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© Piper Verlag GmbH, München 2019
Einige Textpassagen sind in anderer Zusammenstellung bereits erschienen in: René Stauffer: Das Tennisgenie – Die Roger Federer Story.
Pendo Verlag in der Piper Verlag GmbH, München 2007.
Litho: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee
Covergestaltung: Rothus & Gabler
Covermotiv: Pablo Franco for remix agency / Art direction Tuti Gianakis
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Wenn dieses Buch erscheint, ist es beinahe 23 Jahre her, seit ich Roger Federer zum ersten Mal live auf dem Platz gesehen habe. 23 Jahre voller Superlative, die aus dem fünfzehnjährigen Teenager einen Mann werden ließen, dem nach sowieso schon unglaublichen Erfolgen ein noch unglaublicheres Comeback gelang. Dass ich selbst das Glück hatte, diese einzigartige Karriere so lange und so nah, wie für einen Journalisten möglich, begleiten zu können, kommt mir manchmal selbst wie ein Märchen vor. Dabei hatte ich ganz früh eine andere Richtung eingeschlagen. Denn Tennis war ursprünglich nur meine zweite Liebe.
Meine erste gehörte dem Eishockey, bevor ich den TC Weinfelden mit seinen drei Plätzen entdeckte, neben einer Brauerei und dem Giessenbach gelegen, abgeschirmt durch Mauern und Hecken. Die mondän wirkende Anlage – Tennis war damals noch der Sport der Schönen und Reichen – hatte auf mich eine magische Anziehungskraft. Diese stieg noch dadurch, dass ich selbst nicht Tennis spielen durfte. Ich war seit meiner frühen Jugend im Eishockeyverein, und zwei Klub-Mitgliedschaften waren laut meinen Eltern einfach nicht drin. Also gingen mein Bruder Kurt und ich aufs Eisfeld, während Jeannine, meine ältere Schwester, in den Tennisklub durfte.
Immerhin bekam ich durch sie einen, wenn auch losen, Bezug zum Tennis und zum Klub sowie einen Vorwand, ihn zu betreten. Immer öfter schlich ich mich auf die Betonstufen der kleinen Tribüne auf dem Dach des Klubhauses. Zuerst nur, wenn sie spielte, doch da mich nie jemand wegschickte, kam ich bald auch, um irgendwelchen Hobbyspielern zuzuschauen. Gebannt versuchte ich ihre Spielzüge zu verstehen und stellte mir vor, wie ich selber einmal dort unten stehen und Bälle schlagen würde.
Meine Schwester muss meine Sehnsucht gespürt haben. Ich durfte gelegentlich eines ihrer alten Rackets ausleihen, um auf dem Vorplatz unseres Hauses Bälle gegen eine Wand zu schlagen. Aus kurzer Distanz, wieder und wieder, bis mein Puls raste, der Schweiß rann und die Mutter zum Abendessen rief. Der Schläger war ein Prachtexemplar – aus feinem, glänzendem Holz, mit der Unterschrift eines gewissen Stan Smith.
Stan Smith? Das war für mich damals nur ein Name, aber einer, der meine Fantasie ankurbelte. Was wusste ich schon von der Tenniswelt? Nichts. Es war die Zeit des Schwarzweiß-Fernsehens, Sportübertragungen waren selten, und wenn, dann kamen sie vom Fußball, Skifahren oder gelegentlich vom Boxen. Was waren das für Abenteuer, wenn sich die ganze Familie mitten in der Nacht in der Stube traf, um schlaftrunken zu verfolgen, ob es Cassius Clay vielleicht diesmal erwischen würde … Auch in den Zeitungen fand Tennis damals kaum statt, anders als Fußball, Eishockey, Skifahren oder Formel 1.
Wann ich zum ersten Mal TV-Bilder aus Wimbledon zu sehen bekam, weiß ich nicht mehr. Aber ich erinnere mich genau, dass mich der Centre Court mit seinen gedeckten Tribünen, seiner idyllischen, noblen Anlage und seiner Atmosphäre sogleich faszinierte. Die Szenerie wirkte für mich wie eine Offenbarung: Also doch, Tennis war wichtig, hatte seine Gefolgschaft, hatte sogar seine Pilgerstätte! Wimbledon erschien mir wie eine Kathedrale, mit Tausenden von Leuten, die – wie ich im TC Weinfelden – konzentriert und gebannt den Flug der Bälle und den Kampf zweier einsamer Gegner verfolgten.
Diese ruhige, gepflegte Sportstätte, in der alles organisiert war, alles seinen Platz hatte, während zwei Ausnahmekönner sich mit Ball und Schläger vor einer faszinierten Zuschauermasse duellierten, mit Athletik, Taktik, Ballgefühl, Ausdauer, Nervenstärke, Cleverness und Fairness – das war für mich ein Blick in eine Welt, von der ich nicht gewusst hatte, dass sie existierte. Einmal Wimbledon erleben, nur einmal, dachte ich. Als ich Jahre später Sportjournalist wurde, trug meine erste Wimbledon-Vorschau den Titel: »Die Tennisgötter ziehen in ihren Tempel ein«.
Der TC Weinfelden ist inzwischen einer Einfamilienhaussiedlung gewichen und an den Rand des Städtchens verdrängt worden. Wie hätte ich damals, allein auf den Betonstufen, ahnen können, dass dies meine Berufung sein würde: vom Spielfeldrand aus zu verfolgen, was auf Tennisplätzen geschieht? Dass der Tenniszirkus auch zu meiner Welt und die Grand-Slam-Turniere zu meiner zweiten Heimat werden sollten? Wie hätte ich mir vorstellen können, dass das Schweizer Tennis bald von einer gewaltigen Erfolgswelle erfasst – und ich von ihr mitgetragen würde? Dass sich gerade irgendwo in Südafrika eine Beziehung anbahnte, aus der der erfolgreichste Schweizer Sportler überhaupt hervorgehen würde, und dass ich selbst das Privileg haben würde, seine Entwicklung von Juniorentagen an – und erst noch beruflich – hautnah mitzuerleben?
Als ich zu Beginn der Achtzigerjahre über Tennis zu schreiben begann, verfolgte ich fasziniert, wie John McEnroe, Boris Becker und Stefan Edberg auf Wimbledons Rasen zu Champions wurden und die Goldtrophäe entgegennehmen durften. Als Heinz Günthardt 1985 – im Jahr von Beckers Wimbledon-Märchen – bis ins Viertelfinale vordrang, war das für die Schweiz eine Sternstunde und für mich als Reporter ein Highlight. Federer war damals knapp vier Jahre alt. Meine verwegensten Träume gingen zu jener Zeit gerade so weit, dass ich mir vorzustellen versuchte, wie es wäre, wenn ein Schweizer die Top Ten und/oder ein Grand-Slam-Finale erreichen würde. Nur eines, und er durfte es sogar verlieren …
Wie hätte ich darauf spekulieren können, dass es ein Landsmann von mir sein würde, der auf den größten Centre Courts für Triumphe und Tränen sorgen und im Mittelpunkt stehen würde? Und dabei auch noch eine der nettesten Personen sein würde, denen ich je begegnen sollte?
