Inhaltsverzeichnis
Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit Ralph-Raymond Braun
1953 in der Anflugschneise des Frankfurter Flughafens geboren, aufgewachsen dort­sel­bs­t und im Frankenland mit AFN und Radio Luxemburg. Noch als Schüler erste jour­nalistische Versuche als Ver­eins­reporter für die Heimat­zei­tung. Studierte Politik, Ge­schichte, Deutsch und kam dann über eine Karriere als Haus­meister, Buchhalter, Lehrer und Reiseleiter zum Schreiben von inzwischen mehr als zwanzig Reisebüchern.
Morgens Herz­klopfen beim Gipfel­sturm, mittags sat­te Zu­frie­den­heit bei der Brot­zeit auf der Sennalpe, nachmittags Ehr­furcht im ba­ro­cken Kleinod der Dorf­kirche und abends Schmunzeln vor der Klein­kunst­bühne. Am nächsten Tag viel­leicht eine Radrunde um den Forg­gen­see, an­schlie­ßend mit den Kindern Rit­ter­spie­le auf der Burgruine oder ein Besuch in des Kinis Mär­chen­welt Neu­schwan­stein. Und wann endlich in das Mu­seum von und für Günter Kunerth? Die Stärke des All­gäus ist seine Viel­sei­tig­keit. Kühe und Käse, Berge und Bade­seen, Kunst und Klettern, Familienferien auf dem Bau­ern­hof oder Well­ness­wo­chenende im Spa, hier kann man ganz un­ter­schied­li­che Be­dürf­nisse ausleben und viel­leicht ganz neue Seiten an sich entdecken.
Auch die Touristiker, getrieben von der Sorge, allein mit weißen Gipfeln, blauem Enzian, grünen Wiesen und goldglänzendem Rokoko allmählich den Anschluss an die Frei­zeit­be­dürf­nis­se jüngerer Generationen zu ver­lie­ren, su­chen nach Neuem und ver­mark­ten das All­gäu zunehmend als Arena von Event und Action. Doch das muss Faul­en­zer und Ruhesuchende nicht schre­cken, denn der Rummel kon­zen­triert sich auf wenige Orte und lässt zwi­schen Mem­mingen und Oberstdorf, zwi­schen Lech und Bodensee noch ge­nug Raum für Müßiggang. Bei dem Ver­such, Ihr ur­eigenes Allgäu zu fin­den, soll dieses Buch Ihnen eine kleine Hilfe sein.
Orientiert im Allgäu
Die Region im Profil
Deutschlands südlichste Ferien­region ist breit aufgestellt, gilt als ebenso traditionsbewusst wie innovativ und zählt zu den Top-Destinationen im Land. Ob Wandertour oder Radlrunde, Al­pen-Wellness oder Wintersport, Städtereise und Kulturtouris­mus, hier findet jeder das Seine.
800 Tsd. Einwohner
5600 km² Fläche
15 Mio. Gästeübernachtungen
Größte Stadt: Kempten mit 70 Tsd. Einw.
107 km Nord-Süd-Ausdehnung, 102 km Ost-West-Ausdehnung
Höchster Berg: Großer Krottenkopf, 2656 m ü. NN
Das Allgäu ist ...
... ein Land der Berge
Lange waren die Berge den Allgäuern ein­ unheimlicher Ort, heimtückisch und gefährlich, dazu das Revier der wil­den Mändle und Klausen, denen man bes­ser nicht in die Quere kam. Das än­derte sich mit den ersten Som­mer­frisch­lern, darunter als Trend­setter die jagd- und wan­der­be­geis­terten bayeri­schen Kö­nige. Seit Grün­dung der Al­penvereine verhel­fen die Ber­ge Wan­derern, Klette­rern und Win­ter­sport­lern aus allen Schichten zu Hoch­gefühlen und den All­gäuern zu Wohl­stand.
