Dieses Buch ist ein Roman. Die Handlung ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Situationen, lebenden oder toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© Carmen Mayer, überarbeitete Neuauflage 2021
Satz/Layout: Carmen Mayer
https://www.autorin-carmen-mayer.com
Covergestaltung: Carmen Mayer
Autorenportrait: Christine Olma
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH
ISBN: 978-3-753400-34-1
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind unter www.dnb.de abrufbar.
Ein herzliches Dankeschön an alle, die mich während der Arbeit an der gesamten Buchreihe um Kommissar Walter Braunagel mit ihrem Wissen, ihren Ideen, Informationen, vielen Gesprächen und noch viel mehr Geduld begleitet und unterstützt haben. Allen voran mein Mann Rudi, meine Tochter Sabine und ihre Familie, aber auch mein lieber Freund Heinz Rindlbacher, sowie meine Kameradinnen und Kameraden vom KID Ingolstadt.
Sie packte das tote Baby in ein Handtuch, ging in den Schuppen und begann, ein Loch in die Erde zu graben. Darin versenkte sie das Bündel, klopfte die Erde darüber fest, stellte das beiseitegeschobene Regal darüber und wankte zurück zum Haus. In ihrem Zimmer zog sie mechanisch eine neue Spritze auf und setzte sich einen weiteren Schuss. Dann vergaß sie alles um sich herum.
„Was haben wir denn mit Drogendealern zu tun?“
Maxi Wöhrl signalisierte Walter Braunagel mit den Augen, was sie von dem Telefongespräch hielt, für das sie sich offenbar nicht zuständig fühlte. Doch dann stand sie plötzlich auf.
„Ah ja. Okay, wir sind unterwegs.“
„Was ist?“, fragte Braunagel über den Bildschirmrand seines Computers hinweg. Ihm war viel zu heiß an diesem Vormittag, als dass er Lust gehabt hätte, sich mehr als unbedingt notwendig zu bewegen. Geschweige denn, sich sonstwie anzustrengen.
„In der Altstadt wurde die Leiche eines Zuhälters gefunden. Erschossen“, erklärte die Kommissarin, die bereits zur Tür gegangen war. „Kommen Sie mit?“
„Ein Zuhälter.“ Braunagel strich sich mit der Hand über die Augen. „Und weiter? Was ist mit dem Drogendealer?“
„Erschossen.“
Braunagel schaute sie irritiert an.
„Der Zuhälter oder der Dealer?“
„Der Typ war dem Kollegen zufolge“, sie zeigte in die Richtung ihres Telefons, „Zuhälter und hat außerdem mit Drogen gedealt.“
„Von mir aus können die sich …“
„… was auch immer. Ja, können sie“, unterbrach Maxi Wöhrl ihn. „Hat wohl einer in die Tat umgesetzt, Ihre Idee. Macht Sie schon mal schwer verdächtig. Was ist, kommen Sie jetzt?“
Braunagel war inzwischen auch aufgestanden und folgte seiner Kollegin zur Tür.
„Frechheit, sowas.“
Maxi Wöhrl zuckte nur die Schultern. Auf was oder wen auch immer Braunagels Bemerkung sich bezogen haben mochte: Sie stand darüber.
„Es hat gefühlte zweihundert Grad im Schatten da draußen. Wer erschießt denn bei den Temperaturen einen Zuhälter auf offener Straße?“, knurrte er. „Das erledigen die doch für gewöhnlich nachts in finsteren Gassen und verscharren dann die Leiche irgendwo im Gemüsebeet.“ Er zog die Bürotür hinter sich zu. „Da ist es auch nicht so verdammt warm.“
„Nicht auf der Straße“, korrigierte ihn seine Kollegin nach einem abgrundtiefen Seufzer. „Es ist ein Innenhof im Bereich der Altstadt.“
„Das macht natürlich einen deutlichen Unterschied.“ Braunagel krempelte seine Hemdsärmel hoch. Er mochte den Sommer, aber er hasste Temperaturen über 23 Grad. Weil er dann schwitzen musste und sich in seinen Klamotten unbehaglich fühlte.
Wer sagt eigentlich, dass man keine Schwitzflecken haben darf?, ging ihm durch den Kopf. Und fand auch gleich eine passende Antwort: Die Kosmetikindustrie, die ihre übermäßig parfümierten Mittelchen dagegen verkaufen will. Alle riechen nach dem Zeug. Das verbiegt einem ja die Nase!
Wie gesagt: Ihm war einfach viel zu heiß.
„Schon.“
„Wie?“
Er hatte völlig den Zusammenhang verloren.
„Es macht einen deutlichen Unterschied … Ach, vergessen Sie’s.“
Die Kommissarin hielt die Glastür zum Treppenhaus für ihn auf.
