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Peter Gerdes

Langeooger Serientester

Inselkrimi

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Zum Autor

Peter Gerdes, geb. 1955, lebt in Leer (Ostfriesland). Studierte Germanistik und Anglistik, arbeitete als Journalist und Lehrer. Schreibt seit 1995 Krimis und betätigt sich als Herausgeber. Seit 1999 Leiter des Festivals „Ostfriesische Krimitage“. Die Krimis „Der Etappenmörder“, „Fürchte die Dunkelheit“ und „Der siebte Schlüssel“ wurden für den Literaturpreis „Das neue Buch“ nominiert. Gerdes betreibt mit seiner Frau Heike das „Tatort Taraxacum“ (Krimi-Buchhandlung, Veranstaltungen, Café und Weinstube) in Leer.

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2020

(Originalausgabe erschienen 2016 im Leda-Verlag)

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: Katrin Lahmer

unter Verwendung eines Fotos von: © Christian_R_Meurer /
stock.adobe.com

ISBN 978-3-8392-6450-8

Vorbemerkung

Im Frühjahr 2015 fragte eine Produktionsgesellschaft bei uns an, ob wir nicht mit unserem Krimi-Restaurant Tatort Taraxacum an einer Ostfriesland-Staffel der Kabel-1-Sendereihe Mein Lokal, dein Lokal, in der originelle Restaurants zum Qualitätsvergleich gegeneinander antreten, teilnehmen wollten. Nach kurzem Überlegen sagten wir zu, allen Bedenken gegen Reality-Formate zum Trotz; das Tarax entwickelte sich zwar vielversprechend, konnte aber noch Werbung gebrauchen. Die Frage war nur, wer von uns vor die Kamera gehen sollte. Zugegeben, ich ließ mich nicht lange bitten und sagte ja. Mit allen Konsequenzen.

Vor allem die Drehtage zwei bis sechs erwiesen sich als extrem­ lang und anstrengend, ermüdend und teilweise nervig, aber auch interessant und lehrreich. Meine Mitstreiter und ich erlebten jede Menge Spannendes – auch ohne Intrige­, Betrug, Mord und Totschlag. Genug für einen Roman.

Hier ist er nun, dieser Roman. Und weil mein Roman ein Krimi ist, enthält er natürlich Intrige, Betrug, Mord und Totschlag. Und noch allerhand mehr. Daher möchte ich versichern: So sehr ich mich auch von dem Erlebten habe inspirieren lassen, die Handlung dieses Buches ist frei erfunden! Die erwähnten Lokale gibt es ebenso wenig wirklich wie die handelnden Figuren, und die Gemeinheiten und Verbrechen, über die ich schreibe, haben sich so nie zugetragen. Zur Sicherheit habe ich die gesamte Handlung vom Festland auf meine Lieblingsinsel Langeoog verlegt, wodurch sich viele Details zwangsläufig nochmals änderten.

Ähnlichkeiten? Die sind natürlich unvermeidlich. Aber in Wahrheit war die Teilnahme an den Dreharbeiten ein großer Spaß. Ein Spaß, den ich auch meinen geneigten Leserinnen und Lesern wünsche.

Herzlich

Ihr Peter Gerdes

Tag 7 (Samstag) – der Tag danach

Als er das große Messer in der Hand des Bärtigen sah, hob er seinen Stock. »Was hast du denn damit vor?«, knurrte er ihn an.

»Löwenzahn schneiden. Für meine Karnickel«, grummelte der andere zurück. Der Weidenkorb in seiner linken Hand schlenkerte lustlos.

»So früh am Morgen?« Klaas Reershemius musterte die Dünenkämme rund um das Große Schlopp. »Ist ja gerade erst halb sechs!«

»Musste sowieso raus.« Ocko Onken kratzte sich ausgiebig seine schlohweiße Schifferkrause. »Zweimal jede Nacht, mindestens. Und nach dem zweiten Mal kann ich einfach nicht mehr einschlafen.«

»Ist ja auch schon ziemlich früh hell um diese Jahreszeit.« Der alte Reershemius stützte sich mit all seinem Gewicht auf seinen Gehstock. Viel war das nicht; der kleine Mann mit dem eingeschrumpften Gesicht schien nur aus Runzeln und Knochen zu bestehen. »Ich weiß auch nicht mehr, was ich so lange in meinem Bett soll.«

»Hast du vergessen, was?« Onken lachte heiser. »Nennt sich präsenile Bettflucht, hab ich gehört! Und ich hab’s behalten.«

»Nur für dich behalten kannst du nix«, muffelte Reers­hemius zurück. »Sowas nennt man Logorrhoe. Auf Deutsch Sprechdurchfall.« Sein Lachen klang keckernd durch die morgendliche Stille.

»Sei du bloß ruhig, sonst nehm ich’s zurück«, drohte Onken.

»Zurücknehmen? Was denn?«

»Das Prä. Vor senil.« Onken kniete sich ins halbhohe, mit Löwenzahn durchsetzte Gras und begann, sein Messer zu schwingen.

Reershemius würdigte ihn keiner Antwort. Breitbeinig stand er da, beide Hände auf die Krücke seines Stocks gestemmt, und sog die salzige Morgenluft ein. Hier in der Nähe des Schloppsees war es um diese Zeit paradiesisch ruhig. So dürfte es auf Langeoog immer sein, dachte der alte Mann. Und das könnte es auch, wenn nur die dösigen Touristen nicht wären. Was für ein Elend, dass die ganze Insel auf diese Leute angewiesen war!

Onken erhob sich ächzend. Der Löwenzahn war abgeerntet, sein Korb aber immer noch nicht voll. Er schlurfte in Richtung See. Reershemius folgte ihm, vorsichtig mit der Stockspitze im buckeligen Gras nach Halt suchend.

»Bloß gut, dass dieser Fernsehauftrieb erst einmal vorbei ist«, sagte der Weißbärtige im Gehen. »Was für ein Aufstand, und das eine komplette Woche lang! Von vormittags bis tief in die Nacht war man nirgendwo vor denen sicher. Konntest ja nicht einmal in Ruhe aufs Strandklo gehen, ohne dass die dich beim Rauskommen gefilmt hätten. Möglichst noch mit hängenden Buxen!«

»Ach, sag bloß, das macht dir was aus! Ich denke, du hast das gerne, wenn die Leute dir zugucken.« Das Grinsen des Alten entblößte nur blassrosa Zahnfleisch; seine Prothese steckte wieder einmal im Taschentuch. »Du sollst ja sogar manchmal Eintritt nehmen!«

»Nur kein Neid, alter Schrumpfkopf.« Ocko Onken trat gelegentlich als plattdeutscher Döntjes-Erzähler auf, kostümiert wie ein Klischee-Käpt’n aus dem Werbefernsehen. Die Feriengäste fanden das toll, auch wenn sie nur die Hälfte verstanden, und bei seiner schmalen Rente konnte Onken jeden Euro extra gut gebrauchen. Dass die anderen Mitglieder der Viererbande ihn deswegen veräppelten, konnte ihn längst nicht mehr aus der Ruhe bringen.

