Cover

Zum Buch:

Zwei sterbenskranke Männer haben miteinander gewettet, wer von ihnen seine Krankheit überstehen und den Widersacher überdauern wird. Der eine, Schriftsteller und Staatspreisträger, will überleben, um seine Memoiren zu schreiben und eine alte Schuld zu tilgen, die schwer auf ihm lastet. Der andere, ein Stasifunktionär, will das Erscheinen dieser Memoiren verhindern, weil darin etwas über ihn offenbart würde, was er lieber im Dunkel weiß. Stefan Heym inszeniert in Collin eine rückhaltlose »Suche nach dem Verlorenen, den Leichen im Keller, den von den Planierraupen der Parteiräson Zermalmten, nach den ›Sünden der Väter‹.«
Der SPIEGEL

Heyms provokantester und hellsichtigster Roman über die Nachwirkungen des Stalinismus macht deutlich, warum die DDR ein Jahrzehnt später scheitern musste. Bei C. Bertelsmann erstmals 1979 erschienen, nun Teil der digitalen Werkausgabe.


»Hier sitzt jedes Wort und weist den Autor als einen glänzenden Beobachter und unbestechlichen Zeugen der Zeitgeschichte aus.«
Die Welt


»Eine Geschichte der DDR vom einstigen Gulag-Sozialismus bis zum Intershop-Sozialismus ist von einem in der DDR lebenden Autor in dieser Schärfe bislang noch nicht geschrieben worden.«
Der Spiegel, 1979

Zum Autor:

Stefan Heym, 1913 in Chemnitz geboren, emigrierte, als Hitler an die Macht kam. In seiner Exilheimat New York schrieb er seine ersten Romane. In der McCarthy-Ära kehrte er nach Europa zurück und fand 1953 Zuflucht, aber auch neue Schwierigkeiten in der DDR. Als Romancier und streitbarer Publizist wurde er vielfach ausgezeichnet und international bekannt. Er gilt als Symbolfigur des aufrechten Gangs und ist einer der maßgeblichen Autoren der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er starb 2001 in Israel.

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Stefan Heym

Collin

Roman

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E-Book-Ausgabe 2021

Copyright © 1979 by Inge Heym

Copyright © alle deutschsprachigen Rechte 1979 by C. Bertelsmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Copyright © dieser Ausgabe 2021 by C. Bertelsmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlagkonzeption und -gestaltung: Sabine Kwauka, München

Umschlagmotiv: © photomaster / Shutterstock.com

Satz: Buchwerkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-27841-0
V001

www.cbertelsmann.de

1

Infarkt, dachte er. Wenn ich jetzt die Besinnung verliere, ist es aus.

Und dann diese Dunkelheit, nicht einmal das Nachtlicht brannte; wozu liege ich hier, wenn sie einen allein lassen gerade in einem solchen Moment. Dabei habe ich der Doktor Roth noch gesagt, gestern abend: ich gefalle mir nicht, ich weiß nicht wieso, aber ich gefalle mir nicht.

Der Schmerz drang bis in die Fingerspitzen. Collin zwang sich, den linken Arm zu heben, tastete nach der Klingel an der schwenkbaren Bettlampe, fand den Knopf. Über der Tür leuchteten Buchstaben auf, BITTE SPRECHEN.

Es geht mir nicht gut. Aber die Worte blieben heiseres Geflüster. Es war schon wie Tod, vielleicht versuchten auch die Toten noch zu sprechen, doch es hörte sie keiner. Er hatte den Planeten gesehen, auf dem er lebte, Satellitenphoto, ein blau schimmernder Stern, weiß umwölkt, ein Juwel Gottes, einmalig. Alles Existierende war einmalig und unwiederbringlich; nein, nicht sterben, jetzt nicht, jetzt noch nicht.

»Es – geht – mir – nicht – gut.«

Die eigene Stimme, endlich, aber wie sehr verändert, kaum erkennbar. Darauf, aus den Wänden, elektronischer Trost: »Sofort, Herr Collin.«

Der Schmerz hatte ein eigenes Wesen, war wie ein Krake, der seine Fangarme durch die Arterien schob. Der Vorgang war im Grunde einfach: Koronarokklusion, kein Sauerstoff mehr für den Muskel, Halleluja; Luise schon war daran gestorben, der Pathologe hatte ihm die Sache erklärt, wie hieß er doch, ein großer, ruhiger Mann; aber Luise hatte lange gelegen und gelitten, während bei ihm alles so plötzlich gekommen war, auf dem Botschaftsempfang, er hatte mit Botschaftsrat Nitschkin gesprochen, ich interessiere mich sehr für Literatur, Genosse Collin, hatte Nitschkin gesagt, da auf einmal dieses Flattern in der Brust und die Schwäche, er hatte sich hinsetzen müssen, ist Ihnen schlecht, Genosse Collin, hatte Nitschkin gesagt.

