Die Zeiten, wo eine Hochzeitsreise für unbedingt notwendig und zum guten Ton gehörig galt, sind vorüber; man hat einsehen gelernt, daß es viel besser und ersprießlicher ist, den Ehestand in den eignen vier Pfählen zu beginnen und das Reisen weit genußreicher, wenn man sich erst mit- und füreinander eingerichtet und eingelebt hat. Für junge Paare freilich, die gleich große Pflichten zu übernehmen haben, denen eine weitschichtige Repräsentation obliegt, mag es dahingestellt bleiben, ob sie nicht besser daran tuen, das »Einleben« ungestört von äußerlichen Einflüssen zu beginnen und dazu die Fremde aufzusuchen, die ihnen den Luxus gewährt, den jeder Tagelöhner umsonst hat: allein zu sein. Wenn aber ein König heiratet, dann hat er dazu weder die Freiheit des Privatmannes, der sich mit seinem jungen Glück in die relative Einsamkeit eines großen Fremdenstromes zurückzieht, noch die des geringsten seiner Untertanen, denn bei sich ist er nicht allein und kann's nicht bleiben, denn auf Reisen muß er eine seinem Range entsprechende Suite mit sich führen; und wenn er auch zehnmal inkognito reist, so werden ihm dadurch zwar die offiziellen Empfänge erspart, aber nicht die tausend andern Chikanen, die ihm folgen, wie die Bremsen dem Gespann im Walde.
Es war schon etwas ganz Unerhörtes, Ungewöhnliches, daß der König von Seeland sich mit seiner jungen Gemahlin ohne Gefolge nach dem Lilianeum zurückzog, aber dafür war die Freiheit auch um so kürzer bemessen. Daß sie überhaupt möglich war, lag in dem Umstande, daß das Schlößchen nur »einen Katzensprung« von der Residenz entfernt lag und die Repräsentation keine Einbuße erlitt; durch das Opfer des Hin- und Herfahrens waren die Stunden der Einsamkeit sowieso schon teuer genug erkauft. Wenn ein Gutsbesitzer seine junge Frau auf seiner Scholle einführt, so wird sie mit Girlanden, Fahnen, Böllern und ein paar Reden empfangen, er gibt dann ein Fest und hat danach Ruhe; ein König aber hat mit den Getreuen eines ganzen Reiches zu rechnen, die ihre Abordnungen nach der Residenz schicken, um zu glückwünschen, Adressen, Geschenke zu überreichen und bei Hofe zu speisen und keiner darf und kann dabei übergangen werden; seine Gemahlin aber darf nicht säumen, ihre Pflichten zu übernehmen, die Wohlfahrtsanstalten zu besuchen, die unter ihrem Protektorat stehen und die nicht darunter stehen, erst recht, damit jene nicht bevorzugt erscheinen.
Es waren nicht die Pflichten, vor denen die junge Königin von Seeland zurückschreckte, als schon kaum achtundvierzig Stunden nach ihrer Vermählung der Wagen vor dem Portal des Lilianeum vorfuhr, um sie mit dem Könige nach Treustadt zurückzuführen, gar nicht! Sie hatte sich vorgenommen, es sehr ernst mit ihren Pflichten zu nehmen, nichts oberflächlich zu tun, was ihr oblag, sondern mit offnem Auge und warmem Herzen fest zuzugreifen, wo es nottat und sie Schäden entdeckte. Sie wußte auch, daß dies nicht leicht war, weil Königinnen zumeist nur die Oberfläche der Dinge zu sehen bekommen, Potemkinsche Dörfer, Firnis, Parademärsche. Das hatte ihr Frau von Maritz ganz rücksichtslos im voraus gesagt und auch, daß man im Grunde nichts andres von ihr erwartete, als pflichtgemäße Rundgänge, regelmäßige Besuche, gnädige Fragen und Phrasen. Da hatte sie sich's denn fest gelobt, mehr zu tun, die Augen aufzumachen und hinter die Kulissen zu sehen, gleichviel, ob es den Leuten paßte oder nicht, denn wenn sie erst wirkliches Interesse sahen, würden sie schon die Helferin in ihr erkennen, die Mitarbeiterin, die erste Dienerin des Staates, die nicht nur erschien, um sich Buketts überreichen zu lassen und in Gala empfangen zu werden. Königin Lily hatte auch gar nicht nötig, sich in ein künstliches Interesse für Spitäler, Schulen, philantropische Anstalten hineinzugewöhnen, denn alles das war, freilich nur im kleinen Stile, der Größe von Rothenburg entsprechend, in mustergültiger Weise dort vorhanden und die Prinzessinnen dazu erzogen worden, Anteil zu nehmen an dem Betriebe; eine jede hatte praktische Kurse mitmachen müssen, damit sie auch wußten, was dazu gehörte; sie waren auf den Schulbänken gesessen und hatten im Lyceum dieselben scharfen Prüfungen zu bestehen wie die, welche sie brauchten fürs »feindliche Leben. »Wenn also die Königin-Mutter von einer »bürgerlichen Erziehung« ihrer Schwiegertochter redete, so hatte sie damit vollkommen recht, nur, daß die Prinzessinnen von Rothenburg mehr gelernt hatten, als man so gewöhnlich darunter versteht.
Es waren also nicht die Pflichten, die der Königin Lily Sorge machten, sondern die leeren, inhaltlosen Repräsentationen, die sie mit Schrecken erfüllten. Nämlich mit Schrecken vor sich selbst, denn sie wußte ganz genau, daß sie irgendein Verbrechen gegen die Etikette begehen würde, wenn sie etwas dabei lächerlich und sinnlos fand, um nicht das kräftigere Wort »dumm« zu gebrauchen. Denn so gut wie sie wußte, daß eine gewisse Form notwendig war für den täglichen wie für den außergewöhnlichen Verkehr, so hatte sie den »tiefen Sinn«, der oft im kindischen Spiele der Etikette liegen soll, noch durchaus nicht erfaßt oder gar ergründet und was die Leute dabei aufführten, erschien ihr vorläufig außerordentlich komisch; sie begriff einfach nicht, wie sich jemand einzig und allein damit abgeben konnte, über die Formen der Etikette zu wachen und sie zum Lebensberuf zu machen.
Der König war nicht mit einem einzigen Worte auf die von ihr verweigerte Zeremonie des Handkusses zurückgekommen; solche Fragen waren ihm im Grunde ganz gleichgültig, sie konnte es damit halten, wie sie wollte, denn er war sicher, daß ihre Persönlichkeit auch ohne dem die Geltung erlangen würde, die er für sie wünschte und erwartete. Außerdem war darüber schon mehr Lärm gemacht worden, als seinem Geschmacke entsprach und dann hatte ihm der Mut seiner jungen Gemahlin, mit dem sie einer wirklich überflüssigen und gefährlichen Sitte kurzweg ein Ende machte, direkt imponiert.