»Hast du Harm und Bodo heute früh schon gesehen?«, fragte Klaas Reershemius prompt. Mit Harm Bengen und Bodo Schmidt saßen Onken und er gerne auf ihrer angestammten Bank am Inselbahnhof, um über Touristen und vieles andere herzuziehen. Aber dort war um diese Zeit natürlich noch nichts los.

Ocko Onken schüttelte den Kopf. »Nee. Kein Ahnung, wo Harm rumwackelt. Und mit Bodo würde ich auch noch nicht rechnen, der liegt bestimmt noch in sauer.«

»Hat der Dicke wieder gesoffen gestern?« Reershemius schüttelte neidvoll den Kopf. Ihm hatte der Arzt das Trinken schon lange verboten, und nicht nur der, sondern seine Ehefrau auch. Und die hatte ein furchtbar feines Näschen.

»Bestimmt! Im Wellenbrecher. Wollte sich die Show doch unbedingt bis ganz zum Schluss angucken. Hat er jedenfalls gesagt.«

»Na, dann gute Nacht.« Reershemius schüttelte den Kopf. »Das ging doch bestimmt bis morgens um drei, wenn nicht noch länger! Der letzte Tag ist bei denen doch immer der längste, so heißt es.«

Onken blieb stehen und guckte ihn erstaunt an. »Woher weißt du das denn? Ich denke, dich nervt das ganze Fernseh-Getue bloß!«

»Tut es auch, das kannst du mir glauben.« Reershemius fuchtelte mit seinem Stock und geriet prompt ins Stolpern. »Aber das heißt ja nicht, dass ich mich nicht für das interessieren würde, was hier auf Langeoog geschieht.« Er rammte die Stockspitze wieder zwischen die Grashalme. »Außerdem sind zwischen all den merkwürdigen Fernsehtypen auch ein paar nette drunter. Diese Ton-Fee zum Beispiel. Mit der hab ich mich gestern noch unterhalten, die hat mir das gesagt.«

»Ton-Fee? Geht’s noch?« Vor Onkens innerem Auge erschien ein misslungener tönerner Weihnachtsengel aus dem Kunstunterricht der Grundschule, rot gebrannt, disproportioniert und gesprungen. So etwas bekamen bedauernswerte Frauen zum Muttertag geschenkt. Und Reershemius wollte mit so was geredet haben? Onken nahm sich vor, in Gegenwart des Alten keine Dementen-Witze mehr zu reißen.

»Nun guck mal, wer da ist!« Reershemius hatte seinen Handstock schon wieder erhoben. »Harm Bengen geht auf Aale! Na, denn mal Petri Heil, oller Wackelkopp.«

Tatsächlich, am Ufer des Schloppsees, den sie während ihrer Unterhaltung schon beinahe erreicht hatten, ragte der Kopf eines Anglers aus dem Schilf. Von hinten war nicht auszumachen, um wen es sich handelte, aber wenn man genau hinschaute, konnte man sehen, wie dieser Kopf auf seinem dürren Hals leicht, aber stetig hin und her pendelte. Das musste Harm Bengen sein; so wackelte hier sonst keiner.

»Na, beißen sie denn?« Onken war sich auch für die dümmstmögliche Frage an einen Angler nicht zu schade.

»Kann passieren, wenn du nicht still bist«, murrte Bengen zurück, den Blick durch seine fingerdicken Brillengläser unbeirrt auf die Schwimmer gerichtet, die bewegungslos auf der glatten Oberfläche des Schloppsees ruhten. Dieser See, entstanden vor über vierzig Jahren bei der Entnahme von Sand für den Dünen- und Küstenschutz, war stellenweise bis zu zwölf Meter tief und bekannt für seinen Bestand an Aalen.

»Nun mach mal nicht den Dicken hier«, nuschelte Reerschemius zahnlos. »Als ob du jemals was fangen würdest.«

»Und ob! Zu Hause wartet schon die Räuchertonne«, behauptete Bengen, ohne sich umzudrehen. »Den Duft hab ich bereits jetzt in der Nase! Und wenn die dann schön durch sind, dann bist du doch der Erste, der angeschlichen kommt und einen abhaben will.«

»Dor luur up«, knurrte Reerschemius. Aber man konnte förmlich hören, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief.

Ocko Onken hatte sich derweil ins Gras gekniet; anscheinend gab es hier Löwenzahn zu ernten. »Hast du denn heute früh schon was von Bodo gesehen?«, fragte er in Richtung Schilfgürtel.

»Nee.« Harm Bengen kicherte leise. »Der ist doch bestimmt diesen Fernsehleuten bis zum Schluss nicht von der Seite gewichen! So begeistert, wie er davon war.«

»Wieso? Seit wann interessiert sich der Bodo denn für Restauranttester-Sendungen?« Onken schnappte sich ein weiteres Löwenzahnbüschel und senste es mit geübtem Schwung vom Strunk. »Obwohl, wenn man sich unseren Dicken so anguckt … wenn etwas mit essen und trinken zu tun hat, ist Bodo natürlich sofort dabei.«

Reershemius lachte gehässig, und auch Bengen kicherte wieder. »Ja, klar! Aber nee, deswegen nicht. Sondern weil bei denen doch Zoff angesagt war wie nix Gutes! Nicht auf die laute Tour, sondern mehr so hinten rum. Das wurde von Tag zu Tag schlimmer. Hat der Dicke mir erzählt, und seine Augen haben richtig gefunkelt dabei!«

»Zoff? Wer mit wem denn? Die Kandidaten untereinander?« Natürlich wusste auch Onken, worum es bei den Dreharbeiten gegangen war. Fünf Restaurants traten in jeder Staffel dieser TV-Show gegeneinander an, jedes versuchte, die Konkurrenten mit interessantem Konzept, gutem Service und natürlich erstklassiger Küche zu überzeugen, und dann gaben sich alle gegenseitig Punkte. Der mit den meisten Punkten siegte, logisch, und sahnte die Siegprämie ab. Dreitausend Euro, dachte Ocko Onken, gar nicht schlecht. Dafür würde ich schon ein paar Vorstellungen machen.

»Ja, die Kandidaten auch«, erwiderte Harm Bengen. Jetzt drehte er sich doch zu den anderen um. Warum auch immer, denn trotz seiner dicken Gläser sah er kaum etwas. »Klar, für die ging es um was! Aber die anderen, von denen sind sich auch welche fast an die Gurgel gegangen, gegenseitig. Weiß gar nicht, wie man die nennt – Aufnahmeleiter, Regisseure, keine Ahnung. Und ein paar von den Technikern auch.«

»Stimmt«, bestätigte Reershemius. »Ganz schön mieses Klima teilweise. Das hat mir die Ton-Fee auch erzählt.«

»Wer soll das denn sein?«, krächzte Bengen und schüttelte den Kopf. Jedenfalls sah es so aus.

