Dieses Buch ist eine gekürzte Version des unten genannten englischen Originaltitels Alle Osho Diskurse sind als Originale publiziert worden und als Original-Audios erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden sie unter der online Bibliothek „Osho Library“ bei www.osho.com
Titel der Originalausgabe:
Satyam Shivam Sundaram
Ebookausgabe 2020
Umschlaggestaltung: Silke Bunda Watermeier, www.watermeier.net
Übersetzung: Ma Prem Raje und Sw. Gyanodaya
Copyright © 2005 Osho International Foundation. Alle Rechte vorbehalten
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Copyright © 2005 Edition Osho in der Innenwelt Verlag GmbH, Köln
Alle Rechte vorbehalten.
eISBN 978-3-947508-72-3
1. Liebe
2. Ego
3. Leben
4. Meditation
5. Sein
6. Freiheit
Liebe ist nicht etwas,
das du von jemandem bekommen kannst,
der die Glückseligkeit nicht erlangt hat.
Dies ist das Elend der ganzen Welt:
Alle wünschen sich, geliebt zu werden,
und alle tun so, als würden sie lieben.
Aber ihr könnt nicht lieben, solange ihr
nicht wisst, was Bewusstheit ist.
Ihr kennt nicht „Satyam, Shivam, Sundaram“:
die Wahrheit, die Erfahrung des Göttlichen
und den Duft der Schönheit.
Ich las in einem Artikel, dass die Frauen die Nase vollhaben, und die Verantwortung dafür bei den Männern liegt. Ist das wahr?
Es ist wahr … aber es ist nur die eine Hälfte der Wahrheit. Auch die Männer haben die Nase voll, und die Verantwortung dafür liegt bei den Frauen. Tatsächlich sitzen wir alle im selben Boot – Männer und Frauen, alle haben die Nase voll, weil unsere Art zu leben völlig falsch ist.
Weder sind die Männer für die Langeweile der Frauen verantwortlich, noch sind die Frauen für die Frustration der Männer verantwortlich. Du wirst tief in die Psychologie der Frustration hineinschauen müssen. Zuerst musst du dir klarmachen, dass du frustriert bist, dass du die Nase voll hast, dass du gelangweilt bist, nur weil du etwas anderes erwartet hast. Hättest du gar nichts erwartet … Ich habe nicht die Nase voll und ich sehe auch keine Möglichkeit dazu. Bis zum letzten Atemzug werde ich die gleichen staunenden Augen haben, mit denen ich geboren wurde. Ich lebe in derselben Welt, in der auch du lebst. Aber ich bin nicht gelangweilt, da ich nie etwas erwartet habe; also ist Frustration unmöglich.
Die Frauen haben genug, weil sie zu viel von den Männern erwartet haben, und der arme Mann kann das nicht alles erfüllen. Frauen haben eine starke Phantasie. Sie machen aus jedem Hans und Peter einen Helden. In ihren romantischen Augen erscheint ihnen jeder Schwachkopf wie ein Gautama Buddha. Und nach und nach, wenn sie ihrem tollen Helden näher kommen, finden sie keinen Giganten, sondern einen ganz gewöhnlichen armen Menschen. Dann setzt eine große Frustration ein. Die Frauen vergrößern und übertreiben – aber man kann nicht in Übertreibungen leben, man kann nicht ständig mit einem Vergrößerungsglas vor Augen leben. Früher oder später muss man sich der Realität stellen. Und die Realität ist genau dieser Pantoffelheld, völlig uninteressant.
Der Mann ist nicht so phantasievoll, aber sein biologischer Instinkt macht ihn nahezu betrunken, und im Rausch des biologischen Instinkts erscheint ihm jede hässliche Frau wie Kleopatra. Seine Augen sind vom biologischen Wahn getrübt. Wer die Liebe blind nannte, hatte gar nicht so unrecht. Der Mann fängt an, mit geschlossenen Augen hinzuschauen. Er scheut sich, die Augen aufzumachen, weil die Wirklichkeit vielleicht gar nicht so toll aussieht. Aber wie lange kannst du mit geschlossenen Augen leben? Früher oder später musst du dir die Frau ansehen, von der du so betört warst. Die biologische Betörung geht schnell vorbei– es ist reine Chemie, Hormone. Sobald du mit der Frau sexuell befriedigt bist, verschwindet die ganze Blindheit, der ganze Wahn. Dann wirst du wieder vernünftig und klar, und dann siehst du eine ganz gewöhnliche Frau.
Natürlich, um ihr aus dem Weg zu gehen, fängst du an, die Zeitung zu lesen. Viele Männer hocken sich vor ihren Fernseher. Nach einer Umfrage, die in Amerika durchgeführt wurde, sieht der amerikanische Durchschnittsmann täglich siebeneinhalb Stunden fern. Kein Wunder, dass die Frauen die Nase voll haben!
Ich habe gehört, dass die Leute sogar fernsehen, während sie sich lieben. Selbst die größten Sexologen – Vatsyayana, Pandit Koka, Sigmund Freud, Havelock Ellis – hätten sich nicht träumen lassen, dass die Menschen sich eines Tages beim Fernsehen lieben würden! So gelangweilt sind sie mit allem, und das Fernsehen ist eine Flucht.
Doch die Psychologie dahinter ist einfach: Du fängst an, vom anderen Dinge zu erwarten, und dann beginnst du, an deine Erwartungen zu glauben. Bald werden deine Erwartungen an der Realität zerschmettert. Das ist der Grund, warum die Männer die Nase voll haben, warum die Frauen die Nase voll haben – alle haben die Nase voll. Die Welt ist voll mit gelangweilten Leuten.
Langeweile ist das vielleicht bedeutsamste Phänomen des zwanzigsten Jahrhunderts. Nie zuvor waren die Menschen so gelangweilt. In früheren Tagen, als der Mensch noch Jäger war und es noch keine Ehe und damit keine Möglichkeit zur Monotonie gab, war niemand gelangweilt. Es war einfach keine Zeit für Langeweile. Die Frau war nicht gelangweilt, denn es gab genug Gelegenheiten, um sich neue Männer zu suchen. Die Ehe setzte alles im Namen von Sicherheit und Geborgenheit fest, aber sie hat auch das Abenteuer weggenommen.
Ein Urdu-Poet schrieb ein schönes Lied, in dem er sagt: „Wenn du“ – und er wendet sich an Gott – „wenn du für die Ehe warst, warum hast du mir dann Augen gegeben? Warum hast du mir dann Intelligenz gegeben?“ Idioten sind nicht gelangweilt … und du wirst dich wundern, aber auch Blinde sind nicht gelangweilt. Je intelligenter jemand ist, umso schneller langweilt er sich; das ist das Kriterium. Die intelligentesten, sensitivsten, kreativsten Leute sind die am meisten gelangweilten Leute, weil ihnen eine Erfahrung genügt. Nur Schwachköpfe brauchen Wiederholung.
Je mehr sich die Welt in finanzieller und sozialer Hinsicht abgesichert hat – Ehe, Kinder, Ausbildung, Ruhestand, Pension, Versicherung, ja sogar Arbeitslosengeld – umso mehr ist alle Freude am Abenteuer verschwunden. Alles ist heute so festgelegt und reglementiert, besonders im Westen, dass es offenbar nur noch eines zu erforschen gibt: den Selbstmord. Das ist das Einzige, was noch unbekannt ist.