Warum kam die Doktor Roth nicht, oder irgendein anderer Arzt. Sofort, Herr Collin; das nannten sie sofort, in der besten Klinik des Landes, mit den modernsten Einrichtungen, hier wurde nicht gespart, dafür sorgte Gerlinger, der auch zu den Größten gerufen wurde; wenn einer abkratzte von denen, stand Gerlingers Name mit unter dem Bulletin. Solange ich mich noch ärgere, lebe ich, dachte er, und dann: atmen, tief durchatmen, und dann war ihm, als schnitte ihm einer die Luft ab.


Jeder trägt einen Film mit sich herum, Bilder, die sich eingeprägt haben, regellos aneinandergereiht. Dieses Bild, das wußte Christine, würde bleiben: das graue Gesicht auf dem weißen Kissen, die Lippen fahl, die Stirn schweißnaß, die Augen weit aufgerissen.

»Sauerstoff«, ordnete sie an.

Schwester Gundula verschwand eilig.

Das Herz schlug hastig, mit geringen Unregelmäßigkeiten; der Atem kam in kurzen Stößen. Der Blutdruck war eigentlich nicht beängstigend hoch. Christine hielt die Spritze gegen das Licht, ließ ein Tröpfchen aus der Kanüle perlen.

Seine Lippen bewegten sich. »Infarkt?«

»Sehr schöne Venen haben Sie«, sagte Christine.

Collin verzog das Gesicht.

»Ich gebe Ihnen etwas Extrafeines«, versprach sie.

Er versuchte, das Extrafeine in der Spritze zu sehen. Mit Spritzen waren sie dann immer bei der Hand, dachte er, aber die Aufgabe wäre doch wohl gewesen, die Sache vorher zu verhüten; er hatte sich nicht zu Gerlinger in die Klinik gelegt, um abzuwarten, bis der Infarkt käme, das hätte er auch zu Hause haben können. Er lag zu flach, um erkennen zu können, was für Zeug und wieviel davon sie ihm in die Ader spritzte, und er wagte nicht, den Kopf zu heben; er sah nur ihr Gesicht, die Haarsträhne, die sich gelöst hatte und ihr über die Stirn fiel, den konzentrierten Blick der grauen Augen und den Mund, der, halb geöffnet, einen fast kindlichen Ausdruck hatte.

»Infarkt?« flüsterte er.

Sie zog die Nadel heraus, betupfte die Einstichstelle, bog ihm fürsorglich den Unterarm nach oben. »Wir werden ein EKG schreiben.«

»Ich will« – dies überraschend laut – »den Professor!«

»Der Professor ist bereits benachrichtigt«, log sie. »Und jetzt muß ich Ihnen den Mund stopfen.« Damit stülpte sie ihm die Maske des Sauerstoffgeräts, das Schwester Gundula ins Zimmer gerollt hatte, über Mund und Nase. »Ruhig atmen jetzt, Herr Collin, ganz ruhig.«

Sie prüfte die Skalen, adjustierte den Druck, beobachtete die grau behaarte Brust des Patienten, die sich jetzt kräftiger hob. Die stark Behaarten, behauptete Leo Kuschke, haben es kaum je mit der Leber, die Hormone spielen da möglicherweise eine Rolle – eine von Leos oberärztlichen Theorien, die er ihr eines Nachts mit Hinweis auf die eigene Wolle anvertraut hatte. Schwester Gundula war bereits wieder unterwegs, holte das EKG-Gerät, bei wie vielen Infarkten hatte Schwester Gundula schon assistiert; doch war dies mit ziemlicher Sicherheit kein Infarkt, dachte Christine, oder wenn, dann ein nur minimaler.

Sie spürte den Blick Collins, der über die Maske hinweg auf sie gerichtet war. Die Todesangst, die in seinen Augen sichtbar gewesen war, als sie ins Zimmer trat und das Licht anknipste, schien geschwunden zu sein; der sie da ansah, bekundete Interesse am Diesseits. Christine lächelte ihm zu. Ihr Lächeln, das hatte ihr mehr als einer versichert, habe etwas Eigenes, das sich nur schwer in Worte fassen ließ; bei dir, hatte Andreas ihr gesagt, zeigt sich die Seele im Lächeln. Seele, dachte sie mit ein wenig Selbstironie, Einfluß der Seele auf die Physis; das haben wir studiert, soweit es sich studieren läßt; darum auch ihre Zweifel an dem Infarkt, die Seele des Dr. h. c. Collin, Nationalpreisträger, erschien ihr zur Zeit nicht infarktträchtig.

Schwester Gundula kehrte zurück mit dem EKG-Gerät und half ihr, die Elektroden anzulegen. Die Maschine begann zu schreiben, feines, fast unmerkliches Geräusch; das bläulich gemusterte Papier mit den Zacken der Aufzeichnung faltete sich in das metallene Körbchen hinein.

