Annie Besant: Uralte Weisheit

Annie Besant

Uralte
Weisheit

Ancient Wisdom

Neu überarbeitete Ausgabe der Auflage

München 1981 (Hirthammer Verlag)

© 2006 Aquamarin Verlag GmbH

Voglherd 1 • D-85567 Grafing

www.aquamarin-verlag.de

Umschlaggestaltung: Annette Wagner

ISBN 978-3-96861-196-9

Inhalt

Vorwort

Einleitung

I.     Die physische Ebene

II.    Die Astralebene

III.   Kamaloka

IV.   Die Mentalebene

V.    Devachan

VI.   Die buddhische und die nirvanische Ebene

VII.  Wiederverkörperung

VIII. Wiederverkörperung (Fortsetzung)

IX.    Karma

X.     Das Gesetz des Opfers

XI.    Der Aufstieg des Menschen

XII.   Die Entstehung eines Kosmos

Vorwort

Dieses Buch soll dem allgemeinen Leserkreis einen Überblick über die Lehren der Theosophie geben, einfach genug, um auch für den Neuling verständlich zu sein, und doch so ausführlich, dass es eine hinreichende Grundlage für das weitere Studium bietet. Die Verfasserin hofft, dass es als Einführung in die tiefgründigen Schriften von H. P.Blavatsky verwendbar ist und deren Studium erleichtern wird.

Wer auch nur ein wenig von der uralten Weisheit kennen gelernt hat, weiß, wie viel Frieden, Freude und Kraft ihre Lehren in sein Leben gebracht haben. Dass dieses Buch wenigstens einige dazu bringen möge, sie ernsthaft zu studieren und ihren Wert selbst zu erproben, ist das Gebet, mit dem die Verfasserin es in die Welt hinaussendet.

Annie Besant

Einleitung

Die allen Religionen zugrunde liegende Einheit

Richtiges Denken ist die Voraussetzung für richtiges Verhalten, und eine richtige Weltanschauung die Voraussetzung für richtige Lebensführung. Beides zugleich – eine angemessene Philosophie und eine allumfassende Religion und Ethik – bietet die Göttliche Weisheit der Welt dar, gleichgültig, ob wir sie mit dem alten Sanskrit-Namen »Brahma Vidya« oder mit dem neueren griechischen Wort »Theosophie« bezeichnen. Ein Verehrer der heiligen Schriften des Christentums hat einmal gesagt, diese enthielten seichte Stellen, in denen ein Kind waten könne, aber auch Tiefen, in denen selbst ein Riese schwimmen müsse. Etwas Ähnliches ließe sich auch von der Theosophie sagen, denn einige ihrer Lehren sind so einfach und leicht anwendbar, dass jeder Mensch von durchschnittlicher Intelligenz sie verstehen und befolgen kann, während andere so erhaben und tiefsinnig sind, dass selbst ein hervorragender Denker erschöpft von der Bemühung ablassen muss, sie voll zu erfassen.

Das vorliegende Werk unternimmt den Versuch, die Theosophie so klar und einfach darzustellen, dass der Leser erkennt, wie ihre allgemeinen Grundwahrheiten ein geschlossenes Bild des Universums aufbauen. Einzelheiten enthält es nur so viele, wie zum Verständnis der Beziehungen erforderlich sind, in denen diese Wahrheiten zueinander stehen. Ein Elementarlehrbuch kann nicht dieselbe Fülle von Kenntnissen vermitteln, die sich aus tiefgründigeren Werken gewinnen lässt, doch soll es dem Leser klare, grundlegende Begriffe von seinem Gegenstand vermitteln, zu denen zwar später durch weiteres Studium noch viel hinzugefügt werden muss, die aber nur wenig enthalten, was später nicht mehr gebraucht wird. Es bleibt so dem Leser überlassen, die Umrisse, welche ihm dieses Buch gibt, durch die Einzelheiten seines späteren Studiums zu ergänzen.

Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass die großen Religionen der Welt viele religiöse, ethische und philosophische Vorstellungen gemeinsam haben. Während diese Tatsache selbst allgemein zugegeben wird, gehen die Meinungen über ihre Erklärung jedoch weit auseinander.

Die einen behaupten, die Religionen seien auf dem durch die Phantasie beackerten Boden menschlicher Unwissenheit gewachsen und allmählich aus den rohen Formen des Animismus und Fetischismus ausgebildet worden. Ihre Ähnlichkeit untereinander wird auf allgemeine Naturerscheinungen zurückgeführt, die unvollständig beobachtet und phantastisch erklärt worden seien; Sonnen- und Sternenanbetung bilden dabei den allgemein angewandten Erklärungsschlüssel für eine Schule, Phallus-Verehrung ebenso allgemein für eine andere. Furcht, Begierde, Unwissenheit und Wunderglaube hätten den Naturmenschen zur Personifizierung der Naturgewalten geführt, und die Priesterschaft habe mit seinen Ängsten und Hoffnungen, mit den verschwommenen Vorstellungen seiner Phantasie und seinen verwirrten Fragen ihr Spiel getrieben. So seien Mythen zu Heiligen Schriften geworden und Symbole zu Tatsachen, und da ihre Ausgangspunkte überall die gleichen gewesen seien, sei die Ähnlichkeit ihrer Ergebnisse eine unweigerliche Folgeerscheinung. So lehren die Doktoren der »vergleichenden Mythologie«, und der einfache Mensch verstummt unter der Flut ihrer Beweise, ohne jedoch überzeugt zu sein. Er kann zwar die Ähnlichkeiten nicht leugnen, aber ein unbestimmtes Gefühl sagt ihm: Sollen die teuersten Hoffnungen und die erhabensten Vorstellungen des Menschen wirklich nichts anderes sein als der Ausfluss der Phantasien von Wilden und von im Dunkeln tappender Unwissenheit? Sollen die großen Führer der Menschheit, die Märtyrer und Helden der Völker für einen bloßen Wahn gelebt, gewirkt und gelitten haben, für bloße Personifikationen astronomischer Tatsachen und verkleidete Obszönitäten von Barbaren gestorben sein?

Die zweite Erklärung der gemeinsamen Lehren in den Religionen der Welt behauptet, dass es ein Urwissen gibt, welches von einer Bruderschaft großer geistiger Lehrer gehütet wird. Diese Lehrer sind selbst die Früchte vergangener Entwicklungszyklen. Sie haben der Menschheit unseres Planeten in deren Kindeszeitalter als Lehrer und Führer gedient und den einzelnen Menschheiten und Völkern der Reihe nach die Grundwahrheiten in einer Form dargeboten, die den Eigenheiten der einzelnen Empfänger am besten angepasst war. Nach dieser Anschauung sind die Gründer der großen Religionen Mitglieder dieser einen Bruderschaft. Sie wurden in ihrer Sendung von vielen anderen Mitgliedern niederen Grades unterstützt, von Eingeweihten und Schülern verschiedener Stufen, jedoch ebenfalls hervorragend an geistiger Einsicht, an philosophischer Erkenntnis und in der Lauterkeit ihrer ethischen Weisheit. Diese alle leiteten die jugendlichen Völker, gaben ihnen ihre Verfassungen und ihre Gesetze, herrschten über sie als Könige, belehrten sie als Philosophen und übernahmen als Priester ihre religiöse Führung. Alle Völker des Altertums blickten auf solche machtvollen Männer, Halbgötter und Heroen zurück, die in der Literatur, in der Architektur und in der Gesetzgebung ihre Spuren hinterlassen hatten.

