Ich widme dieses Buch meinen Eltern
Susanna und Karl
Weichseleclair
Verwicklungen auf Usedom
&
Sanddornstreusel
Familiengeheimnisse
Doppelband
© 2020 Barbara Bilgoni
Umschlaggestaltung: eigenes Foto
Verlag: myMorawa Dataform Media GmbH, Wien
www.mymorawa.com
ISBN: |
978-3-99110-627-2 |
(Paperback) |
ISBN: |
978-3-99110-628-9 |
(Hardcover) |
ISBN: |
978-3-99110-629-6 |
(e-Book) |
Printed in Austria
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Die Personen und die Handlung des Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Weichseleclair
Verwicklungen auf Usedom
Stella legte den Hörer schnaubend auf die Gabel und warf ihren Terminkalender quer durchs Zimmer. Ja, genau, sie war eine der wenigen, die noch ein Festnetztelefon hatten. Eine Rarität. Leider traf sie die Vase mit den nicht mehr ganz taufrischen Margeriten. Diese machte einen Salto, die Blumen flogen in hohem Bogen durch die Luft und das Wasser ergoss sich auf den Boden. Dort lag aber ganz zufällig ein Buch, das natürlich nass wurde. Wie konnte es auch anders sein? Dummerweise war dieses gar nicht ihr Eigenes. Es gehörte ihrer Freundin. Seppi, ihr Dackel floh Hals über Kopf aus dem Zimmer. „So eine Frechheit! Was stellte sich der blöde Kerl eigentlich vor?“
Sie hatten beide vor drei Wochen eine Jeep - Safari über die Insel Usedom an der Ostsee gebucht. Heikes Freund Hans war anfänglich nicht sehr angetan von der Idee der beiden Mädchen, aber er akzeptierte sie grummelnd. Jetzt, drei Wochen später rief er bei Stella an und teilte ihr mit, dass sie sich den gemeinsamen Urlaub ruhig abschminken könne. Er wäre nämlich nicht bereit, seine Freundin allein verreisen zu lassen. Da könne ja wer weiß was passieren! Und außerdem wären fremde Männer dabei! Nein, also wirklich! Da gäbe es auch nichts mehr zu besprechen! Der Urlaub ist für Heike gestrichen. Und aus!
Sie klaubte die Blumen zusammen, warf sie in den Biomüll, holte ein Tuch, wischte die stinkende Lacke weg und hob das Buch auf. Das war sicher zum Vergessen. Sie würde ein Neues kaufen müssen. Dann holte sie ihr zitterndes Dackelchen wieder zurück, drückte es an sich und flüsterte ihm zärtlich ins Ohr: „Ach, mein Süßer! Entschuldige! Das wollte ich wirklich nicht. Sei mir nicht mehr böse. Aber Hans ist so was von blöd! Männer! Da bist halt du ein ganz anderes Kaliber.“
Stella war siebenundzwanzig Jahre alt und arbeitete als Verkäuferin in einem Schuhgeschäft für betuchte Menschen.
Der Laden gehörte einem Schuhmacher, der bei seinen Kunden noch persönlich Maß nahm und dann die Schuhe je nach Wunsch anfertigte. Stella war die gute Seele des Geschäftes. Sie betreute die Kunden, bewirtete sie mit Sekt und Brötchen oder Kleingebäck. Na ja, bei den Preisen für handgefertigte Schuhe muss so ein Gläschen Schampus schon drinnen sein!
Stella fragte sich immer, warum sich Leute diesen Luxus gönnten. Aber sie hatte auch noch schlanke Füßchen, wo nichts drückte, und zwickte. Und sie passte ungeschaut in jedes Paar Konfektionsschuhe der Größe siebenunddreißig. Die Kunden, die das Schuhgeschäft besuchten und sich die wunderschönen Musterstücke anschauten, waren von vierzig Jahren aufwärts und sicher nicht bettelarm. Und sie hatten auch das eine oder andere Fußproblem.