Collin mümmelte etwas in die Maske. Christine nickte beruhigend, betrachtete die Kurven. Die zeigten nichts Auffälliges, aber man würde vergleichen müssen, das hier war nur ein erster Test, grobmaschig. Collins Blick hatte sich wieder verändert, war bittend geworden: ich geb mich in deine Hand. Mein Gott, dachte sie plötzlich, und wenn ich mich doch irre? Was weiß ich denn schon von der Seele des Mannes Collin … Sie ging hinüber zum Waschbecken, befeuchtete seinen Gesichtslappen, trat zurück an die Seite des Bettes und tupfte ihm den halbgetrockneten Schweiß von der Stirn. Er griff nach ihrer Hand.

»Ich bin gleich wieder da«, sagte sie. »Schwester Gundula bleibt so lange bei Ihnen.«


Im Dienstzimmer brannte die Schreibtischlampe. Christine suchte die Mappe Collins heraus, überflog die dürftigen Angaben: Collin, Hans, geboren 1915, Schriftsteller; Ehefrau Nina C., Schauspielerin, zwei Telephonnummern, Frau Nina C. besaß ein eigenes Telephon. Aufnahme war erfolgt am 13.; also vor drei Tagen; da war sie zu Hause gewesen, Dr. Lommel hatte Dienst gehabt. Größe des Patienten 1,78 m, Körpergewicht 85,5 kg, chronische Erkrankungen keine. Tonsillektomie, Appendektomie, Blutdruck am Aufnahmetag 200/110, dann abnehmend, gestern wieder höher. Sie verglich das soeben geschriebene EKG mit dem von vorgestern, fand keine gravierenden Unterschiede. Ein Radiokardiogramm lag noch nicht vor, das Elektroencephalogramm war für morgen vorgesehen. Wichtig war das dicke, mit Blaustift eingetragene Kreuz neben dem Namen Collin außen auf der Mappe, es bedeutete, daß Professor Gerlinger im Falle von Komplikationen, sei es Tag- oder Nachtzeit, gerufen zu werden wünschte – der Professor wohnte zehn Minuten von der Klinik in einem Waldstück; das Haus war vor einigen Monaten erst fertiggestellt worden; sie war auch eingeladen gewesen zu der Housewarming Party – Gerlinger liebte Anglizismen –, es war viel Prominenz gekommen, das Ehepaar Collin, der Minister, der Präsident der Akademie, die namhafteren unter den leitenden Herren an den führenden Krankenhäusern, eine Menge Schauspieler, Maler und Musiker, und sogar der Genosse Urack, begleitet von seinen Sicherheitsleuten.

Gerlinger meldete sich schläfrig, nachdem sie eine Weile gewartet hatte, den Telephonhörer ans Ohr geklemmt. »Doktor Roth, Herr Professor«, wiederholte sie.

»Roth … Ah ja, Roth. Ist was?«

»Es handelt sich um den Patienten Collin. Eine Herzattacke. Infarkt möglich, aber nicht wahrscheinlich.«

Auf einmal stellte Gerlinger präzise Fragen, billigte ihre vorläufigen Maßnahmen und lobte am Ende, daß sie ihn sofort gerufen. »Die Republik kann sich nicht leisten, einen Collin zu verlieren«, sagte er, als spräche er zugleich für die Öffentlichkeit. »Ein Klassiker, meine Liebe. Ich komme.«

War nun auch Ehefrau Nina zu benachrichtigen? überlegte sie; doch diese Entscheidung überließ man besser dem Professor. Sie fühlte sich müde. Ein Klassiker, die Lehrer ließen Aufsätze über ihn schreiben, seine Unsterblichkeit war gesichert; aber was besagte das.

Sie seufzte und machte sich auf den Weg, zurück zu ihrem Patienten. Der hielt jetzt, als sie ins Zimmer trat, die Augen geschlossen und reagierte auch nicht, als sie ihm den Puls fühlte. Der Puls hatte sich spürbar verstärkt. Dann aber machte er doch mit der freien Hand eine fahrige Bewegung in Richtung der Maske; er wollte sprechen. Sie nahm ihm die Maske ab.

»Dr. Roth?«

»Bitte nur kurz, Herr Collin. Wir werden noch reichlich Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen.«

Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, redete stockend. »Sollte … mir etwas … zustoßen …«

»Der Herr Professor wird jeden Moment hier sein«, sagte sie. »Machen Sie sich keine Sorgen.«

Collin öffnete die Augen. Sie hatte ihn mißverstanden. Oder er hatte sich getäuscht; das Gesicht hatte ihn getäuscht, obwohl er sich da selten irrte, er konnte Menschlichkeit wohl unterscheiden von betulichem Gehabe. Sie verstand nicht, daß es ihm nicht um sein kostbares Leben zu tun war, nicht in dieser Minute. Aber das konnte er ihr nicht erklären, dazu reichte die Kraft nicht, vielleicht war auch etwas in der Spritze gewesen, das die Gedanken im Kopf verschwimmen ließ.