Die Menschen haben ihre Erfahrungen mit Sex gemacht und gefunden, dass es nur dumm ist. Sie haben ihre Erfahrungen mit Drogen gemacht und gefunden, dass man sich damit nur selbst etwas vormacht. Jetzt scheint es keine Abenteuer, keine Herausforderungen mehr zu geben, und immer mehr Menschen begehen Selbstmord. Es ist jedoch bemerkenswert, dass die Selbstmordrate in den armen Ländern nicht ansteigt. Die Armen scheinen weniger gelangweilt zu sein, sie scheinen weniger die Nase voll zu haben, weil sie sich um Essen, Kleidung und Unterkunft kümmern müssen. Sie haben keine Zeit für Langeweile. Sie können es sich nicht leisten.
Je reicher die Gesellschaft … Wenn man alles hat, wie lange kann man es mit diesem festgelegten, monotonen, geschützten, versicherten, garantierten Lebensstil aushalten? Die intelligenteren Menschen begehen Selbstmord. Auch der Osten hat Zeiten des Reichtums gekannt, aber glücklicherweise hat der Osten einen besseren Ersatz für Selbstmord gefunden: Sannyas. Wenn jemand wie Gautama Buddha die Nase voll hatte, weil er jeden erdenklichen Luxus genossen hatte … wie lange kann man jeden Tag den gleichen Luxus wiederholen? Im Alter von neunundzwanzig war er mit der Welt fertig. Er hatte alles erlebt; die Welt bot ihm keine neuen Möglichkeiten mehr. Bei Nacht und Nebel flüchtete er aus seinem Königreich, aus seiner Sicherheit, aus der Geborgenheit. Er gab alles auf und wurde zum Bettler, auf der Suche nach etwas, das ewig frisch bleibt, das niemals alt wird, das niemals langweilig wird. Die Suche nach dem ewig Frischen ist die Suche von Sannyas. In dir ist eine Quelle, die ewig frisch ist. Sie wird nie alt, du kannst davon nie genug bekommen. Und während ich dies sage, schöpfe ich aus dieser Quelle. Meine Worte kommen aus dieser Quelle. Wenn du meine Worte zu schmecken vermagst, wenn du sie zu fühlen vermagst, kannst du einen Schimmer eines weit entfernten Landes bekommen, wo alles in jedem Moment immer wieder neu wird, wo sich auf keinem Spiegel Staub ansammelt. Und diese Welt ist in dir.
Aber du interessierst dich für eine Frau, und die Frau interessiert sich für dich. Weder kann die Frau deine ewige Quelle der Freude finden noch kannst du selbst deine Quelle der Freude finden, weil du dich auf die Frau konzentrierst. Wir alle konzentrieren uns auf andere, aber das, was dir bleibende Freude bringen kann, ist in dir – aber du schaust niemals nach innen.
Die Menschen sind bereit, zum Everest zu gehen, die Menschen sind bereit, sich auf die Suche zum Mond und zum Mars zu begeben … Aber ihr wisst nicht, dass ihr, selbst wenn ihr den Everest erreicht, einfach dumm dastehen werdet. Was werdet ihr dort tun? Wie lange hielt sich Edmund Hillary auf dem Gipfel des Everest auf? Nicht länger als zwei Minuten. Er riskierte sein Leben– und Hunderte andere vor ihm sind bei dem gleichen Versuch, die Spitze zu erreichen, gestorben. Und so wie ich es sehe, muss Edmund Hillary ziemlich verlegen dreingeschaut haben, als er auf dem höchsten Gipfel des Himalajas stand. Gut, dass keiner da war, der ihn sehen konnte! Nach zwei Minuten wurde ihm langweilig: „Geh zurück nach Hause!“
Was wirst du auf dem Mond machen? Es ist eine seltsame Situation … Als der erste russische Astronaut, Juri Gagarin, der dem Mond so nahe kam wie noch keiner vor ihm, zurückkehrte, wurde er von Journalisten gefragt: „Was war Ihr erster Gedanke, als Sie dem Mond so nahe kamen?“
Er sagte: „Der erste Gedanke … Ich sah die Erde. Sie sah von dort oben so schön aus. Sie ist achtmal größer als der Mond, und von dort oben scheint die Erde genau wie bei uns der Mond, nur achtmal größer. Und der Mond ist von dort aus etwas genauso Gewöhnliches wie die Erde.“
Nur aus großer Entfernung kann man die reflektierten Strahlen der Sonne sehen. Der Mond hat kein eigenes Licht. Wenn man den Mond erreicht, erkennt man, dass er der verlassenste und hässlichste Fleck ist, den man sich vorstellen kann, denn es gibt dort kein Wasser, nichts Grünes, keine Rosen. Dort passiert überhaupt nichts – es ist eigentlich eine Wüste, völlig tot.
Aber Juri Gagarin sagte: „Vom Mond aus war mein erster Gedanke: „Meine schöne Erde …“ Seltsam, wenn man auf der Erde lebt, ist einem die Erde egal. Juri Gagarin hatte sein ganzes Leben auf der Erde verbracht, aber er hatte nie gedacht: ‚Meine schöne Erde …‘ Und das zweite, was er sagte, war: „Als ich zu mir selbst sagte: ‚Meine schöne Erde‘, da fiel mir ein, dass ich Kommunist bin und zur Sowjetunion gehöre. Aber vom Mond aus ist die Erde nicht mehr aufgeteilt in Sowjetunion, Deutschland, Japan, Amerika, Indien …“
All diese dummen Linien, die wir auf der Landkarte geschaffen haben, existieren auf der Erde nicht. Zum ersten Mal, von dort oben, hatte er es als eine Menschheit, als eine Erde empfunden– und so schön! Als Juri Gagarin nach Indien kam, traf ich ihn in Neu Delhi und fragte ihn: „Seit Sie wieder auf der Erde zurück sind, haben Sie je wieder gedacht: ‚Wie schön ist meine Erde?‘“ Er sah mich schockiert an und sagte: „Das hat mich noch niemand gefragt. Ich habe nie wieder so über die Erde gedacht.“
Die Menschen schauen immer nach dem, was weit entfernt ist. Sie scheinen sich dessen, was offensichtlich und nah ist, völlig unbewusst zu sein. Du bist dir selbst am nächsten, darum vergisst du es ständig. Dabei ist es unmöglich, dich von dir selbst zu entfernen. Wo immer man dich auch hinbringt, nimmst du dich mit. Du kannst nicht von dir selbst getrennt werden. Deswegen kannst du nicht sagen: „Mein schönes Dasein …“
Du solltest die Kunst lernen, dich in dein Inneres hineinzubegeben. Du solltest lernen, mehr subjektiv als objektiv zu sein. Subjektivität ist die Essenz der Mystik. Du musst anfangen, nach innen zu schauen.
Das nennen wir Meditation. Es bedeutet nichts anderes, als nach innen zu schauen und den Ursprung deiner Lebensquelle zu finden. Und wenn du erst einmal mit deiner eigentlichen Lebensquelle in Berührung gekommen bist, hört alle Langeweile auf. Dann wird dein Leben zu einem fortwährenden Fest. Ansonsten aber – egal, ob du ein Mann bist oder eine Frau – ist Langeweile deine Bestimmung.
