Für meine beiden Töchter
Sophia und Ioanna
Σοφία και Ιωάννα
Mögen die Namen der Ῥωμαῖοι ihnen Glück bringen.
3. Auflage 2018
© Umschlagabbildung: 3D Künstler der Schilde: empio; im Auftrag des Modifikationsprojektes Ages of Darkness 2 auf Basis des Computerspiels Rome – Total War. (Creative Assembly); daher obliegt das Copyright dieser Darstellung dem Autor
© Umschlaglayout und Gestaltung Marcel Frederik Schwarze
© Buchautor 2015/2018 Marcel Frederik Schwarze
© Bilder zu Insignien der einzelnen duces und magistri militum, aber auch der zivilen Anführer wie der vicarii oder der prefecti entstammen aus dem Buch von Otto Seeck: Notitia dignitatum. Accedunt notitia urbis Constantinopolitanae et Laterculi provinciarum. Berlin 1876
© Schildsymbole stammen überwiegend aus der Baseler Froben Edition aus de Jahr 1552. Basileae, Froben MCLII
© Übersetzungen: wenn nicht anders gekennzeichnet aus dem Lateinischen und Griechischen stets vom Autor.
© Für die Ausgabe Herstellung und Verlag BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
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ISBN: 978-3-7392-6995-5
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Alfred von Domaszewski
Theodor Mommsen
Otto Karl Seeck
Robert Grosse
den erfolgreichen Forschern auf
dem Gebiete der römischen Kaiserzeit
in Dankbarkeit gewidmet
Mein Dank gilt auch den vielen Nutzern des Online Forums
www.romanarmytalk.com.
Einst bemerkte Robert Grosse »wäre uns aus dem 6. Jahrhundert eine amtliche Notitia Dignitatum erhalten, so würden die Truppenlisten wahrscheinlich ganz ähnlich aussehen, wie die des 4. Jahrhunderts«.1 Wie ungeheuer weit die moderne Forschung in Bezug auf das sechste Jahrhundert ist, ist anhand vieler Dissertation, moderner Analysen und Hausarbeiten in den letzten Jahrzehnten deutlich geworden. Dennoch vermag ein Gesamteindruck der römischen Truppen jener Epoche nicht so recht gelingen, sind doch die einzelnen Informationen zu weit verstreut. Das 6. Jahrhundert im Allgemeinen und die dazugehörige Militärordnung im besonderen Fall, erlauben eine ausgewogene Erörterung durch die Hinzunahme vieler Evidenzen. Dass dabei die private Bücherei stets anwächst ist wohl nicht zu vermeiden. Interessanterweise klagte darüber schon Grosse - besser geworden ist die Situation in den letzten 95 Jahren nicht, dies trotz Einsatz aller neuen Medien. Gesamtdarstellungen hat es in den letzten Jahren freilich immer wieder gegeben, doch nicht in der gebotenen Ausführlichkeit. Widmet man sich der byzantinischen Militärordnung des frühen oder hohen Mittelalters, erkennt man veritable Analogien zur frühen römischen Ära. Diese Erkenntnis ist der Fachwelt nicht fremd, wird jedoch in den seltensten Fällen perzeptibel dargestellt und führt gelegentlich zu einer gewissen Unübersichtlichkeit.
In der Perzeption vieler Leser bleibt das Faktum einer nicht kommutativen Armee. Plötzlich gab es das Byzantinische Reich mit seinen Regimentern, sozusagen aus dem Römischen Reich entstanden, dies bis zu seinem Untergang im 15. Jahrhundert. Termini oder Synonyme wie »byzantinisch« und »römisch« sind tautologisch zu betrachten, was in der Populärhistorik jedoch noch wenig Beachtung findet.2 Das hier vorliegende Werk macht es sich nicht zur Aufgabe, das spätrömische Militärwesen und seine interne Struktur mit all seinen unzähligen und komplexen Facetten zu erläutern,3 man denke nur an die noch immer vorhandene hierarchische Struktur alter Einheiten vergangener Zeiten und die in weiten Teilen unterschiedliche Struktur neu aufgestellter Regimenter, also den numeri bzw. agmina.
Vielmehr wollte ich strukturiert vorgehen und zunächst einmal darlegen, welche militärischen Einheiten, im Einzelnen bekannt durch die Notitia dignitatum, en détail noch existent waren und welche Truppenkörper neu aufgestellt wurden. Hierbei handelt es sich vielmehr um einen Versuch eine Truppenliste des 6. Jahrhunderts anzubieten, ähnlich dargestellt wie die Notitia dignitatum Otto Seecks, mitsamt ihren Verteidigungsbereichen sowie einer Darstellung der administrativen Ebene. Eidetisch versuche ich dabei die Regimenter hervorzuheben, unter anderem mit bekannten Schildsymbolen, die dem Leser rasch einen Eindruck und Zugang zu eben jener Armee geben sollen. Eine mehrjährige Auswertung verschiedener Epitaphien sowie Papyri, die Überprüfung unterschiedlicher Primärquellen antiker Autoren und eine dezidierte Sublimierung vorhandener Erkenntnisse sind hierbei die Grundlage gewesen. Auch Forschungsreisen zu allen wichtigen Inseln des Mittelmeeres, insbesondere bei der Sichtung aktueller Grabungen und die vor Ort durchgeführten Einschätzungen und Einordnungen verschiedener castra sowie Siegelfunde oströmischer Beamter und Offiziere, unter anderem auf Malta, Mallorca, Menorca aber auch Zypern konnten hier die Arbeit unterstützen.
