image

Astrid Miglar

NATTERNKOPF

Ein Reichraming-Krimi

image

Diese Geschichte ist frei erfunden. Tatsächlich existierende Personen und Firmen wurden verändert und/oder von der Autorin ausgedacht, Geschehnisse anderen und/oder fiktiven Personen zugeordnet. Verbleibende Übereinstimmungen mit etwaigen realen Personen wären somit rein zufällig und sind nicht gewollt.

Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger

1. Auflage 2021

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:

Satz: MEDIA DESIGN: RIZNER.AT

Ich widme dieses Buch meinem Neffen Raphael,
der sich wünscht, dass ich berühmt werde,
so berühmt wie meine Vornamenskollegin Astrid Lindgren
(»Große Fußstapfen«, hat er gemeint), und der bereits
jetzt plant, wie er nach meinem Tod Geld verdienen kann,
… meinen Weltruhm ausnützend,
… was ich sehr vernünftig finde.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Epilog

Dank

Prolog

Reichraming war so beschaulich, dass das ungeübte Auge leicht den Eindruck von Schläfrigkeit gewinnen konnte. Die Gemeinde lag eingebettet zwischen drei Wächtern, die von oben auf den Talkessel blickten: dem bewaldeten Fahrenberg, dem Schieferstein mit seinem steinernen Gesicht, das ein wenig an Bruno Kreisky erinnerte, und dem Schneeberg, dessen Rinne – die Tannscharte – einst vom Teufel gezogen worden war, als dieser eine Wette gegen einen Reichraminger verlor und aus Wut auf einer Tanne ins Tal rauschte – oder auf seinem Hintern, das wusste man nicht mehr so genau.

Eingeklemmt zwischen Berghängen und dem Bett des Reichramingbachs lag das Ortszentrum. Ein Gemeindeamt, ein Kaffeehaus, eine Trafik, ein Lebensmittelgeschäft, eine Fleischerei, ein Wirtshaus, ein Friseur und eine Arztpraxis, in der neben dem regen Austausch von Rezepten auch der Austausch von Neuigkeiten gepflegt wurde.

Eine echte Besonderheit war die Kirche. Oder genauer die überproportionale Kirchenuhr, die sich durch ihr großzügig dimensioniertes Ziffernblatt von anderen Kirchenuhren abhob. Mit goldglänzenden Zeigern gab sie die Zeit verlässlich an, auch aus der Distanz und ohne eine Brille bemühen zu müssen.

Und noch eine Besonderheit wies Reichraming auf: Es lag direkt am Eingang zum Reichraminger Hintergebirge, das wiederum ein Teil des Nationalparks Kalkalpen war. Abhängig vom Wetter und dem Zustand der höchstpersönlichen Laune, wurde der Waldreichtum von den Einheimischen als Urwald oder als grüne Hölle bezeichnet. Ein Naturparadies zum Wandern, zum Radfahren, zum Baden, zum Bäume-Umarmen, um sich erschöpft auf der Hausbank vor einer Almwirtschaft niederzulassen, um Urlaub am Bauernhof zu machen oder sich über Rehe, Dachse, Gämsen und Füchse zu freuen. Nur der Luchs, der vor Jahren im Nationalpark angesiedelt worden war, ließ sich nicht mehr sehen. Grund dafür waren Wilderer, sodass die kleine Population vom Aussterben bedroht war.

Im Sommer war Reichraming wie ausgewechselt, denn der glasklare Reichramingbach schlängelte sich durch das Gemeindegebiet und verführte Einwohner und Gäste zum Baden. Von weit her kamen die Genießer, denn das kristallklare, kalte Wasser, gespeist aus den vielen Seitengräben des Hintergebirges, sorgte nicht nur für Abkühlung, sondern vor allem für Gänsehaut. An einem schönen Sommertag jedoch war es nicht das erfrischende Wasser des Baches, sondern ein unerwartetes Ereignis, das für Erschaudern sorgte.

Beinahe schwerelos schaukelte der Körper auf den Wellen. Sanft schmeichelte das Wasser den Rundungen. Kein Hindernis legte sich zwischen Haut und Leib. Ihr langes, dunkles, fast schwarzes Haar schwebte um ihren Körper wie eine düstere Gewitterwolke. Der träge dahinfließende Bach streichelte ungeniert alle menschlichen Teile, die einmal voller Leben gewesen waren.

Das Glucksen des Baches ging in ein Rauschen über, bis es schließlich zu einem lebendigen Tosen wurde, dessen Wellen am unruhig schwimmenden Körper zerrten. Eine Forelle, immer auf der Suche nach Fressbarem, näherte sich zögernd dem Treibgut, das so gar nicht in ihr Beuteschema passen wollte. Nur einen Flossenschlag später drehte der Fisch ab und verschwand in seinem Versteck unter einem Wurzelstock, der während eines Hochwassers angeschwemmt worden war und vermutlich bis zum nächsten Hochwasser dort liegen würde. Für einen Augenblick schien es, als würde der Körper an genau jenem Wurzelstock hängen bleiben, doch schließlich drehte er sich zeitlupenartig zurück in die Strömung und beschleunigte auf ein Wehr zu, bis, ja, bis der nackte, tote Körper den niedrigen Wasserfall hinunterstürzte und mitten hinein ins laute, schreiende, freudig pulsierende Leben platschte.

Kapitel 1

Im Laden waren die Käsekrainer ausverkauft. Georg Hammerschmied schnaubte unzufrieden. Der erste freie Tag nach einem langen Dienstwochenende und schon schien sich alles gegen ihn verschworen zu haben.

»Unmöglich«, knurrte er und griff nach einer Packung Bratwürste und einer Tube scharfem Senf. Während er Grillkohle, Einweggrillschalen, Semmeln und ein Sechsertragerl Bier in den Einkaufswagen legte, dachte er an die Zeit vor wenigen Monaten zurück. Er hatte sich mit Begeisterung von der Stadt aufs Land, in die Polizeiinspektion Großraming versetzen lassen.

Hammerschmied grinste sein Bier an. Ruhe hatte er sich gewünscht. Frieden wollte er haben. Keine Messerstechereien mehr. Keine Pöbeleien während der vielen Fußballspiele, anlässlich derer regelmäßig feindlich gesinnte Fans aufeinandertrafen und für Stunk sorgten. Keine Anrufe wegen nicht abgeholter Müllsäcke, was nicht in die Zuständigkeit der Polizei fiel, aber häufig als deren Aufgabengebiet angesehen wurde. Auch keine hundertfachen Anrufe irgendwelcher Mitteilungsbedürftigen über den Notruf, die meinten, unter mangelndem Zuspruch zu leiden, oder ihre psychischen Problemanalysen in Einzeltelefonaten zu fünf Sekunden führen wollten. Keine übermäßigen Lärmerregungen zwischen Mitternacht und Morgengrauen und überhaupt einfach ein wenig mehr Waffenstillstände.

