„Ich bin von der Leidenschaft und Begeisterung für den Dartsport, die ich in Deutschland erlebe, schwer beeindruckt und freue mich jedes Mal auf die deutschen Veranstaltungen mit diesen großartigen Fans und der tollen Gastfreundschaft. Die deutschen Spieler verbessern sich stetig, was sich sehr positiv auf die gesamte Turnierserie der Professional Darts Corporation auswirkt.“
Peter „Snakebite” Wright – Darts-Weltmeister 2020
Allgemeiner Hinweis:
Aufgrund der besseren Lesbarkeit sowie der aktuell gültigen Rechtschreibregelung haben wir uns entschlossen, durchgängig das generische Maskulinum zu verwenden, weil es einerseits tief in der deutschen Sprache verankert ist und sich andererseits nicht auf das spezielle Geschlecht von Personen bezieht, sondern vielmehr diese gleichberechtigt vereint und somit keinerlei diskriminierende Ambitionen verfolgt.
Das Buch beschäftigt sich mit dem Pfeilwurfspiel, das fachmännisch Darts heißt. Darts ist die richtige Schreibweise, wenn es um das Spiel schlechthin geht. Dagegen bezeichnet Dart, also ohne „s“ am Ende des Wortes, in seiner singulären Form einen Pfeil. Wenn Darts als Kompositum (zusammengesetztes Wort) verwendet wird, zum Beispiel Darts + Spieler, dann wird daraus Dartspieler. Das heißt, wenn zwei „s“ aufeinanderstoßen, entfällt eines. Es lassen sich im Englischen in diesem Zusammenhang darüber hinaus Komposita finden, bei denen das „s“ von Darts grundsätzlich gestrichen worden ist, wie exemplarisch Dartboard. Solche Begriffe haben wir aus dem Englischen sodann entlehnt. Eine letzte Anmerkung zur Verwendung von Komposita: Ein zweites Wort mittels eines Bindestrichs anzudocken, beispielsweise sei Darts-Sport angeführt, verstößt gegen keine deutsche Rechtschreibregel, jedoch liebt der Engländer solche Bindestriche nicht. Komposita mit Bindestrich erfüllen allerdings auch den Sinn einer besonderen Hervorhebung. Immer dort, wo wir etwas akzentuieren wollen, vorzugsweise in Überschriften, haben wir uns des Bindestrichs bewusst bedient.
Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autoren noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch dargestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.
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ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS
Das Buch
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Darts – Alles, was man wissen muss
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© 2021 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien
Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)
9783840313820
eISBN 9783840337468
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www.dersportverlag.de
Prolog: Warum? Warum nur?
1Faszination Darts
2Die Geschichte des Dartsports
2.1Die Anfänge
2.2Quo vadis
2.3Dartsorganisationen in Deutschland
2.4Deutscher Dart-Verband (DDV)
2.5Bernd Hebecker – Deutschlands erster Dartsprofi
2.6Deutscher Sportautomatenbund (DSAB) – E-Darts
3Die größten Spieler aller Zeiten
3.1Phil Taylor – die Macht im Darts
3.2Eric Bristow – der erste Popstar im Darts
3.3John Lowe – the Old Stoneface of Darts
3.4Dennis Priestley – die Nervensäge
3.5Raymond van Barneveld – vom Boten zum Botschafter
3.6Michael van Gerwen – stärker als alle anderen
3.7Gary Anderson – the Flying Scotsman geizt nicht im Darts
3.8John Part – the Canadian One
3.9Adrian Lewis – Jackpot out of Order
3.10Peter Wright – der Märchenprinz mit Haaren schön
3.11Glen Durrant – vom Caretaker zum Weltmeister
3.12James Wade – Weltbester ohne WM-Titel
3.13Trina Gulliver – Golden Girl, MBE und First Lady im Darts
3.14Fallon Sherrock – the Queen oder One-Hit-Wonder
3.15Marene Westermann – Simply the Best in the E-Darts-World
3.16Frauenpower
3.17German Power
4Darts-Turniere
4.1Die Turniere der Professional Darts Corporation
4.2Die Turniere des Deutschen Dart-Verbands (DDV)
4.3Ligen und Wettbewerbe im E-Darts
5Ausrüstung
5.1Dartboards
5.2Montage des London Dartboards
5.3Warum sind die Zahlen auf einem London Board so angeordnet?
5.4Die Steeldarts
5.5Flightformen und Eigenschaften mit VAX-Kennzahl
5.6Das E-Dartsgerät
6Darts-Technik
6.1Der Grip
6.2Der Stand
6.3Das Zielen
6.4Der Wurf
6.5Darts-Mental
6.6Dartitis
7Darts-Regeln
7.1501 Double Out
7.2Cricket
7.3Tac Tics
8Darts-Training
8.1Warmwerfen
8.2Score-Training
8.3Doppel-Training
8.4Trainingsspiel
9Darts-Statistiken
9.1Preisgeldentwicklung
9.2Averageentwicklung
9.39-Darter
10Darts-Boom
10.1Der olympische Gedanke
10.2Die Telegenität von Darts
Anhang
1Darts-Wörterbuch
2Outcharts
3Danksagung
4Literaturverzeichnis
5Bildnachweis
Warum nun dieses Buch? Darts ist im Trend, schon manch einer hat dies zum Thema eines Buchs gemacht. Jetzt kommt noch Darts – Alles, was man wissen muss!