»Nein«, sagte sie, »Sie sollten sich wirklich nicht quälen, wir sind doch da für Sie«, und entsann sich jetzt auch einer Andeutung Dr. Lommels, als der ihr die Station übergeben hatte: Collin habe da Schwierigkeiten gehabt, schöpferischer Natur – schöpferisch war Dr. Lommels Ausdruck gewesen –, typische Streß-Situation, der Professor wisse wohl mehr davon. Schwierigkeiten, dachte sie. Es war stiller geworden um Collin, man müßte doch einmal wieder etwas von ihm lesen, bestimmt hatten wir Bücher von ihm, aber Andreas wird sie mitgenommen haben bei der Trennung.

»Guten Morgen!«

Der Ton des Grußes genau abgewogen, nicht zu laut und dennoch autoritativ genug, um den neuen Tag zu verkündigen, die neue Hoffnung. Schwester Gundula zog den schweren Vorhang am Fenster zur Seite; selbst in dem Halblicht der Dämmerung ließ sich der Ausdruck dienstbeflissener Aufmerksamkeit erkennen, der sich bei der guten Schwester wie bei so vielen Mitarbeitern der Klinik in Anwesenheit von Professor Gerlinger automatisch einstellte und den zu zeigen Christine peinlich vermied. Gerlinger nahte dem Bett; er schien zu schweben, ein Effekt, der durch seine raschen, kurzen Schritte bei konstant ruhendem Oberkörper erzeugt wurde und der durchaus im Einklang stand mit den leuchtenden Augen und der majestätischen Stirn, über der er das schlohweiße Haar, kurz geschnitten, nach vorn gebürstet trug.

Collin setzte zum Sprechen an. Gerlinger hob beschwörend die Hand, allem Einhalt gebietend: den Ängsten des Kranken, jeder Bewegung im Raum. Befriedigt dann mit der Wirkung der Geste, nahm er eine kurze, schonende Untersuchung vor, jede Berührung des Kranken ein Trost, Versicherung an die furchtsame Seele: die Rettung naht, Heilung ist in Sicht; glaube, und es werden Wunder geschehen.

Christine beobachtete ihren Chef: so hatten vor Tausenden von Jahren schon die Schamanen ihr Werk getan, und mit kaum schlechteren Resultaten als ihre Nachfolger heute; wieviel trugen gerade bei Herz- und Kreislauferkrankungen der Wille des Patienten und seine Phantasie zu einer Besserung des Zustands bei; wie oft hatte sie festgestellt, daß die gleichen Medikamente, von ihr verordnet, nicht die Hälfte der Wirkung hatten, die Gerlinger erzielte.

Nachdem er auch noch die Kurven des EKG mit geübtem Blick geprüft, zupfte Gerlinger die Decke über Collins Leib zurecht und erklärte, wiederum sehr milde: »Die Krise, deren Ursprung uns sehr bald klar sein wird, scheint vorbei. Sie werden jetzt müde sein, lieber Collin, und schlafen wollen; wir, Frau Doktor Roth und ich, werden uns also zurückziehen, aber eine Schwester wird ständig bei Ihnen wachen. Sie arrangieren das bitte, Doktor Roth, ich möchte nicht, daß der Patient zu irgendeiner Zeit allein gelassen wird.« Und schon im Hinausgehen, mit einer letzten Rückwendung zu dem Patienten: »Ich kann Ihnen eine ganz ausgezeichnete Prognose stellen.«


Selbst die Art, wie der Professor die Tür hinter sich schloß, leise und doch energisch, war auf Wirkung berechnet: wer so den Raum verließ, der wachte auch aus der Ferne. Im Korridor gab Gerlinger die Pose auf. Sein Schritt wurde müde; er legte den Arm um Christines Schulter, als bedürfte er der Stütze, und sagte: »Sie kommen doch mit? Ein Kaffee täte uns beiden gut.«

Was will er, dachte sie, menschliche Beziehungen pflegen? Sie würde Frau Zink anrufen müssen, die alte Frau aus dem Schlaf schrecken, damit sie hinüberginge zu Wölfchen, das Kind weckte und fertig machte für die Schule; die Dauer von Gesprächen mit Gerlinger ließ sich nicht absehen.

In seinem Zimmer dann streifte er den weißen Kittel ab, ließ sich in den nächsten Sessel fallen, schloß die Augen und rieb sich die Stirn.

