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© 2021 Fischer, Bernd
Hintergrund Cover: Siro 46/Stock.adobe.com
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783750446526
Wer Lob opfert,
und wer seinen Weg einrichtet,
ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen.
(Ps 50,23)
Siehe, der HERR hat eine Kunde erschallen lassen
Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt …
(Jes 62,11)
Inhaltsverzeichnis
- Die Bücher des Tanach und verwendete Abkürzungen
- Vorwort
- Die Erwählung Israels
- 1.1 Der Bund des HERRN mit Abraham
- 1.2 Der Bund des HERRN mit Israel am Sinai
- 1. Exkurs: Die Herzensstellung entscheidet über Leben und Tod
- Die Bedeutung des Opfers für Gott und Menschen
- 2.1 Der Ursprung und die Notwendigkeit des sühnenden Opfers
- 2.2 Opfergaben in der Zeit vor dem Gesetz
- 2.3 Wichtige Anordnungen des HERRN über die Opfer
- 2.4 Das Blut tut Sühnung
- 2.5 Voraussetzungen für die wohlgefällige Annahme des Opfers
- 2.6 Sühnung und Vergebung
- 2.7 Gibt es einen Ersatz für das Opferprinzip?
- 2.8 Der hinweisende Charakter des Opferdienstes
- 2.9 Davids Gebet in Psalm 51
- Der Gerechte
- 3.1 Ursprung, Inhalt und Bedeutung von Gerechtigkeit
- 3.2 Der gerechte HERR erwartet von Seinem Volk Gerechtigkeit
- 3.3 Die menschliche Unvollkommenheit im Halten des Gesetzes
- 3.4 Der Weg des Gerechten
- 3.5 Unterschiedliche Aspekte der Gerechtigkeit
- 3.6 Die Beschreibung des Gerechten in den Psalmen
- 3.7 Die Gerechtigkeit des Messias
- 3.8 Das zukünftige Wirken des HERRN zur Gerechtigkeit
- 3.9 Ohne ein wohlgefälliges Opfer gibt es keine Rechtfertigung
- Die Abkehr Israels vom HERRN und deren Folgen
- 4.1 Die Widerspenstigkeit Israels und der Abfall vom HERRN
- 4.2 Die Wegführung der 12 Stämme unter die Nationen
- 4.2.1 Die Warnungen vor dem Fluch wegen des Ungehorsams
- 4.2.2 Die Beschreibung der Auswirkungen des Fluches
- 4.2.3 Die Vorhersagen des Eintreffens des Fluches
- 4.2.4 Die liebevolle und werbende Zuwendung des HERRN
- 4.2.5 Die Wegführung
- 4.3 Die vorübergehende Präsenz des Stammes Juda in Kanaan
- 4.4 Israels notvoller Zustand vor der Errettung am Ende der Tage
- Die Notwendigkeit des Heilshandelns des HERRN
- 5.1 Satan, der Widersacher des Menschen
- 5.2 Der Same der Frau
- 5.3 Die Verpflichtung des HERRN im Bund mit Abraham
- 5.4 Der Bund vom Sinai brachte Israel unter den Zorn des HERRN
- 5.5 Die Begrenztheit Moses
- 5.6 Der Niedergang unter dem auserwählten Volk
- 5.7 Das Wesen und Schicksal des Menschen unter der Sünde
- 5.8 Die rechtliche Voraussetzung der Sündenvergebung
- 5.9 Der Tod
- 5.10 Das Gesetz der Blutschuld
- Der Messias
- 6.1 Auswahl prophetischer Hinweise auf den Messias
- 6.2 Der Knecht des HERRN im Buch Jesaja
- 6.2.1 Die Identifizierung des Knechtes
- 6.2.2 Die zeitliche Einordnung der Prophezeiungen vom Knecht
- 6.3 Der leidende Messias
- 2. Exkurs: Der sichtbare und der verborgenen Aspekt des Leidens
- 3. Exkurs: Verachtung und Anfeindung des Gerechten in Israel
- 6.3.1 Der von Israel verworfene Messias
- 6.3.2 Der das Opfer stellende und von Gott geschlagene Messias
- 4. Exkurs: Umschreibungen für Gericht und Tod
- 6.4 Vom verworfenen zum herrschenden Messias
- 6.5 Im Messias begegnet der HERR Seinem Volk
- 6.5.1 Der Ursprung des Messias
- 6.5.2 Die Vater-Sohn-Beziehung
- 6.5.3 Sohn des HERRN und Sohn des Menschen
- 5. Exkurs: Das Kommen des Messias
- 6.5.4 Der vom Himmel kommende Herrscher
- 6.5.5 Der Erlöser
- 6.5.6 Der Richter
- 6.5.7 Der Hirte
- 6.5.8 Der König
- 6.5.9 Der Thron des HERRN im Friedensreich
- 6. Exkurs: Der Engel des HERRN
- 6.5.10 Prophetische Bilder, Titel und Namen des Messias
- 6.5.11 Abschließender Überblick
- Der Neue Bund des HERRN mit dem Volk Israel
- 7.1 Das Wirken des HERRN beim Errichten des Neuen Bundes
- 7.2 Die dem HERRN Zugewandten haben Anteil am Neuen Bund
- 7.3 Kernzitate zum Neuen Bund
- 7.4 Israel unter dem Sinai-Bund und dem Neuen Bund
- 7.5 Der Heilsweg unter den beiden Bündnissen
- 7.6 Die im Glauben leben, gelangen zum Heil
- 7.7 Die Zeit vom Vergießen des Blutes bis zum Bundesschluss
- 7.8 Die Beziehung der Glaubenden zum HERRN in der Gegenwart
- Das zukünftige Wirken des HERRN zur Herrlichkeit Israels
- 8.1 Die gnädige Herabneigung des HERRN
- 8.2 Aspekte der Rettung und Erneuerung des HERRN
- 8.3 Das Heil Israels bringt auch den Nationen Segen
- 8.4 Die „Ich werde“- Zusagen des HERRN
- 8.5 Abschluss
Die Bücher des Tanach und verwendete Abkürzungen
Das erste Buch Mose (Bereschit, Genesis) |
1. Mo |
Das zweite Buch Mose (Schemot, Exodus) |
2. Mo |
Das dritte Buch Mose (Wajjiqra, Leviticus) |
3. Mo |
Das vierte Buch Mose (Bemidbar, Numeri) |
4. Mo |
Das fünfte Mose (Devarim, Deuteronomium) |
5. Mo |
Das Buch Josua (Jehoschua) |
Jos |
Das Buch der Richter (Schoftim) |
Ri |
Das erste Buch Samuel (Schemuel I) |
1. Sam |
Das zweite Buch Samuel (Schemuel II) |
2. Sam |
Das erste Buch der Könige (Melachim I) |
1. Kön |
Das zweite Buch der Könige (Melachim II) |
2. Kön |
Der Prophet Jesaja (Jeschajahu) |
Jes |