Dann nahm das helvetische Tenniswunder Fahrt auf. Günthardt, der seine Karriere wegen des Hüftleidens mit 27 abbrechen musste, war der Pionier, er erweckte die Schweizer Tennisszene aus dem Dornröschenschlaf. Dann kam Jakob Hlasek, der Ende der Achtzigerjahre zum ersten Top-Ten-Spieler und Masters-Teilnehmer des Landes wurde. Danach Marc Rosset, der Olympiasieger von 1992, der mit Hlasek in das Davis-Cup-Finale vorstieß und erster Grand-Slam-Halbfinalist der Schweiz wurde. Martina Hingis ließ als Sechzehnjährige die Schweiz 1997 zur Grand-Slam-Sieger-Nation werden, errang allein im Einzel fünf Major-Trophäen und wurde die jüngste Nummer 1 ihrer Sportart.
Und schließlich kam er, Federer, der größte Sportler, den unser kleines Land je hatte und wohl auch haben wird, und der beste Botschafter, den man sich nur vorstellen kann. Dass in seinem Sog mit Stan Wawrinka auch noch ein dritter Schweizer Grand-Slam-Sieger auftauchte, war schon fast surreal.
Die vorliegende Biografie ist mein zweites Buch über Federer. Das Tennisgenie wurde erstmals 2006 publiziert, mehrfach ergänzt, übersetzt und überarbeitet. Es endet in der jüngsten Fassung nach seinem 17. Grand-Slam-Titel in Wimbledon 2012. Je mehr Zeit danach verging, umso klarer schien sich abzuzeichnen, dass das nächste große Kapitel der Rücktritt sein würde.
Doch auch die Tennisgötter müssen beeindruckt gewesen sein von Federers Beharrlichkeit. Und so bescherten sie ihm in einem Alter, in dem die meisten längst zurückgetreten sind, ein Comeback, wie selbst er es sich nicht hätte ausmalen können, ließen ihn noch einmal an märchenhaften Erfolgen teilhaben und die Tennisgeschichte noch einmal umschreiben. Sie lieferten mir damit die Motivation und Vorlage, Federers Biografie von Grund auf neu zu schreiben. Denn nun war klar, dass ein oder zwei zusätzliche Kapitel nicht mehr reichen würden, um seiner Karriere, seinem Leben und seiner Bedeutung für den Tennissport gerecht zu werden. Zu vieles war in den über zehn Jahren geschehen, das sich inzwischen viel klarer analysieren und einstufen ließ. Zu schön und wundersam war die Geschichte seiner Rückkehr.
Mit seiner Offenheit und Zugänglichkeit hat Federer mir und meinen Kollegen die Arbeit immer wieder erleichtert und sehr angenehm gemacht, mit dieser einmaligen Mischung aus Erfolg, Menschlichkeit, Fairness und einer Geduld, mit der er Tag für Tag, Turnier für Turnier, den Alltag vieler Menschen bereicherte. Mein Dank geht vor allem an ihn – auch wenn er sich letztlich an dieser Biografie nicht aktiv beteiligt hat. Denn entweder macht er etwas mit vollem Einsatz, oder gar nicht. Durch diese Geradlinigkeit ist die Arbeit mit ihm so angenehm. Mein Dank geht auch an seine Eltern Lynette und Robbie, an Severin Lüthi, Pierre Paganini und an Tony Godsick, der wie Federer alles mit einer Prise Humor zu nehmen versteht. Mein Dank geht an die unzähligen Weggefährten, die mithalfen, all die Wochen, Monate und Jahre auf dem Tenniscircuit zu einer unvergesslichen Reise werden zu lassen. Insbesondere an Simon Graf, Heinz Günthardt und Daniel Huber, die mir auch bei diesem Buch zur Seite standen. Mein Dank geht an die zahllosen Interview- und Gesprächspartner, die bereit waren, ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit mir zu teilen. Er geht an den Piper Verlag, insbesondere an Anne Stadler, Angela Gsell und Steffen Geier. Und schließlich geht mein größter Dank an meine wunderbare Familie, an Eni und Jessica, die es immer wieder klaglos hinnehmen, dass ich oft meinen Koffer packe, nachdem ich ihn eben erst ausgeräumt habe, um irgendwo die Spur Federers aufzunehmen.
Müllheim, Februar 2019
Am 26. Juli 2016 verbreitet Roger Federer über die sozialen Netzwerke Twitter und Facebook eine Nachricht, die die Tenniswelt erbeben lässt und Fans in Panik versetzt: Er habe sich entschlossen, die Saison abzubrechen. Einfach so, mitten im Jahr, und das auch noch kurz vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, die seit Langem ein Fixpunkt in seiner Planung sind. Unter Zuckerhut und Corcovado wollte er doch Olympiasieger im Einzel werden! Dazu hätten sich ihm neben Stan Wawrinka und Martina Hingis auch in den Doppel-Disziplinen hervorragende Medaillenchancen eröffnet. Jetzt wird er außerdem auch noch die US Open verpassen, die Swiss Indoors, die ATP Finals in London … Wird er überhaupt noch einmal zurückkommen?
Federer steht zwei Wochen vor seinem 35. Geburtstag, im Tennis ein biblisches Alter. Er hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. 17 Grand-Slam-Titel von Melbourne über Paris und Wimbledon bis New York, 71 andere große Turniere, über 100 Millionen Dollar Preisgeld, ein Vielfaches davon an Sponsoring- und Nebeneinnahmen. Er ist Davis-Cup-Sieger, sechsfacher Champion der ATP Finals, vierfacher Weltsportler des Jahres, Olympiasieger im Doppel und hat 302 Wochen lang die Weltrangliste angeführt, länger als jeder andere Tennisspieler. Zudem ist er inzwischen vierfacher Vater und Leiter der stets wachsenden Roger Federer Foundation sowie Geschäftspartner mit Tony Godsick in der Agentur Team8.
Doch nun zeigt sein Körper unübersehbare Abnutzungserscheinungen, nach zwanzig Jahren auf dem Circuit, nach über 1200 Partien auf Profiniveau und den gewaltigen Belastungen, denen ein Spitzenspieler sich unterwerfen muss auf einer globalen Tour, die nur wenige Wochen im Jahr ruht.
Das Unheil beginnt Ende Januar 2016. Am Tag nach seinem Ausscheiden im Halbfinale der Australian Open gegen Novak Djokovic ist er im Crowne-Hotel in Melbourne daran, ein Bad für seine Mädchen Myla und Charlene einlaufen zu lassen, da spürt er ein Klicken im linken Knie. »Es geschah bei einer ganz einfachen Bewegung, einer, die ich sicher schon eine Million Mal gemacht habe«, erzählt er später. Er flaniert mit seiner Familie an diesem Tag noch durch den Zoo von Melbourne, aber merkt, wie das Knie anschwillt. Nach dem Rückflug in die Schweiz lässt er es untersuchen. Die Diagnose trifft ihn wie ein Keulenschlag: Der Meniskus ist angerissen, ein arthroskopischer Eingriff unvermeidbar.