Frau Mayer wird langsam wirklich sauer und fühlt sich sehr einsam, denn alles, was ihr Ehemann Otto Tag und Nacht tut, ist fernsehen. Also beschließt sie, sich einen Gefährten aus der Zoohandlung zu holen.
„Wenn Sie ein ganz besonderes Haustier suchen“, sagt der Verkäufer, „dann sehen Sie hier in diesem Käfig einen Geier, dessen Schnabel und Krallen in der Lage sind, alles zu zerstören.“
„Wie schrecklich!“, sagt Frau Mayer.
„Nein, gar nicht“, antwortet der Mann, „der Geier ist sehr gut abgerichtet und absolut gehorsam. Er zerstört nur etwas, wenn er den ausdrücklichen Befehl dazu bekommt. Wenn Sie zum Beispiel sagen: ‚Geier, den Stuhl!’ oder: ‚Geier, den Tisch!’, dann tritt er in Aktion und fliegt los.“
„Kann er auch einen Fernseher kaputtmachen?“, fragt Frau Mayer.
„Aber selbstverständlich!“, erwidert der Mann. „Er macht daraus in wenigen Sekunden einen Schrotthaufen.“
Also kauft Frau Mayer den Geier und nimmt ihn mit nach Hause. Wie zu erwarten, sitzt Otto wieder vor der Glotze.
Sie öffnet den Käfig, da schaut Otto hoch und fragt:
„Was für ein Tier hast du denn gekauft, Schatz?“
„Ich habe einen Geier gekauft“, sagt Frau Mayer und macht sich bereit, den Befehl zu geben.
Da wendet sich Otto wieder dem Fernseher zu und sagt:
„Geier – meine Fresse!“
Wie kann ich besser lieben?
Liebe ist an sich genug. Sie braucht keine Verbesserung. Sie ist vollkommen, so wie sie ist. Es gibt keine Möglichkeit, sie zu verbessern. Dieser Wunsch zeigt ein Missverständnis in Bezug auf das Wesen der Liebe. Kannst du einen vollkommenen Kreis haben? Alle Kreise sind vollkommen, und wenn sie nicht vollkommen sind, dann sind es keine Kreise.
Vollkommenheit ist eine Eigenschaft des Kreises, und das Gleiche gilt für die Liebe. Du kannst nicht weniger oder mehr lieben, weil Liebe keine Quantität ist. Sie ist eine Qualität, und als solche ist sie nicht messbar.
Deine Frage zeigt, dass du noch nie einen Geschmack von der Liebe bekommen hast und versuchst, deine Lieblosigkeit in dem Verlangen: „Wie kann ich besser lieben?“ zu verstecken. Niemand, der die Liebe kennt, kann diese Frage stellen. Liebe darf nicht als biologische Vernarrtheit verstanden werden – das ist Lüsternheit; das existiert in allen Tieren, daran ist nichts Besonderes, ja, es existiert sogar in den Bäumen. Es ist die Art und Weise, wie die Natur sich fortpflanzt. Daran ist nichts Spirituelles und auch nichts speziell Menschliches.
Als Erstes muss man also klar zwischen Liebe und Lüsternheit unterscheiden. Lüsternheit ist eine blinde Leidenschaft. Liebe ist die Ausstrahlung eines stillen, friedvollen, meditativen Herzens. Liebe hat nichts mit Biologie, Chemie und Hormonen zu tun. Liebe ist der Flug deines Bewusstseins zu höheren Sphären, jenseits von Materie und Körper. Sobald du Liebe als etwas Transzendentes verstehst, ist Liebe nicht mehr die eigentliche Frage. Die eigentliche Frage ist: Wie kannst du den Körper transzendieren? Wie kannst du etwas in dir erfahren, das jenseits des Körpers ist, jenseits von allem Messbaren? Das ist die Bedeutung des Wortes „Materie“. Es kommt von der Sanskritwurzel Matra, die „Maß“ bedeutet; es bedeutet „das, was gemessen werden kann“. Das französische Wort mêtre kommt von derselben Wurzel.
Die eigentliche Frage ist also: Wie kannst du vom Messbaren zum Nichtmessbaren gelangen? In anderen Worten: Wie kannst du über die Materie hinausgelangen und deine Augen für ein höheres Bewusstsein öffnen? Für das Bewusstsein gibt es keine Grenzen – je bewusster du wirst, umso mehr erkennst du, wie viel mehr noch möglich ist. Sobald du einen Gipfel erreicht hast, taucht ein neuer Gipfel vor dir auf. Es ist eine ewige Pilgerreise.
Liebe ist die Begleiterscheinung eines wachsenden Bewusstseins. Sie ist wie der Duft einer Blume. Suche sie nicht in den Wurzeln, denn dort ist sie nicht. Deine Biologie ist deine Wurzel und dein Bewusstsein ist deine Blüte. Je mehr sich der Lotus des Bewusstseins in dir öffnet, umso mehr wirst du überrascht sein, wirst du verblüfft sein über eine ungeheure Erfahrung, die nur Liebe genannt werden kann. Dann bist du so voll Freude, so voll Glückseligkeit, dass jede Faser deines Daseins vor Ekstase tanzt. Dann bist du wie eine Regenwolke, die regnen und sich ergießen will. Sobald du von Glückseligkeit überfließt, taucht ein starkes Bedürfnis in dir auf, sie zu teilen. Dieses Teilen ist Liebe.
Liebe ist nicht etwas, das du von jemand bekommen kannst, der die Glückseligkeit nicht erlangt hat. Und das ist das Elend der ganzen Welt: Alle wünschen sich, geliebt zu werden, und alle tun so, als würden sie lieben. Aber ihr könnt nicht lieben, solange ihr nicht wisst, was Bewusstheit ist. Ihr kennt nicht Satyam, Shivam, Sundaram : die Wahrheit, die Erfahrung des Göttlichen und den Duft der Schönheit.
Was hast du denn zu geben? Du bist so leer, bist so hohl. Nichts wächst in deinem Wesen, nichts ist grün. Es gibt keine Blumen in dir. Dein Frühling ist noch nicht gekommen. Liebe ist eine Begleiterscheinung … wenn der Frühling kommt und du auf einmal anfängst zu blühen, wenn du zur Blüte kommst und den Duft verströmst, der in dir geschlummert hat. Diesen Duft zu teilen, diese Anmut zu teilen, diese Schönheit zu teilen – das ist Liebe. Und da ist keine Rede von Verbesserung. Liebe ist bereits vollkommen, sie war immer schon vollkommen. Wenn sie da ist, ist sie vollkommen. Wenn sie nicht vollkommen ist, ist sie nicht da. Vollkommenheit und Liebe sind untrennbar miteinander verbunden.
Wenn du mich gefragt hättest: „Was ist Liebe?“ – das wäre wahrhaftiger, ehrlicher, aufrichtiger, authentischer gewesen. Doch du fragst mich: „Wie kann ich besser lieben?“ Damit hast du es schon als gegeben hingenommen, dass du bereits weißt, was Liebe ist – und nicht nur das: Deine Frage beinhaltet auch, dass du schon liebst. So als ginge es nur noch darum, wie du noch besser lieben kannst! Ich will dir nicht wehtun, aber ich bin hilflos. Ich muss dir die Wahrheit sagen: Du weißt nicht, was Liebe ist. Du kannst es nicht wissen, weil du bis jetzt noch nicht tiefer in dein Bewusstsein eingedrungen bist. Du hast dich selbst noch nicht erfahren. Du hast keine Ahnung, wer du bist.