Das Besondere daran ist bereits das Autorenkollektiv, Jürgen Schmitz und Bernd Molkenthin. Der eine zeichnet für das führende deutschsprachige Steeldarts-Portal „Darts1.de“, der andere für das größte europäische E-Darts-Portal „Dart1.net“ verantwortlich. Die beiden haben oft die Seiten des anderen gesehen, persönlich haben sie sich bisher noch nie getroffen. Ersterer dachte: „Ich ruf mal an!“ Letzterer: „Ich ruf zurück!“ Gedacht, getan, Buch geschrieben. Und basta!
Jürgen Schmitz ist Handwerksmeister sowie Inhaber eines Familienbetriebs in vierter Generation und findet Darts richtig gut, spannend, sehens- und lesenswert. Er spielt selbst seit 1996, war 2. Vorsitzender und Pressesprecher des Aachener Dart e. V., mehrfacher Mannschaftsmeister und Pokalsieger, Stadtmeister im Doppel.
Jürgen Schmitz ist ein ausgesprochener Dartsliebhaber, berichtet nicht nur gerne über das Spielen mit den drei kleinen Pfeilen, sondern schaut auch hinter die Kulissen, um die Themen analytisch aufzubereiten. Zudem ist er gelernter Mediengestalter und ein ausgebuffter Selfmademan im Bereich IT – „Darts1.de“ war deshalb die logische Konsequenz.
Von IT hat Bernd Molkenthin so gut wie gar keine Ahnung, er weiß aber, wie es geschrieben wird. Im Anschluss an seine Karriere als Hochleistungssportler hat er mit Sport und Sportwissenschaften sowie Germanistik und Philosophie zwei Vollstudiengänge an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main mit Auszeichnung absolviert.
Bernd Molkenthin war als Dozent, im Hochleistungssport als Coach, Manager und Wissenschaftler beschäftigt, bevor er in die freie Wirtschaft gegangen ist und bei Löwen mit Darts Bekanntschaft gemacht hat. Heute arbeitet er als unabhängiger Journalist sowie Publizist und berät sowohl den DSAB als auch VFS, die er beide maßgeblich mit ins Leben gerufen und geformt hat.
Das Buch geht ausgesuchten Themen im Dartsport nach, beschäftigt sich mit seiner Geschichte, Gegenwart und Zukunft, mit der Faszination dieses Spiels, seiner Technik und Ausrüstung, bringt dir die Turnierszene – national wie international – näher, sowohl im Steel- als auch im E-Darts. Du machst Bekanntschaft mit den Legenden, auch den noch aktiven, wobei sich die einzelnen Kapitel nicht nur auf die Auflistung von Erfolgen reduzieren, sondern sich als Kurzgeschichten präsentieren.
Die Neuerscheinung auf dem Büchermarkt schaut überhaupt des Öfteren über die beiden Deckel eines reinen Dartsbuchs hinaus und in andere Sportarten hinein, um den Stellenwert von Darts in der großen Familie der Sportarten zu beleuchten und zu gewichten. Auch weil Darts anders ist und dem ursprünglichen Begriff von Sport im Sinne von Zerstreuung und Vergnügen sehr nahekommt und dies unvergleichlich auslebt.
Aus dem Lateinischen deportare über das Französische desport hin zum Englischen disport und zur Kurzform sport wurde der Begriff in die deutsche Sprache entlehnt: Sport! Das Elementare des Sports, nämlich sich zu vergnügen, gerät immer öfter in den Hintergrund, insbesondere dann, wenn zu viel Business ins Spiel kommt und zum Prime Target (Hauptziel) wird.
Wir wünschen dir so interessante, sportnahe Zerstreuung auf dem Sofa, im Sessel, auf der Autobahn und garantieren dir: Nachher bist du klüger!
Darts ist einfach, es ist unterhaltsam, es ist spannend. Das Duell eins gegen eins ist immer wieder ein neues, der Ausgang nie vorhersehbar. Einen körperlichen Vorteil gibt es nicht. Es spielt keine Rolle, ob du dick oder dünn, alt oder jung, groß oder klein bist. Einzig und allein dein Talent und Wille, deine Begeisterung und Motivation, deine Leidenschaft und Abgeklärtheit in den wichtigen Momenten des Spiels und last but not least dein Training sind entscheidend. Darts – es ist so einfach und vereint doch so vieles in sich.