»Was für ein herrlicher Tag«, hatte sie am Morgen – dem zweiten nach ihrer Vermählung – gesagt, als sie am Arme des Königs hinaustrat auf den Balkon und in die Ebene herabblickte, durch die das breite Silberband der Treu sich durch lachende, grüne Fluren wand, in der die Residenz mit ihren Türmen und Essen in einer goldigen Dunstschicht, halb verwischt und verschwommen lag. Der Wind kam heut früh aus der Richtung von Westen her und trug halbverhalltes, wie aus einer andern Welt kommendes Glockengeläut bis zum Lilianeum herüber, das vom feierlichen Schweigen des Waldes umgeben wie eine Insel des Friedens weiß schimmernd über die Wipfel der Bäume herüber ragte, umduftet von dem Lilienflor des Gartens. »Was für ein herrlicher Tag«, wiederholte die Königin mit einem Seufzer. »Und da muß man hinein in die dumpfe Stadt, in die heißen Säle und muß die schwere Schleppe tragen und sich mit Diamanten behängen – –«
Sie hielt unter einem Seufzer ein und der König lächelte.
»Du bist doch Blut vom Blute der guten Tante Sophie«, meinte er neckend. »Nur hätte sie es wesentlich drastischer ausgedrückt und tut es zur Stunde wahrscheinlich auch und schimpft wie ein Droschkenkutscher, daß sie ›den Zauber‹ heut wieder mitmachen muß. Aber im Grunde ist sie doch sehr stolz darauf, hinter der Schleppe ihrer Nichte dreinziehen zu dürfen.«
»Arme Tante Sophie!« lachte die Königin in der Erinnerung an diese wunderbare Verwandte. »Der Himmel hat's gut mit ihr gemeint, daß er sie nicht zur Königin gemacht hat; sie paßte dazu wie – nun, vielleicht wie ich! Ah nein, Leo, ich fische nicht nach Komplimenten, sondern bin mir meiner Unzulänglichkeit ganz bewußt. Denn wenn's nach mir ginge, ich bliebe am liebsten hier – aber ich vermute, daß dies wohl nicht gut angeht, nicht wahr?«
»Kaum – in Anbetracht dessen, daß die ganze Sache deinetwegen stattfindet und dir gilt«, erwiderte der König, leise ihren Arm drückend. »Es ist auch ganz recht und billig, daß die Leute ihre schöne Königin zu sehen bekommen – ich darf kein solcher Egoist sein, diese Augenweide für mich allein haben zu wollen. Vielleicht schmeichelt es auch ein ganz klein wenig deiner Eitelkeit, wenn ich dir sage, daß die Courrobe dir ausgezeichnet steht. Ich will auch dein Bild gemalt haben im vollen Brautschmuck – nicht wahr, du tust mir den Gefallen? Ja? Laß dich für die Zusage küssen – ach was! Es siehts ja zum Glück hier niemand und sollte es wirklich ein verborgener Gärtnerbursche sehen, nun, dann kann er seinen König doch mit Recht beneiden!«
»Und seine Königin dazu«, lachte sie froh und glücklich wie ein Kind. »Wie schön ist die Welt doch, Leo, und wie schön ist's, zu leben! Ich will auch nicht undankbar sein, will nicht mehr murren gegen diese schauerliche Defiliercour, die mir heut bevorsteht. Unter uns aber dürfen wir schon sagen, daß sie schauerlich ist, nicht? Wir stehen dabei wie die Pagoden unter unserm Thronhimmel und die Leute, die an uns vorbeimarschieren und ihren Knix machen, müssen sich dabei doch einfach blödsinnig vorkommen!«
»Das kommt darauf an, wie man es betrachtet«, meinte der König nachdenklich. »Wir müssen eben den tieferen oder höheren Sinn der heutigen Zeremonie erfassen und das rein Menschliche dabei ausscheiden. Der Adel und die Behörden des ganzen Reiches kommen heute, um durch die Vermittelung einer in Ermangelung eines besseren Wortes ›Defiliercour‹ genannten Zeremonie der Krone und ihren Trägern zu huldigen, dem von Gottes Gnaden über sie gestellten Haupte und seiner gleichberechtigten Gehilfin ihre Anerkennung und Unterwürfigkeit durch eine Verneigung kundzugeben.«
»Gewiß, – ich verstehe den Sinn sehr gut«, rief die Königin lebhaft. »Aber – die uns huldigen, sind dazu befohlen worden. Wo bleibt also der Wert, der innere Wert dieser sogenannten Huldigung? Ja, wenn wir von den Behörden, dem Adel, dem Volke eingeladen würden, um uns, aus innerem Bedürfnis heraus, zu huldigen, dann wäre die Bedingung erfüllt, die ich wenigstens an den Vorgang stelle.«
»Ah, du verlangst zu viel«, sagte der König kopfschüttelnd, »mehr noch, du überschätzest die Sache und die Leute. Sie erwarten und verlangen ihre Defiliercour!«
»Ja, und schimpfen dabei wie die Tante Sophie über die Anstrengung und die Kosten, die viele um der Eitelkeit willen, dabei gewesen zu sein, fast ruinieren – sagt Frau von Maritz«, entgegnete die Königin, ihrer Weisheit gleich die Quelle hinzufügend.
»Sie hat wahrscheinlich recht, deine oft zitierte Frau von Maritz«, sagte der König mit einem leisen, amüsierten Lächeln. »Ich brenne ordentlich darauf, diese würdige Dame kennen zu lernen, die mir ein Seitenstück zu Tante Sophie zu sein scheint. Habt ihr viel solcher Originale in Rothenburg? Aber, Scherz beiseite, liebe Goldne – deine Frau von Maritz schießt hier über das Ziel hinaus, denn die Kosten, die sie beanstandet kommen der Industrie zu gute, fördern die Geschäfte, die allemal sehr über Rückgang klagen, wenn zum Beispiel eine tiefe Hoftrauer alle Flöten verstummen läßt. Das ist die ökonomische Seite davon und es wäre ein schwerer Fehler der Krone, wenn sie die Zeremonien vom Etat striche. Der König bezieht eine Zivilliste, damit er würdig und glänzend repräsentieren kann und die dafür aufgebrachten Gelder wieder unter die Leute bringt. Unsere Anstrengung dabei, die, wenn du es so nennen willst, vergeudete Zeit, trägt auch ihre Früchte. Ich habe unter den an mir vorbeidefilierenden Gesichtern, trotz ihres ungewöhnlichen Putzes, oft sogar in der lächerlichsten Verunstaltung durch denselben, schon viele gesehen, die mich aufschauen machten, mir zu denken gaben und den Wunsch in mir weckten, den stummen Mund zu mir sprechen zu hören, weil mir ihre Augen so viel zu sagen schienen. Freilich ist dieser Wunsch bei mir zumeist ein frommer geblieben, ein unerfüllter, weil diese Gesichter unter der Menge verschwanden, ich nicht einmal ihren Namen kannte. Aber in einigen Fällen ist mir's doch geglückt und aus dem Gewinn, den ich daraus gezogen habe, ist mir die Freudigkeit erwachsen, mich einem anscheinend leeren Gepränge immer wieder nicht nur ohne Murren, sondern mit einer gewissen Erwartung zu unterziehen.«
Mit einem strahlenden Blicke reichte Königin Lily ihrem Gemahl die Hand.
