Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes. Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.

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Waltrop-Germany

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.

ISBN: 9783752819847

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Inhaltsangabe:

  1. Konzentration und Meditation
  2. Hatha-Yoga und Runenmagie
  3. Tänze und Beschwörungen des weissagenden Dionysos.
  4. John St. John
  5. Kwa-non-seh
  6. Unbekanntes von Guido von List
  7. Guido von List als Newton der Sprachwissenschaft
  8. Das Sigill des Makrokosmos
  9. Harmonielehre
  10. Die Rosenkreuzer des Amorc
  11. Von der Zahl Drei
  12. Vom Kult der Sonne
  13. Die Hagal-Rune
  14. Runen und Volk
  15. Schwebeversuche mittels Runen
  16. Runenschutz – Runenbann – Runenrufung
  17. Bildung von Elementalen
  18. Analogien der Götter-Namen
  19. Runen-Aufsatz
  20. Magie des Willens
  21. Sephiroth
  22. Im Wandel der Runen
  23. Mahabharata und die Runen
  24. INRI
  25. Tarot-Quabbalah-Runen
  26. Drudenfuß
  27. Eine Deutung des Krodo-Bildes
  28. Weihenacht
  29. Symbolik
  30. Ein Runen-Schlüssel
  31. Das Runen-Alphabet
  32. Chakrenarbeit

1. Konzentration und Meditation
J. Fährmann

Um wirklich zum Ziele zu gelangen, genügt es nicht, den Weg zu demselben bloß theoretisch kennen zu lernen. Wenn das in uns liegende Ideal verwirklicht werden soll, müssen wir vor allen Dingen das Erkannte in die Tat umsetzen; denn nur durch die Tat ist das wahre Werden bedingt. Eine Erkenntnis, welche nur in der Theorie existiert, nicht aber die Verwirklichung zur Folge hat, ist noch nicht vollkommen. Indem man sie aber ausübt, gewinnt das Ideal in uns Gestalt, und die Erkenntnis wird dadurch vollkommen. Das Mittel, um dies zu erreichen, ist die Konzentration und die Meditation; denn nur dadurch, dass man sich auf sein Ideal konzentriert und durch Meditation in den Geist desselben eingeht, kann man dasselbe verwirklichen.

Für diejenigen, welche den Weg beschreiten wollen, sollen im folgenden einige praktische Winke gegeben werden. Der große Eingeweihte Dr. Franz Hartmann sagt darüber wie folgt:

„Unter Konzentration versteht man die innerliche Sammlung des Gedankens und das Richten desselben auf einen bestimmten Gegenstand; Meditation im wahren Sinne des Wortes ist nicht nur eine objektive Betrachtung oder Anschauung eines solchen Gegenstandes, sondern vielmehr ein geistiges Eingehen in diesen Gegenstand selbst, ein Einswerden und eine Identifizierung mit demselben, wodurch die volle Erkenntnis erlangt werden kann; denn derjenige, dem diese Vereinigung gelingt, erkennt sich selbst als denselben und erlangt auch dessen Selbsterkenntnis, weil dasjenige, womit er sich vereinigt hat, für ihn kein „Gegenstand“, sondern er selber ist. In einem Menschen, der ganz in dem Gegenstand seiner Liebe oder Anbetung aufgeht, verschwindet der Begriff von „ich und du“ und damit auch alles Verlangen nach Besitz. Es ist da kein Objekt und Subjekt mehr, sondern nur die eine Kraft der Liebe, das eine Bewusstsein, aus dem, wenn es vollkommen ist, die wahre Erkenntnis entspringt.

Jeder Mensch übt mitunter, auch ohne es zu wissen oder zu beabsichtigen, Gedankenkonzentration, nämlich so oft seine Aufmerksamkeit intensiv auf irgendetwas gerichtet ist, und es findet schon dadurch ein gewisser Grad von Vereinigung statt. Man lauscht mit gespannter Aufmerksamkeit den Worten eines guten Schauspielers auf dem Theater, fühlt sich beinahe gedrungen, dessen Bewegungen mitzumachen und spielt in dem Stücke gleichsam selbst seine Rolle. Sogar der physische Körper kann dabei teilnehmen, denn es kommt oftmals vor, dass, wenn man sieht, wie einem anderen Menschen eine Verwundung beigebracht wird, man an derselben Stelle am eigenen Körper einen Schmerz empfindet.