Stelle dir vor, es ist Neujahr, du bist in London, im altehrwürdigen Alexandra Palace, dem Ally Pally. Du stehst auf einer Bühne und hinter dir singen 3.000 verkleidete Fans deinen Namen. Unter ihnen siehst du Superhelden, Fabelwesen, Zeichentrickfiguren und Doppelgänger von Promis.
Sie alle eint eines: die Hingabe zu diesem Sport. Du stehst 2.370 Millimeter von deinem Ziel entfernt, ein gerade einmal zehn Millimeter breiter Streifen. Dort versuchst du, die Spitze deines Pfeils zu platzieren. Zwei Pfeile hast du schon vorbeigesetzt, der dritte soll nun der entscheidende sein. Du denkst zurück …
… geboren in ärmlichen Verhältnissen konntest du dir kein eigenes Dartboard leisten. Deswegen hast du auf Bäume geworfen. Es hat dich geprägt. Du wolltest es unbedingt, du wolltest Dartspieler sein und hast nie aufgegeben. Diesen Kampfgeist hast du nie verloren. Als du ein Dartboard hattest, konntest du gar nicht mehr aufhören. Es hat dich bis zu den Profiturnieren gebracht. Doch für mehr schien es nicht zu reichen. Du hattest dich damit abgefunden. Die Karriere war zu Ende. Ein letztes Mal wolltest du ein Turnier spielen, eine letzte Weltmeisterschaft. Danach sollte alles vorbei sein. Überraschend erreichtest du das Finale. Dein Leben änderte sich komplett. Plötzlich warst du jemand. Du wurdest ernst genommen. Du hattest Erfolge. Auch wenn du dieses Finale verloren hattest, es war dein vermeintlich größter Triumph und ein guter Grund, um die Karriere fortzusetzen.
Und nun stehst du da. Sechs Jahre später. Der gleiche Ort, derselbe Gegner. Und du hast die Chance, dir den größten Titel im Dartsport zu sichern. Du hast die Möglichkeit, Weltmeister zu werden. Zwei Darts stecken leider schon genau neben dem Ziel. Sie könnten allerdings als Bande fungieren. Du möchtest den Pfeil an sie heranwerfen. Stellst dich dafür noch mal ein wenig mehr zur Seite, um einen besseren Winkel zu haben. Nicht mehr nachdenken, volle Konzentration und absolutes Vertrauen. Vertrauen, dass die unzähligen Stunden des Trainings, diese abertausenden Wiederholungen der immer gleichen Bewegung zum gewünschten Erfolg führen.
Dein Blick ist total fokussiert. Du lässt das Ziel nicht mehr aus den Augen. Kein Blinzeln. Du wirfst. Du triffst! 3.000 Fans hinter dir explodieren. Eine Welle der Begeisterung überrollt Dich. Alle gönnen es dir. Du bist überwältigt, kannst die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Das ist kein Märchen. Diese Geschichte hat sich genau so zugetragen und geschrieben hat sie der Dartsport. Peter Wright hat dies erlebt. Er ist im Jahr 2020 erstmals Weltmeister geworden.
Darts ist zudem keine unerschwingliche Angelegenheit. Ein Board ist nicht so teuer. Pfeile auch nicht. Ein Platz zum Dartspielen findet man überall – zu Hause, in der Kneipe, bei Freunden. Es gibt Sportarten, bei denen man allein für die Ausrüstung tief in die Tasche greifen muss, und selbst dann findet man oftmals nicht das notwendige „Kleingeld“. Mit Darts verhält es sich ganz anders. Man benötigt kein dickes Sparbuch, keiner muss einen Kredit aufnehmen oder sich verschulden.
Darts ist eine Präzisionssportart, wie beispielsweise auch Bogenschießen, Schießen, Minigolf, Bowling, Curling, Billard oder Golf. Diese Sportarten zeichnen sich dadurch aus, dass vorgegebene Ziele mit einem Gegenstand möglichst präzise getroffen werden müssen. Es kommt weit weniger als in anderen Sportarten auf Ausdauer, Kraft oder Schnelligkeit, sondern vorzugsweise auf die Feinmotorik, auf absolute Genauigkeit, an.
Um sein Spiel im Darts zu verbessern oder es gar zu einer hohen Perfektion zu steigern, ist hauptsächlich Präzision gefragt. Diese ist trainierbar. Übung macht den Meister. Im Vergleich mit anderen Sportarten stellen sich Fortschritte und Erfolge relativ schnell ein. Natürlich fliegen die Pfeile zunächst mehr oder weniger unkontrolliert aufs Board. Doch bereits nach kurzer Zeit treffen sie immer häufiger das Ziel. Verantwortlich dafür ist kein anderer als du selbst. Denn Darts ist kein Zufall, kein Glücksspiel. Training indes alles!