»Aber wieso die Fernsehleute?«, fragte Onken. »Bei den Kandidaten kann ich es ja verstehen, wegen dem Geld …«

»Falsch gedacht!«, unterbrach Harm Bengen. »Wegen der Siegprämie haben die sich doch nicht so viel Stress gemacht! Hat mir jedenfalls die Bea erzählt. Den Teilnehmern ging es vor allem um die Reklame, versteht ihr? Mundpropaganda! Wenn du im Fernsehen gut rüberkommst, hat Bea gesagt, dann ist das eine Werbung, die kannst du mit Geld gar nicht bezahlen. Ganz egal, ob du am Ende nun Erster wirst oder nicht. Dann rennen dir trotzdem anschließend die Leute den Laden ein, und du hast ausgesorgt. Dagegen sind die dreitausend Euro doch nur 8ein Klacks.« Er nickte bestätigend; es schien kein Ende zu nehmen.

»Und was ist, wenn nicht?«, fragte Klaas Reershemius.

»Wie, was, wenn nicht?« Ocko Onken war nicht mitgekommen.

»Na, was ist, wenn so ein Lokal im Fernsehen nicht gut rüberkommt? Wenn was schiefgeht, und die Leute stehen da wie die Deppen? Was ist dann?«

»Tja, dann«, unkte Bengen, »das ist dann das Gegenteil von ausgesorgt. Dann hast du ausgepfiffen. Kannst direkt den Schlüssel hinter dir umdrehen.« Er nickte ernst.

»Oha, solche Folgen kann das haben? Gleich die ganze Existenz?« Onken hatte die Löwenzahnernte unterbrochen. »Und dann müssen die sich auch noch gegenseitig bewerten? Oha! Da ist es ja ein Wunder, dass die sich nicht gegenseitig umgebracht haben!«

Ein schriller Schrei ertönte, schnell erstickt und in einem Röcheln endend. Harm Bengens Kopf wackelte stärker denn je. Seine rechte Hand wies mit zitterndem Finger hinaus auf den See.

»Wat is, Harm, hest du wat sehn?«, fragte Klaas Reershemius, den Rücken so krumm, als wollte er hinter seinem Krückstock Deckung nehmen. »Is wat passeert?«

Bengen war unfähig zu sprechen, wedelte stattdessen mit der ausgestreckten Hand. Jetzt sahen es auch die anderen. Wahrhaftig, ein unerwarteter Anblick: Einer der bunten Schwimmer hatte zu zucken begonnen.

»Mensch, Harm, du hast einen!«, jubelte Onken. »Ist dir das überhaupt schon mal passiert? Weißt du denn, was du jetzt machen musst?« Lachend setzte er seinen Löwenzahnkorb ab und legte das lange Messer hinein.

»Törfkopp!«, schnauzte Bengen, der die Sprache wiedergefunden hatte. »Wat du woll meenst!« Vorsichtig löste er die kurze Angelrute aus ihrem Halter und begann die Leine einzuholen, langsam und bedächtig, wie er es einmal gelernt hatte. Schon konnte man den um sein Leben kämpfenden Aal unter der Wasseroberfläche erkennen. Im nächsten Moment durchbrach der schlangengleiche Körper die Wasseroberfläche und schickte ringförmige Wellen in die Runde.

Gleichzeitig bewegte sich auch etwas im Schilfgürtel, rechts von den drei Männern, nur ein paar Meter entfernt. Etwas Dunkles schob sich durch die Halme, und mit jedem Zug des Anglers an seiner Leine kam es ein paar Zentimeter näher.

»Harm, du oll Undöög!« Onken stemmte die Fäuste in die Hüften. »Angelst du mit zwei Haken pro Leine? Oder drei? Düwel ook, weißt du nicht, dass das verboten ist?!

»Bestimmt weiß der das«, rief Klaas Reershemius. »Aber das ist dem natürlich schietegal! Kennst ihn doch, den alten Gelegenheits-Anarchisten.«

»Musst du gerade sagen«, schnaufte Bengen, der mit der doppelt belasteten Leine seine liebe Mühe hatte. »Als ob du nicht auch auf die Gesetze pfeifen würdest, wie es dir gerade passt. Sag mir mal lieber, was das für Zeug ist, das sich an meiner Leine vertüdelt hat. Hat da einer seine alten Klamotten ins Schilf geschmissen?«

»Wenn, dann sind das aber eine Menge Klamotten«, sagte Ocko Onken. Bei den letzten Worten erstarb seine Stimme. Bengen hatte noch einmal kräftig gezogen, und jetzt konnten sie sehen, was es war.

»Da steckt ja noch wer drin in den Klamotten«, sagte Reershemius ungerührt. »Schwimmt auf dem Bauch. Könnt ihr erkennen, wer das ist?«

»Das ist doch einer von denen«, flüsterte Onken.

»Glaub ich auch«, krächzte Harm Bengen. »Aber wer?« Er hob die Angelrute ein letztes Mal. Die Leiche wälzte sich herum, Gesicht nach oben. Neugierig traten die drei alten Männer näher und beugten sich vor.

Der Aal nutzte die Gelegenheit zur Flucht. Niemand beachtete ihn.

Tag 1 (Mittwoch)

»Sina, du musst mir unbedingt helfen! Bitte!«

Sina Gersema brauchte einen Moment, um richtig einzuordnen, was sie da gerade gehört hatte. Sie hatte heute dienstfrei, und zu solchen Gelegenheiten leistete sie sich gerne ein ausgiebiges Frühstück in einem Restaurant. Mal hier, mal dort – es gab ja so viele schöne auf Langeoog. Heute hatte sie sich für das Veggie-Paradies entschieden, zum einen, weil es in diesem Juni schon sommerlich warm war und es hier eine gemütliche Sonnenterrasse gab, zum anderen, weil sie zum Frühstück noch am ehesten auf Fleisch und Wurst verzichten konnte. Ja, sie begrüßte das Konzept, so oft wie möglich vegetarisch oder gar vegan zu essen. Aber eben nicht immer. Hin und wieder schlug sie ihre Zähne gerne in ein schönes Stück Fleisch oder Fisch. Ihrer Freundin Bea musste sie das ja nicht auf die Nase binden.

»Hörst du nicht? Ich bitte dich!«

Was da an Sinas Ohren gedrungen war, schien eine menschliche Stimme zu sein – so weit war sie inzwischen. Obwohl dieses Gekrächze eher an einen Raben erinnerte, und zwar an einen, der bei der Imitation humaner Lautäußerungen noch nicht sehr weit gekommen war. Um Himmels willen, das war doch nicht etwa …

Sina drehte sich um. »Bea! Herrjeh, was ist denn mit dir los?«

»Kehlkopfentzündung.« Bea Wolff war eine walkürenhafte Schönheit mit wogender Mähne und wogenden Kurven, und wenn sie sich setzte, dann war das ein Ereignis, das seine Zeit brauchte.