»Ich danke dir«, sagte sie bewegt. »Du hast mir eine Lehre gegeben, die ich gewiß nicht mehr vergessen werde. Ich will mich auch sicher nie mehr gegen das, was mir eben noch wie eine Qual erschien, auflehnen, sondern es so machen wie du. Und nur die ideale Seite dieser scheinbar unsinnigen Pflicht dabei zu gewinnen suchen.«
»So ist's recht und ich danke dir, weil du mich verstanden hast«, erwiderte der König warm. »Ich ahnte, nein ich wußte es, daß du mich verstehen würdest, als ich dir zum ersten Male in die lieben Augen sah, du Königin nach meinem Herzen und nach meinem Sinne!«
»Könnt' ich's dir werden und – bleiben. Es soll gewiß an mir nicht liegen, aber du darfst auch nicht irre an mir werden, wenn ich auf meine Weise deinen Zielen zustrebe. Ich bin so gar anders erzogen, unter so ganz von andern Höfen verschiedenen Gesichtspunkten und Auffassungen aufgewachsen! Aber das hast du ja gewußt, als du mich wähltest – ein ins Drastische übersetztes Beispiel hattest du ja in Tante Sophie seit deiner Kindheit vor Augen! Und übrigens hast du recht – auch mir ist bei der Cour nach unsrer Vermählung manch ein Gesicht aufgefallen, daß ich mir dachte, es ist eigentlich schade, daß es so rasch wieder verschwand.«
»Ah, siehst du wohl? Nun, es würde nicht gar zu schwer sein, die Person, der dies Gesicht gehört, wiederzufinden, denn an der Vermählungscour nahm ja nur die Hofgesellschaft teil.«
»Nur!« rief die Königin lachend. »Du lieber Himmel, so viele hundert Personen und ›nur‹! Die Namen schwirrten wie summende Bienen an meinen Ohren vorüber – ich kann mich auf keinen einzigen mehr besinnen! Da war besonders eine Dame, die mir auffiel, eine ältere Dame mit schneeweißen Haaren und einem jungen Gesichte, – das heißt, es kam mir nur so vor, weil sie so merkwürdig junge Augen hatte und mich damit – wie soll ich's sagen? so frisch und froh und doch auch wieder so mitleidig ansah, als wollte sie sagen: ›du armes Ding mußt schon eine Krone tragen statt eines Rosenkranzes. Aber kränze dir nur dein Herz mit Rosen, unverwelklichen Rosen, die ohne Dornen blühen – –‹, so wenigstens habe ich mir diesen Blick verdolmetscht. Ich möchte wissen, wer die Dame war. Ich mußte ihr noch nachsehen – sie trug ein graues Samtkleid mit schönen, schwarzen, spanischen Spitzen darauf – o, und ich weiß auch, es fiel mir auf, daß sie die dicken, weißen Haare in zwei Zöpfe geflochten um den Kopf gewunden hatte, hinter denen der Schleier mit einem diademartigen hohen, juwelenblitzenden Kamm angesteckt war!«
»Ah, das kann nur die Witwe des verstorbenen Oberjägermeisters meines Vaters gewesen sein«, sagte der König, der dieser Schilderung aufmerksam gefolgt war. »Die Gräfin Tromnitz also. Sie ist eine Schweizerin und soll als junge Frau ihre blonden Zöpfe schon ebenso getragen haben, wie jetzt ihre weißen. Sie hat den Mut zu tragen, was ihr kleidet und nicht, was Mode ist. Ich kenne sie nur wenig, aber sie ist entschieden eine Persönlichkeit, die sich die Eigenart ihrer Rasse bewahrt und sich ihre Jugend ins Alter herüber gerettet hat. Das ist eine Kunst, die nur wenige verstehen.«
»Oder vielmehr eine Gnade von Gott. Frau von Maritz sagte es wenigstens, wenn sie uns für unsre Streiche die Leviten las und wir ihr dafür vorwarfen, daß sie selbst noch viel jünger und übermütiger wäre, wie wir alle zusammen. Lache nicht, Leo, ich werde Frau von Maritz noch oft zitieren, denn ich liebe sie sehr!«
»Darüber lache ich auch nicht, Goldne, denn das macht dir Ehre und ihr. Nun, die Gräfin Tromnitz wirst du dir schon heranziehen können, – das heißt, wenn sie deinem Rufe folgt, dann tut sie es wirklich nur dir zuliebe, denn sie lebt sehr zurückgezogen, seit sie Witwe ist und schert sich als überzeugte Republikanerin den Teufel um Kronen und ›allerhöchste Befehle‹, wenn die Leute dazu ihr nicht passen. Der Mensch und sein Wert müssen es bei ihr machen, nicht der Titel. Damit hat sie sich auch eine Sonderstellung inmitten unsrer monarchischen Kreise geschaffen, aber wenn ich mich nicht sehr irre, so ist sie innigst befreundet mit deinem Obersthofmeister von Tittmann –«
»Du, den liebe ich«, versicherte die Königin. »Der hat ein zu nettes, altes Gesicht! Mit ihm werde ich sicher herrlich auskommen!«
»Um so besser, – ich schätze ihn sehr und habe ihn eigentlich zum Hofmann wider Willen gemacht. Aber mir lag daran, einen Mann an die Spitze deines Hofes zu stellen, dessen Redlichkeit und wahrhafte Vornehmheit über jedem Zweifel steht. Man hat sich über meine Wahl wohl etwas gewundert, weil der alte Tittmann ein solches Original ist und vom Hofmann wenig oder nichts hat, aber – er ist eins von den Gesichtern, die ich in der Defiliercour bei meiner Großjährigkeit entdeckte und mir aus der Menge nicht ohne einige Mühe herausfischte. Was ihm abgeht, wird ja Graf Tannenbruch wohl zur strengen Befolgung des Zeremoniells tun. Er macht einen strammen Eindruck!«
»Wenn ihn die drei Jahre Rothenburg nur nicht dafür verdorben haben«, meinte die Königin neckend. »Stramm, ja, das war er dort auch, aber wer bei uns drüben steif bleibt, an dem ist Hopfen und Malz verloren. Er hat sich bei uns in dieser Beziehung entschieden gebessert; wir hatten ihn alle sehr gern, besonders als wir ihn soweit hatten, daß er, ohne sich in seiner männlichen Würde verletzt zu fühlen, die kindlichsten Spiele mit uns spielte.«
»Ihr müßt eine famose Gesellschaft dort gewesen sein – wer's doch auch so gut gehabt hätte, bei euch in Rothenburg aufzuwachsen«, erwiderte der König mit einem kleinen Seufzer, weil er dabei an seine eigne freudlose und einsame Kindheit und Jugend dachte. »Man darf aber einen Menschen nie aufgeben«, setzte er heiter und glücklich hinzu, »denn ich rechne fest darauf, daß der Rothenburger Sonnenstrahl, den ich mir eingefangen habe, Kraft genug besitzen wird, auch mich steifleinenes Gewächs zu beleben und aufzutauen aus meinem langen Winterschlafe.«
»Wir wollen sehen, was sich tun läßt«, sagte der Sonnenstrahl, seinem Namen alle Ehre machend und wieder konnte die höhersteigende Sonne am Himmel das seltene Schauspiel genießen, wie ein König und eine Königin sich unter freiem Himmel küßten.