Gut, sein Beruf war nicht gerade ein ruhiger Beruf. Vermutlich hätte er sich anlässlich seiner Berufswahl vor dreißig Jahren etwas mehr Gedanken dahingehend machen sollen, da kam ihm nun ein bisschen Harmonie im Ennstal gerade recht. Schon um seiner Gesundheit willen und wenn möglich bis an sein Dienstende, das doch noch einige Jahre in der Zukunft lag.

Georg schob sein Einkaufswagerl zur Kassa, zahlte, verließ das Geschäft und überdachte unterwegs die Kriminalstatistik der vergangenen Monate. Er grinste. Im beschaulichen Reichraming, überhaupt in der Region, gab es keine nennenswerte Kriminalstatistik. Keine Dämmerungseinbrüche. Verkehrsunfälle nicht mehr als anderswo auch. Familiäre Gewaltakte gab es kaum, oder sie wurden – was wahrscheinlicher war – vertuscht. Sein Arbeitsplatz in der Polizeiinspektion Großraming war eine gute Wahl gewesen. Hammerschmied war zufrieden mit seinem Leben. Hätte er heute die letzten Käsekrainer ergattert, wäre alles ohnehin zu perfekt gewesen.

Mit sich und der Welt im Einklang steuerte Hammerschmied den Platz an dem gemauerten Wehr neben der örtlichen Schule an. Außer ein paar Kindern, die im Wasser spielten, hatten es sich hier nur wenige Erwachsene auf ihren Badetüchern bequem gemacht. Zufrieden folgte Hammerschmied deren Beispiel, schlüpfte aus seinen Schuhen, schälte sich aus Shirt und Hose und fand, dass ihm die neu gekaufte Badehose stand. Türkis. Die Verkäuferin hatte darauf bestanden, dass dies die Farbe der Saison sei, und keine Ruhe gegeben, bis er sie schließlich anprobiert hatte. Ihm hatte die Badehose gefallen. Er hatte der Verkäuferin gefallen.

Georg stapelte Steine im Kreis, schüttete die Grillkohle in das Rund und entfachte mit einer Ausgabe der letzten Donau-News ein Feuer. Dann breitete er sein Badetuch aus und wartete geduldig auf das Niederbrennen der Kohlestücke, um endlich die Würste auf die Grillschalen legen zu können.

Er sah sich um. Sein Blick blieb an einem Mann hängen, der wenige Meter weiter ein Sonnenbad genoss. Ein »Bitte nicht der!« entkam ihm so laut, dass sich der mit Sonnenmilch eingecremte Typ zu ihm umdrehte und ihn aus seinem fettglänzenden Gesicht überfreundlich angrinste.

»Hallo, Herr Inspektor. Freier Tag heute?«

»Staub, bitte mach dich aus dem Staub und geh mir nicht auf die Nerven.«

Der Angesprochene lachte laut auf, drehte sich zur Seite und präsentierte Georg einen Hintern, der in einer viel zu engen Badehose steckte und dadurch mehr freilegte, als jeder geschmackvoll veranlagte Mensch zu sehen bekommen wollte.

»Schmierfink, rasier dich mal am Arsch«, knurrte Georg in die Richtung des Mannes. Zum Zeichen, dass er die Worte gehört hatte, streckte der einen fleischigen Mittelfinger in die Luft.

Die Hassliebe zwischen Bernhard Staub, Schreiberling bei der DonauNews, einem oberösterreichischen Tagesmagazin, und der Polizei war allgemein bekannt. Staub, dafür berüchtigt, dass er regelmäßig mit kreativen, recht frei erfundenen Berichten über die Polizeiarbeit vor Ort herzog, seine Nase in Dinge steckte, die ihn nichts angingen, war ein persönlicher Feind Georgs. Hätte nicht in diesem Augenblick ein Knistern Georgs Aufmerksamkeit erregt, ein Knistern, das ihm anzeigte, dass die Grillkohle nun die perfekte Hitze für seine Bratwürste aufwies, hätte er sich vermutlich noch weitere Beschimpfungen einfallen lassen.

Georg drehte dem Ungustl den Rücken zu, stellte eine Grillschale mit den Würsten auf die Glut und konzentrierte sich auf das Wesentliche. Auf die Sonne, den strahlend blauen Himmel, den Duft von Grillwürsten und seinen Hunger. Im selben Moment stürzte der nackte, tote Körper den niedrigen Wasserfall hinunter, platschte mitten ins laute, schreiende, freudig pulsierende Leben der badenden Kinder, sorgte zuerst für Totenstille, was ja äußerst passend war, schließlich für hysterische Entsetzensschreie.

Ein Kind, das sich nicht schnell genug vor dem blassen Körper in Sicherheit hatte bringen können und entsetzt nach Luft schnappte, begann zu husten und wild mit den Armen um sich zu schlagen. Hätte Gruppeninspektor Hammerschmied nicht rechtzeitig nach dem Kind gegriffen und es aus dem Wasser gezogen, wären vermutlich zwei Leichen in inniger Eintracht den kleinen Flusslauf hinuntergedümpelt und hätten für noch mehr Aufregung gesorgt.

Die Tote, eine Frau, wie Gruppeninspektor Hammerschmied mit professionellem Blick blitzschnell registrierte, erwies sich als äußerst rettungsunwillig. Ständig glitt sie weg und wollte scheinbar unbeirrt in Richtung Donau und Schwarzes Meer weitertreiben. Ihr Verhalten versetzte Hammerschmied in Bewegung. Rasch griff er sich einen dicken Ast aus dem Uferbereich. Mit einer Eleganz, die in ein Wasserballett gepasst hätte, setzte er der Toten nach, und schließlich gelang es ihm, den Leichnam mithilfe des Astes im strömenden Wasser festzukeilen.

Erst jetzt fiel dem Gruppeninspektor auf, wie ruhig es um ihn herum geworden war. Nun gut, der Reichramingbach hatte sein Plätschern natürlich nicht eingestellt. Der ließ sich von irgendwelchen Sachen, die auf seinen Wellen mitschwammen, wirklich nicht beeindrucken. Auch nicht von toten Körpern. Eindruck machte dies im aktuellen Fall nur auf jene Menschen, die sich gerade am und im Wasser aufgehalten hatten. Verhaltenes Schluchzen war zu hören.

»Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!«, knurrte Georg, während er aus dem Wasser stieg. Sollten doch seine Kollegen für Ordnung sorgen. Im Zeitalter der Mobiltelefone allerdings würden noch vor Beendigung dieses Satzes die sozialen Medien mit der Bestätigung des Gegenteils befüllt sein.

Das Stichwort Mobiltelefon ließ Hammerschmied, der sich tropfnass seinem Liegeplatz näherte, Arges schwanen. Staub! Klar, der hatte sicher alles minutiös fotografiert oder sogar gefilmt.