In dieser Blindheit, in dieser Unwissenheit, in dieser Unbewusstheit kann Liebe nicht wachsen. Du lebst in einer Wüste. In dieser Dunkelheit, in dieser Wüste gibt es keine Möglichkeit, dass Liebe zum Erblühen kommt.
Zu allererst muss du voller Licht sein und voller Freude – so voll, dass du überfließt. Diese überfließende Energie ist Liebe. Dann wirst du Liebe als die höchste Vollkommenheit im Leben erfahren. Sie ist nicht mehr und nicht weniger als das. Aber unsere ganze Erziehung ist so neurotisch, so psychisch krank, dass sie alle Möglichkeiten für inneres Wachstum zunichte macht. Vom ersten Atemzug an wird dir beigebracht, ein Perfektionist zu sein, und so wendest du deine perfektionistischen Ideen natürlich auf alles an – sogar auf die Liebe.
Kürzlich kam mir dieser Satz unter: „Ein Perfektionist ist jemand, der sich um alles kümmert und den Kummer für andere dadurch noch vergrößert.“ Und das Ergebnis ist diese trübsinnige Welt, in der alle versuchen, perfekt zu sein.
Sobald jemand versucht, perfekt zu sein, erwartet er auch von allen anderen, dass sie perfekt sind. Dann fängt er an, andere zu verurteilen. Er fängt an, andere herabzusetzen. So machen es seit jeher eure so genannten Heiligen, so machen es eure Religionen. Sie haben euer Dasein mit der Idee der Perfektion vergiftet. Doch weil du nicht perfekt sein kannst, fühlst du dich schuldig und verlierst deine Selbstachtung. Und jemand, der seine Selbstachtung verloren hat, verliert auch seine Menschenwürde. Sein Stolz ist gebrochen, seine Menschlichkeit durch schöne Worte wie „Perfektion“ zerstört.
Kein Mensch kann perfekt sein. Gewiss, es wartet eine bestimmte Erfahrung auf den Menschen, doch sie geht über die gewöhnliche Vorstellung vom Menschsein hinaus. Erst wenn man eine Erfahrung des Göttlichen macht, weiß man, was Vollkommenheit bedeutet.
Vollkommenheit ist keine Disziplin; sie ist nicht etwas, das du praktizieren kannst, sie ist nichts, wofür du üben kannst. Aber genau dies wird allen beigebracht, und das Ergebnis ist eine Welt voller Scheinheiliger, die ganz genau wissen, dass sie innen hohl und leer sind und trotzdem allerlei Qualitäten vortäuschen, die nichts als leere Worte sind. Wenn du zu jemandem sagst: „Ich liebe dich“, hast du jemals darüber nachgedacht, was du damit meinst? Ist es nur eine biologische Vernarrtheit ins andere Geschlecht? Denn sobald du deine tierischen Gelüste befriedigt hast, verschwindet die ganze so genannte Liebe. Es war bloß ein Hunger. Du hast deinen Hunger befriedigt und nun bist du satt. Die gleiche Frau, die dir als schönste der Welt erschien, der gleiche Mann, der dir wie Alexander der Große vorkam … jetzt überlegst du, wie du den Kerl am besten los wirst.
Vielleicht wird es dich erleuchten, wenn ich dir diesen Brief vorlese, den Paddy an seine Geliebte Maureen geschrieben hat: „Maureen, mein Liebling, ich traf Dich letzte Nacht, aber Du bist nicht gekommen. Das nächste Mal werde ich Dich wieder treffen, egal, ob Du kommst oder nicht. Wenn ich als erster da bin, werde ich meinen Namen an den Türpfosten schreiben, damit Du Bescheid weißt. Falls aber Du als Erste da bist, radiere meinen Namen einfach aus, damit keiner etwas merkt. Meine liebste Maureen, für Dich würde ich die höchsten Berge besteigen und in der stürmischsten See schwimmen. Für einen Augenblick an Deiner Seite würde ich alles auf mich nehmen.
Dein Dich immer liebender Paddy.
PS: Ich sehe Dich Freitagabend, falls es nicht regnet.“
Sobald du zu jemandem sagst: „Ich liebe dich“, weißt du nicht, was du sagst. Du weißt nicht, dass es nur Lüsternheit ist, die sich hinter dem schönen Wort „Liebe“ versteckt. Sie geht vorüber, sie ist sehr vergänglich.
Liebe ist etwas Ewiges. Es ist die Erfahrung der Buddhas – nicht der unbewussten Menschen, von denen die ganze Welt voll ist. Nur sehr wenige Menschen haben erfahren, was Liebe ist, und es sind diejenigen, die das höchste Erwachen, die höchste Erleuchtung, den höchsten Gipfel des menschlichen Bewusstseins erlangt haben.
Wenn du wirklich wissen willst, was Liebe ist, vergiss die Liebe und besinne dich auf die Meditation. Wenn du Rosen in deinem Garten haben willst, vergiss die Rosen und kümmere dich um den Rosenstrauch. Du musst ihm Nahrung geben, ihn begießen und dich darum kümmern, dass er die richtige Menge Sonne und Wasser bekommt. Wenn für alles gesorgt wird, sind die Rosen dazu bestimmt, zur rechten Zeit zu kommen. Du kannst sie nicht früher hervorholen, kannst sie nicht zwingen, sich eher zu öffnen, und du kannst von einer Rose nicht verlangen, vollkommener zu sein. Hast du je eine Rose gesehen, die nicht vollkommen ist? Was willst du mehr? Jede Rosenblüte ist vollkommen in ihrer Einmaligkeit. Wie sie im Wind, im Regen, in der Sonne tanzt …
Kannst du ihre ungeheure Schönheit, ihre absolute Freude nicht sehen? Eine kleine, gewöhnliche Rosenblüte strahlt die verborgene Herrlichkeit der Existenz aus. Liebe ist eine Rosenblüte in deinem Sein. Doch du musst dein Sein darauf vorbereiten: Vertreibe die Dunkelheit und alles Unbewusste. Werde immer wachsamer und bewusster, dann wird die Liebe von selbst kommen, zu ihrer Zeit. Du brauchst dich nicht darum zu sorgen. Und wann immer sie kommt, ist sie immer vollkommen.
Liebe ist eine spirituelle Erfahrung. Sie hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sie hat nichts mit dem Körper zu tun – nur mit deinem innersten Sein. Aber du hast deinen eigenen Tempel noch nicht einmal betreten. Du weißt überhaupt nicht, wer du bist, und du stellst Fragen über die Liebe. Zuerst sei du selbst; zuerst erkenne dich selbst, und die Liebe wird als Belohnung kommen. Sie ist eine Belohnung aus dem Jenseits. Sie regnet auf dich wie mit Blumen herab und erfüllt dein Dasein; sie regnet immer weiter auf dich herab … Und mit ihr kommt eine ungeheure Sehnsucht, zu teilen.
