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© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

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Projektleitung: Cornelia Nunn

Lektorat: Barbara Kiesewetter

Korrektorat: Jutta Weikmann

Bildredaktion: Esther Herr, Natascha Klebl (Cover)

Covergestaltung: kral & kral design, Dießen a. Ammersee

eBook-Herstellung: Christina Bodner

 

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ISBN 978-3-96747-052-9

1. Auflage 2021

 

Bildnachweis

Coverabbildung: Raphael Boos/Haus zum Nussbaum Lindau (www.gartenimpulse.de)

Illustrationen: Marion Feldman, Getty Images, iStock, mauritius images, Quagga Media

Fotos: Adobe Stock; Alamy Stock Foto; Dorothea Baumjohann; Elke Borkowski/gardenpicturestock; Christa Brand; Flora Press/BIOSPHOTO/NouN; Flora Press/Otmar Diez; Flora Press Digitalice Images; Flora Press/Thomas Dupaigne; Flora Press/Liz Eddison; Flora Press/Edition Phoenix; Flora Press/FocusOnGarden/Jürgen Becker; Flora Press/FocusOnGarden/Ursel Borstell; Flora Press/FocusOnGarden/Sibylle Pietrek; Flora Press/Garten Fräulein; Flora Press/gartenfoto.at; Flora Press/Derek Harris; Flora Press/Ute Klaphake; Flora Press/Daniela Kunze; Flora Press/Meyer-Rebentisch; Flora Press/Evi Pelzer; Flora Press/Redeleit & Junker/L. Redeleit; GAP Photos/Dave Bevan; GAP Photos/Lynne Brotchie; GAP Photos/Jonathan Buckley; GAP Photos/Paul Debois; GAP Photos/Carole Drake/Yeo Calley Organic Garden; GAP Photos Heather Edwards; GAP Photos/Tim Gainey; GAP Photos/FhF Greenmedia; GAP Photos/Highgrove/A. Butler; GAP Photos/Michael Howes; GAP Photos/Martin Hughes-Jones; GAP Photos/Ernie Janes; GAP Photos/Andrea Jones; GAP Photos/Joanna Kossak; GAP Photos/Fiona Lea; GAP Photos/Robert Mabic; GAP Photos/J S Sira/Design Jon Wheatly/Mary Payne/Terry Porter; GAP Photos/Graham Strong; GAP Photos/Jo Whitworth; GAP Photos/Nicola Stocken; Leena Hokka; iStock; Hubert Kivelitz; Bernd Koch/astrofoto; Kuratorium Boden des Jahres und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig; Kuratorium Boden des Jahres/Thüringer Landesanstalt für Boden und Geologie; Marianne Majerus; Marianne Majerus/Bennet Smith; Marianne Majerus/Design: Rosemary Verey; Marktgemeinde Straß im Straßertale; mauritius images/Cavan Images/Heidi Nadeen Flynn; mauritius images/Jaubert French Collection/Alamy; mauritius images/Lichterwerk; mauritius images/Pitopia/Angelika Balk; Jutta Nerger Gartenideen; Shutterstock; Staudengärtnerei Gaißmayer; Friedrich Strauss; Friedrich Strauss/Andreas Lauerman; Friedrich Strauss/Garden World Images; Friedrich Strauss/NouN.

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Besondere Anbaumethoden und -planungen

Die Geschichte des Gärtnerns ist geprägt von Frauen und Männern, die Neues ausprobierten und teils recht eigenwillige Methoden entwickelten. Die einen waren und sind in erster Linie Praktiker, andere nähern sich von naturwissenschaftlichen und ökologischen Standpunkten.

Die herkömmliche Wissenschaft wird teilweise auch infrage gestellt, etwa im Umfeld des biodynamischen Anbaus. Hier legt man durchaus Wert auf naturwissenschaftliche Methoden, sieht sie aber als zu eng gefasst an. Angestrebt wird ein erweitertes Verständnis von Natur und Pflanzen, bis hin zu kosmischen Einflüssen.

So sind aus unterschiedlichen Gründen spezielle Methoden der Planung und des Anbaus entstanden, die schon viele Interessenten und Fans unter den Hobbygärtnern gewonnen haben: vom Gärtnern gemäß Gertrud Franck über die Aussaat nach dem Mondkalender von Maria Thun bis hin zur Permakultur.

Allen gemeinsam ist eine ausgeprägte Orientierung an natürlichen Kreisläufen und Zusammenhängen. Ebenso das Bestreben, den Boden schonend zu bearbeiten und seine Fruchtbarkeit nachhaltig zu fördern.

REIHENMISCHKULTUR NACH GERTRUD FRANCK

Die in Untergröningen in Baden-Württemberg geborene Gertrud Franck (1905–1996) gehörte zu den wichtigsten Pionierinnen des Bioanbaus. Ursprünglich als Gemeindehelferin tätig, heiratete sie 1935 den Landwirt und Agraringenieur Hannfried Franck. In der Folge wurde sie zur Gutsfrau auf einem großen Saatzuchtbetrieb bei Schwäbisch Hall. Mit viel Engagement, dem Studium von Fachbüchern und der Hilfe von erfahrenen Beratern erwarb sie schnell grundlegende Kenntnisse des Pflanzenanbaus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg legte Gertrud Franck einen rund 1 Hektar großen Gemüse- und Obstgarten an, um mit Unterstützung von Hofangestellten alle Mitarbeiter des landwirtschaftlichen Betriebs zu versorgen. Am Anfang ging es vor allem darum, die Not der Nachkriegsjahre zu bewältigen. Dafür erprobte Franck Anbaumethoden, um die Bodenfruchtbarkeit für gute Ernten zu erhalten. Zugleich sollten sie nicht allzu viel Aufwand erfordern. So entwickelte Gertrud Franck ihr System der Reihenmischkultur und nutzte dabei den großen Garten wie ein Versuchsfeld.

