Zum Buch
Mit »Beautiful Bastard« eroberte das Autorinnenduo Christina Lauren erst das Internet – mehr als zwei Millionen Downloads – dann im Print die Bestsellerlisten in über 30 Ländern weltweit. Die »Beautiful Bastard«-Serie ist ein internationales Phänomen. Kein Wunder bei diesem Erfolgsrezept: Unwiderstehlich arrogante Helden treffen auf sexy, selbstbewusste Frauen. Gewürzt mit heißer Erotik, witzigen Wortgefechten und leidenschaftlichen Liebesgeschichten wird daraus eine atemberaubende Mischung, die Frauenherzen höher schlagen lässt. Kein Wunder, dass Constantin sich gleich die Filmrechte gesichert hat.
»Intelligent, heiß und modern. Diese Serie ist einfach perfekt.«
New-York-Times-Bestsellerautorin Katy Evans
Zur Autorin
Hinter Christina Lauren steht das Autorinnenduo Christina Hobbs und Lauren Billings. Beide sind bekennende Liebesroman-Fans und schreiben seit 2009 gemeinsam. Getrennt durch den US-Staat Nevada, telefonieren sie mehrmals täglich miteinander und sind sich einig, dass die allerschönste Nagellackfarbe Rubinrot ist. Wenn sie die Wahl hätten, würden sie nur eins tun: den ganzen Tag vom San Clemente Pier in Kalifornien aus aufs Meer blicken.
Lieferbare Titel
Beautiful Bastard
Beautiful Stranger
Beautiful Player
Beautiful Secret
Beautiful
MIRA® TASCHENBUCH
Copyright © 2018 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH
Titel der amerikanischen Originalausgaben:
Beautiful Beloved
Copyright © 2015 by Lauren Billings and Christina Hobbs
Beautiful Boss
Copyright © 2016 by Lauren Billings and Christina Hobbs
Published by arrangement with
the original publisher, Gallery Books,
a division of Simon & Schuster, New York
Covergestaltung: HarperCollins Germany / Deborah Kuschel
Artwork: Simon & Schuster
Coverabbildung: Dean Drobot / Shutterstock
Redaktion: Maya Gause
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN E-Book 9783955767303
www.harpercollins.de
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Für unsere Leser.
Danke, dass ihr Max und Sara vermisst habt und mehr von ihnen wolltet.
Der Abwasch war gemacht, die Wohnung aufgeräumt, und Sara hatte angefangen, unserer kleinen Lady im Kinderzimmer leise etwas vorzusingen. Und ich hatte ein Stoßgebet zum Gott der schlafenden Kinder gesandt, weil Sara mir auf dem Weg ins Kinderzimmer diesen Blick zugeworfen hatte.
Den Schlaf-nicht-ein-bevor-ich-ins-Bett-komme-Blick.
Den Ich-hab-den-Anblick-von-unserem-schlafenden-Baby-auf-deinem-nackten-Oberkörper-noch-nicht-verkraftet-Blick.
Den Du-wirst-gleich-dermaßen-unglaublich-flachgelegt-Blick.
Verdammt, wie ich mein Leben doch liebte!
Vom Couchtisch aus leuchtete der Bildschirm meines Handys auf – jemand versuchte mich zu erreichen. Als ich rüberging und sah, wer das war, musste ich breit grinsen.
»Du rufst den glücklichsten Kerl der Welt an«, verkündete ich meinem Bruder, anstatt ihn anständig zu begrüßen.
Ein langes Schweigen war die Antwort, dann: »Selbstzufriedener geht’s wohl nicht.«
»Stimmt. Aber fass dich kurz. Die Eingeborenen kommen gleich, um mich zu verschlingen.« Heilige Mutter Gottes, es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass zwischen Sara und mir mehr ablief als ein hektisches Rumgefummel, nach dem wir in der Regel erschöpft ins Koma fielen.
Mir kam sogar in den Sinn, dass ich vielleicht vorab ein paar ordentliche Dehnübungen machen sollte.
Niall lachte. »In dem Fall hoffe ich, dass du die Nacht überlebst, schließlich will ich euch nächste Woche besuchen kommen. Ich wäre doch ziemlich enttäuscht, wenn ich die Max-Stella-Tour verpassen würde, die du mir seit so vielen Jahren versprochen hast.«
»Hey, toll!« Ich hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. Dieser Abend wurde immer besser. Die Aussicht auf Sex an zwei aufeinanderfolgenden Abenden mit meiner fantastischen Frau und dann noch nächste Woche ein Besuch meines jüngsten Bruders. »Einfach unglaublich toll.«
Ich hatte Niall seit meinem letzten Besuch in England nicht mehr gesehen, vor mehr als einem Jahr, und er hatte zu viel zu tun gehabt, als dass wir uns sonderlich oft getroffen hätten. »Die Arbeit lässt dir also genügend Zeit?«
»Mehr oder weniger.« Er zögerte. »Okay. Das wär also geklärt. Es ist verdammt spät, wollte dir nur Bescheid sagen. Und nur damit das klar ist, ich komme eigentlich die kleine Annabel besuchen, nicht euch Pack.«
Lachend erwiderte ich: »Verstanden.«
»Sieht so aus, als würde ich am Dienstag eintreffen. Und am Sonntag wieder abreisen.«
Ich notierte mir die weiteren Details und legte auf. Dann machte ich mich auf die Suche nach Sara, um ihr die Neuigkeiten mitzuteilen.