Die Wohnung, in der Stella lebte, war mittelgroß, hübsch eingerichtet und lag im fünften Bezirk von Wien. Sie fuhr täglich in die Innenstadt und liebte das Leben dort. Man sah so viele schöne Sachen, exquisite Mode, hübsche Einrichtungsgegenstände, Schmuck und immer auch sehr viele Touristen. Sie liebte es, das Leben vor der Auslagenscheibe zu beobachten, die Straßenmusikanten, die entspannt Bummelnden, die hastig dahinrennenden Japaner, mit Fotoapparaten behängt, die Tauben dazwischen. Es war immer wieder lustig zu sehen, wie Fremdenführer mit aufgespannten Sonnenschirmen eine folgsame Horde von Touristen anführte. Sie blickten alle brav in die gleiche Richtung, zückten die Kameras und klick, klick, klick, wurde alles festgehalten.
Abends fuhr sie wieder heim in ihre heiß geliebte Wohnung, die sie allein bewohnte. Na ja, nicht ganz. Sie hatte ja ihren lieben Seppi!
Der kleine Kerl wartete schon sehnsüchtig auf sie. Sie kraulte ihn zärtlich hinter den Ohren, legte ihm die Leine um, die mit kleinen blauen Steinchen verziert war und spazierte mit ihm in die Hundeauslaufzone. Gott sei Dank ging ihre nette Nachbarin zu Mittag mit ihm Gassi. Die hatte daran Spaß und der Dackel musste nicht so lange auf seinen Spaziergang warten. Stella machte sich nachher dann meistens noch einen kleinen Salat, Seppi bekam sein Hundefutter und ganz viele Streicheleinheiten. Mit dem Schüsselchen setzte sie sich vor den Fernseher, ihren Hund stets dicht an ihrer Seite, und zusammen schauten sie am liebsten Liebesfilme. Taschentücher standen immer griffbereit. Die brauchten die Zwei öfter. Stella hatte den Hang, bei jeder rührseligen Szene sofort in Tränen auszubrechen. Das konnte dann schon einmal ein nasser Abend werden. Seppi stand ihr auch in dieser Situation eisern zur Seite. Er trug ja schließlich eine megamäßige Verantwortung als Mann im Haus.
Stellas Eltern wohnten etwas weiter entfernt und daher telefonierten sie mindestens dreimal in der Woche. Mama machte sich immer noch Sorgen um ihr kleines Mädchen. Papa sah das viel entspannter. Er fand, dass Stella alt genug war, allein zu leben. Schließlich müssen Kinder sich abnabeln und man darf sie nicht daran hindern.
Heike und Stella kannten sich seit der Hauptschule. Sie saßen von der ersten Klasse an nebeneinander und waren immer zusammen, wie das doppelte Lottchen. Beide hatten damals blonde Zöpfe. Auf dem Schikurs lagen sie im gleichen Zimmer, sie gingen gemeinsam ins Kino, im Sommer ins Schwimmbad, später in die Tanzschule. Man sah sie immer nur zu zweit. Heike hatte nach der Schule eine Ausbildung zur veterinärmedizinisch-technischen Assistentin gemacht und arbeitete jetzt in einer tierärztlichen Gruppenpraxis. Sie liebte den Umgang mit Tieren und natürlich auch Seppi über alles. Jedes Mal wenn sie zu Besuch kam, brachte sie einen guten Leckerbissen oder ein kleines Spielzeug für ihn mit. Und Seppi erwiderte Ihre Liebe heiß und innig. Er begann schon zu quieken, wenn sie noch im Stiegenhaus war. Er ahnte förmlich, wenn sie kam. Heike brauchte gar nicht zu läuten. Seppi kündigte sie zuverlässig an.
Jetzt lebte sie mit Hans zusammen. Der war ein sehr gewöhnungsbedürftiger Mensch. Er war von kleinlichem Charakter, ein Knauserer und ein Erbsenzähler. Wie Heike, die stets gut gelaunte, nette, hilfsbereite Heike an diesen Mann gekommen war, war Stella ein Rätsel. Sie hatten sich in einer Disco kennengelernt. Offenbar hatte Hans auch seine charmanten Seiten. Die er aber wohl damals, nämlich in der Disco, das letzte Mal zeigte. Er umgarnte Heike nach Strich und Faden, brachte Blumen und Bonbons und wollte sie mit einem üblen Trick mit Stella entzweien. Das war ihm Gott sei Dank aber nicht gelungen!