In der menschlichen Sprache kann dieses Teilen nur durch „Liebe“ angedeutet werden. Es sagt nicht viel, es deutet nur die richtige Richtung an. Liebe ist eine Begleiterscheinung der Achtsamkeit, der Bewusstheit. Ich lehre dich, bewusster zu werden. Liebe stellt sich ein, wenn du bewusster wirst. Sie ist ein Gast, der sich einstellt, der unausweichlich zu allen kommt, die so weit sind, die darauf vorbereitet sind, ihn zu empfangen. Aber du bist noch nicht einmal so weit, Liebe zu erkennen. Wenn Liebe an deine Tür kommt, wirst du sie nicht erkennen. Wenn Liebe an deine Tür klopft, wirst du tausendundeine Entschuldigung finden. Du wirst denken, vielleicht ist es ein starker Wind, oder du wirst irgendeine andere Entschuldigung haben. Du wirst deine Türen nicht öffnen. Und selbst, wenn du die Türen öffnest, wirst du die Liebe nicht erkennen, weil du sie nie zuvor gesehen hast. Wie kannst du sie erkennen?
Du kannst nur das wiedererkennen, was du schon kennst. Wenn Liebe zum ersten Mal zu dir kommt und dein Dasein erfüllt, wirst du völlig ergriffen und überwältigt sein. Du wirst nicht wissen, wie dir geschieht. Du weißt nur, dass dein Herz tanzt; du weißt, dass himmlische Musik dich einhüllt, und du nimmst Düfte wahr, wie du sie noch nie erlebt hast. Aber es braucht ein wenig Zeit, um all diese Erfahrungen zusammenzubringen und zu erkennen, dass dies vielleicht Liebe ist. Allmählich wird es in dein Wesen einsickern.
Liebe findet man nicht in Gedichten. Meine eigene Erfahrung ist, dass jene Menschen, die Gedichte über die Liebe schreiben, keine Ahnung von Liebe haben. Ich habe große Dichter persönlich kennen gelernt, die wunderbare Gedichte über die Liebe geschrieben haben, und ich weiß, dass sie die Liebe niemals erfahren haben. Ihre Gedichte sind in Wirklichkeit nur ein Ersatz, ein Trost. Indem sie über Liebe schreiben, machen sie sich selbst und anderen vor, dass sie die Liebe kennen. Nur ein Mystiker kennt die Liebe. Die Mystiker sind die einzige Kategorie von Menschen, die jemals Liebe erfahren haben. Liebe ist das absolute Monopol der Mystiker. Wenn du Liebe kennen lernen willst, musst du dich in die Welt der Mystiker begeben.
Jesus sagt: „Gott ist Liebe.“ Er war in einer Mysterienschule gewesen, bei den Essenern, einer uralten Mysterienschule. Aber vielleicht blieb er nicht bis zum Abschluss in dieser Mysterienschule, denn was er sagt, stimmt einfach nicht. Gott ist nicht Liebe – Liebe ist Gott! Und das ist ein riesengroßer Unterschied, nicht bloß ein Vertauschen von Wörtern.
Wenn man sagt, Gott ist Liebe, sagt man damit, Liebe ist nur eine Eigenschaft von Gott. Er ist auch Weisheit, ist auch Mitgefühl, ist auch Vergebung. Außer Liebe kann er noch Millionen anderer Dinge sein. Liebe ist nur eine der Eigenschaften Gottes. Ja, es ist sogar irrational und unlogisch, Liebe nur zu einer Teileigenschaft Gottes zu machen. Denn wenn Gott Liebe ist, dann ist er nicht gerecht. Wenn Gott Liebe ist, dann kann er nicht so unbarmherzig sein, Sünder in die ewige Hölle zu werfen. Wenn Gott Liebe ist, kann er nicht auch das Gesetz sein.
Ein großer Sufimystiker, Omar Khayyam, beweist ein viel besseres Verständnis als Jesus, wenn er sagt: „Ich bleibe weiterhin ich selbst. Ich werde nicht auf die Priester und die Prediger hören, weil ich darauf vertraue, dass Gottes Liebe groß genug ist. Es ist mir nicht möglich, eine Sünde zu begehen, die größer wäre als seine Liebe. Wozu sollen wir uns also Sorgen machen? Unsere Macht ist klein, unsere Sünden sind klein. Unsere Reichweite ist so gering – wie sollten wir Sünden begehen können, die Gottes Liebe nicht zu vergeben vermag? Wenn Gott Liebe ist, kann er unmöglich beim Jüngsten Gericht all die Heiligen heraussuchen und die übrigen Millionen und Abermillionen für alle Ewigkeit in die Hölle werfen!“
Die Lehren der Essener waren genau das Gegenteil von dem, was Jesus sagt. Er zitiert sie falsch. Vielleicht war er nicht so tief in ihrer Lehre verwurzelt. Ihre Lehre besagte: „Liebe ist Gott.“ Das ist ein ungeheurer Unterschied. Jetzt wird Gott zu einer Eigenschaft der Liebe, jetzt ist Gott bloß eine Qualität der unermesslichen Erfahrung der Liebe. Nun ist Gott keine Person mehr, sondern bloß eine Erfahrung all jener, die Liebe gekannt haben. Jetzt wird Gott zweitrangig zur Liebe. Und ich sage euch: Die Essener hatten Recht.
Liebe ist der letztendliche Wert, das höchste Erblühen. Es gibt nichts, was darüber hinausgeht. Darum kann man sie nicht verbessern. Die Wahrheit ist: Bevor du sie erlangst, musst du verschwinden. Wenn Liebe da ist, kannst du nicht mehr da sein.
Ein anderer großer Mystiker des Ostens, Kabir, hat eine sehr bedeutsame Aussage gemacht – eine Aussage, die nur von jemandem gemacht werden kann, der es erfahren hat, der es erkannt hat, der in das innerste Heiligtum der höchsten Wirklichkeit eingedrungen ist. Er sagt: „Ich habe nach der Wahrheit gesucht, aber so seltsam es klingen mag: Solange es den Sucher gab, war die Wahrheit nirgends zu finden. Als aber die Wahrheit gefunden war, schaute ich überall – und fand mich nirgends. Als die Wahrheit gefunden war, war der Sucher verschwunden, und solange der Sucher war, war die Wahrheit nirgendwo zu finden.“
Die Wahrheit und der Sucher können nicht zusammen existieren. Du und die Liebe können nicht zusammen existieren. Eine Koexistenz ist nicht möglich. Entweder du oder die Liebe – du kannst es dir aussuchen. Wenn du bereit bist zu verschwinden, dich aufzulösen und in reinem Bewusstsein aufzugehen, dann wird die Liebe blühen. Du wirst sie nicht vervollkommnen können, weil du nicht vorhanden sein wirst. Und sie bedarf auch gar keiner Vollkommenheit; wenn sie kommt, ist sie immer vollkommen. Liebe ist eines jener Wörter, die jeder zwar gebraucht, aber niemand versteht. Eltern sagen zu ihren Kindern: „Wir lieben dich!“ – dabei sind sie es, die ihre Kinder kaputtmachen. Sie sind es, die ihren Kindern jede Menge Vorurteile, jede Menge toten Aberglauben vermitteln. Sie sind es, die auf ihren Kindern den ganzen Berg von Müll abladen, den schon viele Generationen mit sich herumschleppen und den jede Generation an die nächste weitergibt. Dieser Wahnsinn geht immerzu weiter und wird zu einem ganzen Gebirge. Trotzdem meinen alle Eltern, ihre Kinder zu lieben. Aber wenn sie ihre Kinder wirklich liebten, würden sie nicht wollen, dass diese so werden wie sie selbst, denn sie selbst sind bloß trübsinnig und sonst nichts. Was ist ihre Erfahrung vom Leben? Reines Elend, ein einziges Leiden! Das Leben war für sie kein Segen, sondern ein Kreuz. Und trotzdem wollen sie, dass ihre Kinder genau wie sie werden.