„Wie kommen Sie eigentlich auf Gemüsebeet?“, wollte sie wissen, und ging vor ihm die Treppe hinunter. „Lief das in Würzburg so?“
„Nicht unbedingt“, gab er zu und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Lifttür. „Das wäre meine Vorstellung davon, sie zu entsorgen. Dann wären sie wenigstens noch zu irgendwas nützlich.“
Maxi Wöhrl warf einen Blick über die Schulter. Als sie Braunagels schiefes Grinsen sah, tippte sie sich an die Stirn.
„Muss einem auch erst mal einfallen: Gemüsebeet“, grummelte sie. „Ich möchte nicht Ihr Opfer sein, Braunagel.“
„Dann rate ich Ihnen, sich in jeder Situation daran zu erinnern, wer Ihr Chef ist.“
„Verstanden, Chef!“ Maxi Wöhrl legte die Rechte an einen imaginären Mützenrand. „Wer fährt, Chef?“
Braunagel winkte ab und ging auf die Beifahrertür zu.
Als sie im Auto saßen, betrachtete er nachdenklich ihr Profil. Sie hatte ihre dunkelblonden Haare wie üblich mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz gebunden, der heute aber im Gegensatz zu sonst ziemlich zerfleddert aussah.
Braunagel hatte sie anfangs gar nicht so richtig wahrgenommen, als er nach Ingolstadt kam. Sie war einfach da gewesen, hatte ihre Arbeit im Innendienst erledigt, und war nach Dienstschluss wieder verschwunden.
Bevor sein damaliger Kollege Engelbert Stiegler sich in den Ruhestand verabschiedete, hatte er Braunagel auf sie aufmerksam gemacht. Da Engelbert bislang eher indifferent schien, was die Kolleginnen und Kollegen betraf, schenkte Braunagel seinen wenigen Worten über ‚die Maxi‘ seine ganze Aufmerksamkeit.
„Ich heiße einfach nur Maxi, nicht Maximiliane oder so“, hatte sie ihm erklärt, als er sie darauf ansprach.
Er beobachtete ‚die Maxi‘ in der Folgezeit etwas genauer und stellte fest, dass sie genau die Person war, die er an seiner Seite haben wollte.
Jochen Sandersdorf, Stieglers Nachfolger, hatte sich kurze Zeit später nach München versetzen lassen. Er pflegte dort schon länger ‚so seine Verbindungen‘ und schaffte es letztendlich, bei der OFA, der Operativen Fallanalyse im Polizeipräsidium München, einen neuen Wirkungsbereich zu finden. Braunagel hatte ihn einesteils dazu beglückwünscht, weil er wusste, dass Sandersdorf schon länger darauf hingearbeitet hatte, dort unterzukommen. Außerdem war er in allem, was man für so einen Job brauchte, absolut der richtige Mann. Andererseits bedauerte er, einen fähigen Kollegen für seine Abteilung verloren zu haben.
Braunagel holte Oberkommissarin Wöhrl probeweise in seine Abteilung. Das hatte zwar anfangs den einen oder anderen schrägen Blick und ein wenig Getuschel unter den Kolleginnen und Kollegen bewirkt. Man hatte offensichtlich jemand anderen als Sandersdorfs Nachfolger im Auge gehabt und wohl darüber spekuliert, was Braunagels Gründe für seine Wahl gewesen sein mochten. Aber das interessierte den Hauptkommissar nicht. Die Arbeit mit ‚der Maxi‘ zeigte sehr schnell, dass er richtig gehandelt hatte, und das war das Wichtigste.
Die Spurensicherung war weitestgehend mit allem fertig, was im direkten Umfeld des Toten zu tun war. Als die beiden Kommissare eintrafen, suchten sie gerade den restlichen Innenhof nach Spuren ab. Zwei Kollegen in Uniform bemühten sich, ein paar Gaffer zurück auf den Gehweg zu bugsieren, die unbedingt einen Blick auf das Geschehen erhaschen wollten und den Beamten im Weg standen. Als einer von ihnen die beiden Kollegen auf sich zukommen sah, winkte er eine Gasse durch die Leute frei.
„Tut mir leid“, rief er den beiden zu. „Neugierige halt.“
Braunagel winkte ab.
„Basstscho.“
Oswald Schneider von der Spurensicherung reichte Braunagel einen Personalausweis, den er in eine Plastiktüte gesteckt hatte. „Benno Krüger. Geboren und mit festem Wohnsitz in Ingolstadt.“
„Woher wissen wir, dass er ein Junkie ist?“, fragte Braunagel.
„Ein Junkie?“ Schneider schüttelte den Kopf. „Kein Junkie. Ein dealender Zuhälter.“
Ein schneller Blickwechsel zwischen ihm und Maxi Wöhrl ließ Braunagel eine Schnute ziehen.
