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Jacco Pekelder, Joep Schenk und
Cornelis van der Bas

Der Kaiser
und das
»Dritte Reich«

Die Hohenzollern
zwischen Restauration und
Nationalsozialismus

Aus dem Niederländischen
von Gerd Busse

 

 

 

 

 

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Unter Mitarbeit von

Maartje Collaris, Sjoerd van Hoenselaar

und Suzanne Ros

 

www.huisdoorn.nl

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Diese Publikation erfolgte mit finanzieller Unterstützung des

Nederlands Letterenfonds

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Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

Die niederländische Originalausgabe erschien unter dem Titel:

De Keizer en het Derde Rijk. De familie Hohenzollern en het

nationaalsocialisme. Soesterberg: Uitgeverij Aspekt, 2020.

 

Für die deutsche Ausgabe

© Wallstein Verlag, Göttingen 2021

www.wallstein-verlag.de

Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf

Umschlagfoto: Ex-Kaiser Wilhelm II. zwischen seinem Sohn Kronprinz

Wilhelm (links) und seinem ältesten Enkelsohn Wilhelm (rechts)

Sammlung Huis Doorn, HuDF-1248

 

ISBN (Print) 978-3-8353-3956-9

ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-4623-9

ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-4624-6

Inhalt

Vorwort

EINLEITUNG
Der Kaiser, die Prinzen
und das »Dritte Reich«

Eine aktuelle Debatte

Die Angelegenheit aus Sicht des Museums Huis Doorn

Einordnung und Quellen

Sechs Hohenzollern: von Wilhelm II. zu Georg Friedrich

KAPITEL 1
Wilhelm II. und Hermine
im Exil in den Niederlanden

Wilhelm der Letzte

Hoffnung auf Wiederherstellung der Monarchie

Hitlers Aufstieg aus der Perspektive Huis Doorns

   Glückwunschtelegramme

Wilhelm II. und der Antisemitismus

Letzte Euphorie und Beisetzung unter dem Hakenkreuz

KAPITEL 2
August Wilhelm,
zwischen Volk und »Führer«

Vom »Künstler« zum Rekruten Hitlers

Von der Frontgemeinschaft zur Volksgemeinschaft

   Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten

Hitlers Wegbereiter

Schmähliches Ende

KAPITEL 3
Wilhelm, Cecilie und das Erbe der Macht

»Der Schlächter von Verdun«

Cecilie und der Bund Königin Luise

Über Mussolini zu Hitler

Ein Kaiser neben Hitler?

Propagandist des Naziregimes

   Der Tag von Potsdam

Der Kronprinz und das Telegramm

KAPITEL 4
Louis Ferdinand, Georg Friedrich
und der Kampf um das Gedenken

Unerwartete Erben

Vermittler zwischen Ford und dem »Dritten Reich«

Feindvermögen: der Kampf um Huis Doorn

Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone
und das Gesetz aus dem Jahr 1994

 

Stammbaum der Familie Hohenzollern

Quellen

Literatur

Bildnachweis

Personenregister

Autoren und Übersetzer

Anmerkungen

Anmerkungen

1      Sigurd von Ilsemann: Der Kaiser in Holland. Aufzeichnungen des letzten Flügeladjutanten Kaiser Wilhelms II. Herausgegeben von Harald von Koenigswald, Bd. II, Monarchie und Nationalsozialismus 1924-1941. München 1968. Ders.: Wilhelm II in Nederland 1918-1941. Dagboekaantekeningen bezorgd door Jacco Pekelder en Wendy Landewé. Soesterberg 2015.

2      Zitate aus der ZDF-Dokumentation »Wem gehören die Schätze des Kaisers. Der Streit um das Erbe der Hohenzollern«, ausgestrahlt am 21. Dezember 2019.

3      Ebd.

4      Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866-1918. Bd. II. Machtstaat vor der Demokratie. München 2013, S. 421.

5      Hermine Prinses van Reuss, gemalin van keizer Wilhelm II: Mijn leven en hoe ik den keizer trouwde. Amsterdam 1930, S. 41.

6      Der Begriff »Ministerium« traf nach 1918 eigentlich nicht mehr zu.

7      Brief vom 1. Juni 1922, A. Peereboom an die niederländische Regierung, ursprünglich im Privatarchiv P. J. Peereboom. Eine Kopie des Briefs (der aktuelle Aufbewahrungsort des Originals ist nicht bekannt) befindet sich im Museum Huis Doorn.