Blind vor Liebe, die er ihr vorgegaukelt hatte, wollte Heike seine Fehler nicht sehen. Oft und immer wieder hatte Stella ihr zugeredet, Hans doch zu verlassen. Es hatte alles nichts genützt. Bald waren sie zusammen gezogen in Heikes Wohnung. Als neue Möbel angeschafft wurden, legte er penibel alle Kassenbons, die er gekauft hatte in einem Ordner ab.
Er besaß sogar die Frechheit, Heike die Hälfte vom Doppelbett bezahlen zu lassen. Er wusste genau, dass er in die Wohnung fünftausenddreihundertzweiundvierzig Euro und siebenunddreißig Cent investiert hatte.
Ging Heike duschen, trommelte er nach einer Viertelstunde an die Badezimmertüre, damit sie nicht zu viel Wasser verschwendete. Er zahlte schließlich die Hälfte davon! Heike drehte ab und lachte bloß über seine Marotten. Aus der Zeitung schnitt er die Sonderangebote der einzelnen Supermärkte heraus und es geschah nicht selten, dass sie in drei verschiedenen Geschäften einkauften.
Als Hans nun von dem Mädelsurlaub erfahren hatte, wollte er zuerst finanzielle Bedenken anbringen. Das nützte ihm aber diesmal nichts, denn Heike wollte den Urlaub ohnehin ganz allein aus ihrer Tasche bezahlen. Und obwohl sie sonst des lieben Friedens willen immer nachgab, wollte sie jetzt nicht zurückstecken.
Sie rief kurz nach Hans bei Stella an und sagte, sie solle ihn nicht ernst nehmen. Sie käme auf jeden Fall mit. Noch waren es zwei Monate bis zur Abreise. Also kommt Zeit, kommt Rat! Ihr würde schon etwas einfallen. Eine Frau kennt ja den einen oder anderen Trick, um einen Mann zu überzeugen.
Stella hatte da so ihre Zweifel, denn sie als Außenstehende schätzte Hans ganz anders ein als ihre Freundin, ihrer Meinung nach viel objektiver. Und er würde sich noch als harter Brocken erweisen.
So verrann die Zeit. Stella ging jeden Tag zur Arbeit und hatte auch viel Spaß dabei. Während die Kunden warten mussten, erzählten sie oft Begebenheiten aus ihrem Leben, die mitunter sehr interessant waren. Es handelte sich ja doch eine Klientel aus einer anderen Gesellschaftsschicht. Ein Kunde, Ferdinand Fürnsinn, war besonders sympathisch. Sie schätzte ihn auf ca. fünfunddreißig bis vierzig Jahre. Er sah gut aus, hatte tadellose Manieren und war immer besonders nett zu ihr. Er erzählte, dass er den kommenden Urlaub auf Hiddensee, einer Insel westlich von Rügen, verbringen würde.
Seine Familie, ein altes Adelsgeschlecht, hatte dort Ländereien mit einer Alpakazucht. Er würde nach dem Rechten sehen und sich gleichzeitig etwas entspannen. Ihm tat die Seeluft im Norden einfach gut. Rimini und Jesolo konnten ihm hingegen gestohlen bleiben. Sonnenschirme dicht an dicht mochte er nicht und die Hitze vertrug er nicht so besonders.
Von ihm erfuhr Stella auch, dass Hiddensee weitestgehend autofrei ist. Dort bewegt man sich mittels Kutsche, per Rad oder per pedes vorwärts.
Man erreicht sie mit der Fähre. Nur der Schulbus, der Arzt und die Rettung sind motorisiert. Stella fand das sehr romantisch. Keine Autos! Das konnte man sich als Wienerin gar nicht vorstellen.
Herr Fürnsinn, der eigentlich blaublütig war, es aber niemals erwähnte, freute sich, zu hören, dass Stella in seiner Nähe Urlaub machen würde. „Da könnten wir uns ja einmal auf einen Sanddornschnaps treffen. Ihre Freundin dürfen Sie gerne mitbringen. Sie sind beide herzlich eingeladen. Am besten wird es sein, wenn wir die Handynummern austauschen. Dann sind wir flexibel und können uns spontan treffen“, meinte er freundlich.
Am Abend berichtete Stella ihrer Freundin gleich von der tollen und ehrenvollen Einladung des netten Ferdinands. Sie erzählte auch, was sie über Hiddensee alles erfahren hatte. Da staunte Heike nicht schlecht. Eine Insel ohne Autos? Ein Fußgänger- und Wanderparadies? Toll!