Dass Darts wenig mit Glück und Zufall zu tun hat, bewies ein gewisser Jim Garside mithilfe von William „Bigfoot“ Anakin. Wo? Ob du es glaubst oder nicht: Vor Gericht! Am Schluss der Verhandlungen verkündete der Richter sein Urteil: Darts ist kein Glücksspiel! Es erfordert vielmehr motorisches Geschick. Darts kann jeder erlernen. Auch wenn es am Anfang schwierig ist, gewisse Felder zu treffen, und so gewinnt man zunächst den Eindruck, dass die Pfeile völlig willkürlich ins Board fliegen.
Es gibt sogar den Begriff des Random-Darters. So bezeichnet man einen Spieler, der noch ganz am Anfang seiner Dartsbemühungen steht, oder aber jemanden, der sehr unregelmäßig und nur aus einer Laune heraus lediglich ab und zu spielt. Manchmal hat ein Spieler, der viel trainiert, jedoch einen schlechten Tag erwischt und gewinnt deshalb schnell den Eindruck, dass blinde Würfe aufs Board mehr Punkte bringen als gezielte. Dem ist natürlich nicht so. Random-Darter erreichen laut einer Analyse im Schnitt 12,82 Punkte pro Wurf, spielen also einen Average von 38,46. Da liegt man mit Training nach kurzer Zeit schon locker darüber. Und das ist es. Aufgrund der schnellen Erfolgserlebnisse kommt immer mehr Freude auf. Je öfter der Dart im anvisierten Ziel landet, desto mehr Spaß stellt sich ein.
Man muss sich nur Ziele vorgeben. Davon gibt es im Darts viele, und so kann sich jeder erst einmal nach seiner eigenen Decke strecken. Sei es der erste dreistellige Score, die erste 140, dann sogar die erste 180, das persönlich höchste Finish oder das kürzeste Leg. Wurde eine 180 geworfen, möchte man zwei in einem Match, dann drei und immer so weiter erzielen. Checkt man 170 Punkte, das höchste Finish im Dartsport, erkennt man, dass man es wirklich kann und will dieses Gefühl erneut erleben, wenn der dritte Dart die Boardmitte, das Bullseye, trifft. Und spielt man schließlich ein 15-Dart-Finish, möchte man dies nunmehr öfter hinbekommen, möglichst in vielen Legs, denn ein solches Finish entspricht einem Durchschnitt von knapp über 100 (exakt 100,2) Punkten. Eine goldene Marke und ein besonders guter Wert im Dartsport.
Die Geschichte von Peter Wright begeistert die Fans. Sie wird viele Menschen dazu bewegen, selbst mit Darts anzufangen. Doch sie ist nicht die einzige dieser Art. Immer wieder hat es Akteure gegeben, die dem Dartsport mehr Ansehen und öffentliche Aufmerksamkeit verliehen haben.
Sei es ein Eric Bristow, der mit seinen Duellen gegen John Lowe in den 1980er-Jahren für Furore sorgte. Sei es ein Phil Taylor, der in der jüngeren Vergangenheit wie kein anderer je zuvor Darts dominiert und ihm einen ganz besonderen Schub verliehen hat und dem wir vornehmlich den derzeitigen Hype um die drei kleinen Pfeile zu verdanken haben. Oder eben auch einem Raymond van Barneveld, dessen Weltmeistertitel einen Dartsboom in den Niederlanden ausgelöst hat, aus dem wiederum kein geringerer als Michael van Gerwen hervorgegangen ist. Es gab sie, und es wird sie immer wieder geben, jene besonderen Kapitel in der Historie des Darts, die diese so herrlich einfache Sportart immer wieder so vielfältig erblühen lässt und uns so begeistert.
Da sich keine gerade Linie vom heutigen Darts zu seinen Ursprüngen zurückverfolgen lässt, ergibt sich in diesem Sinne auch keine vollständige Geschichte. So bleibt nur eins übrig: Spurensuche!
Ob die ersten Speere, die vor rund 400.000 Jahren auf der Jagd geworfen worden sind oder die Erfindung von Pfeil und Bogen vor nahezu 30.000 Jahren v. Chr. wirklich als Wurzeln des Dartspielens herhalten können, mag jeder für sich selbst entscheiden. Abgebrochene Speer- beziehungsweise Pfeilspitzen, die um 500 v. Chr. auf Baumscheiben, die als Board dienten, geworfen worden sind, hören sich da schon besser an, doch einwandfrei wissenschaftliche Belege fehlen. So betrachte diesen Einstieg lieber unter dem Motto: „Es war einmal …“.
Ob sodann im Mittelalter und im weiteren Verlauf der menschlichen Geschichte abgebrochene Pfeilspitzen angespitzt und auf die Böden von Wein- oder Bierfässern geworfen wurden, ob das Hantieren mit Armbrüsten zwecks Zielübungen auf ebenjene Böden oder das Kneipenvergnügen „Puff and Dart“, bei dem mittels Blasrohr Pfeile auf Zielscheiben, die bereits mit Zahlen markiert waren, gepustet worden sind, nun den Vaterschaftstest bestehen, um als unmittelbare Vorfahren des heutigen Darts zu gelten, ist ebenfalls eher eine Glaubenssache, die vom Prinzip „die Gedanken sind frei“ forciert wird.