Für Franck war es ein besonderes Anliegen, ihr Praxiswissen an weibliche Lehrlinge der Hauswirtschaft weiterzugeben. Denn Gärtnern auf dem Land war vor allem Sache der Frauen: Sie mussten zusätzlich zur Hausarbeit die Familie mit Gemüse, Kartoffeln und Obst versorgen, mitsamt Einmachen und Konservieren. Deshalb sollte der Anbau mit möglichst wenig Zeit- und Kraftaufwand durchgeführt werden – was eine gute Planung erforderte.

Bodenpflege und Arbeitsersparnis

Gertrud Franck erkannte früh, wie wichtig es war, den Boden gut zu pflegen und seine Fruchtbarkeit zu fördern. Sie verzichtete ganz auf das damals noch »obligatorische« Umgraben. Stattdessen wird bei ihrer Anbauweise der Boden zwischen den Reihen ständig bedeckt gehalten, und zwar mit Pflanzenresten. Diese dienen als Mulchdecke, verringern das Austrocknen und unterdrücken den Wildkrautaufwuchs. Zugleich dienen sie als Flächenkompost, weil sie den Boden beim Verrotten mit Nährstoffen anreichern. Das erspart einem das Aufsetzen eines Komposthaufens. Über die Mulchdecke kann man die Fläche auch überall betreten, ohne dass eine Verdichtung droht. Man braucht also auch keine Wege.

Franck nutzte zudem häufig Kräuter und Brennnesseln zum Ansetzen pflanzenstärkender Jauchen, Brühen und Tees. In manche Gemüsereihen säte sie z. B. Dill, um Schwebfliegen anzulocken: Deren Larven sind gute Blattlausbekämpfer. Bei allem zeigt sich, wie gut sie es verstand, gärtnerisch und ökologisch Sinnvolles mit praktischer Arbeitsersparnis zu verbinden.

Gertrud Franck säte in den C-Reihen gern Gelbe Rüben, die sie in ihren Plänen von den Karotten unterschied. Gelbe Rüben haben meist einen etwas kräftigeren Geschmack.

Die A-, B- und C-Reihen

In Gertrud Francks Reihenmischkultur spielt der Spinat eine besondere Rolle: Er wird im Frühjahr als Erstes gesät, und zwar im ganzen Garten in Reihen von 50 cm Abstand. Diese Spinatreihen gliedern die komplette Fläche. Die anderen Reihen sät oder pflanzt man dann zwischen die Spinatreihen.

Dabei unterschied Franck in A-, B- und C-Reihen:

Dieses Prinzip überschneidet sich nur zum Teil mit der sonst üblichen Fruchtfolge von Stark-, Mittel- und Schwachzehrern: Ausschlaggebend sind hier nicht die Nährstoffansprüche, sondern die Kulturdauer und der Saatzeitpunkt.

Die Reihen werden stets in der Abfolge A–C–B–C gesät oder gepflanzt. So ergeben sich zwischen zwei A-Reihen und zwischen zwei B-Reihen stets 2 m Abstand und zwischen zwei C-Reihen jeweils 1 m Abstand – immer mit einer Reihe Spinat dazwischen (→ >, Grafik).

Fruchtwechsel durch Reihenrücken

Die Bodenbearbeitung beschränkt sich bei dieser Methode auf das Lockern mit der Grabegabel im späten Jahr nach der letzten Ernte oder im zeitigen Frühjahr. In Reihen, die schon im Frühherbst frei werden, wird am besten eine Gründüngung gesät.

Im nächsten Jahr rücken alle Reihen um 25 cm weiter. Man sät also zuerst wieder frischen Spinat zwischen zwei Spinatreihen aus dem Vorjahr. Dadurch kommen die A-, B-, C-Reihen nun dahin, wo der Boden durch den vorjährigen Spinat schon gut vorbereitet ist.

Das Prinzip der Mischkultur kann auch innerhalb der Reihen umgesetzt werden, z. B. mit Roten Beten zwischen den Kohlpflanzen oder Radieschen zwischen Salat.

IM 1. JAHR

IM 2. JAHR

IM 3. JAHR

Reihenmischkultur nach Gertrud Franck: Die Spinatreihen werden mit 50 cm Abstand gesät und gliedern als »Liniensaaten« die Anbaufläche. Sie rücken jedes Jahr 25 cm weiter und damit auch alle A-, B- und C-Reihen. Die A-Reihen sind die Hauptkulturen, in diesem Beispiel Tomaten und Gurken. Die B-Reihen sind die Nebenkulturen, hier Buschbohnen und Lauch. Die C-Reihen sind Kurzzeitkulturen, hier frühe Möhren, Kohlrabi, Kopfsalat und Radieschen (in einer Doppelreihe).

Spinat als Richtschnur

Die Spinatreihen dienen nicht nur der Flächenaufteilung: Sie bedecken vorteilhaft den Boden, schützen die Sämlinge der anderen Gemüsearten und liefern schließlich auch erste Ernten – sofern man so viel Spinat verarbeiten kann. Danach wird er umgehackt und bleibt auf den freien Flächen zwischen den anderen Reihen liegen, ebenso wie weitere Pflanzenreste, die während des Jahres anfallen.

Ein dermaßen häufiger und fast flächendeckender Spinatanbau kann allerdings auf Dauer Probleme bereiten. Heute werden im Allgemeinen 3–4 Jahre Anbaupause für Spinat empfohlen, ebenso für die verwandten Gänsefußgewächse Rote Bete und Mangold. Andernfalls können Falscher Mehltau, Blattfleckenpilze, Wurzelbrand, Nematoden oder Rübenasskäfer sehr lästig werden. Mögliche Alternativen, um dem Spinat zwischendurch eine Pause zu gönnen, wären z. B. Feldsalat (in schossfesten Sorten), Hirschhornwegerich, Kamille, Schnittsalat und Sommerbohnenkraut.

Auch bei ihren C-Reihen war Gertrud Franck recht »großzügig« in Sachen Fruchtwechsel. In ihren Plänen kamen zum Teil Rote Bete und Möhren (Gelbe Rüben) alle 2 Jahre in dieselbe Reihe, was man heute nicht mehr unbedingt empfehlen würde. Die Methode nach Franck fördert zwar die Bodengesundheit, was auch die Gefahr durch ausdauernde Schaderreger vermindert. Trotzdem kann es nichts schaden, heute auf wenigstens zwei- bis dreijährige Anbaupausen zwischen derselben Art zu achten, also auf einen ausreichend weiten Fruchtwechsel.