Zeit, die Sina nutzte, um das zuletzt Gehörte zu enträtseln. »Ach, dein Kehlkopf ist entzündet? Wie ist das denn passiert?«

»Fahrrad gefahren«, presste die Wirtin des Veggie-Paradieses hervor. »Kein Halstuch umgehabt. War ja schöne Sonne. Aber verflucht kalter Wind. Jetzt hab ich den Salat.« Betrübt schüttelte sie ihre Locken, die glänzten wie das Rheingold selbst. »Deshalb musst du mir unbedingt helfen.«

»Will ich ja gerne, aber … du weißt, dass ich keine Ärztin bin, ja? Obwohl ich in einer Klinik arbeite. Aber als Psycho­therapeutin kenne ich mich mit Kehlköpfen nicht aus.«

Unwillig schüttelte Bea Wolff den Kopf. »Du sollst mich doch nicht behandeln«, krächzte sie, »du sollst mich vertreten!« Dann räusperte sie sich, dass der ganze Tisch bebte und die Schockwellen sogar die Marmelade auf Sinas Brötchen erreichten.

»Vertreten?« Sina schüttelte den Kopf, so energisch, dass ihr rötlich-brauner Pferdeschwanz um ihre Ohren peitschte. »Im Service einspringen, das ist okay, das hab ich ja auch schon mal gemacht, wie du weißt. Ich glaube, die Speisekarte kenne ich immer noch auswendig! Aber kochen? Also nee, das pack ich nicht.«

»Doch nicht in der Küche.« Beas Stimme war durch das Räusper-Beben ein klein wenig verständlicher geworden, klang aber immer noch, als hätte jemand ihre Stimmbänder mit einer Flex bearbeitet. »Vor der Kamera sollst du mich vertreten!«

Gerade hatte Sina ihr Brötchen zum Mund heben wollen; jetzt ließ sie es zurück auf den Teller fallen, Marmelade nach unten. »Vor der Kamera? Vor welcher Kamera denn?«

Bea beugte sich über den Tisch. »Ich hab mich doch für diese Sendung angemeldet.« Ihr Flüstern grollte wie das von Ben Cartwright. »Du weißt schon, die Show, wo immer fünf Restaurants gegeneinander antreten. Hast du doch sicher schon mal gesehen.«

Hatte sie? Sina konnte sich nicht erinnern. Kochshows waren nicht ihr Ding, schon gar nicht, wenn das Publikum ständig »Hmmm« machte und jedes Stückchen Butter im Kartoffelstampf beklatschte. Von einem Perfekten Dinner hielt sie auch nichts; sie liebte es, zusammen mit Freunden selbst gemachten Pizzateig auszurollen und zu belegen und hinterher stundenlang am Tisch über den abgegessenen Tellern zu quatschen. Perfektion war doch öde! Und in den Restaurantsendungen, an die sie sich erinnerte, ging es fast immer um abgewirtschaftete Läden, deren Betreiber gnadenlos als inkompetent vorgeführt wurden. Meinte Bea etwa so was? Hoffentlich nicht! Zwar lief das Veggie-Paradies eingestandenermaßen noch nicht so gut, wie Bea sich das erträumt hatte, aber so verzweifelt konnte sie doch unmöglich sein!

Sina schüttelte den Kopf und hob ratlos die Schultern.

»Das ist ja wieder mal typisch, du alte Kulturtante! Du guckst ja nicht mal Frauentausch!« Bea rollte die Augen zur Decke. »Aber keine Sorge, diese Restaurant-Serie ist ganz harmlos. Da redet man wirklich nur übers Essen und schildert den eigenen Laden in den schönsten Farben. Ist im Grunde nichts als kostenlose Werbung!«

»Okay, Werbung ist immer gut.« Überzeugt war Sina noch nicht, aber sie verstand wenigstens die Motivation ihrer Freundin. Dass sie gerade hier sitzen und frühstücken konnte, lag ja nur daran, dass das Veggie-Paradies unlängst seine Öffnungszeiten nach vorne ausgeweitet hatte. Und nachmittags gab es hier Kaffee, Tee und Kuchen. Bea Wolffs ursprünglicher Anspruch war es gewesen, ein rein vegetarisches Restaurant zu betreiben; die Beschränkung auf Restaurant hatte sie längst aufgegeben, um überleben zu können. Und jetzt unternahm sie offenbar alles, um nicht demnächst auch noch Schnitzel und Rotbarschfilet anbieten zu müssen.

»Also, was ist, tust du mir den Gefallen?«, drängte Bea.

Sie klingt so heiser wie der Pate, dachte Sina; wie könnte ich ihr etwas abschlagen? Sie seufzte. »Was muss ich denn tun?«

»Nur eine Kleinigkeit! Nett aussehen und der Kamera erzählen, wie toll du das Veggie-Paradies findest. Das ist alles! Ist für dich wirklich keine Herausforderung. In deinem Beruf erzählst du doch den ganzen Tag Leuten einen vom Pferd.«

»Aber nicht von der Pferdewurst!« Sina lachte. »Na gut, ich bin dabei. Immerhin hab ich ja den Rest dieser Woche und die ganze nächste frei. Zeitausgleich für die vielen Wochenenddienste, die ich schieben muss. Von wegen nur Leuten einen erzählen! Jedenfalls kann ich mich so in Ruhe darauf vorbereiten. Wann soll das Interview denn stattfinden?« Sie genehmigte sich noch einen Schluck Kaffee.

Bea schaute auf die Uhr. »In einer Stunde«, krächzte sie. Dann langte sie über den Tisch und klopfte Sina auf den Rücken. Die hatte sich nämlich gerade furchtbar verschluckt.

Eine Stunde später war es zehn Uhr, und Sina hatte sich viermal umgezogen, um dann doch wieder bei ihrem Lieblings-Freizeit-Outfit zu landen, das sie schon morgens getragen hatte: Jeans und grüne Bluse. Sie hatte sich dreimal neu frisiert und sich ihre rötlich-braunen Haare letztlich doch am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz gezurrt, so wie fast immer. Und sie hatte zweimal versucht, sich zu schminken. Beide Versuche endeten in Katastrophen und wurden umgehend eliminiert. Jetzt stand sie dermaßen unter Dampf, dass ihre Wangen auch ohne Rouge prächtig leuchteten.

Nur von irgendwelchen Fernsehleuten war weit und breit nichts zu sehen.

»Keine Sorge, ich hab ihnen Lothar entgegengeschickt, der empfängt das Team mit einer Gepäckkarre am Bahnhof«, krächzte Bea. »Vielleicht haben die sich ja verpasst, und jeder wartet woanders. Aber keine Sorge, auf der Insel geht schon niemand verloren.«

Sina hatte die letzte Stunde genutzt, um neben ihrer Style-Orgie noch schnell eine kleine Online-Recherche durchzuführen. Tatsächlich gab es alte Folgen des Lokale-Wettkampfs online anzuschauen; Sina hatte eine angeklickt, allerdings hatte es in der Hektik nur für ein paar kurze optische Eindrücke gelangt. In der Eröffnungssequenz schien ein einschlägig dekorierter VW-Bulli die Hauptrolle zu spielen; viele Kurz-Interviews und Dialoge wurde in diesem Auto gedreht, anscheinend während der Fahrt. Ob die Macher der Sendung bedacht hatten, dass Langeoog eine autofreie Insel war?

