Übersetzung aus dem Lettischen

von Andris Zemītis (dr.zemitis@gmail.com)

Titel der lettischen Originalausgabe

Nenoslēgtais loks – Leģionāra stāsts

(Der nicht geschlossene Kreis – Geschichte eines Legionärs)

erschienen 2013 bei MANSARDS, Riga, ISBN 978-9934-12-006-0

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2021 Andris Zemītis

Lektorat: Tobias Keck

Design: Jūlija Zemīte

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-753-43412-4

Inhaltsverzeichnis

* von Dr. hist. Kārlis Kangeris

** von Dr. med. Andris Zemītis

Vorstellung der lettischen Ausgabe in Riga
von Kārlis Kangeris

Jānis Zemītis wurde 1921 in Lettland geboren und verstarb 1985 in Westdeutschland. Bis 1982 wohnte ich in Deutschland und hatte Gelegenheit, Jānis kennenzulernen. Er wohnte in etwa 70 km Entfernung von Münster, meinem Wohnort. Sein Sohn Andris studierte hier. Im Bund Lettischer Jugend in Europa engagierten wir uns beide, und so war ich mehrmals in Schwerte zu Besuch im Haus der Familie Zemītis.

Als ich noch im Flüchtlingslager1 lebte und auch in der darauffolgenden Zeit, hatte ich recht häufig die Gelegenheit, in der Gesellschaft von ehemaligen Legionären zu sein. Diese betonten oft ihre soldatische Vergangenheit, ob es angebracht war oder nicht.

Von Jānis Zemītis war mir nicht bekannt, ob er aktiv am Kriegsgeschehen teilgenommen hatte. Das interessierte mich damals auch nicht sonderlich. Wenn ich gelegentlich in Schwerte war, hat Jānis niemals über den Krieg gesprochen.

Es war für mich eine große Überraschung, als mich Andris, der Sohn des Autors, vor Kurzem fragte, ob ich nicht Interesse und Zeit hätte, für die Erinnerungen seines Vaters eine Einleitung zu schreiben. Ich hatte bei Jānis Zemītis nie eine Beziehung zum Zweiten Weltkrieg oder zur Lettischen Legion gesehen. Aber dann stellte sich heraus, dass er demjenigen Fünftel der lettischen Emigration (des Jahres 1944) angehörte, welches zu den Kriegsteilnehmern zählte (20.000 von 100.000 lettischen Emigranten waren ehemalige Soldaten). Aber darüber hat er keinerlei Stolz gezeigt.

Die Aufzeichnungen von Jānis Zemītis bestehen aus drei Teilen. Im ersten Teil ist der Dienst in der Lettischen Legion in Lettland, Russland und Deutschland beschrieben, im zweiten Teil ist die Zeit in Britischer Gefangenschaft, hauptsächlich in Zedelgem2, Belgien, und im dritten Teil das Leben in Flüchtlingslagern in Deutschland beschrieben. Die Erinnerungen umfassen die Zeit von 1943 bis zum Jahresbeginn 1947. Die Erzählungen haben nahezu den Charakter eines Tagebuchs, denn sie sind in einer Zeitspanne von einem bis zu zehn Monaten nach den Ereignissen niedergeschrieben worden. Das verleiht den Erzählungen Authentizität und eine hohe Glaubwürdigkeit. Außerdem sind sie frei von persönlichen Mutmaßungen über die „große Politik” (z. B. wie dumm die Einen oder Anderen waren, wie die Sowjetunion den Westen hintergangen hat, oder dass nur die Letten einen gerechten Kampf geführt haben usw.), wie es allzu oft in der Erinnerungsliteratur, die in einem größeren zeitlichen Abstand nach den Ereignissen erstellt worden ist, vorkommt. In dieser Literatur sind dann von den Autoren oft Erkenntnisse eingeflossen, die in späterer Zeit gewonnen worden sind.

Es ist gut so, dass wir hier nur von solchen Ereignissen, die der Verfasser selbst gesehen und erlebt hat, erfahren. Und wir lesen nur das, was er für so wichtig hielt, um es aufzuschreiben und somit in Erinnerung zu behalten, oder was er möglicherweise an nachfolgende Generationen weitergeben wollte. Alles ist ohne überflüssige Didaktik.

Die erste Mobilisationswelle fand in Lettland von März bis August 1943 statt und betraf die von 1919 bis 1925 geborenen Männer, zu denen auch Jānis gehörte. Er war einer von 17.971 Männern, die in die Lettischen Legion, bzw. 15. Division der Waffen-SS3 einberufen, im Sommer 1943 ausgebildet und dann im Januar 1944 nach Russland an die Front verlegt wurden. Dort war er im Sanitätsdienst.

Dieser Teil der Aufzeichnungen ist deshalb so interessant, weil er Ereignisse beschreibt, die sich hinter der Front abspielten – in den Verbandsplätzen. Darüber ist nur wenig in der Erinnerungsliteratur zu finden. Besonders fällt auf, dass Jānis kaum über die Schrecken des Krieges schreibt. Er war ja doch Sanitäter, der Verwundete zu versorgen hatte. Eine Zeit lang war er für die Angelegenheiten der gefallenen Legionäre zuständig. Er musste mit den Folgen der Kämpfe zurechtkommen – den Verwundeten und Gefallenen.

Die Erinnerungen von Jānis sind keine Erzählung über Helden, die die „Roten“ bekämpften oder die für ein „freies Lettland“ kämpften. Die Aufzeichnungen über das Jahr 1944 sind eigentlich eine Schilderung des „Rückzugs“ durch die Weiten Russlands und anschließend auch in Lettland. Im darauffolgenden Jahr wandelt sich der Rückzug auf dem deutschen Gebiet zu einer regelrechten Flucht, um nicht in die Hände der Roten Armee zu geraten. So war Jānis mit der 15. Division in Russland und Lettland ständig auf dem Rückzug, in Deutschland wurde dann daraus eine panische Flucht nach Westen. Auch so kann man die „Kampftätigkeit“ der Lettischen Legion sehen: Rückzug und Flucht vom Wolchow4 in Russland bis zum Ufer der Elbe in Deutschland. (Man sollte beachten, dass das Verständnis von real Erlebtem interindividuell sehr unterschiedlich sein kann.)

Als ich das erste Mal das Manuskript las, beeindruckte mich gerade dieses Verständnis von den Geschehnissen: Der „Kampf“ der Lettischen Legion (15. Division) war eigentlich nur ein Rückzug und am Ende gar eine Flucht vor dem Feind. Im Grunde hat Jānis Zemītis damit recht. Die Kämpfe der Lettischen Legion bestanden vom ersten bis zum letzten Tag darin, Positionen aufzugeben, sich zurückzuziehen und am Ende eiligst in Richtung Westen zu fliehen. Diese Erinnerungen sind kein Heldenepos über den lettischen Soldaten. Sie unterscheiden sich in vieler Hinsicht vom heute gepflegten Bild eines Legionärs, der für ein „freies und unabhängiges Lettland“ kämpfte.

