Niemand schießt auf den Weihnachtsmann!

Tomos Forrest

Published by BEKKERpublishing, 2021.

Inhaltsverzeichnis

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Niemand schießt auf den Weihnachtsmann! | Weihnachtskrimi-Novelle von Tomos Forrest | Klappentext:

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1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

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Niemand schießt auf den Weihnachtsmann!

Weihnachtskrimi-Novelle von Tomos Forrest

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Klappentext:

Niemand schießt auf den Weihnachtsmann, davon gehen die Ganoven Fritz und Kalle aus. Sie haben reichlich kriminelle Energie und bauen auf diese Annahme ihren Plan für ihr nächstes krummes Ding auf. Doch ob sie ungeschoren davonkommen, wird sich zeigen ...

***

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© Roman by Author

© Cover: Kerstin Peschel nach Motiven, 2021

Lektorat/Korrektorat: Kerstin Peschel

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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1. Kapitel

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Fritz Eckhard hatte seine Berufung gefunden.

Als er sich jetzt endlich in das teure und sehr aufwändig gestaltete Kostüm gequält hatte, brach ihm zwar der Schweiß aus und lief ihm über Gesicht und Rücken, aber er war zufrieden. Wie oft hatte er sich schon über seinen gewaltigen Bauch und die Fettmassen an den Armen und Beinen geärgert!

Jetzt wirkte alles geradezu perfekt.

Die Investition hatte sich gelohnt.

Sein Spiegelbild zeigte ihm einen Weihnachtsmann, wie ihn sich wohl jedes Kind vorstellt. Der rote Anzug war aus einem guten, dicken Stoff gefertigt und unterschied sich schon dadurch von den billigen Dingern, die man überall für einen geringen Preis erwerben konnte. Zugegeben, Fritz hatte so ein Billigding, bei dem sich schon am ersten Tag die weißen Wolkenringe um die Ärmel lösten, und die an den Nähten aufplatzten, eine Saison getragen.

Nun war damit Schluss.

Die letzte Saison war überraschend gut gelaufen, was in erster Linie seiner freundlichen Art im Umgang mit Kindern zu verdanken war. Jawohl, Fritz Eckhard, der polizeibekannte Klein-Kriminelle mit einigen Jahren Knasterfahrung, war ein netter, liebevoller Weihnachtsmann geworden! Zusammen mit seinem Partner Karl-Heinz Dietrich, einem alten Knastbruder, waren sie das Erlebnis auf dem Weihnachtsmarkt. Die Presse berichtete über die beiden und lobte seine Märchenstunde, die er an jedem Nachmittag in einem gemütlichen Lehnsessel am Rande des turbulenten Weihnachtsmarktes veranstaltete.

Es war aber der andere Karl, den alle Charly nannten, der die beiden förderte. Charly gehörten allein auf dem Weihnachtsmarkt drei der größten Imbissstände und die beiden Kinderkarusselle. An Karl Winter kam man einfach nicht vorbei, wenn man gut abgeschmeckte Bratwürste, ein ordentliches Nackensteak oder eine leckere Pilzpfanne liebte. Und an seinem Lukullus-Stand gab es in jedem Jahr neue Leckereien, mit denen er die Besucher des Marktes überraschte. In einem Jahr waren es karamellisierte Früchte, im nächsten irgendwelche in Alkohol eingelegten und in Teig versteckten Überraschungen, dann gab es auf dem offenen Grill geröstete Riesengarnelen und Salate, um die ihn mancher Gastronom in der Stadt beneidete. Dazu wurde zu einem überraschend günstigen Preis echter Champagner ausgeschenkt. Charly hatte seine Bezugsquellen, und die Kunden honorierten seine Bemühungen. Dementsprechend lang waren auch die Warteschlangen vor seinen Buden, die zudem in jedem Jahr von der Marketing-Jury mit Preisen ausgezeichnet wurden. Charly sparte an Nichts, wenn es dazu diente, die Optik des jeweiligen Standes besonders herauszuputzen.

Fritz hatte sich nach seinem letzten Urlaub auf Staatskosten geschworen, nun endlich ernsthaft daranzugehen, sein Leben vollkommen umzukrempeln. Noch ein weiteres Jahr Gefängnis würde er nicht durchstehen. Mit ein paar Gelegenheitsjobs fing es an, die ihm sein Sozialbetreuer vermittelte. Dann zu Weihnachten als „Bratwuchsmaxe“ an einem der Stände von Karl Winter. Der smarte, hagere und ständig herumwuselnde Charly war gar nicht so sonderlich überzeugt, dass der dicke Fritz überhaupt in der Lage war, den Grill zu bedienen und fix die verlangten Dinge herauszugeben. Aber da hatte er sich gründlich getäuscht.

Die Leute mochten den dicken „Bratwurstmaxe“, der zu jedem Pappteller, den er über den Tresen reichte, eine lustige Bemerkung machte. Und seine Figur schien den Menschen eine Garantie zu sein, dass die verkauften Grillerzeugnisse auch schmeckten. Das war ohnehin keine Frage, und Charly hörte nur Gutes über den dicken Fritz.

