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Impressum

Ulisses Spiele
Band
US25718Epub
Titelbild:
Dagmara Matuszak
Aventurien-Karte: Daniel Jödemann
Redaktion: Nikolai Hoch
Lektorat: Frauke Forster
Korrektorat: Claudia Waller

Umschlaggestaltung und Illustrationen:
Nadine Schäkel, Patrick Soeder
Layout und Satz: Nadine Hoffmann
Ebook-Gestaltung: Michael Mingers

Copyright © 2019 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN und DERE, MYRANOR, RIESLAND, THARUN und UTHURIA sind eingetragene Marken der Significant GbR. Alle Rechte von Ulisses Spiele GmbH vorbehalten.

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Print-ISBN 978-3-96331-182-6
Ebook-ISBN 9783963312977


Daniel Jödemann

Blutnacht
Das Blut der Castesier I

Ein Roman in der Welt von
Das Schwarze Auge©

Originalausgabe

Mit Dank an

Mareike Aurora, Elena Buksmann, Eevie Demirtel, Gero Ebling, Nina Jödemann, Moritz Mielke und Thomas Ritzinger

Dunkle Zeiten sind für das Bosparanische Reich angebrochen.

Vor eintausend Jahren führte der Göttersohn Horas Siedler aus dem fernen Güldenland nach Aventurien und begründete das Bosparanische Reich. Seitdem herrschen seine Nachkommen von der Hauptstadt Bosparan aus über ihre Untertanen. Jahrhundertelang erweiterten die Herrscher auf dem goldenen Adlerthron die Grenzen ihres Reiches und unterwarfen sich den neuen Kontinent mit ihren unbezwingbaren Legionen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ganz Aventurien von Bosparan aus regiert wurde.

Schließlich nahm Fran-Horas auf dem Adlerthron Platz. Auch während seiner Regierungszeit blühte das Reich auf, doch dann erhoben sich die Bürger der fernen Stadt Gareth zu einem Aufstand. Fran führte daraufhin seine Legionen gegen die Garether und rief sogar Dämonen aus den Niederhöllen zur Hilfe. Beide Seiten rieben sich in der verheerenden Schlacht auf, viele Legionen gingen unter. Zurück blieb ein geschwächtes Bosparanisches Reich.

Fran-Horas verstarb, ohne einen Erben zu bestimmen, und hinterließ ein Land in Aufruhr: Kriege um den Thron wurden in den folgenden Jahrzehnten zur Regel und das Reich verfiel zusehends. Bisweilen wechselten die Herrscher auf dem Adlerthron bereits nach wenigen Jahren, Monaten oder sogar Tagen. Doch selbst wenn sich ein Horas auf dem Thron zu halten vermochte, konnte er nur in den Kernprovinzen des Horasiats, in der Nähe Bosparans, den strahlenden Glanz von einst bewahren. Die Reichen lassen sich dort von ihren Sklaven bedienen, feiern dekadente Orgien und jubeln den Gladiatoren in der Arena zu. Die Ärmsten in den Elendsvierteln dagegen leiden mehr als je zuvor.

Blutrünstige Barbaren bedrohen die Nordprovinzen des Reiches, Hjaldinger-Piraten suchen die Küstenstädte heim und an den Grenzen zum Diamantenen Sultanat der Tulamiden beäugen sich die Truppen beider Seiten misstrauisch. In diesen Dunklen Zeiten blühen fragwürdige Kulte auf, scharen echte oder vermeintliche Propheten Anhänger um sich und die verzweifelten Menschen wenden sich der Verehrung obskurer Götter und Götzen zu.

Seit Fran-Horas’ Tod ist es keinem Herrscher mehr gelungen, den fortwährenden Abstieg und Verfall des Bosparanischen Reiches aufzuhalten und seinen Untertanen wieder Wohlstand, Frieden und Ordnung zu bringen – bis heute.

Praeludium

Glaciana verneigte sich leicht. »Wir erwarten voller Demut die Entscheidung des göttlichen Horas.«

Marcianus ballte unwillkürlich die Faust. Warum sagte sie es nicht geradeheraus? Glaciana erwartete vom Herrscher des Bosparanischen Reiches, dass er einem Massaker seinen Segen gab, hunderte Unschuldige zum Tode verurteilte.

Marcianus hob ganz leicht den Blick. Einer Himmelsleiter gleich türmten sich vor ihm Stufen aus weißem Marmor aufeinander. Den Mann auf dem Adlerthron genauer ins Auge zu fassen, war unmöglich. Der verfluchte Thronsessel aus jenem leuchtenden, güldenländischen Metall, dessen Namen Marcianus stets vergaß, umgab den Horas mit einem blendenden Schein. Es blieb ihm verwehrt, Yarum-Horas ins Gesicht zu schauen. Yarum-Horas, ein weiterer schwacher Herrscher in einer langen Reihe unfähiger Horanthes, die das Reich seit Jahrzehnten immer weiter hinab in den Abgrund führten.

Glaciana Aedinia, die Cancellaria und rechte Hand des Horas, stand einen Schritt vor den versammelten Beamten, Höflingen, Würdenträgern und Priestern. Im Gegensatz zu ihnen, senkte sie nicht den Blick, ihre Augen ruhten auf dem Horas. Jeder andere würde dafür seinen Kopf verlieren.

Wie immer trug Glaciana ihren Magierstab in der Rechten. Die ewig lodernde Flamme in der verschlungenen Spitze des Stabs warf ein flackerndes Licht auf die Cancellaria. In ihrem weiten, goldbestickten, roten Gewand mit dem hohen Kragen erschien sie wie ein exotischer Paradiesvogel, der alle anderen Anwesenden verblassen ließ.

Marcianus starrte wieder auf den gleißend weißen Marmorboden vor seinen Füßen, in dem sich das letzte Licht des Tages brach. Nur ein Wort des Horas genügte, um sechs edle Familien zu verdammen: Männer und Frauen, Alte und Junge, Freie und Sklaven starben dann im Sand des Olrukeums zur Unterhaltung der aufgepeitschten Massen. Comites ­­– Angehörige der vornehmsten und ältesten Familien des Bosparanischen Reiches – fanden sich für gewöhnlich nicht in der Arena wieder. Sicherlich würde das Amphitheater bis auf den letzten Platz ausverkauft sein.

Zuvor würden Glacianas Folterknechte sie jedoch martern, ihnen die Namen ihrer Mitverschwörer entreißen. Marcianus atmete tief durch. Er hatte sich bisweilen schon ausgemalt, hoch erhobenen Hauptes im blutgetränkten Sand des Olrukeums zu stehen. In seinen letzten Momenten, kurz bevor ihn die Bestien zerrissen, wies er in seiner Vorstellung anklagend auf den Horas und schleuderte ihm trotzig entgegen, was er wirklich über den Imperator Aventuriae dachte – all die Dinge, die sie sonst nur heimlich in Hinterzimmern besprachen. Doch nun zitterten seine Hände und er vermochte kaum einen klaren Gedanken zu fassen.