Einmal war ich zu Gast bei einer Familie und saß abends in ihrem Garten. Die Sonne ging unter und es war ein wunderschöner, stiller Abend. Die Vögel kehrten heim zu ihren Bäumen und das kleine Kind der Familie saß neben mir. Da fragte ich es: „Weißt du, wer du bist?“
Kinder sind klarer und scharfblickender als Erwachsene, weil die Erwachsenen verdorben sind – infiziert und vergiftet von allen möglichen Ideologien und Religionen. Dieses Kind schaute mich an und sagte: „Du stellst mir ein sehr schwere Frage.“
Ich fragte: „Was ist denn so schwer daran?“
Es erwiderte: „Das Problem ist, ich bin das einzige Kind meiner Eltern, und solange ich mich erinnern kann, sagt immer, wenn Gäste da sind, irgendjemand, dass meine Augen aussehen wie die meines Vaters, und jemand anderer sagt, dass meine Nase aussieht wie die meiner Mutter, oder es sagt jemand, dass mein Gesicht aussieht wie das meines Onkel. Darum weiß ich gar nicht, wer ich bin. Keiner sagt, dass irgendetwas aussieht wie ich.“
Ich sagte: „Das ist wirklich schwer.“
Aber genauso macht man es mit jedem Kind. Man überlässt es nicht dem Kind, sich selbst zu entdecken. Keiner lässt es sein, wie es ist. Alle laden dem Kind ständig ihre eigenen unerfüllten Ambitionen auf. Alle Eltern wollen, dass ihr Kind zu ihrem Ebenbild wird. Aber das Kind hat seine eigene Bestimmung. Wenn es zu eurem Ebenbild wird, kann es nie es selbst sein.
Doch wenn du nicht du selbst wirst, wirst du nie Zufriedenheit erlangen, wirst du dich nie in der Existenz wohl fühlen. Du wirst immer das Gefühl haben, dass dir etwas abgeht. Deine Eltern lieben dich und verlangen, dass auch du sie liebst, weil sie dein Vater und deine Mutter sind. Es ist eigenartig, aber niemand scheint sich dessen bewusst zu sein: Nur weil du eine Mutter bist, bedeutet das noch nicht, dass dein Kind dich lieben muss. Du solltest auch liebenswert sein; dass du Mutter bist, genügt nicht. Oder wenn du Vater bist, bedeutet das nicht, dass du dadurch automatisch liebenswert bist. Die bloße Tatsache, dass du Vater bist, erzeugt in deinem Kind kein überwältigendes Gefühl von Liebe.
Aber das wird erwartet und das arme Kind weiß nicht, was es tun soll. Es beginnt zu heucheln, das ist der einzige Ausweg. Es beginnt zu lächeln, wenn kein Lächeln in seinem Herzen ist. Es beginnt Liebe, Respekt und Dankbarkeit zu zeigen – und alles ist einfach falsch. Es wird von Anfang an ein Schauspieler, ein Heuchler, ein Politiker. Wir alle leben in dieser Welt, wo Eltern, Lehrer, Priester, wo jedermann dich verdorben, aus dir selbst vertrieben und von dir selbst entfernt hat.
Ich bemühe mich, euch euer Zentrum wieder zurückzugeben. Dieses Zentrieren nenne ich Meditation. Ich will, dass du einfach du selbst bist, mit großer Selbstachtung, Würde und dem Bewusstsein, dass die Existenz dich braucht. Dann kannst du anfangen, dich selbst zu suchen. Erst komme in dein Zentrum und dann fange an herauszufinden, wer du bist. Sein ursprüngliches Gesicht zu kennen ist der Anfang eines Lebens in Liebe, eines Lebens, das ein Fest ist. Dann wirst du sehr viel Liebe geben können, denn sie ist nicht etwas, das sich erschöpft. Weil sie nicht messbar ist, ist sie unerschöpflich. Und je mehr Liebe du gibst, desto mehr wirst du fähig sein, sie zu geben. Die höchste Erfahrung im Leben ist bedingungsloses Geben, ohne Erwartungen – nicht einmal auf ein einfaches Dankeschön. Echte, authentische Liebe wird sich im Gegenteil dem anderen, der die Liebe akzeptiert hat, verpflichtet fühlen. Er hätte sie auch ablehnen können.
Wenn du anfängst, Liebe zu geben mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit all jenen gegenüber, die sie akzeptieren, dann wirst du überrascht feststellen, dass du zu einem König geworden bist. Du bist kein Bettler mehr, der mit der Bettelschale in der Hand an jede Tür klopft und um Liebe bittet – obwohl die Menschen, an deren Türen du klopfst, dir keine Liebe geben können, weil sie selbst Bettler sind. Sie sind Bettler, die voneinander Liebe fordern und sich frustriert und ärgerlich fühlen, weil sie keine Liebe bekommen. Aber das kann gar nicht anders sein. Liebe gehört zur Welt der Könige und nicht der Bettler. Und derjenige ist ein König, der so voll von Liebe ist, dass er sie bedingungslos zu geben vermag. Dann erwartet dich eine noch größere Überraschung: Wenn du anfängst, deine Liebe jedem zu geben, sogar einem Fremden … Und es ist gleichgültig, wem du sie gibst, weil allein schon die Freude des Gebens so groß ist, dass es egal ist, wer der Empfänger ist.
Wenn du diesen Seinszustand erreichst, dann gibst du ständig allem und jedem – nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren, den Bäumen, den weit entfernten Sternen –, denn Liebe ist etwas, das sich allein durch deinen liebenden Blick bis zu den entferntesten Sternen überträgt. Einfach durch deine Berührung überträgt sich die Liebe auf einen Baum. Sie kann ohne Worte, in absoluter Stille mitgeteilt werden.
Und wenn ich dies sage, ist es kein bloßes Reden. Ich bin ein lebendes Beispiel für alles, was ich dir sage. Kannst du nicht meine Liebe fühlen – auch wenn ich es dir noch nie gesagt habe? Es braucht nicht gesagt zu werden, es äußert sich von selbst. Die Liebe hat ihre eigenen Wege, um die tiefsten Tiefen deines Seins zu erreichen.
Sei zuerst erfüllt mit Liebe, dann kommt das Teilen von allein. Und dann wirst du die große Überraschung erleben: Indem du gibst, empfängst du – aus unbekannten Quellen, unbekannten Richtungen, von unbekannten Menschen, von Bäumen, Flüssen, von den Bergen. Aus allen Ecken und Enden der Existenz beginnt Liebe zu dir hinzuströmen. Und je mehr du gibst, desto mehr bekommst du. Das Leben wird zu einem einzigen Tanz der Liebe. Für mich ist das der Zustand der Erleuchtung – reine Liebe.