Ursprüngliche Intention war eine ausschließliche Fokussierung auf den militärischen Bereich, um diesen dann zu einem späteren Zeitpunkt unter Hinzunahme der Provinzialordnung zu ergänzen. Es stellte sich aber schnell heraus, dass dies kaum realisierbar war. Die Zeit Justinians war eine Zeit des Umbruchs, der Transformation und der teils ungewollten und schleichenden Reformen. Nicht selten begegnen uns zivile Amtsträger, welche auch die militärischen Interessen des Reiches in ihrem Sprengel wahrzunehmen hatten. Dies resultierte häufig in einer Vermischung der zivilen und militärischen Amtsbefugnisse. Bezüglich der Quellenlage stößt man in einigen Fällen an seine Grenzen, dennoch sind alle disponiblen militärischen Verbände sorgfältig erörtert worden – inkongruente Teile der Armee werden auf der anderen Seite auch stets explizit als solche in den Anmerkungen gekennzeichnet.
Versuche ähnlicher Ausarbeitungen sind immer wieder unternommen worden,4 und so mancher Historiker bemühte sich eine Gesamtdarstellung zu finden. Da sich verschiedene dieser Ausarbeitungen nicht immer auf Primärquellen beriefen, und die hier angebrachten Sekundärquellen bei näherer Betrachtung auch nicht immer haltbar waren, wusste auch dieser Versuch in seiner Gesamtheit nicht zu überzeugen. Die reine Aneinanderreihung, sozusagen eine reine Agglomeration aller Truppentypen wollte der Übersicht ebenfalls nicht dienlich sein. Wie also sollte man hier vorgehen? Die reine Nennung der Truppenkörper in Papyri, die Nennung selbiger bei Autoren des sechsten und 7. Jahrhunderts - teilweise noch darüber hinaus - sowie Hinweise auf Epitaphien, all dies lässt eine nahezu sichere Identifizierung vieler Einheiten zu. Leider erfährt man aber auch oft von Truppen und ihren Standorten, ohne weitere Erwähnung des Namens dieser Einheit. Verschiedene Truppenkörper, insbesondere jene die in den Schriften unserer antiken Autoren genannt werden, werden häufig von diesen als bekannt vorausgesetzt, oder waren im Umkehrschluss auch ihnen nicht mehr geläufig. Dies führt dann zur Situation, dass Malalas, Procopius, Pseudo-Joshua und viele andere Autoren nur vom numerus oder dem bandus schreiben – den Namen der Truppe ansonsten gar nicht mehr erwähnen. Um aber auch hier diese Informationen in die Truppenliste einfließen zu lassen, war eine ausführliche Recherche über Truppenbewegungen, sowie eine Evaluierung aller Schriftstücke unserer Autoren, sowie dem Vergleich verschiedener epigraphischer Evidenzen unausweichlich.
Nun noch einige Worte über das weitere Vorgehen und die Sortierung der Ergebnisse. Die aus der amtlichen Notitia bekannten Ämter und Regimenter sind in der Form grundsätzlich nicht mehr uneingeschränkt auf unsere Epoche übertragbar. Wir verfügen jedoch stellenweise über ein hervorragendes Bild der hohen militärischen Ämter, also den duces und magistri militum zur Zeit Justinians, doch wissen wir häufig nicht, welche der überlieferten militärischen Einheiten den verschiedenen Offizieren zugeordnet werden können, da die genauen Verteidigungsbereiche schwerer zu fassen sind. In einigen Fällen ist dies möglich, zum Beispiel geben einige Papyrusfunde aus Ägypten tatsächlich nähere Hinweise und erlauben direkte und indirekte Zuordnungen zu gewissen Frontkommandeuren oder eben den Heermeistern der Feldarmeen, so auch in einigen Fällen diverser Truppen welche in Italien stationiert waren. Für andere Reichsteile bleibt solch eine Zuordnung hingegen rein spekulativ. Was am Ende jedoch in den meisten Fällen möglich scheint, ist die grobe Zuordnung der Truppen für die einzelnen Provinzen.