„Nur das Wesentliche merken, Braunagel. Für alles andere ist es heute definitiv zu heiß“, raunte ihm seine Kollegin zu. „Sie wissen schon. Chef.“
„Ich merke es mir“, gab er ebenso leise zurück. „Chefin.“
Der Kommissar ging zu dem Toten hinüber. Er lag auf dem Rücken, der Hitze geschuldet in einer bereits antrocknenden Blutlache, die seinen Kopf wie ein roter Heiligenschein umrahmte. Mitten auf der Stirn war ein dunkles Loch zu sehen.
Irgendwie sieht er gar nicht aus, wie man sich ganz allgemein einen Zuhälter vorstellt. So mit gegeltem Haar, Goldkettchen, Rolex und protzigen Klamotten, überlegte Braunagel. Der Tote machte eher den Eindruck des netten Jungen von nebenan. Jeans, Chucks und kurzärmeliges T-Shirt, gewellte, dunkelblonde Haare, die teilweise von der Blutlache um seinen Kopf herum verklebt waren. Sein Gesichtsausdruck wirkte überrascht, fand Braunagel. Als hätte er von seinem Gegenüber nicht erwartet, auf irgendeine Weise bedroht oder gar tödlich angegriffen zu werden.
Einer der Kollegen in Uniform stand abwartend da, bereit, eine Plastikfolie über die Leiche zu legen.
Maxi Wöhrl war Braunagel gefolgt und betrachtete den Toten aufmerksam.
„Kopfschuss“, war die lapidare Erklärung des Arztes, der neben dem Toten kniete. „Tot. Toter geht nicht.“
Er wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Ihm tut die Hitze auch nicht gut, stellte Braunagel zufrieden fest. Er fühlte sich heute einfach nicht wohl in seiner verschwitzten Haut und war dankbar für jeden, der ihn mehr oder weniger wissen ließ, damit nicht allein zu sein.
Oswald Schneider trat neben die vier und betrachtete ein paar Sekunden lang schweigend den Mann auf dem Boden.
„Aus einem Abstand von ungefähr drei, vier Metern sauber in die Stirn“, ergänzte der Mediziner, nachdem niemand etwas sagte, und zeigte auf das Einschussloch. „Sieht so aus, als wäre der Mann überrascht worden, sonst hätte er versucht, sich mit den Händen zu schützen. Aber an den Händen ist nichts, nur die Ellbogen sind aufgeschürft vom Sturz.“ Er bückte sich, hob leicht einen Arm des Toten an und drehte ihn ein wenig zur Seite. „Hier. Und mit Sicherheit auch an den Schultern, am Rücken. Ist umgefallen wie ein nasser Sack. War vermutlich schon tot, bevor er auf den Boden geknallt ist.“
Genauso hatte Braunagel die Situation auch eingeschätzt. Sogar mit fast denselben Worten.
„Der Schuss eines Scharfschützen. Respekt“, sagte Kommissar Schneider und schnalzte anerkennend mit der Zunge.
„Unglaublich.“ Maxi Wöhrl schaute sich suchend um. „Ein Scharfschütze, der mitten in der Stadt und am helllichten Vormittag auf einen Zuhälter schießt. Wo gibt es denn so was?“
„Hab ich in meiner jahrelangen Berufserfahrung auch noch nicht gehabt“, antwortete Schneider und zuckte die Schultern. „Tja, der Typ muss was ganz Besonderes gewesen sein oder angestellt haben, wenn man gleich einen Scharfschützen auf ihn ansetzt.“
„Einen Scharfschützen? Vielleicht kannte er den Schützen auch und hat nicht damit gerechnet, dass der abdrückt“, mutmaßte Braunagel und wies auf das Gesicht des Toten.
„Selbstmord dürfte das jedenfalls nicht gewesen sein“, verteidigte Schneider seine Mutmaßung.
„Solange wir keine Waffe finden und die Münchener keine Schmauchspuren an den Händen des Toten entdecken können, gehe ich auch davon aus. Aber das wird noch geklärt.“ Braunagel schaute sich im Hof um. „Vielleicht hat jemand was gehört oder gesehen, dann wissen wir mehr.“
„Selbstmord aus drei, vier Metern Entfernung?“ Schneider hob zweifelnd die Augenbrauen.
„Sie wissen doch, wie genau der Herr Staatsanwalt so was nimmt“, rechtfertigte sich Braunagel. „Also schließen wir erst mal nichts aus.“
„Ja, weiß ich. Trotzdem schließe ich Selbstmord definitiv aus. Kein Mensch hält eine Schusswaffe so, dass er sich damit mitten in die Stirn ballert.“ Schneider bückte sich und wies auf die Stirn des Toten. „Der Schuss war jedenfalls nicht aufgesetzt. Die in München werden mit Sicherheit auch nichts an seinen Händen finden.“
Auch diesem Kollegen scheint die Hitze zuzusetzen, stellte Braunagel zufrieden fest. Wenn der sonst so sachliche Schneider dermaßen entnervt klingende Texte abgab, war das mehr als ungewöhnlich.
