© Dritte Auflage: 2019 by Horst Hanisch, Bonn

© Zweite Auflage: 2015 by Horst Hanisch, Bonn

© Erste Auflage: 2012 by Horst Hanisch, Bonn

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf das geschlechtsneutrale Differenzieren, zum Beispiel Mitarbeiter/Mitarbeiterin weitestgehend verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.

Idee und Entwurf: Horst Hanisch, Bonn

Lektorat: Alfred Hanisch, Bad Honnef; Annelie Möskes, Bornheim (ab 2. Auflage)

Buchsatz: Guido Lokietek, Aachen; Horst Hanisch, Bonn

Umschlag: Christian Spatz, engine-productions, Köln; Horst Hanisch, Bonn

Fotos/Zeichnungen: Sofern nicht anders angegeben: Horst Hanisch, Bonn

Herstellung und Verlag: BOD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7494-8959-6

Stress, das sind die Handschellen, die man ums Herz trägt.

Helmut Gustav Friedrich Qualtinger,
österreichischer Schauspieler
(1928 – 1986)

Inhaltsverzeichnis

Prolog – Gedanken zum Stressabbau und zur Stress-Vermeidung

Es gibt Wichtigeres im Leben,
als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.
Mahatma Gandhi, ind. Rechtsanwalt und Führer einer Befreiungsbewegung
(1869 - 1948)

Liebe Leserin, lieber Leser,

hatten Sie auch schon mal einen Tag, an dem alles schief lief? So, dass Sie am Abend froh waren, dass dieser Tag glücklicherweise vorbei war?

Wohl jeder wird solch eine Situation kennen, in der seine Motivation auf einen Tiefpunkt gesunken ist.

Das ist zwar nicht schön, kommt im Leben aber hin und wieder vor. Wenn es nach unten geht, dann geht es auch wieder nach oben, sodass sich eine Art Wellenlinie darstellen ließe. Allerdings sollten die Tiefen in dieser Wellenlinie nicht zu häufig vorkommen. Sobald die Wellenlinie auf das untere Niveau abflacht, könnten das eine deutliche Andeutungen sein, etwas dagegen zu tun.

Viele können sich das gar nicht vorstellen, dass jemand solche gefühlten Talsohlen durchwandern muss. Diejenigen allerdings, die es trifft, benötigen Hilfe.

Durch Produktionsausfälle, aufgrund von seelischen Leiden, entstehen in Deutschland pro Jahr angeblich Kosten von etwa 26 Milliarden Euro(!).

Ungefähr dieselbe Summe (27 Milliarden Euro) werden für die Behandlung von Patienten mit psychischen Erkrankungen (Stand Drucklegung) benötigt. Angeblich fallen allein in Deutschland pro Jahr mehrere Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen an.

Das sind Zahlen, die lassen sich nicht einfach ignorieren. Es sind ebenso Zahlen, die aufzeigen, dass offensichtlich eine große Gruppe Menschen körperliche Hinweise nicht richtig deuten oder behandeln kann, sodass sich ‚die Seele meldet‘.

Unabhängig davon, ob jemand aufgrund von Erschöpfung, Erschöpfungs-Syndromen, Burnout oder Boreout (entsteht aufgrund von Unterforderung), Depressionen, gemobbt werden usw. betroffen ist, sind die in diesem Zustand charakteristischen Symptome vergleichbar.

Allerdings: wenn jemand einmal Stress empfindet, bedeutet das nicht, dass unmittelbar ein Krankheitsbild vorliegt. Dann wären ja wohl fast alle Menschen betroffen.

Das ist eine gute Nachricht. Noch besser: Das Empfingen von Stress kann auch gut für den Körper und das Wohlempfinden sein.

Wenn Stress hingegen das Selbstwertempfinden (negativ) beeinflusst, kann es kritisch werden.

Auf den folgenden Seiten beleuchten wir, wie Stress entsteht, welche Verhaltensmuster das Wohlbefinden beeinflussen.

Es werden Tipps gegeben, wie mit bestimmten Situationen umzugehen ist, damit Stress nicht zu einer Dauerbelastung wird und das Leben dominiert.

Ein kurzer Stress-Test soll zeigen, inwieweit Sie selbst betroffen sein könnten. Abschließend wird gezeigt, welche Verhaltensmuster helfen, um möglichst stressfrei zu leben.

Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wünsche ich durch das Lesen und mentalen Bearbeiten der folgenden Seiten Ergänzungen zu Ihrem bisherigen Wissen.