Einiges von dem was noch vor wenigen Jahrzehnten galt, bedarf einer grundlegenden Revision, anderes besitzt auch noch heute Gültigkeit, muss aber a posteriori neu eingeordnet werden. So ist es heute durch neue Evidenzen durchaus möglich aufzuzeigen, dass die oströmische Armee des ausgehenden 5. Jahrhunderts, darüber hinaus bis weit ins sechste, ethnisch überwiegend aus Reichsangehörigen Bürgern bestand, von denen die meisten tatsächlich griechischsprachige Römer, also Graeco-Romanen, waren. Möglicherweise gehörten diese Soldaten aber auch zu einer der unzähligen Volksgruppen des Reiches, die sich in eindeutiger Weise mit der Doktrin Konstantinopels identifizierten. Letzteres ist bis in die Weiten der Provinzen Arabien und Palästina nachweisbar. Erst spätere Verstärkungen, die u.a. nach Afrika und Italien entsandt wurden, deuten auf einen prononcierteren barbarischen Charakter der Angehörigen dieser Truppen hin. Aber auch dies steht nicht pars pro toto für die Gesamtheit der Armee. Obgleich sich auch im Osten des Reiches immer wieder fremde Truppen innerhalb der Armee unter dem Banner Roms befanden, so muss auch dies nicht per se eine Zäsur in der Rekrutierungspolitik bedeutet haben, sondern war vielmehr den örtlichen und zeitlichen Umständen geschuldet. Allein die vielen auf Papyri überlieferten Namen von Soldaten aus Ägypten, Arabien, Palästina aber auch Syrien sprechen eher von einer durchgehenden Besetzung gentiler Ῥωμαῖοι (Römer) oder zumindest von sich integrierenden Elementen des Reiches. Diese Tatsache, schon seinerzeit von Grosse erkannt, widerlegt die Theorie einer generellen »Barbarisierung«, wie sie leider noch heute über weite Strecken in modernen Werken postuliert wird. Auch oder vor allem auf Basis der Onomastik muss dies jedoch abgelehnt werden. Zumindest für das Ostreich der Römer. Auch hier finden wir in der modernen Literatur wieder eine reine Agglomeration von Namen, zum Beispiel eines Personenkreises der zum Gefolge eines magister militum gehörte. Es waren dies die Angehörigen der buccellarii, bestehend aus ὑπασπισταὶ und δορυφόροὶ, die für einen bestimmten Zeitraum vertraglich offiziell ans Reich, tatsächlich aber an den Feldherren gebunden waren.
Nur ist hier eine solche Aufzählung wenig hilfreich und sagt über die interne Struktur der Armee wenig aus. Auch die gelegentliche Einsetzung eines Offiziers barbarischer Abstammung in einem römischen Regiment, führt rasch zur irrigen Annahme, die Armee sei völlig barbarisiert gewesen. Doch waren auch hier viele dieser Offiziere romanisiert, einige hatten das Barbaricum ohnehin noch nie gesehen. Was eben jene Gesamtbetrachtung angeht, so sind Bücher antiker Schriftgelehrter nicht immer eindeutig, da hier gewisse Termini metonymisch für cohors oder legio benutzt wurden. Eine Barbarisierung im Ausbau des berittenen Elementes oder darüber hinaus noch in der Einführung oder Übernahme neuer Technolologien im Bereich des Militärwesens anderer Völker und Volksgruppen suchen zu wollen, ist a priori ebenso falsch. Das Gros der Schlachten wurde nach wie vor von den vielen infanteristischen Regimentern, den numeri, semi-offiziell auch agmina genannt, geschlagen. Hier hat sich im Vergleich zu den vorherigen Jahrhunderten wenig geändert. Die Fokussierung auf Schlachten, welche überwiegend mit der Kavallerie ausgetragen wurden, ist auch hier wenig überzeugend, stellt auch dieser Umstand nur eine Momentaufnahme dar, insbesondere gegen Gegner die sich aufgrund interner hierarchischer Stände und Strukturen auf die Reiterei stützten. Reaktionen und Antworten gegen diese Form der Kriegsführung finden sich später prominent im Strategicon des Mauricius wieder. Im Bereich größerer Feldschlachten stand die römische Infanterie nach wie vor zahlreich im Zentrum, dies übrigens auch im byzantinischen Italien.5
Dennoch wäre es sicherlich falsch, jegliche - wohlgemerkt negative - Veränderung innerhalb der Armee leugnen zu wollen, eine Apotheose der Armee des Anastasius und Justinians wäre hier sicherlich unangebracht. Selbstverständlich änderte sich das Antlitz der Armee in Laufe der Regierungszeit Justinians. Die indigene römische Kavallerie, nach allen schriftlichen Zeugnissen qualitativ hochwertig, zumindest aber für römische Verhältnisse äußerst umfangreich geschult, führte immer häufiger wichtige Manöver während der Schlacht aus und entwickelte sich hin zu einem unverzichtbaren Element, eine Entwicklung die allerdings bereits unter Galerius im 3. Jahrhundert langsam einsetzte. Ausrüstungsgegenstände glichen sich denen der Gegner an, was heute in Teilen dazu führt, dass Helm- bzw. Waffenfunde nur nach umfangreichen Recherchen einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden können, man denke hier nur an die vielen Spangenhelme oder Band- und Spangenhelme. Die Distinktion zwischen limitanei und comitatenses