„Eines dürfte jedenfalls sicher sein.“ Der Arzt zog seine Handschuhe ab und steckte sie in die braune Ledertasche, die neben ihm stand. „Der Täter war zu 90 Prozent ein Mann.“
Braunagel zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
„Sieht man das am Einschussloch?“, fragte er. „Das wäre ja mal eine völlig neue Erkenntnis.“
„Nein, da muss ich Sie leider enttäuschen“, antwortete der Arzt grinsend. „Aber Frauen morden ganz selten mit Schusswaffen und schon gar nicht im Freien, in der Öffentlichkeit sozusagen. Eher zu Hause und im Affekt, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.“ Er erhob sich. „Dr. Gerald Müller. Hab mal zwei Semester lang mit der Gerichtsmedizin geliebäugelt. War mir dann aber doch zu aufregend.“
„Frauen bevorzugen Gift oder Messer“, stimmte Braunagel ihm zu, nachdem er sich ebenfalls vorgestellt hatte. „Und das mit der Gerichtsmedizin hätte ich mir an Ihrer Stelle vermutlich auch zweimal überlegt.“
Maxi Wöhrl war neben der Leiche in die Hocke gegangen.
„Mit Schusswaffen mordet überhaupt kaum jemand. Messer, Seidenschal und Gift, klassische Mordwaffen. In dem Fall war das aber ganz offensichtlich anders.“ Sie schenkte dem Arzt einen bedeutsamen Blick, den jener mit einem Achselzucken quittierte. „Wissen Sie zufällig auch, nach was für einer Waffe wir suchen sollen?“, fragte sie dann und stand wieder auf.
„Womit geschossen wurde, kann ich leider nicht sagen. Kleinkaliber wahrscheinlich. Das Projektil steckt noch im Kopf. Scheint einen rechten Dickschädel zu haben, unsere Leiche.“
„Kleinkaliber.“ Braunagel schüttelte nachdenklich den Kopf. „Welcher Berufskiller schießt denn mit Kleinkaliberwaffen?“
„Ist nur eine Vermutung, Herr Kommissar. Das Geschoss ist wie gesagt im Kopf geblieben. Eine größere Waffe hätte garantiert eine durchschlagendere Wirkung gehabt.“
Das wusste Braunagel auch. Deshalb gab ihm das Ganze gerade jede Menge Rätsel auf.
„Dann hat der Täter vielleicht doch aus einer größeren Entfernung geschossen“, vermutete er laut.
Der Arzt hob die Schultern.
„Das kriegen die in der RMed garantiert raus.“
„Und woher kommt die Blutlache?“, wollte Maxi Wöhrl wissen. Sie hatte den beiden aufmerksam zugehört, konnte sich jedoch offensichtlich auch keinen rechten Reim auf alles machen.
„Vom ungebremsten Sturz auf den Hinterkopf. Ein bisserl angeknackst war er schon durch den Schuss, sein Schädelknochen. Die Kugel hat ihn von innen instabil gemacht. Beim Kontakt mit dem harten Boden ist der Kopf aufgeplatzt wie eine reife Tomate und hat das Blut austreten lassen, das durch die zerstörten Gefäße im Gehirn freigeworden ist.“ Der Arzt schaute von einem blass gewordenen Gesicht zum anderen. „Sie wollten es wissen. Na dann: Viel Erfolg mit der Aufklärung! Ich fülle noch den vorläufigen Totenschein aus und bin dann wieder weg.“
Braunagel bedankte sich bei ihm, bevor er sich wieder den Kollegen zuwandte. Maxi Wöhrl stand inzwischen mit vor der Brust verschränkten Armen und hochgezogenen Schultern neben dem Toten. Sie fröstelte. Schneider rieb kurz über ihre Oberarme.
„Geht einem doch immer wieder nah, so was. Egal, wie lange man dabei ist“, versuchte er sie zu beruhigen.
„Ja.“
„Ist der Staatsanwalt informiert?“, wollte Braunagel wissen.
Maxi Wöhrl nickte und hob ihr Handy hoch.
„Bereits erledigt. Leichentransport zur RMed ist auch schon organisiert, damit das mit Suizid oder Mord eindeutig geklärt wird. Für den Herrn Staatsanwalt“, spöttelte sie. Ihr Blick glitt hinüber zu dem Mediziner, der sich mit seinem Formular beschäftigte und sie nicht mehr wahrzunehmen schien. „Der Rest bleibt an uns hängen.“
Braunagel gab dem wartenden Kollegen ein Zeichen, dass die Leiche zugedeckt werden konnte. Der legte die bereitgehaltene Plastikfolie sorgfältig über den Toten und trat abwartend ein paar Schritte zurück.