Der Gesang war verklungen, und zu meiner vollkommen ausbleibenden Überraschung fand ich meine wunderschöne Frau schlafend vor, im Schaukelstuhl neben der Wiege, das Baby in den Armen. Behutsam nahm ich der Mutter unseren kleinen Liebling ab, wickelte ihn gut ein und legte ihn in die Wiege. Auch wenn Annabel bisher nur zwei bis drei Stunden am Stück schlief, so hätten wir sie zumindest neben einer Blaskapelle ablegen können, ohne dass sie aufwachte.
Vermutlich würden wir mit dem nächsten nicht so viel Glück haben.
Dem nächsten?
Ich blinzelte erschrocken: Dass ich diesen Gedanken auch nur gedacht hatte, kam mir leicht verrückt vor. Erst seit den letzten zwei Wochen konnten wir endlich mal wieder ein wenig schlafen.
Nachdem das Baby gut versorgt war, ging ich zu Sara hinüber, um sie zu wecken. Sie öffnete träge die Augen, als ich mich über sie beugte, sah mich blinzelnd an und atmete tief durch. »Oh. Ich bin eingeschlafen.«
Ich kniete mich vor ihr hin, schob ihr mit dem Daumen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das hättest du nicht tun sollen, denke ich.«
»Nein, eigentlich wollte ich dich ja ausziehen.«
»Das kannst du immer noch tun.«
Sara nahm meine Hand und stand auf, zog mich hinter sich her, aus dem Kinderzimmer heraus, den Flur hinunter. »Woran hast du gedacht, als du dagestanden und auf mich hinuntergeguckt hast?«
»Da war ich einfach nur ziemlich verliebt in mein Leben, mehr nicht.«
»Nun, ich bin mit dem Gedanken eingeschlafen, ob unser zweites Kind genauso gut schlafen wird wie unser erstes.«
Sie warf mir grinsend über die Schulter einen Blick zu, und ich starrte sie ungläubig an, die Augen weit aufgerissen. Woher um alle Welt wusste sie bloß so haargenau, was ich erst vor wenigen Minuten gedacht hatte?
»Findest du, dass Anna gut schläft?«, fragte ich.
»In letzter Zeit, ja«, meinte sie. »Wir mussten ihr nur ein bisschen Zeit geben, sich damit anzufreunden.«
Ich sah, wie Sara das Haar über die Schultern glitt, als sie sich zu mir umdrehte und den Kopf schüttelte. Ihr Haar war jetzt länger und dicker, und die Art, wie es über ihre Haut strich, weckte in mir den Wunsch, es zu packen, in meiner Faust zu einem Ball zu knäueln und sie auf der Bettkante zu vögeln.
Ach, aber es war Ewigkeiten her, dass wir etwas so Derbes getan hatten.
Schluckend schloss ich kurz die Augen – und versuchte, meine Gier zu zügeln, als sie sich auf den Rand der Matratze setzte und langsam die Schenkel spreizte.
»Du hast den Verstand verloren«, sagte ich grinsend.
»Vermutlich.« Ihr kleines, so verdammt erotisches Schulterzucken sagte mir, dass sie das nicht ganz ernst meinte, und eine freche Verspieltheit lauerte unter der Oberfläche.
Ich trat zwischen ihre Beine, half ihr, sich das Tanktop über den Kopf zu ziehen, und drückte ihren Rücken auf die Matratze, sodass ich ihr die dünnen Baumwollshorts ausziehen konnte.
Langsam, Max.
Mein Verstand spielte beinahe verrückt bei der Vorstellung, ihr die Schenkel gegen die Brust zu drücken und mir einen Weg ihren Oberkörper hinunter zu knabbern, an der Süße zwischen ihren Beinen zu saugen und sie mit der Zunge zu malträtieren, bis Sara so laut schrie, dass die Wände bebten. Stattdessen küsste ich ihren Bauchnabel, ihre Hüften, wanderte mit dem Mund zu ihren Rippen und dann hoch zu der festen Wölbung ihrer Brüste. Sie waren bereits voll und wurden härter, je länger das Baby schlief. Ich beugte mich vor, saugte an ihren leuchtend pinkfarbenen Nippeln.
»Siehst du dir meine Brüste wirklich so gerne an?« Sie senkte leicht die Stimme. »Magst du ihren Geschmack?«
Ich liebte ihren Körper, so wie er jetzt war, aber ich wusste nicht, wie ich das ehrlich zugeben sollte. Ich liebte ihre Hüften, ihre Brüste. Liebte es, zuzusehen, wie sie unser Baby stillte und sich danach an mich ankuschelte. Es fühlte sich an, als ob alles auf der Welt sich mit der Geburt unserer Tochter perfekt zusammengefügt hätte. Aber trotzdem kam es mir noch immer ein bisschen frevelhaft vor, mir zu wünschen, ihr Körper würde so bleiben – vor allem, weil es eine echt harte Geburt gewesen war.
Ich bewegte mich vorsichtig nach vorne, drückte meinen Schwanz durch meine Boxershorts hindurch an die warme Haut zwischen ihren Beinen.
Sara zog mich auf sich hinunter und ließ ihren Mund über meinen Hals gleiten. »Ist es schräg, dass ich so bleiben will?«, fragte sie, als ich meine Hand flach auf ihre Hüfte legte. »Dass ich unser Zuhause mit einer ganzen Bande von kleinen Wadenbeißern füllen will?«
Lachend drückte ich ihre Schulter. »Der Schlafentzug raubt dir den Verstand.«
»Ich weiß, dass du dir eine große Familie wünschst«, sagte sie. »Und ich habe dich noch nie mehr geliebt, als wenn ich dich als Papa sehe …« Sie bemerkte, dass ich ihr nicht mehr ganz so aufmerksam zuhörte, sondern mich wieder auf die feste Wölbung ihrer Brust konzentrierte, meinen Mund über ihrem Nippel schloss. »Sie werden so voll …«
Ich küsste mich ihren Hals hinauf. »Sie schenken mir eine geradezu spirituelle Erfahrung.«
»Magst du also meinen Körper, wie er jetzt gerade ist?«, flüsterte sie.