Doch was aus der Ferne als Grenzli­nie zwischen Himmel und Erde im Dunst ver­schwimmt, nimmt aus der Nä­he ganz unterschiedliche Gestalt an. Da sind die Drumlins und die grünen Hü­gel des Alpenvorlands, zwi­schen de­nen noch Platz für Seen und Badewei­her bleibt. Dann die Vor­ge­birge von der Adelegg über die Na­gelfluhkette bis zum Kamm des Fal­kensteins, ein gutes Gelände für Wan­derer, Radler und Aben­teurer, die nicht nach sportlichen Höchstleistungen stre­ben, sondern eher den Naturgenuss suchen. Und schließ­lich der Haupt­kamm der All­gäuer Alpen, an dessen schrof­fen Kalk­gipfeln oberhalb der Baum­grenze Berg­steiger und Kletterer ihre Kräfte mes­sen und die als Karst­pla­teau genau so aus­se­hen, wie wir uns schon immer eine Mondlandschaft vor­gestellt ha­ben.
... ein Land der Mächler
Der echte Allgäuer gilt als eigenbrötle­risch und mundfaul. Er ist ein Mächler, also einer, der was macht, ein hand­werk­lich begabter Tüftler, der als Bauer auf dem Hof repariert und bas­telt und als Büromensch we­nigs­tens­ nach Feier­abend in sei­nem häus­li­chen Hob­by­kel­ler wer­kelt. Er spielt im Musik­verein ein Blas­ins­tr­u­ment, viel­leicht sogar Alp­horn, und isst gern wie bei Muttern, am liebs­ten Kässpatzen oder­ sau­re Kut­teln. Einem Bier und auch einem zwei­ten ist er nicht abge­neigt. Kei­ner verkör­pert den ech­ten All­gäuer so gut wie der ewig gran­telnde Kom­mis­s­ar Kluftinger.
... und Wunschträume
Und die Allgäuerin? Sie ist mo­dern und tra­ditionsbewusst, na­tur­ver­bunden, sport­lich und kreativ, gestaltet ihre Frei­zeit be­wusst und weiß das Landleben zu ge­nie­ßen - so be­schreibt die viermal im Jahr er­schei­nen­de „Allgäu­erin“ ihre Ziel­gruppe, die sich demnach für den Beruf als Kauf­frau für Tourismus und Freizeit in­te­res­siert, selbstverständlich einen Kräu­ter­gar­ten hat, Pilze sammelt, sich mit Heil­kosme­tik beschäftigt, Kremers Farb­mühle kennt und die Kinder zum Selbst­behaup­tungskurs in den Wald­kin­dergarten schickt. Das al­so, meint das durchgängig weibliche Team von „Die Allgäuerin“, ist sie, die All­gäue­rin, oder möchte es gern sein - oder denken wir, dass die All­gäuerin ist.
... ein Land der Gebirgstracht
Allgäuer oder Allgäuerin kleiden sich am liebsten in Tracht. Doch in wel­che? Gwand oder Häß ist hier die Frage. Die Äl­teren erinnern sich noch an den Trach­tenkrieg, als Heimatkund­ler ge­gen die Mode der bayerischen Ge­birgs­tracht aufbegehrten, wie sie mit Prinz­re­gent Luitpold auch im Allgäu po­pulär wur­de und die historische All­gäuer Tracht in die Mottenkiste dräng­te. Heu­te ist die Gebirgstracht mit den von edel­weiß­bestickten Rie­men ge­hal­tenen Leder­hosen der Man­nen und dem gleich­falls edel­weiß­ge­mus­terten Samt­mie­der der Frauen auf grauem Rock und grüner Schürze selbst auf dem Rück­zug gegen­über dem Wiesn­dirndl, wie frau es auf den jetzt deutsch­land­weit zu fei­ernden Ok­to­ber­festen trägt. Und das Urallgäuer Häß mit dem karminroten Sei­den­mieder und dem knöchellangen Plissee­rock? Vielleicht noch beim Mu­sik­verein, auf jeden Fall aber im Mu­seum.
... und der Zwiebeltürme
Als vielleicht nicht typisch allgäueri­sches, aber bayerisch katholisches Sym­bol darf er in keinem Touris­mus­pro­s­pekt fehlen: der Zwiebel­turm. Er strahlt Ruhe und Be­hag­lich­keit aus, als „Syn­these aus der Be­wegung ins Über­sinn­li­che und dem Ver­harren in den Wöl­bungen des Sinn­lichen“ hat ihn der Kunst­kritiker Wil­helm Hausenstein ge­deu­tet. „Welsche Hau­be“ nannte man ihn früher, denn er ist ein Kind der aus Ita­lien kommenden Re­naissance. Die ersten Kup­peln bekam 1525 die Münchener Frau­en­kirche, die Zwie­belform ist hier noch we­nig ausge­prägt. Bald 50 Jahre später war die neue Form Trend. Als es nach dem Dreißig­jäh­ri­gen Krieg an den gro­ßen Wie­deraufbau ging, wollten alle ei­nen Zwiebelturm haben.