Die Franzosen setzten bei ihren Schlachten Wurfpfeile als Waffe ein. Fakt! Diese nannten sie „Darts“. Tatsache! Aus dem kriegerischen Element erwuchs allerdings auch ein amüsanter Zeitvertreib, indem man kleine Pfeile auf Holzscheiben zirkelte. An diesem neuen Freizeitvergnügen fanden die Menschen in der Grande Nation immer mehr Amusement, und der Beliebtheitsgrad stieg kontinuierlich an.
Aufgepasst: Die Idee, Darts zu spielen, schwappte über den Ärmelkanal nach England – und nicht umgekehrt. Ergo: Der Einfall, mit kleinen Pfeilen Darts zu spielen, wurde demnach vom französischen Esprit und nicht von angelsächsischem Spirit beflügelt. Nichtsdestotrotz fanden sich in Großbritannien schnell ebenfalls Fans, und Darts erfreute sich hier gleichsam einer steigenden Popularität.
Generell wird bei dieser Spurensuche eine gewisse Dame, Anne Boleyn, herbeizitiert und uns vorgeführt. Sie war Gattin von Heinrich VIII. aus dem Haus Tudor, der von 1509 bis 1547 als König von England und ab 1541 auch als König von Irland regierte, und war genau genommen die zweite von insgesamt sechs Ehefrauen, die Heinrich VIII. in seinem Leben verschliss.
Anne Boleyn hatte ihrem Gemahl angeblich dartes, so die altenglische Schreibweise, geschenkt. So war Darts zumindest am englischen Königshof angekommen. Ob Heinrich VIII. an ihnen Gefallen fand, ist nicht überliefert, allerdings schon, dass sein Gefallen an Anne Boleyn nach rund drei Jahren schon wieder erloschen war, und er sie kurzerhand einen Kopf kürzer machen ließ.
Ihre Enthauptung war insofern nichts Besonderes, als Heinrich VIII. nicht weniger als 70.000 Menschen während seiner Regentschaft hinrichten ließ. By the way: Das Wort dartes konnte man erstmalig im Jahre 1381 im Oxford English Dictionary nachschlagen.
Angeblich bereitete Darts den englischen Pilgrim Fathers viel Kurzweil bei ihrem Segelturn auf der Mayflower anno 1620 quer über den Atlantik. Zeit hatten sie sicherlich en masse, aber Hand on Heart, Sherlock, würden Puritaner wirklich ihre kostbare Zeit mit Darts vergeuden, zumal ozeanischer Wellengang nicht unbedingt das richtige Fundament zu sein scheint, um Darts spielen zu können? Was immer die Pilgrims Fathers auf ihrer Überfahrt aus der Alten in die Neue Welt taten, Darts kam damals in Neuengland nicht an.
Nicht als un-, allerdings durchaus als mittelbaren Zeitzeugen in Sachen Darts kann man getrost den wohl größten Dramatiker aller Zeiten, William Shakespeare, befragen. Das 1564 in Stratford-upon-Avon geborne und dort auch 1616 verstorbene Genie galt als ausgewiesener Sportsman, der auch immer wieder sportliche Szenen in seine Werke einfließen ließ. Über Darts verlor er allerdings kein einziges Wort.
Die ersten Darts, die in größerer Anzahl von Menschen zum Spielen benutzt worden sind, wurden Mitte bis Ende des Viktorianischen Zeitalters (1837 bis 1901) aus Frankreich importiert. Der wachsende Bedarf wurde zunächst durch Rummelplätze hervorgerufen, die Dartstände zu ihren neuesten Attraktionen erklärten. Nicht überraschend ist es daher, dass diese Pfeile in England als „französische Darts“ bekannt wurden und einen weiteren Beweis darstellen, dass Darts aus Frankreich importiert worden war, wo es unstrittig seine Wurzeln hatte.
Der Pfeil bestand damals überwiegend aus Holz, an einem Ende besaß er eine Metallspitze, im anderen steckten drei bis vier Truthahnfedern, die als Flights dienten. Über viele Jahre waren diese Darts sehr beliebt, sie waren die einzigen, die preislich erschwinglich waren. Geiz war schon damals geil.
Der Name Brian Gamlin darf allerdings in jeder Historie über Darts nicht unerwähnt bleiben. Brian Gamlin lebte in Bury und verdingte sich beruflich als Zimmermann. En passant legte er 1898 die heutige populäre Zahlenanordnung auf dem Dartboard fest. Aber nicht nur das, er ging zudem als erster englischer Dartspromoter in die Geschichte ein. Sein Portfolio: Er machte sich auf den Weg durch die englische Publandschaft und brachte so Darts an den Mann.