Nur ein Wort und es war vorbei. Doch war es nicht sogar gut, dass der Horas zögerte? Je länger sie hier standen, desto besser. Desto mehr Zeit hatten die Verdammten, dem Massaker doch noch zu entgehen.

Erst vor wenigen Stunden war Marcianus hinter Glacianas Plan gekommen. Es war alles so schnell gegangen, er hatte kaum Zeit gehabt, eine Botschaft aufzusetzen. Dennoch musste er das Risiko eingehen. Ahnte Glaciana, dass er Capitus gewarnt hatte?

Erneut wagte Marcianus einen Blick. Yarum saß erst ein Jahr auf dem Thron. Eine bemerkenswerte Leistung, war das doch schon deutlich länger als die meisten seiner Vorgänger. Schreckte er davor zurück, so schonungslos gegen einige der ältesten und einflussreichsten Familien des Reiches vorzugehen? Sicher, die beschlagnahmten Besitztümer würden seine leere Schatzkammer füllen, aber dennoch …

Die weiß behandschuhte Hand auf der Lehne des Adlerthrons regte sich und eine kalte Faust zog sich um Marcianus’ Brust zusammen. Der Horas sprach es nicht einmal aus. Ein beiläufiger Wink – mehr hatte er nicht für sie übrig.

Glaciana verneigte sich betont langsam und mit weit ausgebreiteten Armen. Die Flamme in der Spitze ihres Magierstabs warf ein flackerndes Licht auf ihre harten Gesichtszüge. »Der Wunsch des Horas und Heliodans ist uns Befehl«, verkündete sie in Aureliani, der Hofsprache. »Die Weisheit und Weitsicht des göttlichen Kha’Sârs überstrahlt die unsrige.« Die Cancellaria trat zwei Schritte zurück, ehe sie sich umwandte. Dann begab sie sich auf den Weg zurück zum Hauptportal des Thronsaals. Ihr Gewand rauschte. Die Beamten bemühten sich, mit ihr Schritt zu halten.

Marcianus schloss zu ihr auf. »Cancellaria, gestatte mir …« Sie brachte ihn mit einem Seitenblick aus lodernden Augen zum Schweigen.

Das gleichmäßige Klacken von Glacianas Stab auf dem Marmorboden begleitete sie auf ihrem Weg. Jeder Aufprall des Stabendes hallte wie ein Donnerschlag in Marcianus’ Kopf wider.

Glaciana führte die Höflinge an den mehrfach mannshohen Statuen der Horanthes von einst vorbei, die die gewaltige Halle säumten. Der Feuerschein ihres Magierstabs wanderte über steinerne Gesichter: Belen-Horas, der sich in seiner Verblendung als Gott verehren ließ, Olruk-Horas, der Sylla verlor, Fran-Horas der Blutige, dessen Taten das stolze Bosparanische Reich ins Chaos stürzten. Weder Bender-Horas noch Dozman-Horas oder aber Halmar-Horas hatten die Zeit und erst recht nicht das Gold gefunden, sich hier zu verewigen. Genauso wenig wie die übrigen Regenten, die im vergangenen Jahrzehnt den Thron beansprucht hatten und nach einigen Nonen oder Monaten wieder gestürzt wurden. Yarum dagegen sollte bald schon über das Gold verfügen, um sich ein angemessenes Denkmal für die Ewigkeit zu setzen.

Sonnenlegionäre hielten die Türflügel des vier Schritt hohen Portals für sie auf. Die bedingungslos loyalen Männer und Frauen der Legio I Braianica – vom Volk meist nur ›Sonnenlegion‹ genannt – stellten die Leibgarde des Horas.

Bevor die Sonnenlegionäre das Tor wieder schlossen, erhaschte Marcianus noch einen letzten Blick auf den Mann, der ihnen vom Ende des Saals nachschaute. Er regte sich nicht. Fern und entrückt saß er auf seinem Thron, unter den gewaltigen Schwingen des dreiäugigen goldenen Adlerstandbilds. Die Nacht brach über Bosparan herein, und weder Yarum-Horas noch Brajanos, Gott der Sonne und Gesetze, mussten mit ansehen, was nun geschah.

Offiziere der Sonnenlegion erwarteten sie in der Halle vor dem Thronsaal. Sie hatten sich in zwei Reihen aufgebaut, in ihren polierten, vergoldeten Legionärsrüstungen über strahlend weißen Tuniken, reglos wie Statuen. Die Cancellaria hatte die Legionäre herbestellt, ohne auch nur die Entscheidung des Horas abzuwarten.

Glaciana blieb abrupt stehen. Die Schar von Beamten und Höflingen verharrte ebenfalls, auch wenn der ein oder andere überrascht auf seinen Vordermann auflief.

»Tribun.« Glaciana sprach leise, ihre Stimme hallte aber dennoch gut vernehmlich von den hohen Wänden wider. Einer der Offiziere, ein Veteran mit einem weißen Federbusch auf dem Helm, trat vor. Sie schaute ihn nicht einmal an. »Der Horas und Heliodan hat eine Entscheidung gefällt: Hiermit, an diesem 57. Tag der Raia im heiligen Jahre II Yarum, ergeht an die Sonnenlegion der Befehl, seinen göttlichen Willen in die Tat umzusetzen.«

»Wie Horas Invictus befiehlt!« Der Tribun nickte seinen Leuten zu. Sie setzten sich umgehend in Bewegung. Nur zwei der Sonnenlegionäre blieben zurück.

»Marcianus.«

Dieses eine leise Wort Glacianas ging ihm durch Mark und Bein. Er deutete eine Verbeugung an. »Cancellaria.«

»Du zweifelst an der Entscheidung.«

Er hob die Augenbrauen. »Was bringt dich nur auf derartige Gedanken, werte Cancellaria?«

»Selbst jetzt, nachdem sich die Konspiratoren bei Hofe eingenistet haben.«

»Bei Hofe?«, wiederholte Marcianus gelassen.

Glaciana wandte sich ihm nun zu. Sie wuchs in ihrem blutroten Gewand mit den langen Ärmeln und dem breiten Kragen vor ihm empor.

Die beiden verbliebenen Sonnenlegionäre traten an Marcianus heran. Die übrigen Beamten wichen zurück, einige musterten ihn verwundert oder sogar entsetzt.

»Cancellaria? Ich verstehe nicht?«

Das lodernde Feuer in der Spitze ihres Stabs warf ein flackerndes Licht auf Glacianas Gesicht. »Wem hast du Botschaften zukommen lassen?«

»Ich bin dem göttlichen Yarum-Horas treu ergeben!«, beteuerte Marcianus. »Du weißt dies, Cancellaria. Brajanos sei mein Zeuge! Ich spreche die Wahrheit!«

»Das tust du nicht.« Glaciana trat bis auf wenige Schritte an ihn heran. »Noch nicht.« Sie hob langsam die Linke zu ihrer Kehle und wies dann mit ihrem Stab auf ihn. Sie sprach das Wort so gelassen aus wie eine belanglose Bemerkung über das Wetter. »Igniqueris.«

Gluthitze und lodernde Flammen schlugen ihm ins Gesicht. Marcianus stieß einen spitzen Schrei aus. Er taumelte, die beiden Sonnenlegionäre ergriffen ihn und hielten ihn aufrecht.