Nach seiner Einberufung ging Jānis Zemītis ohne Groll zur Lettischen Legion. Andererseits zeigte er (in seinen Erinnerungen) auch keine Begeisterung. Der Krieg, der Dienst in der Lettischen Legion, riss ihn aus dem gewohnten Umfeld und durchkreuzte seine Zukunftspläne – das Studium der Medizin. Aus seinen Aufzeichnungen kann man schließen: der Krieg war nicht sein Ding!

Da kommt die Frage auf, warum er in seinen Aufzeichnungen nur über seine eigenen Wege, seine Freunde und über alltägliche Details (z. B. Verpflegung), nicht jedoch über den eigentlichen Kriegsverlauf und die Schrecken des Krieges schreibt. War es seine Persönlichkeit, die ihn dazu anhielten, diese Erlebnisse (Erinnerungen) für sich zu behalten und etwas derartig Schlechtes, Schreckliches nicht auf Papier niederzuschreiben? Oder waren es Folgen seiner Erziehung in der Familie und Schule (humanistische Bildung)? Oder war es seine allgemeine Einstellung zum Krieg, die Ablehnung des Krieges als Mittel zur Lösung zwischenmenschlicher Konflikte? Deutet etwa das darauf hin, dass er zu späterer Zeit Gespräche über den Krieg gemieden hat? Heute könnte man mit Textanalysen nach psychologischen, posttraumatischen Ursachen und anderem suchen. Ich jedoch wende mich diesen Gesichtspunkten nicht zu, und so ist es dem Leser überlassen, selbst Antworten auf diese Fragen zu suchen.

Der zweite thematische Teil dieses Buches beschäftigt sich mit der Kriegsgefangenschaft in Deutschland und Belgien. Wir lesen in den Aufzeichnungen über die Erlebnisse eines Individuums inmitten von 12.000 anderen. Wie im vorherigen Teil, so dominiert auch hier die Schilderung der eigenen Situation, die seiner Freunde und der Alltagsverhältnisse (der auferlegten Normen). Dies ist nicht die erste und auch nicht einzige Beschreibung der Verhältnisse in Zedelgem.

Der dritte und letzte Abschnitt ist der relativ kurzen, in Flüchtlingslagern verbrachten Zeit gewidmet. Es waren knapp acht Monate. 1946 verschmolzen die Kriegsgefangenen mit der übrigen Masse der lettischen Flüchtlinge in Deutschland und wurden DPs (Displaced Persons). Die Erzählung folgt den bisherigen Leitlinien: das Private, die Freunde und die Schilderung der Lebensumstände. Die Erzählung bietet eine interessante Erkenntnis – das Leben in den Flüchtlingslagern war gar nicht so eintönig, wenn man jung und unternehmungslustig war. Wir lesen über die Arbeit in einer deutschen Fabrik, über Reisen zu verschiedenen Orten in der britischen Besatzungszone und über verschiedene Eigentümlichkeiten des Lagerlebens. Wir erfahren, dass das Leben der einzelnen DPs einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen konnte.

Abschließend und zusammenfassend möchte ich ausdrücken, dass diese Erinnerungen von Jānis Zemītis in gewisser Hinsicht im Stil eines Tagebuchs abgefasst sind. Der Verfasser hatte niedergeschrieben, was ihm im Krieg und an der Front wichtig war, was im Gefangenenlager aufzeichnungswürdig war und was das Leben in Flüchtlingslagern so besonders machte. Erinnerungen sind immer persönlich, und sie zeigen die Sichtweise des Individuums auf sein eigenes Leben sowie auf die Geschehnisse in der näheren und ferneren Umgebung. Erinnerungen lassen auch erkennen, welche Sichtweise der Verfasser auf das um ihn herum geschehene hatte.

So ist ein interessanter Lesestoff nicht nur für echte Kenner der Zeit, aber auch für alle anderen (die sich möglicherweise weniger in diesem Zeitabschnitt auskennen) entstanden. Dieses Buch erweitert unsere Kenntnisse über die lettische Geschichte um einen weiteren individuellen Mosaikstein.

Die „Erstausgabe“ von 1946 enthält den lettischen Originaltext der ersten Hälfte dieser Übersetzung.

Eigenanfertigung im Kriegsgefangenenlager in Belgien,
Format 10,5 x 13,5 cm,
fester Einband, bezogen mit grünlicher Zeltplane.


1 In ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg lebten viele Letten in Flüchtlingslagern.

2 Gemeinde in Belgien, Region West-Flandern. Dort befand sich von 1944 bis 1946 ein großes Kriegsgefangenenlager der Briten für einige Zehntausende deutsche Wehrmachts- und SS-Soldaten, sowie auch etwa 10.000 Letten.

3 SS - Abkürzung für Schutzstaffel, nationalsozialistische Organisation, deren mehr oder weniger eigenständiger militärischer Teil im 2. Weltkrieg die Waffen-SS war.

4 Fluss südöstlich von St. Petersburg (damals Leningrad), Einsatzgebiet der lettischen Legion

Erläuterungen zu dieser Ausgabe
von Andris Zemītis

Im Juni 1945, also nur wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, begann Jānis Zemītis mit der Niederschrift seiner Erlebnisse, die ganz erheblich von dem schrecklichen Krieg, von dem nahezu ganz Europa betroffen war, geprägt sind. Es entstand eine zusammenhängende Erzählung von den Erlebnissen und Beobachtungen eines jungen Mannes während des Krieges und in der darauffolgenden Zeit. Jānis war damals 22 bis 25 Jahre alt.

Diese Geschichte handelt im Zeitraum von März 1943 bis zum Jahreswechsel 1946/1947. Obwohl die Erzählung kein übliches Tagebuch darstellt, hat sie doch Charakterzüge einer Dokumentation. Jānis verfasste seine Aufzeichnungen in Prosa und in einem nur kurzen zeitlichen Abstand zu den beschriebenen Vorkommnissen. Deshalb kann man davon ausgehen, dass alle Geschehnisse noch in frischer Erinnerung waren. Den Schilderungen kann somit ein hoher Wahrheitswert angerechnet werden.

Die Grundlage dieses Buches sind handschriftliche Aufzeichnungen, die einige Jahrzehnte in der Tiefe meines elterlichen Bücherschrankes schlummerten – in zweiter Reihe hinter Büchern, die jahrelang kaum bewegt worden waren. Meine Eltern lasen gern und viel. Sie hatten im Laufe der Jahre eine beachtliche Bibliothek mit überwiegend lettischer Exilliteratur zusammengestellt. Eines Tages, da weilte mein Vater schon einige Jahre nicht mehr unter uns lebenden, machte sich ein immer größer werdender Wasserfleck in der Zimmerdecke über dem Bücherschrank bemerkbar. Schnell stellte sich heraus, dass ein Regenwasserabfluss undicht geworden war und eine umfangreichere Reparatur erforderlich wurde. Dazu musste der Bücherschrank versetzt werden. Und, damit er überhaupt bewegt werden konnte, musste er entleert werden, denn Bücher sind bekanntlich schwer. Bei diesem Vorhaben kamen die Aufzeichnungen ans Tageslicht des 21. Jahrhunderts.