Dass solche Menschen gelebt haben, dürfte schwer zu leugnen sein angesichts der weltumspannenden Überlieferungen, der noch vorhandenen Schriftdenkmäler und der heute größtenteils zu Ruinen gewordenen prähistorischen Bauten, nicht zu reden von anderen Zeugnissen, die der Unwissende nicht anerkennen würde. Die heiligen Bücher des Ostens sind der beste Beweis für die Größe ihrer Verfasser, denn wer ist in späteren Zeiten oder in der Gegenwart auch nur annähernd herangekommen an die geistige Erhabenheit ihrer religiösen Gedanken, an den intellektuellen Glanz ihrer Philosophie und an die umfassende Größe und Reinheit ihrer Ethik? Und wenn wir finden, dass diese Bücher Lehren über Gott, den Menschen und das Weltall enthalten, die bei aller äußerlichen Verschiedenheit in ihrem Wesen dieselben sind, erscheint es nicht unvernünftig, sie auf eine zentrale Urlehre zurückzuführen. Dieser Urlehre geben wir den Namen »Göttliche Weisheit« oder mit dem griechischen Wort ausgedrückt: THEOSOPHIE.

Als Ursprung und Grundlage aller Religionen kann sie nicht der Widersacher irgendeiner von ihnen sein. Sie ist in Wirklichkeit ihr Reiniger, indem sie die wertvolle innere Bedeutung von vielem enthüllt, was in seiner äußeren Form durch aus Unwissenheit vorgenommene Entstellungen und abergläubische Hinzufügungen sinnlos geworden ist. Die Theosophie erkennt aber und verteidigt in jeder Religion sich selbst und sucht in jeder ihre verborgene Weisheit zuentschleiern. Kein Mensch braucht, wenn er Theosoph wird, deshalb aufzuhören, Christ, Buddhist oder Hindu zu sein; er wird dadurch nur eine tiefere Einsicht in seinen eigenen Glauben, einen festeren Halt an seinen geistigen Wahrheiten und ein umfassenderes Verständnis für seine geheiligten Lehren gewinnen. So wie die Theosophie in vergangenen Zeiten Religionen zum Entstehen gebracht hat, rechtfertigt und verteidigt sie diese in unserer modernen Zeit. Sie ist der Felsblock, aus dem sie alle gehauen sind, die Öffnung der Tiefe, aus der sie alle ans Tageslicht gebracht worden sind. Sie rechtfertigt vor dem Richterstuhl intellektueller Kritik das tiefste Sehnen und Regen des Menschenherzens; sie verleiht den menschlichen Hoffnungen Berechtigung; sie gibt uns unseren Glauben an Gott veredelt wieder zurück.

Die Richtigkeit dieser Behauptung wird immer offensichtlicher, wenn wir die verschiedenen heiligen Schriften der Welt durchforschen, und schon eine kleine Auswahl aus der Fülle des zur Verfügung stehenden Materials genügt, die Tatsache festzustellen und den Forscher bei seinem Suchen nach weiteren Beweisen zu leiten.

Die geistigen Grundwahrheiten der Religion können wie folgt zusammengefasst werden:

1. Allem zugrunde liegt EIN ewiges, unendliches, unerkennbares, wirkliches SEIN.

2. Aus DIESEM tritt der geoffenbarte Gott hervor, sich aus der Einheit zur Zweiheit und aus der Zweiheit zur Dreiheit entfaltend.

3. Aus der geoffenbarten Dreiheit treten viele bewusste geistige Wesenheiten hervor, welche die Lenker der Ordnung des Kosmos sind.

4. Der Mensch ist eine Spiegelung des geoffenbarten Gottes und darum dem Grunde seines Wesens nach eine Dreifaltigkeit; sein inneres, wirkliches Selbst ist ewig und eins mit dem Selbst des Weltalls.

5. Die Entwicklung des Menschen erfolgt durch wiederholte Verkörperungen, in die er durch sein Begehren hineingezogen wird und aus denen er sich durch Wissen und Opfer befreien kann, wodurch das Göttliche, das in ihm immer schon keimhaft verborgen war, zu voller Wirksamkeit entfaltet wird.

*

China, dessen Kultur jetzt erstarrt ist, war in alter Zeit von den Turaniern bewohnt, der vierten Unterabteilung der großen vierten Menschheit, welche den verschollenen Kontinent Atlantis bewohnt und ihre Zweige über die ganze Welt ausgebreitet hatte. Die Mongolen, die letzte Unterabteilung dieser Menschheit, verstärkten später wieder die Bevölkerung Chinas, so dass wir dort Überlieferungen aus uralten Zeiten vorfinden, die noch weiter zurückreichen als die Niederlassung der fünften oder arischen Menschheit in Indien. Im »Ching Chang Ching«, dem »Grundwerk der Reinheit«, haben wir das Bruchstück einer alten Schrift von einzigartiger Schönheit vor uns, die jenen Geist der Ruhe und des Friedens atmet, der so kennzeichnend für die »Ur-Lehre« ist. In den einleitenden Bemerkungen zu seiner Übersetzung dieser Schrift führt Legge1 aus, dass die Abhandlung

»Ko Yüan (oder Hsüan) zugeschrieben wird, einem Daoisten2 der Wu-Dynastie (222-227 n. Chr.), von dem die Überlieferung sagt, dass er die Stufe der Unsterblichkeit erlangt haben soll, und der allgemein als solcher bezeichnet wird. Er wird als Wundertäter dargestellt und soll dabei unmäßig und sehr absonderlich in seiner Lebensweise gewesen sein. Nach einem Schiffbruch soll er einmal mit trockenen Kleidern aus dem Wasser aufgetaucht und frei auf dessen Oberfläche einhergegangen sein. Schließlich fuhr er am helllichten Tage in den Himmel auf. Alle diese Berichte können aber mit Sicherheit als Erdichtungen späterer Zeit beiseite gelassen werden.«

Solche Geschichten werden wiederholt von Eingeweihten verschiedener Grade erzählt und müssen durchaus nicht unbedingt »Erdichtungen« sein, aber von größerem Interesse für uns sind Ko Yüans eigene Bemerkungen zu seinem Buch:

»Als ich das wahre Dao erlangte, hatte ich dieses Ching (Buch) zehntausendmal hergesagt. Es ist dies das, was die Geister des Himmels zu tun pflegen, was aber den Forschern der niederen Welt noch nicht kundgetan worden war. Ich empfing es vom göttlichen Herrscher des östlichen Hwa; dieser erhielt es vom göttlichen Herrscher des goldenen Tores; dieser wieder empfing es von der königlichen Mutter des Westens.«

Nun war »göttlicher Herrscher des goldenen Tores« der Titel, der von dem Eingeweihten geführt wurde, der das Reich der Tolteken auf Atlantis beherrschte. Seine Erwähnung lässt darauf schließen, dass das »Grundwerk der Reinheit« aus Atlantis nach China gebracht wurde, als sich die Turanier von den Tolteken trennten. Dafür spricht auch der Inhalt der kurzen Abhandlung, welche sich mit Dao befasst, mit welchem Ausdruck in der alten turanischen und mongolischen Religion die Eine Wirklichkeit bezeichnet wurde. Wir lesen da:

»Das große Dao hat keine körperliche Gestalt, aber es erschuf und erhält Himmel und Erde. Das große Dao hat keinerlei Begehren, aber es verursacht den Kreislauf von Sonne und Mond in ihrer Bahn. Das große Dao hat keinen Namen, aber es bewirkt das Wachstum und das Bestehen aller Dinge.« (I, 1)

Dies bezieht sich auf den geoffenbarten Gott als Einheit, aber darauf folgt die Zweiheit:

»Das Dao nun (zeigt sich in zwei Formen) als das Klare und Trübe, und es hat (die zwei Zustände der) Bewegung und Ruhe. Der Himmel ist klar und die Erde ist trübe; der Himmel bewegt sich und die Erde ist in Ruhe. Das Männliche ist klar und das Weibliche ist trübe; das Männliche bewegt sich und das Weibliche ist ruhig. Das Ursprüngliche (die Klarheit) stieg herab und die (trübe) Ausströmung ergoss sich nach außen, und so wurden alle Dinge geschaffen.« (I, 2)

Diese Stelle ist besonders interessant wegen der Anspielung auf die aktive und die rezeptive Seite der Natur, der Unterscheidung zwischen dem Geist als dem schöpferischen, zeugenden Prinzip, und dem Stoff als dem ernährenden, erhaltenden Prinzip, die uns aus späteren Schriften so vertraut ist.

Im »Dao De Ging« kommt die Lehre über das Unoffenbare und das Offenbare sehr deutlich zum Ausdruck:

»Das Dao, das beschritten werden kann, ist nicht das ewige, unwandelbare Dao. Der Name, der genannt werden kann, ist nicht der ewige, unwandelbare Name. Als Namenloses ist es der Ursprung von Himmel und Erde, benannt ist es die Mutter aller Dinge … Es ist unter diesen beiden Aspekten in Wahrheit dasselbe, doch wenn die Entwicklung einsetzt, erhält es die verschiedenen Namen. Alles zusammen nennen wir das Geheimnis.« (I, 1, 2, 4,)

Kenner der Kabbalah werden sich erinnern, dass einer der göttlichen Namen »das verborgene Geheimnis« lautet. Weiter lesen wir im Dao De Ging:

»Es gab etwas unbegreiflich Vollkommenes, das vor Himmel und Erde ins Dasein trat. Wie ruhig war es in seiner Gestaltlosigkeit, für sich allein und keinem Wandel unterworfen! Es reichte überallhin, ohne Gefahr (sich zu erschöpfen). Ich kenne seinen Namen nicht und bezeichne es als Dao. Mich mühend, es näher zu beschreiben, nenne ich es das Große. Groß fließt es dahin (in ununterbrochenem Strom). Dahinflutend reicht es in die Ferne. Aus der Ferne kehrt es zurück.« (XXV, 1–3)

Es ist von großem Interesse, hier die Vorstellung von dem Ausströmen und der Wiederkehr des Einen Lebens zu finden, die uns aus der Hindu-Literatur so vertraut ist. Vertraut klingt auch die Stelle:

»Alle Dinge unter dem Himmel entstanden aus ihm (dem Dao) als dem Seienden (und Benannten); dieses Sein aber entstand aus ihm als dem Nicht-Seienden (und Namenlosen).« (XL, 2)

Damit ein Weltall entstehen kann, muss das Unoffenbare das Eine hervorbringen, aus dem sich dann die Zweiheit und Dreiheit entfaltet:

»Das Dao erzeugte das Eine; das Eine erzeugte die Zwei; die Zwei erzeugten die Drei; die Drei erzeugten alle Dinge. Alle Dinge lassen die Dunkelheit (aus der sie gekommen sind) hinter sich und schreiten vorwärts, um die Helle zu umarmen (in die sie emporgetaucht sind); sie werden in Harmonie gehalten durch den Atem der Leere.« (XLII, 1)

»Atem des Raumes« würde eine glücklichere Übersetzung sein. Da alles aus ihm hervorgegangen ist, ist er in allem gegenwärtig:

»Das große Dao ist alldurchdringend. Es kann zur Rechten und zur Linken gefunden werden … Es umhüllt alle Dinge wie mit einem Gewand und maßt sich nicht an, ihr Herr zu sein … Es kann unter den kleinsten Dingen genannt werden. Alle Dinge kehren zurück (zu ihrem Ursprung und verschwinden) und wissen nicht, dass es das Dao ist, welches ihr Tun lenkt.« (XXXIV, 1, 2)

Dschuang-dse (4. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt in seiner Darlegung der alten Lehren die geistigen Wahrheiten, die aus dem Dao hervorgehen:

»Das Dao hat Wurzel und Grund (seines Seins) in sich selbst. Seit eh und je, bevor Himmel und Erde waren, bestand gewisslich schon das Dao. Aus ihm kam das geheimnisvolle Dasein der Geister, aus ihm das geheimnisvolle Dasein Gottes.« (Buch VI, Teil I, Kapitel VI, 7)

Es folgt darauf eine Anzahl von Namen dieser Wesenheiten; es ist aber so wohl bekannt, dass derartige Wesen in der chinesischen Religion eine bedeutende Rolle spielen, dass wir die Zitate über dieselben nicht zu vermehren brauchen.

Wie Legge ausführt, betrachtet der Daoismus den Menschen als eine Dreieinigkeit, in welcher er den Geist, die Vernunft3 und den Körper unterscheidet. Diese Einteilung kommt klar im »Grundwerk der Reinheit« zum Ausdruck, in der Lehre, dass der Mensch sich von seinem Begehren lösen muss, wenn er die Vereinigung mit dem Einen erreichen will:

»Der Geist des Menschen liebt die Reinheit, aber seine Vernunft trübt sie. Die Vernunft des Menschen liebt die Ruhe, aber seine Begierden stören sie. Wenn er seine Begierden immer fortjagen könnte, würde sein Denken von selbst zur Ruhe kommen. Der Mensch läutere sein Denken, dann wird sein Geist von selbst klar und rein. – Der Grund, warum die Menschen dies nicht erreichen, ist, dass sie ihr Denken noch nicht geläutert und ihre Begierden noch nicht abgelegt haben. Wenn jemand fähig ist, seine Begierden abzutun, und er blickt dann in sich, in sein Denken, dann ist dieses nicht mehr das Seine; wenn er hinausblickt auf seinen Körper, so ist er nicht mehr der Seine; und wenn er weiter hinaus blickt auf äußere Dinge, so sind sie Dinge, mit denen er nichts zu tun hat.« (I, 3, 4)

Dann, nachdem die Stufen des Vorganges, sich nach innen zu kehren, angeführt wurden, die zum »Zustand vollkommener Unbewegtheit« führen, wird gefragt:

»Wie kann in diesem Zustand der Ruhe, unabhängig vom Raum, irgendein Wunsch aufsteigen? Wenn aber kein Wunsch mehr aufsteigt, dann ist da wahre Stille und Ruhe. Diese wahre (Stille) wird zu einer bleibenden Eigenschaft, sie reagiert auf die äußeren Dinge (ohne zu irren); wahrlich, diese wahre und beständige Eigenschaft beherrscht die Natur. In solch beständigem Reagieren und gleichzeitigem Stillesein liegt die bleibende Klarheit und Ruhe. Wer diese absolute Klarheit und Reinheit besitzt, geht allmählich in (die Erleuchtung des) wahren Dao ein.« (I, 5)

Die eingeschobenen Worte »die Erleuchtung des« verdunkeln eher den Sinn des Satzes, als dass sie ihn erhellen, denn »in Dao eingehen« entspricht der Gesamtvorstellung und den Lehren anderer religiöser Schriften.