Federer empfindet den Vorfall als massiven Einschnitt in sein Leben. »Ich hatte gedacht, dass ich ohne Operation durch meine Karriere kommen würde. Es war ein Schock und eine Enttäuschung, als ich das hörte.« Als er nach der Operation aufwacht, bekommt er es mit der Angst zu tun. Das Knie fühlt sich seltsam an, als ob es nicht mehr sein eigenes wäre. Der Schreck ist kurz, aber heftig. War es das mit seiner Karriere?
Zwölf Tage geht er an Krücken, er muss zuerst wieder Vertrauen in sein Knie finden. Doch täglich zeigen sich Fortschritte, die ersten Wochen der Therapie in der Schweiz verlaufen gut. Federer reagiert erfreut und ungeduldig. Nur sieben Wochen nach der Operation fliegt er nach Miami, wo er bereits auf die Tour zurückkehren will. Er muss seinen Start aber wegen Magenproblemen kurzfristig absagen.
Drei Wochen später klappt es in Monte-Carlo mit der schnellen Rückkehr auf die Courts. Er erreicht sogar das Viertelfinale, in dem er nur knapp Jo-Wilfried Tsonga unterliegt. Er ist zwar noch weit weg von seiner Normalform und sein Körper nicht wirklich bereit, doch er versucht es weiter. In Madrid zwickt es ihn im Rücken, und er muss auch dieses Turnier auslassen. Doch so schnell gibt er nicht auf. In Rom quält er sich durch zwei Partien, ehe er sich eingestehen muss, dass mit dem linken Knie etwas nicht stimmt.
»Etwas muss nach Monte-Carlo passiert sein«, spekuliert er später. Er entschließt sich schweren Herzens, auf die French Open zu verzichten. Damit verpasst er nach 65 Grand-Slam-Turnieren hintereinander – ein Rekord – erstmals eines der wichtigsten vier Turniere. Die nach Paris beginnende kurze Rasensaison, üblicherweise der Höhepunkt seines Jahres, beginnt mit Niederlagen gegen Dominic Thiem in Stuttgart und Alexander Zverev in Halle auch nicht wie erwünscht.
Federer durchlebt schwierige Zeiten, und auch in Wimbledon findet er nicht zu seiner Form. Dafür zeigt sich hier wieder einmal seine Kampfkraft. Im Viertelfinale wehrt er gegen den Kroaten Marin Čilić drei Matchbälle ab und gewinnt 6:7, 4:6, 6:3, 7:6, 6:3. In der Runde danach reicht es ihm gegen den Kanadier Milos Raonic aber nicht mehr zum Sieg. Er scheidet am 8. Juli im Halbfinale aus, nach einer 2:1-Satzführung und einem Sturz, nach welchem Spekulationen aufkommen, er habe sich dabei sein linkes Knie neu verletzt.
Als er achtzehn Tage später den Saisonabbruch verkündet, ist die Frage unvermeidbar und naheliegend: War es das? Sieht so das Ende seiner einmaligen Karriere aus? Einfach so: aus, fertig, Schluss, Goodbye? Kein letztes Feuerwerk, keine Abschiedsemotionen, kein weiterer Grand-Slam-Titel? Inzwischen schon vier Jahre lang ist er einem solchen nun vergeblich nachgejagt, wobei oft nur sehr wenig fehlte. Mir fallen die Worte seines Vaters Robert ein, der mir auf die Frage, wie lange er seinen Sohn noch spielen sehe, im Frühling 2016 antwortete: »Es kann noch ein paar Jahre dauern. Aber es könnte auch schnell gehen. Man weiß nie.«
Und doch: In Federers Mitteilung zu seiner ausgedehnten Pause deutet nichts darauf hin, dass dies der Anfang vom Ende sein könnte. »Ich brauche einfach viel mehr Zeit, um mein Knie zu therapieren.« Den Entscheid habe er mit seinen Ärzten und seinem Team gefällt, einstimmig. Telefonisch erreiche ich Tony Godsick, seinen Manager. Er beschwichtigt: »Wenn er einige Jahre weiterspielen und sich nicht stets um seinen Körper und Verletzungen sorgen will, muss Roger eine Pause einschalten, leider mitten in der Saison. Das bedeutet kurzfristige Opfer, um langfristige Ziele zu erreichen«, sagt er. Und schiebt nach: »So gesehen, ist das für seine Fans sogar eine gute Nachricht.« Schöne Worte, doch sollen sie nicht einfach besänftigen, die Öffentlichkeit beruhigen und Federer Zeit verschaffen, um den richtigen Moment zu finden, den Rücktritt zu verkünden?
Danach wird es rasch ruhig um ihn, wie immer, wenn er in sein Privatleben abtaucht. Die Schweizer Delegation reist derweil nicht nur ohne ihren designierten Teamleader, Weltstar und Hoffnungsträger nach Brasilien, sondern auch ohne Stan Wawrinka, den anderen herausragenden Schweizer Tennis-Champion. Wenigstens retten Martina Hingis und Timea Bacsinszky die Ehre der helvetischen Tennisspieler mit dem Gewinn der Silbermedaille im Frauendoppel.
Irgendwann in diesen Wochen unterhält sich Federer mit seiner Frau Mirka tatsächlich darüber, ob die Zeit für seinen Rücktritt wohl jetzt gekommen sei. »Es war bei einem Abendessen, als wir einmal allein am Tisch saßen«, schildert er die Szene. »Ich kann mich nicht erinnern, ob ich sie fragte, ob ich aufhören soll oder ob sie denke, dass ich noch etwas Bedeutendes gewinnen könne. Und sie sagte: Wenn du es noch gern und richtig machst und dich gut fühlst, sehe ich keinen Grund, weshalb du nicht noch einmal ein großes Turnier gewinnen oder alle schlagen solltest.« Damit sei das Thema schon beendet gewesen. »Darauf sagte ich: Okay, und was ist nun der Plan mit den Kindern morgen?«
In den folgenden sechs Monaten dringen nur bruchstückhaft Informationen über Federer an die Öffentlichkeit. Nach Wimbledon legt er das Racket für ein paar Wochen zur Seite, Tennis ist für ihn kein Thema. Er macht sich aber sogleich daran, die folgenden Wochen zu planen – ohne mit dem Schicksal zu hadern, ohne wehmütig nach Rio an die Olympischen Spiele oder an die US Open in New York zu schauen. Positiv denkend, wie er ist, betrachtet er dieses Time-out als einmalige Gelegenheit, seinen Körper von Grund auf ausheilen zu lassen und frisch aufzubauen. Denn nun verfügt er auf einmal über das Luxusgut jedes Spitzensportlers: Zeit.