Das handschriftliche Original umfasst zum einen ein kleines Büchlein mit 240 Seiten und zum anderen vier sehr dicht beschriebene linierte oder karierte Hefte aus Wehrmachtsbeständen. Das gefundene Material erschien nach erstem Lesen derart interessant, dass nach Konsultation von Historikern eine Veröffentlichung angegangen wurde. Im Jahre 2013 erschien daraufhin das Buch „Nenoslēgtais loks – Leģionāra stāsts“ (zu Deutsch: „Der nicht geschlossene Kreis – die Geschichte eines Legionärs“) in lettischer Sprache im Verlag Mansards, Riga.

Die erste Hälfte der Aufzeichnungen, von den Kapiteln „Einleitung“ bis „Im Lazarett“, findet sich in dem eben erwähnten handschriftlich abgefassten Büchlein. Jānis beschrieb die 240 Seiten mit einem Füllfederhalter, während er sich in Kriegsgefangenschaft befand. Das Büchlein fertigte er in Eigenarbeit an, er band es fest ein und bezog den Einband dann mit grünlicher Zeltplane. Als Buchtitel wählte er „Atmiņas par dienestu Latviešu Leģionā“ (deutsch: „Erinnerungen an den Dienst in der Lettischen Legion“). So entstand eigentlich – genau genommen – schon im März 1946 die Erstausgabe in einer Auflage von einem Exemplar. Dabei war es bestimmt nicht leicht gewesen, an Schreibpapier zu kommen, denn in der unmittelbaren Nachkriegszeit, insbesondere in der Gefangenschaft, mangelte es an allem.

Es kann davon ausgegangen werden, dass Jānis den Text in dem Büchlein wohl von einer ersten Niederschrift überarbeitet und dann übernommen hat, während der Text in den vier Heften eine unbearbeitete Erstversion zu sein scheint.

Die hier vorliegende Übersetzung hält sich sehr dicht an das lettische Original, um die Authentizität zu wahren. In der Erzählung werden sehr viele Personen vom Autor namentlich benannt, jedoch oft nicht mit vollem Vor- und Familiennamen, sondern nur mit einem von beiden.

Für geografische Bezeichnungen innerhalb Lettlands kommt die lettische Schreibweise zu Anwendung. Nur bei der Hauptstadt Riga, die in der Landessprache Rīga geschrieben wird (ein feiner Strich über dem i macht den Unterschied), wird eine Ausnahme gemacht.

In diesem Zusammenhang scheint eine kurze Einlassung bezüglich der lettischen Schriftsprache angebracht zu sein. Mehrere Buchstaben sind mit diakritischen Zeichen ausgestattet. Vokale mit einem Strich darüber (Ā, Ē, Ī, Ū) werden lang ausgesprochen. Ein Häkchen über einem Zischlaut bewirkt folgende Aussprache: Č – tsch, Š – sch, Ž – stimmhaftes sch wie bei Journal. Findet sich ein „Komma“ unter einem Konsonanten, so wird dieser etwa so ausgesprochen: Ģ wie dj, Ķ wie tj, Ļ wie lj, und Ņ wie nj (wie im Spanischen bei Señora). Personennamen enden meist mit einer dem Genus typischen Endung – die weiblichen mit a oder e und die männlichen mit s oder is – und werden dem Kontext entsprechend dekliniert.

Bei der Übertragung russischer Ortsbezeichnungen aus dem kyrillischen Alphabet sind Abweichungen zur Schreibweise in anderen Publikationen möglich. Die im damaligen Deutschland östlich der Oder und auf dem Gebiet der Freien Stadt Danzig liegenden Orte tragen heute polnische Namen.

Ohne die Mithilfe mir lieber Menschen hätte dieses Buch nicht entstehen können. Mein Dank gebührt meinen Freunden – beide sind Historiker – Kārlis Kangeris für die Buchvorstellung der lettischen Ausgabe und die am Ende dieses Buches eingefügte eingehende Darstellung des Begriffs der Lettischen Legion sowie Tobias Keck für das Lektorat dieser deutschen Ausgabe. Meiner Tochter Jūlija danke ich für die Gestaltung des Umschlags und meiner Tochter Lāra für eine korrektive Sichtung des Textes. Mein ganz besonderer Dank gebührt meiner Ehefrau Sarma für vielerlei Hinweise und insbesondere für die alles entscheidende Anregung, diese Übersetzung vom Lettischen ins Deutsche in Angriff zu nehmen und zum 100. Geburtstag meines Vaters im Jahr 2021 fertigzustellen.

Vier mit blauer Tinte voll beschriebene Hefte der Größe A5 mit den originalen Aufzeichnungen – die zweite Hälfte dieses Buches.

Mein Vater Jānis Zemītis
– die Vorgeschichte –

Jānis Zemītis wurde am 3. März 1921 in Grobiņa, einer kleineren Ortschaft nahe der Ostseehafenstadt Liepāja, Lettland, geboren. Nur etwa ein halbes Jahr vorher, am 11. August 1920, wurde in Riga der Friedensvertrag zwischen dem jungen Staat Lettland und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik abgeschlossen, womit der Unabhängigkeitskrieg Lettlands gegen die in Lettland eingefallenen russischen Truppen ein Ende hatte. Sein Vater Arturs Zemītis war zu der Zeit Direktor der dortigen Landwirtschaftsschule, die im Herrenhaus des Gutes Iļģi (Illien) eingerichtet war. Seine Mutter Helēna kümmerte sich um die Erziehung ihrer zwei Kinder, des älteren Valentīns und dann auch des zuletzt geborenen Jānis. In der Grundschule von Grobiņa begann Jānis seine schulische Laufbahn.

Vater Arturs starb im Jahr 1937, als weite Teile der Bevölkerung noch nicht ahnten, dass der Zweite Weltkrieg bevorstand und Lettland mitsamt seinen Menschen schlimme Zeiten erleben wird. Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter Helēna mit ihren zwei Kindern zu ihrer Schwester nach Jelgava, der Hauptstadt des ehemaligen Herzogtums Kurland. Dort wohnten sie alle unweit des Stadtzentrums in einem Haus in der Mātera Straße.

Schon ab der fünften Klasse, also der Vorbereitungsklasse für das Gymnasium, besuchte Jānis das Herzog-Peter-Gymnasium, eine renommierte Bildungseinrichtung, die nach dessen Gründer, dem kurländischen Herzog Peter von Biron (1724 - 1800), anfangs als Academia Petrina benannt war. Als Jānis im Juni 1941 seine schulische Bildung mit der Hochschulreife abschloss, war Lettland bereits seit einem Jahr von Russland, das sich damals Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken nannte, besetzt. Die russischen Besatzer hatten das traditionsreiche Gymnasium in 1. Sekundarschule in Jelgava umbenannt. Knapp zwei Wochen später, als am 29. Juni 1941 deutsche Truppen einmarschierten, wurde die russische Herrschaft in Jelgava von der deutschen abgelöst. Zwei Tage später geschah dies auch in Lettlands Hauptstadt Riga.