Glacianas Blick fand ihn durch das Feuer hindurch. »Wen hast du gewarnt, Marcianus?«

Er rang nach Luft, sog aber nur Hitze in seine Lungen. Er wollte nach dem Flammenkranz greifen, der um seinen Hals lag, doch der Griff der Legionäre war fest. »Bitte!«, presste er hervor. Der Schmerz bohrte sich wie tausend glühende Nadeln unerbittlich in seinen Kopf. Blut rauschte heiß durch seinen Kopf. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Er stöhnte auf. »Ich flehe dich an!«

Die goldenen Stickereien auf dem blutroten Gewand der Cancellaria glänzten und loderten im Schein des Feuers. Glaciana kam ihm nun so nahe, dass sie selbst durch das Fauchen der Flammen hindurch ihre Stimme nicht erheben musste. »Wen?«

***

Umbra trat in das Atrium des Anwesens. Der junge Tulamide hielt sich in den Schatten des Säulengangs, außerhalb des offenen, von Fackeln hell erleuchteten Innenhofs, in dem die Gäste der Castesier lachend und scherzend in Gruppen beieinander standen.

Die fröhliche Musik von Lyren und Flöten schwebte über der Gesellschaft. In dem Wasserbecken in der Mitte des Hofs drehte sich eine bis auf eine goldene Gesichtsmaske nackte Tänzerin zum Takt der Musik. Ihre Haut war mit roten Ranken bemalt. Sie symbolisierte Raia, die Herrin von Liebe, Wein und Rausch, und rief den Segen der Göttin auf die Feier herab. Auch die Sklaven trugen goldene Gesichtsmasken. Sie huschten unauffällig zwischen den herausgeputzten Herrschaften umher und reichten auf Tabletts Köstlichkeiten dar: gefüllte Feigen, scharf gewürzte Flamingozungen und die Austern aus Grangor, die laut Sextus ein Vermögen kosteten. Über all dem spannte sich ein sternenklarer Himmel. Die Nacht war lau, ideal für eine Feier.

Capitus, Umbras Dominus und Oberhaupt der ehrwürdigen Familie der Castesier, trug eine purpurgesäumte Tunika. Er unterhielt sich angeregt mit Curatora Charissa Berlînghan, einer einflussreichen Beamtin Bosparans.

Capitus’ Gattin Felia, die Herrin des Hauses, bildete den Mittelpunkt der ausgelassenen Feierlichkeiten. Sie schwebte von einer Gruppe zur nächsten. Mal regte sie mit einer Bemerkung eine eingeschlafene Konversation an, mal munterte sie mit einem Scherz auf oder winkte einen Sklaven herbei, wenn sich die Becher der Gäste zu leeren drohten. Sie trug eine hoch aufgesteckte rote Perücke, in die ihre Sklavinnen goldene Glöckchen und Ketten eingewoben hatten.

Umbra nickte zufrieden. Alles ging seinen Gang. Er wollte bereits wieder in die Küche zurückkehren, doch dann fiel ihm eine Bewegung auf der anderen Seite des Atriums auf. Der Sklave vermochte nicht, sich ein Lächeln zu verkneifen. Er huschte von den Gästen unbemerkt durch den Säulengang und umrundete den Innenhof. Er drückte sich an der Wand entlang, bis er den Durchgang erreichte, der zu den Wohnräumen hinaufführte. Langsam ging der Sklave in die Knie, dann zuckte seine Hand nach vorne wie die Kobra, die eine Maus aufgespürt hatte.

Ein erschrockener Laut folgte. Umbra zog Valerius aus seinem Versteck hervor. Die Miene des Jungen wandelte sich von Schrecken zu Erleichterung, dann erblühte ein spitzbübisches Lächeln auf dem Gesicht des dreijährigen Knaben. »Du hast mich gefunden«, stellte er fest. Es klang wie ein Lob, so als rühmte der Meister einen Lehrling, dem erstmals ein eigenes Handwerksstück gelungen war.

Umbras Mundwinkel zuckten, doch dies war einer jener Momente, in denen er kein Spielgefährte sein durfte. »Ich finde dich immer!«, erwiderte er streng. »Deine Mutter wird nicht erbaut darüber sein, dass du noch wach bist.«

Valerius schaute aus großen braunen Augen zu ihm auf. »Bald bin ich auch ein Schatten«, beteuerte er, »wie dein Gott …«

Umbra legte sofort den Zeigefinger auf den Mund. »Was habe ich dir gesagt? Denk nach!«

Ein schelmisches Lächeln huschte über Valerius’ Gesicht. »Das ist ein Geheimnis. Niemand darf das wissen.«

Umbra erwiderte das Lächeln. »Das ist richtig.«

Jemand zupfte an Valerius’ Tunika. Umbra spähte um die Ecke. Sabella war natürlich ebenfalls wach, sie stand stumm hinter ihrem Bruder. Umbra wich ihrem Blick aus, ohne darüber nachzudenken. Er hatte dem Blick des blassen Mädchens noch nie standhalten können. Er bereitete ihm stets Unbehagen.

Selbst Umbra fiel es schwer, zu glauben, dass sich die beiden den Bauch ihrer Mutter geteilt hatten – und er hatte ihrer Geburt beigewohnt. Er hatte den lauthals schreienden Jungen im Arm gehalten, während die Za-Priesterin noch rätselte, wieso seine wenige Momente ältere Zwillingsschwester keinen Laut von sich geben wollte. Schließlich verkündete sie schulterzuckend, dass beide Kinder gesund seien. Für einen Moment hatte Umbra sogar befürchtet, dass Capitus seine Tochter nicht akzeptieren würde, nachdem die Hebamme die Kinder zu seinen Füßen niedergelegt hatte.

Der lebhafte Valerius war stets zu Streichen aufgelegt, immerzu neckte er die Sklaven des Hauses, die allesamt in ihn vernarrt waren. Immer in Bewegung und bereit, auf jeden noch so hohen Baum zu klettern und von dort dann auch wieder todesmutig herunterzuspringen, brachte er Leben in das Anwesen der Castesier. Stets lief er mit aufgeschlagenen Knien herum, mit verstaubter, zerrissener Tunika und unordentlichem Haar. Umbra hatte alle Mühe, mit dem Jungen Schritt zu halten.

Nicht jedoch Sabella. Ihr Haar war dunkler als das von Valerius. Ihr Bruder geriet eher nach der Domina Felia, Sabella dagegen nach Capitus. Das blasse Mädchen mit den großen grauen Augen zog es im Gegensatz zu ihrem Zwilling vor, für sich zu sein.

Vor einigen Monaten erst hatte Sabella von Umbra verlangt, ihr das Lesen beizubringen. Domina gab ihre Erlaubnis, also kam Umbra Sabellas Wunsch nach. Wie ein Schwamm das Wasser sog sie alles in sich auf, las jetzt schon selbstständig einfache Texte und rezitierte sie später fehlerfrei. Warum nur konnte er dem Mädchen nicht genauso viel Zuneigung entgegenbringen wie Valerius?