Auf das Ablegen des Begehrens wird im Daoismus großes Gewicht gelegt; ein Kommentator des »Grundwerks der Reinheit« bemerkt, dass das Verstehen des Dao absolute Reinheit zur Voraussetzung habe, und sagt:

»Die Erlangung dieser absoluten Reinheit hängt gänzlich vom Ablegen des Begehrens ab, das ist die unmittelbare praktische Lehre der Abhandlung.«

Im Dao De Ging heißt es:

»Im Nicht-Anhangen entsteht die Schau des Urgrundes allen Seins, im Ich-Anhangen die Begrenztheit räumlicher Wahrnehmung.« (I, 3)

Die Wiederverkörperung scheint in der chinesischen Religion nicht so deutlich gelehrt worden zu sein, wie man dies erwarten könnte, obgleich es Stellen gibt, aus denen hervorzugehen scheint, dass die Vorstellung von der Wiedergeburt grundsätzlich anerkannt war und man glaubte, jede Wesenheit durchliefe sowohl tierische als auch menschliche Geburten. So finden wir bei Dschuang-dse die seltsame, aber sinnreiche Erzählung von dem Sterbenden, zu dem sein Freund spricht:

»Wahrlich, groß ist der Schöpfer! Was wird er jetzt aus dir machen? Wohin wird er dich schicken? Wird er dich zur Leber einer Ratte oder zum Flügel eines Insektes machen?« Szelai antwortete: »Wohin immer ein Vater einen Sohn zu gehen heißt, nach Osten, Westen, Süden oder Norden, er folgt ohne Zögern dem Befehl … Es lebt hier ein tüchtiger Metallgießer, der sein Metall in den Schmelztiegel wirft. Wenn das Metall nun (in dem Tiegel) aufspringen und sagen würde: ‘Ich muss zu einem (Schwert wie) Moysh gemacht werden’, dann würde der Metallgießer dies sicher als unpassend betrachten. Ebenso wäre es, wenn eine Form, die im Mutterschoß gebildet wird, sagen würde: ‘Ich muss ein Mann werden, ich muss ein Mann werden’; der Schöpfer würde dies sicherlich als Unrecht betrachten. Wenn wir einmal begriffen haben, dass Himmel und Erde ein großer Schmelztiegel sind und der Schöpfer ein großer Gussmeister ist, können wir uns da vorstellen, dass wir irgendwohin geschickt werden, wo es nicht Recht für uns wäre, dass wir hingelangen? Wir werden geboren, gleichsam aus einem ruhigen Schlummer, und wir sterben zu einem sanften Erwachen.« (Buch VI, Teil I, Kap. VI)

*

Wenn wir uns der fünften Menschheit zuwenden, so finden wir in ihrer ältesten und größten Religion, der brahmanischen, dieselben Lehren geoffenbart. Das ewige Sein wird in der Chandogya-Upanishad als »das EINE ohne ein ZWEITES« verkündet. Es heißt dort:

»Es wollte: ich will mich vervielfältigen um des Weltalls willen.« (VI, II, I, 3)

Der höchste LOGOS, Brahman, ist dreifältig: Sein, Bewusstsein, Seligkeit. Es heißt darüber:

»Aus diesem entstehen Leben, Denkfähigkeit und alle Sinne, Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde, auf die sich alles gründet.« (Mundaka-Upanishad 11, 3)

Nirgends findet sich eine großartigere Darstellung des Göttlichen als in den Hindu-Schriften, doch sind diese so allgemein bekannt geworden, dass kurze Zitate hinreichen werden. Die folgenden Beispiele mögen als Proben ihres Reichtums an Kleinoden dienen:

»Offenbar, nahe und doch verborgen webend, in der großen Wohnstatt, in der alles geborgen ist, was lebt und atmet und die Augen schließt: erkenne dieses als das zu Verehrende, Sein und Nichtsein zugleich, jenseits der Erkenntnis aller Geschöpfe. Strahlend, feiner als jenes Feine, in das die Welten und ihre Bewohner gefügt sind, dieses ist das unvergängliche Brahman, dieses auch ist Leben, Wort und Geist. In der goldenen höchsten Hülle ist das unbefleckte ungeteilte Brahman; dies ist das reine Licht aller Lichter, erkannt von jenen, die das Selbst erkannt haben … Dieses den Tod nicht kennende Brahman ist gleichzeitig auf allen Seiten – vorne, hinten, rechts und links, unten, oben, alles durchdringend; dieses Brahman ist wirklich das All. Dies ist das Beste.« (Mundaka-Upanishad II, II, I, 2, 9, II)

»Jenseits des Weltalls, und doch der eine Atem des ganzen Alls, Brahman, das Höchste, das Große, verborgen in den Körpern aller Wesen, der Herr, den zu erkennen (für die Menschen) Unsterblichkeit bedeutet. Ich kenne diesen mächtigen Geist, die strahlende Sonne jenseits der Dunkelheit ... Ich kenne ihn, den Unvergänglichen, den Uralten, die Seele von allem, allgegenwärtig durch sein Wesen, den die Brahmankenner den Ungeborenen nennen, den Ewigen.« (Shvetashvatara-Upanishad III, 7, 8, 21).

»Wenn es keine Dunkelheit gibt, weder Tag noch Nacht, weder Sein noch Nichtsein, da ist noch Shiva allein. Dies, das Unzerstörbare, ist das durch Savitri anzubetende, von DIESEM ging die Uralte Weisheit aus. Weder oben, noch unten, noch in der Mitte kann ER begriffen werden. Noch gibt es irgendetwas, das IHM verglichen werden könnte, dessen Name unendliche Herrlichkeit ist. Dem Blick entzieht sich seine Gestalt, niemand vermag mit dem Auge IHN zuerschauen. Jene aber, die ihn mit dem Herzen und mit der Seele schauen, IHN, der im Herzen wohnt, jene werden unsterblich.« (Ebenda IV, 18–20)

Dass der Mensch in seinem inneren Selbst eins mit dem Selbst des Universums ist – »das bin ich« – ist eine Vorstellung, die das ganze indische Denken so völlig beherrscht, dass der Mensch oft als »die göttliche Stadt Brahmans«4 , als »die Stadt der neun Tore«5 bezeichnet wird, oder dass gesagt wird, in seiner Herzkammer wohne die Gottheit6 .