Die Konzentration ist daher nichts Außerordentliches oder Außergewöhnliches, und der Unterschied zwischen der Konzentration eines Menschen, der ein gewöhnliches Geschäft verrichtet, das ihn völlig in Anspruch nimmt, und derjenigen eines Heiligen oder Yogi, welcher sich ganz in Gott versenkt, ist nur der, dass der Gegenstand der Konzentration des einen ein materieller und der des anderen ein rein geistiger, ja der höchste ist, der alle menschlichen Begriffe übersteigt und gerade deshalb am schwersten zu erfassen ist; denn der menschliche Geist kann nur Dinge erfassen, die für ihn denkbar und begreiflich sind; das Unbegreifliche muss durch den Geist Gottes im Menschen selbst erfasst werden, und dieser ist über alles Begreifen erhaben. „Wer Gott erkennen will, muss sich im Geiste und in der Wahrheit zu ihm wenden.“

„Das ganze Weltall ist eine Offenbarung des Geistes, aus welchem es hervorgegangen ist, und somit ist auch in jedem Dinge „Geist“, d. h. Bewusstsein verkörpert; jedes stellt eine Verkörperung des ihm eigentümlichen Bewusstseinszustandes dar, und es gibt nichts in der Welt, in dem nicht irgendeine Art von Leben und Bewusstsein, sei es auch noch so latent und verborgen, enthalten ist. Wenn Gott allgegenwärtig ist, so ist er auch in jedem Dinge und in jedem von dessen Atomen enthalten, wenn auch das Ding oder der Mensch nichts davon fühlt oder weiß.

Der Geist Gottes im Menschen ist eine Einheit, welche alles umfasst und durchdringt, aber die menschliche Natur ist eine Vielheit, aus verschiedenen Kräften und Substanzen zusammengesetzt, von denen jede ihre besondere Art von Bewusstsein hat und aus der ihr eigentümlichen Quelle (Akasha) stammt, in die sie am Ende wieder zurückkehrt. Was in einem Menschen göttlich ist, zieht ihn zum Höchsten empor, was in ihm irdisch ist, bindet ihn an die Erde; seine Phantasie fliegt durch den Weltenraum, und er kann ihr nicht folgen; die ihm innewohnende Leidenschaft zieht ihn hinab in das Reich der Dämonen, und je nach dem Grade, in welchem der Wille des Menschen durch die Erkenntnis des Höchsten frei geworden ist, liegt es in seiner Hand, dieser oder jener Anziehung zu folgen, sich von den niederen Kräften seiner Natur beherrschen zu lassen, oder dieselben durch die Kraft des Höchsten zu überwinden.

Gemäß den sieben Prinzipien (Chakren), welche in der Konstitution des Menschen vorhanden sind, kann man in ihm auch sieben Bewusstseinszustände unterscheiden. Da aber von diesen Bewusstseinsformen nicht jede für sich allein und von den anderen getrennt steht, wie z. B. die Fächer in einem Taubenschlag oder die Salbenbüchsen in einer Apotheke, sondern es sich hierbei um geistige Kräfte handelt, die aufeinander und ineinander wirken, so können in jedem dieser Zustände wieder sieben Variationen unterschieden werden.

Es gibt somit vielerlei und verschiedene elementare Bewusstseinszustände, in welche ein Mensch eingehen kann, und von denen jeder seine ihm zugehörigen Empfindungen und Wahrnehmungen hat, und mit jedem Eingehen in einen solchen eröffnet sich ihm eine andere Welt mit ihren Bewohnern. Dieses Eingehen geschieht aber dadurch, dass er auf dem Wege der Konzentration seine geistigen Kräfte zu einer einzigen sammelt und sich durch diese Kraft mit ganzer Seele in den Gegenstand seiner Andacht und Betrachtung versetzt. Auf diese Weise kann jemand, der in dieser Kunst der Runen geübt ist, in wenigen Augenblicken eine bessere Kenntnis des Gegenstandes seiner Forschung erlangen, als wenn er über denselben Jahre lang grübelt und spekuliert, weshalb denn auch der Weise Patanjali sagt: „Wenn das Gemüt so abgerichtet ist, dass die gewöhnlichen Veränderungen seiner Tätigkeit nicht vorhanden sind, und nur diejenigen stattfinden, welche das selbstbewusste Aufnehmen eines Gegenstandes zur Betrachtung betreffen, so wird das Gemüt selbst in das Gleichnis dieses Gegenstandes verwandelt, und es tritt eine völlige Erkenntnis des Wesens desselben ein.“