»Eure Betten erwarten euch«, erklärte er streng.

»Aber es ist Mitternacht«, klagte der Junge. »Es ist unser Zatag. Wir sind drei Jahre alt.«

»Das werdet ihr zwei auch noch weitere sechs Monate lang sein«, beharrte Umbra. »Die Zeit für Feiern und Geschenke kommt umso schneller, je eher ihr euch schlafen legt.«

Valerius setzte zu einem erneuten Widerwort an, doch dann ergriff Sabella seine Hand. »Gehen wir, Vale.«

Es gab nur eine Person, auf die Valerius ohne Protest hörte. »Also gut«, verkündete der Junge mit einem tief empfundenen Seufzer.

Die Zwillinge erklommen die Treppe zum ersten Stockwerk. Umbra wandte sich wieder dem Atrium zu. Sein Blick fiel auf einen jungen Mann – Capitus’ ältesten Sohn Felius, der sich einen Weg durch die Menge bahnte. Felius erreichte seinen Vater, redete hastig auf ihn ein und wies ein Pergament vor. Capitus überflog die Botschaft. Seine Augen weiteten sich und er trat zu seiner Gemahlin, raunte ihr einige Worte ins Ohr. Felia blickte Capitus einen Herzschlag lang erschrocken an. Dieser nickte ihr zu, die Gesichtszüge hart und versteinert. Die Hausherrin schaute sich um und bemerkte Umbra. Sie eilte mit wehendem Gewand auf ihn zu.

Er trat ihr entgegen und neigte den Kopf. »Domina.«

Felias wild entschlossene Züge waren die einer Frau, die sich bereits mit dem abgefunden hatte, was die Götter für sie bereithielten. »Die Zwillinge, Umbra«, setzte sie an, »hilf mir, ich muss …«

Die Musik verstummte abrupt, Rufe gellten durch das Atrium, Soldaten eilten in den Innenhof. Die Gäste stoben wie aufgescheuchte Hühner auseinander. Das Licht der Fackeln brach sich auf vergoldetem Rüstzeug und Schilden.

Felia wirbelte herum. Die Glöckchen in ihren Haaren klingelten. »Sie sind hier!«, stieß sie hervor. Sie packte Umbra am Arm. »Hol die Zwillinge! Nimm das Hoftor, vielleicht ist es noch nicht zu spät. Schaff sie fort! Wir treffen uns auf dem Forum des Seneb-Horas, wenn der Brajanos-Gong in der kommenden Nacht zehn Mal schlägt. Beeil dich!«

»Domina?« Ihr Gesichtsausdruck versetzte ihn in Panik. »Was …«

»Sofort, Umbra!«, unterbrach sie ihn. »Geh!«

Felia eilte zurück an die Seite ihres Mannes, der nachdrücklich auf einen Offizier mit hohem weißen Federbusch am Helm einredete. Felius hatte die Fäuste geballt. Curatora Charissia bemühte sich, zwischen den Parteien zu vermitteln.

Noch immer vermochte sich Umbra nicht zu rühren.

Plötzlich riss Felius den Gladius des Offiziers an sich und versetzte ihm einen entschlossenen Streich mit der Waffe. Ein Aufschrei ging durch die Gäste. Gedankenschnell sprang einer der umstehenden Legionäre nach vorne. Sein Speer fuhr mit überraschender Leichtigkeit in Felius’ Bauch. Die Spitze stieß aus seinem Rücken wieder hervor und Blut spritzte auf Felias Gewand. Sie schrie verzweifelt auf.

Umbra unterdrückte seinen eigenen Schrei. Hastig wandte er sich der Treppe zu. Er nahm drei Stufen auf einmal auf dem Weg nach oben und stolperte in das Schlafzimmer der Kinder. Dabei trat er auf eine hölzerne Quadriga, die unter seinen Sandalen zerbrach. Sabella richtete sich auf. Umbra riss die Decke von Valerius’ Bett und griff nach dem Jungen. Dann nahm er mit dem anderen Arm Sabella auf.

»Umbra?« Sie spürte, dass etwas vorgefallen war.

Ihr Bruder schaute verwirrt zu ihm auf. »Ist schon Morgen?«

»Still!«, befahl er, bereits auf dem Weg den Gang hinab. Die Kinder wogen schwer in seinen Armen. Umbra hob den Jungen durch das Fenster am Ende des Gangs auf das Dach der Remise. »Umbra?«, verlangte Valerius zu wissen. Nun sah er die Angst in seinem Gesicht, Valerius’ Augen füllten sich mit Tränen.

»Ruhig«, raunte Sabella. Sie blieb gefasst, doch auch ihre Stimme zitterte.

Umbra schob das Mädchen durch das Fenster und zog sich dann selbst hindurch. Die Tonziegel waren noch immer warm von der Sommersonne. Sterne funkelten am Himmel, der die Farbe vergossener Tinte in der Nacht hatte. Die Zwillinge hockten auf dem Dach und erwarteten ihn.

Schwere Schläge ließen den Sklaven aufhorchen. Er spähte über den Rand, gerade als das Gartentor aufsprang. Soldaten in vergoldeten Brustpanzern stürmten herein, schwärmten über den Garten aus und trampelten über die Beete hinweg.

»Keinen Schritt weiter!« Sextus, der Koch der Castesier, trat mit einigen anderen Haussklaven ins Freie. Schützend bauten sie sich vor dem Anwesen auf. »Das hier ist das Haus von Capitus Castesius, das Anwesen eines Comes, eines Begleiters des Horas! Was geschieht wohl, wenn man bei Hofe davon erfährt?«

Eine Offizierin trat ihm entgegen. Sie verzog das Gesicht. »Was glaubst du, wer uns entsandt hat, Sklave?«

Die Sonnenlegionäre zögerten nicht. Ihre Speere stießen in die Körper der Sklaven. Blut spritzte auf die Kieswege und Marmorstatuen.

Valerius stieß einen Schrei aus. Umbra fasste ihn an der Schulter. »Sieh nicht hin, Valerius! Sieh nicht hin!« Er wies zum Ende des Dachs, zu der Gasse neben dem Anwesen. »Geht voraus!«, drängte er. »Rasch, und keinen Laut!«

Tränen rannen über Valerius’ Gesicht, doch er gehorchte und kroch auf allen vieren davon. Noch immer erfüllten die Schreie und das Röcheln der Sterbenden die Luft, das Geräusch von Stahl, der in menschliches Fleisch fuhr.

Umbra schaute sich um. Sabella hockte reglos auf dem Dach und starrte das blutige Geschehen unten im Garten an. Er fasste sie am Arm. »Sabella, folg deinem Bruder.« Das Mädchen musterte ihn aus weit aufgerissenen Augen. Hastig schob er sie voran. »Sofort!«

Endlich gehorchte sie. Der Sklave folgte ihr zum Rand des Dachs. Umbras Blick wanderte kurz über die rundum aufragenden Anwesen der Vornehmen Bosparans. Hier und da brannte noch Licht hinter den schmalen Fenstern. Bosparan schlief niemals wirklich, doch in dieser Nacht wandte sich die Stadt ab.

