Sandra Brökel • Pavel und Ich

Sandra Brökel

Pavel
und
Ich

Die Geschichte hinter
dem »hungrigen Krokodil«

Vorwort

Meine Lektorin lachte 2017 ins Telefon: »Wenn wir das hier fertig haben, machen wir ein zweites Buch über die Entstehungsgeschichte.« Ich wehrte mich mit Händen und Füßen und gestikulierte so wild, dass ich das Telefon beinahe fallen ließ: »Nein, das mache ich nie wieder! Ich habe die Schnauze gestrichen voll!«

Randbemerkung: Gesten sind beim Telefonieren genauso bescheuert wie die Aussage »nie wieder«. Beides sollte man sich sparen.

In nur zehn Wochen hatte ich damals einen Roman geschrieben und nebenbei versucht, den alltäglichen Wahnsinn, der mein Leben ausmacht, aufrechtzuerhalten. Ich hatte komplett unterschätzt, was es heißt, ein Buch zu schreiben und wusste gar nicht, wie viel Zeit sich andere Menschen dafür nehmen. Sehr blauäugig und mit einem kindlichen Dickkopf »das muss gehen!« machte ich mich an die Arbeit, komplett unwissend, worauf ich mich eingelassen hatte. Nun denn, vielleicht sollte es so sein. Denn hätte ich damals geahnt, was da auf mich zukommt, hätte ich nicht eine einzige Zeile geschrieben. Als ich »nie wieder« sagte, war ich fix und fertig. Jede Faser meines Körpers schrie nach Schlaf, meine Gehirnzellen ließen die Rollladen runter, die meisten synaptischen Verschaltungen streikten für mehr Urlaubstage.

Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, ich habe gut 60 Lesungen zum »hungrigen Krokodil« absolviert. Bei diesen Veranstaltungen lese ich sehr wenig aus dem Buch, sondern erzähle von der außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte und lese Passagen, die der Verlagsentscheidung »nur Pavels Leben, keine Randgeschichten« zum Opfer fielen. Damals war ich enttäuscht, heute weiß ich, dass es dem Buch guttat.

Fakt ist, die Texte jener Rahmengeschichte sind es, die während der Lesungen sehr berühren. Viele Menschen möchten sie haben, weil sie darin Denkanstöße für ihr eigenes Leben finden. Das freut mich natürlich und deswegen folge ich der Bitte meines Verlages und schreibe diesen Folgeband.

Abgesehen davon ist die Entstehungsgeschichte tatsächlich so spannend wie der Roman selbst. Manchmal klingt sie fiktiv. Ist sie aber nicht. Es ist eine wahre Geschichte.

Ich sollte mir angewöhnen, niemals wieder »nie wieder« zu sagen.

Prag – Juni 2019