Es war eine leichte Härte in ihrem Tonfall, eine Empfindsamkeit, die mich schockierte. Sara wusste, dass ich ihren Körper liebte, jeden Zentimeter ihrer perfekten, weichen Haut.
Das wusste sie, oder?
Ich lehnte mich zurück, um sie anzusehen. »Ich liebe deinen Körper, verdammt noch mal. Und ich liebe es, wie glücklich das Muttersein dich gemacht hat. Es gefällt mir, wie du in letzter Zeit richtiggehend beseelt zu sein scheinst.« Mich vorbeugend sagte ich in den warmen Raum zwischen ihren Brüsten: »Es gefällt mir auch, wie groß und prall deine Titten sind.«
Sie packte mich am Schopf, zog mich lachend hoch. »Endlich gibt er es zu!«
»Was heißt das?«
Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als sie mich musternd ansah, mit ihren warmen braunen Augen jede Kleinigkeit in meinem Gesicht in sich aufnahm. Sara sah mich oft so prüfend an: stumm, ernst. Sie fuhr mit der Fingerspitze über mein Kinn, ihr Blick auf meine Lippen gerichtet. »Ich wünschte, du würdest dir nicht so viele Sorgen machen«, flüsterte sie. »Ich will noch mehr Kinder – vielleicht nicht jetzt sofort, aber irgendwann –, aber wenn ich das sage, sehe ich das Entsetzen in deinen Augen.«
Der harte Kloß in meinem Hals ließ mich kaum schlucken. »Für meinen Körper ist das nicht so hart wie für deinen.«
»Mein Körper scheint aber ganz gut damit klarzukommen. Ich werde sogar bald wieder zur Arbeit gehen. Sieh uns an. Wir haben es geschafft.«
Ich beugte mich vor, schmeckte wieder ihre Haut, küsste ihren Bauch.
Sie zog mich hoch, flüsterte mir ins Ohr: »Sag mir, dass du es nicht liebst, unser Baby bei uns zu haben.«
Grinsend sagte ich: »Es war mit Sicherheit leichter, sich um sie zu kümmern, als sie noch in deinem Bauch war.«
Sie sah mir wieder ins Gesicht, während ich mich über ihr bewegte, mit dem Knie ihre Beine spreizte und mich zwischen ihnen niederließ, härter wurde, als ich sie weich und warm unter mir spürte. »Alles okay, Liebste?«
Ihr Atem ging bereits schneller, schoss in kurzen Stößen gegen meinen Hals, und ihre Hände glitten meinen Rücken herab, um schließlich meine Boxershorts hinunterzuschieben. »Ja.«
Ich schob einen Finger in ihren Mund, feuchtete ihn an ihrer Zunge an, bevor ich mit ihm zwischen uns glitt, um sie zu berühren. »Hmmh«, machte ich und rieb mich an ihrem Schenkel. »Bist du dir sicher? Bist du nicht wund?«
Sie starrte zu mir hinauf, und ihr Ausdruck verwandelte sich in einen, den ich nicht deuten konnte. »Ja, ich bin mir sicher.«
»Wir haben gestern schon miteinander geschlafen. Ich will dir nicht wehtun«, erklärte ich.
Sie schloss die Augen, zog meinen Kopf an ihren Hals. »Das weiß ich, Baby.«
Langsam glitt ich hinein, drückte stöhnend meinen Mund an ihren Kiefer. Jedes Mal … jedes verflixte Mal war ich mir sicher, dass ich mich daran gewöhnen würde, wie sie sich anfühlte. Ihre Fingernägel bohrten sich in meinen Rücken, als sie ein erleichtertes Stöhnen von sich gab.
»Verflucht, Kleines. Du bist echt der Himmel auf Erden.« Ihre Brust umschließend, drückte ich sie leicht und genoss es, Milch an meiner Hand zu spüren. »Fuck«, brachte ich hervor. »Verfluchte Scheiße …«
»Das ist was Neues«, flüsterte sie und kratzte mit den Fingernägeln über meinen Rücken.
Ich biss die Zähne zusammen, kämpfte vergeblich gegen das Zugeständnis an, das aus mir hervorbersten wollte. »Ich liebe das, Teufel noch mal. Es tut mir leid – ich weiß, dass sie dich meistens stören, aber Fuck, Kleines. Ich liebe deine Titten, wie sie gerade sind.«
Plötzlich spürte ich, wie sie unter mir ganz still wurde, und hörte auf, mich zu bewegen, um mich zurückzulehnen und ihr ins Gesicht zu sehen.
»Was?«, fragte ich. »Was hab ich gesagt?«
Richtiggehend verärgert wirkte sie nicht, eher auf eine merkwürdige Weise enttäuscht und amüsiert zugleich. Schließlich hob sie die Beine noch etwas mehr an und flüsterte: »Seit wann musst du dich bei mir rechtfertigen?«
Lächelnd beugte ich mich hinunter und küsste ihre süßen, vollen Lippen. Mein Herz klopfte ein bisschen zu schnell; ich wusste immer noch nicht ganz genau, was ich falsch gemacht hatte.
»Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass dich das anmacht«, flüsterte sie in meinen Mund. »Ich vermisse es, zu sehen, wie du dich in mir verlierst, ohne dich dafür groß zu entschuldigen.«
Mein unmittelbarer Impuls war es, ihr zu zeigen, wie verloren ich tatsächlich war: ihre Arme über ihrem Kopf zu fixieren, sie zu nageln und den Anblick ihrer Brüste unter mir zu genießen, wie sie sich bewegten, ihr Gewicht zu genießen und diesen Stachel der Lust, den ich empfand, wenn ich spürte, wie sie überflossen, sich auf meiner Haut ergossen. Aber stattdessen begann ich, mich langsam auf ihr zu bewegen, dafür zu sorgen, dass ich ihre Lust mit jeder Bewegung meines Körpers in ihr hervorlockte.
Sie packte meinen Hintern, forderte mich auf, mich schneller und härter zu bewegen, und ich versuchte, ihr mehr zu geben. Aber mit jedem Stoß kam es mir so vor, als wäre ich neu programmiert worden.
Geh es locker an.
Geh es langsam an.
Geh es locker an.
Geh es langsam an.
In den Monaten, seit das Baby auf der Welt war, hatten wir schon oft Sex gehabt. Doch bisher war es nie so wild wie früher, als wir auf dem Küchentisch oder dem Fußboden gevögelt oder verschwitzt und hemmungslos im Club miteinander gespielt haben. Das waren die Zeiten von Spanking und Bondage. Das waren die Zeiten, in denen ich sie auf alle erdenkliche Arten genommen hatte, und manchmal hatten Fremde dabei zugesehen, manchmal war nur meine Videokamera Zeuge gewesen. Einmal hatte ich sie so heftig in die Schulter gebissen, dass sie blutete, und es hatte sie vor Erregung fast verrückt gemacht.
Vor – und während – ihrer Schwangerschaft war mir nie in den Sinn gekommen, wie zerbrechlich sie war.
Und dann hatte sie mein Kind zur Welt gebracht: beinahe neun Pfund schwer, nach über vierundzwanzig Stunden heftiger Wehen. In den ersten zwei Monaten nach Annabels Geburt waren wir stolpernd dem üblichen Pfad junger Eltern gefolgt, hatten uns in unsere Tochter verliebt, hatten uns neu ineinander verliebt und hatten uns kleine Momente des Schlafs gestohlen, wann immer wir konnten. Schließlich hatten wir auch neue Wege gefunden, auf behutsame Weise mit Händen und Mund intim zu sein, erfinderisch Worte und Sexspielzeug einzusetzen.
Dann, vor inzwischen knapp zwei Monaten, hatte Sara gesagt, dass sie bereit wäre, wieder mit mir zu schlafen.
Anfangs hatte ich Angst davor gehabt, doch dann hatte ein Kuss zum nächsten geführt, und bald war ich so hart gewesen wie seit Wochen nicht. Der Laut, den sie von sich gab, als ich in sie eindrang, würde für immer in meinem Kopf widerhallen. Es war ein verletzter Laut gewesen, ein scharfer, überraschter Schmerzensschrei. Ich hatte sofort aufgehört, und auch wenn sie jetzt schwor, dass sie inzwischen keine Schmerzen mehr spürte, konnte ich mich nicht des Gefühls erwehren, sie anders behandeln zu müssen: wie einen kostbaren Schatz, bei dem ich erst vor Kurzem entdeckt hatte, dass er kaputtgehen konnte …
Wir waren bisher nicht wieder im Club gewesen.
Wir hatten bisher die Kamera nicht hervorgeholt, um etwas anderes zu knipsen als unsere Tochter.
Wir hatten bisher keinen Sex gehabt, bei dem mehr passierte, als dass die Laken zerknitterten. Und das Mobiliar hatten wir auch nicht mehr demoliert.
Aber hier, in unserem Bett, mit ihr unter mir, während sie hungrige, kleine Keuchlaute von sich gab, hallten – hämmerten – ihre Worte in meinem Kopf wider, jedes einzelne wie ein Schlägel auf der Trommel.
Ich vermisse es, zu sehen, wie du dich in mir verlierst, ohne dich dafür groß zu entschuldigen.
Sie ließ es mich sanft angehen. Sie wartete geduldig, bis ich kapierte, dass sie nach mehr gefragt hatte, nach echtem Sex, und das wieder und wieder.
Sie hatte gesagt: Willst du heute Abend einen Film drehen?
Nein, Kleines, es reicht aus, dich einfach nur zu spüren.
Vermisst du manchmal den Club?
Nein, Kleines, ich möchte genau hier sein, wo wir gerade sind, mit unserem Baby, das am anderen Ende des Flurs schläft.
Siehst du dir meine Brüste wirklich so gerne an? Magst du ihren Geschmack?
Ich hatte alles für sie leichter machen wollen, hatte ihr das Gefühl vermitteln wollen, sicher zu sein, respektiert und geschätzt zu werden. Ich schloss die Augen, vollkommen überwältigt von dem paradoxen Gefühlswirrwarr aus der Erleichterung, als Sara begann, leise unter mir zu kommen, und der schmerzlichen Erkenntnis, dass ich irgendwo bei alldem vergessen hatte, was sie eigentlich brauchte.
Um vier Uhr morgens saß ich auf dem Fußboden des Kinderzimmers, während Sara Annabel stillte. Der Himmel draußen war tiefblauschwarz, und selbst in der Upper East Side herrschte auf den Straßen um diese Uhrzeit relative Stille.
»Du hättest nicht mit uns aufstehen müssen«, flüsterte sie.