„Du hast Talent, mit den Leuten umzugehen!“, sagte er eines Tages zu ihm. „Und das Talent müssen wir besser nutzen. Soll dein Schade nicht sein, Fritz, wenn ich dir einen vollkommen anderen Job anbiete.“

Verwundert hatte ihn der nur angesehen, und Charly fuhr fort:

„Ich könnte mir vorstellen, dass du als Weihnachtsmann eine gute Figur machst, im wahrsten Sinne des Wortes!“ Dabei lachte der quirlige Unternehmer fröhlich und deutete auf das schräg gegenüber vom Bratwurststand aufgestellte Karussell. Das befand sich unmittelbar neben dem beliebten Speiselokal, mit dem Charly in der übrigen Zeit des Jahres sein Geld verdiente. Obwohl – seine Anwesenheit war dort gar nicht mehr erforderlich, das Restaurant war inzwischen schon lange zum Selbstläufer geworden. Wer dort einen Platz ergattern wollte, musste sich mindestens zwei bis drei Tage vorher anmelden.

„Meine Idee für den kommenden Weihnachtsmarkt, Fritz: Du sitzt als Weihnachtsmann zwischen Karussell und Lokal. Wir stellen dir einen hübschen Lehnstuhl davor, ein Dach darüber und einen Heizstrahler dazu. Für die lieben Kleinen wird es Sitzbänke geben, und du liest ihnen aus einem Märchenbuch zur Weihnachtszeit vor. Die Kinder können dir Wunschzettel geben, mit dir über ihre Wünsche und kleinen Sorgen reden, und du bist ein rundum glücklicher, freundlicher Santa Claus. Na – was sagst du dazu?“

Fritz musste nicht lange überlegen, und er bereute seine Rolle nicht einen Moment. Die Kinder kreischten und lachten mit ihm, und manchmal fragte er sich, weshalb er eigentlich nie geheiratet und eigene Kinder hatte.

Aber dann wischte er diese Gedanken rasch wieder beiseite und überlegte, welche Märchen noch passend zur Weihnachtszeit wären. Nach dem ersten Jahr war Charly damit einverstanden, dass Fritz einen Gehilfen an die Seite bekam, einen Knecht Ruprecht, der für ein wenig Ordnung bei den wild drängelnden Kindern sorgen musste. Denn an den Nachmittagen strömten die Eltern mit ihrem Nachwuchs zu den Lesungen und waren oft enttäuscht, wenn der Weihnachtsmann so umlagert war, dass sie nicht persönlich mit ihm sprechen konnten.

Dann trat Karl-Heinz an Santas Seite, scherzte und lachte ein wenig mit den Kleinen und gab ihnen aus einer besonderen Tüte ein kleines Schokoladen-Marzipan-Herz, eingewickelt in leuchtend rotes Papier, mit einem Aufdruck von Charlys Restaurant.

Den Sessel für den Auftritt musste Karl-Heinz aus dem Lokal hinaustragen, in dem er die übrige Zeit untergestellt war. Schließlich konnte es nicht angehen, dass der Weihnachtsmann etwas anderes trug als einen Sack mit Geschenken. Und den hatte er tatsächlich geschultert, wenn er mit schwerem Schritt in seinen glänzenden, schwarzen Stiefeln über den Platz ging und mehrfach ein unnachahmliches „Ho, ho, ho!“ ertönen ließ.

Ein weiterer, sehr positiver Umstand kam ihm zugute.

Fritz hatte sich einen kräftigen Bart wachsen lassen, der in diesem Jahr bis auf die Brust herabfiel. Dazu kam sein noch immer dichtes, aber schneeweißes Haar. Also bot er auch schon ohne das Kostüm den Eindruck eines typischen Weihnachtsmannes. Und in seinem kompletten Kostüm liebten ihn die Kinder und die jungen Eltern ließen es zu, dass er sie auf den Schoß nahm, um ihnen ein paar Fotos mit den kleinen Lieblingen zu ermöglichen. Die Handys wurden gezückt, Bilder und Videos aufgenommen, die Kleinen lauschten begeistert seinen vorgelesenen Weihnachtsgeschichten, und das Stadtmarketing jubelte. Selten gab es eine so schöne Abrundung des Weihnachtsmarktes, der sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren Selbstläufer entwickelt hatte. Nachdem man das bisherige Konzept gründlich überarbeitet hatte, eine neue Marktordnung herausgab und zudem die Stände sich einer Überprüfung unterziehen mussten, bei der es Noten von einer Kommission gab, war das Konzept aufgegangen. Wer seinen Stand nicht allzu weihnachtlich schmückte und lediglich ein paar grüne Tannenzweige an die Bude steckte, musste mit einer Ermahnung rechnen. Wurde dann nicht nachgebessert, bekam der Betreiber im folgenden Jahr keine Zulassung mehr. Und wer die Umsatzzahlen kannte, die Jahr für Jahr immer wichtiger für die Schausteller wurden, konnte ermessen, was ein Platzverweis bedeutete.

Mittlerweile kamen die Besucher nicht nur aus dem gesamten Umland, sondern fuhren mit Reisebussen vor, deren Kennzeichen aus ganz Deutschland stammten.

Fritz Eckhard, der alte Knastbruder, war in seinem Element, wenn ihn die Horden umlagerten. Inzwischen las er nur noch eine Viertelstunde vor, in einer weiteren Viertelstunde kamen die Kinder zu ihm und erzählten mit ihm, dann zog er sich zu einer Pause zurück und war dann noch zweimal zur nächsten vollen Stunde im Einsatz.