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© 2021 Fischer, Bernd

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Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783750446526

Wer Lob opfert,

verherrlicht mich,

und wer seinen Weg einrichtet,

ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen.

(Ps 50,23)

Siehe, der HERR hat eine Kunde erschallen lassen

zum Ende der Erde hin:

Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt …

(Jes 62,11)

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Erwählung Israels
  2. Die Bedeutung des Opfers für Gott und Menschen
  3. Der Gerechte
  4. Die Abkehr Israels vom HERRN und deren Folgen
  5. Die Notwendigkeit des Heilshandelns des HERRN
  6. Der Messias
  7. Der Neue Bund des HERRN mit dem Volk Israel
  8. Das zukünftige Wirken des HERRN zur Herrlichkeit Israels

Die Bücher des Tanach und verwendete Abkürzungen

Das erste Buch Mose (Bereschit, Genesis) 1. Mo
Das zweite Buch Mose (Schemot, Exodus) 2. Mo
Das dritte Buch Mose (Wajjiqra, Leviticus) 3. Mo
Das vierte Buch Mose (Bemidbar, Numeri) 4. Mo
Das fünfte Mose (Devarim, Deuteronomium) 5. Mo
Das Buch Josua (Jehoschua) Jos
Das Buch der Richter (Schoftim) Ri
Das erste Buch Samuel (Schemuel I) 1. Sam
Das zweite Buch Samuel (Schemuel II) 2. Sam
Das erste Buch der Könige (Melachim I) 1. Kön
Das zweite Buch der Könige (Melachim II) 2. Kön
Der Prophet Jesaja (Jeschajahu) Jes
Der Prophet Jeremia (Jirmejahu) Jer
Der Prophet Hesekiel od. Ezechiel (Jechesqel) Hes
Der Prophet Hosea (Hoschea) Hos
Der Prophet Joel
Der Prophet Amos
Der Prophet Obadja (Ovadja)
Der Prophet Jona
Der Prophet Micha
Der Prophet Nahum (Nachum)
Der Prophet Habakuk (Chavaqquq)
Der Prophet Zephanja (Zefanja) Zeph
Der Prophet Haggai (Chaggai)
Der Prophet Sacharja (Secharja) Sach
Der Prophet Maleachi (Malachi) Mal
Die Psalmen (Sefer Tehillim) Ps
Die Sprüche (Mischle) Spr
Das Buch Hiob (Ijov)
Das Hohelied (Schir ha-Schirim) Hld
Das Buch Ruth (Rut)
Die Klagelieder (Echa) Klgl
Der Prediger (Qohelet) Pred
Das Buch Esther Est
Der Prophet Daniel (Danijel) Dan
Das Buch Esra
Das Buch Nehemia (Nechemja) Neh
Das erste Buch der Chronika (Divre ha-Jamim) 1. Chr
Das zweite Buch der Chronika (Divre ha-Jamim) 2. Chr

Vorwort

Mit der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 vollzog sich eine entscheidende Wende im Schicksal des jüdischen Volkes. Die Voraussetzung für die von den Propheten vorhergesagte Rückführung in das den Vätern vom HERRN zugesagte Land war nun gegeben. Der Staat Israel hat trotz erheblicher Widerstände eine nicht geahnte Entwicklung genommen, die nur durch den Beistand des Gottes der Väter zu erklären ist. Dieser hält Sein Wort aufrecht, wie Er es bisher stets getan hat. Das gibt die Zuversicht, Seinem Wort völlig zu vertrauen.

Die Bücher des Tanach1 legen in ihrer Zusammenschau das Heilshandeln des HERRN in allen seinen Facetten plausibel dar.

Hierbei nimmt die prophetische Schau des leidenden und als König in Herrlichkeit herrschenden Messias eine zentrale Stelle ein.