Abiturklasse 1941
Jānis sitzt in der vorderen Reihe – zweiter von rechts.

Die beiden Brüder, Valentīns und Jānis, hatten ein sehr gutes Verhältnis untereinander und verstanden sich bestens. Sie hatten viele gemeinsame Interessen, sammelten gemeinsam Briefmarken und Ansichtskarten und machten trotz ihres Altersunterschieds von sechs Jahren viele gemeinsame Unternehmungen.

Im Frühjahr 1942 begann Jānis an der Universität in Riga Medizin zu studieren. Dann zog auch die Familie nach Riga und bezog eine Wohnung in der Margrietas Straße nahe dem Bahnhof Zasulauks linksseitig des Flusses Daugava. Jānis musste sein Studium bereits 1943 unterbrechen, als er zum Kriegsdienst für das Deutsche Reich einberufen wurde. Valentīns studierte schon etwas länger Medizin, und wurde, gleich nachdem er das Studium im Dezember 1943 abgeschlossen hatte, auch zum Kriegsdienst für Deutschland – dann schon als Arzt in die Lettische Legion – einberufen.

Am 16. Juni 1941 erhielt Jānis zum Schulabschluss dieses Dokument.
Oben: das Wappen der Sozialistischen Sowjetrepublik Lettland, darunter: Volkskommissariat für Bildung. Das „Attest“ ist zweisprachig – lettisch und russisch. Nur 13 Tage später wurde die russische Herrschaft in Jelgava von der deutschen abgelöst.

Bei der Ausstellung dieses Studienbuchs im Oktober 1942 wurde noch ein Formularheft aus der Zeit vor Juni 1940, als Lettland noch ein unabhängiger Staat war, verwendet.

Die kaum später im November 1942 ausgestellte Matrikelkarte der in „Universität in Riga“ umbenannten Universität Lettlands zeigt die Sprache der damaligen Besatzer – Deutsch.

Die Titelseite des 1946 in der Kriegsgefangenschaft selbst angefertigten Büchleins

Erinnerungen vom
Dienst
in der Lettischen Legion

Weine nicht Livland, zertreten sind deine Felder und Ehre.

Semgallen unterdrückt sein Klagen, die Freiheit naht.

Das mit Asche und Toten gedeckte Lettgallen bekreuzigt sich.

Kurland, Schwesterchen, öffne die Tore, –

Deine Brüderchen laufen barfuß,

ohne ein Zuhause!

(Lyrik von Andrejs Eglītis: Im Land der Hoffnungen)

Eigenverlag in Zedelgem,
Belgien, P.O.W. Camp 2227, Cage I, Bar. 935
im März 1946

Dienst in der Lettischen Legion
Einleitung

Ich beginne nun über meine Erlebnisse während des Dienstes in der deutschen Armee, der sogenannten Lettischen SS-Freiwilligen-Legion (Latviešu brīvprātīgais SS leģions) zu schreiben. Während meiner gesamten Dienstzeit habe ich ein Tagebuch geführt. Dieses habe ich jedoch am 1. Mai 1945 bei Rostock, wo wir beim Rückzug auf der russischen Seite hinter der Front geblieben waren, vernichtet. Auf Grundlage, der mir noch verbliebenen Notizen, werde ich nun versuchen, nachzuerzählen, wie es mir ergangen ist. Alle meine Reisen mit den dazugehörigen Daten habe ich in meinem Taschenkalender, der mir zum Glück noch geblieben ist, vermerkt. Momentan befinde ich mich schon seit einem Monat in Gefangenschaft der englischen Armee.

Zunächst erzähle ich von der Situation in Lettland vor meiner Einberufung. Am 5. Oktober 1939, kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, errichteten die Russen Militärstützpunkte in den Hafenstädten Liepāja und Ventspils. Die Gebiete wurden den Russen bzw. der Roten Armee von den Letten natürlich nicht freiwillig überlassen, sondern sie wurden hierzu gezwungen. Machte es für die kleinen baltischen Staaten in dieser Situation überhaupt Sinn, gegen diese (Über-)Macht Widerstand zu leisten? Ein gutes Beispiel, was im Falle von Widerstand geschehen könnte, ist der Russisch-Finnische Winterkrieg von 1939/40.

Am 17. Juni 1940 waren alle baltischen Staaten durch die Rote Armee erobert. Bei den folgenden (Schein-)Wahlen und Demonstrationen musste den Befehlen der örtlichen sowie der Kommunisten aus Moskau Folge geleistet werden – so traten wir am 5. August 1940 „freiwillig“ der UdSSR6 bei. Nun waren wir also Sowjetbürger. Während der Roten Herrschaft erlitt Lettland einen wirtschaftlichen Niedergang. Es begannen eine Vergeudung von Rücklagen, eine stümperhafte Leitung von Industriebetrieben und eine Ruinierung der Landwirtschaft durch Zerstückelung des Landes von „Großgrundbesitzern“, also von Bauernhöfen, die größer als 30 ha waren.

Anfangs waren die Russen gegenüber den Letten noch recht friedfertig, aber ab 1941 begannen sie immer mehr gesellschaftlich aktive und angesehene Menschen zu verhaften. Am 14. Juni 1941 erfolgte die zwangsweise Deportation7 vieler Letten nach Russland. Insgesamt verlor das lettische Volk im Jahr der roten Herrschaft 34.250 Männer, Frauen und Kinder – alle Getöteten, Verschleppten und plötzlich Verschwundenen zusammengezählt. Aufgrund dessen wuchs unter den Letten die feindselige Stimmung gegenüber den Roten Besatzern.

Am 22. Juni 1941 begann der Krieg zwischen Deutschland und der UdSSR. Die deutsche Armee rückte schnell vor und marschierte am 1. Juli in Riga ein. Die Letten begrüßten die deutschen Einheiten mit Jubel und Blumen und drückten auf verschiedene Weise ihre Begeisterung über die Befreiung von der bolschewistischen Herrschaft aus. Einheiten der lettischen Armee, die in die Rote Armee eingegliedert worden waren, flohen (desertierten) und organisierten gemeinsam mit den Aizsargi8 und anderen Patrioten Partisaneneinheiten, die die Deutschen in ihrem Kampf unterstützten. Die deutschen Einheiten nutzten bei ihrem Vormarsch die großen Straßen, während den Letten die Aufgabe zukam, die Wälder von den zurückgebliebenen Rotarmisten zu säubern.

Die Begeisterung der Letten über die Deutschen währte aufgrund ihres Verhaltens in Lettland nicht lange. Von der erhofften Freiheit Lettlands war nichts zu spüren, weil aus den Territorien der Staaten Lettland, Estland, Litauen und Weißrussland das neue Ostland gebildet wurde. In dieser Region war nahezu die gesamte Verwaltung in deutscher Hand, und innerhalb der Ämter wurde ausschließlich deutsch gesprochen. Durch die Einführung eines Kartensystems kamen deutschen Zivilisten große Vorteile zu. So erhielten sie im Vergleich zu den Letten etwa zweimal so viele Lebensmittel. Größere Geschäfte und Restaurants waren nur für „Reichsdeutsche“ zugänglich. Es gab noch zahlreiche weitere Veränderungen durch die Deutschen, die den Letten nicht gefielen, sodass sich mit der Zeit sogar eine feindselige Stimmung entwickelte.