GÄRTNERN NACH MONDKONSTELLATIONEN

Am Anfang war der Mondkalender. Als die Menschen in der Jungsteinzeit begannen, den Zeitverlauf in wiederkehrende Abschnitte zu unterteilen, boten ihnen die Mondphasen die besten Anhaltspunkte. Das erste »Neulicht« nach dem Neumond, dann Sichelmond, Halbmond, Vollmond: Diese Himmelszeichen waren für jeden gut erkennbar und nachvollziehbar. Das Beobachten der Mondzyklen half vermutlich schon den Jägern und Sammlern, den regelmäßigen Tierwanderungen und z. B. den Reifezeiten von Beeren zu folgen.

Um 2000 v. Chr. entwickelten die Babylonier einen schon recht ausgefeilten Mondkalender. Er unterteilte das Jahr in 12 Monate mit je 30 Tagen, ausgerichtet nach den Mondzyklen, die im Schnitt 29,53 Tage dauern. Um die Differenz zum gut 365 Tage währenden Sonnenjahr auszugleichen, wurde alle paar Jahre ein Schaltmonat von 30 Tagen eingefügt, den der König in einem Erlass festlegte; meist nach dem Stand des Sterns Sirius.

Der Mond fasziniert die Menschen schon seit Urzeiten. Die ersten Kalender richteten sich nach den Mondphasen und -zyklen, was im Wort »Monat« erhalten blieb.

Der Mondkalender von Aberdeenshire

In neuerer Zeit entdeckten Archäologen in Aberdeenshire in Schottland Überreste einer Anlage aus dem 8. Jahrtausend v. Chr., die wohl schon dem genauen Verfolgen der Mondzyklen diente. Damit wäre sie der älteste bekannte Kalender der Welt. Es handelt sich um zwölf sorgfältig angeordnete Erdgruben, in die Pfähle gesteckt wurden, um die verschiedenen Mondphasen zu markieren. Dazu kam sogar eine Markierung zum Erfassen der Wintersonnenwende – also für den Tag, an dem die Sonne ihren niedrigsten Stand hat. So konnten die Marker für das Mondjahr immer wieder neu am Sonnenjahr ausgerichtet werden.

Der Sonnenstand als Taktgeber

Für den Anbau von Pflanzen wurde der Wechsel der Jahreszeiten und Tageslängen, bedingt durch den Lauf der Erde um die Sonne, zunehmend wichtiger. So verbreiteten sich die Sonnen- oder Solarkalender immer stärker: von ersten Anfängen bei den alten Ägyptern über den julianischen Kalender der Römer bis hin zum gregorianischen Kalender aus dem 16. Jahrhundert, nach dem wir uns heute noch richten. Die Einteilung in 12 Monate wurde zwar vom Mondkalender übernommen und das Wort »Monat« leitet sich vom Mond ab. Doch die Mondzyklen spielen beim Sonnenkalender keine Rolle mehr.

Die Magie des Mondes

Betrachtet man einen eindrucksvollen Mondhimmel in freier Natur, kann man gut nachvollziehen, dass unsere Vorfahren Ehrfurcht vor dem Erdtrabanten hatten und ihm große Wirkung zuschrieben. Schließlich steuert der Mond ja auch Ebbe und Flut und bewegt die Weltmeere. Daraus schließen manche, dass er z. B. auch die Pflanzensäfte beeinflussen kann. Nach einer Tradition aus dem Alpenraum sollen im Winter kurz vor Neumond gefällte Bäume besonders haltbares Holz liefern, weil der abnehmende Mond angeblich Wasser aus den Stämmen zieht. Ob sich das wissenschaftlich bestätigen lässt, ist bis heute umstritten, wird aber teils auch in der Forstwirtschaft so gesehen. In seriösen Forschungen wurden beispielsweise auch – schwache – Auswirkungen von Mondrhythmen auf die Wuchsrichtung von Bohnen festgestellt.

Das alles erinnert ein wenig an die Mischkultur (→ >–>): Es finden sich Hinweise, dass etwas dran ist. Viel deutlicher sind meist jedoch die sicht- und messbaren Einflüsse auf das Pflanzenwachstum: eben der Wetterverlauf inklusive Sonnengenuss, der Bodenzustand und die Pflege.

So kann man das Gärtnern nach Mondphasen und -stellungen ähnlich wie die Mischkulturen zum Erfahrungswissen zählen. Der Mondeinfluss wird allerdings häufiger infrage gestellt. Denn »Leben nach dem Mondstand« ist schon länger ein vielfach ausgeschlachtetes Trendthema und bezieht sich längst nicht nur auf praktische Gartenerfahrungen. Da wird es schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Zum andern gibt es verschiedene Versionen von Mondkalendern, die teils sehr unterschiedliche Saat-, Pflanz- und Erntetermine empfehlen.

Diese Unterschiede werden oft damit erklärt, dass sich manche Kalender nach dem synodischen Mondlauf richten, andere nach dem siderischen Mondlauf. Der synodische Mondlauf wird auch als astrologisch bezeichnet und der siderische als astronomisch. Tatsächlich trennen Astronomen die Begriffe »astronomisch« und »astrologisch« wesentlich schärfer, als bei den Mondkalendern üblich. Und Astronomen sprechen auch nur von Stern- und Tierkreisbildern, die am Himmel als wirkliche Sternkonstellationen zu sehen sind – wobei es insgesamt 88 Sternbilder gibt. Die zwölf bekannten Tierkreisbilder mit den Namen wie Schütze und Löwe liegen entlang der Ebene, auf der sich die Erde und die Planeten um die Sonne bewegen.

Stern- und Tierkreiszeichen dagegen werden der Astrologie zugeordnet und beschränken sich auf die zwölf, die auch aus Horoskopen bekannt sind. Im Folgenden wird deshalb der Einfachheit halber von Sternzeichen gesprochen, sofern es nicht eindeutig um das Sternbild geht.