In diesem Stillehalten (=Stellung) beruht aber gerade die Schwierigkeit der Konzentration. Der Geist der meisten Menschen gleicht einem im Herbste vom Sturme bewegten Walde, in welchem dürre abgefallene Blätter in der Luft hin und her wirbeln. Fortwährend strömen Ideen, Vorstellungen und Gedanken in uns ein, unbekümmert darum, ob sie uns willkommen oder verhasst sind, und sucht man gar an einem einzigen Gedanken auch nur eine Minute lang festzuhalten, so erscheint dies dem Ungeübten als eine Unmöglichkeit, weil sich ihm stets Nebengedanken aufdrängen. Schon der Gedanke: „Jetzt will ich diesen oder jenen Gedanken festhalten!“, hindert die Konzentration, weil er selbst ein Nebengedanke ist und die Wirkung des Willens teilt.

Um sich in der Konzentration des Gedankens zu üben, kann hierzu irgendein beliebiger Gegenstand gewählt werden; allein wenn hierzu ein solcher genommen wird, der an sich selbst nichts Erhebendes oder Erbauendes hat, so können durch dessen Kontemplation auch nur niedere und vielleicht gar nicht wünschenswerte physische Fähigkeiten entfaltet werden. Der Gegenstand der Meditation eines wahren Hermetikers sollte immer ein seiner selbst würdiger sein; irgendein hohes Ideal, das Andenken an irgendeinen großen und edlen Geist der Vergangenheit, die Gesetze Gottes, hohe Grundsätze oder Prinzipien, irgendein guter Gedanke oder eine gute nachahmenswürdige Tat; am besten aber wird hierzu das eigene höhere Selbst, die Gottheit in unserer Menschheit gewählt.

Es wird oft gesagt, dass man selber gar nichts zu denken brauche, sondern nur den Geist Gottes in sich wirken lassen solle, und dies wird von vielen, die aus Neugierde oder in der selbstsüchtigen Absicht, okkulte Kräfte zu erlangen, dergleichen Übungen unternehmen, so verstanden, als ob man durch ein geistloses Hinbrüten oder gedankenloses Träumen dieses Ziel erreichen könne; aber es ist leicht einzusehen, dass dies nicht der richtige Weg ist, um das Herz vorzubereiten, ein Tempel zu werden, in welchem der Geist Gottes seine Wohnung nehmen und offenbar werden kann. Ein solches „Sitzen für Yoga“ hat keinen anderen Erfolg, als moralische und oft auch physische Verlotterung; denn ein willenloser und gedankenloser Mensch öffnet auf diese Weise allen möglichen niederen und astralen Einflüssen das Tor und hat schließlich statt Gottes Geist den Teufel im Leibe. Wer richtig meditieren will, muss sich allerdings passiv und empfänglich für das Höchste, aber auch positiv und abstoßend gegen alle niederen Einflüsse machen, und dies geschieht dadurch, dass er sein Herz von niederen Begierden reinigt, und seine Seele zum Höchsten erhebt. „Erhebe dich zu mir, und umfasse mich“, sagt der göttliche Hermes, „und ich will dir erstaunliche Dinge zeigen, die kein menschlicher Gedanke fassen und kein menschlicher Mund ausführen kann.“