scheint in vielen Bereichen kaum noch möglich, Unterschiede zu Feldeinheiten lassen sich hier häufig nur noch bei den castrenses oder burgi feststellen. Der Umgang und das Training regulärer Soldaten mit dem Bogen und der Ausbau gemischter Einheiten sind bemerkenswerte Vorgänge, der Vorwurf einer ungeordneten und schlecht koordinierbaren Truppe hingegen ist falsch und unsachlich. Die Durchführung komplexer Formationen, vom fulcum bis hin zu einer neuen Form des testudo, blieb auch dem 6. Jahrhundert nicht verborgen.6 Aufruhr innerhalb der Truppe, Dienstverweigerung und die Missachtung von Marschbefehlen hat es in der römischen Geschichte zu allen Zeiten gegeben und ist daher ebenfalls keine Erfindung des fünften oder 6. Jahrhunderts.7 Tatsächlich wird am Ende der Ausarbeitung eine Armee sichtbar, welche zu Beginn der Rückeroberungskriege in hohem Maße sehr gut ausgestattet war und unter Führung großer Generale wie Germanus, Ioannes Troglita, Narses und Belisarius überwiegend sehr motiviert in die Schlacht zog. Es waren diese Soldaten, die am Ende die Vision Justinians einer Wiederherstellung des Reiches, also der renovatio imperii, verwirklichten. Folglich stoßen wir auch auf Soldaten der letzten Legionen. Lange Zeit als ein Überbleibsel vergangener Jahre angesehen, so musste auch dieses Bild während meiner Ausarbeitung revidiert werden. Nicht nur, dass diese Einheiten eine eigene recht puristische und homogene Gruppe bildeten - was hier vermutlich ohnehin immer der Fall war - so finden sich auch nur selten Namen von Soldaten barbarischen Ursprungs in ihnen. Ein weiteres Indiz für das Festhalten an einer gewissen antiken Ordnung ist nicht zuletzt die überlieferte Rangstruktur alter Legionen. Zuletzt sei an die famosen Tafelfunde von Perge erinnert. Die hier genannten Legionäre gehörten aber vermutlich einer legionären Vexillation an, also einem Zusammenschluss kleinerer Verbände verschiedener Legionen, oder aber einer promovierten Einheit, die erst im Rahmen dieser Beförderung zur Legion ernannt wurde. Papyrusfunde, insbesondere aus Ägypten, bezeugen die Existenz des alten Centurios. Überraschend war nicht so sehr das Antreffen dieser alten Legionen einer längst hinter sich geglaubten Zeit, sondern vielmehr die bemerkenswert hohe Anzahl dieser Truppen. Auch hier gilt, je ruhiger die Provinz, desto höher die Wahrscheinlichkeit noch alten Legionen zu begegnen, dessen Marschrouten sich in den Rückeroberungskriegen Justinians bis in den Westen Europas nachweisen lassen. Bevor man also mit der Evaluierung des oströmischen Militärs fortfährt, gilt es erst einmal zu klären welche Truppen, Regimenter und Rangstrukturen noch vorlagen. Dieses Werk soll dem Leser dazu einen Einstieg ermöglichen.
Nicht unerwähnt sollte auch meine im Zusammenhang des Militärs stehende Recherche im Bereich der religiösen Interaktion bleiben. Im Zuge der kaiserlichen Rückeroberungskriege und der damit einhergehenden Strategie der »restauratio imperii« Kaiser Justinians, veränderte sich das Antlitz der Armee im Verlaufe des 6. Jahrhunderts. Dieser Zustand übte nicht nur Einfluss bis auf die untere Regimentsebene der Armee aus, sondern entwarf im weiteren Verlauf einer sich verändernden Epoche neue Verteidigungsstrategien, ferner wurden alte militärische Bollwerke und Gebäude den neuen Bedürfnissen angepasst und ausgeschmückt. Dabei erfahren wir von Angehörigen der Armee, also seinen Soldaten und Offizieren, häufig auch durch dessen Erwähnung neben oder in prächtigen Mosaikfußböden der spätantiken Kirchen an der oberen Adria, großartige Zeugnisse der frühchristlichen und frühmittelalterlichen Archäologie und Kultur. Eigene Untersuchungen und persönliche Sichtungen dieser Pavimente mit ihren Inschriften, den sogenannten Offerenteninschriften, geben Auskunft über die Namen der Offiziere und ihren Rängen - häufig die der primicerii und tribuni. Es zeigt sich, dass die Wurzeln der auffälligen Reichstransition und seiner Feldzüge auch Fußböden als Bild- und Schriftmedium nutzten. Insbesondere im Untersuchungsgebiet Histria et Venetia berichtet der musivische (eingelegte) Bodenschmuck von Soldaten und Offizieren, deren Herkunft rund um das Mittelmeer anzusiedeln ist, rekrutiert und disloziert um am Ende in Italien den militärischen Dienst zu verrichten. Ein wichtiger Teil der Arbeit behandelt Truppen und deren Standorte, aber auch Ränge und Rangtitel, letztere lassen sich nicht selten durch kunst- und auch religionsgeschichtliche Autoren im Kontext der adriatischen Offerenteninschriften erörtern. Sie erlauben Rückschlüsse sowohl auf die spätantike militärische Rangstruktur wie auch auf die Zusammenstellung der in Italien stationierten Armee eines progressiven Ostroms, nicht selten bietet auch dies Einblicke in liturgische Bräuche und Heilsvorstellungen der in weiten Teilen sehr gläubigen Soldaten.