Der synodische Mondlauf richtet sich nur nach den Mondphasen, von einem Neumond bis zum nächsten: wie schon bei den alten Babyloniern mit gleichbleibenden Längen von rund 29,5 Tagen. Damit sind auch die Phasen, in denen der Mond vor einem Sternzeichen steht, gleich lang.

Der siderische Mondlauf orientiert sich dagegen an der Position des Mondes vor dem jeweiligen Tierkreisbild. Weil die Sternbilder verschiedene Größen haben, sind auch die einzelnen Phasen unterschiedlich lang. Das Durchlaufen der zwölf Tierkreisbilder dauert insgesamt nur 27,3 Tage. Der siderische Kalender lässt sich recht exakt berechnen und damit an die heutige Zeit anpassen. So berücksichtigen bessere Kalender die deutliche Verschiebung der Erdachse in den letzten 2000 Jahren. Dabei hat sich der Frühlingsbeginn gegenüber dem Sonnenjahr verschoben. Um 1000 v. Chr. hatten Mond- wie Sonnenkalender ihren Frühlingspunkt noch im Tierkreisbild des Widders. Aber schon seit fast zwei Jahrtausenden fällt der Frühlingsbeginn im siderischen Mondlauf in das Bild der Fische.

Aber selbst zwischen Kalendern, die sich erklärtermaßen streng am siderischen Mondlauf ausrichten, gibt es öfter Abweichungen, die aus den Berechnungsmethoden und/oder Interpretationen resultieren. Dazu kommen Mondkalender, die stärker auf alte Traditionen und Überlieferungen setzen, oft auch mit regionalen Unterschieden.

Ein besonderes Gewicht haben die Aussaattage nach Maria Thun: Sie beruhen auf langjährigen Untersuchungen und Erfahrungen in der biodynamischen Landwirtschaft. Doch dort gibt seit jeher auch Skeptiker, die solche festen Saattage als wenig sinnvoll ansehen.

DIE AUSSAATTAGE NACH MARIA THUN

Maria Thun (1922–2012) zählt zu den wichtigen Wegbereiterinnen des biologisch-dynamischen Anbaus. Sie wuchs als Maria Jung auf einem Bauernhof in Hessen auf, in der Nähe von Marburg. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie in der Krankenpflege und lernte ihren späteren Ehemann kennen, den Maler Walter Thun. Er arbeitete als Lehrer an einer Waldorfschule und war Anhänger von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, einer spirituellen Weltanschauung. Steiner legte mit seinem »Landwirtschaftlichen Kurs« auch den Grundstein für den biodynamischen Anbau (→ >). Maria Thun beschäftigte sich intensiv mit den Schriften Steiners und noch mehr mit ihren ersten Anbauversuchen mit Radieschen. Später pachtete sie in Marburg einen Garten und beobachtete sorgfältig Zusammenhänge zwischen Saatterminen, Mondphasen und Tierkreiskonstellationen. Im Jahr 1963 veröffentlichte sie im Eigenverlag ihren ersten Aussaattagekalender, Jahr für Jahr gefolgt von neuen Ausgaben.

Im Jahr 1971 zog sie mit ihrer Familie um auf einen eigenen Bauernhof in Biedenkopf bei Marburg. Maria Thun forschte weiterhin, gründete eine »Versuchsstation für Konstellationsforschung«, schrieb Bücher und hielt gut besuchte Vorträge. Nachdem sie 2012 verstarb, führen ihr Sohn Matthias Thun, ein Imkermeister, und seine Frau Anna den Kalender bis heute erfolgreich weiter.

Noch um 1000 v. Chr. erschien der Frühlingspunkt im Sternbild Widder (gelbrote Markierung). Doch durch die Taumelbewegung der Erdachse hatte er sich schon um 1000 n. Chr. deutlich ins Sternbild Fische verschoben und liegt heute weit im Westen.

Die Elemente und ihre Tierkreiszeichen

Schon vorher hatte es Versuche zum Einfluss der Mondphasen gegeben, sogar schon erste Aussaatkalender. Maria Thun konnte darauf aufbauen, ging aber noch wesentlich systematischer vor. Zunächst erprobte sie den Einfluss verschiedener Mondläufe auf das Pflanzenwachstum. Grundsätzlich orientierte sie sich am siderischen Mondlauf, mit unterschiedlich langen Phasen je nach Sternbildgröße. Das ist die astronomische Basis. Diesen kombinierte sie aber auch mit dem auf- und absteigenden Mond sowie dem synodischen Mondlauf, also dem zu- und abnehmenden Mond. Und sie interpretierte den siderischen Mondrhythmus »astrologisch«: als Tierkreiszeichen mit speziellen Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum, mitsamt Berücksichtigen wechselnder Anziehungskräfte des Mondes und sogenannter ätherischer Bildungskräfte.

Danach ordnete Thun je drei Tierkreiszeichen vier Elementen zu, die nach ihren Beobachtungen unterschiedliche Pflanzenorgane fördern. Die Unterteilung der Elemente geht zurück auf altgriechische Naturphilosophen. Tierkreiszeichen mit denselben Wirkungen fasste sie zu Trigonen zusammen – abgeleitet von der Konstellation, bei der zwei Planeten im Winkel von 120° zueinander stehen. Die jeweils zugehörigen Tierkreiszeichen bilden dabei ein gleichseitiges Dreieck.

Die für die jeweilige Pflanzengruppe empfohlenen Tage gelten nicht nur für Aussaat und Pflanzung, sondern auch für die Pflege und die Ernte, bis hin zum Lagern und Konservieren. Allerdings gibt es dabei auch Ausnahmen. Zu den Blattpflanzen zählen z. B. Salate, Kohlarten und Blattkräuter wie Dill und Thymian. Sollen diese jedoch getrocknet oder für Tees verwendet werden, erntet man sie besser an Blüten- oder Fruchttagen; ebenso Weißkohl, der zu Sauerkraut verarbeitet wird. Zu den Wurzelpflanzen gehören alle Wurzel- und Knollengemüse sowie Zwiebeln und Knoblauch. Den Blütenpflanzen werden hauptsächlich Blumen und Blütenstauden zugeordnet, außerdem Brokkoli und Blütengehölze.