Sie wartete, fragte endlich: »Soll ich Kaffee machen?«

»Ah, ja.« Er blickte auf, als sei er überrascht über ihre Anwesenheit. »Das wäre sehr freundlich von Ihnen, Christine. Sie finden alles in dem Wandschrank dort.«

Sie nahm den Elektrotopf aus dem Fach, das Meißener Kaffeegeschirr, den Nescafé. Christine, dachte sie. Die Anredeformen wechselten im Umgang mit Gerlinger: in Parteiversammlungen war er Genosse Professor und sie die Genossin Roth, und man duzte sich; im Dienst, vor Patienten, Schwestern, Pflegern, Labortechnikern, bestand er auf dem unbedingten Herr Professor, während sie Dr. Roth, Frau Dr. Roth, mitunter auch nur Frau Roth hieß; und jetzt Christine.

»War es sehr schwierig, mit Collin?«

Also ein Fachgespräch, das konnte man kurz halten. Sie berichtete noch einmal, Dinge, die er eigentlich schon wußte, ihre Maßnahmen, Reaktion des Patienten, überlegte, ob sie den Vorfall vom gestrigen Vormittag erwähnen sollte, entschied: ein andermal vielleicht, ließ sich denn mit Sicherheit sagen, ob da wirklich Zusammenhänge bestanden? Das Wasser kochte im Kessel.

»Im Falle Collin«, er offerierte ihr das Kaffeepulver, dann tranken sie, »im Falle Collin möchte ich doch sehr vorsichtig vorgehen. Sie leiten zunächst die nötigen Tests ein, besprechen Sie das auch mit Dr. Lommel. Sollte wider Erwarten ein Mini-Infarkt vorliegen, behandeln wir entsprechend; sonst, würde ich meinen, fahren wir fort wie bisher, allerdings bei strenger Bettruhe.«

»Ich veranlasse das.«

Aber er machte keine Anstalten, sie zu entlassen. Seine Augen ruhten wohlgefällig prüfend auf ihr, er lächelte, eine Unzahl von Fältchen trat zutage auf seinem Gesicht, wie eine Hautkrankheit, der Anruf würde sich nicht umgehen lassen.

»Möchten Sie Bücher schreiben heutzutage?«

Die menschliche Seite nun doch, auf dem Umweg über den Patienten Collin. Vielleicht sollte sie sich geschmeichelt fühlen, der große Professor und die kleine Stationsärztin, aber sie war abgekämpft nach dieser Nacht. »Bücher«, fragte sie zurück, »zu welchem Thema?«

»Collin hat mir einmal gesagt, im Grunde schreibt jeder nur über sich selbst.«

Sie quittierte das, wie er zu erwarten schien, mit einem verständnisvollen Nicken; bat ihn dann aber, kurz telephonieren zu dürfen, es sei ihr unangenehm, dieses für sie und wohl auch für den Fall Collin wichtige und interessante Gespräch unterbrechen zu müssen, sie müsse jedoch verschiedenes regeln, Haus und Kind betreffend.

Gerlinger winkte großzügig, doch bemerkte sie aus der Art, wie er sich bemühte, nicht hinzuhören, während sie Frau Zink Instruktionen bezüglich Wölfchens gab, daß er doch ein wenig indigniert war: Gedanken, die man zu lange festhält, verlieren an Schärfe. Er kehrte auch nicht etwa sofort zu seinem Sujet zurück, sondern bemerkte seufzend, so hätte jeder seine Sorgen, eine Frau allein ganz besonders; sie war geneigt, ihn zu fragen, warum er sie dann nicht nach Hause fahren lasse, tat es aber doch nicht, einmal, weil sie fürchtete, ihn vor den Kopf zu stoßen, zum andern aber auch, weil sie trotz ihrer Müdigkeit neugierig zu werden begann: irgend etwas bedrückte ihn, und er wollte wohl testen, ob sie die Person war, bei der er es abladen konnte.

Zunächst aber, über einer zweiten Tasse Kaffee, nörgelte er nur: der Doktor Andreas Roth, der nicht habe sehen wollen, was er an ihr hatte, sei ein Dummkopf gewesen; sie selbst sei jedoch nicht ganz ohne Schuld, wie oft habe er ihr geraten, das Haar nicht gar so streng und andere Schuhe mit anderen Absätzen zu tragen, bei einer Frau wirkten die Proportionen, und sie habe sehr gute; außerdem stelle sie viel zu hohe Ansprüche an die Männer und verbreite überhaupt Unruhe, moralische und seelische Unruhe, seine Klinik werde sie ihm aber nicht durcheinanderbringen, das werde er zu verhüten wissen; im übrigen könne solche Unruhe auch durchaus befruchtend sein, wo wären wir ohne Menschen, die die Dinge in Frage stellten?