»Ich fühlte mich nicht mehr gut genug, weder körperlich noch mental«, erklärt Federer später die Gründe dieser Pause. »Deshalb sagte ich mir: Es reicht. Ich will das Tennis wieder hundertprozentig genießen können, mit allem, was dazugehört – mit den Trainings, den Behandlungen, den Matches, mit der ganzen Routine und den Reisen. Wenn man nur immer am Feuerlöschen ist, macht es keinen Spaß mehr.«
Wie motiviert er diese Turnierpause nützen will, verblüfft sein Team. »Es war unglaublich, wie schnell er umschalten und wieder in die Zukunft blicken konnte«, erzählt sein Coach Severin Lüthi am Ende des Jahres. »Er sagte sich: Die Situation ist jetzt einfach so, nun machen wir das Beste daraus. Und er freut sich darauf, 2017 in einer Topverfassung zurückzukommen.«
In dieser schwierigen Phase realisiert Lüthi, wie sehr Federer seinen Sport und das Leben als Tennisprofi noch immer liebt. »Es ist unglaublich, wie zuversichtlich und inspiriert er weiterhin ist. Er ist ein Phänomen. Wie gerne er trainiert, wie gerne er reist, wie gerne er Turniere spielt … Wenn man da teilweise junge Spieler sieht«, erzählt er. »Bei vielen hat man das Gefühl, dass sie gar nicht wirklich Freude am Tennis haben.« Federer dagegen sei bei jedem Training und auch bei der Planung mit voller Energie dabei, nach allen Jahren. »Er ist wohl der Spieler, der am meisten Spielfreude mitbringt. Während Tennis bei anderen nach harter Arbeit aussieht, ist es bei ihm immer noch Spaß und Spiel. Das ist tief in ihm verankert.«
Die wichtigste Person für Federer ist im Juli und Anfang August Daniel Troxler, sein Physiotherapeut, den er im Oktober 2014 in sein Team holte, aber schon seit den Olympischen Spielen 2000 in Sydney kennt. Troxler ist ein ruhiger, zurückhaltender Mann, der aus der Leichtathletik kommt und jahrelang mit Marathonläufer Viktor Röthlin gearbeitet hat. Zuerst steht die Erholung im Zentrum, das Herunterfahren des Körpers, das Ausheilen der kleineren und größeren Blessuren. Federer liegt aber nicht nur auf dem Massagetisch oder dem Sofa herum. Bereits in dieser Phase beginnt er behutsam, seine Muskulatur, insbesondere des linken Beines sowie des Rückens, neu aufzubauen. Er genießt die Zeit in der Schweiz, Tag für Tag, Woche für Woche. Zuerst in den Bündner Bergen, in seinem Ferienhaus in Valbella, später in Wollerau am Zürichsee, wo er eine wunderbare Wohnung besitzt. Er nutzt die Gelegenheit, Freunde zu treffen, mit seinen Kindern zu spielen, zu wandern und plötzlich einen geregelten Tagesablauf zu pflegen.
Am 24. August tritt er wieder einmal kurz in der Öffentlichkeit auf: In New York nimmt er an einer Promotion-Veranstaltung für den Laver Cup teil, das neue Turnier, das er mit Godsick und dem australischen Tennisverband geschaffen hat. Ab dem 27. August beginnt dann die zweite Aufbauphase, in der nun sein Konditionstrainer und Berater Pierre Paganini die wichtigste Rolle übernimmt: das Kraft-, Koordinations- und Schnelligkeitstraining. »Wir arbeiten viel mehr miteinander als üblich und erleben diese Zeit sehr intensiv«, erzählt er mir im November. »Alle im Team sind viel mehr gefordert als je zuvor.«
Obwohl Wimbledon und damit Federers letztes Match bereits über sechs Wochen zurückliegt, wird das Training immer noch sehr behutsam dosiert. »Einige Übungen durfte er zu Beginn gar nicht machen«, sagt Paganini im gleichen Interview. »Wir nehmen Schritt für Schritt, und für jeden lassen wir uns mehr Zeit, als notwendig wäre. Denn auf einmal haben wir ja genug davon.«
Nicht ganz so vorsichtig ist Federers Vater Robert an einem dieser Spätsommertage. Für eine gemeinsame Bergwanderung im Kanton Appenzell im Osten der Schweiz schlägt er eine Route vor, die er als ziemlich einfach bezeichnet: zuerst per Bahn hoch auf die Ebenalp, von dort zu Fuß zum Äscher, einem spektakulär an eine Felswand gebauten Berggasthaus, dann hinunter zum Seealpsee und zurück nach Wasserauen. Ein lockerer Sonntagsspaziergang ist der Weg, wie sich bald herausstellt, jedoch nicht. Immerhin müssen auch 800 Höhenmeter bewältigt werden.
»Wir wanderten los – und mussten sechs Stunden lang bergabwärts laufen«, erzählt Federer im Herbst. »Das war nicht gerade clever. Aber es war der ultimative Test für mein Knie. Alle anderen, auch Mirka und die Mädchen, hatten am nächsten Tag Muskelkater, aber mir ging es gut. Nachdem ich das überlebt hatte, sagte ich mir: So schlecht kann mein Knie nicht mehr sein.«
Zusammen mit Paganini arbeitet er vor allem im Kraftraum weiter, mit Plastikbändern, Federers eigenem Körpergewicht oder mit Bällen. Paganini ist begeistert von seinem Engagement. »Er ist keinem mehr etwas schuldig, aber er arbeitet jeden Tag, als ob er allen etwas schuldig wäre. Enorm seriös, intensiv und trotzdem locker. Es gibt keinen Tag, an dem er ohne ein Lächeln zum Training erscheint.«
Am 19. Oktober treffe ich Federer zusammen mit zwei, drei anderen Schweizer Journalisten in Manacor auf Mallorca, wo er als Ehrengast an der Eröffnung von Rafael Nadals beeindruckender Tennis Academy teilnimmt. Er strahlt auch hier diese Zuversicht und Euphorie aus, von der sein Team immer wieder spricht. »Wir sind voll im Fahrplan«, sagt er, wirkt zuversichtlich und entspannt. Die Spekulation, dass er nicht mehr ins Profitennis zurückkehren könnte, wischt er auf der Terrasse des Klubhauses weg. »Ich wusste schon vorher, dass das Leben auch ohne Tennis schön ist. Aber ich habe das Gefühl, dass für mich noch etwas drinliegt.«
»Planst du eigentlich, dich noch einmal in Form zu bringen, um mit einem letzten herausragenden Erfolg abzutreten, einem letzten Hurra?«, frage ich ihn auf dem Weg zurück zum Flughafen. Seine Antwort kommt spontan, ohne zu überlegen: »Mein letztes Hurra? Das könnte Jahre dauern. Sonst hätte ich nicht eine so lange Pause genommen.« Diese Auszeit, hofft er sogar, dürfte seinem Körper auch über die Karriere hinaus zugutekommen. »Und einmal in zwanzig Jahren ein so langes Time-out zu machen, das ist schon okay.«
Aber auch er bleibt vorsichtig. Er weiß, sein Körper hat eine lange Reise hinter sich, die Uhr tickt. Im September hat er auch noch fast kein Tennis gespielt, etwa zehn, zwölf Stunden, ohne zu forcieren. »Die wichtigsten Wochen meiner Trainingsphase stehen noch bevor.«
Wer ihm da hätte voraussagen können, wie spektakulär sein Comeback verlaufen würde, den hätte er wohl nur ausgelacht. »Zuerst muss ich etwa fünf Turniere spielen, bevor ich daran denken kann, wieder Titel zu gewinnen«, blickt er an diesem Herbsttag auf Mallorca voraus. »Grund zur Euphorie gibt es keinen nach einer solchen Verletzung. Ich habe noch immer etwa achtzig Tage Zeit bis zu den Australian Open, das ist enorm viel. Doch erst die nächsten sechs bis acht Wochen werden zeigen, ob mein Knie wirklich wieder gut ist.«
Federer und Nadal, die zwei dominantesten Spieler der letzten zwölf Jahre, hätten an diesem Oktobertag noch eigentlich gerne eine Schaupartie gegeneinander bestritten, für einen guten Zweck. Doch daran ist nicht zu denken. Keiner der beiden ist körperlich in der Lage, etwas zu zeigen, das einigermaßen nach Weltklassetennis aussehen würde. Sie erinnern an diesem Tag an zwei Veteranen, die sich nach langer Zeit wieder treffen, sich über ihre gloriose Vergangenheit und gemeinsame Erlebnisse austauschen und gegenseitig mit Komplimenten überhäufen. Männer der Vergangenheit – aber keinesfalls Spieler, die das kommende Tennisjahr mit eisernem Griff dominieren werden. Es reicht gerade noch, einige Bälle auf einem Mini-Tennisfeld zu schlagen, mit einigen Junioren des Klubs.