Es ist nicht immer leicht, die Harmonie scheinbar gegenläufiger Linien im Tanach zu erkennen. Doch bei Beachtung des Gesamtzusammenhanges und der Ausrichtung des Geistes der Propheten zeigen sich Fixpunkte, an Hand derer es möglich wird, eine widerspruchsfreie und plausible Verknüpfung zu finden. Dabei bleiben natürlich manche Fragen offen. Das Wort des HERRN ist für das Herz und den Verstand stets eine Herausforderung, die deren Grenzen aufzeigt. Beim Durchforschen aber wird sich die Erkenntnis mehren (Dan 12,4).

Herz und Verstand müssen als Werkzeuge beim Sinnen über das Wort des HERRN geheiligt sein. Dann kann der Geist des HERRN zur Erkenntnis leiten.

Ein Leben in der Gleichgültigkeit gegenüber dem HERRN und das Zulassen von Unlauterkeit im persönlichen Leben erschweren bzw. verhindern die Erkenntnis.

Der HERR belebt den Geist und das Herz dessen, der sich vor Ihm demütigt.

Den HERRN zu finden und Ihm zu folgen, sollte der Wunsch eines jeden sein, der aus Seinem Wort Erkenntnis und Weisheit sucht.

Der HERR führte die Menschheit und insbesondere Israel durch die Zunahme des Umfanges Seines Wortes zu einer fortschreitenden Erkenntnis. Dabei baute das Neue auf dem Vorhergehenden auf und wäre ohne diesen Zusammenhang nicht eingängig. Dieser Entwicklung der Offenbarung des HERRN wird in dem vorliegenden Buch weitgehend gefolgt. Darum sollte die Reihenfolge der Kapitel beim Lesen unbedingt eingehalten werden. So beinhalten die ersten drei Kapitel grundlegende Aussagen der Torah.

Wegen der Komplexität des Stoffes werden die Elemente von mehreren Seiten beleuchtet und in unterschiedlichen Zusammenhängen dargestellt, so dass Wiederholungen bestimmter Aussagen unvermeidlich sind. Grundlage dafür sind die Bücher des Tanach, aus denen reichlich zitiert wird.

Die Vorschriften des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter und erleuchtet die Augen.“ (Ps 19,8.9)

Der Name Gottes wird in Anlehnung an dessen Übertragung in späteren Ausgaben der Septuaginta, die griechische Übersetzung aus dem 2. Jh. v. Chr., und in Übereinstimmung mit der zitierten Elberfelder Übersetzung der Heiligen Schrift2, mit „HERR“ angegeben.

Jüdische Autoren und auch Übersetzer wie Dr. Leopold Zunz, aus dessen Übersetzung3 vereinzelt zitiert wird, übertragen den Namen Gottes sinnentsprechend mit „Ewiger“. Denn als der Ewige offenbarte Er Sich Mose.

Er ist aber auch der Unveränderliche.

Der Ausdruck „HERR“ beinhaltet diese Aspekte.


1 Der Tanach, die hebr. Bibel, besteht aus der Torah (die 5 Bücher Mose), den Nevi’im (die Propheten) und den Ketuvim (die Schriften).

2 Überarbeitete Elberfelder Übersetzung, Die Heilige Schrift aus dem Grundtext übersetzt, Hückeswagen (CSV) 3. Auflage, 2009. Die Anmerkungen zum Text wurden nur ausnahmsweise übernommen und nicht extra als solche gekennzeichnet.

3 L. Zunz, Die vierundzwanzig Bücher der Heiligen Schrift, Basel (Victor Goldschmidt Verlag) 1995.

4 Wörtlich: dass ich, ich er (o. derselbe) bin (d. h. der unveränderlich in Sich Bestehende; vgl. Jes 43,10.13; 46,4; 48,12; 2. Sam 7,28; 2. Kön 19,15; 1. Chr 17,26; 2. Chr 20,6; Ps 102,28).