Ich werde nicht versagen. Ich werde dich nicht enttäuschen, Domina.

***

»Rumina?«

Rumina schrak auf und schaute in die braunen Augen Nuntios. Sie atmete tief durch. Die Müdigkeit glitt von ihr ab wie eine warme Decke. Das muntere Gezwitscher der Vögel und das sanfte Rauschen des Windes in den Citronenbäumen kehrten zu ihr zurück. »Bin ich eingenickt?« Der Sklave half ihr auf. Sie seufzte. »Ich habe geträumt, ich …« Rumina zog ihr Kleid zurecht. Sie erinnerte sich nur vage an ihren Traum: ein Mann, umgeben von einer strahlenden goldenen Aura. Er schaute streng auf sie herab.

Die düsteren Bilder verflogen wieder, sie hatten an diesem sonnigen Vormittag nicht lange Bestand. Dennoch pochte ihr Herz noch immer laut in ihrer Brust. Sie straffte sich. »Es ist Zeit für Livias Unterricht. Hol ihre Wachstafeln und Bücher!«

Nuntio nickte. »Gerne«, raunte er und eilte davon.

Keine Wolke trübte an diesem warmen Vormittag des 58. Raia den azurblauen Himmel. Kein Wunder, dass sie eingeschlummert war. Sie durfte jedoch ihre Pflichten nicht vergessen. Rumina begab sich auf den Weg zurück zum Haupthaus. Der Kies knirschte unter ihren Sandalen. Sie wanderte an Beeten mit wohlriechendem, von Bienen umschwirrten Salbei und Lavendel vorbei. Sie sog den Duft tief in ihre Lungen. Sklaven schnitten die Hecken und vergruben Setzlinge in der fruchtbaren schwarzen Erde.

Die kleine, aber idyllische Villa der Arponier mit ihren weiß verputzten Mauern und roten Dachziegeln lag zwischen malerischen Weinbergen, welche die umliegenden Hügel und Hänge bedeckten. Rumina ging nur zu gerne mit ihrem Schützling zwischen den Reben spazieren, die Luft und Ruhe fern von Bosparan taten Livia gut. Sie bedauerte nur, an den Zatagsfeierlichkeiten der Zwillinge nicht teilnehmen zu können und diesen besonderen Anlass zu verpassen. Doch Dominus’ Anweisungen waren eindeutig.

Beinahe übersah sie den schmächtigen Mann, der im Schatten einer Hecke auf einer Bank saß, das Gesicht in den Händen vergraben: Septimus Sevillius, der Gatte ihrer Gastgeberin Fastidia.

Sie trat wieder zurück, doch er hatte sie bereits bemerkt und erhob sich. »Du bist es.« Sein Gesicht war blass, dunkle Ränder lagen unter seinen Augen. Er wischte Tränen fort und räusperte sich. »Ist es nicht Zeit für Livias Unterricht?«

Sie nickte. »Ich bin auf dem Weg zu ihr. Wünschst du, dass sich Lucia erneut dazugesellt? Wir sprechen heute über Bender-Horas’ Sieg in der Schlacht am Sikram. Die Mädchen lassen sich leicht für Kriege und Eroberungen begeistern. Sicherlich wird auch Lucia später in der Legion dienen wollen.«

Septimus wandte den Kopf ab. »Warum nicht? Es bringt Lucia immer Freude, wenn sie …« Er stockte.

Rumina hob sofort entschuldigend die Hand. »Verzeih mir. Ich störe dich.«

Septimus trat auf sie zu und legte ihr die Hände auf ihre Schultern. Seine Wangen waren fahl und eingefallen. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Die Großzügigkeit deines Dominus erfüllt uns mit großer Dankbarkeit. Livia um sich zu haben tut Lucia gut. Bisweilen vermag dein Schützling ihre Lebensgeister so sehr zu wecken, es erscheint mir so, als könnte sich ihr Zustand bessern und …« Er schloss kurz die Augen. »Ich möchte, dass du Capitus meinen Dank überbringst, wenn ihr nach Bosparan zurückkehrt.«

»Wir werden sicherlich noch eine Weile bleiben«, widersprach die Sklavin. »Es tut Lucia gut, du sagst es doch selbst.« Septimus senkte den Blick und sie verstand. »Der Medicus war bereits da?«

Er nickte. »In aller Frühe. Seltsam, nach all den Jahren sollte ich schlechte Nachrichten eigentlich gewohnt sein. Doch es trifft mich stets wieder so hart wie beim ersten Mal. Kehrt nach Bosparan zurück. Es ist besser so, auch für Livia. Dein Schützling muss dies nicht mit ansehen. Geh jetzt!«

Rumina verneigte sich leicht und wandte sich wieder ab. Der Tag erschien ihr nun gar nicht mehr so besinnlich, die Sonne weniger strahlend. Sie entsann sich ihres Traums. War er ein böses Omen gewesen oder eine Warnung? Ihr Herz klopfte schneller, sie beschleunigte unwillkürlich ihre Schritte.

Sie hatte das Haupthaus des Anwesens noch nicht erreicht, als ihr Blick auf eine Gruppe Berittene fiel, die den Weg zur Villa hinauf preschte. Nuntio stand vor dem Haupteingang und schaute den Reitern neugierig entgegen. Die Reiter zügelten ihre Rösser, Kies wirbelte auf. Die Berittenen trugen vergoldetes Rüstzeug, das im Sonnenlicht aufleuchtete. Sie gehörten der Legio I Braianica an, der Leibgarde des Horas. Staub bedeckte ihre weißen Umhänge und die Pferde dampften. Der Weg von Bosparan nach Firdana war weit. Möglicherweise überbrachten sie eine wichtige Nachricht. Hoffentlich war es nicht erneut zu einem Aufstand gekommen, hoffentlich drohte kein weiterer Bürgerkrieg.

Ihr Traum kam Rumina wieder in den Sinn. Sie huschte zu einer der efeuerumrankten Säulen, die den Porticus der Villa trugen.

Die Legionäre saßen ab. Der Offizier, der sie anführte, nahm seinen Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm und trat auf Nuntio zu, der ihn freundlich grüßte. Rumina wagte es, sich ein wenig aus ihrem Versteck heraus zu lehnen.

Der Offizier musterte kurz die Tätowierungen auf den Handrücken des Sklaven – dieselben, die Rumina trug, die Initialen ihres Dominus, Capitus Castesius. Er gab einem seiner Leute einen Wink. Der Sonnenlegionär packte Nuntio am Arm und zwang ihn unsanft auf die Knie. Erschrocken wich Rumina wieder in die Schatten zurück.

Fastidia, die Materfamilias der Arponier, trat durch den Haupteingang ins Freie. Zwei kräftige Arbeiter des Weinguts flankierten sie. »In Travinas Namen, was geht hier vor?«, verlangte Fastidia mit fester Stimme zu wissen.

»Du bist Fastidia von den Arponiern?«

»Das bin ich, Centurio.«

»Wir haben Befehl, dein Anwesen zu durchsuchen.« Der Offizier gab seinen Leuten einen Wink.