Staubs breites Grinsen bestätigte Hammerschmieds düstere Ahnungen. Der Reporter hatte sich längst angekleidet, schwenkte zum Zeichen des Triumphs sein Handy, winkte Hammerschmied zu und war nur Sekunden später verschwunden. Mit der Ruhe dieses freien Tages war es also tatsächlich vorüber. Georgs Appetit auf Bratwürste hatte sich innerhalb weniger Augenblicke verflüchtigt.

Erst später, nachdem Hammerschmied Zeit gefunden hatte, sich anzukleiden und mit den inzwischen aus Großraming eingetroffenen Kollegen Anselm Schwarzenberg und Franz Weidinger zu sprechen, die die Schaulustigen vom Fundort des Leichnams abdrängten, wandte er sich wieder seinem Grillfeuer zu. Ein nackter Grillteller strahlte ihn an. Der Tag begann, ihn gewaltig zu nerven. Er dachte an den fröhlich winkenden Staub und ahnte Böses.

Die Kollegen Schwarzenberg und Weidinger hatten etwas von einem tragischen Badeunfall gemurmelt, kaum, dass die Tote aus dem Wasser gezogen worden war. In Georgs Gedanken wand sich ein Wurm. War die Frau ohne Begleitung an den Bach gekommen? Die musste doch schon Stunden im Wasser gelegen haben. Ging sie niemandem ab? Und irgendwo musste es ein Rad oder ein Auto geben, das nun herrenlos herumstand. Nur wenige Badegäste machten sich zu Fuß auf den Weg zu ihrem liebsten Badeplatz. Alles wirkte unrund. Alles ein wenig eigenartig.

Georg trat zu den Kollegen an die Polizeiabsperrung und äußerte seine Zweifel, erntete jedoch nur ein Kopfschütteln.

»Du musst nicht mit aller Gewalt an eine kriminelle Handlung denken, Hammerschmied.« Kollege Weidinger klopfte ihm auf die Schultern und wandte sich ab.

Hammerschmied seufzte, und prompt folgte ein hungriges Knurren seines Magens. Hammerschmied knurrte zurück: »Erstens: Der Tag ist vertan, weil ich nicht einmal an einem freien Tag meine Ruhe hab. Zweitens: Muss dieses Weib genau an meinem Lieblingsbadegrillplatzerl anlegen? Und drittens frisst mir auch noch jemand meine Würste weg. Wenn ich den Hund erwisch!« Wie recht er mit seiner Aussage hatte, ahnte er nicht.

Was für ein Glück, dass niemand seine Knurrerei gehört hatte, sonst wäre am nächsten Tag neben seinem Foto in der DonauNews auch noch der entsprechende Originaltext aus Hammerschmieds Originalmund zitiert worden.

Kapitel 2

Seit Georg Hammerschmied nach Reichraming gezogen war, war hier kaum etwas passiert. Es herrschte fürsorgliche Ruhe, und das war auch gut so, fand er. Auch die Zeiten vor seinem Zuzug waren ruhige Jahre für die Reichraminger gewesen. Früher, als die Wälder noch finsterer und deutlich dichter waren, gab es für die örtlichen Gendarmen und die hier ansässigen Jäger jede Menge zu tun. Wilderei war an der Tagesordnung, wurde von den Einheimischen gedeckt, vor allem dann, wenn es um ein zusätzliches Stück Fleisch auf dem Teller ging. Ging es allerdings nur darum, sich eine Trophäe zu erjagen, war auch die Geduld der einheimischen Bevölkerung bald erschöpft. Nahrung ja! Schussgeilheit nein! Heute, das Stück Fleisch am Teller war längst zur Selbstverständlichkeit geworden, hatte die Jagd ihre Bedeutung als Nahrungsmittellieferant verloren. Inzwischen war sie zum Hobby einiger weniger geworden, deren Interessen sich in verschiedene Richtungen bewegten. Die einen knallten noch immer gerne wild herum, die anderen hegten ihre Tiere und waren todunglücklich, wenn sich der gute Bock oder – noch schlimmer – der beste Hirsch aller Zeiten ins nachbarliche Revier verabschiedete.

Diese Gedanken gingen Georg am Abend durch den Kopf, während er im Wirtshaus saß und sein Schweinsschnitzerl liebevoll anschnitt. Die Bröselpanade duftete und krachte, als er in das erste Fleischstück biss.

Er dachte an die Ertrunkenen, die vor vielen Jahren unliebsame Bekanntschaft mit den Reichraminger Gewässern gemacht hatten. Junge Burschen, ältere Männer. Unfälle, Sorglosigkeit und Leichtsinn hatten ihrem Leben ein vorzeitiges Ende gesetzt.

Georg dachte auch an den Leichnam jener jungen Frau, die 1984 im Wilden Graben gefunden worden war. Die Frau war von der Leiterin eines Heims neben der geschotterten Straße abgeladen worden. Im Winter. In ihrem Nachthemd. Ein Körper gezeichnet von Schlägen. Schwer verletzt. Als die Sache ans Licht kam, wurde das Heim genauer durchleuchtet und schließlich geschlossen

Aus der Steiermark war die Mörderin mit ihrem Auto gekommen, sie hatte den Platz zufällig ausgewählt. Mit dem Finger auf der Landkarte. Später hatte ein junger Wanderer die Leiche gefunden. Damals konnte man noch mit dem Auto durch das Hintergebirge fahren. Heute war ein Befahren des Parks immerhin noch mit dem Rad möglich. Ein Abladen von Leichen wurde dadurch allerdings erheblich erschwert.

Während Georg seinen ausufernden Gedanken nachhing, war bereits gut die Hälfte des Schnitzels in Richtung seines Magens verschwunden. Er hielt inne und kratzte im Salatschüsserl herum, denn der Ordnung halber sollte er wohl auch ein paar Vitamine zu sich nehmen. Offenbar konnte man – wie es nun möglicherweise wieder der Fall gewesen war – im Randbereich des Nationalparks ebenso gut Tote abladen. Georg fand das nicht besonders romantisch, aber sehr interessant.

Eigentlich hatte er nie in den kleinen Ort ziehen wollen. Vor vierzig Jahren war er hier häufig während der Sommerferien bei seiner Tante Klara abgeladen worden, wenn seine Eltern ihre Ruhe haben wollten.

Viel wusste Georg nicht über seine Tante. Sicher war nur, dass er sie gemocht hatte. Und sie ihn wohl auch. Was überdeutlich wurde, als sie starb und sich herausstellte, dass die gute Frau ein Testament verfasst hatte, das ihn zum Erben eines kleinen, idyllisch gelegenen Hauses in der Weißenbachstraße machte, die sich über einige Kilometer den Bach entlang in Richtung Hintergebirge schlängelte. Umgeben von Buchen, riesigen Kastanienbäumen und Haselnusssträuchern, lag sein Erbe eingebettet in einem dem Wald abgetrotzten Wiesenbereich.

