IMPRESSUM
Aesch Mezareph
Reinigendes Feuer
Christian Knorr von Rosenroth A.D. 1677
Rabbi Abraham, William Wynn Westcott
Deutsche Übersetzung von Christian Eibenstein
© 2021 Christian Eibenstein
2. überarbeitete Auflage
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
Umschlaggestaltung: Christian Eibenstein In das Cover wurde der
»Grüne Löwe« aus dem »Rosarium Philosophorum«, 15. Jh., eingearbeitet.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
ISBN 978-3754367575
Das Aesch Mezareph bedient sich der klassischen kabbalistischen Sprache. In der Tat ähnelt es sehr dem Zohar, selbst Rabbi Eleasar taucht im Aesch auf. Das Buch ist durchdrungen von der Vorstellung, die Transmutation zu bewerkstelligen, wenn man die Allegorien und biblischen Hinweisen richtig anwendet, die ausführlich beschrieben werden. Mit viel Liebe zum Detail beschreibt der Autor die Zusammenhänge und Klassifikationen (Grade) der Metalle im Hinblick auf den Sephiroth Baum und bewegt sich somit ganz in der kabbalistischen Tradition. Die einzelnen Begriffe werden präzise mittels Numerologie in Beziehung gesetzt. Somit entstehen auch für den heutigen Leser interessante Verknüpfungen von Namen, Begriffe und biblischen Begebenheiten. Das Spiel mit den Zahlen gipfelt für jedes der klassischen sieben Metall in der Königsdisziplin – in einem magischen Quadrat. Nicht nur, dass die Summe der Reihen und Spalten stets die gleiche Zahl ergeben, auch andere Lesarten, gebildete Quersummen und übersprungene Zahlen in bestimmten Algorithmen ergeben verblüffenden Einblick in die Ganzheit der Quadrate, die immer ein wenig mehr Weisheit zu beinhalten scheinen, als sie bereit sind, Preis zu geben.
Parallel zur Numerologie ordnet der Autor jedes Metall einem Planeten zu. Dies geht mit den bekannten großen Magiern konform, wie z. B. Agrippa von Nettesheim. Somit spannt das Aesch Mezareph einen großen Bogen zwischen den alten Kabbalisten und der klassischen Magie und mündet schlussendlich in der Alchemie – zumindest in dem Aspekt der Lehre, Gold herzustellen. Doch nicht um des Reichtums willen, sondern um die Unzulänglichkeiten der Schöpfung zu verbessern und Krankheiten zu heilen. Dies geht von der Philosophie aus, dass Gold das perfekte, reine und somit erlöste Metall ist, während die anderen Metalle noch unerlöst sind. Die Aufgabe ist es nun, diese Metalle zu erlösen. Dazu bietet sich der alchemistische Prozess an, in dessen Zentrum der Ofen, der Athanor steht, um die Metalle zu erlösen, zu reinigen. Diese alchemistische Vorstellung bringt uns dann auch zum Titel des Buches – das reinigende Feuer ist schlussendlich der alchemistische Prozess.
Die dritte große Säule nach der Kabbala und der Magie ist die Anleitung zur praktischen Arbeit. Rezepte, die archaisch anmuten, aber gut zu verstehen sind.
Der Autor macht ganz klar, dass niemand schnell das Alchemistische Geheimnis lösen kann, sondern dass dies ein langer Prozess ist, der aber sehr bald sehr große Teilerfolge und überraschenden Reichtum zu Tage fördern kann. Die moralische Seite schwebt hintergründig permanent mit. Die Botschaft ist eindeutig: das Rätsel zu lösen, die Heilkräfte und den Reichtum zu erlangen, ist ganz nah, doch für den, dem die Weisheit und das reine Herz fehlt, dem bleibt das Geheimnis auf immer verschlossen. Wir wollen unser Vorwort mit einem Zitat aus dem Buch schließen: kein Mensch ist weise, es sei denn, sein Meister ist die Erfahrung …
Elisha war ein höchst bemerkenswerter Prophet, ein Beispiel natürlicher Weisheit, ein Verächter des Reichtums, (wie die Geschichte von der Heilung Naamans zeigt, 2. Buch der Könige 5,16) und daher war er wirklich reich. Entsprechend dem, was im Pirke Aboth1 gesagt wird, nämlich: »wer ist reich? Der sich mit seinem Teil begnügt« (Kapitel vier). Denn so hat der wahre Arzt unreiner Metalle keinen äußerlichen Reichtum, sondern er ist wie Tohu2 der ersten Natur, wüste und leer. Welches Wort hat den gleichen Zahlenwert wie das Wort Elisha, nämlich 411? Es gibt ein sehr wahres Sprichwort im Baba Kama3 Blatt 71, Spalte 2: das, was den Reichtum ermöglicht, (wie natürliche Weisheit) wird anstelle des Reichtums gegeben.