Ein anderer Name, der in diesem Zusammenhang nicht fehlen darf, ist bereits aufgetaucht: Jim Garside. Er besaß einen Pub im nordenglischen Leeds. Er musste vor den Kadi! Warum? In seiner Gaststätte durfte man Darts spielen und auf den Ausgang der Partien wetten. Kein Problem – so die Sichtweise Garsides.
Der Kläger offenbarte eine ganz andere: Das Wetten auf Darts ist absolut tabu. Weil? Weil Glücksspiel – it’s illegal – und in der Grafschaft Yorkshire strengstens untersagt.
Jim Garside machte sozusagen eine Ortsbesichtigung im Gerichtssaal, dazu zitierte er seinen besten Dartspieler, William „Big Foot“ Annakin, vor die Justitia und ließ ihn zu Demonstrationszwecken Darts spielen. Das überzeugte den Mann in Robe und mit Perücke. Für ihn stand fest, dass Darts kein Glücksspiel sei. Der Richterspruch verkündete: „This is not a game of chance.“
Das war kein Einzelsieg des Jim Garside, sondern popularisierte Darts grundlegend und nachhaltig auf der Insel. Ein Großteil der Autoren, die sich mit Darts auseinandergesetzt haben, schießen hier aber maßlos über das Ziel hinaus, wenn sie damit Darts den Durchbruch als Sport attestieren. Die Briten sahen Darts als „Game“ und nicht unbedingt als Sport im herkömmlichen Sinne an.
Noch in den 1970er-Jahren siedelte die Mehrzahl der britischen Journalisten Darts im Bereich Game an, wenn sie denn überhaupt bereit waren, über Darts zu berichten. Die deutschen Journalisten sowieso nicht, die in den beiden Begriffen Kneipe und Sport einen unvereinbaren Widerspruch a priori sahen.
Schlägt man den aktuellen Oxford Learner’s Dictionary unter „darts“ auf, dann findet man heute noch Folgendes geschrieben: „… a game in which darts are thrown at a round board marked with numbers for scoring. Darts is often played in British pubs.“
Wenn du tiefer in die Historie des Darts eindringen möchtest, dann legen wir dir die Schilderungen von Dr. Patrick Chaplin (2012) Darts in England 1900-1939: A Social History nahe, in der du einige der oben angerissenen Aspekte in ausführlicherer Weise dargestellt wiederfinden wirst. Cui honorem, honorem – Ehre, wem Ehre gebührt: Dr. Chaplin ist mittlerweile auch als Dr. Darts bekannt.
Wir hatten oben bereits ausgeführt, dass mit der Weiterentwicklung der Pfeile eine höhere Wurfpräzision einhergegangen ist. Dass dieser Fortschritt noch längst nicht an seine Grenzen gestoßen ist, versteht sich von selbst. Hier ist noch einiges Potenzial vorhanden, und alle dürfen gespannt sein, wie sich die Weiterentwicklung entfalten wird.
Das Dartboard wird zumindest mittelfristig seine Grundstrukturen und Dimensionen beibehalten. Die Idee eines Quadro-Boards ist erst einmal auf Eis gelegt – und verbleibt dort hoffentlich tief eingefroren.
Dass sich Sportarten dennoch von heute auf morgen wesentlich verändern können, haben wir schon mehrfach erlebt, wie zum Beispiel der Fosburyflop im Hochsprung, das Skating im Skilanglauf, die V-Stellung im Skispringen, die Drei-Punkte-Regelung im Basketball, aber auch der Videobeweis im Fußball, computergesteuerte Weiten- und Zeitmessung, die Verkürzung der Sätze auf 11 Punkte im Tischtennis, das Rally-Point-System im Volleyball, Mutationsformen wie Beachball, E-Bikes im Radfahren als Betrugsvariante und last but not least: E-Darts!
Im Sport scheint zwar nicht alles, aber vieles drin zu sein. Und es wäre ein Rückschritt, ein fataler, wenn sich der Sport dem allgemeinen Fortschritt verweigern und ein antiquiertes Dasein fristen würde.
So sind wir alle gespannt, was uns die Dartszukunft noch beschert. Hierzu zählt im bereits angebrochenen Zeitalter der Digitalität die Vernetzung von Darts. Wie und mit welchen Formaten? Fragen über Fragen. Ein paar Antworten werden wir dir geben oder zumindest Anregungen, damit du dir selbst Gedanken machen kannst und zu deiner eigenen Meinung findest.
Wir wünschen dir viel Spaß mit diesem Buch und wollen dich motivieren, dich mehr und mehr für Darts zu interessieren. Als Spieler, als Zuschauer, als Leser, als Fachmann, als Fan, als Hobbyspieler, als Profi. Und unter uns: Nur eine Meinung, ohne weiteren Diskurs, ist zu wenig rund ums Dartboard. Und ebenfalls unter uns: Eine einzige Dissertation nimmt sich zudem überaus spärlich aus.