Auch wenn einen manches daran befremden kann: Es ist beeindruckend, wie gründlich Maria Thun alles durchdacht und fein differenziert aufeinander abgestimmt hat.

ZUORDNUNG DER PFLANZENORGANE NACH TIERKREISZEICHEN

ELEMENT

TIERKREISZEICHEN (TRIGONE)

GÜNSTIG FÜR:

Erde

Stier – Jungfrau – Steinbock

Wurzelpflanzen

Wasser

Fische – Krebs – Skorpion

Blattpflanzen

Luft/Licht

Wassermann – Zwilling – Waage

Blütenpflanzen

Feuer/Wärme

Widder – Löwe – Schütze

Fruchtpflanzen

Gemischte Reaktionen

Nach den Einstellungen von heutigen biodynamischen Gärtnern, Landwirten und Forschern könnte man fast sagen: Die Lager sind ein wenig gespalten. Es gibt nach wie vor überzeugte Anhänger der Thunschen Aussaattage. Doch es fanden auch schon mehrere Versuche statt, die die von Maria Thun beschriebenen Mondwirkungen kaum oder gar nicht bestätigen konnten.

Das wohl bekannteste Beispiel ist der achtjährige Anbauversuch von Dr. Hartmut Spieß vom Institut für Biologisch-Dynamische Forschung. Auf dem Dottenfelder Hof bei Frankfurt am Main konnte er durchaus interessante Mondeinflüsse feststellen. Allerdings fielen diese je nach Jahr oft sehr unterschiedlich aus und stimmten selten mit den »Prognosen« des Aussaatkalenders überein. So ließ sich z. B. ausgerechnet der Einfluss der siderischen Trigonstellungen des Mondes kaum nachweisen.

Signifikant positiv waren vor allem Erträge und Qualität von Möhren bei Aussaat kurz vor Vollmond, im Sternbild Jungfrau. Kartoffeln dagegen, die ebenfalls zu den Wurzelpflanzen zählen, brachten unter denselben Bedingungen deutlich schlechtere Erträge. Spieß wies außerdem darauf hin, dass sich oft verschiedene Mondrhythmen überlagern. Dadurch kann man kaum feststellen, ob der Einfluss vom siderischen, vom synodischen oder von einem anderen Mondrhythmus kommt. So oder so wirken Wachstumsfaktoren wie Lichtintensität, Wärme, Feuchte oder Tageslänge wesentlich stärker. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kam auch ein 13-jähriger Anbauversuch in Köln-Auweiler.

Mondkalender für den Garten gibt es in zahlreichen Ausführungen. Nur wenige berücksichtigen jedoch die genauen, jährlich neu berechneten Aussaattage nach Maria Thun.

Stressige Aussaattage

Solche Versuche waren für manche Praktiker eine willkommene Bestätigung, auf das Einhalten von Aussaattagen zu verzichten. Denn dies kann auch zur Last werden, wenn man große Flächen bestellt oder viele verschiedene Arten anbaut. Und das betrifft auch Hobbygärtner. Passt es z. B. gerade von der Zeit und vom Wetter her optimal, den ersten Kopfsalat zu pflanzen, muss zusätzlich der Thunsche Kalender »Wasser« (für Blattpflanzen) anzeigen. Wenn nicht, müssen Sie das Pflanzen um 5–6 Tage verschieben. Dann regnet es möglicherweise so stark, dass Sie in den nassen Boden besser keinen Salat setzen. Warten Sie dann nochmals eine Woche, kann es passieren, dass der vorgezogene Salat schon bald zu schießen beginnt.

Erschwerend kommt dazu, dass der thunsche Kalender nicht nur die Tage festlegt, sondern ganz akkurat auch die Uhrzeit, zu der die Mondstellungen wechseln. Wenn z. B. bis 12 Uhr der vorläufig letzte Salat gepflanzt werden könnte, dann aber vielleicht ein Behördengang etwas länger aufhält, schmilzt alle Vorfreude auf baldigen Genuss rasch dahin.

PERMAKULTUR: DAUERHAFT UND NACHHALTIG

Die Permakultur ist ein spannendes Thema. Sie wird hier aber nur kurz vorgestellt, weil es dabei eher um Gartenplanung nach einer ökologischen Philosophie geht – die sich gern auch »ganzheitlich« nennt. Detaillierte Anbauplanung ist hier weniger gefragt. Oft wirkt der Anbau auf den ersten Blick sogar eher planlos, und das mit Absicht.

Das englische Wort »permaculture« wurde zusammengezogen aus »permanent agriculture«, auf Deutsch: dauerhafte Landwirtschaft. Das ursprüngliche Konzept entwickelten die beiden Australier Bill Mollison (1928–2016) und David Holmgren (*1955) in den 1970er-Jahren. Sie strebten anfangs eine möglichst umweltschonende, nachhaltige, an natürlichen Kreisläufen ausgerichtete Landwirtschaft an. Das Weglassen des Wortbestandteils »agri« führte zu einer weiter gefassten Vorstellung der Permakultur. Grundsätzlich gilt die Maxime: Jedes Element sollte mehrere Funktionen erfüllen. Die Pflanzen werden deshalb nicht nur zum Ernten oder Anschauen gesetzt, sondern z. B. auch aus ökologischen oder sozialen Gründen der gemeinsamen Teilhabe. Das kann sich auch auf architektonische und technische Aspekte wie Energieeinsparung und eigene Stromerzeugung erstrecken.

Wichtige Grundprinzipien

Die von Mollison und Holmgren formulierten Gestaltungsprinzipien wirken teils recht abstrakt. Nur ein Beispiel: »Die sorgfältige Beobachtung systemischer Abläufe und durchdachte Interaktion mit den Systemelementen.« So scheint die Permakultur in erster Linie aufgeschlossene Intellektuelle anzusprechen – obwohl natürlich jeder daran teilhaben und für sich etwas »mitnehmen« kann.