Sightseeing und mehr
Kultur erleben
Die Kulturlandschaft Allgäu punk­tet mit prunkvollen Adels­sit­zen, imposanten Kirchen und Klöstern, barocker Koch­kunst und gutem Bier. Echte wie erfundene Traditionen lassen sich hier ebenso erkunden wie moderne Kunst. Einfach die Neu­gier stillen und den Spaß nicht vergessen.
Im Chorgestühl der Reichskartause Buxheim trifft man auf eine große Ver­samm­lung von Prälaten, Heiligen und biblischen Gestalten - alle meisterhaft por­trä­tiert­ und in Holz geschnitzt. Ein Meister­werk­ süddeutscher Ba­rock­kunst, an dem Bildhauer und Schreiner acht Jahre arbeiteten. → hier
Die großen Schlösser
Schloss Neuschwanstein: König Lud­wigs Wahnsinnsbau ist heute Disneys In­begriff einer Burg. Besucher aus aller Welt stehen hier geduldig Schlange, um­ einmal das Original bestaunen zu dür­fen.
Schloss Linderhof: Ludwigs II. Lieb­lings­schloss und das einzige, das noch zu seinen Lebzeiten fertig wurde. Im Park­ versetzen uns Venusgrotte und Hun­dig­hütte in die Welt der Wagner-Opern.
Residenz in Kempten: Die prachtvoll aus­gestatteten Wohn- und Prunk­räume zeu­gen vom üppigen Lebensstil der Fürstäbte gelten als Höhepunkte des süd­deutschen Rokoko. Mehr über das Le­ben der Bürger erfährt man gleich ge­genüber im Stadtmuseum.
Klöster und Kirchen
Wieskirche: Viele Neu­schwan­stein-Be­su­cher nehmen auch gleich noch die Wies­kirche mit, ein präch­tig aus­ge­stat­te­tes Rokokojuwel und Pil­ger­ziel in All­gäuer Postkarten­land­schaft.
Altenstadt: Wer stille Winkel ohne Mas­senandrang bevorzugt, besucht die spät­romanische Basilika St. Michael, ei­nen seit dem Mittelalter kaum verän­der­ten Tuffsteinbau in Altenstadt. Ein Ge­heimtipp!
Basilika und Kloster St. Mang: In der Füs­sener Basilika trifft Barock auf mo­der­ne Sakralkunst. Versäumen Sie nicht­ die Führung durch die Krypta und den Totentanz in der St.-Anna-Kapelle.
Kloster Ottobeuren: Die größte Kloster­an­lage nördlich der Alpen überwältigt vor allem in der Basilika mit barocker Pracht. Noch immer leben hier Mönche nach der Regel des Hl. Benedikt.
Malerische Altstädte
Wangen: „In Wange bleibt ma hange!“, weiß der Volks­mund. Gute Grün­de lie­fert die schmu­cke, denk­mal­geschütz­te Alt­stadt mit ih­ren bunt be­mal­ten Ba­rock­fas­sa­den, den gotischen Staf­fel­gie­beln und den golde­nen Wirts­haus­schil­dern.
Memmingen: Hier fügt sich auch zeit­gemäße Architektur gut in die histori­sche Altstadt.
Isny: Die kleinste unter den ehemals Freien Reichsstädten des Allgäus punk­tet mit trutzigen Mauern, ro­man­ti­schen Türmen und Toren und der Kunst im Schloss.
Ravensburg: Die heimliche Hauptstadt von Oberschwaben bietet vielfältige Ein­kaufsmöglichkeiten und Kul­tur­ange­bote.
Lindau: Nicht am, sondern im Boden­see. Lassen Sie sich durch die Altstadt trei­ben, besuchen Sie den Hafen mit sei­nem Leuchtturm und dem bayeri­schen Löwen.
Museen
Museum Humpis-Quartier: Anhand der Lebensgeschichte von vier Hausbe­woh­nern geht es durch 1000 Jahre Ra­vens­burger Kulturgeschichte.