BDO, WDF, WDC, PDC, PDC Europe, WM here, there and everywhere – ferner DSAB, EDU, IDF, NDA und noch mehr Meister und Meisterschaften – verwirrend! Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, vor lauter Verbänden versteht man die Dartswelt nicht mehr. Wir entwirren:
British Darts Organisation (BDO). Es ist nicht nur, „ein im Jahr 1973 gegründeter Darts-Verband“, wie der erste, diesbezüglich deutschsprachige Artikel auf Wikipedia erklärt, sondern vielmehr gebührt der BDO die Ehre, die Mutter aller Dartsverbände zu sein.
„We‘re the home of British darts …!“, annonciert die BDO selbst auf Facebook. Warum? Weil die BDO alle auch heute noch gültigen Regeln fixiert hat, insbesondere essenzielle Merkmale wie Abstand beziehungsweise Oche oder Abwurflinie, Maße des Boards oder die Höhe seines Mittelpunkts.
Die treibende Kraft zur Gründung der BDO hat einen Namen: Olly Croft, der am 23. November 2019 im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Gründungsdatum der BDO: 7. Januar 1973. Gründungsort: London! Olly Croft baute die BDO zusammen mit seiner Frau Lorna (gestorben 2003) sowie Sam Hawkins, Jim Sweeney und Martin O‘Sullivan nach eigenen Maßstäben vorbildlich auf.
So umfasst die BDO aktuell 64 County-Darts-Ligen in Großbritannien und bemüht sich, die gesamte Bandbreite von Dartspielern unter einen Hut zu bekommen, und richtet so entsprechend lokale, regionale, nationale und internationale Turniere aus, kümmert sich ebenfalls um den Dartsnachwuchs und die Forcierung des Frauen-Darts. Die Anzahl der Mitglieder liegt bei rund 25.000.
Die BDO befeuerte gleichsam die Gründung der World Darts Federation (WDF), die sich 1976 institutionalisierte, allerdings derart, dass die WDF ein Anhängsel der BDO bildete und deren Interessen auf dem internationalen Dartsparkett als verlässlicher Erfüllungsgehilfe zukünftig wahrzunehmen hatte.
Zwei Jahre später wurde die 1. World Professional Darts Championship aus der Taufe gehoben, die nach dem Sponsor benannt kurz und bündig als „Embassy“-WM rasant an Popularität gewann. Bis 2019 wurde sie alljährlich im Lakeside Country Club in Frimley Green, veranstaltet, und dank des TV-Senders BBC (British Broadcasting Company) gelangten Bilder davon in Millionen von Haushalten. Der mediale Multiplikator erhöhte die Akzeptanz von Darts in der Öffentlichkeit enorm.
Als erster Weltmeister ist Leighton Rees in die Annalen eingegangen. Im Endspiel besiegte er John Lowe 11:7, gefiel mit einem Average von über 90 Punkten. Sein Titelgewinn wurde mit 3.000 Pfund Sterling belohnt. Zuvor hatte der als „Marathon Man“ bezeichnete Leighton Rees in der zweiten Runde des Turniers gegen Alan Evans das erste 10-Dart-Finish vor laufenden TV-Kameras erzielt. 2020 wurde die WM erstmalig im Indigo at the O2 ausgerichtet. Seit 2001 spielen die Damen ihren eigenen WM-Titel aus.
Die Weltmeisterschaft der BDO verfügt jedoch nicht über einen wirklichen USP, ein spezielles Alleinstellungsmerkmal, wodurch sich diese WM als Produkt deutlich vom Wettbewerb abhebt und einzigartig macht, bevorzugt in der Öffentlichkeit. Sie befindet sich dagegen vielmehr in einem harten Konkurrenzkampf mit der PDC (Professional Darts Corporation), die selbst eine WM inszeniert.
Die parallele Existenz verschiedener Dachorganisationen, ausgestattet mit eigenen Weltmeisterschaften, gibt es faktisch in anderen Sportarten gleichermaßen, zu einer regelrechten Flut ist es dabei im Profiboxen gekommen: WBA, IBF, WBC, WBO! Um nur die wichtigsten zu erwähnen. Nicht die Konkurrenz belebt das Geschäft, sondern das Geschäft belebt die Konkurrenz.
Eine entscheidende Umkehrung der Verhältnisse, die immer dort floriert, wo der Geldrausch die Sinne beflügelt, beziehungsweise durchaus auch vernebelt. Da, wo Geld den Sport regiert, sucht nicht nur einer nach der Goldader. Was den jeweiligen Sportarten nicht immer unbedingt guttut.