Das sagte sie jeden Morgen, besorgt wegen meines Schlafmangels und des langen Arbeitstags, der vor mir lag. Aber das hier, genau das, war für mich der schönste Teil des Tages.
»Ich packe sie warm ein und nehme sie mit zum Laufen, wenn du fertig bist.«
Sara sah mich in der Dunkelheit an. »Ich liebe dich.«
Schluckend nickte ich, versuchte, den Kloß in meinem Hals beiseitezudrängen, damit ich diese Liebeserklärung erwidern konnte. Gestern Abend hatte ich kaum einschlafen können, nach der Erkenntnis, dass ich in den vergangenen Wochen so darauf konzentriert gewesen war, Sara als Mutter zu genießen, dass ich Sara als Frau vernachlässigt hatte.
»Was ist los?«, flüsterte sie, als sie sah, wie ich mit mir kämpfte.
»Ich glaube, wir müssen einen Deal aushandeln, dass wir vor der nächsten Schwangerschaft erst wieder zu uns zurückkehren.«
»Zu uns?«, wiederholte sie.
»Ich glaube, ich habe verstanden, was du gestern Abend gesagt hast.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen, und ich sah ihr an, dass sie sich nicht ganz sicher war, was ich da von mir gegeben hatte. »Hä?«
»Ich will wieder der Ehemann sein, den du brauchst. Fotos. Filme. Ich will wieder wissen, dass ich dir gebe, was du brauchst.«
»Was ich brauche?«
»Was wir brauchen.«
Sie leckte sich über die Lippen, sah auf das Baby hinunter. »Du bist so viel mehr, als ich mir je erhofft hätte. Das weißt du.«
»Ich übertreffe mich ab und zu gern selbst«, sagte ich, woraufhin sie loskicherte, sich aber rasch eine Hand vor den Mund hielt, als Annabel überrascht ihre Brust losließ.
»Sch-sch«, murmelte Sara ihr zu. »Komm her.«
»Vielleicht kann Mum abends auf unseren kleinen Liebling aufpassen, und wir machen einen ersten Schritt, indem wir irgendwo essen gehen? Und tasten uns dann langsam an etwas anderes heran?«
Sie sah mich wieder an, die Augen weit aufgerissen. »An den Club zum Beispiel?«
Ich betrachtete sie, wie sie unser Kind in den Armen hielt, und fühlte den Beschützerinstinkt so heftig in mir aufsteigen, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich damit klarkommen würde, wenn andere sie so verletzlich sehen würden, so reif.
»Wenn es das ist, was du willst«, brachte ich hervor.
Sie nickte und beantwortete damit sanft die Frage. »Das ist es.«
Ich klappte den Kinderwagen zusammen und verstaute ihn im Flurschrank, bevor ich mein Shirt auszog. Auch wenn es bisher ein milder Winter gewesen war, war es immer noch Januar, deshalb hatte ich zum Laufen ein langärmeliges Shirt angezogen, um draußen nicht zu frieren. Doch drinnen, in der Wohnung, bekam ich davon sofort Klaustrophobie.
Vom Laufhemd befreit, beugte ich mich zu Annabel hinunter, öffnete den Reißverschluss der Tragetasche und zog das eingemummelte Kind heraus.
»War das gut, mein kleines Mädchen?«, murmelte ich und küsste ihre rosafarbene Wange. Sie war warm und kuschelig, und genau wie bei ihrer Mutter bildeten sich kleine Fältchen um ihre riesigen braunen Augen, wenn sie lächelte. »Wir sind prima gelaufen, nicht wahr?«
Ich setzte mich auf die Couch und legte mir Annabel auf die Brust, während ich einen Augenblick lang verschnaufte.
»Du bist verschwitzt und sitzt auf der Couch, oder?«, rief Sara aus dem Schlafzimmer.
Ich streckte Anna die Zunge entgegen, und sie versuchte, sie zu packen. »Sehr verschwitzt«, antwortete ich meiner Frau. »Ziemlich widerlich, ehrlich gesagt.«
Saras Absätze klackerten über den Flur, und sie erstarrte, als sie uns sah. »Max.«
»Ich wische es ab, Klei…«
»Das ist mir egal«, sagte sie und kam näher. »Du sitzt da mit nacktem Oberkörper, und das süßeste Baby der Welt kuschelt sich an diese Muskeln. Zieh dir ein Hemd an, du Monster, oder ich kann für nichts garantieren.«
Wie ich es liebte, wenn Sara mich so ansah.
»Was glaubst du, wie es mir geht, wenn du sie stillst.«
Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln und beugte sich hinunter, um Annas pummeligen Oberschenkel zu küssen. »Sie sieht wie ein kleiner Pfirsich auf dir aus.«
Während ich ihr Outfit musterte, fragte ich mich, ob wir das Baby wohl schon so früh am Tag schlafen legen konnten. Seit Monaten hatte ich Sara nicht mehr in Büroklamotten gesehen, und erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich diesen Look vermisst hatte. Ihr kleiner schwarzer Rock endete knapp über ihren Knien und zeigte einen kleinen Streifen Haut oberhalb ihrer weichen Lederstiefel. Und ihre Brüste … ihre Brüste sahen verdammt irreal aus in dem grauen Sweater, den sie sich übergestreift hatte.