In diesem Moment flog die Tür auf, und ein baumlanger Mann betrat den Raum. Seine untere Gesichtshälfte war hinter einem dichten schwarzen Bart verborgen, und seine obere wurde von schweren, tief gezogenen Brauen und einem finsteren, stechenden Blick aus dunklen Augen dominiert. Über Jeans und T-Shirt trug er lose einen langen, hellen Staubmantel. Oh Gott, dachte Sina, was mag der Kerl wohl noch darunter haben – einen Revolvergurt? Oder zwei? Womöglich einen Sprengstoffgürtel? Zu diesem Salafistenbart würde das passen.

Der finstere Blick fiel auf Bea und Sina. Was nicht weiter verwunderlich war, denn bis auf die beiden war der Speiseraum leer. Der Baumlange hob den Arm, sein Staubmantel schwang auf. Sina kniff erschrocken die Augen zusammen.

»Hallo, Bea!«, rief der Finstere betont fröhlich. »Na, alles easy bei dir? Alle Leute gut drauf, alles gewischt und poliert? Wir laden nur noch eben ab, dann legen wir los.«

»Hallo, Bart!« Bea erwiderte den Gruß, so gut es ging – und das war gar nicht gut. Selbst Sina, die das Ben-Cartwright-Grollen schon kannte, fuhr noch einmal zusammen. Na ja, dachte sie, immer noch besser als ein detonierender Sprengstoffgürtel. Wenn auch nicht viel.

»Um Himmels willen, Bea, was hast du denn mit deiner Stimme gemacht?« Bart klang nahezu ehrlich besorgt. »Willst du uns heute als Zarah Leander umgarnen? Wäre ja auch mal ein nettes Konzept, aber ich glaube, die Zarah kannst du noch um zwei Oktaven unterbieten.« Auf seiner Stirn war eine steile Falte entstanden. »Wir können doch hier und heute drehen, oder etwa nicht?«

Die Falte passt weit besser zu seinem finsteren Blick als sein lockerer Ton, dachte Sina. Wie alt mag er sein, Anfang bis Mitte dreißig? Anscheinend hat er irgendwie die Verantwortung und damit vor allem das Geld im Blick. Daher der Blick.

»Ja klar«, röchelte Bea. »Das kriegen wir hin, kein Problem, wie abgesprochen. Bloß, dass ich so natürlich nicht vor die Kamera kann, beziehungsweise das Mikro. Hörst es ja selbst. Aber die Sina hier, die springt ein und vertritt mich. Keine Sorge.« Sie zeigte mit beiden Händen auf Sina, als hätte sie die soeben auf großer Bühne angekündigt.

Sina spürte, wie ihre Wangen noch röter wurden, und sie hasste es. Zumal sie befürchten musste, dass man ihr genau das ansah.

»Okaaayy.« Bart dehnte das Wort wie Kaugummi. »Soll mir recht sein, dann bist du eben das Gesicht vom Veggie-Paradies. Alles klar, Tina? Bist du gut drauf?«

»Sina.«

»Was?« Barts steile Stirnfalte verdreifachte sich.

»Ich heiße Sina. Nicht Tina.«

Die Restaurant-Tür flog erneut auf, und herein drängten drei Leute, die offenbar den Rest des Teams darstellten, zwei davon beladen und behängt mit allerlei technischem Equipment. Viel Gepolter und lautes Hallo erfüllten den Raum. Trotzdem war sich Sina sicher, gerade noch das Wort »Zicke« vernommen zu haben. Aus Barts Mund.

Danach kam sie nicht mehr viel zum Denken, und das sollte für die nächsten Stunden so bleiben. Alle vier Fernsehleute fielen über Beas Restaurant her und nahmen es in Besitz, und mindestens einer von ihnen belegte jeweils Sina mit Beschlag, sei es der Kameramann, die Tonfrau oder die Aufnahmeleiterin. Oder eben Bart, der Chef.

Mit den beiden Technikern verstand sich Sina auf Anhieb. Die Tonfrau war einfach süß, hochgewachsen und grazil, mit hellblonden Haaren, fast durchsichtigem Teint und beneidenswert langen Fingern. »So, ich befummle dich jetzt mal ein bisschen«, verkündete sie mit feenhaft zarter Stimme, als sie ihr das winzige Mikrophon anheftete. Gemeinsam suchten sie nach dem besten Weg für das Kabel unter der Bluse hindurch bis zum Akku in der hinteren Hosentasche und giggelten dabei wie zwei Teenies auf Klassenfahrt. Auch der Kameramann war richtig nett. Er war einen halben Kopf kleiner als Sina, stellte sich als Georg vor, zeigte ein entwaffnend offenes Lächeln und besaß erstaunlich kräftige Hände, mit denen er seine sechzigtausend Euro teure Schulterkamera, die eigentlich ein vollständiges elektronisches Bildverarbeitungsstudio war, traumwandlerisch sicher manövrierte.

»Welches sind eigentlich die anderen Restaurants, die an dieser Show teilnehmen?«, fragte Sina, ohne sich etwas dabei zu denken.

Die Ton-Fee hätte fast einen Akku fallen lassen. Georg schnappte erschrocken nach Luft.

»Wenn dir das einer verraten würde, dann müsste ich dich augenblicklich erschießen«, knurrte Bart, der womöglich noch finsterer aussah als zuvor. »Und den Informanten auch! Davon hätte ja keiner was, also lassen wir das lieber, okay?« Er funkelte seine Leute an. An Sina gewandt, setzte er hinzu: »Es geht ja auch um den Überraschungseffekt, nicht wahr? Den wollen wir unbedingt mitnehmen. Außer­dem soll sich keiner von euch einen Vorteil verschaffen können, indem er sich vorher informiert. Verstehst du?«

Sina nickte und schluckte trocken.

»So, Achtung jetzt mal.« Die Aufnahmeleiterin klatschte in die Hände. Sie hatte Augen wie Susan Sarandon und die Attitüde einer Sklaventreiberin. »Wir drehen jetzt die Begrüßung. Georg, du bist draußen, erst Halbtotale, dann close. Und nicht vergessen mitzugehen, wenn Sina fertig getextet hat. Alles klar? Und was sagt der Ton?«

»Der Ton sagt supi«, flötete die Fee.

»Okay, Sina, dann bitte auf mein Zeichen. Uuuund …«

»Äh, bitte was auf dein Zeichen?«, fragte Sina verwirrt.

»Na, die Begrüßung! Du machst die Tür auf, lächelst und bittest den Besuch herein!«

»Welchen Besuch?«

»Ja, hast du denn die Sendung noch niemals gesehen?« Susan Sarandon klang völlig entsetzt. Die Ton-Fee giggelte im Hintergrund.

»Also, pass auf.« Der finstere Bart schaltete sich ein. »Du spielst jetzt eine Begrüßung, okay? Noch nicht die der anderen Protas, die kommt später, sondern quasi des Zuschauers, ja? Vertreten durch die Kamera. Wie man das so macht: Hallo, schön, dass du da bist, komm doch rein! Dann gehst du vor, und die Kamera folgt dir. Ganz einfach.«

»Ich duze die Zuschauer?«

»Natürlich.« Bart grinste breit. »Wir duzen uns alle hier!«

Das stimmte allerdings. Sina atmete durch. »Na gut, dann versuche ich das mal.«

»Einmal zur Probe, Kamera bleibt aus«, kommandierte Susan Sarandon. Anscheinend traute sie ihrer Prota nicht mehr viel zu.