Im Frühling blühten in der Wiese hinter seinem Haus Hyazinthen, im Sommer genoss er die Kühle des Reichramingbachs und die Ruhe, die nur gelegentlich von anderen Badegästen gestört wurde. Im Herbst befeuerte die Buntheit des sich verfärbenden Waldes die Stimmung und sorgte für Wanderlust. Der Winter dagegen war Erholungszeit. Im Winter war es vor allem wichtig, dass die Heizung einwandfrei funktionierte und der Stapel Kachelofenholz hoch genug war, um für zusätzliche und sehr wohlige Wärme zu sorgen. Georgs stabile Schneeschaufel, um sich bis zum Holzstoß durchzuschaufeln, hatte sich nicht nur einmal bezahlt gemacht.

Das besondere Highlight seines Grundstücks war aber sicherlich sein eigener Zugang zum Bach, denn er gehörte zu den wenigen Reichramingern, deren Grundstück wirklich bis zum Wasser reichte. Sein absoluter und unangefochtener Lieblingsbadeplatz gebührte nur ihm. Georg besaß tatsächlich seinen eigenen Strand. Zwar ohne Palmen, dafür aber mit einzelnen Stellen voll feinen Sandes, einer ordentlichen Portion Kiesfläche sowie unterschiedlich großen Steinen in Hülle und Fülle. Außerdem tummelten sich zwischen den Steinen im Bachbett sogar Fische, der eine oder andere Steinkrebs und gelegentlich eine Ringelnatter auf Nahrungssuche. Sonst tummelte sich gerne auch Georg im Bach. Seine Hängematte, aufgespannt zwischen zwei Bäumen, sorgte für vollendeten Schlummergenuss. Wenn es Georgs zeitaufwendiger Beruf gestattete.

Schon war Georg wieder bei der toten Frau. Gut, er wollte es der Schwimmerin nicht verübeln, sie hatte ohnehin bereits mit ihrem Leben bezahlt. Eine noch teurere Bezahlung konnte es kaum geben. Aber gut zu sprechen war er auf die Frau auch nicht. Hätte ihr Körper nicht im Steyrtal einfach die Steyr hinunterschwimmen können, anstelle sich für ihre letzten Schwimmversuche das Ennstal und den Reichramingbach auszusuchen?

Ein leiser Schnitzelrülpser entfuhr ihm, von dem er hoffte, dass er nicht am Nebentisch gehört worden war. Es war Zeit, den Wirtshaustisch im Wintergarten zu verlassen. Jetzt würde er sich erst einmal an die Bar setzen und entspannt den Ortsgerüchten lauschen. Worum sich die Gespräche drehen würden, brauchte er nicht erst erraten.

Der Wirt des Gasthofs Kirchfels – Jakob Seinfeld – servierte den zahlreich erschienenen Damen des Gärtnerinnenstammtischs unter freudigem Gejohle gerade die bestellten Getränke. Georg grinste ihn an, als er sich wieder hinter die Theke geflüchtet hatte.

Der Wirt lächelte verhalten zurück, murmelte etwas von »Frauen im Rudel« und »hemmungslos«, da wurde er erneut gerufen. Dieses Mal zum Tisch der täglich erscheinenden Originale, wie Hammerschmied die Bande nannte. Eine Gemeinschaft von eingeschworenen Trinkern. Kurt Braunstingel, verheiratet, allerdings öfter im Wirtshaus auffindbar als zu Hause. Sebastian Danninger, ewig angetrunkener Hobbyjäger. Josef Haidlinger und Matthias Gretzinger, beinahe unzertrennlich. Eine romantische Männerfreundschaft, die sich allabendlich im Kirchfels zu erneuern schien.

Gretzinger war überhaupt ein ganz besonderer Typ. Er litt unter einem eigenartigen Gendefekt, der ihm den Konsum von Alkohol schwer machte. Matthias hatte Georg erzählt, dass dieser Gendefekt und die damit einhergehenden Krankheitszeichen zwar leidig, die Nebenwirkungen aber relativ harmlos seien. Zumindest blieben seine Beschwerden – wie Gretzingers Hausarzt eines Abends grinsend kundgetan hatte – noch im Rahmen des Erträglichen. Im Prinzip litt Gretzinger nach Konsum kleiner Mengen Alkohols jedes Mal unter einem Kater, wobei er in Wahrheit die meisten seiner Symptome einfach verschlief. Einmal hatte Matthias Georg erzählt, dass er durchaus versuche, diesen lästigen Defekt loszuwerden. Er habe die verschiedensten Empfehlungen im Internet gefunden, die – zugegeben – nicht von Ärzten stammten. Eine davon lautete, den Defekt einfach wegzusaufen, was er tatsächlich probiert habe. Das erste Mal sei, so hatte er beschämt gestanden, total in die Hosen gegangen, nicht nur im übertragenen Sinne, sondern tatsächlich, denn während er sich ins Delirium gesoffen habe (drei Bier im Schnellschluckdurchlauf), habe er sich in die Hosen gemacht. Georg schüttelte sich beim Gedanken daran. Himmel, war er froh gewesen, das Gespräch zu beenden.

Da jedoch ein echter Mann ein einmal gefasstes Vorhaben nicht einfach aufgab, hatte Matthias seine Trinkdosis verändert. Täglich ein bisschen mehr, um seinen Körper daran zu gewöhnen, und in der verzweifelten Hoffnung, seine Gene zu überlisten. Auf diese Weise hatte er seinen Konsum langsam gesteigert, sodass am Schluss ein Trinkgenuss von beinahe zwei Halben möglich wurde. Aber die Müdigkeit siegte weiterhin beharrlich über die Genussmenge. Und die Auswirkungen auf Matthias’ Darmtätigkeit waren nicht abgeklungen, hatte Georg geschlussfolgert, denn der arme Säufer musste in schöner Regelmäßigkeit zu später Stunde aus dem Kirchfels’schen WC geholt werden, wo er selig auf der Schüssel eingeschlummert war.

Mit halbem Ohr lauschte Georg hinüber zum Frauenstammtisch. Begriffe wie Fruchtfolgen, Schattengarten und Schnittzeitpunkt verwirrten ihn. Er blätterte gelangweilt in der Tageszeitung, als das Wort »Mord« fiel. Die beinahe atemlose Stille, die plötzlich am Stammtisch eintrat, galt ihm, denn natürlich waren die Frauen gespannt auf jedes Detail, das sie vom örtlichen Polizisten zu erhalten hofften. Georg dachte nicht daran, sich in diese frauentypische Falle locken zu lassen.