Und außer reiner Liebe gibt es keinen Gott.
Du sagst, wir wissen nicht, was Liebe ist. Was ist es, das ich für dich fühle? Es liebkost mein Herz, bringt mich zum Lachen und zum Weinen, gibt mir ein ekstatisches Gefühl und führt mich tief nach innen. Was ist das?
Das scheint mir der Anfang einer großen Liebesaffäre zu sein! Doch beachte den Unterschied zwischen einer gewöhnlichen Liebesaffäre und der „großen Liebesaffäre“. Die große Liebesaffäre weist einen qualitativen Unterschied zu dem auf, was ihr Liebesaffäre nennt. Eure Liebesaffären sind wie Seifenblasen. An einem Tag seid ihr in tiefer Liebe, und schon am nächsten Tag – oder noch am selben – ist die Seifenblase wieder verschwunden, und mit ihr die Liebesaffäre. Sie ist vergänglich.
Die „große Liebesaffäre“ besteht in Wirklichkeit nicht mit dem Meister, sondern durch ihn mit dem ganzen Universum. Der Meister ist höchstens wie das Fenster, durch das man den ganzen Himmel mit allen Sternen sehen kann. Aber man verliebt sich nicht in den Fensterrahmen.
Und doch gibt es viele, die sich sogar in den Fensterrahmen verlieben … Was in den Tempeln und Moscheen, in den Kirchen und Synagogen angebetet wird, sind nur Fenster – aber sie sind nicht einmal anwesend. Ja, sie waren da – vor zweitausend, dreitausend, viertausend Jahren, da gab es einmal ein Fenster … Die Zeitgenossen dieses Fensters werden es verurteilt haben, weil es sie von ihren banalen Angelegenheiten abhielt. Sie fühlten sich in ihrem Frieden, ihrem Leben, ihren Geschäften, ihrer Arbeit gestört.
Warum wurde Jesus gekreuzigt? Warum wurde Sokrates vergiftet? Warum gab es so viele Anschläge auf Buddhas Leben? Aus dem einfachen Grund, dass diese Menschen den anderen ein Dorn im Auge waren.
Was immer man machte, war verkehrt; wo immer man war, war nicht der richtige Platz. Die Gier war nicht richtig, die Wut war nicht richtig, die Eifersucht war nicht richtig, die Lust war nicht richtig, das Begehren war nicht richtig. Und alles, was sie sagten, stimmte. Sie hatten absolut Recht, aber was für sie richtig war, störte die anderen in ihrem Leben. Diese Menschen wurden zu einem Ärgernis für nahezu jeden. Menschen wie Jesus, die in einem kleinen Land wie Judäa umherzogen und jeden damit belästigten, dass dies nicht die wirkliche Welt sei, dass deine Eltern und deine Kinder nicht deine wirklichen Verwandten seien, dass dein wirklicher Vater im Himmel wohne … Und wenn ihr nicht an mich glaubt, werdet ihr euren wirklichen Vater nicht finden!
Die Leute waren verwirrt; sie wussten nicht mehr, was sie für richtig halten sollten. Dieser Mann stiftete eine solche Verwirrung! „Selig sind die Armen“, verkündete Jesus, „denn ihrer ist das Himmelreich.“ Damit verstörte er die Reichen, und er verstörte in gewisser Weise auch die Armen, weil jeder Arme versucht, reich zu werden. Nun sagte dieser Mann, dass ihr selig seid, so wie ihr seid, also versucht nicht, reich zu werden. Die Reichen waren sehr verärgert, weil Jesus sagte: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein reicher Mann durch das Himmelstor.“ Jeder, der ihn hörte, war verstört. Die Leute konnten nicht mehr ruhig schlafen, sie konnten ihre Arbeit nicht mehr tun. Und wenn man ihm nicht zuhörte und ihm nicht glaubte …
Am Tag des Jüngsten Gerichts wird er seine Leute heraussuchen, und die Übriggebliebenen werden in völlige Finsternis, in die Hölle geworfen, für alle Ewigkeit. Und von dort gibt es keine Möglichkeit der Befreiung. Natürlich müssen solche Dinge zwangsläufig die Menschen verstimmen. Schließlich konnten sie diese Störung nicht länger ertragen. Sie mussten Jesus kreuzigen – einfach um die Ruhe im Land wieder herzustellen und um wieder entspannter leben zu können.
Die Zeitgenossen haben schon immer jene verdammt, die sie zur höchsten Erfahrung hätten führen können. Aber es ist seltsam: Niemand will das Höchste erfahren. Doch es gibt ein paar Menschen wie mich, deren ganzes Tun darin besteht, deren feste Absicht darin besteht – ob ihr es wollt oder nicht, spielt keine Rolle –, euch zur höchsten Erfahrung zu führen. Sie sind bereit, sich selbst zu opfern, aber sie werden euch nicht in Ruhe lassen, sie werden euch noch jahrhundertelang verfolgen.
Moses verfolgt immer noch die Menschen, Jesus verfolgt immer noch die Menschen. Gautama Buddha lässt euch immer noch keine Ruhe … Aber wenn diese Menschen gestorben sind, fühlt ihr euch ein wenig schuldig, dass ihr ihnen nicht zugehört habt. Vielleicht hatte dieser Mann ja Recht! Eure eigene Lebenserfahrung zeigt euch, dass Eifersucht nicht recht ist, dass Wut nicht recht ist, dass Habgier nicht recht ist – und was jene lehrten, war vielleicht richtig, aber ihr habt sie getötet. Jetzt rächt sich diese Schuld.
Man hat mich einmal gefragt: „Warum hat Jesus mehr Anhänger auf der Welt als irgendein anderer?“, und ich sagte: „Nur wegen der Kreuzigung.“ Mahavira wurde nicht gekreuzigt, darum gab es keine Schuld. Aber weil Jesus gekreuzigt wurde, fühlten die Menschen sich schuldig und machten sich Gedanken: „Dieser unschuldige Mann … er hat kein Verbrechen begangen, aber wir haben ihn getötet.“ Sie entdeckten das Blut an ihren Händen – wie konnten sie sich davon wieder reinwaschen?
Aus Schuld wurde Anbetung. Der psychologische Hintergrund ist merkwürdig: Sobald ihr anfangt, euch schuldig zu fühlen, besteht die einzige Möglichkeit, euch von der Schuld zu befreien, darin, den Mann anzubeten, den ihr gekreuzigt habt. Das Anbeten hilft euch, euch gut zu fühlen. Obwohl ihr ihn gekreuzigt habt, erkennt ihr jetzt, dass ihr etwas Schlechtes getan habt, und ihr seid bereit, alles zu tun … Dann werdet ihr ihn anbeten, ihr werdet zu ihm beten, ihr werdet die Bibel lesen und ihr werdet ihm jahrhundertelang nachfolgen. Ihr werdet fanatisch – genauso fanatisch wie diejenigen, die ihn gekreuzigt haben. Sie waren Fanatiker gegen ihn und ihre Nachkommen werden Fanatiker für ihn sein. Dies ist eine sehr eigenartige psychologische Verschiebung, die immer wieder zu beobachten ist.