Sina biss die Zähne zusammen. Die soll bloß nicht glauben, dass ich auch noch frage, was Prota bedeutet, dachte sie. Natürlich Protagonistin, und das bedeutete so viel wie Hauptfigur. Figur, nicht Person. Mit einer Figur konnte der Autor machen, was er wollte. Hielt sich die Frau mit den wilden Augen etwa für ihre Autorin?!

Sie öffnete probeweise die Tür. Draußen stand Georg und lächelte sie freundlich an. »Keine Sorge, das wird schon«, beruhigte er sie. »Das kriegst du ganz locker hin.«

Erstaunlicherweise half das. Als Susan Sarandon »Uuuund­ – bitte!« rief, zog Sina wie selbstverständlich die Tür auf, lächelte ins Objektiv und legte los: »Moin! Schön, dass du da bist! Komm doch rein, ich zeige dir mal das Veggie-Paradies!« Na also, das war es doch! Erleichtert drehte Sina sich um und stiefelte ins Lokal, Georg mit der Kamera auf den Fersen.

»Und aus!« Susan Sarandon bedachte sie mit einem strafenden Blick. »Du darfst der Kamera nie den Rücken zudrehen! Bitte denke daran, immer offen zur Kamera, hörst du? Offen!« Sie schwenkte ihr Becken, um zu unterstreichen, was sie meinte. »Und wie war der Ton?«

»Alles tippi-toppi«, flötete die Ton-Fee.

»Ich fand das schön mit dem ›Moin‹, das kam so richtig schön authentisch rüber«, lobte Georg.

Susan Sarandon funkelte ihn an; ihre Augen traten ihr fast aus dem Kopf. »Mach du deine Arbeit und ich mache meine«, fauchte sie. »Sieh du bloß zu, dass die Bilder was taugen! Was hier authentisch ist oder nicht, das bestimme immer noch ich.«

Georg nickte ergeben. Kaum aber hatte die Aufnahmeleiterin sich weggedreht, da zwinkerte er Sina verschwörerisch zu und ließ seinen Zeigefinger an der Schläfe kreisen.

Sina grinste zurück. Er hat wirklich sehr kräftige Hände, dachte sie.

Dann wiederholten sie die Szene, und Sina schaffte es, ihren Text wortwörtlich und in exakt gleicher Betonung zu wiederholen, obwohl sie sich dabei ziemlich blöd vorkam. Beim Hineingehen bewegte sie sich krebsartig seitwärts, dabei grinsend und einladend zur Kamera winkend. Ob das jetzt wohl zu albern war?

»Danke«, rief Susan Sarandon, »das war perfekt!«

»Ehrlich?« Sina war erleichtert und froh, diesen Part schon mal hinter sich zu haben.

»Ganz ehrlich«, bestätigte die Aufnahmeleiterin. »So, das machen wir gleich noch einmal.«

»Was? Aber ich dachte …«

»Und immer schön authentisch bleiben!« Susan Sarandon scheuchte ihre Leute auf die Ausgangspositionen.

»Gewöhn dich lieber dran«, flüsterte ihr Georg auf dem Weg nach draußen zu.

Die nächste Szene war dagegen ein Kinderspiel: Sina sollte anhand der Speisekarte die Schwerpunkte von Beas vegetarisch-veganem Konzept erläutern. Ein Heimspiel, dachte Sina, denn die Karte kannte sie dank ihrer Servier-Einsätze nicht nur sehr gut, sie hatte sie auch selbst durch eigene Vorschläge bereichert. Die Gemüsepuffer auf Linsencurry etwa hatte sie eingebracht, und auch die Idee, schlichte Spaghetti durch rotes und grünes Pesto optisch aufzuwerten, ging auf sie zurück. Der Renner aber war natürlich das vegane Thaicurry mit Kokos und Koriander, gefolgt von der Kartoffelpizza in diversen Variationen. Sina schwärmte und gestikulierte. Sie fühlte sich vollkommen in ihrem Element. Hätte sie vielleicht doch lieber eine Restaurant-Laufbahn einschlagen sollen?

»Stopp!«, unterbrach Susan Sarandon, die an einem der Tische saß und auf ihrem Monitor das soeben aufgenommene Bild verfolgte. »So geht das nicht. Du hast in die Kamera geguckt.«

»Ja und?« Sina breitete die Arme aus. Musste die Frau sie deswegen in ihrem wunderbaren Flow unterbrechen?

»In die Kamera gucken geht gar nicht. Noch einmal bitte!«

»Aber vorhin, da musste ich doch in die Kamera schauen! Das habt ihr doch eigens verlangt!«

»Ja, vorhin! Das war ja auch die Begrüßung, da hast du die Zuschauer direkt angesprochen. Ein Sonderfall. Ansonsten aber ist in die Kamera gucken ein absolutes No-go.«

Sina seufzte. Hätte man ihr das nicht rechtzeitig verraten können? Tapfer spulte sie ihren Monolog noch einmal herunter, versuchte die gleiche Begeisterung auszustrahlen wie zuvor. Irgendwie aber hatte sie das Gefühl, dass es diesmal deutlich lahmer rüberkam.

»Und danke! Ausgezeichnet. Das machen wir gleich noch mal.«

Zwischen zwei Takes schob Bart ihr ein Klemmbrett zu: »Hier, unterschreib mal. Damit stimmst du zu, dass wir die Aufnahmen von dir auch senden dürfen. Recht am eigenen Bild und so.« Er drückte ihr einen Kugelschreiber in die Hand.

Das Formular umfasste mehrere Seiten. Oben waren ihr Name und ihre Adresse eingetragen, alles korrekt. Susan Sarandon drängelte schon wieder. Sina seufzte und unterschrieb.

Nach der Karte kam die Küche; Sina musste die Einrichtung erklären, den Kühlraum zeigen, die Funktion der verschiedenen Geräte erläutern. Und sie musste etwas vorführen. »Was kannst du denn mal kochen?«, fragte die Aufnahmeleiterin und schaute sie herausfordernd an.

»Kochen? Ich?« Sina hob abwehrend die Hände. »Nur über meine Leiche!«

»Das wär doch mal was in einem Veggie-Restaurant, Kannibalismus in der Küche!«, witzelte Georg. »Aber irgendwie zuarbeiten, das könntest du doch, oder? Kartoffeln reiben zum Beispiel?«

Sina nickte. Diesmal beschwerte sich Susan Sarandon nicht über die Einmischung des Kameramanns.