»Wage es nicht!«, entrüstete sich Fastidia. »Die Arponier stehen treu zum Adlerthron. Bring das Anliegen des Horas vor! Als Beamtin des Horas schuldest du mir eine Antwort, ehe deine Leute in mein Haus eindringen und meine Familie verschrecken!«

Der Offizier musterte sie lange. »Bist du nicht eine Clientin der Castesier?«

Fastidias Augen verengten sich. »Sicherlich kennst du die Antwort darauf bereits. Beantworte meine Fragen!«

»Der Horas hat das Geschlecht der Castesier verdammt und geächtet.« Der Centurio überreichte Fastidia ein gesiegeltes Schreiben und wies auf das Anwesen. »Uns ist zu Ohren gekommen, dass du einem von Capitus’ Nachkommen Zuflucht gewährst.«

Sag es nicht, schoss es durch Ruminas Kopf. Streite es ab!

Fastidia entrollte das Pergament und starrte es lange an. »Hochverrat?« Sie schaute auf. »Wir gewähren niemandem ›Zuflucht‹, das Kind ist zu Besuch in meinem Hause. Livia ist mit meiner eigenen Tochter befreundet und …«

»Dann gib sie heraus! Das Kind und alle, die sie begleitet haben.« Der Centurio wies auf Nuntio.

»Sie stehen unter meinem Schutz«, erwiderte Fastidia sofort. »Ich ehre Travinas Gebote.«

Rumina nickte unwillkürlich. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.

Die Legionäre traten vor, die Hände auf den Griffen ihrer Schwerter. Der Centurio hielt sie zurück. »Du solltest wissen, dass wir die Clientes der geächteten Comites genau in Augenschein nehmen werden, Fastidia. Auch auf sie wird das reinigende Licht des Götterfürsten fallen.«

Die Matriarchin der Arponier senkte den Kopf und starrte erneut auf das Pergament. In diesem Moment bäumte sich Nuntio auf und stieß seinen Bewacher von sich. Ein anderer Legionär versetzte dem Sklaven umgehend einen Hieb, der ihn zu Boden schickte. Mehrere Klingen richteten sich auf ihn.

»Der Mann ist ein Sklave der Castesier«, protestierte Fastidia, »kaum der Sprache fähig und einfältig! Er ist seinem Dominus treu ergeben, so wie es von ihm erwartet wird. Sieh es ihm nach.«

Der Offizier nickte. »Das werde ich. Ich bewundere seine Loyalität. Nicht jeder Sklave würde für seine Familie einen Soldaten der Sonnenlegion angreifen.« Der Offizier gab den Legionären einen Wink.

Schwerter fuhren herab, Nuntio schrie auf. Rotes Blut breitete sich auf dem strahlend weißen Kies aus. Rumina schlug die Hand vor den Mund, um ihren eigenen Schrei zu dämpfen.

Fastidia starrte den leblosen Sklaven an.

Der Centurio wandte sich wieder an seine Leute. »Durchsucht das Anwesen, treibt alle Bewohner zusammen und …«

»Warte!« Fastidias Stimme zitterte, festigte sich aber mit jedem weiteren Wort. »Meine Treue zum Adlerthron ist unverrückbar, hast du meine Worte nicht vernommen? Wenn der Horas und Heliodan es so erlassen hat, dann soll mir dies genügen. Ihr werdet das Kind bekommen, hörst du? Berichte das in Bosparan!«

Ruminas Blick flog zum Dienstboteneingang hinüber. Um ihn zu erreichen, musste sie allerdings den Schutz der Säule verlassen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals.

Der Offizier musterte Fastidia lange, dann nickte er. »Wenn du kooperierst, werde ich das bei Hofe sicher nicht verschweigen.«

Fastidia wandte sich ab. »Warte hier!« Sie ging zurück in das Anwesen.

Ihre beiden Sklaven blieben am Eingang zurück. Der Offizier rieb sich das Kinn, doch er machte keine Anstalten, Fastidia zu folgen.

Unfähig, sich zu rühren oder einen Laut von sich zu geben, verharrte Rumina in ihrem Versteck. Die Sonnenlegionäre hatten Dominus und die Familie sicherlich bereits verhaftet. Und die Zwillinge! Lebten sie überhaupt noch?

Sie starrte Nuntio an. Das Blut breitete sich unter dem leblosen Sklaven aus.

Die Geduld des Centurios wurde derweil auf eine harte Probe gestellt. Schließlich setzte er seinen Helm wieder auf und wandte sich an seine Soldaten. In diesem Moment kehrte Fastidia zurück. An der Hand führte sie ein Mädchen mit kurzen dunklen Haaren, das ihr gehorsam folgte und ins Tageslicht blinzelte.

Rumina wandte sich hastig ab und sank im Schatten der Säule zu Boden. Sie wollte nicht, sie konnte nicht hinsehen. Ruminas Welt lag in Scherben vor ihr: Livia. Die Zwillinge. Dominus. Ihre Familie. Alles war nun verloren.

»Ich bitte dich«, vernahm sie noch wie aus weiter Ferne Fastidias Stimme, »wir beugen uns dem Willen des Adlerthrons. Doch vergiss nicht, dass sie nur ein Kind ist!«

»Sorge dich nicht, dessen bin ich mir bewusst.« Die Stimme des Centurios klang immer noch ungerührt. Ebenso gut konnte er vom Wetter sprechen oder davon, wie angenehm doch der lange Ritt nach Firdana gewesen war. »Ich gebe dir mein Wort, dass sie nicht leiden wird.«

Rumina schloss die Augen und presste die Hände auf die Ohren.

***

Considia bemühte sich, ein Zittern zu unterdrücken, auch wenn es im Raum warm war. Durch den dunklen Leinensack über ihrem Kopf konnte sie kaum etwas erkennen. Es gab im Raum einen offenen Kamin, sie erahnte den flackernden Schein des Feuers durch den groben Stoff hindurch.

Warum nur ließ der Procurator ausgerechnet sie zu sich rufen? Warum nicht einen der anderen Praefecten? Sie hatte jede Vorsicht walten lassen, er konnte sie nicht durchschaut haben.

Feste Hände drückten sie auf einen Stuhl hinunter. Nun stand nur noch ein Tisch zwischen ihr und dem Procurator. Sie bemühte sich, den Lehnstuhl dahinter gegen den Feuerschein genauer ins Auge zu fassen und wartete mit angehaltenem Atem ab.

Ihr Herz klopfte laut in ihrer Brust. Reiß dich zusammen! Sie führte die Andragathos an, eine der großen Unterweltbanden Bosparans, sie war eine Praefecta! Sie gebot über etliche Frauen und Männer, sie hatte schon oft den Tod anderer befohlen und nicht selten einen Menschen mit eigenen Händen zu den Totengöttern geschickt. Doch nun war sie so furchtsam wie eine Studiosa, die zum Director gerufen wurde.