Am Ende möchte ich all jenen meinen Dank aussprechen, die mich bei der Arbeit unterstützten, Hinweise und Vorschläge unterbreiteten sowie unterschiedliche Gedankengänge anstießen. Besonderer Dank gilt meiner Familie, die mich immer wieder auf Studienreisen begleitete. Dank gilt auch Joana Maria Palou, der Direktorin des »Museo de Mallorca«, die uns Einblicke auf seltene Exponate und Artefakte in Palma ermöglichte sowie Kontakte und Empfehlungen rund um die Insel herstellte. Ferner möchte ich auch der Nationalbibliothek in Frankfurt sowie der Universitätsbibliothek Mainz meinen Dank aussprechen, die mit ihren einzigartigen Sammlungen meine Studien unterstützen konnten.
3. Auflage
Pfungstadt, im November 2018
Marcel Frederik Schwarze.
1 Römische Militärgeschichte von Gallienus bis zum Beginn der byzantinischen Themenverfassung; Dr. Robert Grosse Berlin 1920
2 Eine erfreulich Ausnahme bildet hier das Buch aus dem Osprey Verlag von Timothy Dawson und Angus McBride, Byzantine Infantryman: Eastern Roman Empire c.900-1204 (aus der Reihe Warrior, Band 118), definiert deutlich den byzantinischen Soldat als Römer und sucht Analogien zum antiken Römerreich.
3 Dazu habe ich ohnehin den großen, mittlerweile veröffentlichten zweiten Band verfasst. Vgl. Schwarze, Römische Militärgeschichte: Studie (6. Aufl. 2018) ISBN-13: 9783746047645
4 U.a. Stefano Gasparri. Alto medioevo mediterraneo, S.185, Firenze University Press 2005
5 Man denke nur an die Schlacht von Busta Gallorum im Jahre 522. Zuletzt konnte Philip Rance sehr schlüssig, vor allem anhand dieser Schlacht, darlegen, wie sehr der römische Infanterist noch im Zentrum strategischer Operationen stand. Vgl. Rance, Narses and the Battle of Taginae (Busta Gallorum) 552: Procopius and sixth century warfare, in Historia. Band 54 (2005) S. 424–472.
6 Philip Rance, The Fulcum, the Late Roman and Byzantine Testudo: the Germanization of Roman Infantry Tactics?, in Greek, Roman, and Byzantine Studies 44 (2004) S. 265–326
7 Man denke nur an die aufsässigen Einheiten der 9.Legion unter Caesar bei Placentia oder die Dezimation unter Julian Apostata während des Feldzuges gegen die Sasaniden (Ammian 24, 3, 2) – oder noch früher die Dezimation nach einem Aufruhr der Legio III Augusta im Jahre 20 n.Chr. (Tacitus, Annalen, 3). So könnte man die Liste problemlos bis in die frühe republikanische Zeit fortsetzen.
Duci et comites inferiors et cum comitiva primi ordinis eodem Comes et dux vel Comes rei militaris vel Comes limitis
Erhöhung und Zunahme der Würdentitel zwischen den Jahren 330 und dem Ende unserer Epoche, bezogen auf die duces.
Suppetere milite ac agmina et numeri comitibus:
Verfügungs- und Befehlsgewalt der Truppentypen im Sprengel der duces. Zu allen Zeiten verfügten sie über die limitanen Einheiten, ab 400 stationierte man zunehmend auch comitatensische Einheite in ihrem Bereich. Spätestens ab 492 durften sie über diese Truppen ebenfalls verfügen.
Magistri Militum
Erhöhung und Zunahme der Würdentitel zwischen den Jahren 330 und dem Jahr 550, bezogen auf die Oberbefehlshaber der einzelnen Feldarmeen.
ANN. 580
Titulus | Hyperstrategus | Princeps Militae/ Exarchus |
patricius | X | X |
excellentissimus | X |
Titel des hyperstrategus (Stellvertreter der magistri militum) und des princeps militae.
