Die Klasse 6D des Elisabeth-Langgässer-Gymnasiums mit ihrem Klassenlehrer Mathias Gall und dem Schriftsteller Stefan Gemmel

Das Autorenteam bedankt sich ganz herzlich
beim Carlsen Verlag für die tatkräftige Unterstützung dieses Projektes.

Aus diesem Buch heraus entsteht ein Hörspiel-Musical, das ebenfalls
von der Klasse 6D, ihrem Klassenlehrer Mathias Gall und Freundinnen
und Freunden auf die Beine gestellt wird. Einblicke gibt es hier:

© Stefan Gemmel und Mathias Gall in Stellvertretung

für die Schüler*innen der Klasse 6D (Jahrgang 20/21)

des Elisabeth-Langgässer-Gymnasiums Alzey (kurz: ELG)

Umschlag- und Innenillustrationen: Schüler*innen der Klasse ELG-6D

Lithografie: ReproTechnik Ronald Fromme

Lektorat: Maya Geis

Produktionsabwicklung: Rafaela Nimmesgern

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783753457222

INHALT
Kapitel 1

DER ELFUNDELFZIGSTE GEBURTSTAG

So elfenhaft wie an diesem Tag hatte das Elfental noch nie geglitzert. Überall im Tal schwirrten eifrige Elfen hin und her, um das große Fest vorzubereiten. Der Feenstaub wurde rosa und silbern eingefärbt, die Blüten mit diesem Feenstaub bestäubt, um schließlich die Bäume mit den Blüten zu schmücken.

Trolle und Fidelios brachten mit riesigen Bürsten das Gras auf den Wiesen in Form und verteilten Rosenblätter. Vor allem aber schimmerte die riesige Bühne, die mitten im Tal aufgebaut worden war, in allen Farben des Regenbogens.

Fidelios rannten zwischen den Elfen umher und verbreiteten gute Laune oder packten mit an, wo sie nur konnten. Kränze und Schleier wurden durch die Luft getragen, Blütenblätter zu Konfetti geschnitten und ein Elfen-Orchester probte das Begrüßungslied für Ella. Einhundertundelf Köche waren damit beschäftigt, das Essen für die Feier vorzubereiten.

Und in all dem Trubel und in all der Hektik standen das Piraten-Einhorn Marvin und der Granter-Junge Freck, blickten sich fasziniert um und wussten dabei nicht, ob sie besorgt oder gespannt sein sollten.

„Du bist dir sicher, es geht um einen Drachen?“, fragte Freck.

Marvin nickte. „Ganz sicher.“

„Ein Drache? Bestimmt?“

Marvin nickte noch einmal. „Ganz bestimmt.“

Freck schüttelte entsetzt den Kopf. „Aber was soll das denn für eine Geburtstagsfeier sein? Nur weil Ella elfundelfzig Jahre alt wird, muss sie sich einem Drachen stellen?“

Marvin schaute Freck nachdenklich an. Er versuchte sich vorzustellen, wie Ella das wohl machen könnte, und antwortete mit zögerlicher Stimme: „Ella muss diese Prüfung an ihrem elfundelfzigsten Geburtstag bestehen, sonst wird sie niemals zaubern können. Elfengesetz Nummer dreiundvierzig.“

Freck verdrehte die Augen. „Oh, diese Elfengesetze! Du willst mir doch nicht sagen, dass all diese Elfen um uns herum schon diese Prüfung geschafft haben?“

Marvin schüttelte den Kopf. „Elfengesetz dreiundvierzig gilt nur für Elfenprinzessinnen. Nur Angehörige der Königsfamilie können mit dieser übermäßigen Zauberkraft ausgestattet werden. Mit einer Magie, weit mächtiger als die sonstigen Elfenzauber.“

„Wenn sie diese Prüfung geschafft haben“, ergänzte Freck.

„Genau.“

Freck schaute seinen Freund besorgt an. „Bin ich denn der Einzige, der Angst um Ella hat?“

Marvin seufzte. Und dieses Mal nickte er nicht. Dieses Mal schüttelte er den Kopf.