Im November gönnt sich Federer zehn Tage Ferien. Er verlässt die Schweiz wieder einmal und fliegt nach Dubai, zum letzten und wichtigsten Teil der Aufbauphase. Auch hier ist Paganini vorerst der wichtigste Mann, das körperliche Training tritt nun aber langsam in den Hintergrund. Dafür beginnt Federer wieder das zu tun, was er am besten kann: Tennis spielen. Auch das Training am Persischen Golf verläuft problemlos. Er verfügt hier über gute Sparringspartner, wie den Amerikaner Ernesto Escobedo oder den Franzosen Lucas Pouille. Je näher das Jahresende rückt, desto stärker wird er. Irgendwann im Dezember sagt Lüthi zu ihm: »Wenn du in Melbourne so gut spielst, kannst du sogar die Australian Open gewinnen.« Er meint es nur als Scherz.
Federer ist wieder heiß darauf, Turniere zu spielen. Die vielen Sätze, die er im Training spielt, sind zwar gut, und dass er fast alle davon gewinnt, noch besser. Aber sie können echte Turniere nicht ersetzen. Am 22. Dezember lässt er seine Fans an einem dieser Trainings in Dubai über einen Live-Stream auf Twitter teilhaben. Er lässt sich ein Mikrofon umhängen und kommentiert alles, was er macht. Dabei wirkt er so motiviert wie ein Junior, der voller Vorfreude ist, weil er bald bei den Großen mitspielen darf – keinesfalls aber wie ein erfolgsverwöhnter 35-Jähriger, der schon alles gewonnen hat.
Federers Comeback ist in Australien vorgesehen, wo jeden Januar die Tennissaison beginnt und nach zwei Wochen mit kleineren Anlässen gleich das erste Grand-Slam-Turnier stattfindet, die Australian Open. Das Timing passt, denn zu diesem Land hat er eine enge Beziehung entwickelt. Nur wenig hätte gefehlt, und er wäre als Dreizehnjähriger zusammen mit seiner Familie sogar nach Sydney ausgewandert – was wohl bedeutet hätte, dass er die Tenniswelt nicht als Schweizer, sondern, falls überhaupt, als Australier erobert hätte. Wie hätte das wohl geklungen: »Please welcome: Roger Federer from Australia …«
Dass es doch nicht dazu kam, ist der St. Galler Entscheidungsmethodik zu verdanken. Dabei handelt es sich um ein System, das im Kanton St. Gallen entwickelt wurde, Robert Federers Heimat. Es bietet eine Anleitung, wie in schwierigen Situationen die richtige Lösung gefunden werden kann. In einer solchen befanden sich er und seine Frau Lynette 1995. Dem damals 48-jährigen Chemielaboranten lag ein Angebot seines Arbeitgebers vor, in Australien zu arbeiten. »Es hätte mich schon gereizt, in Sydney zu leben. Zumal es eine der schönsten Städte der Welt ist«, erzählt er mit einem glänzenden Schimmern in den Augen. Er hatte schon einmal drei Monate in Melbourne gearbeitet und war begeistert aus Australien zurückgekehrt.
Robert Federer hatte das Reisen schon immer im Blut. Seine spätere Frau Lynette lernte er in Johannesburg, Südafrika kennen, wohin es ihn in den frühen Siebzigerjahren verschlagen hatte und beide beim Schweizer Chemieunternehmen Ciba-Geigy arbeiteten. Später, als sie in der Schweiz lebten, führten ihn seine Geschäftsreisen – er hatte sich auf das Gebiet Papiere spezialisiert – für das gleiche Unternehmen durch die halbe Welt, insbesondere nach Afrika, in den Nahen Osten und nach Australien.
Roger war dreizehn, seine Schwester Diana fünfzehn. Die Eltern hatten die beiden bereits für ihre Australienpläne begeistern können. Diana, die für Pferde schwärmte, hatten sie mit der Aussicht gelockt, sie könne dort ihr eigenes Tier bekommen. Roger reizte das Abenteuer, die unbekannte Ferne, das Neue.
Aber eben – die St. Galler Entscheidungsmethodik. »Anhand dieser benoteten wir verschiedene Kriterien nach ihrer Wichtigkeit, und am Ende kam eine Zahl heraus«, beschreibt der Vater das Vorgehen. »Es war extrem knapp. Einen Tag waren wir für Australien, am nächsten dagegen.« Etwa vier Wochen lang habe das Hin und Her gedauert. »Es war praktisch ein 50/50-Entscheid«, bestätigt Lynette. Letztendlich seien sie aber zum Schluss gekommen, dass es vorteilhafter wäre, in der Schweiz zu bleiben. Den Ausschlag gaben zwei Faktoren: das soziale Umfeld in der Schweiz und Rogers Perspektiven im Tennis. In Sydney wären sie vor einem Neuanfang gestanden, ihre bisherigen Beziehungen hätten sie mehrheitlich aufgeben müssen. »Wenn man fünfzig oder älter ist, schließt man nicht mehr so leicht Freundschaften«, erklärt der Vater ihre Überlegungen. »Die guten Freundschaften sind ja jene mit Leuten, die du schon lange kennst, mit denen du studiert oder gemeinsam Kinder aufgezogen hast.«
Die andere entscheidende Frage war, ob Roger in Australien im Tennis gleich gute Möglichkeiten vorgefunden hätte wie in der Schweiz. »Wir kannten die Situation dort nicht. Aber wir wussten: In Basel hatte er ideale Bedingungen, mit Peter Carter als Trainer und der Unterstützung von Swiss Tennis«, erinnert sich Robert. »Dazu kam, dass es in der Schweiz viele Juniorenturniere für alle verschiedenen Alterskategorien gab, was ideal war.« Roger war bereits Landesmeister der bis Vierzehnjährigen.