Praetor Plebis
Titulus | 535 | ANN. |
spectabilis | X | |
illustris | X |
Der praetor plebis konnte ab dem Jahr 535 fallweise die Würde eines spectabilis, aber auch die eines illustris tragen.
Praesidem prouinciae
Praeses & Iudex & Praetoris & Consularis & Proconsul & Moderatores & Comites & Correctores
Erhöhung und Zunahme der Würdentitel zwischen den Jahren 340 und dem Jahr 535, bezogen auf die Provinzgouverneure.
Praefecti Praetorio & Urbe
Erhöhung und Zunahme der Würdentitel zwischen den Jahren 420 und dem Jahr 584, bezogen auf die zivilen Prätorianerpräfekten der einzelnen Reichsteile sowie der Städte Konstantinopel und Rom.
Vicarii
Erhöhung und Zunahme der Würdentitel zwischen den Jahren 370 und dem Jahr 575, bezogen auf die Stellvertreter der zivilen Prätorianerpräfekten, aber auch der den Gouverneuren übergeordneten vicarii, letztere beaufsichtigten mehrere Provinzen gleichzeitig. Ihnen folgten die Prätorianerpräfekten in der Hierarchie.
gloria vestra | vestra magnitudo ANN. 540 | |
Praefecti Praetorio (gloriosus) | X | |
Magistri Militum (gloriosus) | X | |
Duces (spectabiles) | X | |
Iudices (spectabiles) | X |
Zusätzliche Würden wie gloria vestra wurden an die praefecti praetorio sowie an die magistri militum vergeben. Die geringere Würde vestra magnitudo konnte an die duces und Gouverneure im Range der iudices vergeben werden.
Sollte das Schildsymbol unbekannt sein, so wurde jenes auf der linken Seite als ein Platzhalter verwendet.
Nachweisbare Schildsymbole durch die Notitia dignitatum.
Ausnahmen bilden hier die Leones Clibanarii sowie die Excubitores, dessen Symbole man nicht kennt. Doch auch diese hier im Buch dargestellten Schilde basieren auf Erzählungen oder anderen Darstellungen.
Die Insignien der duces limitis
Notitia dignitatum omnium, tam ciuilium quam militarium, in partibus Orientis tum Occidentis.
1 Brachiati
2 Salii
3 Batavii
4 Lanciari
5 Defensores
6 Victores
7 Martensi
8 Atecotti
9 Mattiarii Seniores
10 Theodosiaci
11 Hiberi
12 Sub dispositione viri gloriossis magistri militum praesentalis:
13 numeri decem
14 Brachiati8
15 Salii9
16 Batavii10
17 Lanciari11
18 Defensores12
19 Victores13
20 Martensi14
21 Atecotti15
22 Mattiarii seniores16
23 Theodosiaci17
24 Hiberi18
8 SEG 45 852 aus dem 6. oder frühen 7. Jh: Ἐνθάδε κατάκιτε Ἀρμᾶτος στρατιότ[ης] νομέρο Βραχ[ι]ατῶν; Grabinschrift eines Militärfriedhofs außerhalb der Landmauern von Konstaninopel; gem. ND Or. 5.9.50 eine Auxilia Palatina; CIL 05, 08740: Flavii Servili Otraustaguta et Ilateuta Felicitas [Fl]avio Andiae centenario numeri bracchiatorum ...
9 Zosimus 3.8 (Seybold & Heyler 1802, S.235) zum Krieg des Constantius gegen die Perser, und Äußerungen des Neids gegen Julian: [...] Nachdem der Cäsar diese Einrichtung gemacht hatte, nahm er einen Theil der Salier und Quaden, auch einige von der Batavischen Insel, unter die Legionen auf, die man noch in unsern Tagen bestehen sieht. [...]; insb. 3.8.1: Ταῦτα οὕτως διαθεὶς ὁ Καῖσαρ [1] Σαλίους τε καὶ [2] Κουάδων μοῖραν καὶ τῶν ἐν τῇ [3] Βαταβίᾳ νήσῳ τινὰς τάγμασιν ἐγκατέλεξεν, ἃ καὶ νῦν ἐφ’ ἡμῶν ἔτι δοκεῖ περισώζεσθαι; Sollte die Batavertruppe noch existent gewesen sein, dann wohl eher unter dem Namen Bataonum (βαταόνον). Dies ist auch der Regimentsname der epigraphisch belegbar erscheint - leider stets für das, so wie ich dies im Moment überschauen vermag, 2. bis 4. Jh. Zum Namen vgl. u.a. den numerus equitum Batavorum auf dem Grabstein bei Adana, Kilikien, Türkei (Icilicie Nr.47). DKR 688: ιππεὐς ν(ουμέρου) βαταον; IGR IV 1695 = DKR 757: βαταόνον, aus Phrygien. Lydus, de mag. 1.46: βραχιᾶτοι, ἤ τοι ἀρμιλλίγεροι; erwähnt hier bracchiati und armilligeri. Ich sehe hier aber keine Nennung eines Regimentes, sondern vielmehr die einer Funktion oder die eines Ranges. Die Salii (ein auxilium palatinum unter dem MMP1) - wird es wohl tatsächlich gegeben haben. Aus Italien erfahren wir von einem num(ero) Zal(iorum) (= Numerus Saliorum?) = CIL V 08280;
Die Primi Quadi, genauer die Ala prima Quadorum diente gem. der ND Or. 31.56 in Oasi minore unter dem Dux Thebaidis. Epigraphisch belegbar für das 6. Jh. ist dies aber nicht mehr. Bezüglich der Batavi seniores (eine auxilia palatina unter dem MMP1) oder den Batavi iuniores (eine vexillatio palatina des MMP2) ist nichts mehr bekannt. Da Zosimus diese alte Truppe jedoch explizit nennt, darf man vorsichtig annehmen, dass es das auxilium oder die vexillatio noch gab - event. sogar noch beide Einheiten. Möglich ist aber auch, dass von den alten Regimentern gar keines überlebte und wir es hier mit Neuaufstellungen zu tun haben. Am Ende ist diese Überlegung ja ohnehin für alle hier genannten Einheiten zu treffen.