Und eben, weil's so selten war, darum sah sie es auch nicht wieder – – –
Als sie aber an jenem Tage zu Neige ging, konnte sie die Nachricht eines Sieges zu den Antipoden des europäischen Festlandes herübertragen, denn was die strahlende Erscheinung der jungen Königin in ihrer »feenhaften« Toilette von silbergesticktem, lichtblauem Chiffon und der darüber fließenden Courschleppe von rosengeschmücktem lichtblauem Brokat, das Diadem von Diamanten und den wunderbaren hellen Sternsaphiren auf dem goldenen Haupt, das des Königs Brautgeschenk war, noch nicht zuwege gebracht hatte, das vollendete auf der ganzen Linie ihre hinreißende Persönlichkeit bei dem der Defiliercour folgenden »Cercle«, wobei sie das Wunder zuwege brachte, ohne stereotype Fragen und Phrasen, ohne das Wetter zu Hilfe zu nehmen, jedem etwas Freundliches zu sagen und jedem die angenehme Empfindung zu geben, daß sie gegen ihn ganz besonders gnädig gewesen war. Aber das ganze Geheimnis dieses Erfolges lag darin, daß sie gegen keinen »gnädig«, sondern ganz einfach liebenswürdig, freundlich und natürlich war; die Lektion des Königs hatte wirklich Früchte getragen, sie hatte die ideale Seite einer scheinbar leeren Zeremonie entdeckt und suchte sich nicht nur darein zu finden, sondern sich mit ihr auszusöhnen. Wohl war die Königin-Mutter, die bisher an der ersten Stelle gestanden, sehr gewandt in ihren geselligen Obliegenheiten gewesen und groß in der Gabe, Worte zu finden, aber einmal mußte der Massenverbrauch zur Schablone führen und dann konnte sie wohl, wenn sie wollte, herablassend und gnädig, nie aber liebenswürdig und freundlich sein, weil das zwei Gaben waren, welche die Natur ihr versagt hatte – Leuten gegenüber, die unter ihr standen und die sie gewohnt war, für zwar nach Menschenart gebildete und gestaltete, im übrigen aber für untergeordnete Geschöpfe zu halten.
Prinzeß Sophie von Seeland fand sich für die Qual ihrer Staatsgewänder durch den Erfolg des Festes, dem sie einen in keinem Sprachlexikon stehenden Namen gab, annähernd belohnt. Sie haßte Klatsch und verachtete gründlich die Leute, die brühwarm alles, was passierte, besonders »höheren Orts«, gleich in der ganzen Stadt herumtrugen oder denen berichteten, die vom Allerhöchsten Hause nicht mit dabei gewesen waren, aber heut machte sie einmal eine Ausnahme von der Regel. »Der Mensch will, wenn er geschunden worden ist, nachher auch sein Vergnügen haben«, murmelte sie, als sie Befehl gegeben hatte, nicht in ihr Haus, sondern zunächst am Wittumspalais vorzufahren. Selbstredend ohne Hofdame oder Kammerherrn, die gute Zeit bei ihr hatten, da sie sich »von solchen Anhängseln« längst emanzipiert. Mit dem sogenannten »Vergnügen« bemäntelte Prinzeß Sophie vor sich selbst wie gewöhnlich einen besseren Zweck, denn so wenig wie vor andern gestand sie sich's selbst ein, wenn sie sich eine Unbequemlichkeit machte, um jemandem einen Dienst zu erweisen oder noch jemandem andern »das Handwerk zu legen.« Sie tat aber immer so, als wäre sie aus reinem Egoismus, Schadenfreude und Vergnügungssucht zusammengesetzt, und mußte über sich selbst lachen, daß sie einen freiwilligen Besuch in der Courschleppe bei ihrer Schwägerin, der Königin-Mutter, als »Vergnügen« bezeichnete. »Ist auch eins, aber man bloß ein sogenanntes, gegen das eine Cour der reine Waisenknabe ist«, murrte sie in den leichten Mantel hinein, den sie im Wagen trotz der Wärme übergeworfen hatte.
Die Königin-Mutter hatte der Cour, die ja ein Huldigungsakt für die regierende Königin war, nicht beigewohnt, nicht aus Zurückhaltung oder aus Ranküne, sondern weil die Etikette ihre Anwesenheit hierbei nicht vorsah. Ebensowenig war die Herzogin Xenia anwesend, weil sie als ausländische Prinzessin nicht hingehörte. Die beiden Damen hatten zusammen eine weite Spazierfahrt unternommen und dann ein »gemütliches Teestündchen« unter sich gehabt, wobei es zwar Tee, aber keine Gemütlichkeit gegeben hatte, durch die fortwährenden Ausfälle auf »Ihre Majestät«, wie Charlotte Christine ihre Schwiegertochter zwar durchaus richtig und doch mit ausgesprochenem Spott nannte. Sie wollte dadurch Mitleid mit sich und Verachtung gegen jene erregen und hatte das auch im Kreise ihrer Getreuen so ziemlich erreicht, schon weil sie da den Ton angab den die Gimpel gelehrig nachpfiffen, aber als sie auch ihre Nichte zum Auditorium ihrer Ausfälle machte, beging sie einen Fehler; nicht alleine darum, weil man mit allzu betonter Absicht leicht bei selbständig denkenden Personen Opposition erzielt, wo man zu seiner Ansicht bekehren will, sondern auch weil das Gerechtigkeitsgefühl der Herzogin Xenia sich dadurch verletzt fühlte. Wenn man aber einmal einen Stoß erhält und plötzlich gewahr wird, daß der bisher für unfehlbar Gehaltene auf tönernen Füßen steht und der Nimbus schwindet, dann ist der innere Bruch schon geschehen. Bei der Herzogin Xenia hatte sich überhaupt seit dem letzten Vierteljahr ein Dämmerungsprozeß vollzogen, dem der Sonnenaufgang so plötzlich und überraschend gefolgt war, daß sie in der plötzlichen Helle mehr sah, als sie für möglich gehalten: sie hatte ihr Herz entdeckt und fühlte auf einmal Selbstbestimmungsgefühle in sich regen, keimen und wachsen und wenn man einmal entdeckt hat, daß hinterm Berge auch Leute wohnen, dann probiert man, erst leise und zaghaft und schließlich immer kräftiger und kühner, ob die Ketten, an denen man diesseits angeschmiedet liegt, nicht irgendwo eine schwache Stelle haben, an der man sie ohne Gewalt zerbrechen kann – oder mit, wenn's nicht anders geht.