„Aber ausgerechnet ein Drache!“ Es war selten, dass man einem Fidelio begegnete, der besorgt aussah, doch Fidelius war an diesem Morgen noch viel mehr als das. „Ella!“, beschwor er das Elfenmädchen. „Ein Drache! Warum haben deine Eltern dir nicht eine andere Prüfung ausgesucht?“

„Daran siehst du, was meine Eltern mir zutrauen“, antwortete Ella. „Sie glauben, dass ich den Drachen besiegen kann.“

„Und du?“, fragte Fidelius schnell nach. „Was glaubst du?“

Ella rümpfte die Nase. „Wenn meine Eltern mir das zutrauen, trau ich mir das auch zu.“

„Eieiei“, gab Fidelius von sich. Und dann ein „Uiuiui“.

Ella versuchte ihn aufzubauen. „Freu dich doch mit mir!“, schlug sie vor. „Heute habe ich endlich meine ersehnte Prüfung und ich werde alles daransetzen, sie auch zu bestehen. Stell dir vor, danach hab ich viel stärkere Zauberkräfte als bisher.“

Fidelius spürte, wie wichtig Ella diese Prüfung war, darum gab er nach: „Ja. Gut. Schon. Ja. Aber du gibst auf dich acht, ja?“

Ella drückte Fidelius an sich. „Natürlich! Mach dir keine Sorgen.“

Plötzlich zeigte sie mit dem Finger auf eine silbern glänzende Blume, deren Blüte fest verschlossen war. „Sieh mal, dort vorn“, rief sie aus. „Ein Daumendrückerchen! Genau wie ich es mir erhofft habe. Diese Blumen bringen einem Glück. Du wirst sehen.“

Fidelius freute sich. „Jetzt haben wir ja eine gefunden. Aber warum hast du dir genau diese Blume erhofft?“

„Gestern Abend ist meine Mutter zu mir gekommen und hat gesagt, ich solle mir für heute, den Tag der Prüfung, eine Blume zu meinem Schutz aussuchen. Sie sagte, ich solle mir im Schlaf die bestmögliche Blume wünschen und von ihr träumen.“

„Und das war das Daumendrückerchen?“

„Ja, genau. Und in meinem Traum war es genauso schön wie diese Blume hier.“ Sie beugte sich tief zu der Blume hinunter. „Liebes Daumendrückerchen, magst du mit mir kommen, um mir beizustehen?“

In diesem Moment öffnete sich die Blüte als Zeichen dafür, dass Ella sie pflücken durfte.

„Dankeschön!“, lachte Ella und nahm die Blume an sich.

„Nun müssen wir aber zurück“, ermahnte Fidelius. „Der Rückweg ins Elfental ist sehr lang.“

Als sie das Elfenkönigreich betraten, hätte Ella ihren Freunden am liebsten sofort die Glücksblume gezeigt.

Doch dazu kam sie nicht. Eine Abordnung von elf schwebenden Elfen fing sie schon am Eingangstor ab. Sie waren allerdings nicht die einzigen schwebenden Wesen an diesem Ort. Mupf, der Schwirrkopf-Vogel, flatterte hektisch an der Seite der Elfen. Als er aber Ella entdeckte, flog er sofort zu ihr. Allerdings war er wieder so aufgeregt, dass er fast vergessen hätte, die Wörter in seinem Satz zu zählen, um sich nicht selbst beim Sprechen zu überholen.

„Fünf: Da seid ihr ja endlich“, rief er aufgeregt. „Vier: Wird aber auch Zeit.“

Ella hielt ihm die Blume entgegen. „Ich musste die noch besorgen“, erklärte sie. Im selben Moment wurde sie von den Elfen umringt. Sie brachten ihr das Kleid, in dem sie ihre Prüfung ablegen sollte, und halfen ihr hinein. Kurz darauf erklang die Fanfare.

„Es geht los!“, sagte Ella und schwirrte zur Bühne. Dabei wusste sie nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. „Habt ihr das für mich getan?“, rief sie aus und konnte sich an all dem, was vorbereitet war, gar nicht sattsehen. „Wie wunderschön!“

Kaum dass Ella die Bühne erreicht hatte, erklang die Fanfare erneut. Hunderte von Elfen versammelten sich vor ihr. Und am Rand, direkt vor dem großen Blumenschmuck, konnte Ella Marvin und Freck erkennen. Sie winkte ihnen zu, als sich Mupf und Fidelius zu den beiden gesellten.

Schließlich erklang die Fanfare ein drittes Mal, und Ella ließ sich auf der Bühne direkt neben ihren Eltern nieder, die dort schon seit einiger Zeit auf sie warteten.