8      John C. G. Röhl: Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund 1900-1941. München 2008, S. 1279.

9      Brief vom 1. Juni 1922, A. Peereboom an die niederländische Regierung, siehe Anm. 7.

10    Wilhelm II.: Vergleichende Geschichtstabellen von 1878 bis zum Kriegsausbruch 1914. Leipzig u. Berlin 1921; Ders.: Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878-1918. Leipzig u. Berlin 1922.

11    Karl Friedrich Nowak: Das Dritte Deutsche Kaiserreich. Bd. 1. Die übersprungene Generation. Leipzig u. Berlin 1929; Ders.: Das Dritte Deutsche Kaiserreich. Bd. 2. Deutschlands Weg in die Einkreisung. Leipzig u. Berlin 1931.

12    GStA PK, BPFH, Rep. 192 NL Eugen Zimmermann, Nr. 52, Bl. 4, Hermine an Zimmermann vom 24. März 1926.

13    Röhl: Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund, S. 1281. Hervorhebungen im Original.

14    Ebd., S. 1282.

15    Friedhild den Toom u. Sven Michael Klein: Hermine – die zweite Gemahlin von Wilhelm II. Greiz 2007, S. 78; Gerhard Granier: Magnus von Levetzow. Seeoffizier, Monarchist und Wegbereiter Hitlers. Lebensweg und ausgewählte Dokumente. Boppard am Rhein 1982, S. 128.

16    Von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, S. 183.

17    Ebd., S. 195.

18    Ebd., S. 204.

19    Ebd.

20    Ebd., S. 206.

21    Ebd., S. 214.

22    Ebd., S. 216.

23    Röhl: Wilhelm II., S. 1317.

24    GStA BPH Rep. 192 (Dommes) Nr. 7.

25    Brief des Kronprinzen an Adolf Hitler vom 25. Juni 1940, veröffentlicht auf https://fragdenstaat.de/blog/2019/11/14/so-jubelte-kronprinz-wilhelm-hitler-zu/ (besucht am 14. Dezember 2020).

26    Memorandum von Dommes’ über seine Begegnung mit Hitler am 24. Oktober 1933, GStA Berlin, BPHA Rep. 53 Nr 167/3.

27    Von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, S. 250 f.

28    John C. G. Röhl: »Kaiser Wilhelm II and German anti-semitism«. In: Ders.: The Kaiser and his court. Wilhelm II and the government of Germany. Cambridge 1996, S. 190-212, Ebd., S. 192.

29    John C. G. Röhl: Wilhelm II. Into the abyss of war and exile, 1900-1941. Cambridge 2013, S. 1283 (»Presse, Juden & Moskitos […] sind eine Plage, die die Menschheit zusehen muss, auf die eine oder andere Weise loszuwerden. Ist das beste Mittel [dagegen] nicht Gas?«)

30    Von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, S. 313.

31    Christopher Clark: Kaiser Wilhelm II. A life in power. London 2009, S. 292.

32    Ebd., S. 355.

33    Ebd., S. 352.

34    Röhl: Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund, S. 1318.

35    Von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, S. 345.

36    Ebd., S. 342.

37    Marie Vassiltchikov: Berlin Diaries: 1940-1945. New York 1988. S. 18.

38    Röhl: Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund, S. 132.

39    Von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, S. 347.

40    Zit. n. Lothar Machtan: Der Kaisersohn bei Hitler. Zu August Wilhelm von Preußen (1887-1949). Hamburg 2006, S. 151 f.

41    Ebd., S. 585.

42    Ebd., S. 242.

43    Eckart Conze: Schatten des Kaiserreichs. Die Reichsgründung von 1871 und ihr schwieriges Erbe. München 2020, S. 257 f.

44    Tagebuchaufzeichnung Goebbels’, 5. August 1929. In: Elke Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente. Teil I. Aufzeichnungen 1924-1941. 4 Bände u. Interimsregister. München u. a. 1987. Bd. 1, S. 406 f. Schon zwei Tage vorher erwähnt Goebbels kurz das erste Kennenlernen. Auffallend ist, dass er Auwi beide Male als »etwas senil« bezeichnet. Siehe Ebd., S. 405.

45    Machtan: Der Kaisersohn bei Hitler, S. 362.

46    Ebd., S. 211.

47    August Wilhelm von Preußen: Die Rede seiner königlichen Hoheit des Prinzen August Wilhelm in Gotha am 26. März 1931. Gotha 1931, S. 1.