1. Die Erwählung Israels

1.1 Der Bund des HERRN mit Abraham

Nach der Sintflut ermöglichte Gott der Menschheit einen Neubeginn unter Seiner Gnade. Doch die Linie derer, die bis dahin den Namen des HERRN angerufen hatten, ausgehend von Abel, Seth und Enos5, verlief sich allmählich. Es wird noch eine Zeit lang einige Diener des HERRN, die Seinen Namen anriefen, gegeben haben, wie Melchisedek6, den König von Salem. Sehr bald aber offenbarte sich das sündige Wesen des Menschen dem HERRN gegenüber erneut in Autonomie und Opposition. Die Gründung von Babel und der geplante Turm, dessen Spitze an den Himmel reichen sollte, waren Bemühungen, ein Zentrum für eigenmächtiges Planen und Handeln zu schaffen.

Die vertrauensvolle Beziehung zu Gott und das Wissen über Ihn gingen zunehmend verloren. An deren Stelle trat der Götzendienst. In Ur im Zweistromland entwickelte sich eine florierende Metropole.

Aus diesem Umfeld und seiner Verwandtschaft rief der HERR Abraham7 heraus, um ihn und in ihm die ganze Menschheit zu segnen.

Abraham sollte nun ein Gebiet des Wohlstandes verlassen, den Schutz und den Vorteil der sozialen Gemeinschaft der Familie aufgeben, die Entbehrungen einer langen, ungewissen Reise auf sich nehmen und in ein unbekanntes Land ziehen.

Die Zuwendung des HERRN berührte Abrahams Herz. Er folgte Ihm und gewann Zutrauen. Nach einem Zwischenaufenthalt in Haran, wo sein Vater starb, war er bereit, auch seine Verwandtschaft zu verlassen, um in das Land zu ziehen, das der HERR ihm gezeigt hatte.

Um den Segen des HERRN zu erhalten, war es nötig, Ihm zu glauben.

Mit der liebevollen Erwählung Abrahams begann der Weg des HERRN mit Israel.

Im Land Kanaan führte Abraham die Linie derer weiter, die sich dem HERRN zuwandten und Ihn anriefen. An mehreren Orten baute er dem HERRN Altäre. Auch er hatte erkannt, dass ein von der Sünde befleckter Mensch Gottes Wohlgefallen nur auf der Grundlage einer Opfergabe, die den Aspekt der Sühnung beinhaltet, erlangen kann.8 In diesem Bewusstsein wandelte er mit dem HERRN. Sein Glaube wuchs.

Als der HERR ihm angesichts seiner bis ins hohe Alter kinderlosen Ehe einen Sohn und eine unzählbare Nachkommenschaft verhieß, glaubte er Ihm. Diesen Glauben rechnete der HERR ihm zur Gerechtigkeit.

An diesem Tag schloss der HERR mit Abraham einen Bund, in dem Er bekräftigte, dass Abraham und seine Nachkommen das Land Kanaan besitzen werden. Er hatte dabei keine Bedingungen zu erfüllen. Allein der HERR nahm die Verpflichtung auf sich. Davon zeugte die zwischen den zerteilten Tieren hindurchfahrende Feuerflamme, während Abraham sich abseits befand.10

Im 99. Lebensjahr erhielt er die Zusage, dass der HERR, Gott, der Allmächtige, ihn zum Vater einer Menge Nationen machen und den Bund als einen ewigen Bund mit Ihm und – über Isaak – mit dessen Nachkommen errichten wird. Sie alle sollten das Land Kanaan besitzen und der HERR wollte ihr Gott sein.

den er geschlossen hat mit Abraham, und seines Eides, den er Isaak geschworen hat.

Und er stellte ihn Jakob zur Satzung, Israel zum ewigen Bund …“ (Ps 105,8-10)

Das Zeichen des Bundes wurde die Beschneidung.