Lerne daher Naaman4, der aus dem Norden, aus Syrien kommt, zu reinigen und erkenne die Macht des Jordans an: Er ist gleichermaßen Jar-din, das heißt »der Fluss des Urteils«, der aus dem Norden fließt.
Und erinnere dich, was in Baba Bathra5, Blatt 25, Spalte 2, gesagt wird: »derjenige, der einmal weise sein wird, lass ihn im Süden leben, und der, der reich wird, lass ihn sich Richtung Norden wenden, usw.« Obwohl an der gleichen Stelle Rabbi Joshua Ben Levi sagt: »lass ihn immer im Süden leben.« Während er weise wird, wird er gleichzeitig reich werden. »Langes Leben birgt sie in ihrer Rechten, in ihrer Linken Reichtum und Ehre«. Buch der Sprichwörter 3,16. Also begehre keinen anderen Reichtum.
Aber wisse, die Geheimnisse der Weisheit unterscheiden sich nicht von den hohen Geheimnissen der Kabbala. Denn sowiebei der Heiligkeit die Zwangslagen beachtet werden, so ist es auch bei der Unreinheit. Die gleichen Sephiroth, die in Atziluth6 sind, sind die gleichen in Assiah7 – ja, es ist die gleiche in diesem Reich, das gemeinhin als das mineralische Reich gilt, obwohl die Exzellenz auf der spirituellen Ebene stets größer ist. Deshalb besetzt hier die metallische Wurzel den Ort »Kether8«, der eine okkulte Natur hat und in großer Dunkelheit gehüllt ist. Von dort aus haben alle Metalle ihren Ursprung. Die Natur Kether ist verborgen, und die anderen Sephiroth fließen von dort aus.
Blei hat den Ort Chochmah9. Weil Chochmah sich direkt aus Kether löst, kommt Blei direkt aus der metallenen Wurzel. In rätselhaften Gleichnissen wird es der »Vater« der folgenden Naturen genannt:
Zinn besetzt den Ort Binah10, es symbolisiert Alter durch sein graues Äußeres und seiner Schattierung. Weiterhin zeigt es Schwere und richterliche Strenge durch sein Knistern11.
Silber wird von allen Meistern der Kabbala vor allem wegen seiner Farbe und Verwendung unter die Kategorie Chesed12 gestellt.
Soweit die weiße Natur. Nun folgt die rote.
Gold wird nach der allgemeinsten Meinung der Kabbalisten unter Gewurah13 gestellt. Hiob 37,2214 sagt uns, Gold kommt aus dem Norden, nicht nur wegen seiner Farbe, sondern wegen seiner Hitze und dem Schwefel.
Eisen gehört zu Tiphereth15, denn es ist wie ein Krieger. Nach Exodus 15,2 hat es den Namen »Seir Anpin«16 wegen seiner aufbrausenden Wut, so auch in Psalm 2,11 ff. »Küsset den Herrn, damit er nicht wütend wird.«
Netzach und Hod sind die beiden mittleren Plätze des Körpers17, und die fruchtbarsten Gefäße. Sie beziehen sich auf das hermaphroditische Bronze, sowie auf die beiden Säulen des Tempel Salomon, die (in Bezug auf diese beiden Sephiroth) aus Bronze gefertigt wurden, 1 Könige 7,1518.
Jesod19 ist Argent Vive20. Charakterisierend ist der Name »Leben« gegeben. Dieses lebendige Wasser ist in jedem Fall die Grundlage für alle Naturen und für die metallische Kunst.
Aber die wahre Medizin der Metalle bezieht sich aus vielen Gründen auf Malchuth21