Doch in der Umsetzung zeigen sich dann sehr praktische Aspekte, bei denen sich die Permakultur teils auch vom Biogarten unterscheidet. Grundsätzlich wird erst einmal alles so genommen, wie es ist, und das Beste daraus gemacht. Schlechtere Böden werden nicht großartig verbessert und erst recht nie umgegraben. Da vertraut man voll und ganz auf eine ständige Bodenbedeckung nach dem Vorbild von Naturstandorten – und hilft nur durch Mulchen mit Holzhackschnitzeln und anderem vorhandenen Material nach, keinesfalls z. B. mit Kakaoschalen.

Denn zugekauft wird möglichst wenig. Stattdessen verwendet man selbst gemischte Anzuchterde, selbst vermehrte Pflanzen, teils auch selbst gebastelte Gartengeräte aus Recyclingresten usw. Und das nicht nur, um Geld zu sparen, sondern auch, um umweltschädliche weite Transportwege zu vermeiden.

Gezielt ausgewählte Fruchtwechsel und Mischkulturen spielen nur eine geringe Rolle. Stattdessen pflanzt man lieber kunterbunte Mischungen, mitsamt einem recht hohen Anteil von mehrjährigen Stauden, Kräutern und Gemüsen.

Manche schneiden ihre Obstbäume und -sträucher eher selten und ernten dann oft kleine, aber zahlreiche Früchte, die sie gern zum Teil den Vögeln überlassen.

Auf Dauer scheint sich so vieles gut einzupendeln, mit zunehmenden Erträgen bei geringem Arbeitsaufwand. Allerdings braucht es dafür, neben entsprechend großer Fläche, auch viel Geduld.

Wer berufstätig ist und in einem kleinen Garten nach Feierabend auf Permakultur umsteigen möchte, kann zunächst einmal ein paar typische Elemente auswählen: etwa die Kräuterspirale oder ein vielfältig bepflanztes Beet mit Wildstauden und -kräutern samt ständiger Bodenbedeckung. Freilich müssen das dann auch die Nachbarn gutheißen, sofern man nicht völlig abgeschieden lebt.

In der Permakultur wird der Gemüseanbau eher »sanft gelenkt«, ohne allzu stark in die Natur einzugreifen. Freie Bodenflächen sollte man stets mit Mulch abdecken.

Die Permakultur-Zonen

Man merkt den zugrunde liegenden Ideen schon an, dass sie in dem großen, weiträumigen Land und Kontinent Australien entstanden sind. Als Idealfall gilt eine Selbstversorger-Aufteilung in fünf Zonen, plus eine »Zone 0«:

Das ist, wie gesagt, eine Idealvorstellung, die sich bei uns am ehesten in einem großen Gemeinschafts- oder Landgarten verwirklichen lässt. In diesem Fall könnten in der Zone 2 auch kleine Nutztiere wie Hühner und Schnecken vertilgende Laufenten hinzukommen und in Zone 4 Schafe, Schweine oder sogar Pferde.

In den heutzutage meist deutlich kleineren Gärten können Zone 3 und 4 aber auch ganz entfallen oder nur auf kleinen Flecken angedeutet werden. Die Zone 5 sollte zumindest ansatzweise vorhanden sein. Sie wird als wichtiges Kernelement der Permakultur angesehen. So oder so sollten die Zonen keinesfalls sauber voneinander abgetrennt werden, sondern fließend ineinander übergehen.

Lebendige Gartenbereiche

Beetflächen, Wege, Einfassungen, Installationen, Leitungen, Kompostplatz, Gewächshaus: Das alles gehört zur Anlage und zum Umfeld eines Gemüsegartens. Abgerundet wird das Ganze durch Winkel und Ecken, die schon bald zum Leben erwachen: mit gern gesehenen Gästen aus dem Tierreich.

Wer einen Gemüsebereich oder einen ganzen Garten anlegt, hat zunächst viel mit Planskizzen, Handwerklichem und Technik zu tun. Die »Hardware« steht im Vordergrund, bevor man das erste Gemüse genießen kann. Lebhaft sprießen anfangs vor allem Wildkräuter, die bei der Beetanlage und anderen Vorarbeiten eher lästig sind. Lässt man jedoch einige dort wachsen, wo sie nicht stören, stellen sich bald Insekten und Vögel ein – mitsamt Marienkäfer, Tagpfauenauge und Rotkehlchen.

WILLKOMMENE GÄSTE

Wird man beim Anlegen des Gartens von schönen Schmetterlingen begleitet, kann das richtig Spaß machen. Deren Raupen schädigen meist kein Gemüse, mit wenigen Ausnahmen wie Kohlweißlingen, Eulenfaltern und Lauchmotten. Viele sind auf bestimmte Wildpflanzen und »Beikräuter« spezialisiert. Brennnesseln z. B. werden von bis zu 30 Schmetterlingsarten besucht, darunter Admiral, Kleiner Fuchs und Landkärtchen. Bienen und Hummeln schätzt man als wichtige Bestäuber. Immer mehr Gartenbesitzer wollen aber auch gefährdete Wildbienen und Solitärwespen schützen.

Besonders gern gesehen sind Nützlinge, die unliebsame Pflanzenfresser und -sauger reduzieren: so etwa Marienkäfer und Florfliegen als effektive Blattlausfeinde und Schnecken vertilgende Igel. Dazu kommen noch zahlreiche weitere Tiere, die Plagegeister eindämmen: darunter Ohrwürmer, Schwebfliegen, Schlupfwespen, Laufkäfer, Raupenfliegen und Raubmilben. Eifrige Schädlingsvertilger sind auch Spinnen, Spitzmäuse, Fledermäuse, Kröten, Frösche, Eidechsen, Blindschleichen sowie Maulwürfe, die durch ihre Graberei natürlich auch »nerven« können. Ähnliches gilt für Vögel, die einerseits sehr wichtige Helfer bei der Schädlingsbekämpfung sind. Andererseits picken manche auch sehr gern Samen und Früchte oder zerfressen sogar junge Pflänzchen.