48    Von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, S. 191.

49    Machtan: Der Kaisersohn bei Hitler, S. 421.

50    Ebd., S. 420.

51    Tagebuchaufzeichnung Goebbels’, 8. Juni 1932. In: Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher, Bd. 2, S. 75 f.

52    »De a. s. verkiezingen in Duitschland«, Limburgsch Dagblad, 27. Oktober 1932.

53    »Blijf van onzen prins af. Hitler’s antwoord aan de Stahlhelm«. De Tijd, 29. Oktober 1932.

54    Machtan: Der Kaisersohn bei Hitler, S. 338.

55    Ebd., S. 535.

56    Viktoria Luise, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg: Ein Leben als Tochter des Kaisers. Göttingen u. Hannover 1965, S. 272.

57    Frank Lorenz Müller: Die Thronfolger. Macht und Zukunft der Monarchie im 19. Jahrhundert. München 2019, S. 211.

58    Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. München 2003, S. 485.

59    Röhl: Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund, S. 1298 f.

60    Peter Brandt: »Gutachten zur politischen Einstellung und zum politischen Verhalten des ehemaligen preußischen und reichsdeutschen Kronprinzen Wilhelm«. Unveröffentlichter Untersuchungsbericht. Berlin 2014, S. 14.

61    Zit. n. von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, Bd. II, S. 95.

62    Brief Magnus von Levetzow an Baronin von Tiele-Winckler, Weimar 1932, Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, N. 239.

63    Paul Herre: Kronprinz Wilhelm. Seine Rolle in der deutschen Politik. München 1954, S. 209.

64    Stephan Malinowski: »Gutachten zum politischen Verhalten des ehemaligen Kronprinzen (Wilhelm von Preußen, 1882-1951)«. Unveröffentlichter Untersuchungsbericht. Edinburgh 2014, S. 36.

65    Ebd., S. 18 f.

66    Von Ilsemann: Der Kaiser in Holland, Bd. II, S. 212.

67    Zit. n. Machtan: Der Kaisersohn bei Hitler, S. 461 f.

68    Ebd., S. 460 f.

69    Malinowski: »Gutachten zum politischen Verhalten«, S. 29.

70    Ebd., S. 34 f.

71    Ebd., S. 63.

72    Klaus Scheel: Der Tag von Potsdam 1933. Berlin 1996.

73    Telegramm, 1940, Kronprinz Wilhelm an Adolf Hitler. Zit. n. Peter Brandt: »Gutachten zur politischen Einstellung und zum politischen Verhalten«, S. 35.

74    Zit. n. Melanie Lehmann (Hrsg.): Verleger J. F. Lehmann. Ein Leben für Deutschland. München 1935, S. 230 f.

75    Karina Urbach: »Nützliche Idioten. Die Hohenzollern und Hitler«. In: Thomas Biskup, Truc Vu Minh u. Jürgen Luh (Hrsg.): Preußendämmerung. Die Abdankung der Hohenzollern und das Ende Preußens. Heidelberg 2019, S. 65-93, Ebd. S. 74.

76    Zit. n. Ebd., S. 78.

77    Ebd., S. 80.

78    Zit. n. Ebd., S. 79 (»als hautnaher Zuschauer die großen Entwicklungen zu beobachten, die im Vaterland eine neue Ära eröffnet haben« / »auch Deutschland hat seinen New Deal«).

79    Louis Ferdinand: Im Strom der Geschichte. München 1983, S. 301.

80    Ebd., S. 305.

81    Ebd., S. 307.

82    Zit. n. Urbach: »Nützliche Idioten«, S. 93.

83    Dieser Abschnitt beruht im Wesentlichen auf: Foskea van der Ven: »Huis Doorn: een hoofdstuk uit de Nederlandse geschiedenis«. Rechtsgeleerd Magazijn Themis, 2001, Nr. 3, S. 67-81; Ceciel Huitema: »Nederlandse trots achter een Duitse façade. Motieven voor het behoud van Huis Doorn, 1945-1952«. Unveröffentlichte Masterarbeit Algemene Geschiedenis. Rijksuniversiteit Groningen 2007; sowie auf Akten des Nederlands Beheersinstituut im Nationaal Archief und Archivalien im NIOD.

84    »De Duitsche Kroonprins en zijn ›Non-Enemy Verklaring‹«. Haagsche Post, 5. Juli 1947, zit. n. van der Ven: »Huis Doorn«, S. 72.