Er schien sich bewußt zu werden, daß er auf einen Boden geraten war, den zu betreten er gar nicht beabsichtigt hatte. Christine hatte das Gefühl, daß das Gerede um ihre Person überhaupt nur als Aufhänger dienen sollte für die Äußerung von mehr oder weniger vagen Befürchtungen, die er hegte und die irgendwie mit dem Herzanfall Collins zusammenhingen. Tatsächlich wandte er sich dem Komplex jetzt auch wieder zu. Er wies auf seinen Schreibtisch und sagte, »Dort liegt ein Buch von Collin, er hat es mir mitgebracht – mit Widmung.«

»Haben Sie es schon gelesen, Herr Professor?«

»Ich habe es durchgeblättert. Interessiert es Sie?«

»Ja. Wenn im Grunde jeder nur über sich selbst schreibt, könnte man sich durchaus ein Urteil bilden über den Autor – möglicher Beitrag zu einer Diagnose.«

»Und wenn Collin mehr verdeckte, als er berichtet?« fragte er.

»So wäre auch das eine Indikation.«

Gerlinger strich sich übers Haar, von hinten nach vorn, so als schöbe er all seine Bedenken in den vorderen Teil des Großhirns. »Es ist ja nicht leicht, sich Klarheit zu geben über sich selber. Mitunter ist es nicht einmal ratsam. Weiß denn einer, wie tief er gehen kann, ohne in der eigenen Psyche Zerstörungen anzurichten, die sich gar nicht wiedergutmachen lassen?«

»Aber sollten wir nicht –«

»Ich habe Ihnen doch gesagt: Vorsicht«, unterbrach er mit einem Anflug von Ärger. »Im Falle Collin behandeln wir konservativ und vermeiden alle Risiken; let sleeping dogs lie.«

Christine stand auf, trat zum Schreibtisch, nahm das Buch zur Hand, eine ältere Ausgabe, grelle Sonne über dürrer Landschaft auf dem Schutzumschlag, und kehrte zurück zu ihrem Kaffee. »Die schlafenden Hunde nicht stören … Aber haben Sie, Herr Professor, nicht selber hier an unsrer Klinik Beweise erbracht für die Zusammenhänge zwischen Streß und physiologischen Veränderungen besonders des Kreislaufsystems? Das Risiko zugegeben, das die Suche nach den Ursachen des Streß mit sich bringt – Sie haben uns gelehrt: Will man die Ursachen beseitigen, muß man nach ihnen suchen.«

»Also nehmen Sie das Buch meinetwegen mit.« Ein milder Blick. »Doch was die Ursachen betrifft, die Sie so gern beseitigen möchten, Frau Roth: lassen sie sich denn beseitigen? In der Welt, in der wir leben?«

Was engagiere ich mich, dachte Christine. Aber dann fiel ihr der Vater ihres Ex-Mannes ein, Genosse Michael Roth, der, trotz der Jahre im Zuchthaus, ihr eingeschärft hatte, daß der Mensch veränderbar war und somit die Welt, in der er lebte, und sie sagte: »Wäre nicht schon viel getan, wenn wir erreichten, daß der Patient die Ursachen wenigstens erkennt? Ein Gespenst, bei Licht betrachtet, fällt in sich zusammen.«

»Und wenn wir zu tief schneiden bei der Suche nach der Erkenntnis, Frau Doktor Roth, zuviel Gewebe zerstören? Operation erfolgreich, Patient tot?«

»So daß die Krankheit also gnädiger sein könnte als die Heilung?«

»Unter Umständen.« Und fiel wieder zurück in den gütig belehrenden Ton: »Sie werden doch selbst schon die Erfahrung gemacht haben, Christine, daß es gelegentlich besser ist, eine Sache nicht bis in ihre letzten Konsequenzen zu durchdenken.«

»Besser?« Sie suchte sich gegen die weiche, warme Stimme, die sie einzuhüllen schien, zu wehren. »Auf jeden Fall bequemer.«

»Verbreiten Sie wieder moralische Unruhe?« Er lachte. »Also bitte, Ursachen: der Patient Collin hatte, wie ich höre, schöpferische Schwierigkeiten.« Er stand auf. »Wer hat keine?«

»Also bitte, Ursachen«, wiederholte sie; sollte Gerlinger seine Unruhe haben. »Der Patient Collin hatte gestern einen Streit mit dem Patienten Urack.«

»Was?« Gerlinger drückte auf den Lichtschalter; statt der Unschärfen im Raum waren da plötzlich die kalten, klaren Linien. »Woher wissen Sie das?«

»Von Schwester Gundula.«

Eine ungeduldige Handbewegung.

»Schwester Gundula befand sich in der Wäschekammer. Sie hatte die Tür offengelassen und –«

»Zur Sache bitte, Doktor Roth.«

»Die Wäschekammer liegt in Hörweite des Männeraufenthaltsraums. Es stritten da zwei Stimmen.«

»Worüber?«

»Schwester Gundula hat nur gehört, daß gestritten wurde und wer beteiligt war an dem Streit, nicht worum es dabei ging.«

»Wie will sie die Stimmen erkannt haben?«

»Schwester Gundula war neugierig und hat hineingeschaut.«

»Christine«, Gerlinger trat zu ihr, wieder ganz Wohlwollen, und legte ihr die Hand auf die Schulter, »ein guter Rat, Christine: Alles, was den Genossen Urack betrifft, vergessen wir, ja?«

Dieses Ja? kannte sie. Es war Bestandteil der Terminologie sämtlicher Ämter und Parteistellen. Es erheischte Gehorsam.