Der Prophet Jeremia (Jirmejahu) |
Jer |
Der Prophet Hesekiel od. Ezechiel (Jechesqel) |
Hes |
Der Prophet Hosea (Hoschea) |
Hos |
Der Prophet Joel |
|
Der Prophet Amos |
|
Der Prophet Obadja (Ovadja) |
|
Der Prophet Jona |
|
Der Prophet Micha |
|
Der Prophet Nahum (Nachum) |
|
Der Prophet Habakuk (Chavaqquq) |
|
Der Prophet Zephanja (Zefanja) |
Zeph |
Der Prophet Haggai (Chaggai) |
|
Der Prophet Sacharja (Secharja) |
Sach |
Der Prophet Maleachi (Malachi) |
Mal |
Die Psalmen (Sefer Tehillim) |
Ps |
Die Sprüche (Mischle) |
Spr |
Das Buch Hiob (Ijov) |
|
Das Hohelied (Schir ha-Schirim) |
Hld |
Das Buch Ruth (Rut) |
|
Die Klagelieder (Echa) |
Klgl |
Der Prediger (Qohelet) |
Pred |
Das Buch Esther |
Est |
Der Prophet Daniel (Danijel) |
Dan |
Das Buch Esra |
|
Das Buch Nehemia (Nechemja) |
Neh |
Das erste Buch der Chronika (Divre ha-Jamim) |
1. Chr |
Das zweite Buch der Chronika (Divre ha-Jamim) |
2. Chr |
Vorwort
Mit der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 vollzog sich eine entscheidende Wende im Schicksal des jüdischen Volkes. Die Voraussetzung für die von den Propheten vorhergesagte Rückführung in das den Vätern vom HERRN zugesagte Land war nun gegeben. Der Staat Israel hat trotz erheblicher Widerstände eine nicht geahnte Entwicklung genommen, die nur durch den Beistand des Gottes der Väter zu erklären ist. Dieser hält Sein Wort aufrecht, wie Er es bisher stets getan hat. Das gibt die Zuversicht, Seinem Wort völlig zu vertrauen.
Die Bücher des Tanach1 legen in ihrer Zusammenschau das Heilshandeln des HERRN in allen seinen Facetten plausibel dar.
- „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und alles Recht deiner Gerechtigkeit währt ewig.“ (Ps 119,160)
Hierbei nimmt die prophetische Schau des leidenden und als König in Herrlichkeit herrschenden Messias eine zentrale Stelle ein.
Es ist nicht immer leicht, die Harmonie scheinbar gegenläufiger Linien im Tanach zu erkennen. Doch bei Beachtung des Gesamtzusammenhanges und der Ausrichtung des Geistes der Propheten zeigen sich Fixpunkte, an Hand derer es möglich wird, eine widerspruchsfreie und plausible Verknüpfung zu finden. Dabei bleiben natürlich manche Fragen offen. Das Wort des HERRN ist für das Herz und den Verstand stets eine Herausforderung, die deren Grenzen aufzeigt. Beim Durchforschen aber wird sich die Erkenntnis mehren (Dan 12,4).
Herz und Verstand müssen als Werkzeuge beim Sinnen über das Wort des HERRN geheiligt sein. Dann kann der Geist des HERRN zur Erkenntnis leiten.
Ein Leben in der Gleichgültigkeit gegenüber dem HERRN und das Zulassen von Unlauterkeit im persönlichen Leben erschweren bzw. verhindern die Erkenntnis.
- „Und zum Menschen sprach er: Siehe, die Furcht des Herrn ist Weisheit, und vom Bösen weichen ist Verstand.“ (Hiob 28,28)
Der HERR belebt den Geist und das Herz dessen, der sich vor Ihm demütigt.
- „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.“ (Jes 57,15)
Den HERRN zu finden und Ihm zu folgen, sollte der Wunsch eines jeden sein, der aus Seinem Wort Erkenntnis und Weisheit sucht.
- „Mit meinem ganzen Herzen habe ich dich gesucht: Lass mich nicht abirren von deinen Geboten!“ (Ps 119,10)
Der HERR führte die Menschheit und insbesondere Israel durch die Zunahme des Umfanges Seines Wortes zu einer fortschreitenden Erkenntnis. Dabei baute das Neue auf dem Vorhergehenden auf und wäre ohne diesen Zusammenhang nicht eingängig. Dieser Entwicklung der Offenbarung des HERRN wird in dem vorliegenden Buch weitgehend gefolgt. Darum sollte die Reihenfolge der Kapitel beim Lesen unbedingt eingehalten werden. So beinhalten die ersten drei Kapitel grundlegende Aussagen der Torah.
Wegen der Komplexität des Stoffes werden die Elemente von mehreren Seiten beleuchtet und in unterschiedlichen Zusammenhängen dargestellt, so dass Wiederholungen bestimmter Aussagen unvermeidlich sind. Grundlage dafür sind die Bücher des Tanach, aus denen reichlich zitiert wird.
- „Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig und macht weise den Einfältigen.
Die Vorschriften des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter und erleuchtet die Augen.“ (Ps 19,8.9)
Der Name Gottes wird in Anlehnung an dessen Übertragung in späteren Ausgaben der Septuaginta, die griechische Übersetzung aus dem 2. Jh. v. Chr., und in Übereinstimmung mit der zitierten Elberfelder Übersetzung der Heiligen Schrift2, mit „HERR“ angegeben.
Jüdische Autoren und auch Übersetzer wie Dr. Leopold Zunz, aus dessen Übersetzung3 vereinzelt zitiert wird, übertragen den Namen Gottes sinnentsprechend mit „Ewiger“. Denn als der Ewige offenbarte Er Sich Mose.
- „Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und zu ihnen spreche: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie zu mir sagen werden: Was ist sein Name?, was soll ich zu ihnen sagen? Da sprach Gott zu Mose: ‚Ich bin, der ich bin.‘ Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israel sagen: ‚Ich bin‘ hat mich zu euch gesandt.“ (2. Mo 3,13.14)
Er ist aber auch der Unveränderliche.