Hutmuseum: Passend in einer früheren Hut­fabrik präsentiert sich Lindenberg hier als Stadt der Hüte.
Archäologischer Park Cambodunum: Aus­grabung, Rekonstruktion und Mu­seum inszenieren Kempten zur Römer­zeit.
Bauernhofmuseen in Wolfegg und Illerbeuren: Beide versammeln vor dem Abriss gerettete historische Bauernhöfe und erzählen vom harten Landleben früherer Zeiten.
Ausstellungen und Kunstsammlungen
Werkschauen haben Sepp Mahler in Bad Wurzach, Wolf­gang von­ Websky in Wangen, Ru­dolf Wachter in Kißlegg Fried­rich Hechel­mann in Isny und Max Unold sowie Josef Madlener in Memmingen.
Staatsgalerie im Hohen Schloss: In den Prunkräumen der fürstbischöflichen Re­sidenz zeigt der bayerische Staat heu­te spätgotische Tafelbilder und Skulp­turen.
Künstlerhaus Marktoberdorf: Die Ost­all­gäuer Kunstausstellung präsen­tiert ak­tuelle Werke von Kunst­schaf­fende aus­ der Region.
Kunstmuseum Ravensburg: Aus dem ei­genen Fundus, ergänzt um hochkarä­tige Leihgaben, arrangiert das Museum Wechselausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst.
Kunstmuseum am Inselbahnhof: Hier veranstaltet Lindau seine legendären Sommerausstellungen mit Kunst der Klassischen Moderne.
Zauberhafte Landschaft
Natur erleben
Steinerne Gebirgsriesen für Gipfelstürmer, geboren aus der feu­erspeienden Urkraft der Konti­nentaldrift und geformt vom Eis der Gletscher. Zu ihren Füßen die Kulturlandschaft des „grü­nen Allgäus“ der Milch­wirtschaft, attraktiv für Genuss­radler und wandernde Familien. Was wäre das Allgäu ohne seine Bauern?
Vielerorts wie hier am Tegelberg erspart eine Seilbahn den müh­samen Aufstieg und erlaubt so auch Turnschuhtouristen einen Spazier­gang ganz oben. Doch keine Angst: Für hartgesottene Bergwanderer und Kletterer bleiben noch genug Gipfel übrig, die mit Schweiß und Ausdauer erobert werden wollen.
Berge
Hochvogel: Nur erfahrene Bergwande­rer sollten sich auf das „Matterhorn der Allgäuer Alpen“ wagen. Und bald kom­men, denn der Gipfel bricht auseinan­der!
Grünten: Nur zu Fuß zu erklimmen und doch viel besucht. Hier begann der Allgäu-Tourismus und zu Recht lockte der „Wächter des Allgäus“ schon leib­haftige Kaiser zum Gipfelsturm.
Tegelberg: Bergwandern im früheren Jagdrevier der bayerischen Könige, bei Bedarf mit Auf- oder Abstiegshilfe durch­ die Seilbahn. Den besonderen Kick verspricht der Gleitschirm-Tan­dem­flug ins Tal.
Schwarzer Grat: Die Alpen sind über­laufen? Nicht so der menschen­leere und wald­reiche Mittelgebirgszug Adel­egg. Sein höchster Berg, der Schwarze Grat, ist zugleich die höchste Erhebung in ganz Württemberg.
Klammen und Tobel
Eistobel: Naturwunder entstehen und vergehen jeden Winter im Isnyer Eisto­bel, der mit seinen rauschenden Was­serfällen, den tiefen Strudellöchern, mäch­tigen Gesteinsbrocken und gewal­tigen Felswänden auch an heißen Som­mertagen zur kühlen Schluchten­wan­derung einlädt.
Starzlachklamm: Nicht nur für Geolo­gen ein Eldorado, sondern ein begehba­res Naturdenkmal, das die Starzlach auf ihrem tosenden Weg ausgewaschen hat.
Breitachklamm: Manchmal muss man nicht auf den Berg hinauf, sondern ins Tal hinab, um schroffe Fel­sen zu erle­ben. Bei Oberstdorf hat sich die Brei­tach eine tiefe Klamm in den Fels gegra­ben und liefert dort mit Was­ser­fäl­len, sprühender Gischt und viel Ge­tö­se ein prächtiges Natur­schau­spiel.