10 Vorherige Seite Anm. 2, Markierung [3] im Quelltext
11 Campiductor Godilas aus dem Jahr 518 n. Chr. diente bei den lanciarii iuniores, Ulmetum; SE 116; gem. ND Or. VI 47 unter dem MMP2 eine legio palatina; AE 1922, 71, Ulmetum, Moesia inferior: pedatura milium lanciarium iuniorum; Martindale, PLRE Bd.3 A (1992), S.120: Armatus, tribunus der Lanciarii vom 14. Nov. 565: doch ist der Rang eines campiductors unsicher; Ioannes Aurus, domesticus der Lanciari im sechsten Jahrhundert AE 1903: δομεστικος λανκιαριον ο κθρις 'Ιωαννις 'Αοθρος = 73 Iconium, Martindale, PLRE Bd.3 A (1992), S.157; Const. Porph. de cer. 1.93 (PG 112, 748-9 Reiske): τών λαγκιαρίων καμπιδούκτωρ; auch ebd. 1.92 (PG 112, 781 Reiske) und 1.93 (PG 112, 792 Reiske); Zosimus 3.22 (Ed. Weber 1837, S.155): ἦσαν δὲ οὖτοι τρεἱς λόχοι, ματτιἁριοι καἰ λακκινάριοι καἰ βίκτωρες; bei Julian Apost. drei lochoi, das der Mattiarii, der Laccinari (sic!) (wohl eher Lanciarii) und das der Victores. Auch hier zeigt sich, dass die Unterabteilung λόχος die Kohorte ersetzte und mit Rotte, Zug oder Schar übersetzt werden sollte - da m.E. keine klare Definition für eine allgemein gültige numerische Stärke bekannt ist.
12 SEG 48 887: διάκονος νουμέρου Δηφενσόρων; Asdracha 1998, Inscr. Byz. (49/50 n.Chr.) 320, 146, Thrace — Bisanthe-Panion (Barbaros), Panium in Thrakien, datiert auf das späte 5. oder frühe 6. Jahrhundert. JÖAI 23 (1926) Bbl., 155, 92: γεγωνυῖα Ἰωάννου διακόνου νουμέρου Δηφενσόρων· τελευτᾷ μη(νὶ) Μαρτίου ιʹ ἰνδ(ικτιῶνος) ιγʹ. , wahrscheinlich die Auxilia Palatina der Defensores, geführt in der ND Or. 5 57 unter dem MMP1
13 Gorippus, Ioannis, um 547 n. Chr. 6.339: Victa phalanx uersum dederat-Maurusia dorsum; ebd. 6.440: Victorum sequitur miles, ueloxque tribunus; Const. Porph. de cer. 2.44 (ed. Bonn S. 663 Zeile 4), in Bezug auf den Turmarchen der Victores in Adramyttium an der Westküste Kleinasiens. Zumindest die Region der Stationierung dürfte damit gewahrt geblieben sein: ὁ στρατηγὸς, ὁ τουρμάρχης τῶν Θεοδοσιακῶν, οἱ τουρμάρχαι τῶν βικτόρων, οἱ τουρμάρχαι τῆς παραλίου; ein auxilium palatinum unter dem MMP1, ND Or. 39.21
14 CIG (4) 9449 Konstantinopel; 518 n. Chr. Eugnomonius, Protector Arithmou Martesion: προτἱκτορ … ἀριθμοὑ Μαρτησἱωμ, verstorben in Konstantinopel; Legio Martenses seniores; im der ND Or. 7.5, 40 unter dem MMpO
15 Feissel Denis, Edessa, Bulletin de correspondance hellénique, Supplément 8, 1983. S.173-174, Nr. 205. Épitaphe du soldat Léonlianus (V*-VI* s.): Mem(oria) Leontiani mil(itis); de num(ero) Ate(c)uttorum; Die Atecutti oder Atecotti begegnen uns in der Notitia dignitatum als Auxilium Palatinum Atecotti unter dem MMpI. Der Fundort bei Thessaloniki sollte zunächst nicht verwundern. War diese Stadt doch im letzten Drittel des 6. Jh. recht sicher und bot den Flüchtlingen der Donaugrenze Schutz. Es ist auch möglich, dass grundsätzlich die Evakuierung ganzer Regimenter bei deutlicher Unterlegenheit gang und gäbe war. Nachdem nun alle benachbarten Kastelle informiert wurden, halte ich es für strategisch durchaus vertretbar die Position zu räumen um später mit einem deutlich verstärkten Heer die Gegend wieder einzunehmen und zu befrieden. Dies