Vielleicht hilft Ihnen der ein oder andere Gedankenanstoß, Ihre Verhaltensweise zu überdenken und Stress abzubauen.

Auf jeden Fall: Werden/bleiben Sie glücklich und genießen Sie das Leben!

Horst Hanisch

Teil 1 – Stress-Auslöser

Was ist Stress?

Von der Stress-Entstehung bis zum Burnout

Wenn wir die ersehnte Ruhe endlich haben werden,
werden wir nichts mehr von ihr haben.
Marie von Ebner-Eschenbach, österr. Schriftstellerin
(1830 - 1916)

„Nur keine Hektik!“

Elisabeth war verzweifelt. Ihr lief die Zeit davon. Ihr Kopf drohte zu platzen. Sie wusste nicht, was sie zuerst erledigen sollte. Morgen sollte sie in einem wichtigen Gespräch ihren Chef von einem neuen Projekt überzeugen.

„Sicher wird er wieder tausend Einwände gegen meine Ideen haben“, fürchtete Elisabeth. „Der tut so, als würde er gut zuhören und wäre interessiert. Tatsächlich hat er immer schon seine eigene Meinung vorgefasst. Selbstverständlich ist seine Meinung immer die richtige.“

Elisabeth seufzte. Sie hatte sich so viel Mühe gemacht, Gedanken gewälzt und endlos viele Arbeitsstunden investiert.

„Meine Kolleginnen warten auch nur darauf, dass ich wieder einen Korb bekomme. Ich bin ja auch nur eine Quereinsteigerin. Dann können meine Vorschläge verständlicherweise nicht optimal sein. Ja – ja – ich bin‘s ja nur. Die dumme, kleine Elisabeth vom Lande.“

Elisabeth war richtig in Rage geraten. Ihr Herz klopfte heftig.

„Ich glaube, ich brauche bald einmal Urlaub. Ich arbeite Tag und Nacht. Das mache ich nicht mehr. Aber jetzt gehe ich noch einmal alle meine Argumente für morgen durch. Ich will gut vorbereitet sein.“

Elisabeth setzte sich an den Tisch, schaltete ihr Laptop ein, las ihre Aufzeichnungen und machte hier und dort noch eine Anmerkung.

Aufmerksamkeit auf das Kommende richten

Aufkommende Unruhe, ein beklemmendes Gefühl, Nervosität oder Lampenfieber vor einer ungewöhnlichen oder kritischen Situation sind nichts Ungewöhnliches.

Diese körperlichen Signale werden gebraucht, damit der Körper sich auf die folgende Situation einstellt, also eine gewisse Aufmerksamkeit auf das Kommende richtet.

Wenn die Nervosität allerdings Ihre Arbeit stark beeinflusst, vielleicht sogar komplett negativ beeinflusst, sodass es letztlich zu einer Art ‚Blackout’ kommen könnte, dann ist es sinnvoll, sich mit dem Thema Anti-Stress auseinanderzusetzen.

Hans Selye (österr. Mediziner, 1907 – 1982) gilt als der ‚Erfinder’ des Wortes Stress. Er betrachtete ihn allerdings aus medizinischer Sicht. Medizinisch bedeutet in diesem Zusammenhang, es wird angenommen, dass ein echtes Defizit vorliegt, das durch medizinisches Eingreifen ausgeglichen werden kann.

Heute wird der Begriff Stress eher verwendet im Sinne von „Ich fühle mich überfordert“.

Aus dieser Perspektive betrachtet, lässt sich der Stress relativ rational/logisch bearbeiten und minimieren.

Wie bereits erwähnt, kann sich der Stress tatsächlich zu einem Krankheitsbild ausbauen. Für den Laien ist es fast unmöglich zu unterscheiden, ob es sich ‚nur‘ um eine Überforderung handelt, oder ob es sich ‚schon‘ um ein Symptom handelt, das behandelt werden muss.

Keine Panik

Liebe Leserin, lieber Leser, bitte lassen Sie keine Panik entstehen. Nur, weil mal eine Überforderung plagt, muss das noch lange nicht in einer Katastrophe enden.

Das tägliche Leben besteht sehr häufig aus Herausforderungen aller Art. Eine Herausforderung ist nicht zwangsläufig eine Überforderung. Sie wird erst dann zu einer solchen, wenn bei der Bearbeitung – zu viel – Druck entsteht, die Anforderung zu hoch wird.

Sobald der Druck zu stark ist, kann es zur befürchteten kritischen Überforderung kommen.