Hausbachklamm: Nur we­nige Gehmi­nuten ober­halb von Weiler wird der im Dorf so zah­me Haus­bach zu einem wil­den Ge­sellen, der sich über Kaskaden in tiefe Stru­del­löcher stürzt.
Pöllatschlucht: Direkt un­ter­halb von Schloss Neu­schwan­stein gewinnt die Pöllat an Fahrt und schießt über große und klei­ne Was­ser­fälle. König Lud­wig II. war fasziniert.
Seen, Flüsse, Wasserfälle
Forggensee: Eldorado für Wasserrat­ten und bei seiner Umrundung per Rad be­wegt man sich streckenweise auf der rö­mi­schen Via Claudia Augusta.
Großer Alpsee: Am und auf dem größ­ten Natursee des Allgäus tummeln sich im Sommer Schwimmer, Surfer, Tret­boot­fahrer, Segler, Flaneure und Son­nenbadende.
Alatsee: Ein verrufener Ort voller My­then, Fabelwesen und seltener Natur­phä­nomene, der die Kluftinger-Autoren zu ihrem Krimi „Seegrund“ inspirierte.
Flussraum Iller: Ein hübscher Bade­platz an der Illerschleife mit Kies­strand, Aussichtsturm und schwanken­der Hängebrücke.
Buchenegger Wasserfälle: Die Stru­delbecken am Fuß zweier Wasserfälle eig­nen sich als erfrischende Ba­de­plät­ze. Im Flachwasser plan­schen Kin­der und bauen Dämme, in den tieferen Be­rei­chen­ spielen junge Burschen „Gum­pen­ jucken“.
Scheidegger Wasserfälle: 40 m stürzt hier die Rohrach hinab, bevor sie in eine unzugängliche Schlucht ent­schwin­det. Im Sommer mit Was­ser­spiel­platz, Strei­chel­zoo und Be­wirtung, winters mit bi­zar­ren Eisforma­tionen.
Moore
Wurzacher Ried: Spuren der Eiszeit wie der Industrialisierung trifft man auf ei­ner Fahrt mit der Torf­bahn durchs Moor.
Wildrosenmoos: In diesem Hochmoor gedeihen noch Raritäten wie der Schwal­benwurz-Enzian, das ge­fleckte Knabenkraut, der Eisenhut, die Heil­pflanze Arnika.
Rotmoos: Gleich vor den Toren von Isny öffnet sich eine Landschaft von be­sonderer Schönheit, nämlich dem Wech­sel weiträumiger Feuchtwiesen mit Wald und gehölzge­säumten Bächen und Wassergräben.
Gärten und Parks
Schlosspark Linderhof: Für sein Versailles fehlten dem Kini Platz und Geld. So begnügte er sich notgedrungen mit einem bunten Allerlei aus barockisierenden Parterres, Terrassen nach Art der Re­naissance und einem Landschaftspark nach englischem Vorbild.
Terrassengarten am Füssener Schloss: Einst baute ein Apotheker am Süd­hang des Schlosses Heilkräu­ter und pharma­zeutische Pflanzen an. Heute pflegt die Stadt den duftenden Garten.
Familienurlaub
Das Allgäu mit Kindern
Urlaubende Familien sind im All­gäu gerne gesehen. Dörfer und Weiler bieten die Gele­genheit zu Ferien auf dem Bauernhof, wo die Kinder mit Tie­ren um­gehen kön­nen und genügend Aus­lauf haben, ohne durch über­mä­ßi­gen Autoverkehr gefährdet zu sein. Auch an Freizeitparks und Spaßbädern mangelt es nicht.
Tarzangleich balanciert und schwingt sich’s im Waldseilgarten Höllschlucht (Pfronten) durch die Baumkro­nen, in sausender Fahrt gleitet man auf Seilrutschen über den Bach. Parcours für Anfänger und Geübte stärken den Teamgeist, Kinder ab 6 Jahren sind willkommen. → hier
Und Action!
Skyline Park: Vom Streichelzoo bis zum Ket­tenkarussell, aber auch jede Menge adre­n­alinfördernde Fahrgeschäfte sind in diesem Freizeitpark geboten. Ein Rie­senspaß, nicht nur für Kinder.
Sommerrodeln am Tegelberg: Neben der Talstation der Bergbahn verheißt ei­ne Sommerrodel­bahn rasanten Spaß.