- „Seht nun, dass ich bin, der da ist,4 und kein Gott neben mir!“ (5. Mo 32,39)
- „Wer hat es gewirkt und getan? Der die Geschlechter ruft von Anfang an. Ich, der HERR, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe.“ (Jes 41,4)
Der Ausdruck „HERR“ beinhaltet diese Aspekte.
1. Die Erwählung Israels
- „Denn ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott; dich hat der HERR, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolk zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“ (5. Mo 7,6; vgl. 14,2)
- „Glückselig die Nation, deren Gott der HERR ist, das Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat!“ (Ps 33,12)
1.1 Der Bund des HERRN mit Abraham
Nach der Sintflut ermöglichte Gott der Menschheit einen Neubeginn unter Seiner Gnade. Doch die Linie derer, die bis dahin den Namen des HERRN angerufen hatten, ausgehend von Abel, Seth und Enos5, verlief sich allmählich. Es wird noch eine Zeit lang einige Diener des HERRN, die Seinen Namen anriefen, gegeben haben, wie Melchisedek6, den König von Salem. Sehr bald aber offenbarte sich das sündige Wesen des Menschen dem HERRN gegenüber erneut in Autonomie und Opposition. Die Gründung von Babel und der geplante Turm, dessen Spitze an den Himmel reichen sollte, waren Bemühungen, ein Zentrum für eigenmächtiges Planen und Handeln zu schaffen.
Die vertrauensvolle Beziehung zu Gott und das Wissen über Ihn gingen zunehmend verloren. An deren Stelle trat der Götzendienst. In Ur im Zweistromland entwickelte sich eine florierende Metropole.
Aus diesem Umfeld und seiner Verwandtschaft rief der HERR Abraham7 heraus, um ihn und in ihm die ganze Menschheit zu segnen.
- „Eure Väter wohnten vor alters jenseits des Stromes, Tarah, der Vater Abrahams und der Vater Nahors, und sie dienten anderen Göttern. Und ich nahm Abraham, euren Vater, von jenseits des Stromes und ließ ihn durch das ganze Land Kanaan wandern, und ich mehrte seine Nachkommenschaft und gab ihm Isaak.“ (Jos 24,2-3)
- „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde. Und ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen; und du sollst ein Segen sein! Und ich will die segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ (1. Mo 12,1-3)
Abraham sollte nun ein Gebiet des Wohlstandes verlassen, den Schutz und den Vorteil der sozialen Gemeinschaft der Familie aufgeben, die Entbehrungen einer langen, ungewissen Reise auf sich nehmen und in ein unbekanntes Land ziehen.
Die Zuwendung des HERRN berührte Abrahams Herz. Er folgte Ihm und gewann Zutrauen. Nach einem Zwischenaufenthalt in Haran, wo sein Vater starb, war er bereit, auch seine Verwandtschaft zu verlassen, um in das Land zu ziehen, das der HERR ihm gezeigt hatte.
Um den Segen des HERRN zu erhalten, war es nötig, Ihm zu glauben.
Mit der liebevollen Erwählung Abrahams begann der Weg des HERRN mit Israel.
- „Jedoch deinen Vätern hat der HERR sich zugeneigt, sie zu lieben; und er hat euch, ihre Nachkommen nach ihnen, aus allen Völkern erwählt, wie es an diesem Tag ist.“ (5. Mo 10,15)
- „Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkommenschaft Abrahams, meines Freundes; du, den ich von den Enden der Erde ergriffen und von ihren fernsten Gegenden her gerufen habe und zu dem ich sprach: Du bist mein Knecht, ich habe dich erwählt und nicht verschmäht …“ (Jes 41,8.9)
Im Land Kanaan führte Abraham die Linie derer weiter, die sich dem HERRN zuwandten und Ihn anriefen. An mehreren Orten baute er dem HERRN Altäre. Auch er hatte erkannt, dass ein von der Sünde befleckter Mensch Gottes Wohlgefallen nur auf der Grundlage einer Opfergabe, die den Aspekt der Sühnung beinhaltet, erlangen kann.8 In diesem Bewusstsein wandelte er mit dem HERRN. Sein Glaube wuchs.
Als der HERR ihm angesichts seiner bis ins hohe Alter kinderlosen Ehe einen Sohn und eine unzählbare Nachkommenschaft verhieß, glaubte er Ihm. Diesen Glauben rechnete der HERR ihm zur Gerechtigkeit.
- „Und er glaubte9 dem HERRN; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit.“ (1. Mo 15,6)
An diesem Tag schloss der HERR mit Abraham einen Bund, in dem Er bekräftigte, dass Abraham und seine Nachkommen das Land Kanaan besitzen werden. Er hatte dabei keine Bedingungen zu erfüllen. Allein der HERR nahm die Verpflichtung auf sich. Davon zeugte die zwischen den zerteilten Tieren hindurchfahrende Feuerflamme, während Abraham sich abseits befand.10
- „Und er sprach zu ihm: Ich bin der HERR, der dich herausgeführt hat aus Ur in Chaldäa, um dir dieses Land zum Besitz zu geben. Und er sprach: Herr, HERR, woran soll ich erkennen, dass ich es besitzen werde? Da sprach er zu ihm: Hole mir eine dreijährige junge Kuh und eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder und eine Turteltaube und eine junge Taube. Und er holte ihm diese alle und zerteilte sie in der Mitte und legte jede Hälfte der anderen gegenüber; aber das Geflügel zerteilte er nicht. Und die Raubvögel stürzten auf das Fleisch herab; und Abram scheuchte sie weg. Und es geschah, als die Sonne untergehen wollte, da fiel ein tiefer Schlaf auf Abram; und siehe, Schrecken, dichte Finsternis überfiel ihn. Und er sprach zu Abram: Du sollst sicher wissen, dass deine Nachkommen Fremde sein werden in einem Land, das nicht das ihre ist; und sie werden ihnen dienen, und sie werden sie bedrücken vierhundert Jahre. Aber ich werde die Nation auch richten, der sie dienen werden; und danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Und du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden, wirst begraben werden in gutem Alter. Und in der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren; denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll. Und es geschah, als die Sonne untergegangen und dichte Finsternis eingetreten war, siehe da, ein rauchender Ofen und eine Feuerflamme, die zwischen jenen Stücken hindurchfuhr. An diesem Tag schloss der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deiner Nachkommenschaft gebe ich dieses Land vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Euphrat: die Keniter und die Kenisiter und die Kadmoniter und die Hethiter und die Perisiter und die Rephaim und die Amoriter und die Kanaaniter und die Girgasiter und die Jebusiter.“ (1. Mo 15,7-21)
Im 99. Lebensjahr erhielt er die Zusage, dass der HERR, Gott, der Allmächtige, ihn zum Vater einer Menge Nationen machen und den Bund als einen ewigen Bund mit Ihm und – über Isaak – mit dessen Nachkommen errichten wird. Sie alle sollten das Land Kanaan besitzen und der HERR wollte ihr Gott sein.