Zu häufig auftretende Überforderungen belasten den Körper stark, vielleicht zu stark. Ab diesem Augenblick könnte es problematisch werden. Der Stress wird bedrohlich. Hier sollte gehandelt werden.

Guter und schlechter Stress

„Stress ist Mist!“ Ist das so?

Die meisten Befragten würden spontan Stress als etwas Schlechtes bezeichnen. Aber ist Stress immer schlecht?

Gibt es guten und schlechten Stress? Ja, das ist so.

Tatsächlich wird zwischen zwei Ausprägungen von Stress unterschieden. Nämlich einen guten und einen schlechten Stress, Eustress und Disstress.

Eustress – Der positive Stress

Eustress ist der positiv, emotional getönte Stress, der zum Beispiel bei freudigen Erwartungen auftritt.

So erzeugt die bevorstehende Hochzeitszeremonie, die Geburt eines Kindes, die Überreichung eines Diploms, Stress. Er ist positiv für uns, da er positive Gefühle auslöst.

Freut sich jemand darauf, eine schöne Jubiläumsrede halten zu dürfen, kann Eustress entstehen.

Disstress – Der negative Stress

Disstress ist der mit negativen Gefühlen wahrgenommene Stress.

Er baut sich zum Beispiel in Konfliktsituationen, bei Streit, bei extremem Zeitdruck, Streit usw. auf.

Hat jemand Furcht vor einem Konfliktgespräch, entsteht Disstress.

Interessanterweise lösen beide Stressarten im Menschen gleiche körperliche Reaktionen aus. Obwohl die körperlichen Reaktionen gleich sind, gibt es in der weiteren Vorgehensweise Unterschiede.

Im ersten Fall stellt sich der Mensch der Herausforderung, er ‚kämpft‘.

Im zweiten Falle versucht er die Herausforderung zu vermeiden. Er ‚flieht‘. Im ersten Fall schafft er die Herausforderung, es geht ihm anschließend besser.

Möglicherweise spornt der Eustress sogar an und die Person ist – unter Umständen sogar hoch –motiviert.

Kommt es häufiger zu einem positiven Ausgang, steigt das Selbstbewusstsein. Es kann sich öfter ein Glücksgefühl einstellen.

Im zweiten Fall wird eher ein Scheitern empfunden. Das Selbstwertgefühl leidet und sinkt ab. Der Mensch wird demotiviert.

Die Demotivation drückt auf das Gemüt und mittelfristig auf die Gesundheit. Der Betroffene bewegt sich in einem gefährlichen abwärtsgehenden Sog.

Fliehen oder kämpfen?

Was raschelte dort hinter dem Savannengras? Attila blieb ganz still, schärfte allerdings sein Gehör. Hatte er etwas wahrgenommen?

Unauffällig blickte er in die Richtung, aus der das Rascheln kam. Da! Er hörte wieder etwas. Irgendjemand oder irgendetwas schien sich dort zu verstecken. War es ein Raubtier?

Attila versuchte seine Chancen einzuschätzen. Sollte er fliehen oder sich dem Kampf stellen? Er musste sich sofort entscheiden.

Kampf

Es kommt entweder zum Kampf oder zur Flucht. Das Wort Kampf hört sich etwas brutal an, zumindest in der heutigen Zeit.

Gemeint ist, dass sich der Betreffende der Situation stellt. Statt ‚Probleme‘ sieht er Herausforderungen und meistert diese.

Er gewinnt. Die Situation ist gemeistert.

Durch die Bewältigung der Herausforderungen merkt der Betreffende, dass er immer mehr leisten kann; es geht ihm immer besser. Sein Selbstwertgefühl wird aufgebaut.

Je häufiger das Selbstwertgefühl sich Herausforderungen stellt, desto stärker entwickelt sich sein Ego.

In Folge werden unerwartete oder kritische Situationen immer besser bewältigt. Stress wird nicht mehr so stark empfunden wie früher.

Wählen Sie diese Alternative, werden Sie merken, dass Sie sich auch brenzligen Aktionen stellen. Sie sind auf dem richtigen Weg.

Flucht

Meidet der Betreffende die stressauslösende Situation, ‚flieht‘ er.

Er stellt sich bestimmten Aufgaben, Klausuren und anderen nicht mehr.

Sein Gehirn merkt, dass durch das Vermeiden von Stresssituationen, jegliche Konfrontation umgangen werden kann.

Der Betreffende wird sich eine Scheinwelt aufbauen, in der er scheinbar problemlos leben kann.