„Ich denke, wir werden mit dem Fall noch richtige Probleme kriegen“, fuhr Maxi Wöhrl seufzend fort. „Könnte eine Abrechnung ‚unter Freunden’ gewesen sein, die uns in deren Augen garantiert nichts angeht. Da dürfte der Arzt richtig liegen: Die Täter aus dem Milieu sind meistens Männer.“
„Und die sagen nix, wenn wir mit ihnen reden, weil sie von nix was wissen“, brummte Braunagel. „Und bei der Hitze sowieso nicht.“ Er schaute sich suchend um. „Patronenhülse, Zigarettenstummel oder sonst irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte?“
„Nein, das nicht. Aber was anderes.“ Schneider grinste vielsagend und deutete dann auf eine kleine Gruppe Leute. Sie standen im Schatten unter dem Torbogen, durch den man in den Innenhof gelangte. Die meisten anderen waren schon weggegangen. War ja uninteressant, wenn man nichts zu sehen bekam. „Ihr habt eine Zeugin. Die mit dem gelben T-Shirt und den abgeschnittenen Jeans da hinten. Nennt sich Largo.“
„Largo. Aha.“
Braunagel bedankte sich bei Schneider, bevor er zusammen mit Maxi Wöhrl zu den eifrig miteinander tuschelnden Leuten ging, die ihnen jetzt erwartungsvoll entgegensahen.
„Largo?“ Braunagel sprach die junge Frau an, die Schneider ihm beschrieben hatte.
Largo war grob geschätzt um die Zwanzig, hatte schwarz gefärbtes Haar mit zwei schräg geschnittenen, grünen Strähnen, die ihr in die Stirn und über die Augen fielen. Außerdem war sie ziemlich blass geschminkt, mit schwarz umrandeten Augen und einem knallgelben Lippenstift, der zu ihrem T-Shirt passte. Als sie sich mit beiden Händen durch die Haare fuhr, konnte man ihre abwechselnd schwarz und grün lackierten Fingernägel sehen und ein beeindruckendes Stachelband, das sie um ihr rechtes Handgelenk trug. Ein ähnliches lag um ihren Hals.
„Hier ist eine“, antwortete sie und musterte den Kommissar von oben bis unten.
„Sie haben etwas gesehen, das für uns wichtig sein könnte?“, fragte Braunagel.
Als Largo bei einem Blick in die Runde der Umstehenden feststellen konnte, dass sie genügend Aufmerksamkeit hatte, grinste sie zufrieden. Dann nickte sie in Richtung des Fahrradständers auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs. Zwei Räder waren dort abgestellt. Braunagel konnte sich denken, welches der jungen Frau gehörte. Es war schwarz lackiert und hatte gelbe und grüne Streifen.
„Ich hab mein Fahrrad da drüben abgestellt, als der Typ hier reinkam. Ich wohne da oben.“ Sie zeigte an der rückwärtigen Hauswand hoch. „Vierter Stock.“
Vierter Stock. Dachgeschoss.
„Wissen Sie, wem das zweite Fahrrad gehört?“, wollte Maxi Wöhrl wissen. „Dem Toten vielleicht?“
Largo zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung. Dem da“, sie zeigte auf die Plastikfolie, unter der die Leiche verborgen lag, „dem da sicherlich nicht. Das Rad steht öfter dort. Gehört vermutlich jemandem aus dem Haus.“
„Ist er hier reingerannt oder …“, unterbrach Braunagel sie.
„Weiß ich nicht. Eher gegangen, würde ich mal sagen.“
„Weil?“, hakte Braunagel nach. „Haben Sie gesehen, wie er reinkam?“
„Nein.“
„Warum würden Sie dann mal sagen, er sei eher gegangen?“
„Weil gerannt: laut. Gegangen: leise.“ Sie bog mit beiden Händen ihre Ohrmuscheln nach vorne. „Nix gehört, also gegangen. Ich hab ihn auch mehr aus den Augenwinkeln heraus wahrgenommen, als dass ich ihn richtig gesehen hätte. Hier kommen öfter mal Leute rein, auf die achte ich nicht. Alles klar?“
Braunagel nickte ergeben.