2

(Aus den Notizen des Kritikers Theodor Pollock)


… hat mir der Gerlinger Photos geschickt, von seiner Housewarming Party, darunter eines von mir, Großaufnahme, en face. Im eigentlichen Sinn häßlich bin ich nicht, doch kann ich verstehen, daß ich bei vielen Abneigung errege. Die an den Enden nach oben weisenden Brauen, die breiten Nasenflügel, die spöttisch gewölbten Lippen ergeben im Ensemble eine Physiognomie, die, noch dazu akzentuiert durch den graumelierten gestutzten Bart, schon ein wenig beängstigend wirken kann; kein Wunder also, daß die bulgarische Kinderamme, die sich die Frau des Werkleiters von VEB Plastewaren wegen des Personalmangels in unserer Republik aus Nessebar mitgebracht hat, regelmäßig ein Kreuz schlägt, wenn sie mir vor dem Haus ihrer Dienstherrschaft am Ende unsrer sogenannten Intelligenzsiedlung begegnet.

Dabei, das darf ich ruhigen Gewissens sagen, will ich immer nur das Gute. Ich fördere junge Autoren und empfehle sie für Stipendien und Studienreisen und ziehe meine Hand auch dann nicht von ihnen ab, wenn sie hinter meinem Rücken verbreiten, ich wäre arrogant, prinzipienlos oder gar feige. In der Einsicht, daß unerfüllter Ehrgeiz gerade die Dummen gefährlich macht, unterstütze ich die Aufnahme selbst völliger Hohlköpfe in die Akademie. Wo Lob verlangt wird, stimme ich ein in den Chor, wähle dabei jedoch Worte, deren ich mich später nicht allzu sehr schämen muß; aber auch da, wo ich verdammen könnte, halte ich mich zurück. So kommt man, im Land der Abhängigen, in den Ruf eines unabhängigen Geistes.

Das Gute, wer will es nicht? Doch ein Rad, einmal in Bewegung gesetzt, läßt sich nicht mehr aufhalten; man kann seinen Lauf nur mit mehr oder weniger Unbehagen verfolgen. Dieses Unbehagen, das bei anderen Kopfschmerz oder Durchfall erzeugt oder zu Wutanfällen gegenüber Untergebenen oder Familienangehörigen führt, verursacht bei mir ein infernalisches Jucken der Narbe an meiner rechten Wade, Resultat meiner Kriegsverwundung, wenn man diese so bezeichnen kann, denn ich erhielt sie nach Abschluß der Kampfhandlungen, als ich, im Siegesjubel über die Nachricht von der Kapitulation der Wehrmacht, das Magazin meiner amerikanischen Armeepistole, einer Colt 45, leerschoß: eins der Geschosse prallte ab am Fenstersims der vornehmen Pension in Bad Nauheim, in der ich damals einquartiert war, schlug mir in die Wade und streifte den Knöchel. Das Jucken, meint Christine, sei ein psychosomatisches Phänomen; sie kenne noch viel merkwürdigere.

Die Wade begann sofort zu jucken, als Christine mir am Telephon sagte: Ein Herzanfall, vielleicht ein Mini-Infarkt. Man wünscht das keinem, einem Nachbarn und Freunde erst recht nicht. Ich bin sein Freund, mit allen Vorbehalten, die mir eigen, und obwohl es schwierig ist, einen Menschen um sich zu dulden, der einem auf den Arm boxt, wünscht er etwas zu betonen. Er selbst hat meines Wissens keinen außer mir, dem er sich enger angeschlossen hätte; innerlich unsicher und mißtrauisch, weiß er bei mir wenigstens, daß ich nichts von ihm fordere, und so hört er gelegentlich auf meinen Rat und sagt mir bei unseren Hundegesprächen Dinge, darunter Ansichten über die Obrigkeit, die er sonst niemandem anvertrauen würde, selbst der eigenen Frau nicht, ihr schon gar nicht. Ich habe diese Ehe gestiftet, das darf ich mir anrechnen. Ich war damals mit ihm auf einer Lesereise nach Dresden, und ich war es, der ihn auf Nina Bertram aufmerksam machte; er hätte sie wohl kaum bemerkt, so sehr war er mit dem eigenen Erfolg beschäftigt. Ich war es, der das Verhältnis vorantrieb; das war insofern nicht leicht, als er eine Art Totenkult betrieb: Luise, älter als er und ihm intellektuell wohl auch überlegen, hatte ihn gelenkt und beherrscht, und seine Ressentiments ihr gegenüber schlugen um in verspätete Reue. Ich riet ihm, Nina zu heiraten; es wird dir gut tun, sagte ich, eine andere Rolle für dich, mit einer jungen, schönen, talentierten Frau, ein Mann wie du braucht auch einen Rahmen.