Buchenegger Wasserfälle: Die Stru­del­becken am Fuß zweier Wasserfälle eig­nen sich als erfrischende Ba­deplätze. Im Flachwasser plan­schen Kinder und bauen Dämme, in den tieferen Berei­chen spielen junge Burschen „Gumpen ju­cken“.
Hündlekopf: Auf dem Erlebnisrund­weg er­fährt man Wissenswertes und Unter­halt­sames zu Pflanzen, Tieren und zur Land­schaft. Dann geht’s die Som­mer­ro­del­bahn hinunter zur Tals­ta­tion mit dem Streichelzoo.
Einfach Tierisch
Bergbauernmuseum Diepolz: Mit sei­nem­ Erlebnisspielplatz, einem begeh­baren Rindermagen, den Tieren zum Anfas­sen und dem Heu­hüpfen bleibt das Mu­seum Kindern in bester Erinne­rung.
Bauernhofmuseum Illerbeuren: Buben im­po­niert­ ge­wöhn­lich der his­to­ri­sche Fuhr­park einer re­kons­truierten Land­ma­schi­nen­groß­hand­lung. An­derswo auf dem Ge­län­de tum­meln sich putzige Zau­pelschafe, auf­ge­weck­te Schwä­bisch-Hällische Schwei­ne und an­dere seltene Haus­tier­rassen.
Steinadlerwanderung im Hintersteiner Tal: Ausgestattet mit Ferngläsern und be­gleitet von fach­kundigen Führern bie­tet sich hier die Chance, Steinadler zu beobachten.
Walderlebniszentrum Zie­gelwies: Bie­nen und Regenwürmer zeigen ihr Tag­werk. Wir schaukeln über Hän­ge­brü­cken, müs­sen auf einem Floß über den Lech, treffen die Riesen­spinne und Mär­chen­fi­gu­ren.
Reptilienzoo Scheidegg: Gleich neben der Bun­des­straße lauern und sonnen sich Krokodile, Schlan­gen, Ech­sen, Schild­kröten und Spin­nen­ge­tier. Dank Ter­ra­rienhaus ist auch an kal­ten Tagen was los.
Zum Nachdenken
Klobunzele-Weg: Ein Wanderweg auf den Spuren der koboldhaften Sagen­ge­stalt. Jüngere Kinder dürfte das Klo­bun­zele-Quiz begeistern. An jeder Schau­tafel gilt es, eine Frage zu be­ant­wor­ten. Und fürs richtige Lö­sungs­wort am Ende eine Belohnung.
Bauernhausmuseum Wolfegg: In der Aus­stellung Schwabenkinder des Bau­ern­hausmuseums geht es um das Schick­sal dieser Buben und Mädchen aus armen Bergbauernfamilien, die nach­ ihrem Zug über die Al­pen auf den Kin­dermärkten von Kemp­ten und Ra­vensburg als billige Arbeitskräfte an die Bau­ern verkauft wur­den.
Hoch hinaus
Alpsee Skytrail: Künftige Bergsteiger kön­nen im Hochseilgarten Skytrail gut ge­sichert ihre Trittsicherheit und Schwin­delfreiheit erproben.
Skywalk Scheidegg: Der zwischen und über die Baumkronen ge­hängte Weg er­öff­net neue Blicke auf den Wald und die Berge. Dank eines Fahr­stuhls kann man einen Abschnitt auch mit Kin­der­wa­gen meistern. Unten am Boden war­tet noch ein Abenteuerspielplatz.
Und bei Schlechtwetter?
Sport- und Kinderpark MiniMax: Ein großer Indoor-Spielplatz mit Kletter­turm, Hüpf­burgen, Fußballfeld, spe­ziel­lem Klein­kin­derbereich und vie­lem mehr.
Spielhaus im Feriendorf Reichen­bach: An­gebot für Kinder mit Kletter­wand, Riesenrutsche, Billard, Ki­cker und vie­len Gesellschaftsspielen.
Therme Bad Wörishofen: Damit sich Ruhe suchende Kurgäste und erlebnis­hungriges Jungvolk nicht in die Quere kommen, hat das Badeparadies einen gesonderten Sport- und Familienbe­reich. Mit Riesenrut­schen und Wild­was­sercanyon.