„Wohnt der hier?“
„Nö, noch nie gesehen.“
„Und weiter?“
„Sie meinen, was dann passiert ist?“
„Genau das meine ich.“
„Also da war noch so eine aufgebrezelte Tussi, die hinter ihm herkam und vom Torbogen aus laut rumgezetert hat, dass sie sich das alles nicht mehr gefallen lasse, und dass er sie mal könne. Aber nicht da, wo er es sonst mag, sondern ganz im Gegenteil.“ Sie grinste vielsagend zu den Wartenden unter dem Torbogen hinüber und hob dabei den Mittelfinger der linken Hand in ihre Richtung. Verärgertes Gemurre war die Antwort. Largo grinste zufrieden über die Doppelwirkung ihrer Geste, die ursprünglich das Gesagte unterstreichen sollte. Hatten die dort aber gründlich missverstanden. Auch recht.
„Aber die …“, Braunagel räusperte sich. „Die aufgebrezelte Tussi haben Sie im Gegensatz zu ihm hier hereinkommen sehen“, unterbrach Braunagel ihre Vorstellung.
„Ja. Weil sie so rumgeätzt hat. Da hab ich mich umgedreht und wollte wissen, wer solche Texte ablässt.“
„Verstehe. Und weiter?“
„Ich hab nicht verstanden, was der Typ geantwortet hat, weil mich so‘n Scheiß nicht interessiert. Hab meine eigene Kacke an der Backe.“ Sie lachte über ihren Reim, war aber die Einzige, die ihn lustig fand. Dadurch deutlich weniger motiviert für weitere Scherze fuhr sie fort: „Gerade, als ich mein Vorhängeschloss einschnappen ließ, hat’s gekracht. Ich hab erst mal erschrocken einen Satz zur Seite gemacht und mich weggeduckt. Arme über Augen und Ohren. Als ich mich umdrehte, lag der Kerl schon am Boden.“
„Haben Sie gesehen, wer geschossen hat?“
„Nein. Ich hatte den beiden doch den Rücken zugedreht, um mein Rad abzusperren.“
Zuhören, Herr Kommissar!, stand deutlich auf ihrem Gesicht geschrieben. Maxi Wöhrl stimmte dem schweigend zu, indem sie den Zeigefinger in Richtung ihres Chefs ausstreckte.
„Und die T… - also das Mädchen, die Frau – stand sie noch da, als Sie sich umdrehten?“
„Wieder negativ. Ich hörte die beiden streiten, bis ich meinen Korb vom Gepäckträger zog, hab aber nicht weiter aufgepasst, weil ich nach meinem Schlüsselbund suchen musste. Lag natürlich ganz unten drin. Musste alles erst mal ausräumen und dann wieder reinpacken. Steht da hinten, hab ihn nicht in der Sonne stehen lassen wollen.“ Als sie Maxis verständnisvollen Blick erhaschte, fuhr sie fort: „Besser, man mischt sich nicht in so was ein.“ Sie warf der Kommissarin einen fragenden Blick zu. „Weitermachen?“ Als diese ihr aufmunternd zunickte, sagte sie: „Irgendwie war’s kurz mal ruhig, soweit ich mich erinnere, und als ich mein Rad absperren wollte, hat’s wie gesagt gekracht. Als ich mich umdrehte, lag der Typ schon am Boden, und ich hab nur noch gesehen, dass jemand weglief. Hier durch den Torbogen, nach rechts weg.“
„Mann? Frau?“
„Ja.“
Braunagel warf ihr einen warnenden Blick zu.
„Ist ja schon gut! Ich weiß es nicht. War zu sehr mit mir beschäftigt. So was passiert einem schließlich nicht alle Tage!“
„Und die Frau, mit der er sich gestritten hat, wo war die?“, fragte Braunagel.
Kleinkaliber passt eher zu einer Frau als zu einem Scharfschützen, ging ihm durch den Kopf. Aber eine Frau, die mit einer solchen Waffe aus drei, vier Metern gezielt mitten in die Stirn trifft? Eher unwahrscheinlich.
„Keine Ahnung. Hier jedenfalls nicht mehr.“
„Könnte das auch die Person gewesen sein, die weggelaufen ist, was meinen Sie?“, mischte sich Maxi Wöhrl ein, die offenbar gemerkt hatte, dass Braunagel zwei Gedankengänge verfolgte, die er hitzebedingt vermutlich gleich verknoten würde. Das galt es eindeutig zu verhindern.
Largo hatte die ganze Zeit über einen Kaugummi mit aller ihr zur Verfügung stehenden Intensität niedergekaut. Jetzt misslang ihr der Versuch, eine Blase daraus entstehen zu lassen. Sie spuckte den Kaugummi seitlich auf den Boden, bevor sie sich ein paar Reste von den Lippen zupfte.
„Mensch Meier, ich bin so erschrocken, dass ich nicht drauf geachtet hab, wer da weglief!“, ließ sie die Kommissarin entrüstet wissen.
„Haben Sie denn gesehen, ob sie eine Waffe dabei hatte, während sie sich stritten?“, fragte Maxi unbeirrt weiter.
„Nein!“
„Kann sie geschossen haben?“, wollte Braunagel wissen.
„Wie gesagt, Alter: Ich hab keine Ahnung.“
„Kann also auch jemand anderer gewesen sein?“
„Klingt irgendwie logisch, oder?“
„Und was haben Sie dann gemacht?“
„Wie, was ich dann gemacht hab. Ich hab auf den Typ da geschaut, der am Boden lag, war wie gelähmt.“ Sie zuckte die Schultern. „Sie sehen so was vielleicht öfter, für mich war es das erste Mal. Ich hatte die Hosen gestrichen voll, das dürfen Sie mir glauben. Hätte ja ganz anders ausgehen können. Zeugen ausschalten und so. Sieht man ständig im Fernsehen.“
„Sind Sie zu ihm hingegangen?“, fragte Braunagel und überlegte sich, warum sie wohl nicht zum nächsten Hauseingang gelaufen war, um sich in Sicherheit zu bringen. Sie wohnte doch hier und hatte einen Schlüssel. Irgendwo unten in ihrem Einkaufskorb.
„Sind Sie wahnsinnig, Mann? Natürlich nicht. Das konnte ein Blinder bei runtergelassenen Jalousien aus einem Kilometer Entfernung sehen, dass der mausetot war. Mit dem Loch in der Stirn, Mann. Was sollte ich da?“ Sie zog kurz die Schultern hoch. „Ich hab geschaut, ob wer im Hof ist. Hätte ja sein können, der schießt nochmal.“ Sie schluckte. Ganz so cool, wie sie sich gab, war sie dann doch nicht. „Wäre nicht so wirklich hilfreich für Sie gewesen, wenn es mich erwischt hätte, und ziemlich ungünstig für mich, oder?“, fügte sie in der Erkenntnis hinzu, dass sie richtig Glück gehabt hatte.
„Kannten Sie die Frau, mit der er sich gestritten hat?“, wollte Braunagel weiter wissen.
Largo zögerte einen Augenblick und schüttelte dann energisch den Kopf.
„Nein, beide nie vorher gesehen.“
„Wie sah die Frau aus?“
„Aufgebrezelt war sie halt. Markenkleidung, aktuelle Mode, ziemlich teuer, das Zeug. Auch die Schuhe, gute hundertfünfzig Euro. Pro Schuh, nicht für das Paar. So was in der Richtung.“
„Haben Sie die Polizei angerufen?“, hakte Maxi Wöhrl nach.
Braunagel revidierte sein bisheriges Bild von der Aufmachung der Frau. Die war wohl eher gut gekleidet als nuttig angezogen, wie er ursprünglich vermutet hatte. Aber diese Largo hatte eine eigene Meinung dazu. Das machte es für ihn schwierig, sie als zuverlässige Zeugin zu sehen.
„Nein.“
Seine Kollegin runzelte irritiert die Stirn. Sie erinnerte sich an die Information des Kollegen am Telefon, dass es eine weibliche Stimme war, die sich gemeldet hatte.
„War hier noch jemand außer Ihnen, der das alles gsehen und uns angerufen haben könnte?“
Largo schaute sich nachdenklich um.
„Ich glaube nicht.“
„Der Anruf kam von einer Frau“, erinnerte Maxi ihren Kollegen, der ihr einen fragenden Blick zugeworfen hatte. „Hat aber keinen Namen genannt. Wahrscheinlich in der Aufregung vergessen.“ An Largo gewandt stellte sie fest: „Ich dachte, dass Sie uns den Vorfall gemeldet haben.“
Largo schüttelte den Kopf und zog ihr Smartphone aus der Hosentasche. Wie das da reinpassen konnte, war Braunagel schleierhaft, so eng, wie die knapp unter dem Po abgeschnittene Jeans war.
„Akku leer.“
„Trotzdem: Vielen Dank, gut beobachtet“, lobte der Kommissar sie. „Wir würden aber gerne ein detailliertes Protokoll und Ihre persönlichen Daten aufnehmen. Ist das für Sie okay?“
„Klar.“ Largo warf einen vielsagenden Blick in die Runde und bekam anerkennende Blicke zurück. Oder neugierige. Reine Interpretationssache, dachte Braunagel.
„Schmauchspuren feststellen lassen?“, fragte seine Kollegin und deutete mit dem Daumen auf die Zeugin.
Er schüttelte den Kopf.
„Aber jemanden losschicken, der herausfinden soll, ob irgendwo ein Fahrzeug steht, das diesem Benno Krüger gehört. Ich vermute mal, der ist nicht zu Fuß bis hierher gelaufen.“ Er drehte sich um die eigene Achse, bis er entdeckt hatte, wen er suchte. „Ah, und noch was: Telefonnummer der Anruferin feststellen lassen“, wies er seine Kollegin noch schnell an.