»Auf eine Art kann gesehen werden (das Wesen), das unbeweisbar ist, ewig, makellos, höher als der Äther, ungeboren, die große, ewige Seele … Diese große ungeborene Seele ist dieselbe wie jene, die als denkende (Seele) in allen lebendigen Geschöpfen wohnt, dieselbe wie jene, die als Äther im Herzen wohnt7 ; in ihm schlummert sie. Sie ist der große Eroberer, sie ist der Herrscher, der unumschränkte Herr über alle Dinge; sie wird nicht größer durch gute Werke, sie wird nicht geringer durch böse Taten. Sie ist der Herrscher über alle Dinge, der unumschränkte Herr aller Wesen, der Erhalter aller Wesen, sie ist die Brücke, sie ist die Stütze der Welten, auf dass sie nicht zusammenstürzen.« (Brihadaranyaka-Upanishad IV, IV, 20, 22)

Wenn Gott als Entfalter des Universums betrachtet wird, kommt sein dreifältiger Charakter als Shiva, Vishnu und Brahma sehr klar zum Ausdruck, ebenso in dem Vergleich, dass Vishnu unter den Gewässern schläft, aus ihm ein Lotos entsprießt und in dieser Lotosblüte Brahma ist. Auch der Mensch ist dreifältig und in der Mundaka-Upanishad wird das Selbst als vom physischen Körper, vom feinstofflichen Körper und vom Mentalkörper begrenzt beschrieben, über die es sich dann zu dem Einen »ohne Zweiheit« erhebt. Aus der Trimurti (der Dreifaltigkeit) gehen viele Götter hervor, die mit der Verwaltung des Weltalls befasst sind, und zu ihnen wird in der Brihadaranyaka-Upanishad gesagt:

»Betet ihn an, ihr Götter, ihn, nach dessen Willen sich das Jahr in kreisenden Tagen erfüllt, ihn, das Licht der Lichter, das unsterbliche Leben.« (IV, IV, 16)

Es wird kaum nötig sein, besonders zu erwähnen, dass der Brahmanismus auch die Lehre von der Wiederverkörperung enthält, denn seine ganze Lebensphilosophie kreist um diese Wanderung der Seele durch wiederholte Geburten und Tode, und es könnte kein einziges Buch gefunden werden, in dem diese Lehre nicht als erwiesen angesehen wäre. Was den Menschen an dieses Rad der Veränderungen kettet, ist das Begehren. Durch Erkenntnis, Frömmigkeit und Vernichtung des Begehrens muss der Mensch daher seine Befreiung suchen. Sobald die Seele Gott erkennt, ist sie befreit8 . Der durch Erkenntnis geläuterte Intellekt erschaut ihn9 . Wissen mit Frömmigkeit vereinigt findet den Thron Brahmans10. Wer das Brahman erkennt, wird selbst Brahman11. Wenn das Begehren endet, wird der Sterbliche unsterblich und erlangt Brahman12.

Der Buddhismus stimmt in seiner nördlichen Form völlig mit dem altüberkommenen Glauben überein, während er im Süden die Vorstellung von der Dreifaltigkeit des LOGOS, und von dem EINEN SEIN, aus dem sie hervorgegangen ist, fallen gelassen zu haben scheint. Der Logos in seiner dreifachen Offenbarung ist13: der erste Logos, Amitabha, das grenzenlose Licht; der zweite Logos, Avalokiteshvara oder Padmapani (Chenresi); der dritte Logos, Manjushri, die »Offenbarung der schöpferischen Weisheit, Brahma entsprechend«14. Der chinesische Buddhismus kennt offenbar die Vorstellung von einem primären Sein jenseits des Logos nicht, während der nepalesische Buddhismus den Adi-Buddha kennt, aus dem Amitabha entspringt. Padmapani wird von Eitel als Manifestation der gütigen Vorsehung und somit teilweise Shiva entsprechend angesehen; aber da er jener Aspekt der buddhistischen Dreifaltigkeit ist, welcher Inkarnationen in die Welt ausstrahlt, scheint er doch mehr dem Vishnu-Prinzip zu entsprechen, mit dem er auch dadurch verwandt ist, dass er ebenfalls den Lotos trägt (Feuer und Wasser oder Geist und Stoff, als die ursprünglichen Grundbestandteile des Weltalls).

Wiederverkörperung und Karma sind so durchaus die Grundlagen des Buddhismus, dass es kaum der Mühe wert erscheint, dies besonders zu betonen, es sei denn, um den Weg der Befreiung zu erwähnen und darauf hinzuweisen, dass Buddha, da er ein Hindu war und vor Hindus predigte, die brahmanischen Lehren in seinen Ansprachen als selbstverständliche Tatsachen betrachtete. Er war ein Reiniger und Reformator der Religion seines Landes und nicht ein Bilderstürmer, er kämpfte gegen das Beiwerk der Unwissenheit, nicht gegen die Grundwahrheiten der Uralten Weisheit:

»Jene, die den Pfad des Gesetzes wandeln, der ihnen richtig gelehrt worden ist, erreichen das andere Ufer des großen Meeres von Geburt und Tod, das schwierig zu überqueren ist.« (Udanavarga XXIX, 37)

Begehren bindet den Menschen, und er muss sich von ihm losmachen:

»Es ist schwer, Befreiung zu erlangen für Einen, der von den Banden des Begehrens gefesselt ist, sagt der Gesegnete. Die Standhaften, denen die Wonnen der Begierden nichts bedeuten, schütteln sie ab und enteilen bald (in das Nirvana) … Die Menschheit hat keine dauernden Begierden; sie sind vergänglich, wenn man sie erfährt. Befreit euch darum von dem, was keine Dauer hat, und bleibt nicht wohnen in dem Haus des Todes!« (Ebenda II, 6, 8)

»Wer sein Begehren nach (weltlichen) Gütern überwunden hat, wer alle Sündhaftigkeit, die Fesseln des fleischlichen Auges, besiegt hat, wer das Begehren an der Wurzel zerstört hat, ihn erkläre ich für einen Brahmanen.« (Ebenda XXXIII, 68)

Und ein Brahmane ist ein Mensch, »der in seinem letzten Körper wohnt«15, und der gekennzeichnet wird als ein Mensch,

»der seine früheren Wohnungen (Existenzen) kennt, der Himmel und Hölle wahrnimmt, der Muni, der den Weg gefunden hat, dem Geborenwerden ein Ende zu setzen.« (Ebenda XXXIII, 56)

*

In den exoterischen Schriften der Hebräer tritt der Gedanke der Dreifaltigkeit nicht stark hervor, wohl aber die Dualität; der Gott, von dem in diesen Schriften gesprochen wird, ist offenbar der Logos, nicht das Unoffenbare.