Sara folgte meinem Blick und sah auf ihren Busen hinunter. »Ich glaube, ich muss heute shoppen gehen. Mir sind alle Sachen um die Brust herum zu eng geworden.«
»Wag es ja nicht, das da wegzuwerfen.«
Sie sog ihre Unterlippe zwischen die Zähne, sah zu mir hinüber. »Ja?«
»Ja«, murmelte ich, und der Moment bekam etwas Bedeutsames. »Du siehst verdammt hübsch aus, Kleines.«
»Aber ist es denn nicht vielleicht etwas … unangemessen. Ich meine, bei der Art, wie du mich anschaust, zweifle ich schon daran, ob der Pulli noch für den Job geeignet ist.«
»Schätze, das hängt davon ab, was du vorhast.«
Sie zuckte die Schultern, setzte sich direkt vor uns. »Ich dachte, ich gehe für ein paar Stunden ins Büro, damit es sich nächste Woche nicht ganz so verwirrend anfühlt. Vorher treffe mich mit den Mädels noch zum Frühstücken, dann mache ich mich auf zur Arbeit.«
Ich küsste Anna oben auf den Kopf. »Willst du, dass ich sie mitnehme?«
»Wie du willst. Das könnte ich auch.«
Was war nur an ihrem Gesichtsausdruck in diesem Moment, dass ich so viele Dinge auf einmal fühlte, es mich einfach überwältigte? Jetzt, wo sie schick angezogen war, bereit, die Wohnung zu verlassen, kam es mir vor, als würde ich diese Kombination zum ersten Mal sehen: meine Geliebte, meine Frau, aber eben auch eine Mutter, eine Versorgerin und … fuck, eine Puppe mit dem besten Paar Titten, das ich je gesehen hatte.
Ich stand auf und machte ihr ein Zeichen, mir den Flur hinunter zu folgen. Ich schnappte mir Annabels Musik abspielende Babyschale aus dem Kinderzimmer und stellte sie neben den Kleiderschrank in unserem Schlafzimmer, sodass sie auf ein paar gerahmte Fotos von Bäumen zeigte, die Annabel liebte, und führte Sara dann zum Bett.
»Max …«
»Nur eine Minute.« Ich nahm meine Kamera vom Regal, montierte sie auf das Stativ und stellte den Auslöser auf einen Abstand von fünf Sekunden ein. Sara atmete schnell und flach, als ich mich hinunterbeugte, ihren Hals küsste und ihr sagte: »Ich werde dich nicht lange aufhalten.«
»Anna geht es gut«, sagte sie und zog mich dichter an sich heran. »Halte mich so lange auf, wie du nur kannst.«
Ich drückte sie rücklings auf die Matratze, schob ihr den Rock über die Hüften und begann, mich ihren Bauch hinaufzuküssen, spürte, wie mein Schwanz bei jedem nostalgischen Klicken des Blendverschlusses härter wurde, mit ihren Händen in meinem Haar. Ich schob den Sweater ihren Bauch hoch, legte die glatte Haut frei. Sie schmeckte wie Regen, wie eine köstliche Frucht, und sie hatte denselben süßen Duft, den ich an ihrem Körper vergötterte. Ich griff hinter sie, öffnete ihren BH und schob ihn über ihre Brüste.
Schon immer hatte ich Saras Brüste geliebt, aber bis vor Kurzem war ich kein besonderer Busenfetischist gewesen. Ihr Gewicht, der weiche Duft ihrer Haut und das merkwürdige Stechen, das ich im Bauch spürte, wenn Sara unser Kind stillte … Es war ein merkwürdiger Reflex, dass ich diese Brüste unbedingt ansehen wollte, sie so berühren wollte, ein Reflex, den ich, wie ich jetzt begriff, monatelang unterdrückt hatte.
Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass dich das anmacht.
Meine Lippen schlossen sich um einen Nippel, und ich saugte ihn mit der Zunge tiefer in meinen Mund, stöhnte bei der Empfindung auf. Ihre Brust war so warm und fest, so voll …
Ich habe das getan …
Ich habe sie zu dem gemacht …
Und als Sara nach meiner Trainingshose griff, sie meine Hüften hinunterschob, um mich in die Hand zu nehmen, zerbarst dieser Moment in Ekstase.
Ich konnte mir vorstellen, wie sie sich später die Bilder ansah, wie sie bemerkte, dass ich es dermaßen genoss, sie in meinem Mund zu spüren, ihren Geschmack auf meiner Zunge. Allein durch einen Blick auf mein Gesicht würde sie wissen, wie sehr ich ihre Milch auf meiner Hand liebte, die Art, wie sich ihre Hüften um meine schlangen. Ich vergötterte sie.
Verdammt, ich vergötterte diese Frau so unglaublich.
Ich pumpte in ihre Faust, stöhnte, als ich ihren Mund an meinem Hals spürte, ihre verzweifelten, süßen kleinen Schreie an meiner Haut. Während ich mit einer Hand ihr Höschen zur Seite schob, leckte ich an meiner anderen und machte dann mit ihr Sara so feucht, dass ich mit einem einzigen harten Stoß meiner Hüften tief in sie eindringen konnte.
Sie keuchte auf, ihre Augen weit vor Erregung und Erleichterung – verdammt, sie war so erleichtert, als ob ich verschollen gewesen wäre … und vielleicht war ich das auch. Ich zog mich hinaus und stieß dann wieder zu, fickte sie so hart und schnell, dass ich innerhalb von einer Minute wusste, ich würde kommen; kommen, bevor ich Zeit gehabt hätte, sie ebenfalls dorthin zu bringen, ja, bevor ich auch nur die Zeit hatte, zu überlegen, ob sie wollte, dass ich in ihr abspritzte, wo sie doch gleich zur Arbeit gehen würde. Aber ich … wollte es mit solch einer Intensität, mit einer Art unermesslichen Verlangens, das ich so lange nicht mehr gespürt hatte, deshalb konnte ich mich jetzt nicht mehr bremsen.