Die Küchen-Szene geriet dann noch recht bunt. Während Sina mit behandschuhten Fingern goldgelb glänzende, fleischige Kartoffeln metzelte, ließ Lothar, Beas Chefkoch, das Zwiebelmesser rasend schnell blitzen, und Bea selbst hantierte mit Pfannen und rührte im Linsentopf. Das ging auch ohne Stimme. Rede und Antwort stehen musste Sina, ohne Rücksicht auf mangelnde Fachkompetenz. Das aber machte ihr zusehends weniger aus, und was ihren Beiträgen an inhaltlicher Tiefe fehlte, das ersetzte sie durch Flachs und Wortwitz. Hoffentlich hört mich jetzt keiner, dachte sie – und stellte fest, dass sie Mikro und Kamera tatsächlich erfolgreich ausgeblendet hatte.

Nichtsdestoweniger waren sie da.

Es folgten weitere Szenen im Gastraum, hinter der Theke und in Beas Bücherecke, wo sie außer vegetarisch-veganen Koch- und Backbüchern auch Inselkrimis anbot. Wieder fiel Sina auf, wie sehr Bea in letzter Zeit ihr Angebot erweitert hatte, immer auf der Jagd nach mehr Umsatz. Sie musste die Fernsehwerbung wirklich bitter nötig haben.

Ehe sie es sich versah, war es fünf Uhr nachmittags; nie und nimmer hätte sie für möglich gehalten, wie zeitfressend Dreharbeiten waren. Dabei sollte das Resultat des heutigen Tages, das hatte sie mitbekommen, höchstens acht bis zehn Sendeminuten füllen! Die fertigen Folgen würden am Ende jeweils einstündig sein. Da stand allen Beteiligten ja noch eine Menge Stress bevor. Sina bedauerte sie jetzt schon.

»So, jetzt machen wir noch die Kampfansage«, ordnete Bart an. In den letzten Stunden hatte man wenig von ihm gesehen – und wenn, dann hatte er telefoniert oder gescypt­. Anscheinend hielt er ständige Verbindung mit der Produktionsfirma in Köln.

»Kampfansage?« Darunter konnte Sina sich gar nichts vorstellen.

»Na, du erzählst den Zuschauern, warum dein Lokal den Wochenpreis gewinnen wird«, erklärte Susan Sarandon und rollte die Augen gen Zimmerdecke. »Bisschen auf die Sahne hauen, verstehst du? Es soll ja ein Wettkampf werden und kein Tuntenball mit Wattebäuschchen.«

Mein Lokal, dachte Sina, ach ja? Es wurde wirklich Zeit, dass Bea wieder zu Stimme kam, denn schließlich war es ihr Lokal, und das sollte sie auch selbst vertreten! Bei aller Sympathie.

Sina ließ sich vor die große Tafel mit dem Tagesangebot postieren – heute wurden hausgemachte Thymian-Gnocchi mit mediterranem Gemüse und Tomatensaue angepriesen – und legte los: »Wir haben uns bestens vorbereitet, wir haben ein gutes Konzept, unser Team ist Feuer und Flamme. Wir holen uns die goldene Kelle!« Hinter dem Kameramann sah sie Beas Augen stolz leuchten.

»Danke, seeehr gut«, rief die Aufnahmeleiterin. »Gleich noch einmal! Und diesmal bitte etwas kämpferischer.«

Sina seufzte. Hilft ja nichts, dachte sie und begann von vorne.

»So«, sagte Bart, als die Szene im Kasten war. »Jetzt machen wir nur noch die Speisekarte, dann sind wir für heute fertig. Dabei lernst du dann gleich noch die Dany kennen. Aber denkt daran, ihr dürft noch kein Wort verraten, welche Läden ihr repräsentiert! Damit dürft ihr erst nächste Woche rausrücken.«

Sina zuckte die Achseln. »Na ja, das ist dann nicht mehr mein Problem«, sagte sie leichthin. »Für heute schaffe ich es wohl noch, dichtzuhalten. Nächste Woche bin ich ja nicht mehr dabei. Dann übernimmt die Chefin wieder. Was, Bea?«

Dass Bea daraufhin stumm blieb, wunderte Sina nicht. Dass aber auch von allen anderen plötzlich kein Laut mehr zu hören war, kam ihr schon eher merkwürdig vor. Sie schaute in die Runde. Die Augen der Ton-Fee waren so groß und rund geworden wie sonst nur die von Susan Sarandon, und deren Augen hatten das Format von Tischtennisbällen angenommen. Kameramann Georg lächelte ungläubig, Bea schuldbewusst. Und die Finsternis in Barts starrem Blick war abgrundtief.

»Was war das?«, grollte der bärtige Bart.

»Wie stellst du dir das denn vor?« Die Aufnahmeleiterin schüttelte irritiert den Kopf.

»Jedes Restaurant wird von einer Person vertreten, nicht von zwei oder drei Leuten«, stellte Bart klar. »Ein Laden, ein Gesicht. Das ist eisernes Prinzip.«

»Und wer anfängt, der muss auch durchziehen«, ergänzte die Aufnahmeleiterin.

Georg übersetzte: »Mitgegangen, mitgefangen.«

»Bea!« Sina blickte hilfesuchend zu ihrer Freundin hin­über. »Du hast doch gesagt, dass ich nur heute für dich einspringen soll. Nur heute, weil du doch so heiser bist! Und du hast mir nicht einmal gesagt, wie lange das dauern würde.«

Trotz ihres walkürenhaften Körperbaus hatte Bea sich ganz klein gemacht. »Was sollte ich denn machen?« Auch ihre Stimme klang klein, der tiefen Tonlage zum Trotz, nämlich kleinlaut. »Diese Chance konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen! Und als ich jetzt plötzlich krank wurde – wen sollte ich denn sonst vor die Kamera schicken? Lothar etwa? Der kriegt doch die Zähne nicht auseinander.«

»Du machst deine Sache echt sehr gut«, leistete auch Bart Überzeugungsarbeit. »Vor der Kamera kommst du ausgezeichnet rüber. Das ist doch auch für dich eine Chance, Tina!«

»Sina!«, brüllte sie ihn an. »Sina, verdammt! Wie lange brauchst du denn, um dir einen Namen zu merken – eine Woche?« Sie war sauer, sauer und geschafft, und von ihrer professionellen Geduld war nichts mehr übrig. »Soll ich mir dieses Getue hier etwa auch noch die ganze nächste Woche antun?« Sie funkelte wieder Bea an. »Wie kommst du eigentlich dazu, derart über meine Zeit zu verfügen?«

»Du hast doch freie Tage nächste Woche«, krächzte Bea. »Ich hab mich extra in der Klinik erkundigt.«

»Bea!« So viel Dreistigkeit konnte Sina kaum fassen. »Was fällt dir ein! Also echt, ich könnte dich …« Schnaufend hielt sie inne, da sie sich zwischen erwürgen und erschlagen nicht entscheiden konnte. »Echt jetzt mal«, schob sie schließlich nach.