Einer der Adepten des Himalaya, K. H., sagt folgendes: „Die größte Schwierigkeit, welche bei der Meditation zu überwinden ist, besteht in der Übertragung der Kenntnis des höheren Selbstes auf die physische Ebene. Um dies zu erreichen, muss das physische Gehirn für alles, außer dem höheren Bewusstsein, unzugänglich gemacht und der Astralkörper oder Doppelgänger gleichsam lahm gelegt werden; sonst kommt Irrtum und Wirrwarr dabei heraus. Suche vor allem dich in einen solchen Zustand zu versetzen, dass du nichts von dem empfindest, was mit deinem physischen Körper geschieht; trenne dich tatsächlich von ihm. Wenn du aber bei diesen Versuchen irgendeinen fremdartigen Einfluss fühlst, der von außen kommt, so unterbrich die Konzentration sogleich. Der beste Gegenstand für Konzentration und der beste Schutz gegen das Böse ist unter allen Umständen das innere, höhere Selbst.“

Wie wir aus diesen Worten eines Meisters ersehen, ist diese Art von Konzentration etwas weit Tiefergehendes und Schwierigeres, als was man hier zu Lande gewöhnlich unter Andacht versteht, und es würde wohl nicht leicht sein, in Europa jemanden zu finden, der auch nur die erste Vorschrift in obigem, nämlich seinen physischen Körper so zu vergessen, dass man nichts davon empfindet, was mit ihm geschehen mag, erfüllen könnte. Auch würden sich verhältnismäßig wenige finden, die sich von ihrem Körper trennen könnten, weil den meisten ihr Körper ihr alles und der Astralkörper zu innig mit demselben durch ihre Leidenschaften verwachsen ist, um sich von ihm trennen zu können.

Zweck der Konzentration und Meditation ist, die Bedingungen herzustellen, unter denen das Wahre (Gott) die Seele erleuchten und im Innern offenbar werden kann. Wir können das Licht in uns nicht erzeugen, wohl aber uns ihm nähern; ein Teil der Erde würde immer im Dunkeln bleiben, wenn sie nicht durch ihre Drehung alle Teile der Sonne zuwenden würde. So kann auch die Weisheit Gottes in einem Augenblicke demjenigen zu teil werden, der sich der Sonne der Weisheit zuwendet.

Wie notwendig es nun wäre, dass die Menschheit einmal zur innerlichen Sammlung und zum Nachdenken über sich selbst gelangen sollte, davon gibt der jetzige Zustand der Welt, dessen Grundlage Selbstsucht, Herrschsucht und Habgier sind, hinreichendes Zeugnis; denn trotz aller angeblichen Aufklärung wird auch heute noch, so wie es seit Jahrhunderten der Fall war, im Namen des Christentums und der Zivilisation Mord, Raub und Diebstahl, Brandstiftung und Schändung verübt. Alle diese Torheiten entspringen aus den verkehrten Begriffen, welche sich die Menschen von dem Wesen Gottes, ihrer selbst und der Natur machen, und diese Begriffe werden sich nicht eher ändern, als bis die Menschheit im Allgemeinen die ihrem Dasein zu Grunde liegende Einheit und Allgegenwart Gottes erkennt. Diese religiöse Erkenntnis besteht aber nicht in der bloßen intellektuellen Annahme, dass der Gott des Weltalls allgegenwärtig sei, und dass sein Geist folglich in allen Menschen, einerlei, welchem Religionssystem sie angehören, vorhanden sei und nach Offenbarung strebe, sondern es handelt sich vielmehr darum, dass jeder einzelne die Wahrheit dieser Lehre in sich selber fühle, sie in sich selber täglich mehr verwirkliche und dass in ihm das Bewusstsein dieser Einheit des Ganzen und der daraus folgenden Zusammengehörigkeit aller Bewohner der Erde immer zu stets wachsender Klarheit erwache. Dies kann auf keine andere Weise geschehen, als dadurch, dass man in seinem eigenen Herzen die Liebe zu der Gottheit in der Menschheit kultiviert und alle selbstsüchtigen Begierden zum Schweigen bringt. Dies ist die einzig richtige Kultur aus welcher die wahre Zivilisation entspringt, und welche nichts mit Missionaren und Bajonetten, Handelsinteressen und Kanonen zu schaffen hat.