»Ich denke, dass wir richtig entschieden haben«, sagt Lynette. »Roger machte zu jener Zeit riesige Fortschritte im Tennis und wurde sehr gut betreut. Zudem hatten wir einen schönen Freundeskreis. Die meisten davon waren Schweizer, die wir teilweise schon in Südafrika kennengelernt hatten. Die hätten uns in Australien nicht alle paar Monate besucht.«
Als sie den Kindern den Entscheid mitteilten, war das für diese ein Drama. »Sie fragten immer wieder: Warum gehen wir nicht, warum?«, erinnert sich der Vater. »Für Roger brach eine Welt zusammen, und er weinte sehr.«
Als Trost für die Nicht-Auswanderung gönnte sich die Familie im Sommer 1995 einen Australienurlaub. Ausgangspunkt war Sydney, wo der Vater zuvor drei Monate gearbeitet hatte. Von dort aus ging es in den Norden, ans Great Barrier Reef. Roger war von Sydney begeistert und nahm es sogleich in den Kreis seiner Lieblingsstädte auf. Ob er bereits ahnte, dass er hier Jahre später die Liebe seines Lebens finden würde?
Dass Australien ihm so stark ans Herz wuchs, hatte aber auch damit zu tun, dass mit Peter Carter sein wichtigster Trainer der Juniorenjahre von dort kam. Mit dem stets freundlichen und bescheidenen früheren Tennisprofi aus dem Städtchen Nuriootpa im Barossa Valley, unweit von Adelaide, wurde er zum weltbesten Junioren und stieß in die Top 50 der Weltrangliste vor.
Obwohl sie im Jahr 2001 nicht mehr zusammen arbeiteten, war es ein Schock für Federer, als ihn die Nachricht von Carters Tod ereilte. Der Australier, der damals gerade erst Captain des Schweizer Davis-Cup-Teams geworden war, verunglückte am 1. August, kurz vor seinem 37. Geburtstag, auf der Hochzeitsreise in Südafrika. Er war mit einem Land Rover unterwegs in der Nähe des Kruger-Nationalparks, zusammen mit einem Freund. Carters Frau Silvia, eine Schweizerin, befand sich in einem zweiten Auto, das vorausfuhr. »Unser Freund musste einem entgegenkommenden Minibus ausweichen, der bei einem waghalsigen Überholmanöver frontal auf sie zukam«, schildert sie den Unfall. Beim Versuch, die Kollision zu verhindern, geriet der Wagen außer Kontrolle, durchschlug ein Brückengeländer und stürzte drei Meter in die Tiefe, wo er auf dem Dach landete.
Carters Tod verstärkte Federers Beziehung zu Australien nur noch. Er begann, dessen Eltern Bob und Diana zu den Australian Open einzuladen; eine Geste, die zur Tradition wurde. Die Davis-Cup-Teams Australiens und der Schweiz vereinbarten zudem, in ihren Begegnungen auch um den sogenannten Peter-Carter-Cup zu spielen.
Der Kontinentalstaat sollte für Federer viele Enttäuschungen und Höhepunkte bereithalten. Als Junior gewann er 1998 dort gleich sein erstes Turnier, im Bundesstaat Victoria. Gleich danach stieß er im Nachwuchsturnier der Australian Open in die Halbfinals vor, unterlag dort aber nach einem vergebenen Matchball dem gleichaltrigen Andreas Vinciguerra. Der Schwede galt als Ausnahmetalent, sollte es aber nie ganz an die Spitze schaffen.
Von da an musste Federer vorerst in Australien vor allem Enttäuschungen verarbeiten. Wie das Ausscheiden in der Qualifikation zu den Australian Open 1999 oder das tränenreiche Aus bei den Olympischen Spielen in Sydney ein Jahr später. In seinem bisher besten Turnier verschaffte er sich dort als Teenager gleich zwei Chancen, eine Medaille zu gewinnen. Doch zuerst verlor er das Halbfinale gegen Tommy Haas und danach auch das Spiel um Bronze gegen den Franzosen Arnaud di Pasquale.
Trotzdem wurde Sydney 2000 für Federer zu einem schicksalhaften Moment. Denn am Rande des olympischen Turniers kam er der drei Jahre älteren Miroslava Vavrinec näher, die ebenfalls zum Schweizer Team gehörte und zum wichtigsten Menschen seines Lebens werden sollte. Ein Jahr später feierte er in Australien an der Seite einer anderen Frau einen seiner bisher schönsten Erfolge, als er mit der ein Jahr älteren Martina Hingis, der jüngsten Nummer 1 im Frauentennis, den Hopman Cup gewann.
Umso bitterer war die Reise nach Melbourne im Herbst 2003, als er als neuer Wimbledonsieger mit dem Schweizer Davis-Cup-Team im Halbfinale auf Australien traf. Er war in hervorragender Form und hatte in diesem Wettbewerb zehn Siege und 31 gewonnene Sätze in Folge hinter sich, als er gegen Lleyton Hewitt in der Rod Laver Arena 7:5, 6:2, 5:3 führte und zum Sieg aufschlug, trotzdem aber noch verlor und die Schweiz damit ausschied. Federer war erschüttert. Der Flug zurück nach Europa wurde zu einem der längsten seines Lebens. »Im Flugzeug war ich kaputt. Alles schmerzte.«
Wahrscheinlich hätte er es damals selbst nicht für möglich gehalten, dass die Triumphe, die für ihn in Melbourne noch folgen sollten, diese bittere Niederlage mehr als aufwiegen würden. Dass er ein paar Monate später, am 30. Januar 2004, auf dem gleichen Court nach einem Sieg im Halbfinale der Australian Open gegen Juan Carlos Ferrero im Wissen auf die Knie sinken würde, dass er erstmals die Nummer 1 der Weltrangliste würde. Dass er zwei Tage später hier auch Marat Safin schlagen und seinen zweiten Grand-Slam-Titel erobern würde. Dass er am selben Ort noch unzählige weitere bedeutende Siege und Grand-Slam-Pokale erringen würde. Und dass seine Karriere hier im Alter von 35 Jahren eine neue, nicht mehr erwartete Wende nehmen würde?
Perth gilt als einsamste Großstadt der Welt. Aus dem Weltraum betrachtet, funkelt die Stadt im Westen Australiens nachts wie ein Diamant im Niemandsland. Der Hopman Cup, der hier seit 1988 stattfindet, ist auch nicht gerade der Nabel der Tenniswelt: ein Einladungsturnier mit acht Nationalteams, die aus einem gemischten Doppel bestehen, und bei dem es vornehmlich darum geht, sich einzuspielen für die bevorstehenden Australian Open. Weltranglistenpunkte werden hier keine vergeben, dafür ist schon vor dem Turnier klar, dass alle Teilnehmer mindestens drei Einzel und drei gemischte Doppel absolvieren können. Dennoch ist das Turnier in der lokalen, sportverrückten Bevölkerung beliebt.