85    Brief des NBI vom 5. November 1953 an den Justizminister, zit. n. van der Ven: »Huis Doorn«, S. 80.

86    Siehe: Klaus Wiegrefe: »Scharf aufs Silber«. Der Spiegel, Nr. 48, 21. November 2020, und Rob Savelberg: »De Nederlands-Duitse slag om Huis Doorn. Student vond correspondentie van nazaten keizer Wilhelm II«. De Telegraaf, 24. November 2020.

87    Pieter Klein Beernink: »›Huis Doorn hoort bij ons‹. Nazaat van gevluchte keizer Wilhelm II wil Nederlands kasteel terug«. De Telegraaf, 22. Februar 2014.

88    Brief vom 26. September 2014 von Eversheds BV, Rotterdam, an Frau M. Bussemaker, Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaft (OCW), Den Haag, https://www.rijksoverheid.nl/documenten/wob-verzoeken/2020/10/15/besluit-op-wob-verzoek-over-huis-doorn (besucht am 27. November 2020).

89    Ebd.

90    Brief vom 26. Mai 2015 von Marjan Hammersma, Generaldirektorin Kultur und Medien im Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft, Den Haag, an Eversheds BV, Rotterdam, https://www.rijksoverheid.nl/documenten/wob-verzoeken/2020/10/15/besluit-op-wob-verzoek-over-huis-doorn (besucht am 27. November 2020).

91    Sander van Walsum: »Nazaten Duitse keizer aasten op Huis Doorn. Erfgoed Wilhelm II«. de Volkskrant, 24. November 2020.

92    Dieser Abschnitt beruht im Wesentlichen auf: »Deutscher Bundestag, 19. Wahlperiode, Drucksache 19/12871, 30. 8. 2019, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Simone Barrientos, Dr. Petra Sitte, Doris Achelwilm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Die Linke. – Drucksache 19/12369«, weiteren Dokumenten des Deutschen Bundestags sowie relevanten Artikeln in der deutschen Presse aus dem Zeitraum 2014-2020.

93    »Gesetz über staatliche Ausgleichsleistungen für Enteignungen auf besatzungsrechtlicher oder besatzungshoheitlicher Grundlage, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können (Ausgleichsleistungsgesetz – AusglLeistG)«, siehe: https://www.gesetze-im-internet.de/ausglleistg/__1.html (besucht am 7. Juli 2020).

94    Dazu zuletzt der Vorstandsvorsitzende der Schwarzkopf-Stiftung und ehemalige Staatssekretär für Kultur im Land Berlin, André Schmitz: »Für eine Einigung mit den Hohenzollern«. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. März 2020.

95    Ildiko Röd u. Ulrich Wangemann: »Hohenzollern haben Recht auf Millionen-Entschädigung«. Märkische Allgemeine Zeitung, 15. Januar 2016, https://www.maz-online.de/Brandenburg/Entschaedigung-fuer-Hohenzollern-1-2-Millionen-Euro (besucht am 29. 11. 2020 – aus einem Hinweis in einem später veröffentlichten MAZ-Artikel geht hervor, dass dieser Bericht wohl zuerst im Januar 2014 erschien).

96    Ildiko Röd: »Kritik an Hohenzollern-Entschädigung«. Märkische Allgemeine Zeitung, 24. Februar 2014.

97    Klaus Wiegrefe: »Der Mann war eine Flasche«. Der Spiegel, Nr. 44, 26. Oktober 2019.

98    Siehe Clarks jüngste Auseinandersetzung mit David Motadel: »Helping Hitler«. New York Review of Books, 9. April 2020. Clark begründet seine neue Einschätzung mit dem Werk seiner Historikerkollegen Stephan Malinowski und Lothar Machtan. Siehe dazu: Andreas Kilb: »Wilhelm wollte Hitler nicht zähmen. Historiker Christopher Clark«. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. November 2020.

99    Ulrich Herbert: »Vier Gutachter, ein Kronprinz und die nationale Diktatur«. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. November 2019.

100  Bundesverwaltungsgericht 3 C 20.04, VG 4 K 1228/01, Urteil verkündet am 17. März 2005. Siehe auch: Christoph Schönberger: »Wenn Prinzen träumen. In der Debatte um die Hohenzollern werden Recht und Moral verwechselt«. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Dezember 2019.