Modelleisenbahnmuseum: Züge und Bahnen lassen sich in liebevoll deko­rierten Vitrinen und bei der Fahrt auf ei­ner Mo­dell­eisen­bahn-Anlage bewun­dern. Im angeschlossenen Museumsla­den gibt es - auch sel­te­ne - Modelle al­ler großen Hersteller zu kaufen.
Allgäuer Burgenmuseum: Wir lernen den rus­ti­ka­len und we­nig luxuriösen All­tag der Burg­be­woh­ner kennen, dür­fen im Rit­ter­saal an der Tafel Platz neh­men und die Rüs­tungen testen.
Unterwegs im Allgäu
Unterallgäu
Die abwechslungsreiche Land­schaft der sanften Höhenrü­cken und mäandernden Wasserläufe lädt Genussradler zu gemütli­chen Touren ein. Einen Bummel wert sind die Innenstädte von Memmingen und Mindelheim. Als barocke Perlen punkten die einstigen Reichsklöster Ottobeuren und Buxheim.
Alle vier Jahre, demnächst 2020, sind das Memminger Rathaus (oben) und die historische Altstadt Kulisse für die Wallenstein­festspiele, mit meh­reren tausend Akteuren Europas größtes Historienspektakel. Nicht verpassen! → hier
Wer zwischen Memmingen und Min­delheim unterwegs ist, mag sich fra­gen, wa­rum diese Gegend zum All­gäu zählt. Zwischen den beiden Städ­ten - die eine mit stolzer Vergangenheit als Freie Reichsstadt, die andere seit je her ein bayerischer Vorposten im All­gäu - fährt man durch ein nur sanft ge­well­tes Ter­ras­sen­land, ein ausgerollter Teppich sozusagen, gemustert mit Mais­feldern, Wie­sen und eng umgrenz­ten Wäldern, weiträumig und über­sicht­lich. Die Allgäu-typi­schen Mo­rä­nen­hügel vor spektakulärer Alpen­ku­lis­se sieht man allenfalls bei gu­tem Wet­ter weit in der Ferne blass­grau schimmern.
Das Unterallgäu hingegen ist eine un­spek­ta­kuläre Landschaft. Keine Streu­siedlungen mit Einzelhöfen, son­dern kom­pak­te Dörfer. Zwiebeltürme, ja, die gibt es, doch mindestens so häu­fig sind die Kirch­tür­me mit schlichten Pult­dächern gedeckt. Seen und Weiher fehlen, sofern nicht flei­ßige Mönche ir­gend­wann einmal ein Gewässer zum Fisch­teich aufgestaut ha­ben. Immer­hin: Reichlich Grünland und Rindvie­cher gibt es auch hier. Glaubt man der Sta­tistik, leben im Unterland sogar mehr Kühe als auf den Weiden des Ober­all­gäus. Doch die meisten stehen in irgendeinem Stall.
Wer in einer Dorfwirtschaft einkehrt, wird beim Gespräch mit Einheimischen das für den Allgäuer Dialekt so typi­sche volltönende „a“ am Wort­ende ver­missen. Im Un­ter­allgäu sitzt nicht der Schreibar am Compjutar, sondern der Schreibr am Comp­jutr, es klettert nicht d’Katza auf d’Schtiaga (Trep­pe), son­dern d’Katz auf d’Schtiag. Kurz ge­sagt: Zwischen Mem­min­gen und Min­del­heim ge­hört man auch sprach­lich eher zu Schwaben als zum Allgäu.
Was anschauen?
Kunst in Memmingen: Hier haben die Re­nais­sance­maler und Holz­schnit­zer der Fami­lie Stri­gel ihre Spuren hin­ter­las­sen, ein eigenes Mu­seum ist ih­nen gewid­met. Das moderne Ergän­zungs­programm liefert die Mewo-Kunst­halle mit Fan­tasy-Malerei.
Mechanik, Mode und Holz­schnit­zerei in Mindelheim: Ein his­to­rischer Stadt­kern samt Wehrmtauer, Toren und Tür­men. Uhrmacherkunst ganz groß im Turmuhrenmuseum, Mo­de vom Ro­koko bis in die bunten 1970er im Textil­museum, das älteste Jesus­kind im Krip­penmuseum.