Besonders interessant ist die Entwicklung des deutschlettischen Verhältnisses im Bereich des Militärs. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in lettisches Territorium versuchten die Letten ihre Armee zu reorganisieren, was allerdings durch die Deutschen verhindert wurde. Nach ihren bisherigen Kriegserfolgen waren sie so euphorisch, dass sie die Unterstützung der Letten im Krieg gegen die Bolschewiki nicht wollten, auch, um nach dem Sieg nicht mit ihnen teilen zu müssen. Erst Ende 1941 genehmigten die Deutschen es den Letten, das erste Freiwilligen-Bataillon, welches der Polizei unterstellt war, aufzustellen. Nach einiger Zeit gründeten sich mehr und mehr Bataillone, die nach einer kurzen Instruktion zur Bekämpfung von Partisanen in Weißrussland entsandt wurden. Die sogenannten Kampf-Bataillone kamen bei Leningrad zum Einsatz. Auch an anderen Orten, wie in der Ukraine und auf der Krim, waren lettische Bataillone stationiert. Als eine geschlossene Einheit aktiv zu sein, war den Bataillonen untersagt – wahrscheinlich konnten die Deutschen das Jahr 1919/20 nicht vergessen9.

In den Jahren 1941/42 sowie 1942/43 erlitten die Deutschen während des Russlandfeldzuges empfindliche Verluste. Insbesondere im Winter 1941/42 erfroren sehr viele Deutsche, da ihre Kleidung und Ausrüstung nicht für den russischen Winter geeignet waren. Der Nachschub für die Soldaten konnte nicht sichergestellt werden, da der deutsche Fuhrpark auf ein gut ausgebautes Straßennetz ausgerichtet war. Die Niederlage der VI. Armee in Stalingrad, bei der die Deutschen sehr viele Soldaten verloren, spürten sie schmerzlich. Um die entstandene Lücke zu füllen, versuchten sie für ihre Kämpfe in Russland Freiwillige zu gewinnen: Franzosen, Belgier (Wallonen und Flamen), Holländer, Dänen, Norweger, Letten, Esten und andere. Die Freiwilligen reichten aber nicht aus. Daher wurde Anfang des Jahres 1943 die Lettische SS-Freiwilligen-Legion unter Befehlshaber General Rudolfs Bangerskis gegründet10. Zunächst fungierte er als Divisionskommandeur, doch kurze Zeit darauf wurde er zum Generalinspekteur der Legion, also einem Rang ohne besondere Befehlsgewalt, degradiert. Den Kern der Legion bildeten die bereits an der Leningrader Front eingesetzten Kampfeinheiten. Durch den Zusammenschluss mit Neu-Rekrutierten entstand die 2. Lettische SS-Brigade im Sektor Wolchow, einem sehr üblen Ort – in den Sümpfen am Wolchow. In Lettland erfolgte die Rekrutierung durch die Arbeits- und Sozialverwaltung. Die Letten gingen nur ungern und unwillig zur Musterung, weil sie wegen des Verhaltens der Deutschen in Lettland nicht mehr an deren Seite kämpfen wollten. Die Rekrutierung begann mit den Jahrgängen 1919, 1920, 1921, 1922, 1923 und 1924, also diejenigen, die noch nicht in der Armee Lettlands gedient hatten.

Das Einberufungsverfahren war ungerecht, weil sich viele trotz 4 bis 5 Kommissionen mithilfe von Geld oder Schinken freikaufen konnten. Nichts als Schwindel! UK-Karten (unabkömmlich bei der Arbeit) konnte man kaufen. Diese Unabkömmlichkeitsbescheinigungen wurden an Werktätige ausgehändigt, die an ihrem Arbeitsplatz unersetzbar und auch für die Fortführung des Krieges unentbehrlich waren. Anfangs betraf das alle Beschäftigten von VEF (Staatliche Elektrotechnische Fabrik), Vairogs11 und Arsenal12 sowie alle Angestellten der Post und der Eisenbahn. Aber auch viele Männer in kleineren Betrieben gehörten zur Gruppe der „Unabkömmlichen“. Schmerzlich war es, dass diejenigen, die es auf irgendeine Weise geschafft hatten, sich der Einberufung zu entziehen, auf die anderen, d.h. die Legionäre, mit Verachtung herabblickten. Sogar einige ehemalige Freunde sagten: „Du warst dumm, dass du zur Legion gegangen bist.“ Wie konnte es in einer solchen Situation Freude machen, zu kämpfen oder möglicherweise gar zu sterben? Hinzu kam noch, dass die Deutschen in ihren Aufrufen den Namen Lettlands an keiner Stelle auch nur erwähnten. In den Aufrufen wurde propagiert, dass die Letten freiwillig für ihre Angehörigen und ihr Hab und Gut in den Kampf gegen die Bolschewiken ziehen würden. Das Wort „Volk“ kam vor – aber niemals „Staat“, bzw. „Lettland“.

Die Rote Armee rückte immer näher auf die Grenzen Lettlands vor, und man merkte, dass die Deutschen große Probleme hatten, die Front in Russland aufrecht zu erhalten. Man musste Angst haben, dass eines Tages die Front zusammenbricht und die Russen wieder in Lettland einmarschieren. Aber hierüber wollte sich kein Lette Gedanken machen. Die Einberufung in die Legion wurde als sehr unangenehm empfunden und sollte möglichst vermieden werden.

Über die Einberufung meines Jahrgangs wurde schon lange, bevor die Kommissionen ihre Arbeit Anfang 1943 aufnahmen, geredet. Es kursierten viele Gerüchte, wodurch das Interesse an Arbeit und Studium schwand. Auch ich gab mir im zweiten Semester nicht mehr so viel Mühe. Um nicht gleich nach der Einberufung nach Russland entsendet zu werden, haben wir, mehrere Medizinstudenten des ersten Studienjahres, uns zu dreimonatigen Sanitätskursen, die von der Volkshilfe („Tautas Palīdzība“, so nannte man unter deutscher Herrschaft das Lettische Rote Kreuz13) angeboten wurden, angemeldet.

Am 11. März 1943 wurde ich zur Einberufungskommission im Arbeitsamt beordert, und ich ging auch dort hin. Die Kommission bestand nahezu nur aus Deutschen sowie einigen wenigen Letten, die als Dolmetscher, Übersetzer und Protokollant tätig waren. An der Tür stand eine bewaffnete Wache, die niemanden herausließ der keine Bescheinigung bei sich trug, die besagte, dass der Jüngling entweder zum Kriegsdienst verpflichtet oder davon befreit worden war. Als ich zur Kommission ging, wurden nur Männer zur Legion berufen, welche die folgenden Voraussetzungen erfüllten: größer als 168 cm, stark und gesund. Alle anderen wurden als Aushilfen in der deutschen Armee oder zur Arbeit in für den Krieg wichtigen Unternehmen eingeteilt. Später hat man dann eine solche Auslese nicht mehr gemacht, und alle wurden „freiwillig“ für die Legion verpflichtet. Ich, der ich völlig gesund war, wurde ohne lange zu fackeln der Legion zugeteilt, und musste mit meiner Unterschrift bestätigen, dass ich freiwillig in den Reihen der SS dienen möchte. Das wurde unter Freiwilligkeit verstanden!

Viele konnten der Einberufung dank einer Unabkömmlichkeitsbescheinigung, aber auch aufgrund „wichtiger“ Arbeitsplätze oder „Krankheits-“ Bescheinigungen, entgehen. Ich versuchte den Herren der Kommission einzureden, dass ich zuerst meinen angefangenen Sanitätskurs beenden müsse. Sie entgegneten, dass es auch in der Legion eine Sanitätsschule geben wird, zu der sich jeder, der möchte, anmelden kann.

Meine frohe Hoffnung, noch drei Monate in Riga bleiben zu können, schwand, und damit sank auch meine gute Laune tief in den Keller. Als ich am nächsten Tag meine Kommilitonen Ojārs und Kūkums, die auch gehofft hatten, mithilfe des Sanitätskurses länger in der Stadt bleiben zu können, davon berichtete, wollten sie das so nicht hinnehmen und zogen gleich los, um sich für ihr Recht, den Kurs bei der „Volkshilfe“ beenden zu können, einzusetzen. Nach mehreren Vorstellungen bei den deutschen Kriegsherren kamen sie auch zu ihrem Recht.

In allen Führungspositionen der Legion hatten sich Deutsche eingenistet. In den Divisionsstäben gab es fast nur Deutsche – die Letten waren lediglich Laufburschen und für die Drecksarbeit eingeteilt – so war es überall. In alle gehobenen Positionen, besonders in der Verwaltung, hatte sich der Fritz14 eingeschlichen.

Oberleutnant Spāde merkte uns vor, versprach, die Einberufung bis zum 22. Juni, dem Ende des Sanitätskurses, aufzuschieben. Die Aussicht, jetzt doch drei weitere Monate in Riga bleiben zu können, machte mich wieder glücklicher. Den Sanitätskurs bei der „Volkshilfe“ habe ich regelmäßig besucht und besonders in der Praxis viel gelernt. Unter den Kursen litt der Fortschritt meines Studiums, aber das war mir damals nicht so wichtig.

Ende März wurden die ersten Legionäre in Riga einberufen – hauptsächlich Studenten und Gymnasiasten. Die Vereidigung fand auf dem Domplatz statt. Bereits nach drei Diensttagen wurden sie dann in das Gebiet Leningrad verlegt, um ein Manöver durchzuführen! Durch das deutsche Handeln begannen die Letten zu verzweifeln. In Zeitungen und Bekanntmachungen wurde publiziert, dass die neuen Rekruten eine drei- bis sechsmonatige Grundausbildung in Lettland erhalten würden. Das hatten wir nun davon! Das eine wurde öffentlich versprochen, aber etwas anderes getan.

Von solchen Zukunftsaussichten war ich nicht begeistert, und mein einziger Lichtblick war das Versprechen, die Einberufung bis zum Ende des Sanitätskurses aufzuschieben. Am 29. April 1943 wurde ich in die Bolderāja-Schule eingeladen, in der zurzeit Verwaltungskurse stattfanden. Ohne zu zögern ging ich zur Marijas Straße zum Stab des „Ersatzkommando Ostland“, und dort erfolgte der Aufschub meiner Einberufung bis zum 22. Juni.

In der Zeit des Sanitätskurses kursierten Gerüchte, dass Medizinern vor oder nach der Einberufung eine Ausbildung in der Feldscher-Schule15 bekommen würden. Im Mai zeigten kleine Inserate in den Zeitungen, dass die Legion Mediziner in den Einberufungsjahrgängen registrieren möchte, sodass wir uns zum Legionsarzt begaben und uns anmeldeten. Im Juni wurden wir aufgefordert, bei der Einberufungskommission zu erscheinen. Hier erhielten wir Einberufungsbefehle, die besagten, dass wir uns am 21. Juni 1943 bei der Einheit in Cekule16 einfinden müssen. Wir Kursteilnehmer erzählten dem Divisionsarzt nichts von unserem Sanitätskurs, da wir befürchteten, die Feldscher-Schule aufgrund dessen nicht besuchen zu dürfen.

Am 12. Juni war ich bei der Hochzeitsfeier von Vaļa17 und Lūcija Bērziņa. Die Volkshilfe und Mitarbeiter des Krankenhauses examinierten uns, sechs junge Legionäre, außer der Reihe, und schon am 18. Juni galt ich als ausgebildeter Kriegssanitäter. Die Volkshilfe machte von sich aus das Angebot, uns einen Aufschub der Einberufung um einige Tage zu verschaffen. Wir mussten sie aber in langen Gesprächen davon überzeugen, warum das nicht wollten. Wir hatten nämlich Angst, den Beginn der Feldscher-Schule zu verpassen.

Am 19. Juni fuhren wir, meine drei Studienkollegen Ojārs, Leo und Kūkums, Aina18, ich und ein paar andere junge Leute nach Majori19, um dort den Abschied von unserem Privatleben zu feiern. Wir hatten dort zwei fröhliche Tage. Mit den Mädchen war es etwas knapp, aber ich hatte ja meine Aina.

Am 21. Juni 1943 verabschiedete ich mich von Mama und ging zum Bahnhof. Aina begleitete mich. Am Bahnhof waren noch weitere Neu-Rekrutierte, die sich von ihren Verwandten, Freunden und Bekannten verabschiedeten. Die eine oder andere Träne war hierbei zu sehen. Ich selbst war auch traurig, gleichzeitig auch erwartungsfroh. Vor mir lag ein neuer unbekannter Lebensabschnitt, der viele Veränderungen mit sich bringen würde. Ich wollte mich nicht von meinen Liebsten trennen, aber wen kümmert das schon? Gut war, dass mich Bekannte begleiteten, mit denen ich gerne meinen Dienst ableistete. So musste ich mich nicht ausschließlich mit Fremden auf den Weg begeben.

Am 19. Juni 1943 in Majori (heute Stadtteil von Jūrmala).
Von links: 1. Aina, 2. Jānis


5 Prisoner of War Camp 2227, Cage I, Barrack 93 (englisch)

6 Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken – So nannte sich der russische Staat bis 1991.

7 über 15.000 Bürger Lettlands an diesem einen Tag

8 wörtlich Beschützer, paramilitärische Struktur der Republik Lettland, entsprechend einer Heimat- oder Landeswehr

9 Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs haben in Lettland gebliebene deutsche und russische, dem lettischen Staat feindlich gesonnene militärische Verbände, endgültige Niederlagen in Kämpfen mit der jungen lettischen Armee erlitten.

10 Am 10. Februar 1943 hat Adolf Hitler dem SS-Hauptamt befohlen: „Ich befehle die Aufstellung einer Lettischen SS-Freiwilligen-Legion.“

11 Fabrik für Waggonbau und Kraftfahrzeug-Endmontage

12 Fabrik für Rüstungsgüter

13 „Tautas palīdzība“ war eine der deutschen Militärverwaltung unterstellte Organisation, die zum Teil die Funktionen des 1918 gegründeten und 1940 von den Russen aufgelösten Lettischen Roten Kreuzes innehatte.

14 „Fricis“, die lettische Form des deutschen Vornamens Fritz, wird umgangssprachlich für Deutsche, manchmal, aber nicht immer, abwertend verwendet.

15 Feldscher – Militärsanitäter

16 Ortschaft 25 km östlich von Riga

17 Vaļa – Koseform von Valentīns, Bruder von Jānis

18 Freundin, Krankenschwester, arbeitete im Militärlazerett

19 nobler Badeort am Ostseestrand, 23 km westlich von Riga

1943 in Lettland

Am 21. Juni 1943 um 7:45 Uhr verließ unser Zug den Rigaer Bahnhof. Im selben Zug waren auch viele Legionäre, die uns vorschlugen, dass wir Jāņi20 zu Hause feiern und erst danach nach Cekule aufbrechen sollten. Zu dieser Zeit standen wir dem Dienst und der dortigen Ordnung noch positiv gegenüber. Wir wollten außerdem unbedingt pünktlich ankommen, um den Beginn bzw. die Zuteilung zur Feldscher-Schule nicht zu verpassen. Dass wir noch eine weitere Woche hätten zu Hause verbringen können, erfuhren wir erst zu spät.

Im Ersatz-Bataillon 15 in Cekule wartete schon eine größere Gruppe Mediziner, die mit einem früheren Zug eingereist war. Es dauerte nicht lange bis wir in einer Reihe aufgestellt, in Gruppen aufgeteilt und von Jansons, der „der Schreckliche von Cekule“ genannt wurde, instruiert wurden. Seine Rede gefiel mir überhaupt nicht – Worte wie „strenge Disziplin“, „harte Ausbildung“ und, dass Urlaub während der Ausbildungszeit überhaupt nicht infrage kommt, erfreuen keinen Neu-Rekrutierten. Die Gruppenkommandanten kamen aus unseren eigenen Reihen – sie dienten zuvor in der lettischen Armee als Korporale. Als Helfer des Zugführers21 fungierte Oberfeldwebel Goba. Ich kann mich noch sehr gut an ein Gespräch von Jansons mit dem Gefreiten Manass erinnern:

Jansons: „Warum sind Sie so blass? Sie sind wohl kränklich?“

Manass: „Überhaupt nicht, Herr Oberst. Versumpft!“

Jansons wurde wegen dieser Antwort sehr wütend und hielt uns eine gehörige Moralpredigt – wir sollten das Trinken lassen und alle studentischen Gewohnheiten vergessen. Wir sollten ausschließlich Soldaten sein. (Jansons wurde von seinen Vorgesetzten vorgeworfen, dass in Cekule zu viel Alkohol getrunken würde. Nach Manass Antwort dachte er wohl, dass jetzt in seinem Lager eine richtige Säuferbande angekommen war.)

In Cekule befand sich zu dieser Zeit ein riesiges Munitionsarsenal. Es wurde stark bewacht und war mit Stacheldraht umzäunt, der sich nur unwesentlich von den Zäunen hier im Lager (ehemaliges Konzentrationslager22) unterscheidet. Ohne Urlaubsschein war es nur sehr schwer möglich, das Lager zu verlassen.

Unsere Räume befanden sich in einem gemauerten Neubau, in dem neben uns auch die „8. Abteilung“ (Handwerker) untergebracht war – zusammen etwa 80 Mann. Die Räumlichkeiten waren gut, auch, wenn sie uns anfangs nicht gefielen.

Am ersten Tag hatten wir Ruhe, aber auch nichts zu essen. Wir lagen auf unseren Betten, verzehrten unsere mitgebrachten Leckereien und machten uns Gedanken über das bevorstehende Leben in der Armee. Am Nachmittag bekamen wir unsere Drillich23-Arbeitskleidung, Stiefel, Gewehre und weitere Ausrüstung, die für unsere Ausbildung notwendig war, ausgehändigt. Unterwäsche, Uniform, Mantel und Töpfe bekamen wir erst später. Bis dahin mussten wir mit dem auskommen, was wir von zu Hause mitgebracht hatten. Manchmal kam es, zum Beispiel mit der Unterwäsche oder dem Geschirr, zu sehr unangenehmen Situationen. Aber das war nur zu Anfang. Nach und nach bekamen wir dies und das, was wir zum Unterricht mitnehmen mussten, zum Beispiel Helm, Schaufel und Patronentaschen.

Im Vorratsraum von Cekule arbeitete ein Klassenkamerad aus meiner Zeit am Gymnasium – Pārups, mit dem ich abends oft plauderte. Ich bekam von ihm immer die besten Sachen aus dem Bestand. Deshalb war ich, als wir Cekule verließen, im ganzen Zug am besten gekleidet.

Am 22. Juni begann meine Ausbildung. Der Anfang unserer Ausbildung wurde nach deutschem Reglement von lettischen Instruktoren, die an der Front Leningrads im Einsatz waren, durchgeführt. Sie unterrichteten uns ruhig und ohne große Eile. Am Nachmittag wurde der Unterricht von einem jungen Deutschen fortgesetzt - SS-Untersturmführer Sichting. Er war einer von den wenigen SS-Deutschen in Cekule, und während unserer Ausbildungszeit unser Zugführer. Die Ausbildung unseres Zuges erfolgte in einem beschleunigten Spezialprogramm. Der Kommandeur unserer Kompanie, Leutnant Klāns, hatte weder großes Interesse an, noch großen Einfluss auf unsere Ausbildung. Sichtings Kommandos übersetzte Goba, nur „wach auf, marsch, marsch, hinlegen, hüpfen“ und ähnliche Kommandos wurden auf Deutsch befohlen.

Anfangs dachten wir, wir seien in der Hölle, weil Anweisungen, wie „hüpfen“ und Ähnliches uns überhaupt nicht zusagten und wir uns an den Drill noch nicht gewöhnt hatten. Wir, wie die Soldaten sagten, bekamen eins reingewürgt. Die Ausbildung fand von 07:00 bis 12:00 und von 14:00 bis 17:30 oder 18:00 Uhr statt. Morgens mussten wir eine halbe bis eine Stunde lang „wach auf, hinlegen“ und ähnliche Übungen ausführen, um „richtig aufzuwachen“. Das wurde gemacht, um unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Ausbildung lenken und uns beizubringen, Befehle unverzüglich zu befolgen. Sichting beschwerte sich über Geschwätz, wenn wir in Reih und Glied standen, und über ungenau oder falsch durchgeführte Kommandos. Anfangs ermüdeten wir bei der Ausführung der Befehle schnell, aber nach kurzer Zeit hatten wir uns daran gewöhnt und das „Hinlegen“ fiel uns ohnehin leicht.

Die Manöver fanden auf einer Wiese statt, die ungefähr zwei Kilometer vom Lager entfernt war. Sie waren interessant gestaltet und gefielen uns viel besser als die Ausbildung auf dem sandigen Hof vor der Kaserne. Die Ausbildung schritt schnell voran, so wechselten wir bereits am dritten Tag nach der Einberufung den Lauf und die Sicherung eines Schnellfeuergewehrs. Uns missfielen während der Ausbildung insbesondere die Aufstellung in Reih und Glied auf dem sandigen Hof und der Umgang mit dem Gewehr. Alles musste „zack, zack“ (das war in der Ausbildungszeit ein deutscher Ausdruck, alle Bewegungen müssen schnell und gleichzeitig ausgeführt werden, dass man nur einen Klang hört: zack, zack, zack) ausgeführt werden. Bis zum Mittag hatten wir eine oder zwei 10 bis 15 Minuten lange Pausen.

Das Singen gelang uns, insbesondere zum Tagesende, auch nicht sonderlich gut, weil es kalt war und, wie ich bereits sagte, wir noch keine Unterwäsche bekommen hatten und unsere Stimmen heiser waren. Auch hierfür mussten wir ab und zu „laufen“.

Eine solche Ausbildung war sehr gut, weil wir so zu echten Soldaten wurden, die die Befehle schnell und richtig ausführten und den Vorgesetzten ohne Widerspruch gehorchten. Nach anderthalb Wochen standen wir schon in der Ehrenwache, wenn eine neue Kompanie ihren feierlichen Eid ablegte. In der Folge gab Sichting seine Kommandos auf Lettisch, allerdings nicht ganz richtig. Die Befehle wurden von unserer Kompanie „zack, zack“ ausgeführt, und auch der Achtungsschritt, der deutsche Paradeschritt, gelang gut. Wie ich später in Berent von anderen Ausbildern erfuhr, gab es in Cekule nicht noch einmal Rekruten die so „auf Zack“ waren. Das lag daran, weil unsere ganze Kompanie, gezählte 40 Mann, nur aus Studenten bestand, die ihre Ausbildung mit Herzblut absolvierten. Wie abgesprochen machten wir alles, damit es besser gelingt, denn die Deutschen bestraften bei Fehlverhalten nicht einzelne, sondern die ganze Truppe. Genauso war es auch bei uns. Sichting selbst sagte später, dass eine solche Herangehensweise bei der Ausbildung notwendig sei, damit alle zusammenwachsen, keiner auf den Gedanken kommt, besser als der andere zu sein und damit wir die Rangordnung der sozialen Schichten aus dem zivilen Leben vergessen. Das haben wir abgelegt; wir haben an Haltung und Schnelligkeit gewonnen, und – am wichtigsten – wir haben die Worte „das geht nicht“ verworfen.

Außer dem Drill (so nannte man in der Sprache der Soldaten das Anerziehen von militärischer Haltung bei Neu-Rekrutierten) erlernten wir den Umgang mit Gewehren, Maschinenpistolen, Maschinengewehren, Pistolen, Granaten und Anderem. Eine solche Ausbildung, die wir erfuhren, erhielten sonst nur Letten, die in Spezialeinheiten in Deutschland ausgebildet wurden.

Ich werde an dieser Stelle über eine Nachtübung berichten. Einmal als wir gegen 24 Uhr (wir waren um 23 Uhr schlafen gegangen) schliefen, hörte unsere Truppe plötzlich einen Alarm. Nach nur drei Minuten stand die ganze Truppe kampfbereit in Reih und Glied vor der Kaserne. Drei Minuten waren für Neu-Rekrutierte eine gute Zeit, weil die Ausrüstung ungewohnt war, und sich im Dunkeln anzuziehen war kein Spaß. Danach führte Sichting unsere Truppe für ein nächtliches Manöver in einen überfluteten Wald. Gegen drei Uhr nachts waren wir wieder zurück in der Kaserne. Dann standen wir um fünf Uhr wie gewohnt auf und nahmen an der alltäglichen Ausbildung teil.

Am Ende der zweiten Woche sind General Bangerskis und Brigadeführer Schultz zu uns gefahren. Schultz hat Sichting nach Deutschland abkommandiert. Am Tage seines Abschieds fand keine Ausbildung für uns statt. Wir verbrachten den ganzen Tag am Ufer des nahegelegenen Flusses Jugla, in dem wir badeten und nackt herumalberten. Sichting hatte seine Offiziers-Distanz zu uns, die er während der Ausbildung stets eingehalten hatte, völlig abgelegt. Er wurde zu einem richtigen Kameraden, den wir als solchen annahmen und dem gegenüber wir uns entsprechend verhielten. Wir stießen uns gegenseitig ins Wasser. Die Zeit verflog mit lustigen Spielen, von denen Sichting viele kannte. Überhaupt war Sichting in den Pausen und außerhalb der Dienstzeiten ein guter Kamerad, der zwar in militärischen Fragen bewandert war, aber sich ansonsten wie einer von uns verhielt. Mit ihm konnte man sich dann freundschaftlich unterhalten. So hätten auch die lettischen Offiziere und Instrukteure sein sollen, aber die waren übermäßig stolz und hielten sich für etwas viel besseres als einfache Soldaten.

Sichting hat sich um uns gekümmert und hat für einige von uns Sonntagsurlaub ermöglicht, damit wir nach Riga fahren konnten. Wie schade, dass wir uns von ihm verabschieden mussten!

Die Nachfolge Sichtings als Kommandeur unseres Zuges übernahm ein Lette – Oberfeldwebel Bauders, der unsere Ausbildung ein wenig geruhsamer und nicht so intensiv durchführte. Auch Bauders war ein guter Kommandeur.

In der dritten Ausbildungswoche erhielten wir unsere ganze Ausrüstung und wurden unverzüglich zur Wache eingeteilt. Die Wache in Cekule war „grauenvoll“ – bestehend aus 64 Männern, einer strengen Obrigkeit, kleinen verlausten Wärterhäuschen und Posten in großer Entfernung. Wir verbrachten dort 48 Stunden am Stück. Ich war als Wache im Ausgucksturm eingeteilt – einem der besten Plätze. Der Turm befand sich an einer Stelle, an der sich in russischer Zeit ein großes, ja riesengroßes Munitionslager befand, aber jetzt war es Einöde. Das Munitionslager war ein Jahr zuvor in die Luft geflogen. Kilometerweit lagen in der gesamten Umgebung Splitter und von der Explosion verstreute Granaten herum. In einem weiteren Areal waren Bäume und sogar Betonpfähle einfach gebrochen.

Zum Johannisfest durfte niemand von uns nach Hause fahren. Das erste Johannisfest während meiner Dienstzeit verbrachte ich am Ufer der Jugla, wohin sich das Bataillon begeben hatte. Auch waren einige Zivilisten vor Ort. Da den Herren unser Gesang gefiel, hat es sich ergeben, dass wir sehr viel gesungen haben. Viele der übrigen Soldaten waren „Čangaļi24“. Wir haben getanzt, unsere zivilen Gäste begrüßt und den ausgeteilten Schnaps zu einem kleinen, dürftigen Imbiss getrunken.