»Egal, was du machst, äh, Sina«, sagte Susan Sarandon, »achte auf jeden Fall darauf, dass du deine Kleidung nicht beschädigst, ja? Du musst nämlich nächste Woche Mittwoch unbedingt die gleiche Kleidung tragen wie heute. Sonst passt das mit dem Anschluss der Szenen nicht.«

»Und wenn ich nicht will?«, schrie Sina. »Wenn ich das überhaupt nicht einsehe, was ihr hier mit mir macht? Wenn ich mich nächste Woche vielleicht lieber erholen will, statt mich von euch stressen zu lassen?«

»Tja«, sagte Bart ganz cool, »dann hoffe ich mal, dass du über ein gut genährtes Bankkonto verfügst. Du hast nämlich vorhin etwas unterschrieben.« Er wedelte mit dem Klemmbrett und dem Formular darauf. »Wenn du nämlich jetzt aussteigen würdest, wäre nicht nur dieser ganze Drehtag im Eimer, sondern unser gesamter Zeitplan. Das Lokal hier ist ja nicht das einzige, sondern eins von fünf auf der Insel, verstehst du? Und wenn unser Zeitplan kippt, dann wird das mächtig teuer. Daher haben wir auch entsprechende Konventionalstrafen in den Vertrag gesetzt.« Wieder wedelte er mit dem Brett.

Sina schäumte innerlich. So sehr, dass sie sekundenlang keinen Ton hervorbrachte. Das könnt ihr mit mir nicht machen, hätte sie schreien wollen, mein Freund ist bei der Kriminalpolizei, der macht euch die Hölle heiß! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!

Aber dann, als es wieder gegangen wäre, ließ sie es lieber bleiben. Nein, damit würde sie Stahnke nicht belämmern. Nicht nur, weil ein Hauptkommissar kein Rechtsanwalt war und schon gar kein Staatsanwalt oder Richter. Sondern weil sie sich vor ihm nicht die Blöße geben mochte, derart blind in diese Sache hineingeschlittert zu sein, etwas von solcher Tragweite unterschrieben zu haben, ohne es sich richtig durchzulesen. Nein, das ging ihn nun wirklich nichts an.

»Also gut«, murrte sie stattdessen. »Dann bringen wir den Kram eben hinter uns. Speisekarte, habt ihr gesagt, ja? Und wer oder was ist Dany?«

Falls Bart erleichtert war, sah man ihm das nicht an. »Ein sehr netter Mensch von einem der anderen Lokale«, erklärte er mit gleichbleibend finsterer Miene. »Ihr werdet einander nichts über die Restaurants verraten, die ihr repräsentiert. Zusammen werdet ihr die Speisekarte eines weiteren Teilnehmers kommentieren. Dabei werdet ihr den Namen des betreffenden Lokals, in dem ihr Montag essen werdet, zwangsläufig zu sehen bekommen. Aber ihr habt euch schriftlich verpflichtet, diesen Namen niemandem gegenüber zu erwähnen und das Lokal vor dem Drehtag auch nicht aufzusuchen. Hast du das verstanden?«

Natürlich, Dämlack, dachte Sina. Aber sie nickte nur. »Und wo werden wir dieses Kommentieren machen?«, fragte sie. »Habt ihr euren Bulli etwa irgendwie auf die Insel geschmuggelt?«

»Schön wär’s.« Die Aufnahmeleiterin seufzte. »Autofreie Insel, wer kommt denn auf so was! Aber lass mal, wir haben das anders gelöst.«

Sie lotsten Sina zum Haus der Insel, vor dem hoch und trocken der alte Seenotrettungskreuzer als Denkmal stand. Eine Bank war so aufgestellt, dass das schnittige Fahrzeug genau in ihrem Rücken aufragte. »Perfekt«, fand Georg, als er durch seinen Sucher linste. »Dann setzt euch mal in Politur, ihr beiden Hübschen!«

Sina hatte die junge Frau mit dem Namen Dany noch nie gesehen. Etwas ungewöhnlich bei weniger als zweitausend Einwohnern, wie die neue Statistik von Langeoog behauptete. War Dany vielleicht erst seit kurzem auf der Insel? Sina traute sich nicht zu fragen; vielleicht war das ja auch eine verbotene Information, und sie mochte sich keinen weiteren Anschnauzer von Bart einhandeln.

Dany mochte Ende zwanzig sein, war recht groß und hatte eine sportliche Figur. Um ihren straffen Po beneidete Sina sie vom ersten Augenblick an; sie tröstete sich aber damit, dass sie selbst in Sachen Oberweite klar vorne lag. Außerdem sah Danys Gesicht schon ziemlich verlebt aus, und ihre Stimme klang wie geräuchert und in Branntwein eingelegt. Ihre kurzen, ursprünglich blonden Haare waren magentarot gefärbt, Ton in Ton mit ihrer Weste. War das Absicht? Und dafür opferte eine Blondine ihr Blond? Sina kam sich trotz der wenigen Jahre Altersunterschied auf einmal sehr erwachsen vor.

»Hallo, grüß dich! Na, alles klar?« Dany sprach laut und betont burschikos, sowie die Kamera lief. Sie inszeniert sich, dachte Sina, der plötzlich bewusst wurde, was sie eigentlich längst wusste. Dass dies hier ein Wettkampf war, in dem es galt, so gut wie möglich auszusehen. Und die Konkurrenz auszustechen. Dany setzte das bereits um.

Bart warf ihnen eine Speisekarte zu, und Dany fing sie im Fluge, ehe Sina reagieren konnte. Der schwere braune Kunstledereinband war einer der konventionellen Sorte. Als Sina den Namenszug auf der ersten Seite las, hätte sie beinahe laut gelacht: Der Seestern, ausgerechnet! Den Laden kannte sie ebenso gut wie seinen Wirt und Chefkoch Renko Heidergott. Ihrer Meinung nach war der Seestern eine reine Touristen-Abfüllstation, deren kulinarisches Konzept mehr als dreißig Jahre zurückreichte; die Karte wurde dominiert von Fisch und deftigen Schnitzelvariationen. Das war doch kein Gegner für Beas Veggie-Paradies, in dem innovativ und nach neuesten Erkenntnissen gekocht wurde! Ach ja, und lecker außerdem. Gegen solche Konkurrenten musste doch sogar ein Sieg drin sein!

Sie diskutierten die Karte nach Angebot und Erscheinungsbild, suchten die interessant klingende Angebote heraus, die sie eventuell bestellen wollten. Am Ende drückte ihnen Bart zwei Schnapsgläser in die Hand – und zündete deren Inhalt an. »Kennt ihr denn auch den Spruch dazu?«, fragte er.

»Keine Ahnung!« Sina zuckte ratlos mit den Schultern.

»Aber sicher! Na klar!« Dany warf sich in die spärliche Brust: »Wie Irrlicht im Moor / flackert’s empor / lösch aus, trink aus, genieße leise / auf echte Friesenweise / dem Friesen zur Ehr’ / vom Friesengeist mehr.« Dann löschte sie die Flammen über ihrem Glas mit der flachen Hand und grinste Sina triumphierend an.

Die benutzte zum Löschen das kleine Kupferpfännchen, das Bart ihr reichte, und würgte den Schnaps tapfer herunter. Na warte, bitch, dachte sie dabei und fixierte Dany aus zusammengekniffenen Augen, dir werde ich es zeigen!

Zum Abschied schüttelten sich alle freundlich die Hand.