Da ertönte eine giftig klingende Frauenstimme: »Ihr wisst schon, dass der Nacktbadestrand sich ganz in der Nähe des Grundinger-Grundstücks befindet? Da ist es doch völlig klar, dass für den Tod der Frau irgendein Eifersuchtsdrama der Auslöser gewesen sein muss. Die Grundingerin befindet sich derzeit auf Kur. Das habe ich gestern im Kaffeehaus gehört, und ihr Mann, der Alois, war schon immer ein Schürzenjäger.«

Prompt unterbrach sie Daniela, die Kellnerin, die dem Gespräch interessiert gelauscht hatte, während sie auf dem Nachbartisch die Gedecke ausrichtete: »Das stimmt doch gar nicht. Greti habe ich erst heute beim Einkaufen getroffen.«

Den Einwurf ignorierend, fuhr die Giftige fort: »Der Alois, also ich wage zu behaupten, dass der ein echter Gigolo ist. Vor dem ist keine sicher, und dann hat er sich auch noch mit Yoga und Esoterik selbstständig gemacht, wobei man gar nicht genau weiß, was auf der Auwiesenalm den ganzen Tag so getrieben wird. Ständig fahren protzige Autos durch unsere Gemeinde, aus Linz, Wien, Graz, Salzburg und sogar Eisenstadt. Ganz abgesehen von den Deutschen!«

Zustimmung suchend, wandte sich die giftige Gärtnerin an Hammerschmied, der sich plötzlich überfordert fühlte. Zu mehr als dem spontanen Gedanken, bei Grundingers Nachforschungen anzustellen, und einem eingeworfenen »Also …« kam er ohnehin nicht.

»Vermutlich sind das lauter unbefriedigte, unterbeschäftige Frauen, die ihr Heil in eigenartigen Ritualen suchen. Auf der Alm, wo es bekanntlich keine Sünd’ gibt«, lachte eine der Frauen laut auf.

»Andererseits, die Damen gehen im Ort zum Friseur, kaufen im Ort ein. Im Kaffeehaus habe ich erst gestern eine äußerst entspannte Gruppe angetroffen, die sich etliche Kaffees, Torten und Schnapserl gönnte. Die lassen Geld bei euch in der Gemeinde. Und was die Grundingerin dazu sagt, ist Sache der Eheleute«, fügte eine Blonde hinzu und blickte herausfordernd in die Runde.

»Nacktyoga treiben die«, fuhr eine andere dazwischen. »Und wer weiß, was noch. Das ist doch pervers.«

Georg grinste. Plötzlich war ihm danach, das Geschnatter am Damentisch zu unterbrechen. Er glitt vom Barhocker und schlenderte zum Frauentisch. Ein Satz hatte seine Aufmerksamkeit erregt, ein hingeworfenes »Bei euch in der Gemeinde« entlarvte die Blonde als Auswärtige.

Er konnte sich nicht erinnern, die Frau schon einmal gesehen zu haben. Sie gefiel ihm. Georg betrachtete sie genauer. Hübsch war sie. Jung. Sehr vorzeigbar. Blond. Ring trug sie keinen, aber das bedeutete gar nichts, denn kaum eine der Frauen hier am Tisch schmückte sich mit einem Ehering. Die waren vermutlich alle in Gartenerde versenkt worden.

Wie selbstverständlich ließ er sich auf einem freien Sessel nieder.

»Georg«, stellte er sich vor, »für die, die mich nicht kennen.« Allgemeines Gekicher war die Folge, schließlich kannten ihn alle. Beinahe jedenfalls.

»Maria«, kam es von gegenüber. Sie reichte die Hand über den Tisch, drückte fest zu. Die Frau sah aus wie eine potenzielle Anwärterin auf einen Teil seiner Männlichkeit und womöglich auch auf einen Teil seines Herzens.

»Georg, müssen wir uns fürchten, ermordet zu werden?«, flötete Kellnerin Daniela im Vorbeigehen.

Georg schüttelte den Kopf und versuchte, die Frauen zu beruhigen, die plötzlich wild auf ihn einredeten. Kurz bevor sich die Stimmen zu überschlagen schienen, kurz bevor Georg mit seiner Faust auf den Tisch schlagen wollte, geschah ein Wunder: Daniela schwebte wieder am Tisch vorüber, stellte ungefragt einen Kuchenteller in der Tischmitte ab und sorgte damit augenblicklich für Ruhe. Zufriedenes Kauen, Rufe nach Kaffee und Schnapsbestellungen sowie Toilettengänge standen an. In die Damenrunde kam Bewegung.

Nur wenig später saß Georg neben Maria. Jedes Mal, wenn sich eine der Frauen auf die Toilette verdrückt hatte, war er wie selbstverständlich nachgerückt. Inzwischen hatten ihn die Gärtnerinnen umzingelt. Das Stammtischthema hatte sich allerdings von Pflanzenangelegenheiten verabschiedet. Eine der Frauen hatte nicht lockergelassen und immer wieder wissen wollen, ob die tote Frau ermordet worden sei.

Erst als sich eine eifrige Unterhaltung zum Thema Nacktyoga entspann, flaute das Interesse an der Toten ab. Eine der Gärtnerinnen stellte sich laut vor, wie sich ein männliches Glied beim Nacktyoga verhielt, woraufhin die gesamte Runde in ausgelassenes Gelächter ausbrach. Eine andere schüttelte angewidert den Kopf, wurde aber von der Allgemeinheit ignoriert, wusste man doch von ihrer Zimperlichkeit die männliche Anatomie betreffend.

Maria, die sich neben Georg wohlzufühlen schien, lachte Tränen. Als eine der Frauen über eine Yogaübung namens »herabhängende Kobra« philosophierte, fand das Gelächter am Tisch seinen Höhepunkt.

»Was treibt ein gut aussehender Mann zu mittelspäter Stunde im Wirtshaus, wenn er um die Zeit schon bei seiner Liebsten zu Hause sein könnte?«

Marias Frage brachte Georg aus der Fassung. Sehr subtil, dachte er, und um das Ganze nicht noch peinlicher zu machen, als es ohnehin schon war, entschied er sich zu antworten. Er wollte unbedingt etwas sagen. Etwas Witziges. Oder zumindest etwas Kluges. Allerdings fiel ihm nichts Intelligentes ein, daher nahm er einen Schluck aus seinem Null-Promille-Wasserglas und räusperte sich. Er sah ihr tief in die Augen (bei seinen Verhörgegnern sorgte das immer für gewisse Nervosität) und wartete ein paar Sekunden, aber gerade als er endlich loslegen wollte, schnatterte ein hinter ihm an der Theke stehender, stockbesoffener Stammtischbruder los: »Was willst du denn vom Inspektor, wenn du einen g’standenen Mann wie mich haben kannst?«

Hammerschmied glaubte, sich verhört zu haben, und weil Maria genauso verdutzt aus der Wäsche sah, wusste er, dass sie das Gelalle von Sebastian Danninger auf keinen Fall verstanden haben konnte.

»Darf ich übersetzen?«, äußerte er charmant und wiederholte das, was er zu hören geglaubt hatte. Mit einer einladenden Handbewegung unterstrich Georg das Gesagte und schickte sich an, von der Wirtshausbank aufzustehen, um Maria die Möglichkeit zu geben, sich dem gestandenen Mann – der gar nicht mehr so toll stehen konnte, wie er meinte – vorzustellen. Oder vielleicht auch an den Hals zu schmeißen. Mann wusste ja zuvor nie, wie so eine Situation enden würde.