»Ich bin der Herr, und außer mir ist Keiner. Ich bilde das Licht und schaffe die Dunkelheit; ich mache den Frieden und schaffe das Übel; ich bin der Herr, der dies alles tut.« (Isaias 47, 11)

Bei Philo tritt die Lehre vom Logos sehr deutlich hervor, desgleichen im vierten Evangelium:

»Im Anfang war das Wort (der Logos), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort … alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne es ist nichts gemacht, was gemacht ist.« (Johannes 1,3)

In der Kabbalah wird die Lehre von dem Einen, den Dreien, den Sieben und den Vielen offen verkündet:

»Das Älteste unter dem Alten, das Unbekannteste unter dem Unbekannten, hat eine Form und hat auch wieder keine Form. Es hat eine Form, durch welche das Universum erhalten wird. Es hat keine Form, da es nicht eingeschlossen werden kann. Als es zum ersten Mal diese Form annahm (Kether, die Krone, den ersten Logos), da ließ es zu, dass neun Lichter von ihr ausgingen (die Weisheit und die Stimme, die mit Kether die Dreiheit bilden, und dann die sieben niederen Sephirot) … Es ist das Älteste unter dem Alten, das Geheimnis der Geheimnisse, das Unbekannteste unter dem Unbekannten. Es hat eine Form, die zu ihm gehört, da es uns ja durch sie erscheint, als der über allem stehende Uralte, als der Älteste der Alten, als das, was unter allem Unbekannten das Unbekannteste ist. Aber auch unter der Form, unter der es sich uns kundtut, bleibt es doch das Unbekannte. (Isaac Myer, »Qabbalah«, »Zohar«, Seite 274/275)

Myer weist darauf hin, dass diese »Form« jedoch nicht »das Älteste von allem Alten« ist, denn dies ist das Ain Soph.

Weiter lesen wir:

»Drei Lichter sind im obersten Heiligtum, die sich zu Einem vereinigen; sie bilden die Grundlage der Thorah und diese eröffnet allen die Pforte … komm und sieh! Das Geheimnis des Wortes. Da sind drei Grade, jeder besteht für sich und doch sind alle eins, zu einer Einheit verknüpft und nicht getrennt voneinander … Die Drei gehen aus dem Einen hervor, das Eine besteht in den Dreien, es ist die Kraft zwischen den Zweien; die Zwei ernähren das Eine, das Eine gibt Nahrung nach vielen Richtungen, so ist alles eins.« (Ebenda, Seite 373, 375, 376)

Es ist bekannt, dass die Hebräer an eine Vielzahl von Göttern glaubten – »Wer gleicht Dir, o Herr, unter den Göttern?«16 – und an unzählbare Scharen von untergeordneten dienenden Geistern, an die »Söhne Gottes«, die »Engel des Herrn«, die »zehn himmlischen Heerscharen«.

Über den Anfang des Universums lehrt der Zohar:

»Im Anfang war der Wille des Königs; dieser Wille ging allem Dasein voraus, das durch seine Ausstrahlung entstand. Dieser Wille umriss und prägte die Formen aller Dinge, die aus dem Verborgenen in sichtbare Erscheinung treten sollten, in dem blendenden, höchsten Licht des Quadranten (der heiligen Tetraktys).« (Myers »Qabbalah«, Seite 194/195)

Nichts kann existieren, dem die Gottheit nicht innewohnte. Bezüglich der Wiederverkörperung wird gelehrt, dass die Seele schon in der göttlichen Vorstellung vorhanden ist, ehe sie zur Erde kommt. Wenn die Seele sich während ihrer Prüfungszeit ganz rein erhält, bleibt sie vor Wiedergeburt bewahrt, doch scheint dies nur als eine theoretische Möglichkeit aufgefasst worden zu sein, denn es heißt:

»Alle Seelen sind dem Kreislauf unterworfen (metempsychosis, a’leen o’gilgoolah), allein die Menschen kennen das Wirken des Heiligen nicht: gesegnet sei es! Sie wissen nichts über die Art und Weise, in welcher sie seit eh und je geleitet worden sind, schon bevor sie in diese Welt kamen und nachdem sie diese Welt verlassen hatten.« (Ebenda, Seite 198)

Spuren dieses Glaubens finden sich sowohl in den hebräischen als auch in den christlichen exoterischen Schriften, zum Beispiel in dem Glauben, dass Elias wiederkommen werde, und später, dass er in Johannes dem Täufer tatsächlich wiedergekehrt sei.

Wenn wir uns nun Ägypten zuwenden, so finden wir dort schon seit grauester Vorzeit dessen berühmte Dreifaltigkeit von Ra, Osiris-Isis als dem zweifältigen zweiten Logos, und Horus. Man wird sich der großen Hymne an Amun-Ra erinnern:

»Die Götter beugen sich vor Deiner Majestät, indem sie die Seelen zu dem erheben, das sie erschafft … und sie sprechen zu Dir: Friede sei allen Emanationen aus dem unbewussten Vater der bewussten Väter der Götter … Du Schöpfer der Wesen, wir beten die Seelen an, die Dir entströmen. Du erzeugst uns, o Du Unbekanntes, und wir grüßen Dich, indem wir jede Gott-Seele verehren, die von Dir herabsteigt und in uns lebt.«

Die »bewussten Väter der Götter« sind die Logoi, der »unbewusste Vater« ist das EINE SEIN, nicht, weil es geringer wäre als das beschränkte Ding, das wir Bewusstsein nennen, sondern weil es unendlich viel mehr ist als dieses.

In den Fragmenten des »Totenbuches« können wir die ägyptischen Vorstellungen von der Wiederverkörperung der menschlichen Seele, von ihrer Pilgerfahrt zum Logos und ihrer schließlichen Vereinigung mit ihm studieren. Der berühmte Papyrus des »in Frieden triumphierenden Schriftgelehrten Ani« erinnert in vielen Punkten an die heiligen Schriften anderer Glaubensbekenntnisse: Seine Reise durch die Unterwelt, seine Erwartung, wieder in seinen alten Körper eintreten zu können (das war die Form, welche die Wiederverkörperungslehre bei den Ägyptern angenommen hatte), und sein Einswerden mit dem Logos:

»Es sprach Osiris zu Ani: Ich bin der große Eine, der Sohn des großen Einen; ich bin Feuer, der Sohn des Feuers … ich habe meine Gebeine zusammengefügt, ich habe mich ganz und unversehrt gemacht; ich bin wieder jung geworden. Ich bin Osiris, der Herr der Ewigkeit.« (XLIII, I, 4)

In Pierrets Besprechung des »Totenbuches« finden wir die folgende bezeichnende Stelle:

»Ich bin der Träger geheimnisvoller Namen, der für sich Wohnungen für Millionen von Jahren bereitet.« (Seite 22) »Herz, das von meiner Mutter zu mir kommt, du mein Herz, das zu meinem irdischen Leben nötig ist … Herz, das von meiner Mutter zu mir kommt, du Herz, das zu meiner Verwandlung nötig ist.« (Seite 113, 114)

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In der Lehre Zoroasters finden wir die Vorstellung von dem Einen Sein unter dem Bild eines grenzenlosen Raumes, aus welchem der Logos, der Schöpfer Ahuramazda, hervorgeht:

»Höchst erhaben in Allwissenheit und Güte und unvergleichlich an Herrlichkeit: die Region des Lichtes ist Ahuramazdas Wohnstätte.« (Sacred Books of the East V, 3, 4, V, 2 »The Bundahist«)

Ihm wird im Yasna, der Hauptliturgie der Religion Zarathustras, zuerst gehuldigt:

»Ich beginne und ich (werde) vollenden (mein Yasna [meine Andacht]) zu Ahuramazda, dem Schöpfer, dem Strahlenden und Glorreichen, dem Größten und Besten, dem Schönsten (?) (für unsere Vorstellung), dem Sichersten und Weisesten, zu ihm, dessen Körper am vollendetsten ist, der seine Ziele vermöge seiner gerechten Ordnung unfehlbar erreicht, zu ihm, der unsere Seele zum Rechten lenkt, der seine Freude spendende Gnade in alle Weiten strömen lässt, zu ihm, der uns geschaffen und gestaltet, der uns ernährt und beschirmt hat, der der freigebigste und gütigste Geist ist.« (Sacred Books of the East, XXXI, Seite 195, 196)

Der Anbetende bringt dann den Ameshaspends und anderen Göttern seine Huldigung dar, doch der höchste geoffenbarte Gott, der Logos, wird hier nicht als dreifältig dargestellt. Ebenso wie bei den Hebräern, bestand auch hier im exoterischen Glauben die Neigung, diese Grundwahrheit aus den Augen zu verlieren. Glücklicherweise können wir noch Spuren der ursprünglichen Lehre finden, obwohl sie in späteren Zeiten aus dem Volksglauben verschwand. Dr. Haug berichtet in seinen »Essays über die Parsen« (Band V von Trübners Orientalischer Reihe), dass Ahuramazda – auch Auharmazd oder Hormazd – als die höchste Wesenheit galt und dass aus ihm hervorgingen

»zwei uranfängliche Ursachen, die, obwohl verschieden, sich vereinten und sowohl die Welt des Stofflichen als auch die des Geistigen hervorbrachten.« (Seite 303)

Sie wurden die Zwillinge genannt und man erachtete sie als überall gegenwärtig, in Ahuramazda ebenso wie im Menschen. Die eine bringt die Wirklichkeit hervor, die andere die Unwirklichkeit, und diese beiden sind es, die im späteren Zoroastrismus zu den einander bekämpfenden Geistern des Guten und des Bösen wurden. In den älteren Lehren stellten sie offenbar den zweiten Logos dar, dessen charakteristisches Merkmal die Dualität ist.

Das »Gute« und das »Böse« sind nichts anderes als Licht und Dunkelheit, Geist und Materie, die »Ur-Zwillinge« des Weltalls – die Zwei aus dem Einen.

In seiner Kritik über die späteren Ansichten bemerkt Dr. Haug:

»Dies ist die ursprüngliche Anschauung des Zoroastertums über die zwei schöpferischen Geister, die nur die zwei Seiten des göttlichen Wesens bilden. Im Laufe der Zeit aber wurde diese Lehre des großen Religionsstifters infolge von Missverständnissen und falschen Auslegungen verändert und verdorben. Spentomainyush (der »gute Geist«) wurde für einen Namen Ahuramazdas selbst gehalten und Angromainyush (der »böse Geist«) wurde dann dadurch, dass er von Ahuramazda vollständig geschieden wurde, als der Widersacher von Ahuramazda betrachtet; so entstand der Dualismus von Gott und Teufel.« (Seite 205)

Dr. Haugs Ansicht scheint eine Stütze in der »Gatha Ahunavaiti« zu finden, die Zoroaster (Zarathustra) zusammen mit anderen Gathas von »den Erzengeln« gegeben worden war:

»Im Anfang war ein Zwillingspaar, zwei Geister, von denen jeder eine besondere Tätigkeit entfaltete; diese sind das Gute und das Böse … Und diese zwei Geister schufen vereint das Erste (die stofflichen Dinge), der eine die Wirklichkeit, der andere die Unwirklichkeit … Um diesem Leben beizustehen (es zu vermehren), kam Armaiti, die gute, klare Weisheit, mit ihrem Reichtum, sie, die Unvergängliche, schuf die materielle Welt … Alle vollkommenen Dinge sind in der herrlichen Wohnstatt des guten Denkens angesammelt, die Weisen und Rechtschaffenen, die als die besten Wesenheiten bekannt sind.« (Yasna XXX, 3, 4, 7, 10)

Hier sind die drei Logoi erkenntlich: Ahuramazda, der erste Logos, das höchste Leben; in ihm und aus ihm die »Zwillinge«, der zweite Logos; und dann Armaiti, der Geist, der Schöpfer des Weltalls, der dritte Logos17. Erst später erscheint Mithra, und seine Gestalt verdunkelt im exoterischen Glauben etwas die ursprüngliche Wahrheit. Von ihm wird gesagt:

»Er, den Ahura Mazda eingesetzt hat, um diese ganze bewegliche Welt zu erhalten und zu überwachen; er, der niemals schlafend, wachsam Mazdas Schöpfung hütet.« (Sacred Books of the East, Bd. XVIII, »Mihir Yast« XXVII, 103)

Er war ein untergeordneter Gott, das Licht des Himmels, während Varuna der Himmel selbst war, also eine der großen herrschenden geistigen Wesenheiten. Die höchsten dieser herrschenden Wesenheiten waren die sechs Ameshaspends, angeführt von Vohuman, dem guten Gedanken Ahuramazdas:

»Sie sind mit der Obhut über die ganze Schöpfung betraut.« (Sacred Books of the East, Bd. V, Seite 10, Anmerkung)

Die Wiederverkörperung scheint in den Büchern, die bis jetzt übersetzt worden sind, nicht gelehrt worden zu sein. Auch den modernen Parsen ist der Glaube daran fremd. Wohl aber finden wir die Vorstellung, dass der Geist im Menschen ein Funke ist, der zur Flamme angefacht und mit dem höchsten Feuer vereinigt werden muss, und diese Vorstellung bedingt eine Entwicklung, in der Wiedergeburt eine Notwendigkeit ist. Auch kann die Lehre Zoroasters nicht früher verstanden werden, ehe wir die Kenntnis der Chaldäischen Orakel und verwandter Schriften wieder erlangen, denn dort liegt der eigentliche Ursprung dieser Lehre.

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Wenn wir uns weiter westwärts nach Griechenland wenden, stoßen wir auf das Orphische System, das von G. R. S. Mead in seinem Werk »Orpheus« mit so außerordentlicher Gelehrsamkeit behandelt worden ist. Hier war der dem EINEN SEIN gegebene Name die »unaussprechliche, dreimal unbekannte Dunkelheit«.

»Nach der Theologie des Orpheus gehen alle Dinge von einem unermesslichen Prinzip aus, dem wir infolge der Unzulänglichkeit und Armut unseres Begriffsvermögens einen Namen geben, obwohl es völlig unaussprechlich und nach der ehrfürchtigen Ausdrucksweise der Ägypter eine dreimal unbekannte Dunkelheit ist, bei deren Betrachtung sich alles Wissen als Unwissenheit erweist.« (Thomas Taylor, zitiert in »Orpheus«, Seite 93)

Aus dieser Dunkelheit kommt die »Ur-Dreiheit«: das universelle Gute, die universelle Seele und das universelle Denken, also wiederum die Dreiheit der Logoi. Über diese schreibt G. R. S. Mead:

»Die erste Dreiheit, die dem Intellekt offenbar werden kann, ist bloß ein Widerschein, der an Stelle des Unoffenbaren tritt, und seine Hypostasen sind: a) das Gute, das überwesenhaft ist; b) die Seele (Weltseele), ein sich selbst bewegendes Sein, und c) der Intellekt (oder Geist), ein unteilbares, unbewegbares Sein.« (Ebenda, Seite 94)