- „Und Abram war 99 Jahre alt, da erschien der HERR Abram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige; wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen. Und ich will meinen Bund setzen zwischen mir und dir und will dich sehr, sehr mehren. Da fiel Abram auf sein Angesicht, und Gott redete mit ihm und sprach: Ich, siehe, mein Bund ist mit dir, und du wirst zum Vater einer Menge Nationen werden. Und fortan soll dein Name nicht Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn zum Vater einer Menge Nationen habe ich dich gemacht. Und ich werde dich sehr, sehr fruchtbar machen, und ich werde dich zu Nationen machen, und Könige sollen aus dir hervorkommen. Und ich werde meinen Bund errichten zwischen mir und dir und deinen Nachkommen nach dir, nach ihren Generationen, zu einem ewigen Bund, um dein Gott zu sein und deinen Nachkommen nach dir. Und ich werde dir und deinen Nachkommen nach dir das Land deiner Fremdlingschaft geben, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitztum, und ich werde ihr Gott sein.“ (1. Mo 17,1-8)
- „Und Abraham sprach zu Gott: Möge doch Ismael vor dir leben! Und Gott sprach: Doch! Sara, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Isaak geben; und ich werde meinen Bund mit ihm errichten zu einem ewigen Bund für seine Nachkommen nach ihm. Und wegen Ismael habe ich dich erhört: Siehe, ich habe ihn gesegnet und werde ihn fruchtbar machen und ihn sehr, sehr mehren; zwölf Fürsten wird er zeugen, und ich werde ihn zu einer großen Nation machen. Aber meinen Bund werde ich mit Isaak errichten, den Sara dir gebären wird um diese bestimmte Zeit im folgenden Jahr.“ (1. Mo 17,18-21)
- „Er gedenkt ewig seines Bundes – des Wortes, das er geboten hat auf tausend Geschlechter hin –,
den er geschlossen hat mit Abraham, und seines Eides, den er Isaak geschworen hat.
Und er stellte ihn Jakob zur Satzung, Israel zum ewigen Bund …“ (Ps 105,8-10)
Das Zeichen des Bundes wurde die Beschneidung.
- „Und ihr sollt am Fleisch eurer Vorhaut beschnitten werden. Und das soll das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch.“ (1. Mo 17,11)
Nicht allein die Abstammung, sondern erst das individuelle Eintreten in diesen Bund brachte die Nachkommen Isaaks unter den Segen des HERRN. Die Beschneidung beinhaltet eine tiefe Symbolik. Sie weist u. a. auf Gottes gerechtes Urteil über den Samen des Mannes, der das Bild und Gleichnis des in Sünde gefallenen Adams weitergibt.11
Doch erst der Glaube, der in einem beschnittenen Herzen wurzelt, macht zu Abrahams wahrem Nachkommen.
- „Jedoch deinen Vätern hat der HERR sich zugeneigt, sie zu lieben; und er hat euch, ihre Nachkommen nach ihnen, aus allen Völkern erwählt, wie es an diesem Tag ist. So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr!“ (5. Mo 10,15.16)
- „Beschneidet euch für den HERRN und tut die Vorhäute eurer Herzen weg, ihr Männer von Juda und ihr Bewohner von Jerusalem, damit mein Grimm nicht wie ein Feuer ausbreche und unauslöschlich brenne wegen der Bosheit eurer Handlungen.“ (Jer 4,4)
In einer Gerichtsankündigung des HERRN wird das am Herzen unbeschnittene Haus Israel den unbeschnittenen Nationen gleichgestellt.
- „Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da werde ich alle Beschnittenen mit den Unbeschnittenen heimsuchen: Ägypten und Juda und Edom und die Kinder Ammon und Moab und alle mit geschorenen Haarrändern, die in der Wüste wohnen; denn alle Nationen sind unbeschnitten, und das ganze Haus Israel ist unbeschnittenen Herzens.“ (Jer 9,24.25)
Die Gerechtigkeit aus Glauben, wie sie Abraham zugerechnet wurde, ist ein wesentliches Element in der Beziehung zwischen dem HERRN und Abrahams Nachkommenschaft, die unter den ewigen Segnungen dieses Bundes steht.12
Nachdem Abraham die Prüfung seines Glaubens durch die befohlene Opferung Isaaks in hervorragender Weise bestanden hatte, unterlegte der HERR die Segensverheißungen mit einem Eid.
- „Ich schwöre bei mir selbst, spricht der HERR, dass, weil du dies getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen sehr mehren werde, wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist; und deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde besitzen; und in deinem Nachkommen13 werden sich segnen alle Nationen der Erde: weil du meiner Stimme gehorcht hast.“ 14 (1. Mo 22,16-18)
Der mit einem Eid bekräftigte Bund mit Abraham ist die unverbrüchliche Garantie des HERRN, dass Er Israel – und durch dieses die Nationen – an das verheißene Ziel bringen wird.
- „Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen hat, hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharaos, des Königs von Ägypten.“ (5. Mo 7,7.8)
Wie der HERR den Bund über Isaak und Jakob in gnädiger Zuwendung weiter fortführte, zeigen die folgenden Stellen.
