluten lassen. Zum Schreien bringen.
Aber …
Bernies Hand wanderte zu seinem Knöchel hinunter. Er trug eine Art Fußfessel. War mit einer Kette an das schmale Bett gefesselt. Er zog an der Kette, und das gesamte Bett neigte sich ihm entgegen.
Hinter ihm öffnete sich knarrend die Tür. Sein Kopf flog herum, und er drehte den Oberkörper, um das Arschloch dort im Türrahmen besser sehen zu können. »Soll das ein Scherz sein?«, brüllte er. »Mach mich von diesem Ding los!«
Dann … entdeckte Bernie das Messer. Die glänzende Klinge.
»Kein Scherz, Bernie.« Sein Partner trat näher. Hob das Messer. »Es wird Zeit, dass du bezahlst.«
Was? Nein, nein, so lief das nicht. Er war frei! Er war aus diesem Rattenloch von Gefängnis entkommen. Hatte die Wärter ausgetrickst. Er war frei –
Das Messer kam auf ihn zu. Bernie hob die Hände, versuchte, sein Gesicht zu schützen.
Die Klinge bohrte sich in seine linke Hand, und Bernie schrie auf.
»Siehst du?«, flüsterte sein Partner. »Rache.«