Je vielfältiger das Leben im Garten ist, desto mehr stellt sich ein Gleichgewicht ein, bei dem einzelne Plagegeister selten überhandnehmen. Selbst nach einer wetterbedingten Massenvermehrung werden diese oft recht schnell wieder auf ein erträgliches Maß reduziert.

Wie hilfreich Nützlinge im Gartenalltag sind, hängt viel davon ab, wie die nähere und weitere Umgebung des Gemüsegartens gestaltet ist. Wenn die Tiere hier ein gutes Angebot an Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten vorfinden, kommen sie gern öfter oder siedeln sich auch für längere Zeit an. Das können Sie zusätzlich fördern.

Der vielseitig nutzbare Borretsch ist auch bei Bienen und Hummeln sehr beliebt. Sie fliegen seine Blüten von unten an und lassen die Pollen auf sich herabrieseln.

Einladende Bepflanzung

Hecken aus Blüten-, Wildsträuchern und Fruchtgehölzen wie Eberesche, Felsenbirne, Holunder, Pfaffenhütchen und Wildrosen bieten nicht nur Nahrung, Nistplätze und Verstecke für zahlreiche Vögel, sondern auch für Insekten. Am Fuß solcher Hecken suchen auch Igel, Spitzmäuse, Eidechsen und Kröten gern Unterschlupf.

Ebenso anziehend sind dicht belaubte Klettergehölze. Kann Efeu an einer alten Mauer oder einem knorrigen Baum hochklimmen, wird er zum wahren Nützlingsparadies. Mit seinen erst im Herbst geöffneten, grüngelben Blüten bietet er Insekten noch spät im Jahr Nektar und Pollen an. Die für uns giftigen Beeren werden von Vögeln sehr geschätzt. Und hinter der dichten, immergrünen Blätterwand können kleine Nützlinge gut geschützt überwintern.

Blumen und Stauden mit einfachen, ungefüllten Blüten sind wichtig für Insekten, etwa in Wildblumenwiesen und -streifen. Schwebfliegen und Schlupfwespen mögen Doldenblütengewächse wie Dill, Fenchel und Wilde Möhre. Viele Nützlinge schätzen auch Schafgarben, Stockrosen, Margeriten, Klatschmohn, Heidenelken und Taubnesseln sowie Blumen und Kräuter, die man sehr gut zum Gemüse pflanzen kann: etwa Ringelblume, Kornblume, Kamille und Borretsch. Auch blühende Gründüngungspflanzen werden gern besucht, allen voran der Bienenfreund (Phacelia).

Hummeln und Schwebfliegen sind schon früh im Jahr unterwegs und freuen sich dann über gelbe Winterlinge, Märzenbecher und Buschwindröschen.

Plätze zum Unterschlupfen

Reisig- und Gehölzschnitthaufen sowie Laub- und Steinhaufen bieten Unterschlupf und Überwinterungsplätze für viele Arten, von Laufkäfern bis zu Igeln. Auch Trockenmauern werden gern angenommen. Liebhaber feuchter Milieus wie Kröten und Frösche finden im Umfeld naturnaher Gartenteiche geeignete Plätze. In kühlen Außenräumen, Schuppen und auf Dachböden überwintern Marienkäfer und Florfliegen, wenn sie über Ritzen Zugang finden. Nicht zu vergessen die Mulchschichten, die über Winter auf den Beeten bleiben und den Wurzelbereich von Gehölzen und Stauden schützen: Darunter kommen zahlreiche kleine Nützlinge gut durch die kalte Jahreszeit.

Besondere Angebote

Sehr gezielt kann man Nützlinge mit geeigneten Nisthilfen fördern. Die gibt es im spezialisierten Fachhandel nicht nur für Vögel, sondern auch für Fledermäuse und Insekten wie Wildbienen und -wespen. Letztere nehmen gern Holzblöcke und -scheiben mit Bohrlöchern, Lochziegel, Schilfrohr- und Strohbündel an. Ein »Insektenhotel« kann das alles unter einem vor Regen schützenden Dach vereinigen.

Erkundigen Sie sich bei Nisthilfen für Vögel über geeignete Kästen und Höhlen für die Arten in Ihrem Garten. Denn hier gibt es teils deutliche Unterschiede in der bevorzugten Form und Größe. Bringen Sie Nisthilfen am besten schon im Herbst in 2–3 m Höhe an: Dann können sie bereits zum Überwintern genutzt werden. Im Spätsommer sollte man die Kästen dann gründlich reinigen. Über Winter oder auch ganzjährig kann man die Vögel mit geeignetem Futter in überdachten Futterhäuschen unterstützen sowie mit häufig frisch gefüllten Wassertränken.

Florfliegen, deren Larven in wenigen Wochen bis zu 500 Blattläuse wegputzen, werden von roter Farbe angelockt und nutzen entsprechend angestrichene Kästen mit Schlitzen gern als Winterquartier. Man bringt diese ab Mitte September in 1,5–2 m Höhe an. Ohrwürmer verkriechen sich gern in Tontöpfen, die an Ästen oder Pfählen mit der Öffnung nach unten aufgehängt und mit Holzwolle oder Stroh gefüllt werden. Igel lassen sich mit einem selbst gebauten Igelhaus oder einer Igelkuppel aus dem Fachhandel unterstützen.

Kompost und nachhaltige Düngung

Mit jeder Ernte entziehen wir dem Gemüsegarten Nährstoffe. Deshalb müssen die Bodenvorräte immer wieder aufgefüllt werden. Zu den besten Hilfsmitteln dafür gehören Kompost, Gründüngung und Mulchen: Mit ihnen lässt sich der Nährstoffkreislauf auf naturnahe Weise wieder schließen.

In unberührten Wäldern wachsen majestätische Buchen und Tannen, ganz ohne Düngung von Menschenhand. Ihnen reichen die Nährstoffe aus abgefallenen Blättern, Nadeln, Zweigen und tierischen Resten und verrottenden alten Baumstämmen. Am Waldboden sind kleine Tiere, Pilze und Bakterien ständig mit dem Zersetzen beschäftigt.