Ich glaube nicht, daß Frau Nina, trotz ihres überentwickelten Ichs und ihres fast totalen Mangels an Skrupeln, die Ursache seiner Krise ist; sie hat, schon um der eigenen Karriere willen, ihn im Gegenteil immer wieder aufgemuntert und hat für immer neue Anerkennung seiner Werke geworben, selbst als diese nur noch aus schwächlichen Aufgüssen von früher Geleistetem bestanden. Die Hundegespräche, wie er sie nannte, denn sie werden geführt, um Assmann von Assmannshausen, meinem schwarzen Pudel, seinen Auslauf zu gewähren, wurden immer bitterer. Er witterte Verschwörungen gegen sich. Aber er war ja kein Narr; wenn ihn die Erkenntnis seiner Schwäche überkam, ließ er ab von meinem Arm, den er bei der Aufzählung der Verschwörer und ihrer möglichen Ziele mit der Faust bearbeitet hatte, und meinte düster, er habe wohl seine Zeit bereits überlebt.

Ein Mann wie er, protestierte ich, auf der Höhe seines Ruhms und seiner geistigen und körperlichen Potenz, vielleicht fordere er sich nicht genügend, der Mensch lebe durch seine Aufgaben. Es müsse ja nicht ein neuer Roman sein, an dem er sich versuche. Es gäbe andere Formen, und wären es nur Notizen, die sich dann schon zu etwas Neuem, ihn selbst wahrscheinlich Überraschendem zusammenfügen würden.

Er zog mich, da Assmann seine Geschäfte verrichtet hatte, zur Terrasse seines Hauses, hieß mich Platz nehmen im Liegestuhl unter den Weinranken und servierte, Frau Nina und die Haushälterin waren beide abwesend, den Kognak und Kaffee selber. Ich nun begann die Idee zu entwickeln; ich pries sein enormes, bis ins Detail reichendes Gedächtnis, Beweis: seine bisherigen Bücher und unsere Hundegespräche. Ein Gehirn wie seines sei ein veritables Lagerhaus, dessen Tür man nur aufzustoßen brauche, um das Memoirenwerk, gewiß noch ein rechter Wust, aber reich an Lebendigem und vielerorts Unbekanntem, fertig vorzufinden; ein Skelett, auf dem man das alles anordnen könne, Anfang, Mitte, Ende, werde sich schon ergeben.

Memoiren, sagte er nachdenklich. Ich vermutete, er werde nun die Hemmnisse aufzählen, die einer solchen Arbeit entgegenstanden und die ihm, einem politischen Menschen, klar sein mußten. Aber er meinte nur, der Gedanke sei ihm in den letzten Jahren ja auch schon gekommen; er werde sich die Sache überlegen, da ich offensichtlich so sehr viel davon hielte. In den nächsten Wochen war er, der bei unsern Gesprächen meistens das Wort führte, eher schweigsam – bis er mir eines Tages eröffnete, ja, er sei dem Projekt nähergetreten, habe auch schon einiges aufgezeichnet, einen Zeitplan verfertigt, eine Liste von Personen und Ereignissen, und was dergleichen Vorarbeiten sind. Ich beglückwünschte ihn und erkundigte mich vorsichtig, ob er schon mit Nina darüber gesprochen habe oder mit irgendwem sonst, mit seinem Verlag etwa; er verneinte und sagte, ich wäre der erste, der davon erführe, da ich ja sozusagen der Pate sei des Kindes; ich meinerseits riet ihm, von dem Vorhaben anderen gegenüber zu schweigen, vorläufig wenigstens, er sei schließlich ein Autor von Rang und Gewicht.

Er verstand sofort.

Ein solches Werk, fuhr ich fort, das eigentlich nur ein Mann wie er zu bewältigen imstande sei, müsse eine Abrechnung werden mit seiner Zeit und zugleich Gültigkeit haben über diese Zeit hinaus; nichts Halbes dürfe es werden, wie es aus der Feder anderer gekommen sei; natürlich würden Probleme auftreten und Schwierigkeiten, aber ich stünde ihm zur Verfügung mit Rat bei der Organisierung des Materials und Tat bei der Redaktion desselben; dies sei ein Freundschaftsdienst, zu dem ich durch Begabung und Erfahrung mich befähigt fühlte; er müsse nur systematisch und regelmäßig an dem Unternehmen arbeiten und nichts auslassen, was wesentlich sei zum Verständnis unsrer Zeit und ihrer Menschen und seiner eignen Person, soweit diese ihm erkennbar.

Das, sagte er ohne Zögern, sei genau seine Absicht.

Und nun diese Erkrankung …