Die heute besonders gereizte Laune der Königin-Mutter war nicht besser geworden, als sie bei dem »gemütlichen Teestündchen« ihrer Nichte die Eröffnung machte, daß alles in die Wege geleitet sei, um ihre Verbindung mit einem Erzherzoge herbeizuführen und die ruhige Erwiderung erhalten hatte:
»Liebe Tante, du bist die Güte und Vorsorge selbst und ich bin dir unendlich dankbar, daß du dich meiner Zukunft so liebevoll annimmst, aber ich bitte dich, diese Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Ich habe gar keine Eile, mich zu verheiraten und wenn ich es tue, dann werde ich nur meinem Herzen folgen!«
»Xenia!« hatte die Königin-Mutter ganz entgeistert über diese Kühnheit ausgerufen. »Was ist das für eine Sprache! Du denkst doch nicht an eine Mesalliance –«
»Nein, liebe Tante, du kannst ganz ruhig sein«, erwiderte Herzogin Xenia vollkommen gelassen. »Ich halte nichts von Mesalliancen – bei jenen, die ich gesehen habe, ist nur Leid und Elend für einen der beiden Teile herausgekommen. Aber man kann doch auch in seinem Stande seinem Herzen folgen, nicht? Leo ist ja ein Beispiel dafür, das müssen wir schon zugeben, auch wenn du seine Wahl mißbilligst.«
In diesem Moment, in dem die Königin-Mutter vage zu fühlen begann, daß ihre Autorität über ihre Nichte zu wanken anfing, wurde der Besuch der Prinzessin Sophie gemeldet und diese unausgesprochen von beiden Damen als rettender Engel begrüßt. Denn die Königin-Mutter wußte im Augenblick nicht, was sie sagen sollte und die Herzogin Xenia wollte nicht mehr sagen und so passierte es Ihrer Königlichen Hoheit zum ersten Male, daß man sie im Kreise der Königlichen Familie und noch dazu im Wittumspalais mit Engelsfittichen bekleidete, ohne daß sie davon eine Ahnung hatte.
»Ah du, liebe Sophie, – und noch dazu in full dress!« rief ihr die Königin-Mutter mit einer Liebenswürdigkeit entgegen, die in dem Busen ihrer Schwägerin sofort die berechtigte Frage erklingen ließ: »Nanu? Was ist denn da los? Hat sich der Wind etwa gedreht?«
»I, – ich dachte mir, du wirst doch gern hören wollen, wie der Zauber im Schlosse geklappt hat«, sagte sie laut. »Dein Telephon, die alte Geyers, ist noch unabkömmlich und auch dermaßen aufgelöst vom vielen Vorstellen, daß sie 'n Fettfleck hinterläßt, wo sie steht und sitzt! Mindestens zehn Pfund hat sie heut abgenommen – der hast du durch diesen Posten das Leben gerettet. Zum mindesten aber der dicken Pastete eine Marienbader Kur erspart. Apropos, hast du noch 'ne Tasse Tee für mich? Mir klebt die Zunge am Gaumen – danke schön, liebe Xenia. Tja – was ich sagen wollte –«
»Nun, womit hat Ihre Majestät heut die staunende Menge überrascht?« fiel die Königin-Mutter mit gemachter Nachlässigkeit .
»Mit sich selbst«, war die prompte Erwiderung. »Erstens hat sie ausgesehen wie – wie ein Gedicht. Entzückend, sage ich dir! Und dann hat sie alle Welt begeistert mit der Art, wie sie Cercle gehalten hat. Gut wie ich dem Mädel bin, – das habe ich ihr nicht zugetraut. Faktisch nicht. Es war einfach perfekt und sie hat die Leute auch geradezu damit hingerissen. Keiner, der nicht mit einem strahlenden Gesichte von ihr ging. Ich habe nämlich wie ein Schießhund aufgepaßt. Kurz, sie hat auf ganzer Linie gesiegt und ich dachte mir, es würde dir doch eine Freude und eine Beruhigung sein, es zu hören und darum bin ich erst bei dir vorgefahren, ehe ich meine müden Glieder daheim strecke.«
»Sehr gütig von dir«, sagte die Königin spöttisch. »Aber du mußt mir schon verzeihen, wenn ich einiges streiche – nach der Erfahrung von vorgestern. Du bist so nahe verwandt mit Ihrer Majestät, daß du parteiisch sein mußt, – naturgemäß.«
»Na, das kann mir mein schlimmster Feind nicht nachsagen, daß ich die Fehler und Schwächen bei meinem eignen Fleisch und Blut nicht sehe«, widersprach Prinzeß Sophie. »Vor dieser Blindheit hat mich der Himmel gnädig bewahrt. Daß die alte Geyers, die dir immer nach dem Munde geredet hat, ein paar Thron und Altar erschütternde Schnitzer bei Lily entdeckt haben wird, daran zweifele ich nicht einen Augenblick, denn der alte Drache weiß ja sehr genau, womit er sich bei dir angenehm machen kann. Aber wenn sie dir etwa erzählen will, daß Lily die königliche Würde verletzt hat und, – bildlich geredet – auf den Händen gelaufen und sich wie ein Pensionsmädchen dumm und töricht benommen hat, dann phantasiert sie, um es gelinde auszudrücken. So, ich habe geredet und drücke mich nun, denn ich sehe, daß eine mildere Stimmung bei dir noch nicht durchgedrungen ist. Und weil wir so hübsch unter uns sind, so gestatte mir, die Gelegenheit benützen zu dürfen, um dir mit verwandtschaftlicher Offenheit zu sagen, daß ich dich für gescheiter gehalten habe.«
»Sophie!«
»Ja, 's ist wahr! Ich habe aus meinem Herzen nie eine Mördergrube gemacht, – das kannst du nachgerade auch wissen. Wer sich mit dem Unvermeidlichen, mit den Tatsachen nicht abzufinden weiß, wer eine Opposition nicht aufgeben kann, trotzdem er sieht, daß sie überflüssig geworden ist, aus purer Rechthaberei, – der zieht allemal den Kürzeren. Davon gar nicht zu reden, daß du gegen dein eignes Fleisch und Blut wütest, denn Leo liebt meine Nichte – ich hätt's ihm nie zugetraut, daß er so lieben kann, aber er tut's, – und wenn er sich zwischen Mutter und Frau gestellt sieht, dann ist's seine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit, auf ihre Seite zu treten. Das ist Naturgesetz und wenn er dem nicht gehorcht, dann ist er ein elender Waschlappen, der mir gestohlen werden kann. Deine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit als Mutter ist es aber, dein Kind nicht erst vor solch einen Konflikt zu stellen und wenn du dein Herz dabei nicht zum Reden bringen kannst, dann lasse deinen Verstand zu Worte kommen, der dir doch sagen muß, was Leo zu tun hat, wenn er das ist, wofür ich ihn vorläufig noch halte: für einen Mann! So, nun habe ich gesagt, was ich sagen mußte und wasche meine Hände in Unschuld, wenn's anders kommt, wie man als redlicher Mensch hoffen und wünschen muß. Xenia, habe ich recht, oder habe ich unrecht?«
Die Herzogin hatte längst gewünscht, ein Mäuslein zu sein, um unbeachtet entweichen zu können, aber direkt aufgerufen, wich sie weder aus, noch zurück. Das lag nicht in ihrem Charakter.
»Tante Sophie hat, was sie sagen wollte, in ihrer gewohnten Weise zu drastisch ausgedrückt«, sagte sie ruhig, sich an ihre Tante wendend, »aber im Prinzip hat sie recht.«
Die Königin-Mutter blickte über ihre Nichte hinweg ins Blaue.
»Ich kann mich nicht erinnern, dich gefragt zu haben«, sagte sie schneidend, »und im übrigen hindere ich dich nicht, mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen ins feindliche Lager überzulaufen, nachdem ich vorhin schon eine Probe von deiner Renitenz erhalten habe, die mir die Augen darüber geöffnet, daß ich für alles, was ich für dich getan, eine Schlange an meinem Busen genährt habe. Und was dich betrifft, meine liebe Sophie, so möchte ich dich fragen, was dir das Recht gibt, mir in meinem Hause sagen zu kommen, wie ich mich meinem eignen Kinde gegenüber zu verhalten habe.«
Prinzeß Sophie trank ruhig ihre Tasse Tee aus und erhob sich dann.
»Den Präzedenzfall für das, was man gelegentlich in seinem eignen Hause anhören muß, den hast du geschaffen«, meinte sie gemütlich. »Wenn du es nicht mehr weißt, dann erlaube mir, dich an den Morgen zu erinnern, an dem du mir die Nachricht von Leos Verlobung gebracht hast. Das Recht nehme ich mir aus dem Umstand, daß die regierende Königin meine Nichte und der König mein leiblicher Neffe ist, für den ich persönlich sehr viel übrig habe und ferner durch meine Zugehörigkeit zu der Familie, der ich nun lange genug angehöre, als daß es mir gleichgültig sein sollte, sie durch innere Zerwürfnisse aufeinandergehetzt und vor der Welt durch Zwistigkeiten, die nicht nur unnötig, sondern ihrem Ansehen schädlich sind, diskreditiert zu sehen. Daß man dir durch gütliches Zureden nicht beikommt, das weiß ich längst, also muß man schon deutsch mit dir sprechen und wenn ich das Maul dabei gehalten hätte, dann wäre ich das Brot nicht wert, das ich hier esse!«
»Nun, hat Tante Sophie wieder recht?« wandte sich die Königin-Mutter über die Schulter an ihre Nichte. »Eine hübsche Manier, mit der vormals regierenden Königin und Regentin des Landes zu sprechen, nicht wahr?«
»Papperlapap!« machte Prinzeß Sophie, ihre Schleppe zusammenraffend. »Du weißt sehr gut, daß ich dir vor der Welt all und jede Ehre erweise, die deinem Range gebührt, aber hier sind wir unter uns, die Witwen zweier Brüder, im engsten Familienkreise. Da werden wir uns doch nicht Faxen vormachen, daß die Hühner darüber lachen. Es tut mir nur leid, Xenia, daß ich dich durch meine dumme Anrufung zu einer Parteinahme gezwungen habe, die dich in Unannehmlichkeiten gebracht hat. Du bist eine tapfere Seele und wenn dein Mut deiner Tante keinen Respekt einflößt, – bei mir bist du dadurch mindestens zehn Sprossen auf der Leiter meiner Achtung in die Höh' geklettert. Vielleicht ist dir das schnuppe, weil ich nur eine Prinzessin von Rothenburg bin, aber das macht nichts. Also, guten Abend allerseits; was ich sagen mußte, hab' ich gesagt und nehme nichts davon zurück. Freuen tät's mich aber, wenn's dir, liebe Schwägerin, lange genug in den Ohren klingen könnte, um dich wenigstens zum Nachdenken anzuregen.«
Damit nickte sie mit dem Kopfe und ging ungehindert und unbegleitet hinaus und fuhr mit wesentlich erleichtertem Gemüt heim, wobei sie sich eingestand, daß sie in der Haut der Herzogin Xenia in der nächsten halben Stunde nicht stecken mochte.
»Das Mädel hat Charakter, wenn sie auch kalt ist wie eine Hundenase«, murmelte sie ein übers andre Mal bewundernd vor sich hin.
Indes war auch im Schlosse der Kehraus erfolgt, und während der König im Anschluß daran in seinem Arbeitszimmer ohne Ruhepause die Vorträge des Premierministers und seiner Räte entgegennahm, begab die Königin sich, gefolgt von Fräulein von Hartwig, in ihr Ankleidezimmer, um sich ihrer Staatsrobe zu entledigen.
»Goldne, – was bist du heut wieder goldig gewesen«, flüsterte die Hofdame ihr zärtlich zu, ehe die Kammerfrauen zum Dienst erschienen. »Ich bin stolz auf dich!«
»Warum nicht gar – abwarten und dann Tee kochen«, lachte die Königin auf ihre wesentlich kleinere Freundin herab. »Wobei mir's zum Bewußtsein kommt, daß ich gern welchen haben möchte. Bleib nur hier, Hans, – wir trinken ihn dann zusammen und schwatzen ein vernünftiges Wort dabei. Umziehen kannst du dich dann auch noch – die Juwelen drücken dich ja nicht. Pscht! Die Weibsen kommen! Vergiß nur ja nicht, vor ihnen ›Majestät‹ zu sagen, hörst du? Wir müssen das Dekorum bewahren, denn sonst frißt die Eifersucht dich mit Haut und Haar, wie Mutter Maritz uns verwarnt hat und sie drücken dich weg. Du sollst aber bei mir bleiben, du kleiner Nichtsnutz du, und wenn wir allein sind, dann halten wir uns schadlos. Also, aufgepaßt!«
Und Hans von Hartwig paßte auf, das heißt, sie sagte gar nichts, so lange die Entkleidung der Königin vor sich ging, wobei diese sich heiter und ohne Herablassung mit den beiden Kammerfrauen unterhielt, die ja Töchter guter, gebildeter Familien waren, wie es notwendig ist für die intime, unmittelbare Berührung zu der Person der Königin. Rasch, wie die Toilette unter den gewandten, kundigen Händen vor sich ging, so sah Fräulein von Hartwig doch, daß ihre königliche Freundin damit ihre letzten Kräfte hergab; die Reaktion der anstrengenden Stunden trat ersichtlich ein, das noch eben von der Aufregung leicht gerötete Gesicht wurde so blaß, daß die Zuschauerin heilsfroh war, als man der Königin ein leichtes »Tea gown« übergeworfen hatte und sie mit ihr in das nebenanliegende »Boudoir« gehen konnte, wo auf einem niederen Tischchen das Teeservice mit dem summenden silbernen Wasserkessel schon bereit stand.
»Himmel, was bin ich müde – ich kann mich ja kaum mehr auf den Beinen halten!« rief die Königin, als sie allein waren. »Aber sag' selbst, Hans, hab' ich nicht schon viel gelernt?«
»Hans« wurde indes der schon bereiten, zustimmenden Antwort überhoben, denn sie hatte gerade noch Zeit, die schlanke Gestalt in ihren ganz kräftigen Armen aufzufangen und in den nächsten Sessel mehr zu werfen als gleiten zu lassen. Da lag sie nun, wie leblos, leichenblaß das schöne Gesicht, mit geschlossenen Augen und mit einer wilden Angst im Herzen sah Fräulein von Hartwig sich um, für den Moment ratlos, was sie tun sollte. Um Hilfe rufen, natürlich! Dabei fiel ihr Blick auf das Flacon mit Rum oder Arrak oder Kognak, das auf dem Teebrett stand und ohne erst Alarm zu geben, goß sie hastig von der scharf riechenden Flüssigkeit in einen Löffel aus und den Inhalt desselben durch die halboffenen, bläulichen Lippen der Ohnmächtigen. Der Alkohol tat auch sofort seine stimulierenden Dienste, denn gewaltsam schluckend, öffnete die Königin ihre Augen und richtete sich halb auf.