- „Und der HERR erschien ihm in jener Nacht und sprach: Ich bin der Gott Abrahams, deines Vaters; fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir, und ich werde dich segnen und deine Nachkommenschaft mehren um Abrahams, meines Knechtes, willen. Und er baute dort einen Altar und rief den Namen des HERRN an; und er schlug dort sein Zelt auf; und die Knechte Isaaks gruben dort einen Brunnen.“ (1. Mo 26,24.25)
- „Und Jakob zog aus von Beerseba und ging nach Haran. Und er gelangte an einen Ort und übernachtete dort; denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen von den Steinen des Ortes und legte ihn an sein Kopfende und legte sich nieder an jenem Ort. Und er träumte: Und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze rührte an den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und siehe, der HERR stand über ihr und sprach: Ich bin der HERR, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, dir will ich es geben und deinen Nachkommen. Und deine Nachkommen sollen wie der Staub der Erde werden, und du wirst dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden; und in dir und in deinen Nachkommen sollen gesegnet werden alle Familien der Erde. Und siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land; denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich zu dir geredet habe.“ (1. Mo 28,10-15)
- „Und es geschah während jener vielen Tage, da starb der König von Ägypten; und die Kinder Israel seufzten wegen des Dienstes und schrien; und ihr Schreien wegen des Dienstes stieg hinauf zu Gott. Und Gott hörte ihr Wehklagen, und Gott gedachte seines Bundes mit Abraham, mit Isaak und mit Jakob; und Gott sah die Kinder Israel, und Gott nahm Kenntnis von ihnen.“ (2. Mo 2,23-25)
1.2 Der Bund des HERRN mit Israel am Sinai
Die Gabe des Gesetzes
Nachdem der HERR die Kinder Israel aus Ägypten erlöst hatte, stellte Er sie am Sinai vor eine weitreichende Entscheidung.
- „Und Mose stieg hinauf zu Gott; und der HERR rief ihm vom Berg zu und sprach: So sollst du zum Haus Jakob sprechen und den Kindern Israel kundtun: Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch auf Adlers Flügeln getragen und euch zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den Kindern Israel reden sollst.“ (2. Mo 19,3-6)
Der HERR wollte dieses Volk zu einem Königreich von Priestern unter Seiner Regierung machen und es in Seiner Liebe reich beschenken. Durch Israel sollten alle Nationen gesegnet werden und die Herrlichkeit des HERRN kennenlernen.15 Daher musste es geheiligt sein, d. h. abgesondert von allen Völkern und ihren Göttern leben und allein dem HERRN dienen. Um das zu erreichen war es unumgänglich, Seinem Wort zu gehorchen und Seinen Willen umzusetzen. Dazu wollte der HERR mit Israel in einen Bund treten.
Im Gegensatz zum Bund mit Abraham, für den allein der HERR bürgte, übernahm am Sinai auch das Volk Verpflichtungen.
- „Und Mose kam und rief die Ältesten des Volkes und legte ihnen alle diese Worte vor, die der HERR ihm geboten hatte. Da antwortete das ganze Volk insgesamt und sprach: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun!“ (2. Mo 19,7.8)
Der Wunsch, dem HERRN zu folgen, war offensichtlich vorhanden. Hätten aber die Israeliten nicht angesichts ihrer eigenen Vergangenheit und der bisherigen Menschheitsgeschichte demütig und gebeugt vor dem HERRN stehen sollen, anstatt Ihm in dieser Selbstsicherheit zu antworten? Wäre Er ihnen dann nicht wie bisher in Seiner Gnade begegnet?
Denn seit dem Auszug aus Ägypten gab es bereits mehrfach Aufruhr und verbale Angriffe auf Mose. Auch wurde der gebotene Umgang mit dem Manna in Bezug auf den Sabbat von etlichen aus dem Volk nicht beachtet. Das gewaltige Handeln des HERRN bei der Befreiung aus Ägypten und Seine stete Hilfe in der Mühsal der Wüste schienen vor jeder neuen Herausforderung vergessen zu sein.
Dessen ungeachtet bezeugte das Volk viermal, alle Worte des HERRN tun und Ihm gehorchen zu wollen.16 Das führte zu einer Konsequenz, die in ihrer Tragweite sicher nicht gesehen wurde. Denn nachdem sich das Volk vom HERRN abgewandt hatte, kam es unter Sein Gericht.
Der HERR tat nun das Gesetz kund.
- „Und Gott redete alle diese Worte und sprach:
Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft.
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen noch irgendein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und an der vierten Generation derer, die mich hassen; und der Güte erweist auf Tausende hin an denen, die mich lieben und meine Gebote halten.
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen; denn der HERR wird den nicht für schuldlos halten, der seinen Namen zu Eitlem ausspricht.
Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen. Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun; aber der siebte Tag ist Sabbat dem HERRN, deinem Gott: Du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und dein Fremder, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage verlängert werden in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten.
Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten; du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch alles, was dein Nächster hat.“ (2. Mo 20,1-17)
Die Anwesenheit des HERRN bei der Mitteilung des Gesetzes äußerte sich durch ein machtvolles und furchterregendes Geschehen.
- „Und das ganze Volk nahm die Donner und die Flammen und den Posaunenschall und den rauchenden Berg wahr. Und als das Volk es wahrnahm, zitterten sie und standen von fern; und sie sprachen zu Mose: Rede du mit uns, und wir wollen hören; aber Gott möge nicht mit uns reden, dass wir nicht sterben! Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht; denn um euch zu prüfen ist Gott gekommen, und damit seine Furcht vor eurem Angesicht sei, dass ihr nicht sündigt. Und das Volk stand von fern; und Mose nahte dem Dunkel, wo Gott war.“
(2. Mo 20,18-21)
Große Furcht kam über sie. Angesichts der Herrlichkeit und Größe des HERRN wurde ihnen ihr irdischer und schwacher Zustand bewusst. Mose sollte zwischen dem HERRN und ihnen stehen.
Vor dem Einzug in das verheißene Land erinnerte Mose die Israeliten noch einmal an diese Situation.
- „Diese Worte hat der HERR auf dem Berg zu eurer ganzen Versammlung geredet, mitten aus dem Feuer, dem Gewölk und dem Dunkel, mit starker Stimme, und er fügte nichts hinzu. Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln und gab sie mir. Und es geschah, als ihr die Stimme mitten aus der Finsternis hörtet, während der Berg im Feuer brannte, da tratet ihr zu mir her, alle Häupter eurer Stämme und eure Ältesten, und spracht: Siehe, der HERR, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit und seine Größe sehen lassen, und wir haben seine Stimme mitten aus dem Feuer gehört; an diesem Tag haben wir gesehen, dass der HERR mit dem Menschen redet und er am Leben bleibt. Und nun, warum sollten wir sterben? Denn dieses große Feuer wird uns verzehren. Wenn wir die Stimme des HERRN, unseres Gottes, noch weiter hören, so werden wir sterben. Denn wer ist von allem Fleisch, der die Stimme des lebendigen Gottes mitten aus dem Feuer hätte reden hören, wie wir, und wäre am Leben geblieben? Tritt du hinzu und höre alles, was der HERR, unser Gott, sagen wird; und du sollst alles zu uns reden, was der HERR, unser Gott, zu dir reden wird, und wir wollen hören und es tun. Und der HERR hörte die Stimme eurer Worte, als ihr zu mir redetet; und der HERR sprach zu mir: Ich habe die Stimme der Worte dieses Volkes gehört, die sie zu dir geredet haben; es ist alles gut, was sie geredet haben. Möchte doch dieses ihr Herz ihnen bleiben: mich allezeit zu fürchten und alle meine Gebote zu halten, damit es ihnen und ihren Kindern wohl ergehe auf ewig!“ (5. Mo 5,22-29)
Die Furcht des HERRN, die hier auf den Israeliten lag, und ihr Vorsatz, Seine Worte zu halten, sollten einen tiefen Eindruck in ihren Herzen hinterlassen.