Wenn du dich mir gegenüber, solange ich noch lebe, einfach menschlich verhalten kannst, besteht die Chance, dass sich für dich ein Fenster öffnet. Und wenn du lieben kannst, wenn du vertrauen kannst, ist nichts unmöglich. Nur sehr wenige werden dazu in der Lage sein, aber nur diese wenigen können etwas erreichen – nicht jene Millionen von Christen, die denjenigen anbeten, den sie kreuzigten. Ihre Anbetung ist nur Kompensation; es ist nicht Liebe. Es ist eine Beruhigung, nicht Liebe. Liebe hat eine völlig andere Qualität. Sie ist ein Gefühl der Freude und des Beschenktseins in der Gegenwart eines Menschen, mit dem du die große Liebesaffäre erlebst.
Deine Frage ist: „Du sagst, wir wissen nicht, was Liebe ist.“ Selbst wenn du anfängst zu lieben, wirst du nicht wissen, was Liebe ist. Du wirst sie erfahren, du wirst von ihr erfüllt sein, du wirst mit ihr überfließen, du wirst sie teilen können, aber du wirst nicht verstehen, was sie ist; denn Liebe ist eines der größten Mysterien im Leben. Du fragst: „Was ist es, das ich für dich fühle? Es liebkost mein Herz, es bringt mich zum Lachen und zum Weinen, es gibt mir ein ekstatisches Gefühl und führt mich tief nach innen. Was ist das?“
Suche nach keiner Erklärung. Jede Erklärung wird zum Hindernis für das Wachsen des Geheimnisvollen. Frage niemals, was es ist. Wenn es dir Freude bringt, muss es richtig sein. Wenn es dich feiern lässt, muss es richtig sein. Wenn es dich zum Tanzen bringt, bist du auf dem richtigen Weg. Aber frage nie, was es ist. Denn sobald du fragst, was es ist, machst du es zu einer intellektuellen Sache. Es gehört aber zum Herzen – und das Herz kennt nur Erfahrungen, aber keine Erklärungen. Du erlebst etwas ungeheuer Schönes – gib ihm keinen Namen. Jenseits einer bestimmten Ebene sind Worte gefährlich. Wenn du ihm einen Namen gibst, könntest du denken, du seist am Ziel.
Nenne es nicht Liebe. Du bist auf dem richtigen Weg, bewegst dich in die richtige Richtung, aber gib ihm keinen Namen. Wenn du es Liebe nennst, wirst du dich damit zufrieden geben und wirst aufhören zu wachsen. Was kann es noch mehr geben? Du bist am Ziel: es ist Liebe. Bitte vermeide es, ihm einen Namen zu geben. Denke nur daran, dass du auf dem richtigen Weg bist. Eines Tages wird sich die mystische Rose in dir öffnen und ihren Duft freigeben. Aber selbst dann solltest du dem keinen Namen geben.
Die Existenz ist so unermesslich; das Wachstum kennt keine Grenzen. Es gibt Himmel über Himmel, Gipfel über Gipfel. Das ist das Schöne an der Existenz, dass sie nirgendwo Halt macht. Es bleibt immer ein Abenteuer, bleibt immer eine Pilgerreise. Es bleibt immer eine Suche – nach mehr, nach noch tieferen Wahrheiten. Aber du kommst nie ans Ende, sodass du sagen könntest: „Ich habe die letzte Prüfung bestanden.“ Eine letzte Prüfung gibt es nicht.
Abi Goldberg geht zu einer Wahrsagerin. Nachdem er in einem verdunkelten Raum Platz genommen hat, sagt die Wahrsagerin: „Für fünfzig Mark lese ich Ihnen aus der Hand und Sie dürfen mir drei Fragen stellen.“
„Fragen worüber?“, fragt Abi.
„Über alles“, erwidert die Hellseherin.
„Aber ist fünfzig Mark nicht ein Haufen Geld dafür?“, beschwert sich Abi.
„Kann sein“, sagt die Wahrsagerin, „was ist Ihre letzte Frage?“
Im Leben kommt die letzte Frage sehr bald. Aber in der wahren Existenz taucht nicht einmal die erste Frage auf. Man wird nur immer stiller und stiller. In dieser Stille tauchen keine Fragen auf. Wenn es keine Fragen gibt, ist eine Antwort unmöglich. Die Wissenden – auch sie wissen die Antwort nicht. Wir nennen sie Erwachte, Erleuchtete, weil sie all ihre Fragen fallen gelassen haben. Sie haben keine Fragen mehr in sich. Falls du die Abwesenheit von Fragen als Antwort nehmen willst, kannst du das tun – es gibt keine Antwort.
In einem Theater liegt ein Mann über vier Sitze ausgestreckt auf dem Rücken. Da tritt der Platzanweiser zu ihm hin und sagt: „Mein Herr, bitte machen Sie die vier Sitze frei. Sie dürfen nur einen belegen.“
Der Mann grunzt nur und rührt sich nicht. Als Nächstes kommt der Sicherheitsbeamte und sagt: „Mein Herr, Sie müssen aufstehen. Sie haben nur Anspruch auf einen Sitz.“ Der Mann grunzt und rührt sich nicht. Schließlich wird ein Polizist gerufen.
Er geht den Gang hinunter und sagt zu dem Mann, der immer noch vier Sitze belegt. „Stehen Sie auf, Mann.“
Der Mann grunzt und der Polizist sagt: „Na gut, Sie Schlaukopf. Wo kommen Sie her?“
Der Mann sagt stöhnend: „Vom Balkon.“
Du lachst gerne. Jeder sollte gerne lachen, denn in meiner Vorstellung von Religiosität ist Lachen viel wertvoller als Beten. Beten ist nur intellektuell. Lachen ist total. Dein Körper, dein Verstand, dein Herz – alles nimmt daran teil. Wenn du lachst, bist du ganz.
Drei berühmte Chirurgen erzählen beim Morgenkaffee von ihren Spitzenleistungen.
Der erste sagt: „Ich habe bei einem Mann einen Arm transplantiert, und jetzt ist er Golfprofi.“
„Das ist noch gar nichts“, sagt der zweite. „Ich habe bei einem Mann ein Bein transplantiert, und jetzt ist er einer der weltbesten Langstreckenläufer.“
„Na und?“, sagt der dritte. „Ich habe bei einem Esel ein Lächeln transplantiert, und jetzt ist er Präsident von Amerika.“
Was heißt es eigentlich, zu geben, und was heißt es, zu empfangen. Ich verstehe jetzt, dass ich gerade erst anfange, einen Schimmer davon zu haben. Empfänglich zu sein fühlt sich für mich an wie Sterben, und automatisch geht alles in mir in Alarmbereitschaft. Hilfe! Die Existenz erscheint so riesig!
Ich kann verstehen, was dich beunruhigt. Es beunruhigt fast jeden. Es ist gut, dass du es erkannt hast, denn jetzt ist es möglich, etwas daran zu ändern. Im Nachteil sind diejenigen, die unter dem gleichen Problem leiden, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ihre Unbewusstheit nimmt ihnen jede Möglichkeit zur Transformation. Du hast den Mut gehabt, dich bloßzustellen.
Was du sagst, ist von ungeheurer Bedeutung. Du fragst: „Was heißt es eigentlich, zugeben?“Rotariern