Dass Federer die Stadt für sein Comeback im Januar 2017 aussucht, ergibt Sinn. Er braucht jetzt keine Punkte, sondern vor allem Matchpraxis. Perth empfängt ihn, wie nur eine nach Weltklassesport dürstende Stadt einen Sportstar empfangen kann. »Es war wie ein Staatsbesuch eines hohen Politikers«, erzählt eine australische Journalistin. Empfänge, Ansprachen, Polizeieskorten – ob des überwältigenden Interesses beschließt Federer, sein erstes Training öffentlich anzusetzen. 6000 Fans strömen in die Perth Arena, um zu verfolgen, wie er erstmals seit fünfzehn Jahren in ihrer Stadt ein paar Bälle schlägt. Damals war er noch kein Grand-Slam-Sieger gewesen und mit seiner Freundin und späteren Frau Miroslava Vavrinec noch ziemlich unbeachtet an diesem Turnier angetreten.
13 600 Zuschauer kommen, als Federer am 2. Januar 2017 ins Turnier startet, ein Tagesrekord. Sie empfangen ihn mit stehenden Ovationen zu seiner ersten Wettkampfpartie seit dem Halbfinale in Wimbledon, 177 Tage zuvor. Er gewinnt gegen den Engländer Daniel Evans klar und schlägt mit seiner Partnerin Belinda Bencic Großbritannien 3:0. Federer zeigt darauf auch gegen Alexander Zverev, gegen den er nach drei im Tiebreak entschiedenen Sätzen verliert, sowie beim klaren Sieg über Richard Gasquet, dass er die Pause gut genutzt hat. »Das war die perfekte Vorbereitung für die Australian Open«, resümiert er. Er sei gegen drei unterschiedliche Spielertypen angetreten und sehr zufrieden mit seinen Leistungen. Dass Bencic und er den Gruppensieg und Finaleinzug knapp verpassten, ist Nebensache.
In Melbourne checkt er im gleichen Hotel ein, in dem er sich vor einem Jahr im Bad das linke Knie verletzt hat – abergläubisch ist er noch nie gewesen. Während des Grand-Slam-Turniers ist der Rummel gewaltig, die Ferienstimmung und Lockerheit von Perth sind verflogen. Vieles ist für Federer nun ungewohnt. Plötzlich gilt er nicht als einer der Top-Favoriten, im offiziellen Programmheft erscheint sein Porträt nur klein, zusammen mit fünf anderen auf einer Seite. Hinter ihm liegt ja auch ein halbes Jahr ohne Weltranglistenturniere, für Tennisprofis eine Ewigkeit. Er ist auf Rang 17 zurückgefallen, besetzt auch in der Gesetztenliste diese ungewohnt tiefe Position und erhält eine entsprechend schwierige Auslosung.
Schon ab der dritten der sieben Runden könnte er bei entsprechendem Turnierverlauf ausschließlich auf Top-Ten-Spieler treffen. Seine starken Vorstellungen beim Hopman Cup haben die Euphorie um ihn aber angeheizt. Rod Laver, Australiens bedeutendste Tennislegende, lässt sich zu der Prognose hinreißen: »Wenn für Federer alles gut läuft, kann er den Titel holen.« Eine Aussage, die viele an der Ernsthaftigkeit des liebenswürdigen Mannes zweifeln lassen.
Federer ist einfach froh, es als Spieler nach Melbourne geschafft zu haben. Zu seiner Auslosung befragt, die die Zeitung Melbourne Age als »Highway to hell« bezeichnet, überrascht er mit der Aussage: »Es ist eine gute Auslosung – weil mein Name dabei ist.« Die Ungewissheit, wo er leistungsmäßig steht, macht ihn nervöser als üblich, dafür sind die Erwartungen viel kleiner. »Schön wäre es, wenn ich in die Viertelfinals vorstoßen könnte«, sagt er, »die Halbfinals können nicht das Ziel sein.« Es sei ja schon ein Erfolg, dass er überhaupt am Start sei.
Severin Lüthi bekräftigt diese ungewohnt niedrige Erwartungshaltung: »Egal, wie dieses Turnier ausgeht: Wir sind einfach happy, wie die letzten Monate verlaufen sind. Von Titelgewinnen können wir jetzt noch nicht sprechen.« Weil er vor einem Jahr im Halbfinale stand, würde Federer mit einer frühen Niederlage in der Weltrangliste abstürzen, aus den Top 30 fallen. Was dann los wäre, kann sich Lüthi lebhaft vorstellen: »Es würde wieder heißen: Er hat den Absprung verpasst.« Doch er ist überzeugt: »Spielerisch ist Roger voll da, er hat alle seine Schläge wiedergefunden.«
Davon ist vorerst allerdings nichts zu sehen. Federer startet in einem weißen, mit unregelmäßigen schwarzen Linien schraffierten T-Shirt, das an ein Zebra erinnert und unruhig wirkt und laut Daily Mail aussieht wie das Flimmerbild eines TV-Bildschirms. Sein erster Gegner ist einer der wenigen Spieler im Feld, die noch älter sind als er, der österreichische Qualifikant Jürgen Melzer, lediglich die Nummer 300 der Welt. Die Partie am Montagabend beginnt für ihn alarmierend: Die ersten vier Punkte verliert er, alle mit Bällen, die er unsauber und mit dem Rahmen seines Schlägers trifft – die Nervosität. Es entwickelt sich ein hektisches Match, das Federer am Ende aber doch noch 7:5, 3:6, 6:2, 6:2 gewinnt. »Ich war angespannt, musste mich erst beruhigen und lockerer werden«, sagt er danach. Er sei so froh und dankbar gewesen, wieder ein Turnier bestreiten zu können, dass er selbst bei einer Niederlage zufrieden gewesen wäre. »Das sind nicht die Gefühle, die ein Tennisspieler haben will. Sie müssen möglichst bald wieder verschwinden«, beschwört er.
Mit dem jungen Amerikaner Noah Rubin steht ihm am Mittwoch gleich noch einmal ein Qualifikant gegenüber, diesmal die Nummer 200. Und wieder tut er sich schwer. Er muss im dritten Satz zwei Bälle zum 2:6 abwehren, gewinnt aber dank seiner Erfahrung noch 7:5, 6:3, 7:6. Damit ist das Einspielen vorbei. Denn in der nächsten Runde wartet Tomáš Berdych, ein Top-Ten-Spieler, gegen den er schon sechsmal verloren hat. Federer sagt es selber: »Ich muss mich steigern, und zwar schnell.«
Genau das geschieht, auf fast wundersame Weise. Der Rückkehrer verwandelt sich anhand der Gefahr, die von Berdych ausgeht, vom Zauderer zum Zauberer. Schlagartig ist seine Magie zurück. Er lässt dem Tschechen beim 6:2, 6:4, 6:4 keine Chance, schlägt in neunzig Minuten vierzig Winner. Sogleich meldet sich sein Selbstvertrauen wieder: Dieser Sieg ist das Signal, das er gebraucht hat. Er kann es noch, er kann immer noch Topspieler bezwingen, sogar so klar wie in den besten Zeiten.