Gerade als sie es nicht mehr aushielt und das Wort ergreifen wollte, begann er: »Erstatte Bericht, Considia. Was haben die Zuträger der Praefecten in Erfahrung gebracht?«

Considia gehörte nun zu den wenigen Menschen, die seine Stimme mit eigenen Ohren vernommen hatten. Die Stimme des Mannes, der die gesamte Bosparaner Unterwelt beherrschte, der alle Fäden in der Hauptstadt des Reiches in Händen hielt. Die Stimme klang kalt und dumpf, gedämpft von dem schweren Sack über Considias Kopf. Sie konnte nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob sie wirklich einem Mann gegenübersaß.

Considia räusperte sich und bemühte sich um einen festen Tonfall. »Procurator, dein Vertrauen ehrt mich.«

»Erstatte Bericht.« Er betonte gewissenhaft jede Silbe und machte nicht den Eindruck eines Menschen, der sich gerne in Geduld übte oder Nichtigkeiten austauschte.

»Das werde ich, verzeih mir.« Sie sammelte sich. »Die Sonnenlegion ist gründlich und zügig vorgegangen. Abweichler werden es sich ab sofort sicher zwei Mal überlegen, ehe sie ihren Worten Taten folgen lassen. Sicherlich bezweckt das auch die Cancellaria mit ihrer öffentlichen Vorgehensweise, meinst du nicht auch?«

Er antwortete nicht.

»Die sechs Comites wurden mitsamt ihren Familien verhaftet«, fuhr sie rasch mit ihrem Bericht fort. »Gegen alle, die Widerstand leisteten, gingen die Legionäre mit großer Härte vor. Dutzende kamen dabei bereits um, die übrigen warten in Ketten auf ihre Hinrichtung. Einige sind entkommen, die Sonnenlegionäre und Blaumäntel suchen aber bereits nach ihnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie gefunden werden.«

Seine Stimme verriet kaum eine Regung. »Und bei Hofe, Praefecta Considia?«

»Die Cancellaria ließ Palastvorsteher Marcianus Balventian verhaften. Xanthus Loceius, der Schatzkanzler, Praetor Thurinus Senebio und Sacerdos Prudentia Geldarin teilen sein Schicksal. Glaciana hat im Domus Horasi und in der Curia gründlich aufgeräumt, so wie du es vorhergesehen hast.«

»Ich danke dir für den Bericht«, entgegnete der Procurator ruhig. »Dann ist nun die Zeit gekommen, um in meinem eigenen Hause aufzuräumen – um bei deiner Wortwahl zu bleiben.«

Verwirrt setzte Considia zu einer Entgegnung an. Ein kurzer, flüchtiger Schmerz an ihrem Hals ließ sie zusammenzucken. Sie wollte sprechen, doch ihre Stimme hatte keine Kraft mehr. Sie tastete nach ihrer Kehle und griff in warmes Blut, das über ihre Finger quoll.

Kraftlos rutschte sie vom Stuhl und schlug auf dem Boden auf. Das Rauschen in ihrem Kopf wurde rasch lauter. Sie bemühte sich, zu sprechen, brachte aber keinen Laut hervor. Wie hatte er sie nur durchschaut?

»So wird es bald allen in der Andragathos ergehen«, vernahm sie ein letztes Mal seine Stimme. »Sorge dich nicht. Deine Familie wird dir folgen, Praefecta.«

Ehe Considia die Sinne schwanden, traf sie noch die Erkenntnis, dass ihr der Procurator nicht einmal jetzt die Ehre erwies, sich ihr Auge in Auge zu zeigen.

***

Umbra wischte die schweißfeuchten Hände an seiner Tunika ab. Er spähte um die Ecke, wie er es schon dutzende Male in dieser Nacht getan hatte. Das menschenleere Forum des Seneb-Horas erstreckte sich vor ihm. Hin und wieder rollte ein Karren oder eine Kutsche vorbei, die tagsüber nicht in der Stadt gestattet waren.

Die Zwillinge hockten in den Schatten. Immer noch hielten sie einander an der Hand. Valerius war verstört. »Wann gehen wir wieder nach Hause?«, erkundigte er sich ein weiteres Mal.

»Bald«, murmelte Umbra. Was sollte er auch sonst sagen?

»Wann ist bald?«, hakte der Junge nach.

»Ich weiß es …«, setzte Umbra an und stockte.

»Es gibt kein Zuhause mehr«, erklärte Sabella ihrem Bruder nachdrücklich.

Umbra starrte das Mädchen an und ein kalter Schauder lief seinen Rücken hinab. Sie verstand. Er hatte sie nicht vor dem schützen können, was geschehen war. Er hatte bereits versagt.

Nur einmal im Verlauf des Tages hatte sich Umbra getraut, ihr Versteck in einem der leerstehenden Läden in Calceus zu verlassen. Valerius klagte über Hunger und selbst Sabella bat leise um Wasser und etwas zu Essen. Umbra schickte also ein stilles Stoßgebet zu Feqz und ließ die Zwillinge allein. Es war ihm gelungen, auf dem Markt Brot zu stehlen und an einem Brunnenhaus Wasser zu schöpfen. Es war riskant, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, die auf seinen Handrücken eintätowierten Initialen seines Dominus waren für alle deutlich zu sehen.

Es war nun in aller Munde in Bosparan, dass die Sonnenlegion Verhaftungen vornahm. Die Händler wisperten hinter vorgehaltener Hand, dass Yarum-Horas seine eigenen Günstlinge und Clientes in Stellung brachte und alteingesessene, ihm unbequem gewordene Comites und Würdenträger aus dem Weg schaffte. Die Ausrufer, die Neuigkeiten auf den Foren und Plätzen verkündeten, beschworen dagegen pausenlos und mit heiseren Stimmen eine Verschwörung gegen den Adlerthron. Die Festnahmen waren demnach die gerechte Strafe für Hochverrat gegen das Reich und die heilige Ordnung des Götterfürsten.

Nun wartete Umbra am Forum des Seneb-Horas, wie mit Domina vereinbart. In der Ferne erklang der Gong des Brajanos-Tempels, die Schläge erhoben sich über die Häuser der Altstadt. Umbra zählte mit, bis der letzte Schlag verklungen war.

»Elf«, raunte Sabella hinter ihm. »Elf Mal.«

Sie schaute reglos zu ihm auf. Eine Träne rollte über Valerius’ Wange.

»Wir kehren in unser Versteck zurück«, beruhigte der Sklave die beiden rasch. »Morgen Nacht warten wir hier erneut. So war es ausgemacht. Bis eure Eltern euch holen.«

Sabella drückte die Hand ihres Bruders. »Siehst du?« Sie warf Umbra einen flüchtigen Blick zu.

Umbra wandte sich ab. Er musste nun stark sein. Er konnte sich nicht an einen von Dominus’ Clienten in der Stadt wenden, das Risiko war zu groß. Stattdessen könnte er zu Mirhiba und ihrem Gemahl Salim nach Puninum fliehen. Sie waren freie Bürger, hatten selbst Kinder. Puninum lag zudem weit entfernt von Bosparan.