Das kann in naturnahen Gartenbereichen ähnlich vor sich gehen, etwa in Strauchgruppen. Im Gemüsegarten dagegen werden immer wieder größere Nährstoffmengen entfernt: durch Ernten des Gemüses, durch Abräumen von Resten, Jäten von Wildkräutern, auch durch tierische Mitesser sowie durch Auswaschung. Deshalb ist regelmäßiger Nachschub nötig.

KOMPOST: DAS SCHWARZE GOLD DES GÄRTNERS

Auch wenn man schon lange gärtnert, ist es immer wieder faszinierend, wie sich beim Kompostieren Garten- und Küchenabfälle in humose, nach Waldboden riechende Erde verwandeln. Das erinnert fast schon an die Alchemisten des Mittelalters, die unedle Metalle in Gold verwandeln wollten. Daraus wurde bekanntlich nichts. Im Kompost dagegen gelingt die »Veredlung« der Ausgangsstoffe zuverlässig, wenn man diese gut vermischt und gezielt aufschichtet.

Weil der Kompostplatz zur wichtigen Garten-Infrastruktur gehört, finden Sie Infos und Tipps zu Standort, Größe und Kompostbehältern im Kapitel »Nutzgarten- und Beetanlage« (→ >).

Was kann auf den Kompost?

Kompostieren können Sie fast alle organischen Garten- und Küchenabfälle. Ausnahmen sind Materialien, die sehr schlecht verrotten, die nützliche Organismen beeinträchtigen, Ratten und Mäuse anlocken oder den Kompost und den Boden auf verschiedene Weise belasten.

Entsprechend lassen sich die »Rohstoffe« unterteilen in:

In einem gut aufgesetzten Kompost wird es beim Verrotten im Kern warm genug, dass manche Unkrautsamen und »harmlosere« Krankheitskeime absterben, z. B. Echter Mehltau. Im Allgemeinen ist es aber sicherer, kranke Pflanzenteile sowie vermehrungsfreudige Wildkräuter über den Biomüll zu entsorgen. Denn in professionellen Kompostanlagen werden deutlich höhere Rottetemperaturen erreicht.

Äste, Zweige, kräftige Gemüse- und Blumenstängel sollten vor dem Aufsetzen zerkleinert werden. Solches Grobmaterial ist sehr hilfreich, um das aufgesetzte Kompostmaterial zu durchlüften. Die holzigen Reste verrotten allerdings langsam, sodass man sie am besten mithilfe eines Durchwurfsiebs abtrennt und mit dem nächsten Kompost wieder aufsetzt. Wenn Sie dafür ohnehin ein Sieb verwenden, können Sie auch Nussschalen, Koniferenzapfen und z. B. Eicheln mitkompostieren, die sich ebenfalls langsam zersetzen. Beim Kompost, der unter Obst- und Ziergehölzen ausgebracht wird, stört das sowieso nicht.

Spezielle Kompostarten

Getrenntes Kompostieren empfiehlt sich für Herbstlaub in größeren Mengen, abgefallene Nadeln und Nadelholzzweige sowie Stallmist. Große Laubblätter werden am besten vorher mit dem Rasenmäher zerkleinert. Laub- und Nadelkompost sollte möglichst luftig in Drahtbehältern und mit viel untergemischtem Holzhäcksel aufgesetzt werden. Bis so ein Kompost reif ist, also komplett zu Erde wird, kann es bis zu 2 Jahre dauern. Gibt man beim Aufsetzen genug Kalk dazu, lässt sich der nährstoffreiche Laubkompost auch im Gemüsegarten nutzen. Andernfalls wird er schwach sauer bis sauer. Dann eignet er sich ebenso wie der saure Nadelkompost vor allem für Pflanzen wie Heidelbeere, Preiselbeere und Rhododendron – außerdem für das Absenken des pH-Werts auf allzu kalkhaltigen Böden.

Tipps zum Aufsetzen von Mistkompost finden Sie auf > (»Stallmist als Dünger«).

Kompostmaterial sammeln

Setzt man die Garten- und Küchenabfälle nach und nach auf, so wie sie gerade kommen, zersetzt sich das Ganze ungleichmäßig und meist auch langsam. Außerdem entwickelt sich dann kaum eine höhere Verrottungswärme, die für eine zügige Zersetzung sorgt. Das ist auch ein Nachteil bei Thermokompostern, die ebenfalls portionsweise befüllt werden: Trotz ihrer Außenisolierung erreichen sie im Kern selten Temperaturen von 50–60 °C, die in einem gut aufgeschichteten Gartenkompost möglich sind.

Deshalb sammelt man besser erst einmal über Wochen, was an Garten- und Küchenabfällen anfällt, in Kompostboxen oder einfach auf einem Haufen. Dabei kann man schon ein wenig darauf achten, dass sich eher grobe, trockene Reste mit feinen, feuchten Materialien abwechseln. Günstig sind Pflanzenabfälle mit anhaftendem Boden: Die darin lebenden Organismen kurbeln schon die Vorrotte an. Zu diesem Zweck kann man auch gelegentlich eine Schaufel mit bereits angerottetem oder fertigem Kompost in die Sammelbox geben. Zusammen mit öfter ausgestreutem Algenkalk oder Gesteinsmehl hilft das außerdem, unangenehme Gerüche zu vermeiden.

RASENSCHNITT: VIELSEITIG VERWENDBAR

Frisches Mähgut kann gleich zum Mulchen auf die Beete kommen. Soll der Rasenschnitt stattdessen kompostiert werden, lässt man ihn erst flach ausgebreitet anrotten, bevor man ihn mit dem anderen Material aufsetzt – das allerdings auch nur in dünnen Schichten. Ist der Kompost komplett aufgeschichtet, eignet sich der Grasschnitt prima zum Abdecken.

Sie können den Rasenschnitt aber auch getrennt in einem Maschendrahtbehälter kompostieren, vermengt mit reichlich Holzhäcksel und zerkleinerten Zweigen. Ideal ist außerdem etwas fertiger Kompost als »Startzugabe«. Gut durchlüfteter Rasenschnittkompost verwandelt sich oft schon innerhalb von 4–6 Monaten in reife, nährstoffreiche Komposterde.