erscheint zunächst nicht vorteilhaft, vor allem dann wenn man bedenkt was eine feindliche Verheerung im zivilen Wirtschaftsbereich über Jahre anrichten konnte, auch dann, wenn die Invasion nur von kurzer Dauer war. Die Kosten für eine Neuaufstellung und Ausbildung einer gänzlich unerfahrenen Einheit waren ebenfalls immens und wurden häufig von Veteranen unterstützt. Die wirtschaftlichen Machtzentren befanden sich überdies ohnehin meist an den Küsten, von daher dürfte man einen temporären Verlust des Inlandes immer mit ins Kalkül einbezogen haben.
16 Noch unter Leo I finden wir um 457 n.Chr. einen numerus der Mattiarii in Selymbria. Vgl. Const. Porph. de cer. 1; Die beiden Mattiari dienten jeweils unter einem der Magistri Militum 1 und 2. Allerdings wurden nur die Mattiari seniores unter dem MMP1 mit den Dakern assoziiert. Diese Information wird in dem Fall relevant, da Leo I (Tribun oder Comes derselben Einheit) geborener Daker war. Somit gab es diese Einheit noch bis nach dem Einfall der Hunnen und es besteht dann in jedem Fall die Möglichkeit, dass es diese Einheit noch unter Justin bzw. Justinian gab. Interessant ist auch die Erwähnung der Mattiari bei Malalas für die Zeit Julians bei seinem Feldzug gegen die Sasaniden, Malalas, Chronographia 13.O.18 (Ed.Weber, 1831, S.330 oben): προσκουλκάτορας προσέταξεν ἄνδρας γενναίους ἐκ τοῦ ἀριθμοῦ τῶν λαγκιαρίων καὶ ματτιαρίων χιλίους πεντακοσίους; Demnach waren um 360 n. Chr. die Einheiten noch so groß, dass man aus beiden numeri soviele Soldaten herauslöste um eine vexillatio von 1.500 Soldaten aufzustellen. Anhand der Stele C aus Perge, die ein Edikt Anastasius‘ sowie eine detailreiche Liste aller Soldaten eines ansonst unbekannten numerus zeigt, erkennen wir ein Regiment von noch mindestens 1.172 Mann – und dies zu Beginn des 6. Jh. Im meiner Studie Römische Militärgeschichte Band 2 gehe ich ausführlich auf dieses Regiment ein.
17 Vgl. oben Zeremonienbuch: τουρμάρχης τῶν Θεοδοσιακῶν; ganz sicher ist, dass dieses Regiment noch aus der Zeit der Notitia Dignitatum stammt. Nicht sicher hingegen seine Zusammenstellung und um welche Einheit es sich urspünglich handelte. Da hier aber der Turmarch an der Tafel des Kaisers saß – und dieser eine Gruppe von nominell 2.400 Soldaten befehligte, kann es sich am Ende nur um einen Zusammenschluss mehrerer Einheiten selben Namens handeln – oder mehrere numeri wurden der Division der Theodosiaci beigefügt. Da ich, ähnlich wie bei den Constantiniani und Constantiniaci, auch nicht an eine namentliche Analogie und über die Jahrhunderte an eine hunderprozentige Namentreue glaube, kämen hier als Kerneinheit die Primi Theodosiani oder Tertii Theodosiani (nicht –iaci) durchaus als Quelleinheiten in Frage. Dies bleibt aber Spekulation. Vielleicht ist die Quelleinheit auch im Bereich des MMP2 zu suchen ist, Denn hier sind zumindest zwei Theodosianische Regimenter epigraphisch belegt (s.o.).
18 Eine der immerhin 18 palatinischen Auxilien im Sprengel des magister militum praesentalis I sind die Hiberi. Der bei Concordia in Italien gefundene Grabstein bezeugt die Anwesenheit eines centenarius dieser Truppe auf der italischen Halbinsel; CIL 05, 08745 Concordia: