Edith Haller gewidmet, in dankbarem Gedenken
© Dorothea Fischer
Juli 2004
2. erweiterte und verbesserte Auflage August 2005
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Internet: www.lustauffarben.de
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
www.bod.de
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ISBN 9-7838-4826924-2
August 2003: Zurückgekehrt von einer Reise in meine alte Heimat Sachsen, bügele ich eine Leinenserviette, die ich dort geschenkt bekam. Zu meiner Überraschung erkenne ich in den Motiven Maiglöckchen. Meine Erinnerung geht zurück in meine Kindheit, als in den Laubwäldern meiner Heimat Maiglöckchen den Waldboden wie Teppiche bedeckten. Damals durfte man sie noch pflücken und das haben wir Kinder mit Begeisterung getan. Ich lebe schon seit 48 Jahren in anderen Gegenden Deutschlands, aber diese wild wachsende, faszinierende Schönheit ist mir nirgendwo wieder begegnet.
Das Jahr 2003 war von vielen Vorbereitungen für einen Artikel über das Maiglöckchenmuster - das ich durch Edith Haller in Südafrika kennen gelernt hatte – bestimmt. Dieser Beitrag ist inzwischen in der Zeitschrift SPIN OFF im Frühjahr 2004 erschienen. Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, kam uns Beteiligten die Idee, die Zahl unserer Modelle noch etwas zu erweitern und das ganze Projekt als Buch zu veröffentlichen. Hier ist es nun.
Im Mai 2003 war der Höhepunkt unserer Vorbereitungen für die Veröffentlichung in SPIN OFF – ein Ereignis besonderer Art. In der Nähe von Hamburg an der Elbe blühten die letzten Maiglöckchen beim größten deutschen Züchter dieser schönen Blumen und wir durften im Anbaugebiet – direkt in den Maiglöckchenfeldern der Gärtnerei Schrader-Seefeldt – unsere Modelle fotografieren.
Seit Monaten hatten wir geplant, geschrieben, gesprochen, gesponnen, gefärbt und gestrickt. Nun konnten wir uns an den Ergebnissen erfreuen und sie von Jennifer Zeisel fotografieren lassen. Es hat uns großen Spaß gemacht, wir haben uns gut verstanden und stellen hier das Ergebnis unserer Kommunikation und Arbeit vor - und auch die Geschichte von Edith Haller, durch die mir das zauberhafte Muster der Tücher bekannt wurde.
Das Originaltuch von Edith Haller inspirierte uns zu vielen verschiedenen Modellen. An der Realisierung dieses Buches waren beteiligt: Kristin Benecken, Edda Bretschneider, Dorothea Fischer, Mechthild Fischer, Edeltraut Sommerfeld und Sandra Walter.
Die Originalstrickanleitung des „Hapsaler Maiglöckchentuches“ und auch ihr Lebenslauf stammen von Edith Haller.
Für die vorliegende zweite Auflage haben Bettina Foertig und Lotte Wackerhagen die Abkürzungs- und Zeichenerklärung sachkundig ins Englische übersetzt. Lotte Wackerhagen hat außerdem beim Auffinden und der Korrektur von Fehlern geholfen.
Bei allen, die zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben, bedanke ich mich von Herzen!
Dorothea Fischer
Geesthacht, im Juli 2005
Texte: Dorothea Fischer
Fotos: Jennifer Zeisel,
Karen Anlauf und Volker Trost,
mit Ausnahme der Fotografien auf Seite → Angelika Poziemski,
→ Kristin Benecken und → David Hyde.
Die Fotografien von Edith Haller wurden von Ulrich Plüddemann
aufgenommen, dem Schwiegersohn von Edith Haller.
Computer-Detailbilder, Grafiken und Buchumschlag:
Dorothea Fischer
Die Strickschriften wurden unter DesignaKnit erstellt.
Das Tor zu den Maiglöckchenfeldern der Gärtnerei Schrader-Seefeldt in Drage an der Elbe
1984 lernte ich auf einer Reise in Südafrika eine bemerkenswerte Frau kennen, die wunderschöne Tücher nach einem Muster aus Estland strickte.
Zu dieser Reise kam es für mich durch einen schweren Schicksalsschlag. Nach dem Tod meiner ältesten Tochter im Jahr 1983 wurde bei mir eine ernste Erkrankung diagnostiziert und mein Arzt im Herdecker Krankenhaus empfahl mir, „ins Warme“ zu reisen, damit ich wieder Lebensmut finden würde. Eine Einladung meiner Verwandten in Südafrika lag schon seit 20 Jahren vor, aber mir fehlte das Geld und auch die Motivation zu reisen.
Meine Verwandten erneuerten die Einladung und mit meinem ersponnenen und erstrickten Geld konnte ich das Flugticket nach Johannesburg bezahlen. Dort nahmen mich die Verwandten sehr freundlich auf. Die - über das ganze Land verstreuten - sieben Cousinen und Cousins und alle weiteren Verwandten zeigten mir in neun Wochen Südafrika und Namibia. Es war eine sehr schöne und eindrucksvolle Zeit. Durch die Schönheit, die Sonne und die Weite des Landes und ihrer Menschen fand ich wieder etwas Mut und auch Lust dazu, meine Arbeit „Spinnen mit Patienten“ im Herdecker Krankenhaus fortzusetzen.
Von Kapstadt aus unternahm meine Gastgeberin Irmgard einen Ausflug mit mir nach Stellenbosch zu ihrer Schwiegermutter Edith Haller, die wunderschöne Tücher nach dem traditionellen Maiglöckchenmuster der Stadt Hapsal in Estland strickte.
Diese Tücher waren mir schon in Johannesburg begegnet. Ich war von der Schönheit so beeindruckt, dass ich Frau Haller versprach, die Maiglöckchentücher in Deutschland zum Kauf anzubieten, damit dieses Kulturgut erhalten bliebe und weiter getragen werde. In Südafrika war es Frau Haller zu dieser Zeit nicht möglich, das richtige Garn zu bekommen und in Europa war die Strickmode mit dem dünnen Mohairgarn, welches sie für die Maiglöckchentücher brauchte, leider vorbei. Ich machte mich deshalb auf eine mühsame Suche nach passendem Mohairgarn und bekam noch einige Reste. Eines Tages schrieb mir Frau Haller, ich sollte mir etwas wünschen, etwas, womit sie mir eine Freude machen könnte. So wünschte ich mir ein Tuch aus selbstgesponnener Wolle vom schwarz- bis silbergrauen Schafbock meines Bruders Christian. Dieses wunderbar warme Tuch habe ich viele Jahre getragen, es gehörte zu einem eleganten Strickkostüm mit kurzem und langem Rock aus der gleichen Schur dieses Schafbockes.
Dieses Tuch bewirkte eine Veränderung. Ich suchte nun nicht mehr nach Mohairgarnen, sondern spann selbst die Garne. Als nächstes folgte ein naturgefärbtes violettes Tuch aus selbstgesponnenem und mit Cochenille gefärbtem Kaschmir. Über einige Jahre habe ich verschiedene Materialien gesponnen und - je nach Wunsch - in ihrer Naturfarbe oder aber naturgefärbt nach Südafrika geschickt. Bis ich eines Tages ein dünnes Alpakagarn und ein Ramie/Seide-Garn entdeckte, das Frau Haller besonders gut gefiel. Von dieser Zeit an habe ich die fertigen Garne gefärbt und auf die weite Reise nach Südafrika geschickt, die gestrickten Tücher kamen zu mir zurück und fanden in Deutschland Bewunderer und Liebhaber.
Es entwickelte sich eine jahrelange Verbindung mit einem regen Briefwechsel zwischen Frau Haller und mir, die mit Freude und Hingabe die Maiglöckchentücher gestrickt und damit vielen Menschen Freude bereitet hat.
Im Jahr 2001 starb Edith Haller in Stellenbosch im Alter von fast 90 Jahren; ein Foto zeigt sie mit ihrer Strickarbeit wenige Wochen vor ihrem Tod. Sie hat bis zum letzten Tag ihres Lebens diese zauberhaften Tücher gestrickt, zum Schluss mit einem Sauerstoffgerät auf dem Sofa liegend.
Edith Haller 1991
Edith Haller war eine bemerkenswerte Frau, die Güte und Zufriedenheit ausstrahlte. Auf meine Bitte hin schrieb sie ihre Lebensgeschichte 1990 auf und ließ 1991 und 2001 ein Foto von ihrem Schwiegersohn für mich aufnehmen, beide Fotos sind hier zu sehen.