101  Bundesverwaltungsgericht 3 C 20.04, VG 4 K 1228/01, Urteil verkündet am 17. März 2005.

102  Christoph Schönberger: »Wenn Prinzen träumen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Dezember 2019.

Vorwort

Der Zusammenhang zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg ist ein vieldiskutiertes Thema. Hätte es ohne den Ersten Weltkrieg einen Zweiten gegeben? Wäre der Nationalsozialismus in den 1930er Jahren derart einflussreich geworden, wenn Deutschland nach 1918 nicht sein Trauma als Verlierer hätte verarbeiten müssen?

Diese Fragen stellen sich regelmäßig in den Gesprächen, die wir in Huis Doorn mit den Besucherinnen und Besuchern unseres Museums führen, dem kleinen Schloss, in dem der abgedankte Kaiser Wilhelm II. von 1920 bis zu seinem Tod im Jahr 1941 lebte. Das Museum Huis Doorn ist der einzige Ort in den Niederlanden, an dem an beide Weltkriege erinnert wird. Von Doorn aus verfolgte Wilhelm die Entwicklungen in seinem einstigen Vaterland, so auch den Aufstieg Adolf Hitlers. Hier empfing er neben seiner Familie zahlreiche Monarchisten, darunter auch aktive Politiker. Mit ihnen wurde über Politik gesprochen. Wie standen der Ex-Kaiser selbst und seine Familie eigentlich zum aufkommenden Nationalsozialismus?

Die Mitglieder seiner Familie waren durchaus empfänglich für den Gedanken, dass der Nationalsozialismus zur Wiederherstellung der Monarchie beitragen könnte, so dass auch das häufig Gegenstand der Gespräche in Doorn war, wie wir aus Tagebuchaufzeichnungen des kaiserlichen Adjutanten Sigurd von Ilsemann wissen.[1] Mit der vorliegenden Veröffentlichung möchte Huis Doorn einen Einblick geben, welche Verbindungen in der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg bestanden und wie sie funktionierten.

Die Frage nach dem Ausmaß der Unterstützung des Nationalsozialismus durch die Nachkommen Wilhelms II. ist auch relevant im Zusammenhang mit der derzeit in Deutschland geführten Diskussion zwischen Georg Friedrich Prinz von Preußen und der Bundesregierung sowie den Ländern Berlin und Brandenburg um die von der Familie geforderte Rückgabe von Kunstgegenständen und dem Wunsch nach einem Wohnrecht unter anderem für Schloss Cecilienhof in Potsdam. Für Huis Doorn besteht kein Grund, in dieser Auseinandersetzung eine bestimmte Position einzunehmen, doch die Fakten, die in dieser Debatte ins Feld geführt werden, könnten im Rückblick auf die Vergangenheit durchaus relevant sein. Deshalb wird im Folgenden hin und wieder auf die zu diesem Komplex veröffentlichten wissenschaftlichen Gutachten zurückgegriffen.

Mit Blick auf eine seriöse Behandlung des Themas und eine wissenschaftlich fundierte Betrachtung des Untersuchungsgegenstands hat Huis Doorn Wert auf die Zusammenarbeit mit einer renommierten wissenschaftlichen Institution gelegt und konnte für dieses Projekt die Unterstützung der Universiteit Utrecht gewinnen. Das Projekt ist nun abgeschlossen, und wir können zufrieden feststellen, dass es gelungen ist, mit der Ausstellung und dem Buch dazu die Öffentlichkeit über die komplexen Fragen rund um die Familie Hohenzollern und das »Dritte Reich« zu informieren.

 

Museum Huis Doorn, im Sommer 2020

Herman Sietsma, Geschäftsführender Direktor

EINLEITUNG
Der Kaiser, die Prinzen
und das »Dritte Reich«

Eine aktuelle Debatte

»Nur weil ein kaiserlicher Nachfahre Eigentumsansprüche erhebt, darf der Staat Bundesrepublik, dürfen die Länder nicht nachgeben.« (Wolfgang Thierse, SPD, ehemaliger Bundestagspräsident) »Der Prinz ist Bürger der Bundesrepublik. Für ihn gelten die gleichen Rechte wie für uns beiden.« (André Schmitz, SPD, ehemaliger Kulturstaatssekretär von Berlin) »Die Familie Hohenzollern muss lernen, dass die Zeit von Reiterstandbildern für Adelssprösslinge vorbei ist.« (Katja Kipping, Vorsitzende der Partei Die Linke) »Was mich persönlich beunruhigt, ist dies völlig offene antiadlige Ressentiment.« (Alexander von Schönburg, Journalist und Autor)[2]

Vier Zitate aus einer Fernsehsendung über die ehemalige deutsche Kaiserfamilie, die seit 2019 plötzlich erneut im Zentrum einer großen, öffentlich ausgetragenen Debatte steht. Wohlgemerkt, die Abdankung Wilhelms II. (1859-1941), des letzten deutschen Kaisers und Königs von Preußen, liegt inzwischen ein ganzes Jahrhundert zurück.