Auf diese erste Dreiheit folgt eine Reihe von immer weiter herabsteigenden Dreiheiten, welche die charakteristischen Merkmale der ersten Dreiheit in abnehmendem Glanz besitzen, bis man zum Menschen gelangt, der

»Inhalt und Substanz des Universums potenziell in sich trägt … ‘Götter und Menschen sind von einer und derselben Menschheit’ (nach Pindar, der ein Pythagoräer war, zitiert bei Clemens, Stromata V, 709) … In diesem Sinne wurde der Mensch als der Mikrokosmos oder die kleine Welt bezeichnet, zum Unterschied vom Makrokosmos, der großen Welt.« (Orpheus, Seite 271)

Der Mensch besitzt den Nous, d. i. den wahren Intellekt, den Logos, d. i. den rationalen Wesensteil, und den Alogos, d. i. den irrationalen Wesensteil. Die beiden letzteren bilden wieder eine Dreiheit und führen so zu der spezielleren Siebenteilung. Man nahm auch an, dass der Mensch drei Bewusstseinsträger habe, den physischen Körper, den feinstofflichen Körper und den lichtförmigen Körper oder Augoeides,

»d. i. der ‚Kausalkörper‘, das karmische Gewand der Seele, in welchem ihr Schicksal, oder richtiger gesagt, in welchem alle Saatkörner vergangener Verursachungen aufgespeichert sind. Dies ist die ‘Faden-Seele’, wie sie manchmal genannt wird, jener Körper, welcher von einer Inkarnation zur anderen übergeht.« (Ebenda, Seite 284)

Bezüglich der Wiederverkörperung heißt es:

»Ebenso wie die Mysterienschüler aller Länder, glaubten auch die Orphiker an die Wiederverkörperung.« (Ebenda, Seite 292)

Mead führt eine Menge Beweise dafür an und zeigt, dass die Wiederverkörperung von Platon, Empedokles, Pythagoras und anderen gelehrt wurde. Nur durch Tugend konnte der Mensch sich von dem Lebensrad freimachen.

Taylor zitiert in seinen Anmerkungen zu seiner Auswahl von Werken des Plotinus eine Äußerung des Damascius über die Lehren Platons von dem Einen jenseits des Einen, dem unoffenbaren Sein:

»Vielleicht führt uns Platon wirklich ohne Worte über das Eine als Mittler zu dem Unaussprechlichen jenseits des Einen, das jetzt Gegenstand der Erörterung ist; und zwar tut er dies durch Weglassung des Einen, in derselben Weise, wie er durch Wegnahme anderer Dinge zu dem Einen hinführt … Das, was jenseits des Einen ist, muss in vollkommener Stille verehrt werden … Das Eine, fürwahr, will sein, durch sich selbst, aber ohne Zweites; das Unbekannte jenseits des Einen aber ist völlig unfassbar; es ist uns, so müssen wir bekennen, weder bekannt noch unbekannt, sondern ist in eine Über-Unerkennbarkeit gehüllt. Daher wird durch seine Nähe zu ihm auch das Eine verdunkelt; denn um dem unermesslichen Prinzip nahe zu sein, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist, bleibt es gleichsam im Allerheiligsten des wahrhaften mystischen Schweigens … Das Erste steht über dem Einen und allen anderen Dingen, weil es einfacher ist als alle diese.« (Seite 341–343)

Die pythagoräische, platonische und neuplatonische Schule hat so viele Berührungspunkte mit den Gedanken der Hindus und Buddhisten, dass die Abstammung aller dieser aus einer gemeinsamen Quelle offensichtlich ist. R. Garbe stellt in seinem Werk über die Samkhya-Philosophie (III., Seite 85–105) viele dieser Punkte heraus; wir können seine Darlegungen etwa folgendermaßen zusammenfassen:

Das Auffallendste ist die Ähnlichkeit – oder richtiger gesagt die völlige Übereinstimmung – der Upanishaden und der eleatischen Schule hinsichtlich der Lehre von dem Einen und Einzigen. Die Lehre des Xenophanes von der Einheit Gottes und des Kosmos und von der Unveränderlichkeit des Einen, und noch mehr jene des Parmenides, welcher der Ansicht war, dass wirkliches Sein nur dem ungeborenen, unzerstörbaren und allgegenwärtigen Einen zugeschrieben werden kann, während alles Mannigfaltige und der Veränderung Unterworfene nur Erscheinung ist, und weiter, dass Sein und Denken dasselbe sind – diese Lehren sind mit dem wesentlichen Inhalt der Upanishaden und der aus ihnen hervorgegangenen Vedanta-Philosophie vollkommen identisch.

Aber auch schon in früherer Zeit zeigt sich eine erstaunliche Übereinstimmung zwischen der Anschauung des Thales, dass alles Existierende aus dem Wasser entstanden sei, und der Lehre der Veden, dass das Universum aus den Wassern emporgestiegen ist. Später nahm Anaximander als Grundlage (αρχη) aller Dinge eine ewige, unendliche und unbestimmte Substanz an, aus welcher alle bestimmten Substanzen hervorgehen und in die sie wieder zurückkehren – eine Anschauung, die mit jener übereinstimmt, welche dem Samkhya zugrunde liegt, nämlich der Lehre von der Prakriti, aus der sich die ganze stoffliche Seite des Weltalls entfaltet hat. Auch der berühmte Ausspruch Heraklits »18·παντα ρετ« (»alles fließt«) bringt die der Samkhya-Philosophie eigentümliche Anschauung zum Ausdruck, dass alle Dinge unter der unaufhörlichen Einwirkung der drei Gunas ständigem Wechsel unterworfen sind. Empedokles wieder entwickelte in Bezug auf die Seelenwanderung und die Entwicklungslehre Theorien, die jenen des Samkhya im Wesentlichen gleich sind, und seine Lehre, dass nichts ins Dasein treten kann, was nicht bereits existiert, stimmt noch enger mit den Samkhya-Lehren überein.

Auch Anaxagoras und Demokrit zeigen einige solche Übereinstimmungen. Dies gilt besonders von den Anschauungen Demokrits über das Wesen und die Stellung der Götter, und dasselbe gilt bemerkenswerterweise in der Lehre Epikurs gerade von einigen eigenartigen Einzelheiten. Die meisten und engsten Übereinstimmungen finden wir jedoch in den Lehren und der Art der Beweisführung bei Pythagoras, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass Pythagoras, wie die Überlieferung berichtet, selbst Indien besucht und seine Philosophie dort empfangen hat.

In späteren Jahrhunderten finden wir, dass bestimmte Gedanken des Samkhya und des Buddhismus im gnostischen Denken eine hervorragende Rolle spielen. Dies zeigt deutlich die folgende Stelle von Lassen, die von Garbe auf Seite 97 zitiert wird:

»Der Buddhismus kennt im Allgemeinen einen klaren Unterschied zwischen Geist und Licht und betrachtet das letztere nicht als immateriell; es findet sich aber im Buddhismus eine Anschauung über das Licht, die jener der Gnostiker nahe verwandt ist. Demnach ist das Licht die Offenbarung des Geistes im Stoff; der so in Licht ge