Umbra bog in die dunkle Gasse ein, in der sich ihr Versteck befand, und erstarrte. Eine Gruppe Legionäre mit weißen Umhängen, einige mit Fackeln, stand vor dem mit Brettern verrammelten Laden. Einer der Händler, die hier in der Straße arbeiteten, redete wild gestikulierend auf die Soldaten ein. Umbra trat rasch wieder zurück.

Der Händler wandte den Kopf. »Dort, da ist er! Seht ihr? Ich habe die Wahrheit gesprochen.«

Umbra wirbelte herum. »Lauft!« Die Kinder starrten ihn erschrocken an. Schwere Schritte und tanzender Feuerschein näherten sich ihnen. »Lauft!«, rief er den Zwillingen erneut zu. »Versteckt euch!«

Die beiden rannten los. Umbra hob ein Brett vom Boden auf und stellte sich den heraneilenden Soldaten in den Weg. Feqz, hol mich zu dir, vergib mir meine Verfehlungen …

Die Sonnenlegionäre kamen heran. Umbra holte mit dem Brett aus. Das Holz prallte von einem rasch emporgerissenen Schild ab. Einer der Legionäre stieß ihn grob gegen die Hauswand. »Bitte, nicht!«, stieß Umbra noch verzweifelt hervor, dann bohrte sich heißer Schmerz in seine Eingeweide.

Der Sklave sank an der Wand zu Boden. Er hatte noch nie einen solchen Schmerz verspürt. Er kämpfte gegen die Ohnmacht an. Feqz, rette zumindest die Kinder! Verfahre mit mir, wie du beliebst, aber rette die Kinder!

Die Soldaten eilten weiter. Einer blieb bei ihm zurück. Der Legionär stand breitbeinig über ihm. Blut tropfte von seinem blanken Gladius auf den Boden. Umbra tastete nach der Wunde an seiner Seite. Erneut raste Schmerz durch seinen Leib.

Der Händler näherte sich zaghaft. »Das ist doch der Mann, den ihr sucht, richtig? Ich bekomme also eine Belohnung?«

Der Legionär wandte sich ihm zu und wies drohend mit dem Gladius auf ihn. »Gib Ruhe! Du wirst schon bekommen, was dir zusteht.«

Umbra atmete tief durch, rang den Schmerz nieder. Valerius. Der kleine Valerius, den er schon in den Armen gehalten hatte, als der Junge noch Windeln trug. Ohne seine Hilfe konnte er nicht überleben.

Umbra biss die Zähne zusammen und trat dem Sonnenlegionär von hinten gegen das Schienbein. Der Soldat gab einen überraschten Laut von sich. Im Fallen versuchte er noch, an der Hauswand Halt zu finden, ging aber zu Boden. Hastig tastete Umbra nach dem Brett, rappelte sich auf.

Der Händler wich erschrocken zurück.

Der Legionär bemühte sich fluchend, auf die Beine zu kommen. »Dreckiger Kameltreiber!«, spie er aus. »Ich geb dir Eisen zu fressen!«

Umbra hob das Brett und schlug zu. Der Soldat ging zu Boden. Umbra schlug ein weiteres Mal zu. Nun regte sich der Soldat nicht mehr.

»Was tust du da?«, stieß der Händler entsetzt hervor, eilte dann aber hastig davon, als sich Umbra ihm zuwandte.

Der Sklave warf schwer atmend das Brett fort und hastete weiter. Hinter ihm hallten die Hilferufe des Händlers von den Wänden der Gasse wider.

Die Hand auf seine Wunde gepresst, stolperte der Tulamide durch die dunklen Gassen von Calceus. Er atmete tief durch, rang den Schmerz nieder. Allein die Zwillinge zählten jetzt. Sie kannten sich jedoch in den Straßen und Gassen der Stadt nicht aus, wohin würden sie sich also wenden? Wohin, Feqz, wohin? Umbra schloss die Augen. Sabella wird sich die gleiche Frage stellen. Ein Ort, an dem wir uns wiederfinden. Ein Ort, den sie kennen. Umbra öffnete die Augen wieder. Das Forum!

Er eilte weiter, hastete von Gasse zu Gasse. Wenn eine Kutsche vorbeirollte, drückte er sich hastig in die Schatten.

Endlich erreichte er wieder die schmale Straße, die zum Seneb-Horas-Forum führte. Umbra lugte um die nächste Ecke und schrak zurück. Am Ende der Gasse warteten mehrere Bewaffnete. Einige trugen Fackeln, die Legionäre warfen lange Schatten auf das Pflaster.

»Umbra?«

Er zuckte erschrocken zusammen. Dann schwappte grenzenlose Erleichterung über ihn herein. Valerius hockte zwischen zwei Kisten, die Augen weit aufgerissen, das tränenfeuchte Gesicht schmutzig.

Umbra sank auf die Knie und zog seinen Schützling aus dem Versteck. Er drückte den Jungen an sich, spürte sein wild klopfendes kleines Herz an seiner Brust. »Gut gemacht! Das habt ihr gut gemacht.« Er schaute sich um. »Wo ist deine Schwester?«

Eine Träne rann Valerius’ Gesicht herab. Er wies in die Gasse, die zum Forum führte. »Da drüben! Du musst sie holen«, flehte er. »Bitte!«

Der Tulamide drückte sich an die Häuserwand und lugte erneut um die Ecke. Die Soldaten hatten sich nicht vom Platz gerührt. Er zählte neun Sonnenlegionäre.

Umbra betrachtete Valerius, der verzweifelt zu ihm aufschaute. Ohne seine Schwester wirkte er verloren. Er hob den Jungen auf. Valerius wog schwer auf seinem Arm. Behutsam machte der Sklave einen Schritt in die Gasse, spähte in die Schatten. »Sabella?«, raunte er.

Einer der Legionäre am Ende der Gasse wandte sich um und hob seine Fackel höher. Umbra wich hastig wieder zurück. Er atmete tief ein und aus. Der Schmerz flammte auf, heißer als zuvor. Ein Gedanke schlich sich in seinen Kopf, ein einzelner, entsetzlicher Gedanke: Rette den Jungen.

Vielleicht würde Valerius ihm niemals vergeben, solange er auch lebte – aber er würde zumindest überleben. Ihr Götter, verzeiht mir! Umbra wandte sich ab, kehrte dem Forum den Rücken zu. Es war ein weiter Weg bis Puninum und sie mussten sich beeilen, wollten sie noch vor Sonnenaufgang die Stadt hinter sich lassen.

»Bella! Was ist mit Bella?«

Die Verzweiflung in Valerius’ Stimme brach ihm das Herz. Umbra zwang sich, ruhig zu bleiben. Auf keinen Fall durfte der Junge nun in Panik ausbrechen. »Ich bringe dich in Sicherheit und dann kehre ich zurück, um Bella zu holen.«

Diese eine Nacht hatte alles verändert. Der Horas in seiner Zitadelle, der dort hinten hoch über den Menschen thronte, hatte alles verändert. Vor allem das Leben des schluchzenden dreijährigen Knaben, den er auf dem Arm trug.

Umbra presste die Hand auf die Wunde an seiner Seite. Warmes Blut quoll zwischen seinen Fingern hindurch. Feqz, gib mir Kraft! Er hinkte weiter.