Die Zärtlichkeit und der Beschützerinstinkt waren für den Moment beiseitegeschoben und durch etwas Älteres und Vertrautes ersetzt worden: dem heftigen Wunsch, sie zu besitzen.
Ich griff zwischen uns, stimulierte sie mit den Fingern, bis sie sich in meiner Hand aufbäumte, keuchte und sich um meinen Schwanz zusammenzog. Sie schrie, flehte mich dreimal inständig an, ihr Lust zu schenken – dann wurde sie still, zog mich vollständig auf sich hinauf und atmete tief an meinem Hals aus.
Sie hatte mich jeden Tag gesehen; wir hatten gekuschelt, gequatscht, gelacht, waren gemeinsam am Esstisch eingeschlafen und hatten alle möglichen intimen Dinge miteinander angestellt. Aber die Erleichterung in diesem Augenblick war enorm. Ich wusste genau, was sie meinte, als sie flüsterte: »Ich hab dich vermisst.«
Und alles, was ich erwidern konnte, war: »Ich hab dich auch vermisst.«
Meine Mutter saß bereits am Empfang, als ich mit Annabel in der Babytragevorrichtung im Büro ankam. Sie sprang auf, rannte um ihren Tisch und streckte die Hände nach ihrer Enkeltochter aus, ohne mir auch nur ins Gesicht zu sehen.
»Mum«, zischte ich und packte sie lachend an den Schultern, damit sie das Baby nicht anrempelte. »Sie schläft. Beruhig dich. Du bekommst sie ja bald. Wenn ich das Meeting mit Levinson habe.«
Meine Mutter sah zu mir auf und ersetzte ihren leicht finsteren Gesichtsausdruck durch ein zärtliches Lächeln. »Guten Morgen, mein Lieber.«
Ich habe mich in meiner Jugend nie als ein Mamasöhnchen betrachtet, doch meine Mutter in den letzten Jahren bei uns bei Stella & Sumner zu haben gehörte für mich zu den schönsten Aspekten des Arbeitslebens. Vor allem seit wir Annabel hatten, schätzte ich die Nähe meiner Familie; dass sie mir sagten, wenn wir uns wie neurotische Deppen benahmen.
Und auch wenn Mum uns zehn Kinder ziemlich ordentlich großgezogen hatte, befürchtete ich, es könnte gleich eine tüchtige Standpauke geben, wenn ich sie – zum ersten Mal – bitten würde, auf das Baby aufzupassen, damit wir ausgehen konnten. Bisher hatten wir Annabel immer mit uns mitgenommen, aber diesmal war es … nun, diesmal war es etwas vollkommen anderes.
»Mum«, begann ich, als sie zu ihrem Schreibtisch zurückkehrte, um sich wieder zu setzen. »Ich würde gerne mit Sara am kommenden Freitag ausgehen. Wärst du einverstanden, vorbeizukommen und auf Annabel aufzupassen?«
Sie machte ein langes Gesicht. »Max, du hast da was vergessen.«
Ich stöhnte. Scheiße. Schon zum zweiten Mal innerhalb von weniger als vierundzwanzig Stunden sagte eine Frau das zu mir. »Was vergessen?«
»Ich reise morgen nach Leeds, mein Täubchen. Ich bleibe für drei Wochen bei Karen.«
»Ach Mist.«
»Ich könnte heute Abend auf sie aufpassen?«
»Nein, du musst ja noch packen, und wir haben auch noch gar nichts geplant. Ehrlich gesagt kommt es mir vor, als müssten wir das wie eine Militäroperation angehen.«
»Du spinnst. Ich rate dir schon seit Wochen: Führ einfach mal deine Frau aus und geh mit ihr essen. Himmel noch mal. Als du und Niall und Rebecca auf die Welt gekommen seid, da haben wir den Hund auf euch aufpassen lassen, nur um mal abends rauszukommen.«
Lachend sagte ich: »Daran zweifle ich kein bisschen.«
»Scheiße, was trägst du da?«
Ich sah auf Annabel hinunter, die immer noch in der Babytrage schlief, und antwortete Will: »Das heißt Ergo.«
Er folgte mir in mein Büro und setzte sich auf meine Couch. »Es sieht aus, als wärst du Tandemspringen gewesen und hättest vergessen, die Gurte abzuschnallen.«
Bennett kam hinter ihm herein. »Du siehst aus wie ein Beuteltier.«
»Das nennt man ein Baby tragen, ihr Idioten.« Ich lachte und flüsterte Annabel zu: »Nicht wahr? Du bist mein kleines Känguru?« Dann sah ich zu meinen Kumpels hoch. Erst jetzt kam ich ins Stutzen. »Bennett, was zum Teufel machst du hier überhaupt?«
»Will und ich hatten um acht ein Meeting mit Gross und Barrett. Schon vergessen?«
»Verflucht noch mal, könnt ihr Wichser mal etwas weniger streng mit mir sein? Ich hab seit vier beschissenen Monaten kein Auge mehr zugetan!«
Sie starrten mich beide mit großen Augen an, und es war einige Sekunden lang still.
»Hast du wunde Brustwarzen?«, fragte Will.
Ich schüttelte lachend den Kopf. »Idiot.«
So vorsichtig, wie ich konnte, öffnete ich den Tragegurt an meinem Nacken und ließ ihn langsam herunter, sodass ich Anna neben Will auf die Couch legen konnte. Sie schreckte kurz auf – Arme und Beine zuckten hoch –, schlief aber sofort wieder ein.