Nach der Darbringung von Brand- und Friedensopfern wurden der Altar und das Volk mit Blut besprengt, wodurch dann der Bund geschlossen wurde.
- „Und Mose kam und berichtete dem Volk alle Worte des HERRN und alle Rechte; und das ganze Volk antwortete mit einer Stimme und sprach: Alle Worte, die der HERR geredet hat, wollen wir tun. Und Mose schrieb alle Worte des HERRN nieder. Und er machte sich frühmorgens auf und baute einen Altar unten am Berg und zwölf Gedenksteine nach den zwölf Stämmen Israels. Und er sandte Jünglinge der Kinder Israel hin, und sie opferten Brandopfer und schlachteten Friedensopfer von Stieren dem HERRN. Und Mose nahm die Hälfte des Blutes und tat es in Schalen, und die Hälfte des Blutes sprengte er an den Altar. Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes; und sie sprachen: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun und gehorchen. Und Mose nahm das Blut und sprengte es auf das Volk und sprach: Siehe, das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte.“ (2. Mo 24,3-8)
- „Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch zu tun gebot, die zehn Worte; und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.“ (5. Mo 4,13)
Die Opfer führten zur Sühnung und in die Gemeinschaft mit dem HERRN. Sie ermöglichten erst den Bundesschluss mit einem von der Sünde geprägten Volk17.
Die Israeliten kamen anschließend durch die Besprengung unter das Blut des Bundes. Das eröffnete ihnen den Zugang zu den im Bund zugesagten Segnungen des HERRN, stellte sie aber auch unter die Verantwortung, das Gesetz zu halten.
Die Stellung Israels zum HERRN und der Genuss Seiner Segnungen waren von nun an vom Beachten des Gesetzes abhängig.
Das aber wurde vom Volk bereits vor Erhalt der Gesetzestafeln mit der Anbetung des Goldenen Kalbes gebrochen. Damit kam es unter das Vernichtungsurteil des HERRN.
- „Wer Göttern opfert außer dem HERRN allein, soll verbannt18 werden.“ (2. Mo 22,19)
Das war Bestandteil des Bundes, den sie gerade mit dem HERRN eingegangen waren.
In den Ebenen Moabs wies Mose die nächste Generation u. a. mit folgenden Worten eindringlich darauf hin.
- „So hüte dich, dass du den HERRN nicht vergisst, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft. Den HERRN, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm dienen, und bei seinem Namen sollst du schwören. Ihr sollt nicht anderen Göttern nachgehen, von den Göttern der Völker, die rings um euch her sind; denn ein eifernder Gott ist der HERR, dein Gott, in deiner Mitte: damit nicht der Zorn des HERRN, deines Gottes, gegen dich entbrenne und er dich vom Erdboden weg vertilge.“ (5. Mo 6,12-15)
- „Verflucht sei, wer nicht aufrechterhält die Worte dieses Gesetzes, sie zu tun!“ (5. Mo 27,26)
Die Fortführung des Bundes unter der Gnade des HERRN nach der Fürsprache Moses
Nur Moses intensives und selbstloses Flehen unter Berufung auf den Bund mit den Vätern und die Ehre Seines Namens ließen den HERRN von der Auslöschung der Stämme Israels abstehen.
- „Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein hartnäckiges Volk; und nun lass mich, dass mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte; dich aber will ich zu einer großen Nation machen. Und Mose flehte zu dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Warum, HERR, sollte dein Zorn entbrennen gegen dein Volk, das du aus dem Land Ägypten herausgeführt hast mit großer Kraft und mit starker Hand? Warum sollten die Ägypter so sprechen: Zum Unglück hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge zu töten und sie von der Fläche des Erdbodens zu vernichten? Kehre um von der Glut deines Zorns und lass dich des Übels gegen dein Volk gereuen. Gedenke Abrahams, Isaaks und Israels, deiner Knechte, denen du bei dir selbst geschworen hast, und hast zu ihnen gesagt: Mehren will ich eure Nachkommen wie die Sterne des Himmels; und dieses ganze Land, von dem ich geredet habe, werde ich euren Nachkommen geben, dass sie es als Erbteil besitzen auf ewig. Und es reute den HERRN das Übel, wovon er geredet hatte, dass er es seinem Volk tun werde.“ (2. Mo 32,9-14)
- „Da sprach er, dass er sie vertilgen wollte, wenn nicht Mose, sein Auserwählter, vor ihm in den Riss getreten wäre, um seinen Grimm vom Verderben abzuwenden.“ (Ps 106,23)
- „Aber das Haus Israel war widerspenstig gegen mich in der Wüste; sie wandelten nicht in meinen Satzungen und verwarfen meine Rechte, durch die der Mensch, wenn er sie tut, leben wird; und sie entweihten meine Sabbate sehr. Da gedachte ich meinen Grimm in der Wüste über sie auszugießen, um sie zu vernichten. Aber ich handelte um meines Namens willen, damit er nicht entweiht würde vor den Augen der Nationen, vor deren Augen ich sie herausgeführt hatte.“ (Hes 20,13.14)
Mose bat den HERRN für das Volk um Vergebung und war bereit, sein Leben für dessen weitere Existenz zu geben.
- „Und Mose kehrte zu dem HERRN zurück und sprach: Ach, dieses Volk hat eine große Sünde begangen, und sie haben sich Götter aus Gold gemacht! Und nun, wenn du ihre Sünde vergeben wolltest! Wenn aber nicht, so lösche mich doch aus deinem Buch, das du geschrieben hast. Und der HERR sprach zu Mose: Wer gegen mich gesündigt hat, den werde ich aus meinem Buch auslöschen. Und nun geh hin, führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe. Siehe, mein Engel wird vor dir herziehen; und am Tag meiner Heimsuchung, da werde ich ihre Sünde an ihnen heimsuchen. Und der HERR schlug das Volk, weil sie das Kalb gemacht hatten, das Aaron gemacht hatte.“ 19 (2. Mo 32,31-35)
Sein inständiges Bitten fand Erhörung. Der HERR ließ das Volk weiterziehen, nachdem Er es gestraft hatte. Wer aber in seiner Sünde verharrte, konnte vor Ihm nicht bestehen.