Natürlich hörte Hans mit einem Ohr mit und fing gleich wieder an zu zetern. „Was, Ihr wollt Euch mit einem Ferdinand treffen? Davon war nie die Rede. Keine Männer! Ich verbiete dir, dass du mit Stella dorthin fährst! Das ist mein letztes Wort, oder wir sind geschiedene Leute!“
Heike lief aus dem Zimmer. Sie setzte sich im Schlafzimmer auf das Bett, das sie zur Hälfte bezahlt hatte, und weinte bitterlich. Sie hatte sich so auf diese Reise gefreut und dieser blöde Kerl musste ihr alles verderben. Sie überlegte und nach einer Stunde kam sie wieder aus dem Zimmer. Hans grinste: „Na, hat sich Madame wieder beruhigt? Ich bin froh, dass du einsiehst, dass das gar nicht geht. Ich wusste, dass du Vernunft annehmen würdest. Bist doch mein braves Mädchen!“
„Nix, braves Mädchen! Ich habe es satt, von dir gegängelt zu werden, jeden Euro sieben Mal umzudrehen, jede Rechnung auseinander zu teilen und immer beim Duschen unterbrochen zu werden. Mädchen lieben es, zu duschen, und sie tun das gerne ausgiebig. Wir brauchen das. Ich werde heute duschen, so lange ich will. Und basta! Und wenn dir das nicht gefällt, dann kannst du gerne die Konsequenzen ziehen. Mir reicht es endgültig! Dann sind wir halt geschiedene Leute. Ich hab dir sogar schon einen Koffer gepackt. Ich will nicht mehr! Ich habe es satt. Geh! Reisende soll man nicht aufhalten.“
Hans war blass geworden. „Aber Schätzelchen! Ich liebe dich doch! Du weißt, dass ich nur dein Bestes will. Du kannst mich doch nicht vor die Türe setzen. Wo soll ich denn jetzt hin? Komm, lass dich umarmen und dann ist alles gut. Wir umarmen uns und haben uns wieder lieb.“
„Nix, es hat sich ausgeschätzelt! Nimm deinen Koffer und deinen Rechnungsordner und geh. Morgen, wenn ich in der Praxis bin, kommst du und holst den Rest und lässt mir eine Aufstellung da, von allen Sachen, die du zur Hälfte bezahlt hast. Du bekommst den Betrag von mir überwiesen. Und auf die Frage wo du hinsollst: Geh zu deiner Mutter. Die freut sich sicher, wenn du wieder im Kinderzimmer mit der Cowboy-Tapete und der Alf-Bettwäsche einziehst. Sie wollte ja ihr Bübchen eh nicht ziehen lassen!“
Hans blieb der Mund offen, er war das erste Mal sprachlos, denn ihm fehlten einfach die Worte. So kannte er seine Heike nicht. Er spürte, dass es ihr bitterernst war. Hier war alles Porzellan zerschlagen. Er hatte es wohl, wie bei seinen drei Freundinnen vorher, übertrieben. Mit hängendem Kopf nahm er seinen Koffer und ging zur Tür hinaus. Heike rief ihm noch nach: „Und lass morgen den Schlüssel da! Leb wohl.“
Es war schon nach Mitternacht, als Heike noch bei Stella anrief und gleich los schluchzte: „Du, es ist aus! Es ist endlich aus! Ich hab Hans gerade vor die Tür gesetzt, samt Koffer und Ordner. Es war unerträglich. Er fing wieder mit dem Urlaub an. Unser schöner Urlaub auf Usedom, auf den ich mich schon so freue. Den lass ich mir nicht nehmen. Ich hab ihm einen Koffer gepackt und zu seiner Mama geschickt. Die freut sich eh immer, wenn ihr Burli wieder zurückkommt. Ist jetzt das vierte Mal.“ Eine weitere Schluchzsalve schüttelte sie.
„Heike, jetzt hör mir mal zu. Sei froh, dass du den Loser losgeworden bist. Wir machen uns eine schöne Zeit an der Ostsee, auch ohne Männer. Weißt du was? Komm morgen nach der Praxis zu mir. Dann können wir gerne reden. Ich bin jetzt doch ein bisschen schlaftrunken. Hast mich aus einem romantischen Traum mit einem Kutscher gerissen“, sagte sie und schmunzelte.