Will hingegen sah aus, als hätte ich gerade ein riesiges ausgeblasenes Ei neben ihn gelegt. Seine Hände lagen verkrampft in seinem Schoß, und sein Blick war starr auf das Baby gerichtet, als könnte es sich plötzlich zur Seite drehen und explodieren. Er war seit Annas Geburt beinahe jedes Wochenende in ihrer Nähe gewesen, und dennoch sah er sie immer noch so an, als würde ein zu heftiger Atemzug sie in tausend Stücke zerbersten lassen.
»Seit wann benimmst du dich in Gegenwart von Kindern wie ein Idiot?«, fragte ich.
»Ich liebe Kinder«, sagte er und sah zu mir hoch. »Aber sie ist einfach noch so klein.«
»Ist sie nicht«, beruhigte ich ihn. »Sie ist riesig.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Hört mal.« Ich setzte mich auf einen Stuhl in der Nähe meines Schreibtischs. »Ich muss euch um einen Gefallen bitten. Am Freitag will ich Sara zum Essen ausführen …«
Bennett unterbrach mich: »Du lässt also endlich jemand anderen auf Anna aufpassen?«
Wütend erklärte ich: »Das ist viel leichter gesagt als getan, okay? Egal, jedenfalls fährt Mum morgen nach Leeds, weshalb sie dieses Wochenende nicht aushelfen kann. Könnte vielleicht einer von euch …?«
Sie starrten mich beide verängstigt an.
»Ach, kommt schon, es ist nicht so schwer. Wir sind ja nur für ein paar Stunden weg. Ihr und eure besseren Hälften gebt ihr ein paar Fläschchen, wechselt ein paarmal die Windeln, bis sie schläft, und schon kommen wir heim.«
»Wir können nicht.« Bennett verzog entschuldigend das Gesicht. »Chloe und ich wollen ins Hudson Valley.«
»Dieses Wochenende?«, fragte Will und nickte ein paarmal, als würde er mit sich selbst reden. »Ich könnte es vermutlich machen.«
»Großartig«, sagte ich. »Danke, Kumpel.«
»Ich hab noch nie Windeln gewechselt. Oder ein Baby gefüttert. Hanna witzelt immer, dass das einzige Mädchen, das ich nicht für mich einnehmen konnte, Livs Tochter Aspen ist.« Schulterzuckend fügte er hinzu: »Aber ich bin sicher, das regeln die Instinkte ganz von allein, oder?« Er zählte die Regeln an den Fingern ab: »Verbrüh Anna nicht in der Badewanne, lass die Milch nicht zu lange in der Mikrowelle.« Er hielt inne und führte stumm fort, sich eine mentale Liste zu machen. »Ach, und lass sie nicht fallen.«
Bei der Vorstellung, jetzt aus dem Büro zu gehen und Annabel auch nur für eine Minute in Wills Händen zu lassen, drehte sich mir der Magen um; am liebsten hätte ich mich übergeben. »Kannst du nicht Hanna mitnehmen?«
»Sie muss am Wochenende mit Gästen des Instituts essen gehen.«
Ich rieb mir das Kinn. »Weißt du … Vielleicht besuchst du uns ja heute und isst mit uns zu Abend, sodass du dir alles ansehen und es lernen kannst?«
Er nickte, schluckte aber heftig. Um fair zu sein: Ich wusste, dass ich ihn wirklich um einen riesigen Gefallen bat. Es war eine Sache, mit uns Zeit zu verbringen, wenn wir Annabel dabeihatten, und eine vollkommen andere, sich vorzustellen, mit diesem winzigen kleinen Mädchen allein zu sein.
»Könnt ihr es nicht einfach mit ins Restaurant nehmen?«, fragte Bennett.
»Das würde dem Ziel des Abends genau entgegenstehen. Außerdem ist Annabel kein ›es‹.«
»Ich hab sie nicht ›es‹ genannt.«
»Doch, hast du«, erwiderten Will und ich unisono.
Ich rieb mir das Gesicht und sagte leise: »Scheiße, komm einfach zum Abendessen, und wir trinken ein paar Bier.«
Wir würden uns schon was einfallen lassen. Das mussten wir.
Als ich in die Fifty-Sixth einbog, erblickte ich bereits das Parker Meridien am Ende des Blocks.
Die graue Steinfassade wirkte so trostlos wie der morgendliche Himmel; die Wolken waren schwer von Schnee, der mit Sicherheit jede Minute fallen würde. Der Winter in New York war nach Weihnachten in der Regel ziemlich trist: kalt und nass, dreckiger Schneematsch und mehrere Tage am Stück ohne auch nur die Andeutung eines blauen Himmels. Aber dieses Jahr war es dankenswerterweise im Vergleich zu sonst relativ mild gewesen und für Max warm genug, um den Kinderwagen vor sich herzuschieben, während er mit Will und Hanna durch den Park lief.
Mein Handy vibrierte in der Vordertasche meines Mantels. Ich musste keinen Blick darauf werfen, um zu wissen, dass das Chloe war, die mich binnen einer Stunde zum dritten Mal per SMS fragte: Wo steckst du? Du lässt uns doch nicht im Stich, Sara! Ja, vielleicht hatte ich seit Annas Geburt ein paar Mittagessen ausfallen lassen, es war schließlich nicht so leicht, aus dem Haus zu kommen, wenn es da ein Neugeborenes gab, das, wann immer es möglich war, an meiner Brust hing.
Ich ignorierte mein Handy, mein Kopf war noch voll von meinem Morgen mit Max. Chloe konnte warten.