Es gab solche, die zum HERRN umkehrten. Sie fanden bei Mose einen Ort, der vom verdorbenen Zustand des Lagers getrennt war. Dort redete der HERR mit Mose.
- „Und Mose nahm das Zelt und schlug es sich außerhalb des Lagers auf, fern vom Lager, und nannte es: Zelt der Zusammenkunft. Und es geschah, jeder, der den HERRN suchte, ging hinaus zum Zelt der Zusammenkunft, das außerhalb des Lagers war. … Und es geschah, wenn Mose in das Zelt trat, so stieg die Wolkensäule herab und stand am Eingang des Zeltes; und der HERR redete mit Mose.“ (2. Mo 33,7.9)
Später bat Mose den HERRN um Seine gnädige Zuwendung für den weiteren Weg.
- „Und Mose sprach zu dem HERRN: Siehe, du sprichst zu mir: Führe dieses Volk hinauf, aber du hast mich nicht wissen lassen, wen du mit mir senden willst. Und du hast doch gesagt: Ich kenne dich mit Namen, und du hast auch Gnade gefunden in meinen Augen. Und nun, wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen, so lass mich doch deinen Weg wissen, dass ich dich erkenne, damit ich Gnade finde in deinen Augen; und sieh, dass diese Nation dein Volk ist! Und er sprach: Mein Angesicht wird mitgehen, und ich werde dir Ruhe geben. Und er sprach zu ihm: Wenn dein Angesicht nicht mitgeht, so führe uns nicht von hier hinauf. Und woran soll es denn erkannt werden, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, ich und dein Volk? Nicht daran, dass du mit uns gehst und wir ausgesondert werden, ich und dein Volk, aus jedem Volk, das auf dem Erdboden ist?
Und der HERR sprach zu Mose: Auch dies, was du gesagt hast, werde ich tun; denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen. Und er sprach: Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen! Und der HERR sprach: Ich werde alle meine Güte vor deinem Angesicht vorübergehen lassen und werde den Namen des HERRN vor dir ausrufen; und ich werde begnadigen, wen ich begnadigen werde, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen werde.“
(2. Mo 33,12-19)
Das Eintreten Moses als Fürsprecher vor dem HERRN war eine notwendige Bedingung für die weitere Existenz des zwölfstämmigen Volkes und den Empfang der Zusagen des HERRN. Von daher wird auch die Bedeutung des Propheten gleich Mose verständlich, den der HERR später verhieß.20
Der HERR stand weiter zu Seiner Bundesverpflichtung am Sinai. Er wird zwar den Schuldigen nicht für schuldlos halten und Ungerechtigkeit ahnden. Aber Er offenbarte auch die Größe Seiner Barmherzigkeit, Gnade, Langmut, Güte, Wahrheit und Vergebungsbereitschaft.
- „Und der HERR stieg in der Wolke herab, und er stand dort bei ihm und rief den Namen des HERRN aus. Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin, der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt – aber keineswegs hält er für schuldlos den Schuldigen –, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und an der vierten Generation. Und Mose neigte sich eilends zur Erde und betete an und sprach: Wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen, Herr, so ziehe doch der Herr mit in unserer Mitte – denn es ist ein hartnäckiges Volk – und vergib unsere Ungerechtigkeit und unsere Sünde, und nimm uns an als Eigentum. Und er sprach: Siehe, ich schließe einen Bund: Vor deinem ganzen Volk will ich Wunder tun, die nicht gewirkt worden sind auf der ganzen Erde und unter allen Nationen; und das ganze Volk, in dessen Mitte du bist, soll das Werk des HERRN sehen; denn furchtbar ist, was ich mit dir tun werde.“ (2. Mo 34,5-10)
So standen nun neben dem Gesetz die Gnade und Barmherzigkeit des HERRN. Das ging weit über den Bund des Gesetzes hinaus.
Es war Ausdruck des gnädigen Handelns des HERRN, dass die zweiten Gesetzestafeln sofort in eine Lade kamen und später in die Bundeslade gelegt wurden.21 Auf dem Deckel der Bundeslade befand sich das Blut, das am Versöhnungstag dorthin gesprengt wurde. Es sühnte die Vergehungen Israels bezüglich des Gesetzes vor den Augen des zwischen den Cherubim über der Bundeslade thronenden HERRN.22
Der Eintritt der Israeliten in den Bund des HERRN im Land Moab
Nach dem vierzigjährigen Umherziehen in der Wüste wurden diejenigen, die beim Bundesschluss am Sinai noch unmündig waren, detailliert mit dem Inhalt des Bundes und dessen Bedeutung für das Leben im Land Kanaan bekannt gemacht.
Die Liebe des HERRN zu Israel und Seine mit einem Eid bekräftigten Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob waren die Grundlage für Israels Erlösung aus Ägypten.
- „Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch und weil er den Eid23 hielt, den er euren Vätern geschworen hat, hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharaos, des Königs von Ägypten.“ (5. Mo 7,7.8)
Die den Vätern gegebenen Verheißungen sollten jedoch nur denen zuteil werden, die in Liebe und Gehorsam die Anordnungen des HERRN umsetzten.
- „So erkenne denn, dass der HERR, dein Gott, Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Güte auf tausend Geschlechter hin denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten, und denen, die ihn hassen, ins Angesicht vergilt, sie zu vertilgen: Nicht zögert er mit seinem Hasser, ins Angesicht vergilt er ihm! So sollst du das Gebot und die Satzungen und die Rechte halten, die ich dir heute zu tun gebiete.
Und es wird geschehen: Dafür, dass ihr diesen Rechten gehorcht und sie haltet und sie tut, wird der HERR, dein Gott, dir den Bund und die Güte bewahren, die er deinen Vätern geschworen hat …“ (5. Mo 7,9-12)
Das Halten des ganzen Gebotes wäre ihre Gerechtigkeit.
- „Und der HERR hat uns geboten, alle diese Satzungen zu tun, den HERRN, unseren Gott, zu fürchten, uns zum Guten alle Tage, damit er uns am Leben erhalte, wie es an diesem Tag ist. Und es wird unsere Gerechtigkeit sein, wenn wir darauf achten, dieses ganze Gebot vor dem HERRN, unserem Gott, zu tun, so wie er uns geboten hat.“ (5. Mo 6,24.25)
Die Furcht des HERRN und die Liebe zu Ihm sollten sich im Halten der Gebote ausdrücken. Das würde zum Wohlergehen des Volkes führen.