Die meisten haben sicherlich schon einmal das geflügelte Wort „teile und herrsche“ (lateinisch: divide et impera) vernommen. Was soll uns das vermitteln? Wer Macht gewinnt, soll diese stückweise auf andere verteilen, um nicht seine eigene zu verlieren. Dieses Vorgehen stützt ein gesamtes Machtgefüge. So weit, so gut, aber was hat das nun explizit mit dem Werfen dreier kleiner Pfeile zu tun?
Im Jahre 1992 rebellierten 16 Dartsprofis, die ihre sportlichen Erfolge besser belohnt sehen wollten, gegen den Vorstand der BDO. Die 16 warfen der BDO vor, dass sie sich nicht ausreichend und schon gar nicht optimal um die Vermarkungsmöglichkeiten von Darts kümmern würde, sodass zu wenig Geld, mit der ergänzenden Betonung auf viel zu wenig, bei den entscheidenden Protagonisten landen würde.
Fakt ist: Zunächst einmal hatte es die BDO verstanden, Darts immer stärker medial im Fernsehen zu positionieren. Nach regionalen TV-Berichterstattungen folgten größere, insbesondere via ITV (Independent Television), heute in der Rechtsform plc zählt ITV zu den 100 größten Unternehmen Großbritanniens, bis schließlich auch die BBC einstieg.
Diese Entwicklung ermöglichte es den Dartspielern, ihren Sport professionell zu betreiben. Wobei unter „professionell“ grundsätzlich verstanden wurde, mit Darts Geld zu verdienen, um zumindest seinen Lebensunterhalt damit bestreiten zu können, jedoch nicht, sich entsprechend professionell zu präsentieren.
Heute kaum noch nachvollziehbar kippten die neu erkorenen TV-Stars einen Drink nach dem anderen und pafften, was das Zeug hielt – on Stage, of course – vor laufenden TV-Kameras. Wenn es auch durchaus authentisch war, denn anderes taten die Heroes auch in ihren Pubs nicht, entsprach es nicht dem Konsens von sportlichem Verhalten in der britischen Öffentlichkeit.
Die beliebte Comedy-Sendung Not the Nine O‘Clock News reduzierte es auf den Punkt, der das Maß zum Überlaufen brachte. Die satirisch hervorragend aufbereitete und inszenierte Überhöhung in einem Sketch, in dem die beiden Dartspieler mittels der vernichteten Menge an Alkohol scorten. Als Sieger dieses Wettstreits ging derjenige hervor, der sich am längsten, wenn auch stark torkelnd, auf den Beinen halten konnte. Wahrlich sehenswert. Als Sketch!
Sponsoren, Fernsehen, Zuschauer, die öffentliche Meinung sahen es anders. Kurzum: Darts ging als großer Loser aus diesen spaßigen Bildern hervor, wenn auch nicht von heute auf morgen, jedoch zusehends. Es gab wesentlich weniger TV-Beiträge, weniger Sponsoren, schließlich war die BBC nur noch unter der Auflage bereit zu covern, wenn das Trinken von Alkohol während der im TV übertragenen Matches strikt untersagt blieb.
Weniger TV-Präsenz reduzierte die ausgelobten Preisgelder, verschlechterte die finanzielle Lage der Spieler drastisch. Nach Auffassung der 16 Topspieler verhielt sich die BDO viel zu lethargisch beim Imagegewinn, viel zu passiv bei der Akquise neuer Sponsoren, viel zu zurückhaltend im operativen Business, viel zu abwartend bei neuen TV-Verhandlungen.
Die Positionen von BDO und ihrer Topplayer verhärteten sich, sodass sich kein gemeinsamer Nenner mehr ergab. Die 16, zu denen in alphabetischer Reihenfolge Bob Anderson, Eric Bristow, Keith Deller, Peter Evison, Richie Gardner, Mike Gregor, Rod Harrington, Jamie Harvey, Cliff Lazarenko, John Lowe, Chris Johns, Dennis Priestley, Kevin Spiolek, Phil Taylor, Alan Warriner und Jocky Wilson zählten, gründeten deshalb 1992 das WDC (World Darts Council). 1993 stellt sich rückblickend als das letzte Jahr dar, in dem die WDC-Mitglieder an der „Embassy“-WM teilgenommen haben.
Der damalige Zwist der beiden Seiten eskalierte durch Verbote und Verstöße. Die WDC-Spieler machten auf ihre neue Zugehörigkeit durch entsprechende Aufnäher auf ihren Shirts anlässlich der WM medial aufmerksam. Olly Croft forderte sie persönlich auf, dies zu unterlassen.
Die WDCs beschlossen postwendend, nicht mehr an BDO-Turnieren teilzunehmen, sondern eigene zu kreieren. Die BDO untersagte es ihnen prompt. Die WDCs entschieden daraufhin, ihren eigenen Weg zu gehen.
Wenn auch zwei von ihnen, namentlich Mike Gregor und Chris Johns, aus den Reihen wieder ausscherten und zur BDO zurückkehrten, blieben die anderen der neuen WDC-Linie treu.
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