Gegen Kei Nishikori, die Nummer 5, nimmt er den Schwung mit, gewinnt sein Achtelfinale in fünf Sätzen und legt damit die Bestätigung ab, dass auch sein Körper wieder für anspruchsvollere Aufgaben gerüstet ist. »Er spielt einfach schlau Tennis«, lobt ihn Michael Chang, der Coach Nishikoris. »Und tief im Innern ist er sich bewusst, dass er ein Champion ist, der überall siegen kann.«
Dann öffnet sich das Tableau plötzlich. Federer trifft im Viertelfinale nicht wie erwartet auf den starken Andy Murray, sondern den Außenseiter Mischa Zverev, der den schottischen Weltranglistenersten mit seinen unablässigen Netzattacken überrumpeln konnte. Federer widerfährt dieses Schicksal nicht, er ist wachsam gegen den deutschen Linkshänder und passiert ihn am Netz so oft, dass diesem schwindlig werden muss. Er steht damit im Halbfinale, hat sein Vorjahresresultat egalisiert, einen massiven Rückfall in der Weltrangliste abgewendet und längst alle Erwartungen übertroffen.
Schlechter ist derweil das Turnier für seinen letztjährigen Bezwinger Novak Djokovic verlaufen, der überraschend in der zweiten Runde gegen den Usbeken Denis Istomin ausschied. Im Halbfinale steht Federer dafür ein anderer alter Bekannter gegenüber: Stan Wawrinka, sein unter dem schwedischen Coach Magnus Norman zum Champion gewordener Landsmann, mit dem er in Peking 2008 im Doppel die olympische Goldmedaille gewonnen hat. Der Westschweizer steht als Nummer 4 inzwischen nicht nur klar vor ihm, er hat in den Jahren 2014, 2015 und 2016 im Gegensatz zu ihm auch jeweils einen Grand-Slam-Titel gewonnen, zuerst hier in Melbourne, dann in Paris und schließlich in New York. Wawrinka gilt inzwischen als Nummer 1 der Schweiz.
Es ist das zweite Mal, dass zwei Schweizer sich um einen Platz im Finale eines Major-Turniers duellieren, nachdem Federer an den US Open 2015 bei der ersten Gelegenheit deutlich siegte. Auch in Melbourne sichert er sich die ersten beiden Sätze, doch dann geschieht etwas Seltsames: Wawrinka verlässt mit Tränen in den Augen den Court, er ist enttäuscht, und wieder einmal schmerzt sein linkes Knie. Er kommt dann aber wie verwandelt zurück, gewinnt den dritten Satz in nur zwanzig Minuten und holt sich auch den vierten. Jetzt ist es Federer, der den Platz verlässt. Ihn schmerzen schon seit Tagen die Adduktoren im linken Bein.
»Die Mauer, die ich schon lange befürchtet habe, ist gekommen«, habe er in diesem Moment gedacht, wie er später erzählt. Doch es gelingt ihm, sie zu durchbrechen. Dank seiner Erfahrung und seiner Siegermentalität gewinnt er wieder die Oberhand. Er wehrt im fünften Satz zwei Breakbälle ab, siegt am Ende mit 7:5, 6:3, 1:6, 4:6, 6:3 und steht tatsächlich im Endspiel – erstmals seit sieben Jahren in Melbourne, als 35-Jähriger und beim ersten Turnier seit einem halben Jahr.
»Dies ist die Bestätigung für alles, was ich in den letzten zwölf Jahren gemacht habe«, sagt er euphorisch. »Meine Arbeit mit Pierre Paganini war immer auf eine lange Karriere ausgerichtet.« Seinen Finalgegner kennt er an diesem Donnerstag noch nicht. Diesen ermitteln Rafael Nadal und Grigor Dimitrov erst am Freitag. Federer wird ihr Halbfinale zusammen mit seinen Coaches Ivan Ljubičić und Severin Lüthi während der ganzen fünf Sätze verfolgen und wertvolle Rückschlüsse ziehen können. Denn Dimitrov spielt ähnlich wie er, der Bulgare hält auch bis zuletzt gut mit, verliert aber doch noch. Als Nadal an diesem Abend endlich das Finale erreicht, hat sich Federer gedanklich schon mehrere Stunden mit ihm beschäftigt, zusammen mit seinen Coaches, zwei anderen schlauen Tennisanalytikern.
Australien fasziniert Federer nicht nur wegen der Tatsache, dass er einst fast hierhin ausgewandert wäre. Er schätzt auch dessen reiche Tennishistorie und den hohen Stellenwert, den diese Sportart hier besitzt. Schon früh hat er mitbekommen, dass Australien eine unvergleichliche Fülle legendärer Champions hervorgebracht hat und immer noch hervorbringt. Die vielen australischen Grand-Slam- und Davis-Cup-Sieger waren für ihn anfänglich nur Namen und unscharfe Schwarz-Weiß-Bilder, die sich in seinen Sport eingraviert hatten und zu denen er aufschaute: Rod Laver, Roy Emerson, Ken Rosewall, John Newcombe, Neale Fraser, Lew Hoad, Frank Sedgman, Ashley Cooper, Tony Roche … Über die Jahre lernte er immer mehr dieser Größen persönlich kennen, was sein Interesse und seine Bewunderung noch verstärkte.
Wie viel ihm die australische Tennisgeschichte bedeutet, illustriert das Vorwort, das Federer für die 2013 erschienene Autobiografie von Rod Laver verfasst hat. »Wenn du deinen Sport wirklich liebst, musst du seine Geschichte studieren, damit du verstehst, wie er zu dem geworden ist, wie wir ihn heute kennen«, beginnt der Text. Federer erzählt, wie er Laver erstmals traf, nur wenige Tage vor seinem Finale der Australian Open 2006 gegen Marcos Baghdatis, nach dem dieser ihm dann die Norman-Brookes-Trophäe übergab. Federer bewegte jener Moment so sehr, dass er einen seiner berührendsten öffentlichen Tränenausbrüche erlebte.
»In diesem Augenblick traf mich die Größe des Moments mit voller Wucht, und ich realisierte, wie glücklich ich war, die Trophäe von Rod persönlich überreicht zu bekommen«, beschreibt er die Szene. Er hatte damals mit Tony Roche einen anderen früheren australischen Grand-Slam-Sieger als Coach. Roche war mit Laver befreundet und hatte arrangiert, dass Federer ihn im Laufe dieses Turniers einige Male traf und ihn näher kennenlernte. Roche hatte ihm an vielen langen Abenden Geschichten und Anekdoten aus den Zeiten erzählt, als die »Aussies« die Tenniswelt noch fast nach Belieben dominierten. Dass er Laver nun selber kennenlernte und merkte, dass sie etliche Gemeinsamkeiten hatten (»Wir waren beide zu Beginn der Karriere scheu«), motivierte und inspirierte ihn. Zumal er rasch feststellte: »Rod ist ganz einfach eine der nettesten Personen, die ich je getroffen habe.«