»Oje«, flüsterte Maria, »bleib bitte sitzen, bevor ich dir noch die Hose ausziehe!« Hektisch zog sie an Hammerschmieds Hosenbein und zwang ihn auf diese Weise zurück auf die Bank.

Laut sagte sie: »Wirklich ein reizendes Angebot. Leider bin ich mit meinen Freundinnen und vor allem mit Georg hier. Ich glaube, der hätte etwas dagegen, wenn ich ihn brutal sitzen lassen würde. Wo wir doch noch so verliebt sind, nicht wahr?«

Wenn Georgs Mund nicht schon verblüfft offen gestanden hätte, wäre ihm spätestens jetzt die Kinnlade hinuntergeklappt. Rasch räusperte er sich und legte unter den Augen des lachenden Wirts seinen Arm besitzergreifend um Marias Mitte.

Der betrunkene Danninger wankte dezent vor und zurück, hebelte sich – mit mehr Glück als Körperbeherrschung – zurück auf seinen Barhocker und widmete sich intensiv dem Inhalt seines Glases.

Gruppeninspektor Georg Hammerschmied, ein Gentleman alter Schule, winkte den noch immer grinsenden Wirt heran und übernahm großzügig die Rechnung der Stammtischgärtnerinnen. Eigentlich hatte er sich gleich nach dem Bezahlen rarmachen wollen. Doch so einfach ließ ihn seine frisch angeheuerte Lieblingsgärtnerin nicht entkommen. Mit einem wundervollen Augenaufschlag bot sie ihm an, ihn nach Hause zu begleiten, denn er fürchte sich doch sicher im Dunkeln, und sie würde auf jeden Fall für Begleitschutz sorgen. Unter Einsatz all ihrer Fähigkeiten. Über so viel Frechheit konnte Georg nur herzhaft lachen, zog Maria vom Tisch hoch, worauf sie sich in seine Arme gleiten ließ und ihm ihre Lippen regelrecht aufdrängte. Was blieb ihm anderes übrig? Es musste sein. Unter dem Gekicher der überaus angeheiterten Gärtnerinnen küsste er sie.

Georg legte seinen Arm um Maria und begleitete sie zum Kirchfels hinaus.

»Wohin?« Seine Frage kam leise.

»Unterer Kirchenberg, gleich nach dem Pfarrhof«, flüsterte Maria und lehnte sich an ihn.

»Böser Alkohol!«, seufzte sie ein paar Hundert Meter später, schmiegte sich noch ein wenig enger an ihn und blieb dann stehen. Georg, der nicht wusste, wie ihm geschah, wurde plötzlich um eine Leibesvisitation gebeten. Er legte seine Hände um die Taille der kichernden Maria, hob sie in die Höhe, vollführte eine kleine Wendung und lehnte sie an die Haustür, auf die sie gerade gemeinsam zugewankt waren.

Sein rechter Fuß schob sich zwischen Marias Beine, und ein interessierter Zuschauer hätte annehmen können, dass Georg jetzt eine kleine Tanzeinlage vorbereitete. Dafür hätte der interessierte Zuseher allerdings ein Nachtsichtgerät benötigt, denn die Nacht war sternenlos und stockfinster, und da in der Gemeinde der Kampf gegen Lichtsmog ein heißes Thema war, lag so mancher Ortsteil in angenehmer Dunkelheit.

Georg lehnte sich mit mittelschwerer Gewichtsdosis gegen Marias Körper, griff ihre Arme an den Handgelenken und hob sie über ihren Kopf, wo er sie gegen die Holztür drückte. Mit einer Hand nagelte er sie ziemlich sanft dort oben fest, während die andere Hand über ihr Haar, über ihren Hals, über ihre Brust und weiter hinunter zu ihrem Hintern glitt. Ein leiser Seufzer verriet ihm, dass er offenbar ganz gut unterwegs war. Der Kuss, der ihm auf den Mund gedrückt wurde, kam so stürmisch, dass Georg nichts anderes übrig blieb, als zurückzuküssen. Er konnte sich an weit unangenehmere Leibesvisitationen erinnern.

Ein Motorengeräusch und ein sich langsam nähernder Lichtkegel unterbrachen die beiden jäh. Georg zog Maria an seine Seite und in den Hausflur hinein, wo schließlich das grelle Licht des sehr aktiven Bewegungsmelders für ein wenig stimmungsvolles Ende der leidenschaftlichen Szene sorgte.

Und so begleitete Georg Maria noch bis zu ihrer Wohnungstür und verabschiedete sich dann gebührend. Die Einladung auf einen Kaffee blieb aus und hätte auch lächerlich gewirkt. Ihr geflüstertes »Wo ich wohne, weißt du jetzt« war ihm mehr wert.

Kapitel 3

Alois Grundinger drehte sich im Bett herum, suchte unter der leichten Sommerdecke nach den lieblichen Rundungen seiner Frau und drückte sich und seinen erregten Freund freudig an ihren Hintern, was ihm ein Grunzen einbrachte, das er als Zustimmung interpretierte. Kurze Zeit später wurden ein paar Frauen – die nicht schlafen konnten, weil ihr Magen heftig knurrte – durch recht eigenartige Geräusche aus ihren frühmorgendlichen Gedanken gerissen. Beim Frühstück würde ihnen der Grundinger erzählen, dass sie die Rufe eines Luchses gehört haben mussten. Sie würden jedenfalls interessiert nicken und sich wahrscheinlich ihren Teil denken.

Helena wohnte im Sacherl, dem Auszughaus der Grundingers, und war – im Gegensatz zu den Yoginis im Bauernhaus – von Vogelgezwitscher aufgeweckt worden. Sie wälzte sich aus dem Bett, verfluchte die Amsel, die im Baum vor ihrem Fenster lautstark ihr Repertoire hören ließ, und beschloss spontan, ihre Yogakollegin zu besuchen. Cintia war meist frühmorgens wach, meditierte bereits eifrig. Sie würde sich einfach anschließen.

Helena tapste barfuß durch ihr Zimmer, schlich – nackt, wie sie war – hoch zu Cintias Schlafraum und klopfte an. Die Tür gab nach und ließ einen Blick auf das Bett zu. Es war unberührt.

Verwundert schüttelte Helena den Kopf. Es war so gar nicht Cintias Art, die Nacht außer Haus zu verbringen. Sie wirkte immer ein wenig reserviert, nicht wie eine, die sich die Nächte in anderen Betten um die Ohren schlug. Helena zuckte mit den Schultern. Vielleicht war Cintia einfach eine Morgenrunde gegangen. Die schöne Gegend forderte regelrecht dazu auf. Ruhig war es hier, abgesehen von den Amseln. Jedenfalls gut für die Seele. Entspannung pur. Spätestens beim Frühstück oder während der ersten Yogaeinheit würden sie und Cintia ohnehin aufeinandertreffen.