„Alles klar, Chef!“
„Kollege Bergsteiner, wenn Sie hier fertig sind und das Auto des Opfers gefunden wurde, untersuchen Sie es bitte auf Spuren, die uns weiterhelfen könnten“, rief er quer über den Innenhof.
Der Angesprochene war gerade damit beschäftigt, den Boden an einer der Hauswände abzusuchen. Er schaute auf und hob kurz die Hand.
„Alles klar!“
„Ich hab allerdings noch eine Frage, Largo“, hörte er Maxi Wöhrl sagen und wandte sich wieder nach ihr um. „Hat jemand Sie gesehen, als Sie hier im Hof waren?“
Maxi Wöhrl klappte ihr Notizbuch zu und wartete auf eine Antwort. Die junge Frau zuckte die Schultern und machte eine ausladende Geste mit beiden Händen.
„Weiß ich nicht. Der Typ da am Boden mit Sicherheit. Aber der sagt wohl nix mehr. Und die Tussi vielleicht noch. Aber sonst?“ Sie schaute sich um. „Fragen Sie doch die dort!“
Braunagel ging ein paar Schritte auf die Gaffer in der Einfahrt zu, die von einem Kollegen in Uniform nach wie vor davon abgehalten wurden, weiter in den Innenhof hereinzulaufen.
„Hat von euch jemand was gesehen, das für uns wichtig sein könnte?“, fragte er laut in ihre Richtung. „Zum Beispiel, ob jemand außer dem Toten im Hof war und wer?“
Kopfschütteln.
Er blieb vor ihnen stehen.
„Den Schützen? Jemanden, der weggelaufen ist? Einen Mann? Eine Frau? Einen Streit gehört? Gesehen?“
Wieder Kopfschütteln.
„War ja klar“, maulte Maxi Wöhrl und bahnte sich einen Weg durch die Gaffer Richtung Straße. Largo folgte der Kommissarin bereitwillig zum Bus, in dem das Protokoll aufgenommen werde sollte. Dabei zeigte sie den Leuten, die einen Schritt zur Seite wichen, um die beiden Frauen durchzulassen, ihre gepiercte Zungenspitze.
Maxi Wöhrl registrierte es grinsend.
Braunagel bat den Kollegen beim Torbogen, das neugierige Volk nach Hause zu schicken. Er musste sich in solchen Situationen immer wieder zusammenreißen, um ihnen nicht seine Meinung um die Ohren zu hauen. Andererseits verstand er, warum es Leute gab, die am liebsten neben ihm stehen und alles aus der Nähe beobachten würden. Es war nicht nur Neugier. Da war auch das befriedigende Gefühl, dass es einen selber nicht erwischt hatte. Ganz schlimm waren jedoch diejenigen, die mit ihren Handys und iPhones versuchten, möglichst noch ein Foto zu machen und an ganze Heerscharen Neugieriger zu verschicken. Da ging es darum, wichtig zu sein, beachtet zu werden, mal mit irgendwas Aufregendem im Mittelpunkt zu stehen, mit vielen Klicks angeben zu können. Grundlage für seitenlange Diskussionen zu liefern. Wenigstens für ein paar Tage.
Hier hatten die Kollegen so etwas weitestgehend verhindert, wofür er ihnen insgeheim dankbar war.
Die Gruppe löste sich zögernd auf, und er ging noch einmal zu dem Toten hinüber.
„So eindeutig ist das nicht, wie ich finde“, sagte Schneider, der neben ihn getreten war und sich aus seinem Schutzanzug schälte. „Ob ein Mann oder eine Frau geschossen hat, meine ich.“
„Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, obwohl ich eher auf eine Frau als auf einen Mann tippe.“ Braunagel warf einen Blick auf die zugedeckte Leiche.
Schneider nickte nachdenklich.
„Wir werden es herausfinden.“
In diesem Augenblick kam Bergsteiner mit einem seiner Kollegen zu ihnen.
„Wir haben weder eine Waffe noch sonst etwas gefunden, das uns helfen könnte“, sagte er. „Sollen wir weitersuchen?“
Braunagel schaute sich kurz um.
Der Innenhof lag inmitten von vier um ihn herum gebauten, mehrstöckigen Häusern, die man über jeweils einen Zugang erreichen konnte. Von der Straße aus war er über den Torbogen unter einem der Häuser hindurch zugänglich, der mit einem zweiflügeligen Gittertor zur Straße hin geschlossen wurde. Das Tor stand offen, die beiden Flügel an die Wände links und rechts gezogen. Unterhalb einiger Fenster zum Hof waren Balkonkästen angebracht und teilweise üppig mit Blühpflanzen bestückt worden. Ein paar Tauben gurrten von den Dächern, von irgendwoher war Musik zu hören.