Der nächste Tag verging für Stella wieder wie im Flug. Eine nette weibliche Kundschaft war im Laden, die Schuhe brauchte, die außen winzig und innen bequem waren. Das wollten übrigens fast alle Kunden, zumindest die Damen! Stellas Chef tat ja eh sein Möglichstes aber zaubern konnte auch er nicht. Letztendlich waren immer alle Kunden zufrieden und das sprach sich herum. Dann kam noch ein alter, eleganter Herr, der sich als Fürnsinn Senior vorstellte. Er hatte Halbschuhe aus beigem Glattleder bestellt, für eine Soiree.
Heike hatte in der tierärztlichen Praxis auch alle Hände voll zu tun. Ein Dackel war dort, der offenbar etwas Schlechtes gefressen hatte. Er hatte schon dreimal erbrochen und zitterte am ganzen Körper. Da musste ein Blutbild erstellt werden. Ein Kater wurde röntgenisiert und bei einem Wellensittich wurde mittels eines Tupfers ein Rachenabstrich gemacht. Aber endlich, endlich war es Abend! Sie nahm aus dem Belohnungsglas für tierische Patienten ein kleines Leckerli, setzte sich in den Bus und fuhr direkt zu Stella. Vor der Haustür trafen sie sich zum üblichen Seppi-Spaziergang.
Seppi sprang und quiekte, als er Heike sah und bekam auch sofort seine Überraschung. Sein Schwänzchen wedelte voller Freude. Sie gingen durch den Park und ließen Seppi mit Maulkorb auch frei laufen, damit sich seine kurzen Beinchen etwas auspowern konnten.
Beim gemeinsamen Abendessen, es gab Pizza vom Italiener an der Ecke, begannen die Freundinnen zu sprechen. „Ich hab ihm gesagt, er muss heute den Rest seiner Sachen holen und mir den Schlüssel und die Kostenaufstellung hinlegen. Ich hoffe, er ist weg, wenn ich dann heimkomme“, sagte Heike.
„Er hat viel zu viel Angst, dass du ihn nochmals mit seiner Erbsenzählerei konfrontierst. Der ist sicher schon weg. Aber sag, was wird denn dein Anteil an den Kosten ausmachen? Das ist schon blöd, jetzt vor dem Urlaub. Da fehlt dir der Betrag sicher.“
„So ungefähr zweitausend Euro. Genau weiß ich es nicht. Das werde ich dann nachher sehen. Hoffentlich wirft es mich nicht gleich um.“ „Ach was, ich mach dir einen Vorschlag“, meinte Stella, „Solltest du was brauchen, borge ich es dir in der Zwischenzeit. Das wird kein Problem sein. Ich zahle den Urlaub vorerst einmal für uns beide, wenn es notwendig ist“, sagte Stella gutmütig.
Drei Wochen später gingen sie beide ins Reisebüro, um die Unterlagen abzuholen und den Rest des Reisepreises zu bezahlen. Wie versprochen zahlte Stella alles, denn es hatte sich herausgestellt, dass Heike Hans zweitausendsiebenhundert Euro überweisen musste.
Voller Vorfreude steckten sie die Köpfe zusammen und lasen die Reisebeschreibung durch. Sie würden mit dem Zug nach Anklam fahren, was mehr als zwölf Stunden dauern sollte. Von dort ging es mit dem Bus weiter nach Usedom, das waren dann nur mehr fünfundzwanzig Minuten. „Puh, da werden wir Lesestoff in Mengen brauchen“, meinte Stella und Heike überlegte: „Ich nehme wahrscheinlich auch Sudokus mit. Die liebe ich. Da muss ich mein Hirn ein bisschen anstrengen.“
Die Jeep-Safari würde nur einen Tag dauern, den Rest der Zeit wollten die beiden auf eigene Faust die Insel erkunden.
Angeblich gäbe es genug zu besichtigen. Sie freuten sich schon sehr und nächsten Mittwoch sollte es losgehen. Stellas Eltern würden auf Seppi aufpassen. Das hatten sie versprochen. Dort ging es dem kleinen Schlingel fast noch besser als daheim.
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