Nicht allein die Abstammung, sondern erst das individuelle Eintreten in diesen Bund brachte die Nachkommen Isaaks unter den Segen des HERRN. Die Beschneidung beinhaltet eine tiefe Symbolik. Sie weist u. a. auf Gottes gerechtes Urteil über den Samen des Mannes, der das Bild und Gleichnis des in Sünde gefallenen Adams weitergibt.11

Doch erst der Glaube, der in einem beschnittenen Herzen wurzelt, macht zu Abrahams wahrem Nachkommen.

In einer Gerichtsankündigung des HERRN wird das am Herzen unbeschnittene Haus Israel den unbeschnittenen Nationen gleichgestellt.

Die Gerechtigkeit aus Glauben, wie sie Abraham zugerechnet wurde, ist ein wesentliches Element in der Beziehung zwischen dem HERRN und Abrahams Nachkommenschaft, die unter den ewigen Segnungen dieses Bundes steht.12

Nachdem Abraham die Prüfung seines Glaubens durch die befohlene Opferung Isaaks in hervorragender Weise bestanden hatte, unterlegte der HERR die Segensverheißungen mit einem Eid.

Der mit einem Eid bekräftigte Bund mit Abraham ist die unverbrüchliche Garantie des HERRN, dass Er Israel – und durch dieses die Nationen – an das verheißene Ziel bringen wird.

Wie der HERR den Bund über Isaak und Jakob in gnädiger Zuwendung weiter fortführte, zeigen die folgenden Stellen.

1.2 Der Bund des HERRN mit Israel am Sinai

Die Gabe des Gesetzes

Nachdem der HERR die Kinder Israel aus Ägypten erlöst hatte, stellte Er sie am Sinai vor eine weitreichende Entscheidung.

Der HERR wollte dieses Volk zu einem Königreich von Priestern unter Seiner Regierung machen und es in Seiner Liebe reich beschenken. Durch Israel sollten alle Nationen gesegnet werden und die Herrlichkeit des HERRN kennenlernen.15 Daher musste es geheiligt sein, d. h. abgesondert von allen Völkern und ihren Göttern leben und allein dem HERRN dienen. Um das zu erreichen war es unumgänglich, Seinem Wort zu gehorchen und Seinen Willen umzusetzen. Dazu wollte der HERR mit Israel in einen Bund treten.

Im Gegensatz zum Bund mit Abraham, für den allein der HERR bürgte, übernahm am Sinai auch das Volk Verpflichtungen.

Der Wunsch, dem HERRN zu folgen, war offensichtlich vorhanden. Hätten aber die Israeliten nicht angesichts ihrer eigenen Vergangenheit und der bisherigen Menschheitsgeschichte demütig und gebeugt vor dem HERRN stehen sollen, anstatt Ihm in dieser Selbstsicherheit zu antworten? Wäre Er ihnen dann nicht wie bisher in Seiner Gnade begegnet?

Denn seit dem Auszug aus Ägypten gab es bereits mehrfach Aufruhr und verbale Angriffe auf Mose. Auch wurde der gebotene Umgang mit dem Manna in Bezug auf den Sabbat von etlichen aus dem Volk nicht beachtet. Das gewaltige Handeln des HERRN bei der Befreiung aus Ägypten und Seine stete Hilfe in der Mühsal der Wüste schienen vor jeder neuen Herausforderung vergessen zu sein.

Dessen ungeachtet bezeugte das Volk viermal, alle Worte des HERRN tun und Ihm gehorchen zu wollen.16 Das führte zu einer Konsequenz, die in ihrer Tragweite sicher nicht gesehen wurde. Denn nachdem sich das Volk vom HERRN abgewandt hatte, kam es unter Sein Gericht.

Der HERR tat nun das Gesetz kund.

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft.

Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen noch irgendein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und an der vierten Generation derer, die mich hassen; und der Güte erweist auf Tausende hin an denen, die mich lieben und meine Gebote halten.

Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen; denn der HERR wird den nicht für schuldlos halten, der seinen Namen zu Eitlem ausspricht.

Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen. Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun; aber der siebte Tag ist Sabbat dem HERRN, deinem Gott: Du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und dein Fremder, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.

Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage verlängert werden in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt.

Du sollst nicht töten.

Du sollst nicht ehebrechen.

Du sollst nicht stehlen.

Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten.

Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten; du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch alles, was dein Nächster hat.“ (2. Mo 20,1-17)

Die Anwesenheit des HERRN bei der Mitteilung des Gesetzes äußerte sich durch ein machtvolles und furchterregendes Geschehen.

(2. Mo 20,18-21)

Große Furcht kam über sie. Angesichts der Herrlichkeit und Größe des HERRN wurde ihnen ihr irdischer und schwacher Zustand bewusst. Mose sollte zwischen dem HERRN und ihnen stehen.

Vor dem Einzug in das verheißene Land erinnerte Mose die Israeliten noch einmal an diese Situation.

Die Furcht des HERRN, die hier auf den Israeliten lag, und ihr Vorsatz, Seine Worte zu halten, sollten einen tiefen Eindruck in ihren Herzen hinterlassen.

Nach der Darbringung von Brand- und Friedensopfern wurden der Altar und das Volk mit Blut besprengt, wodurch dann der Bund geschlossen wurde.

Die Opfer führten zur Sühnung und in die Gemeinschaft mit dem HERRN. Sie ermöglichten erst den Bundesschluss mit einem von der Sünde geprägten Volk17.

Die Israeliten kamen anschließend durch die Besprengung unter das Blut des Bundes. Das eröffnete ihnen den Zugang zu den im Bund zugesagten Segnungen des HERRN, stellte sie aber auch unter die Verantwortung, das Gesetz zu halten.

Die Stellung Israels zum HERRN und der Genuss Seiner Segnungen waren von nun an vom Beachten des Gesetzes abhängig.

Das aber wurde vom Volk bereits vor Erhalt der Gesetzestafeln mit der Anbetung des Goldenen Kalbes gebrochen. Damit kam es unter das Vernichtungsurteil des HERRN.

Das war Bestandteil des Bundes, den sie gerade mit dem HERRN eingegangen waren.

In den Ebenen Moabs wies Mose die nächste Generation u. a. mit folgenden Worten eindringlich darauf hin.

Die Fortführung des Bundes unter der Gnade des HERRN nach der Fürsprache Moses

Nur Moses intensives und selbstloses Flehen unter Berufung auf den Bund mit den Vätern und die Ehre Seines Namens ließen den HERRN von der Auslöschung der Stämme Israels abstehen.

Mose bat den HERRN für das Volk um Vergebung und war bereit, sein Leben für dessen weitere Existenz zu geben.

Sein inständiges Bitten fand Erhörung. Der HERR ließ das Volk weiterziehen, nachdem Er es gestraft hatte. Wer aber in seiner Sünde verharrte, konnte vor Ihm nicht bestehen.

Es gab solche, die zum HERRN umkehrten. Sie fanden bei Mose einen Ort, der vom verdorbenen Zustand des Lagers getrennt war. Dort redete der HERR mit Mose.

Später bat Mose den HERRN um Seine gnädige Zuwendung für den weiteren Weg.

Und der HERR sprach zu Mose: Auch dies, was du gesagt hast, werde ich tun; denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen. Und er sprach: Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen! Und der HERR sprach: Ich werde alle meine Güte vor deinem Angesicht vorübergehen lassen und werde den Namen des HERRN vor dir ausrufen; und ich werde begnadigen, wen ich begnadigen werde, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen werde.“

(2. Mo 33,12-19)

Das Eintreten Moses als Fürsprecher vor dem HERRN war eine notwendige Bedingung für die weitere Existenz des zwölfstämmigen Volkes und den Empfang der Zusagen des HERRN. Von daher wird auch die Bedeutung des Propheten gleich Mose verständlich, den der HERR später verhieß.20

Der HERR stand weiter zu Seiner Bundesverpflichtung am Sinai. Er wird zwar den Schuldigen nicht für schuldlos halten und Ungerechtigkeit ahnden. Aber Er offenbarte auch die Größe Seiner Barmherzigkeit, Gnade, Langmut, Güte, Wahrheit und Vergebungsbereitschaft.