Der ungewollte Urheber der ganzen Aufregung war Wilhelms Ururenkel Georg Friedrich Prinz von Preußen (geb. 1976). Das Oberhaupt der Hohenzollerndynastie hatte eine Entschädigungsforderung seines Großvaters an die Bundesrepublik Deutschland weiterverfolgt, bei der es um die Konfiszierung von Kunstgegenständen und sonstigem Eigentum in den Jahren nach der Abdankung ging. Die Forderung betraf vor allem ehemalige Besitztümer im Osten Deutschlands, die nach dem Ende des Krieges 1945 von den sowjetischen Besatzern beschlagnahmt worden waren. Georg Friedrich verlangte eine finanzielle Entschädigung sowie die Rückgabe bestimmter Güter. Außerdem forderte er ein Aufenthaltsrecht in einer Reihe von Gebäuden, die früher der Familie gehört hatten oder die ihr zur Verfügung gestellt worden waren. Darunter befand sich auch Schloss Cecilienhof am Jungfernsee in Potsdam bei Berlin, der Ort, an dem während der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 die Nachkriegsordnung in Europa festgelegt worden war.

Bereits seit 2014 gab es Verhandlungen zwischen der Familie Hohenzollern, der Bundesregierung und den Regierungen der Bundesländer Berlin und Brandenburg. Dabei ging es unter anderem um einzelne, wichtige Museen, die in ihren Sammlungen viele der zurückgeforderten Gegenstände beherbergen und außerdem Leihgaben der Hohenzollern ausstellen. Beispielsweise werden in Schloss Charlottenburg in einer Vitrine preußische Kronjuwelen präsentiert, von denen sich nur ein Teil in Staatseigentum befindet. Die weitere Präsentation dieser Gegenstände in den Museen hängt vom Ausgang der Verhandlungen ab.

In den Medien und in der Politik war die Empörung über die Forderungen Georg Friedrichs groß. An sich befindet sich der Prinz jedoch im Recht. Ein Gesetz aus dem Jahr 1994 – also aus der Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 – macht es im Prinzip möglich, dass Erben Entschädigungen für zwischen 1945 und 1990 konfiszierte bewegliche Güter oder deren Rückgabe fordern können. Das Gesetz gilt allerdings nicht für Schlösser und andere Immobilien. Doch es erhoben sich moralische Bedenken gegen die Tatsache, dass die Familie des abgedankten Kaisers auf die Staatskasse zugreifen wollte. So fragte sich etwa Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, warum der deutsche Steuerzahler für die sogenannten Eigentumsrechte einer Familie aufkommen solle, die bereits vor etwa hundert Jahren üppig entschädigt worden sei.[3] 1926 war tatsächlich mit der Familie eine sehr großzügige gesetzliche Regelung bezüglich der Aufteilung des königlich-preußischen und des kaiserlich-deutschen Erbes zwischen dem Staat und den Hohenzollern getroffen worden.

Außerdem ist noch keineswegs entschieden, ob die Familie überhaupt Restitutionsansprüche hat. Das Gesetz aus dem Jahr 1994 sieht nämlich Ausnahmen vor. Eine Rückgabe soll dann nicht stattzufinden, wenn der Erblasser dem nationalsozialistischen Regime »erheblichen Vorschub« geleistet hat. Im Fall der Hohenzollern konzentrierte sich die Diskussion auf die Haltung Kronprinz Wilhelms (1882-1951), des Familienoberhaupts zum Zeitpunkt der Niederlage Deutschlands 1945. Hatte er Adolf Hitler bei der Eroberung der Macht geholfen oder nicht?

 

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Die Wehrmacht bewacht das Eingangstor zum Landsitz Huis Doorn, dem Exilsitz des Ex-Kaisers Wilhelm II., 30. Mai 1940.