Die wahre Sammlung der Konzentration, welche ein jeder Mensch unter allen Umständen ausüben kann, besteht somit nicht in einer intellektuellen Grübelei oder theologischen Gehirnspekulation, noch auch in Schwärmen und Träumen, sondern darin, dass man Gott (die Wahrheit) im Herzen trägt, das Gemüt darauf gerichtet hält und hierdurch den Keim seiner Erkenntnis pflegt und sein Wachstum fördert. Auch bedarf es dabei keiner anderen Anstrengung als der Ruhe (Ausgleich) des Herzens; denn es ist mit dem Wachstum der Weisheit oder Gotteserkenntnis im Herzen des Menschen, wie mit dem Wachstum eines Baumes, den der Gärtner auch nicht wachsen machen, sondern nur sein Wachstum fördern kann, indem er die hierzu nötigen Bedingungen schafft.

Dies ist der Anfang der Konzentration, die bei denen, welche sich ihr gänzlich widmen, in der religiösen Ekstase gipfelt, bei welcher völlige Erleuchtung und Erkenntnis eintritt, die aber nur für die Weisen und Heiligen bestimmt ist, deren vier Kammern des Herzen gereinigt sind; denn nur diejenigen, welche reines Herzens sind, werden Gott schauen! Wir können das Licht nicht schaffen, es ist schon da; aber der Spiegel der Seele muss frei vom irdischen Staube sein, wenn es in ihm in seiner göttlichen Klarheit offenbar werden soll. Auch kann niemand das obere Ende einer Leiter erreichen, ohne die Zwischenstufen zu überwinden; die Natur macht auf dem geistigen Gebiete keine Sprünge, sondern es geht alles seinen ordnungsgemäßen Gang.“

Der Verfasser der vorliegenden Schrift hat den trefflichen Ausführungen Franz Hartmanns über „Konzentration und Meditation“ nichts weiter hinzuzufügen. Am Schlusse seiner Erläuterungen gibt Hartmann denjenigen, welche entschlossen sind, sich einem höheren Leben zu widmen und ihre innere Evolution zu fördern, noch folgende überaus beherzigenswerte Ratschläge:

  1. Der Mensch folgt seiner Gewohnheit, und es ist deshalb wünschenswert, täglich eine bestimmte Zeit der Erlangung der innerlichen Ruhe und Sammlung zu widmen. Am geeignetsten erscheint hierzu die Zeit des Sonnenaufganges und Sonnenunterganges.
  2. Man sollte sich nach dem Schlafengehen daran gewöhnen, nur an das höchste Ideal, das man sich vorgesetzt hat, zu denken, und mit dem Gedanken daran einzuschlafen. Die Richtung, welche der Geist hierdurch erhält, setzt sich auch während des Schlafes fort und bringt ihre Früchte beim Wiedererwachen hervor. Man kann sich auf diese Weise von geistigen, moralischen und auch körperlichen Übeln befreien. Beinahe jedermann kann sich dadurch, dass er mit dem Vorsatz einschläft, zu einer bestimmten Stunde aufzuwachen, um die festgesetzte Zeit aufwachen machen; denn der Wille wirkt, auch wenn der Körper im Schlafe liegt, fort. Die Kenntnis dieses Gesetzes kann aber zu viel höheren Zwecken angewandt werden, und wer sich beim Einschlafen ernstlich vornimmt, diese oder jene Untugend abzulegen, sich über dieses oder jenes Klarheit zu verschaffen und dergl., wird sich bald überzeugen, dass ihm dies über alles Erwarten gelingt.
  3. Desgleichen sollte man beim Erwachen sein Gemüt sogleich auf das vorgesetzte hohe Ideal richten und den müßigen Spielen der Phantasie keinen Spielraum gewähren.
  4. Schließlich sollte man sowohl vor dem Einschlafen als auch nach dem Erwachen allen seinen Feinden von Herzen verzeihen.

Wer dies befolgt, der wird, auch wenn er sein Leben lang im Verborgenen bleibt und niemand seinen Namen kennt, ein richtiger Hermetiker werden und ein Segen für die ganze Menschheit sein. Je mehr er selbstlos denkt und selbstlos für das Ganze handelt, und sich frei macht von der Illusion der Eigenheit, um so mehr erwacht das Bewusstsein seiner wahren Menschennatur in ihm und um so näher wird ihm die Gottheit sein.

2. Hatha-Yoga und Runenmagie
Hohenstätten

Ich habe mir zur Grundlage dieses Aufsatzes das Buch „Hatha-Yoga Pradipika – Die Leuchte des Hatha-Yoga – aus dem Sanskrit übersetzt von Hermann Walter“ (1893) genommen, welches vom Inder Swami Syatmarama verfasst wurde. Zu Beginn möchte ich noch ausdrücklich darauf hinweisen, dass, wie viele namhafte Autoren und Okkultisten sagen, die westlichen Kommentare niemals den wahren Sinne der orientalischen Lehren treffen. Deshalb habe ich mich nur auf die indischen Original-Übersetzungen gestützt. Da viele Könner und Kenner – wie Guido von List oder auch Franz Hartmann – sagen, dass Hatha-Yoga eine Abwandlung der Runenmagie ist, bin zu nachstehendem Ergebnis gekommen:

Nun behandle ich die einzelnen Hinweise des Hatha-Yoga auf die Beziehungen zur Runenmagie. Ich fasse zusammen:

Kapitel I:

Kapitel II:

Kapitel III:

Kapitel IV:

3. Tänze und Beschwörungen des weissagenden Dionysos
Arno Nadel

Dionysischer Spruch

Wer mich nicht anerkennt,

Den mache ich rasend.

Nur wer mich anerkennt,

Dem rette ich die Stunde

Der Seligkeit.

Wer mir nicht opfert,

Sinkt ohne Hoffnung nieder.

Nur wer mir opfert,

Birgt Kraft für Ewigkeit.

Rein bin ich wie die Flamme,

Die froh verzehrt

Und zu den Himmeln treibt.

Hymnos der Elier

Komm,

Heros Dionysos,

In deinen heiligen Tempel am Meere!

Komm, von den Chariten

Begleitet, in den Tempel!

Komm eilig mit dem Stierfuß,

Hehrer Stier! Hehrer Stier!

Tanz der Helena

Siebenjährige, Liebliche.

Lieblichste Jungfrau,

Zärtlichstes Weib,

Hebe die Füßchen,

Die allerzartesten,

Den Göttern, die

Dich nicht geschaffen,

Zum Küssen bereit.

Ich, Theseus, Mann

Der Taten, beuge

Mich nieder, dich,

O Göttliche, im Tempel

Zu fangen. Gleite vorüber,

Leib du, seliger, oh,

Schwingst du noch einmal

Vorüber im Spiegelglanz! Niemals

Geb ich dich dem Freunde,

Mir nur, mir nur,

Lächelnde, Töchterchen,

Zeus, des herrlichen,

Tanze, tanze, ha,

Renne wieder

Im heiligen Lichtbau,

Zu dir! und du,

Du schwebst vorüber,

Du Kluge, doch

Schon sinkst du

Hin in meinen

Arm. Schlaf nur,

Listige, schlafe.

Tanz in den Thesmophorien

Schlagt die Halbmondschilde

Aneinander, traurig, schön,

Spielt die Flöte, süß und

Langsam, wir indes,

Wir beugen uns nieder

Wie Stiere, die matt sind,

Aufs Knie, aufs Knie,

Ihr wonnigen Männer,

Und ihr, auflohende

Frauen, nieder im

Takte der lieblichen

Schauer des Beckenklanges,

Auf und nieder,

Auf und nieder,

Jetzt im Singen der Bläser

Tönt dahin die Weise,

Die schneidet, fallt nun!

Aber letzten Mundes

Preist die Götter,

Die Wonne Entsendenden.

Theoxenien

Alle Götter,

An unserem Tische,

Labet euch mit

Den Zeichen der Speise.

Ihr Unsichtbaren

Neben uns Sichtbaren,

Ihr Heilenden

Neben uns Versehrten,

Gesang Denkenden

Neben uns, den

Sehnsuchtsvollen.

Schauet auf uns,

Unsichtbare schöne Augen,

Baut uns zu neuem

Dasein auf nach

Dieser Stunde!

Chortanz der Läuterung

Augen offen! Nicht

Scham mehr vor

Einander! denn schon

Erfüllt sich die Weihe

An uns. Wir schreiten,

Priester, Menschen,

Götter, von Gang zu Gang,

Leicht wird der Fuß,

Der Leib wird groß,

Erhaben, und in uns,

Was das geheime, unaussprechliche

Wort bedeutet, heiter,

Ewig schon an dieser

Stätte, unserm Ort.

Schreitet, schreitet,

Hinan, zu ihm, der

Sich im Strahle offenbart,

Hinan, nicht eilig,

Und dass niemand

Aus dem Reigen trete,

Denn verbunden bleibt

Das volle Herz gesichert,

Bis ins Ende ohne Ängste

Wir uns, aller Last enthoben,

Unserer Größe, ihm, vermählen.

Spruch an Lykurgos

Wolle nichts gegen die Götter,

Dass du nicht frühe stürbest.

Sie wissen das Ganze.

Lass Dionysos,

Den Thyrsosschwinger,

Das Leben erheitern.

Das ist nicht Seligkeit,

Das nicht noch andere Seligkeit will.

Habe Scheu vor dem Geheimnis

Und lasse Dämonen

Göttlich willfahren.

Sonst wirst du abermals geboren,

Dass du es besser lernest.

Telete

O dem, lieblicher,

An meiner Reinheit

Tanze ich hierhin und dorthin.

Wo Nacht auf Blumen

Und Lichtungen lagert,

Wo Baum vor Liebe

Nicht mehr dürstet,

Tanz ich den heiligen Tanz,

Allein, o süß, allmächtig.

Nun noch ferner und

Überall, dass niemand

Niemand mich hasche.

O, seliges Entzücken

Des selbstgefühlten Leibes,

Unbelauscht, auch

Nicht vom Strahl

Des Tages, ehstens

Über mir Selene,

Die mild das Auge schließt,

Wenn ich dem Wind mich nahe,

Der weich mich trägt und

Mich im stillen Jubel

Windet, mir vorüber,

Nur Hauch, seligster,

Dahin, wo übervoll

Der Sang mich hinzieht,

Der unsichtbare.

Sehnsucht nach Apoll

Apoll, mit zartem Arm,

Schöner als Frauen,

Muss ich noch lange warten?

Komm, küsse mich,

Berühr mich kaum,

Nur deiner schlanken Brüste Anhauch

Umwehe mich lieblich

Und trage mich fort

Von Ort und Wort, von Dionysos Räumen.

Wohl weiß ich, dass ich leiden muss,

Doch deiner sehn ich mich

Alliebend restlos.

Satyr und Tänzerinnen

Wie sie sich drehen!

Wie sie umwehen

Die Winde der Lust.

Wie sie sich nicht mehr finden

Und um ein Nichts sich winden

Tief, unbewusst.

Es folgt ihnen Hand und Arm,

Das Auge vorgestreckt,

Blind, taub und warm

Ein Unleib, lustbefleckt.

Jetzt sinkt er, stumm ermattet,

Ins grüne hohe Rohr,

Das fühlend ihn beschattet.

Da trübt der Faun, ein Flor

Von Dunkelheit und Brand,

Indes der zarte Chor

Sich weiter trägt ins Land

Und ohne Freude fast,

Selbst die volle Süße,

Entrungen jeder Last,

Bewegt die Füße,

Die Glut der Götter,

Die Mädchen-Mädchenglieder,

Den Traum, die Lieder.

Denn zu halten alles dies,

Ist nur den Liebenden gegeben.

Das einzige, das Paradies,

Ist nur das lange frohe Leben,

Das sich im Schicksal ganz vollzieht.

Vielleicht ein einziges Glück,

Vielleicht ein Traum von jenem Sein,

Das droben oder tiefstens ruht,

Vielleicht ein Schein

Der Gottesflut.

Drum Eines, Eines,

Ewig auserlesen:

Die Kunst, die Liebe und das Wesen.

Zephyros

Haucht Zephyros,

Im Sonnengold mild und rosig,

Den Leib der Chloris an.

Da schauert Chloris

Und drängt mit sonniger Lufthand

Die Haut ins Fleisch zurück.

Zephyros, leisester Geliebter,

Wie lieb ich dich

Die Jünglinge aber,

Sie schmiegen sich,

Wind in Wind

Und tauchen aufwärts,

Und reden Tod und Kuss.

Sind wir schon Götter?

Das trägt die Wolke fort

Und nimmt die Leiber mit sich,

Die seitwärts, himmelwärts entschwinden.

Cybeben-Tanz

Rauscht ihr Cymbeln!

Hier ins Fleisch ein

Schnitt, ha, Göttin,

Mutter-Frau, ureinzige

Lust, Handpauken

Stärker! Größer den

Schnitt ins Weiche, ha,

Attis, du Wiedergefundener,

Fließe nun durch mich

Und ende mit mir,

Aufs neu zu erstehn!

Jubelt Pfeifen,

Gellende, Schnitt

Um Schnitt in Brust

Und Odem, Schmerz,

Wie stillst du mich,

Ha, ihr Hörner, wie

Fährt ihr ein! Der letzte

Schnitt noch mit

Schärfster Waffe,

Auf ihn, die Säule,

Die sprießende. Fort!

Jetzt, noch leb ich,

Und trage sie vor mir,

Rätliche, springende

Seligkeit, in meiner

Zitternden Hand,

Ha, wie ich sinke!

Nehmts dem Gotte,

Lasst mich liegen,

Soll Frühling mich wecken,

Er wird mich finden.

Musik

Und während dies geschieht,

Ergeht sich Sehnsucht,

Harmonienvoll,

Und weint und seufzt und lächelt wieder,

Geheimnisvollem Göttertraum entgleitend,

Ach so hinauf, hinab,

Und glühend aufwärts,

Von Herz zu Klang ein mildes Wünschen,

Von Fernen her, die hier und dort sind.

Und Wahrheit, hoheitsvoll,

Der Seele singendes Begehren.

Vater, Vater, goldener Klang,

Hinströmend in den Menschengliedern,

In Laune und Verlust um Wunderbares,

Zieh, langer Melodien voll,

Die schöne Welt dahin,

Damit die Brust genese,

Die Brust genese.

Weissagender Dionysos

Stehe ich vor euch,

Ihr, meine Kinder,

Mich verherrlichende,

So sage ich diesen

Spruch her

Aus Zeus dem Vater

Und seinem

Höheren Vater,

Alltiefes in Einem,

Gezeugt, kommt

Ihr von Unzeit

Und schreitet

Hinan zu Unzeit.

Tage sind euch

Gegeben, wie

Dem seligen

Tier, zu leben

Die Strecke

Mit Weib und

Anderer Freude.

Das ist der Sinn.

Euch steht es an,

Zu lüsten, das

Fleisch, in Maß,

In Übermaß,

Zu wünschen übers

Ziel, zu weinen

Und zu fluchen.

Euch steht es an.

Denn schwer ist Wissen.

Es fordert die Mühe

Des lockenden Lichtes

Und füllt nur langsam

Das unsichtbare,

Göttliche Herz,

Nur über dem Lohn

Erneuert es das Leben.

Treibend hingegen

Und ohne Fülle

Ist Lust der leichten Wonne.

Mit meinen Mänaden,

Die ihrer warten,

Als auf ihr seliges Mahl.

Sie lässt die Welt

Urglücklich fühlen.

Doch dieses auch

Ist Trug. Denn

Alle Seligkeit

Ward nur dem

Starken und mutvoll

Sich Versenkenden.

Dem zarten, übertreuen,

Dem seufzenden Manne,

Der Göttern gleicht.

Das ist die Lehre.

Und zwänge

Allmächtiges Schicksal

Sein sehnendes Müssen,

Es rafft sich hinan,

Nachdem ihm dieses, des

Gottes Wort, bewusst ward.

Soll ich nun sagen

Das Künftige, so

Sag ich dies: es

Wechseln Lust

Und himmlische

Freude die Arten.

Bleibt Götterwille

Immer sich gleich

Und ohne Anfang

Geplant, so gilt

Euch, Kindern, dennoch,

Die hellere Höhe zu

Wählen und anzuringen

Gegen die sinkende

Kraft, die viele

Unzählige Leben will.

Drum wird es einst,

Unlesbar dem Auge,

Leicht und zärtlich,

Was Menschensinn

Sich immer göttlich darbeut.

Und nun verschließe

Ich mich und rufe