»Pfui!« murmelte sie, sich schüttelnd. »Was gibst du mir denn da? Was ist denn passiert?«
»Ach, nichts weiter, du bist halt schwach geworden von der Überanstrengung«, sagte Fräulein von Hartwig beruhigend, aber sie zitterte dabei selbst am ganzen Leibe. »Leg dich nur wieder hübsch bequem zurück, Goldne – ich rufe gleich jemanden –«
»Um alles nicht!« wehrte sich die Königin lebhaft und richtete sich vollends auf. »Gib mir eine Tasse Tee und ein Sandwich – ich glaube, ich bin halb verhungert. Hier bleibst du, hörst du? Das fehlte noch, daß das ganze Schloß angestürzt käme und einen Trara um mich macht um nichts und wieder nichts. Siehst du, es ist schon besser – wenn ich den Teller mit den Brötchen erst gegessen habe, ist mir wieder ganz gut. Iß nur selbst, sonst wird dir auch noch schwach!«
Fräulein von Hartwig gehorchte mechanisch, – sie beruhigte sich mit der Unkenntnis der Jugend und des Laien, die natürlich einen leeren Magen für solch ein Unwohlsein verantwortlich macht; die Farbe war auf Lippen und Wangen der Königin nach dem starken und ungewohnten Stimulant zurückgekehrt und sie lachte sogar, wenn auch noch etwas schattenhaft, während sie mit eiskalten Fingern ein Brötchen an den Mund führte und herzhaft herein biß.
»Nein, was hast du mir für einen Schrecken eingejagt«, versicherte Fräulein von Hartwig, dies für ihre Unerfahrenheit entschieden gute Zeichen mit Befriedigung beobachtend. »Ich dachte nicht anders als du stirbst mir unter den Händen! Wie kommst du denn dazu, solche Streiche zu machen?«
»Ich weiß es selbst nicht«, gestand die Königin, sich jetzt in ihren Sessel zurücklehnend. »Es ist zu dumm, gerade nur so umzuklappen. Es ist mir schon ein oder zweimal passiert, als ich im Winter bei Tante Sophie zum Besuch war, aber zum Glück war ich ganz allein in meiner Schlafstube und es hat's niemand gesehen. Heilsfroh war ich darüber, trotzdem ich mich einmal ordentlich an ein Möbel gestoßen habe und einen blauen Fleck danach bekam, so groß wie mein Handteller. Hier am Oberarm. Es war ein wahrer Segen, daß man damals ein paar Tage nicht dekolletiert zu erscheinen brauchte. Bei der nächsten Gelegenheit war der Fleck schon gelbgrün und ich konnte ihn mit Puder notdürftig anweißen.«
Sie lachte noch bei der Erinnerung an ihre Bemühungen und Hans Hartwig lachte in der Unschuld ihrer pathologischen Unkenntnis mit.
»Und dann ist mir's noch einmal nach dem Abschiedsfest in Rothenburg passiert«, fuhr die Königin ebenso harmlos fort. »Ich hatte so lange gestanden, weißt du, und war fast so müde wie heut, aber nur fast. Daß man auch solch ein Schwachmatikus ist, – nach solch einem bissel Herumgestehe, das die alten Damen hier aushalten, ohne auch nur zu zucken. Die Leute hätten mich ja reinweg ausgelacht, wenn sie nicht gar den Herrn Leibarzt bemüht hätten. Der hätte ja gedacht, man will sich einen Spaß mit ihm machen – und sieht doch so würdig aus!«
Sie lachte wieder bei dem bloßen Gedanken, aber diesmal klang es so farblos und matt, daß es Fräulein von Hartwig leise zu dämmern begann, als ob der Herr Leibarzt doch nicht die überflüssigste Person hier sein könnte.
»Du solltest ihn gelegentlich einmal fragen – er ist doch schließlich dazu da«, meinte sie, gegen ein unbehagliches Gefühl ankämpfend, dessen sie sich später genau und mit bitteren Selbstvorwürfen erinnern sollte.
»Das fehlte noch – bin ich jemals im Leben krank gewesen?« fragte die Königin mit voller Wahrheit. »Gib mir lieber noch einen Tropfen von dem schrecklich schmeckenden Zeuge – Rum ist's, nicht? So, das wirkt wie Medizin. Siehst du, damals im Winter, da hatte ich ein bißchen viel getanzt, das war ich nicht gewöhnt, und die vielen Leute vorgestern und heut – ach, aber reden wir doch von etwas Hübscherem, es ist ja wieder ganz vorbei und ich fühle mich so wohl wie ein Fisch im Wasser. Nur natürlich noch müde. Jetzt muß ich dir aber von dem Lilianeum erzählen«, setzte sie mit der alten Lebhaftigkeit hinzu und bald war der Zwischenfall vergessen in der nun folgenden Schilderung, aus der die in so grundverschiedener Lebensstellung stehenden Freundinnen vom Hundertsten ins Tausendste kamen.
Eine Rothenburger Reminiszenz vereinte die beiden frischen Stimmen gerade zu einem ungenierten Lachduett, als ein diskretes Klopfen an der Tür sie unvermittelt nach Treustadt zurückführte und auf das »Herein« der Königin erschien ihr Kammerdiener, um die Frau Obersthofmeisterin anzumelden, die ihm auf dem Fuße folgend, die Hofdame mit einem unbeschreiblichen Blicke maß.
»Was bringen Sie mir noch, Exzellenz?« fragte die Königin, sich erhebend und zwar nicht ganz ohne Mühe. »Kommen Sie im Dienst, oder – –?«
Sie wollte sagen »oder aus Freundlichkeit, um zu sehen, wie es mir geht«, aber das gemessene »Allerdings, Majestät«, der Obersthofmeisterin, und ihre antipathische Persönlichkeit ließ sie die Frage unterdrücken.