Kartause Buxheim: Eine große Ver­sammlungt von Prälaten, Heiligen und biblischen Gestalten - alle meisterhaft porträtiert und in Holz geschnitzt. Das Buxheimer Chorgestühl zählt zu den Meisterwerken süddeutscher Barock­kunst.
Bauernhofmuseum Illerbeuren: Alte Bauernhäuser wurden vor dem Abriss gerettet, hierher versetzt und sind nun Ku­lisse für eine Zeitreise ins Landleben der 1950er-Jahre. Bauernhofromantik oder elende Schufterei? Urteilen Sie selbst!
Maria Steinbach: Die Rokokokirche lockt gleichermaßen Wallfahrer wie Kunstfreunde. Ein Museum zeigt, wie sich die Wallfahrt entwickelt und über die Jahre verändert hat.
Kloster Ottobeuren: Die größte Klos­teranlage nördlich der Alpen überwäl­tigt vor allem in der Basilika mit baro­cker Pracht. Noch immer leben hier Mönche nach der Regel des Hl. Bene­dikt. Das Klostermuseum versammelt große Kunst, der Theatersaal ist auch Station der „Europäischen Route Histo­rische Theater“.
Was unternehmen?
Skyline Park: Vom Streichelzoo bis zum Kettenkarussell, aber auch jede Menge adrenalinfördernde Fahrge­schäfte sind in diesem Freizeitpark ge­boten. Ein Rie­senspaß nicht nur für Kin­der.
Radtour durch den Illerwinkel: Die­ser auch für Familien mit Kindern ge­eig­ne­te Tagesausflug ins Umland von Mem­min­gen verbindet Naturerlebnis mit dem Besuch kultureller Highlights. Auch Badestopps bieten sich an.
Kneippen im Bad Wörishofen: Wirts­häuser gibt es zwar auch, doch seinen Ruhm als Zentrum des Ge­sund­heit­s­tou­rismus verdankt der Kurort dem „Was­serdoktor“ Sebastian Kneipp. Was­serfreuden auch für das jüngere Pub­likum bietet die Wörishofer Ther­me.
Und was sonst?
Ottobeurer Konzerte: Der Ohren­schmaus großer Musik - zu genießen in der Basilika mit ihrer kraftvollen Or­gel oder im Kaisersaal des Klosters Otto­beuren. Schon Herbert von Karajan dirigierte hier.
Memmingen 44.000 Einw., 595 m ü. NN
Was für eine Überraschung: Nicht Venedig, Florenz oder Barcelona, sondern Memmingen steht auf Platz 1 im Ranking der attraktivsten Städtetrips - so urteilte jedenfalls 2019 das britische Glamour-Reisemagazin „Condé Nast Traveller“.
„Memmingen - Stadt mit Perspekti­ven“, so bewirbt sich die Stadt auf ihrer Website. Und überlässt es dann jedem selbst, das Motto inhaltlich zu füllen. Gemeint sein könnte der Blick bei guter Sicht bis auf die Hügellandschaft des Voralpenlands mit sei­nen typischen Streusiedlungen - das wäre dann Mem­mingen als „Tor zum All­gäu“. Oder - darf’s etwas be­deu­tungs­schwe­rer sein? - Erinnerungsort an die hier ver­kündeten Zwölf Artikel der Auf­stän­dischen des Bauernkriegs. Die wer­den lokalpatri­otisch als erste de­mo­kra­ti­sche Verfassungsurkunde auf deut­schem Boden ge­hypt und alle drei Jahre (zu­letzt 2019) mit der Verleihung des „Memminger Freiheits­preises 1525“ an ho­norige Persönlichkeiten gefeiert. Das wä­re dann die Per­spektive „Stadt der Frei­heit“. Andere mögen an den Mem­min­ger Kreuzzug den­ken, als Ende der 1980er-Jahre der Arzt Horst Theissen vom Memminger Landge­richt unter dem Vorwurf illegaler Schwan­ger­schafts­ab­brü­che zu einer Freiheits­strafe mit Be­rufs­verbot verurteilt wur­de, wo­bei man auch gegen die be­trof­fe­nen Frauen Straf­befehl erließ und sie vor Ge­richt bloß­stell­te. Mir persön­lich ge­fällt an Mem­min­gen besonders, wie sich auch zeit­ge­mä­ße Architektur in die gut erhaltene Alt­stadt einfügt, ohne das Al­te bloß nachzuahmen.