- „Und nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als nur, den HERRN, deinen Gott, zu fürchten, auf allen seinen Wegen zu wandeln und ihn zu lieben und dem HERRN, deinem Gott, zu dienen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, indem du die Gebote des HERRN und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, hältst, dir zum Guten?“ (5. Mo 10,12.13)
Auch die siegreiche Einnahme des verheißenen Landes und den segensreichen Aufenthalt darin hatte der HERR mit dem Halten der Gebote verbunden.
- „So haltet das ganze Gebot, das ich dir heute gebiete, damit ihr stark seid und hineinkommt und das Land besitzt, wohin ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen; und damit ihr eure Tage verlängert in dem Land, das der HERR euren Vätern geschworen hat, ihnen und ihrer Nachkommenschaft zu geben, ein Land, das von Milch und Honig fließt.“ (5. Mo 11,8.9)
Den HERRN zu lieben und Seine Satzungen, Rechte und Gebote zu beachten, stellte Mose dem Volk in den ersten elf Kapiteln des 5. Buches eindringlich vor. Im 28. Kapitel finden sich der Segen, der dem Halten, und der Fluch, der dem Missachten der Gebote des HERRN folgen wird.
In Kapitel 29 tritt Israel in den Bund und den Eidschwur des HERRN.
- „Ihr steht heute allesamt vor dem HERRN, eurem Gott: … damit du in den Bund des HERRN, deines Gottes, eintrittst und in seinen Eidschwur24, den der HERR, dein Gott, heute mit dir schließt; damit er dich heute als sein Volk bestätige und er dein Gott sei, wie er zu dir geredet hat und wie er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat. Und nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen Eidschwur, sondern mit dem, der heute hier ist, der mit uns vor dem HERRN, unserem Gott, steht, und mit dem, der heute nicht mit uns hier ist.“
(5. Mo 29,9.11-14)
Nach allem, was bisher vorgefallen war und angesichts des schwachen Zustandes bestätigte der HERR Israel als Sein Volk.
Doch derjenige, der sich vom HERRN abwandte, käme unter den Fluch des Bundes.
- „… dass kein Mann oder keine Frau oder keine Familie oder kein Stamm unter euch sei, dessen Herz sich heute von dem HERRN, unserem Gott, abwende, um hinzugehen, den Göttern jener Nationen zu dienen; dass nicht eine Wurzel unter euch sei, die Gift und Wermut trage, und es geschehe, wenn er die Worte dieses Eidschwurs hört, dass er sich in seinem Herzen segne und spreche: Ich werde Frieden haben, wenn ich auch in der Verhärtung meines Herzens wandle! – damit zugrunde gehe das Getränkte mit dem Durstigen. Nicht wird der HERR ihm vergeben wollen, sondern dann wird der Zorn des HERRN und sein Eifer rauchen gegen diesen Mann; und der ganze Fluch, der in diesem Buch geschrieben ist, wird auf ihm ruhen, und der HERR wird seinen Namen unter dem Himmel austilgen; und der HERR wird ihn aus allen Stämmen Israels zum Unglück aussondern, nach allen Flüchen des Bundes, der in diesem Buch des Gesetzes geschrieben ist.“
(5. Mo 29,17-20)
Mose wies allerdings auch darauf hin, dass Israel als Volk dem Bund nicht treu bleiben würde.
Aber in Seiner Liebe, Barmherzigkeit und Langmut trug der HERR das Volk über viele Generationen.
So konnte Israel bereits das Eingehen in das Land Kanaan nicht der eigenen Gerechtigkeit zuschreiben, da es diese nicht zu erlangen vermochte. Schon in 5. Mose 9,4-6 heißt es vorausschauend:
- „Sprich nicht so in deinem Herzen, wenn der HERR, dein Gott, sie vor dir ausstößt: Um meiner Gerechtigkeit willen hat der HERR mich hierher gebracht, um dieses Land in Besitz zu nehmen; denn um der Gottlosigkeit dieser Nationen willen vertreibt der HERR sie vor dir. Nicht um deiner Gerechtigkeit und der Geradheit deines Herzens willen kommst du hinein, um ihr Land in Besitz zu nehmen; sondern um der Gottlosigkeit dieser Nationen willen vertreibt der HERR, dein Gott, sie vor dir, und damit er das Wort aufrechterhalte, das der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat. So erkenne denn, dass der HERR, dein Gott, nicht um deiner Gerechtigkeit willen dir dieses gute Land gibt, es zu besitzen; denn ein hartnäckiges Volk bist du.“
Aufgrund des Ungehorsams gelang es Israel lange Zeit nicht, das ganze Land einzunehmen.
- „Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er sprach: Weil diese Nation meinen Bund übertreten hat, den ich ihren Vätern geboten habe, und sie meiner Stimme nicht gehorcht haben, so werde auch ich fortan vor ihnen niemand von den Nationen vertreiben, die Josua übrig gelassen hat, als er starb – um Israel durch sie zu prüfen, ob sie auf den Weg des HERRN achten würden, darauf zu wandeln, wie ihre Väter auf ihn geachtet haben, oder nicht. Und so ließ der HERR diese Nationen bleiben, so dass er sie nicht schnell vertrieb; und er gab sie nicht in die Hand Josuas.“ (Ri 2,20-23)
Ernstlich bezeugte Mose, dass nach der Abkehr vom HERRN und der Hinwendung zum Götzendienst der angekündigte Fluch über Israel kommen werde. Das Land werde verdorben und Israel herausgerissen werden.
- „Und das künftige Geschlecht, eure Kinder, die nach euch aufkommen werden, und der Ausländer, der aus fernem Land kommen wird, werden sagen, wenn sie die Plagen dieses Landes sehen und seine Krankheiten, womit der HERR es geschlagen hat, dass sein ganzes Land Schwefel und Salz, ein Brand, ist, dass es nicht besät wird und nichts sprossen lässt und keinerlei Kraut darin aufkommt, gleich der Umkehrung von Sodom und Gomorra, Adama und Zeboim, die der HERR in seinem Zorn und in seinem Grimm umkehrte – und alle Nationen werden sagen: Warum hat der HERR diesem Land so getan? Weshalb diese große Zornglut? Und man wird sagen: Weil sie den Bund des HERRNERRNERR25