»Du bist nun frei, Hans«, sagte sie zu der Hofdame. »Du kannst dir's nun auch bequem machen, nachdem mein Egoismus dich so lange und ohne dir Zeit zu lassen, dich umziehen zu können, bei mir festgehalten hat.«
Damit beantwortete die Königin den Blick der Oberhofmeisterin, um Fräulein von Hartwig eine etwaige spätere Frage zu ersparen und nachdem die letztere eine total einwandfreie Verbeugung vor ihr gemacht und sich entfernt hatte, sagte sie, stehen bleibend, um damit anzudeuten, daß sie auf eine längere Konferenz nicht rechnete:
»Es ist wohl noch etwas Wichtiges, das Sie jetzt noch zu mir führt, nicht wahr? Denn ich muß gestehen, daß ich mich ganz gern etwas ausgeruht hätte, ehe wir uns zur Tafel setzen. Wir haben alle einen anstrengenden Tag gehabt und Sie werden auch müde sein.«
»Wenn meine Pflicht mich ruft, tritt meine körperliche Bequemlichkeit immer in den Hintergrund«, erwiderte Frau von Geyers mit Betonung. »Ihre Majestät die Königin-Mutter pflegen die Unermüdlichkeit Ihrer Umgebung als eine Voraussetzung zu betrachten. Ich war also dort in einer guten Schule. Allerdings fielen bei Allerhöchstderselben die Pflichten fort, die mir bei Eurer Majestät erwachsen sind, nämlich unverweilt Eure Majestät darauf aufmerksam zu machen, wenn Sie bei der Neuheit Ihrer Stellung einen Verstoß gegen die Etikette begehen.«
»Hab' ich wieder einen begangen?« fragte die Königin lachend. »Bei der Feierlichkeit, mit der Sie's einleiten, muß es ja fast ein Staatsverbrechen sein. Also heraus damit!«
»Es ist mir hinterbracht worden«, begann Frau von Geyers, »daß die Hofdame Fräulein von Hartwig, natürlich auf die Aufforderung Eurer Majestät, bei der Toilette Allerhöchstderselben zugegen gewesen ist und ich halte es für meine Pflicht, Eure Majestät darauf aufmerksam zu machen, daß dies absolut unstatthaft ist, weil es eine Intimität voraussetzt, die einer Hofdame gegenüber nicht erlaubt werden darf.«
»Das mag seine Berechtigung haben, aber mit Fräulein von Hartwig liegt die Sache anders, denn sie ist meine Freundin«, entgegnete die Königin freundlich. »Indes mögen Sie vielleicht darin recht haben, daß es vor den andern Damen besser ist, ihr keine Ausnahmestellung zu geben. Jedenfalls haben Sie mir und ihr mit Ihrem Wink einen Dienst erwiesen, für den ich Ihnen dankbar sein muß.«
»Ich freue mich, daß Eure Majestät mein Vorgehen richtig auffassen«, erwiderte Frau von Geyers, etwas aus dem Sattel gehoben, denn sie hatte sich auf einen Kampf gefaßt gemacht nachdem sie den Vorwand gefunden hatte, um persönlich die Königin mit ihrer Freundin zu überraschen und dieser etwas für den noch nicht vollzogenen Toilettenwechsel auszuwischen.
»Nun, ich hoffe, vernünftig genug zu sein, es einzusehen, wenn mir etwas entsprechend dargelegt wird«, sagte die Königin leicht, »aber«, setzte sie, sich plötzlich zu ihrer vollen Höhe aufrichtend hinzu, »aber gestatten Sie mir jetzt auch eine kleine Reklamation. Sie sagten eben, es wäre Ihnen ›hinterbracht‹ worden. Darf ich fragen, wer der Überbringer war?«
»Darauf kommt es wohl nicht an«, erwiderte die Obersthofmeisterin insolent, aber doch unwillkürlich einen Schritt zurückweichend, denn auf diese Frage war sie nicht gefaßt gewesen.
»Doch«, entgegnete die Königin, äußerlich ganz ruhig, »es kommt darauf sehr für mich an. Es kann mir nicht gleichgültig sein zu wissen, wer die harmloseste meiner Bewegungen brühwarm an meine Obersthofmeisterin berichtet. Also, Exzellenz, wer hat Ihnen ›hinterbracht‹, daß Fräulein von Hartwig bei meiner Toilette zugegen war?«
Frau von Geyers schwieg und blinzelte hinter ihren weißen Wimpern unbehaglich auf die schlanke, junge Gestalt, die mit fest auf sie geheftetem Blicke vor ihr stand.
»Majestät werden mir gnädigst erlassen, den Angeber zu spielen«, stammelte sie endlich mit dem innerlichen und wie immer vergeblichen Wunsche: wär' ich geblieben doch auf meiner Heiden!
»Also werde ich mich aufs Raten verlegen müssen«, sagte die Königin, ohne ihren Blick abzuwenden. »Ich denke, daß ich meinen Kopf dabei nicht zu sehr werde anstrengen müssen. Es können nur meine beiden Kammerfrauen um die Sache wissen und eine von ihnen hat sich mit dieser Angeberei ›liebes Kind‹ bei Ihnen machen wollen. Was mich dabei nur wundert, ist, daß Sie darauf eingegangen sind. Also: welche der beiden Damen war die Hinterbringerin, denn ich werde sie auf der Stelle aus meinem Dienste entlassen!«
»Majestät werden doch nicht – solch ein Skandal –«, rief die Obersthofmeisterin, leichenblaß und diesmal ehrlich entsetzt.
»Gewiß werde ich!« erwiderte die Königin. »Ja, glauben Sie denn, Exzellenz, daß ich mich mit dem Bewußtsein, einen solchen Spion um mich zu haben, heut noch ins Bett legen und schlafen werde? Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß – da mag denn dies unsaubere Gewerbe in Gottes Namen treiben, wer sich dazu hergibt, – es fällt auf ihn zurück. Aber wissentlich ein solch unheimliches Wesen um mich dulden – niemals. Noch einmal: welche von den beiden Damen ist es?«
Wieder schwieg Frau von Geyers – sie war in einem furchtbaren Dilemma, aus dem sie keinen Ausweg sah. So stand sie für vielleicht volle fünf Minuten der Königin gegenüber und es fiel ihr nichts ein, womit sie sich aus den zwei Feuern herausretten konnte: entweder sich bloßzustellen oder der Entlassenen ein Äquivalent für den verlorenen Posten zu sichern.
»Nun«, sagte die Königin, nachdem sie ihrer Meinung nach lange genug gewartet hatte, »es ist ja vielleicht verständlich, wenn Sie durchaus schweigen wollen. Dann gehen eben alle beide. Vielleicht stecken sie auch unter einer Decke, aber wenn eine von ihnen unschuldig wäre, so täte es mir leid. Wollen Sie der Unschuldigen nicht wenigstens eine Chance geben?«
»Majestät werden überlegen – ich kann meine Hand zu einer solchen Sache nicht bieten«, fand die Obersthofmeisterin endlich Worte.
»Das tut mir leid, denn dann muß es über Ihren Kopf hinweg geschehen«, erwiderte die Königin fest. »Sollte eine der beiden Kammerdamen unschuldig sein, dann muß sie es eben mit Ihnen ausmachen. Ich weigere mich mit Entschiedenheit, mich auch nur ein einziges Mal noch von einer von ihnen bedienen zu lassen, und wenn ich, wie ich bin, zur Tafel erscheinen soll! Was aber nicht nötig sein wird, da ich mich zur Not selbst bedienen kann und auch Fräulein von Hartwig mir gern helfen wird, wobei allerdings wieder der Verstoß begangen werden würde, daß eine Hofdame bei meiner Toilette zugegen ist. Für einen Ersatz der beiden Entlassenen zu sorgen, werde ich selbst Herrn von Tittmann beauftragen. Schon halb acht Uhr durch! Da muß ich mich beeilen, um noch rechtzeitig fertig zu werden, bis der König mich holt! Haben Sie die Güte, Exzellenz, den beiden Kammerdamen zu sagen, daß sie entlassen sind und in meinem Ankleidezimmer nicht mehr zu erscheinen haben.«
Damit wandte sich die Königin um zum Zeichen, daß Frau von Geyers entlassen war, aber dieser gab die Verzweiflung den Mut, der Aufforderung zu trotzen.