So standen nun neben dem Gesetz die Gnade und Barmherzigkeit des HERRN. Das ging weit über den Bund des Gesetzes hinaus.

Es war Ausdruck des gnädigen Handelns des HERRN, dass die zweiten Gesetzestafeln sofort in eine Lade kamen und später in die Bundeslade gelegt wurden.21 Auf dem Deckel der Bundeslade befand sich das Blut, das am Versöhnungstag dorthin gesprengt wurde. Es sühnte die Vergehungen Israels bezüglich des Gesetzes vor den Augen des zwischen den Cherubim über der Bundeslade thronenden HERRN.22

Der Eintritt der Israeliten in den Bund des HERRN im Land Moab

Nach dem vierzigjährigen Umherziehen in der Wüste wurden diejenigen, die beim Bundesschluss am Sinai noch unmündig waren, detailliert mit dem Inhalt des Bundes und dessen Bedeutung für das Leben im Land Kanaan bekannt gemacht.

Die Liebe des HERRN zu Israel und Seine mit einem Eid bekräftigten Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob waren die Grundlage für Israels Erlösung aus Ägypten.

Die den Vätern gegebenen Verheißungen sollten jedoch nur denen zuteil werden, die in Liebe und Gehorsam die Anordnungen des HERRN umsetzten.

Und es wird geschehen: Dafür, dass ihr diesen Rechten gehorcht und sie haltet und sie tut, wird der HERR, dein Gott, dir den Bund und die Güte bewahren, die er deinen Vätern geschworen hat …“ (5. Mo 7,9-12)

Das Halten des ganzen Gebotes wäre ihre Gerechtigkeit.

Die Furcht des HERRN und die Liebe zu Ihm sollten sich im Halten der Gebote ausdrücken. Das würde zum Wohlergehen des Volkes führen.

Auch die siegreiche Einnahme des verheißenen Landes und den segensreichen Aufenthalt darin hatte der HERR mit dem Halten der Gebote verbunden.

Den HERRN zu lieben und Seine Satzungen, Rechte und Gebote zu beachten, stellte Mose dem Volk in den ersten elf Kapiteln des 5. Buches eindringlich vor. Im 28. Kapitel finden sich der Segen, der dem Halten, und der Fluch, der dem Missachten der Gebote des HERRN folgen wird.

In Kapitel 29 tritt Israel in den Bund und den Eidschwur des HERRN.

(5. Mo 29,9.11-14)

Nach allem, was bisher vorgefallen war und angesichts des schwachen Zustandes bestätigte der HERR Israel als Sein Volk.

Doch derjenige, der sich vom HERRN abwandte, käme unter den Fluch des Bundes.

(5. Mo 29,17-20)

Mose wies allerdings auch darauf hin, dass Israel als Volk dem Bund nicht treu bleiben würde.

Aber in Seiner Liebe, Barmherzigkeit und Langmut trug der HERR das Volk über viele Generationen.

So konnte Israel bereits das Eingehen in das Land Kanaan nicht der eigenen Gerechtigkeit zuschreiben, da es diese nicht zu erlangen vermochte. Schon in 5. Mose 9,4-6 heißt es vorausschauend:

Aufgrund des Ungehorsams gelang es Israel lange Zeit nicht, das ganze Land einzunehmen.

Ernstlich bezeugte Mose, dass nach der Abkehr vom HERRN und der Hinwendung zum Götzendienst der angekündigte Fluch über Israel kommen werde. Das Land werde verdorben und Israel herausgerissen werden.