Helena schloss die Tür wieder, schlich zurück in ihr eigenes Zimmer und kleidete sich an. Ihr Magen knurrte unfreundlich.

Nachdem Alois’ Morgen erfreulich begonnen hatte, ging er Greti bei den Frühstücksvorbereitungen für die Yogadamen flott zur Hand. Viel war es ohnehin nicht, was die verspeisten. Richtige Asketinnen waren das.

Anfangs hatte nur er seine Idee mit Einführung von Nacktyoga genial gefunden. Doch schon nach kurzer Zeit hatte er sich vor Anmeldungen nicht mehr retten können. Inzwischen führten sie sogar eine Warteliste. Selbst seine anfangs wutschnaubende Greti war durch steigende Buchungszahlen und die Aussicht auf ordentliche Zusatzeinnahmen, die Alois’ Idee in die Haushaltskasse schwemmen würde, zu beschwichtigen gewesen. Auch wenn Greti mit derartigen Verrenkungen nichts anfangen konnte und der Meinung war, dass Yoga eine neuartige Variante einer komischen Religion sei, so hatte sie nichts gegen wirtschaftliches Denken. Dass sie von vielen Reichramingern schief angesehen wurden, damit konnten beide Grundingers gut leben. Besser eine schräge Idee, als sich um Einkünfte sorgen zu müssen.

Im Esszimmer hörte Alois die Stimmen seiner Frühstücksgäste. Er lächelte und tänzelte beschwingt mit den Frühstücksplatten in Händen in den Nebenraum. Greti hatte sich mit großen Teekannen bewaffnet und sorgte damit für die morgendliche Entschlackung ihrer Gäste.

Bis auf eine Frau waren bereits alle hungrig um den großen Tisch versammelt. Greti warf einen Blick in die Runde.

»Sollen wir noch warten?«

Helena räusperte sich. »Cintia war vergangene Nacht nicht in ihrem Zimmer. Ich wollte sie vorhin abholen, aber ihr Bett war unberührt.«

»Cintia hat sich Sonntagnachmittag zu einer Wanderung aufgemacht«, sagte Greti. »Sie hat ihren Rucksack gepackt, sich von mir verabschiedet und gesagt, dass sie abends nicht zum Nacktyoga kommen würde. Und dass sie vielleicht auch Montag fehlen würde. Sie wollte wohl auf einer Alm übernachten. Müssen wir uns Sorgen um sie machen?« Greti sah Alois erschrocken an.

Der stellte die Käseplatte mit frischem Bauernbrot, Topfen, Tomaten, Petersilie und Paprika in Tischmitte ab. Die schweren Teekannen landeten daneben.

»Mir ist nicht wohl beim Gedanken, dass ihr etwas zugestoßen ist«, sagte Greti, und ihre Finger wuzelten ein Geschirrtuch.

Alois nickte. »Ich werde in Großraming anrufen. Auf der Inspektion. Sicherheitshalber.«

Kapitel 4

Die Polizeiinspektion von Großraming lag in der Eisenstraße. Hammerschmieds Hauptaufenthaltsort, wenn es darum ging, die regional anstehenden Krisen sowie die dazugehörige Bürokratie zu erledigen, war in einem kastenartigen Bau untergebracht. Ein Haus, das ein wenig an eine Burg mit Balkon erinnerte, nur dass in dieser Burg eine Bank, ein Schmuckgeschäft und eben die Polizeiinspektion residierten.

Großraming war ein hübscher Ort, aufgeteilt in zwei Ortsteile, die sich nie entscheiden konnten, wo sich ihr Mittelpunkt befinden sollte, oben oder unten. Im oberen Ortsteil fanden sich daher das Gemeindeamt, Schulen, Kirche, der dazugehörende Wirt, der Friedhof, kleine Geschäfte und ein Freibad, wohingegen der untere Ortsbereich eine Bahnstation, ein hübsches Kaffeehaus, geführt von zwei echten Zuckerpuppen, einen Friseur, ein Kutschenmuseum, noch eine Bank und einen weiteren Wirt beherbergte.

Malerisch lagen die Häuser an sanften Hängen wie auf dem Rand eines großen Suppentellers. Die Berge, die in Reichraming eine gewisse Enge verursachten, rückten in Großraming großzügig nach hinten und erlaubten es der Gemeinde, sich offener zu präsentieren.

Als Hammerschmied nach gut durchschlafener Nacht zur Arbeit erschien, hatte er allerdings für die Schönheit Großramings keinen Blick übrig. Sein Chef, Inspektionskommandant Erwin Zeisig, war nicht gut auf ihn zu sprechen und hatte ihm einen frühmorgendlichen Termin in seinem Büro verpasst. Eine entsprechende Notiz fand Georg auf seinem Schreibtisch vor. Kollege Schwarzenberg dagegen konnte es kaum erwarten, ihn mit überfreundlichem Grinsen und der auf der richtigen Seite aufgeschlagenen Zeitung in der Hand zu begrüßen.

»Es riecht hier drin ein bisserl nach Stunk«, verkündete er, eilte zum Fenster und öffnete es. Eigentlich hatte Hammerschmied erwartet, dass die Kollegen Anselm Schwarzenberg und Franz Weidinger, die heute mit ihm Dienst versehen sollten, feixend Spalier stünden. Weidinger jedoch war nicht zu sehen. Schwarzenberg wiederum schien sich das kommende Debakel nicht entgehen lassen zu wollen.

Anselm Schwarzenberg, der zum Überdruss seiner Eltern eine Polizeilaufahn angestrebt hatte. Mit dem sich nun Hammerschmied herumschlagen musste, weil Anselm partout nicht Arzt hatte werden wollen. Aus der Familie waren schon seit beinahe zwei Jahrhunderten nur mehr Ärzte und Juristen hervorgegangen, die sich um gesundheitliche und rechtliche Belange kümmerten und es damit zu einigem Wohlstand gebracht hatten. Anselm war – als ältester Sohn – ebendieser Weg vorgezeichnet gewesen. Nur hatte er sich leider als tiefschwarzes Schaf herausgestellt und sich dem Wunsch des hauseigenen Monarchen – seines Vaters – widersetzt, woraufhin ihn dieser kurz entschlossen aus dem Haus geschmissen und außerdem, soweit es rechtlich möglich gewesen war, auch noch aus seinem Testament gestrichen hatte.

Das lag inzwischen schon mehr als zwei Jahrzehnte zurück, und Anselm hatte sich an seiner Familie gerächt, indem er sich die einzige Tochter eines stinkreichen Landwirts geangelt hatte. Inzwischen war er Vater dreier beinahe erwachsener Kinder. Zwei Töchter, ein Sohn. Wohlstand konnte Mann auch erheiraten.

