Manfred Hanifl
Bunter
Gedichtband
Vorwort
Zwischen dem Gefühl, dass er in einem großen Narrenhaus ist, und dem, dass die Welt das Schönste ist, was Augen je gesehen haben, pendelt er. Gibt es keine Wunder oder ist doch alles ein Wunder?
Er sucht.
Manchmal schützt er sich hinter Routine und Regeln, und plötzlich spuckt er auf diese, versteckt sich in einem Bierglas, in der warmen Umarmung einer Frau. Träumt und hat ein Trauma.
Gott ist nicht zu Hause. Er findet ihn nicht in einer Kirche. „Ist Gott krank vom Schöpfen geworden, müde?“, schreit er.
Es gab eine Zeit, wo die Poeten Götterboten waren und die Poesie Heilkraft gehabt hat. Ist das zu finden seine Aufgabe? Zwischen der Welt, in der er lebt, und der Welt, in der er sich bewegt, irdische Alltagswelt, aus Worten eine Brücke zu bauen?
Wozu?
Dir zu sagen, mit deinen Gefühlen, was immer sie sind, bist du nicht allein. Niemand ist allein. Niemand muss allein sein.
Deswegen liegt dieses Buch vor dir.
Ein Buch für alle, die er liebt, alle, die ihn lieben und vor allem für diejenigen, die die Liebe brauchen.
Wo du dich befindest und wie du den Raum von „Mein“ zu „Dein“ überbrückst, ist eigentlich ganz dein. Du bist geliebt.
Sanja Batakovic
Wien, am 19. September 2019
Ich hab euch durchstöbert,
euch Kästen, Taschen, alte Laden,
stieß auf manche Texte,
befremdlich-peinliche Balladen.
Gedichte, die ich schnell verbrannte,
für immer aus meinen Gedanken verbannte,
philosophische Pubertätsergüsse,
die mir Schweißperlen auf die Stirne trieben,
warum der Mensch denn böse sei,
warum wir uns nicht alle lieben.
Doch ich fand auch etwas andʼres,
was mich innig sanft berührte,
alte Geschichten, Erinnerungen,
von dem Leben, das ich führte.
Ich las sie stundenlang
zwischen Kopfschütteln, Lachen, Weinen,
es waren wunderbare Augenblicke
und bleiben für immer die meinen.
Ich finde es schön,
euch wieder mal zu sehʼn.
Man hat so wenig Gelegenheit
auf ein gemütliches Plauscherl,
ein Glaserl in netter Gesellschaft,
vielleicht ein kleines Rauscherl.
Immer sind wir geplagt, gar gehetzt,
nun haben wir uns endlich zusammengesetzt.
Da können sich Seelen und Hirne verlieren,
dabei kann uns auch gar nichts passieren.
Wie man beim Heurigen ein paar Liederln singt,
ganz ohne Text, dafür sehr beschwingt,
sich lachend alte Geschichten erzählt,
doch eigentlich angstvoll durchs Leben quält.
Sucht nach Bestimmung, sinngebenden Zeiten,
behindert von den eigenen Eitelkeiten,
werden Hoffnungen oft weggesoffen,
Entscheidungen zwischen zwei Bieren getroffen.
Unaufhaltsam macht dieses Zaudern sich breit,
drängt unsere Träume in die Wirklichkeit,
wo sie verzweifelt an Türen kratzen
und schließlich fantasielos zerplatzen.
Wird Zeit, wieder etwas Freude zu spüren,
im Topf des Alltags kräftig umzurühren,
ein Lächeln riskieren oder gar richtig lachen,
anstatt von Dingen zu reden, sie machen!
Müssen nicht urteilen, uns nichts vergeben,
wir haben nur uns und unser Leben.
Verändernd neue Wege gehen,
finde ich es schön, euch zu sehʼn.
Bin ganz durcheinander,
der Fragen so viele,
wohin führt mein Weg,
was sind meine Ziele?
Bin ganz durcheinander,
ein wenig daneben,
denn ich traf mich
mit meinem Leben.
Ein wenig geflirtet,
sich wieder mal nähergekommen,
spazieren gegangen,
geplaudert, verrückt und versonnen.
Klar
von früher gesprochen,
geplaudert, gescherzt,
von Zeiten des Mutes,
noch unerschrocken damals, beherzt.
Der Abenteuer viele,
die Zeiten verrinnen,
mein Leben lächelt:
„Zeit vielleicht, Neues zu beginnen.“
Den Blick stets nach vorne,
nicht im alten Verhalten,
zu erwarten, sich aus Nichts
weiter oder gar neu zu gestalten.
Such nicht ständig nach mehr Zeit,
um dann flehentlich nach mir zu brüllen,
besser ist doch, mich, dein Leben,
mit der Zeit, die dir bleibt, zu füllen.
Du hast mich nicht ewig,
dessen sei dir bewusst,
komm,
na komm schon, gehen wir weiter,
voller Liebe und Lust!
Jeden Tag aufs Neue,
wie den ersten, so den letzten
Aufbruch, dein Bestes geben,
Hand in Hand
mit mir, deinem Leben.
Ich atme,
ahne dich so tief.
Wie oft ich nach dir schrie,
dich rief,
hinterher dir lief,