Dieser Schwarzenberg also verfolgte Georg nun mit der Zeitung in der Hand bis in die Küche der Polizeiinspektion, legte sie direkt neben der Kaffeemaschine ab und tippte immer wieder mit dem Finger auf eine bestimmte Seite der Donau-News. So lange, bis sich Hammerschmied endlich dazu hergab, den Artikel zu lesen. Georg musste sich eingestehen, dass es wirklich nicht gut aussah, wie er auf dem Foto – in Badehose und mit dem Ast in der Hand – die sacht dahindümpelnde Tote davon abhielt, weiterzuschwimmen. Weil es nicht anders ging und seine Kollegen auf seine Reaktion womöglich schon Wetten abgeschlossen hatten, entschied er sich zu einem Schulterzucken und drückte entschlossen auf den Knopf der Kaffeemaschine. Noch nie war ihm die Lautstärke beim Kaffeereiben so entgegengekommen. Sein leiser Fluch (»Scheiß Mobilzeitalter!«) entging seinem Kollegen, der enttäuscht über die mangelnde Reaktion Hammerschmieds an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte.

Nur der Chef, der Chef ließ sich nicht mit einem Schulterzucken abspeisen und empfing Hammerschmied mit den Worten »Georg, was hast du dir dabei gedacht?«, was eine rein rhetorische Frage war. Erwin Zeisig, von vielen einfach »’s Vogerl« genannt, was ihm natürlich nie jemand ins Gesicht zu sagen wagte, setzte eine ernste Miene auf und zu einem Monolog an.

Georg, der es sich auf einem durchgesessenen Bürosessel bequem gemacht hatte und an seinem schwarzen Kaffee schlürfte, wusste, dass er den gleich folgenden Ausbruch seines Vorgesetzten nur auszusitzen brauchte. Der liebte es einfach, sich reden zu hören, was sowohl für Belobigungs- als auch für Abmahnungsgespräche galt. Nachteilig daran war nur, dass Zeisigs Stimme so laut tönte, dass auch alle Kollegen mithören konnten, was er zu sagen hatte.

Irgendwie vermutete Georg, und dabei betrachtete er die Schwärze seines Kaffees, dass das heutige Gespräch eher nicht unter die seltene Art der Belobigungsgespräche fallen würde. Er seufzte also wieder, betrachtete immer noch intensiv den Inhalt seiner Tasse und gab sich nach außen hin zerknirscht. Dann wartete er geduldig ab, denn Geduld und Ausdauer – das hatten ihm seine Ex-Freundinnen immer wieder versichert – waren seine Stärken, wobei sie oft sein Schweigen gemeint hatten und seine Beharrlichkeit, wenn es um die Nichtbeachtung weiblicher Anweisungen ging. Daher war er auch heute professionell dazu in der Lage, erst wieder am Ende des cheflichen Vortrags ins Geschehen einzusteigen, gerade als Zeisig mit den Worten schloss: »Das schaut wirklich nicht gut aus, wie du da im Wasser auf die Tote einstocherst. Was werden da die Leute wieder über uns denken? Die DonauNews lässt ohnehin seit langer Zeit kein gutes Haar mehr an uns.«

Georg richtete seinen Blick vom Kaffee auf den wackelnden Kinnbart seines Chefs. Er ließ noch ein paar Sekunden mehr verstreichen, die – wie er wusste – für eine gewisse Nervosität bei Zeisig sorgen würden. Sein Blick wanderte weiter, blieb an der Nasenspitze seines Gegenübers hängen, bevor er schließlich einen Schluck Kaffee nahm und sich zu einer Antwort entschloss: »Chef, hätte ich die tote Frau weiterschwimmen lassen sollen? Was dann heute in dem Schmierblatt gestanden hätte, will ich gar nicht erraten müssen. Wann haben wir heute eigentlich Besprechung?«

Erwin Zeisig betrachtete seine Fingernägel, schnaubte laut auf, wiegte den Kopf hin und her und kam nicht umhin, zustimmend zu grunzen. Dann sagte er: »Ja, aber beim nächsten Mal …« Dabei blickte er Georg prüfend in die Augen.

»Chef, ein nächstes Mal dieser Art will ich nicht haben. Ein freier Tag, versaut von einer Wasserleiche, gestorben um mein Mittagessen, darauf kann ich gerne verzichten. Übrigens, kommt heute nicht unser Ersatzmann für den pensionierten Schubert?«

»Acht Uhr Einsatzbesprechung in der Küche«, verkündete Zeisig. »Unsere Unterstützung ist schon im Haus. Bekommt von Weidinger gerade die Inspektion gezeigt, ebenso das Einsatzfahrzeug und den Waffenraum.«

Der Inspektionskommandant lehnte sich zurück, faltete die Hände wie zum Gebet, blickte zum Himmel beziehungsweise zur Bürodecke, die auch wieder mal einen frischen Anstrich vertragen hätte, und wedelte schließlich resigniert mit den Händen, um Georg anzuzeigen, sich endlich aus seinem Büro zu verabschieden.

Hätte Zeisig ein »Schleich dich!« ertönen lassen, hätte Georg auch dafür Verständnis aufgebracht. So aber verabschiedete er sich höflich von seinem Chef, und schon war er draußen am Gang, wo er rasch ein Grinsen unterdrückte, damit keiner seiner Kollegen bemerkte, dass ihm die Unterhaltungen mit dem Chefinspektor immer viel zu viel Spaß bereiteten.

Die Stimmen, die eine halbe Stunde später aus dem Besprechungszimmer, das nichts anderes war als die Küche der Polizeiinspektion, an Georgs Ohr drangen, verwirrten ihn. Eine Frauenstimme in der Inspektion kam normalerweise um diese Uhrzeit nicht vor. Höchstens, wenn die Frau eines Kollegen Kuchen brachte, was viel zu selten passierte. Oder wenn es zu einer Befragung kam. Oder wenn die Putzfrau ihre Arbeit erledigte, was fast immer spätnachmittags oder abends der Fall war. Die Stimme aus der Küche war Georg jedenfalls fremd. Neugierig trat er ein.

Zeisig hatte sich in Position gebracht. Neben ihm stand eine Frau, die Georg zumindest so gut kannte, dass er ihr schon seine Zunge in den Hals gesteckt hatte. Sie sah ihn mit neutralem Gesichtsausdruck an, während er heftig zu husten begann.

»Kaffee, heiß«, keuchte er, wandte sich ab und hoffte, dass die Röte, die sich gerade in seinem Gesicht ausbreitete, nicht allzu verräterisch war.

Anstatt einfach weiterzureden, wartete Zeisig Hammerschmieds Hustenanfall ab. Dann sagte er: »Kollegen, das ist Maria Klingenberg. Unsere neue Kollegin. Franz Weidinger kennen Sie bereits. Anselm Schwarzenberg.«

Der Angesprochene nickte höflich.

»Und der Mann, der im Sommer einen Husten hat, ist Georg Hammerschmied. Er wohnt wie Sie in Reichraming«, fuhr Zeisig fort. »Vielleicht haben Sie sich ja schon getroffen?« Zeisigs fragender Blick blieb an Maria hängen.