1. Ausgabe 2018
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© 2018 Thomas Schneider, Kirchberg
ISBN 978-3-7528-5387-2
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Für Judith, die mir immer den Rücken freihielt,
ohne mir jemals in denselben zu fallen.
Ich hab mein Herz wohl einst verloren
in Heidelberg, wo ich geboren
am achten Tag des Februar.
Als ich mir so die Welt besah,
da dachte ich bei mir verwundert,
damals im Jahre neunzehnhundert
einundfünfzig ist`s gewesen -
natürlich konnt ich noch nicht lesen -
dass es ein Ziel wär, hier auf Erden
sobald es ging dichter zu werden.
Hab schnell die Windeln abgelegt
und dann schon bald den Wunsch gehegt,
wolllt aus dem Wie- ein Hauptwort machen,
die meisten fanden das zum Lachen.
Das Wiewort hat sich lang geziert,
doch ich hab`s so lang dekliniert,
bis es dann schließlich resigniert
und doch zum Hauptwort ist mutiert.
So kann ich mich jetzt Dichter nennen,
die einst gelacht, müssen bekennen:
Das hätten wir uns nie gedacht,
dass der einmal Karriere macht.
Die Gedanken lass ich fliegen,
schau mir selbst beim Dichten zu,
wie die Reime Kinder kriegen,
mit dem Vers auf Du und Du.
Während gänzlich ohne Schranken
Strophen sich zu Strophen schwingen,
höre ich schon in Gedanken
manchen neuen Vers erklingen.
Ohne Grenzen sind die Themen,
ich lass ihnen freien Lauf,
will auch keinen Einfluss nehmen,
schreib sie, wie sie kommen, auf.
Muss dabei auf nichts verzichten,
seh zu, wie die Zeit vergeht,
während Reime sich verdichten,
und so ein Gedicht entsteht.
Und wieder ist er aufgegangen,
der einsam jetzt am Himmel thront.
So viele über ihn schon sangen,
den schönen, gelben, runden Mond
Wie aber kam es zu dem Flair,
dass man bewundernd auf ihn schaut?
Die Zuneigung fiel keinem schwer,
er wirkt so freundlich, so vertraut.
Sei`s dass in einem Wiegenlied
man seine sanfte Wirkung preist,
oder, wie man bei Goethe sieht,
der auch die Ehre ihm erweist
und beschreibt wie er von fern
bewundernd ahnt des Mondes Glanz,
im holden Licht den Abendstern
in sich aufnimmt, voll und ganz.
Bei Brentano kann man lesen
wie des Mondes stille Tränen
tröstlich jederzeit gewesen,
so dass schließlich all sein Sehnen
und der Nacht verborgnes Weh,
wenn das Abendrot versunken,
ganz alleine von ihm geh.
Man erlebt ihn freudetrunken,
das hätt Schiller wohl gesagt,
doch warum sprüht er keine Funken,
hätt er gleichzeitig gefragt.
Vielleicht kann der Mann im Mond,
der seit Ewigkeit dort wohnt,
uns die Antwort darauf geben,
warum wir unser ganzes Leben
so vom Mond beeindruckt sind.
Ob ich je die Antwort find?
Wenn jemand sich ein Schnitzel brät,
weiß er zumeist auch, wie das geht.
Doch man erlebt auch dann und wann,
dass sich im Haus der Ehemann,
obwohl von jeder Kenntnis frei,
denkt, da sei wirklich nichts dabei.
Er stellt sich freudig an den Herd,
doch schon der Anfang ist verkehrt,
nicht, dass er keine Pfanne hätt,
was er jedoch vergisst, ist Fett.
Nachdem das Fleisch er gut gewürzt,
erkennt schon bald er tief bestürzt:
Da läuft wohl etwas ziemlich schief!
Weshalb er jetzt die Gattin rief.
Die kam auch sofort angerannt,
das Fleisch jedoch war längst verbrannt.
Auch um die köstliche Panade
war es natürlich wirklich schade.
Die Frau, die gleich den Fehler sah,
meinte dazu nur lapidar,
die Schnitzel können wir vergessen,
gehn wir zum Italiener essen.
Und was lernen wir daraus?
Nicht jede Tätigkeit im Haus
ist so einfach wie gedacht.
Drum ist es besser, jeder macht
das, was er am besten kann.
Das weiß jetzt auch der Ehemann.
Bin schon überall gewesen,
Australien, Asien, Afrika,
doch noch nirgends musst ich lesen,
was ich jetzt in Deutschland sah:
Graue, verblichne Häuserwände
in einer Straße ohne Grün,
verständlich, dass ein jeder fände
da müsse man gleich weiterziehn.
An einer Wand stand da geschrieben:
Unser Führer lebe hoch!
Wer war da zurückgeblieben?
Lebt die Idee denn immer noch?
Wer wohnt wohl hinter diesen Mauern?
Konnte es denn möglich sein,
dass hier Gedanken überdauern?
Fast möchte man vor Wut laut schrein.
Aus blinden Fenstern scheint kein Licht,
kein Laut dringt aus zerkratzten Türen.
Was hier an Hoffnungen zerbricht,
das kann man förmlich spüren.
Es riecht nach schlechtem Fisch und Kohl,
nach Sauerkraut und altem Fett.
Bei den Gerüchen denkt man wohl,
wenn ich nur einen Schnupfen hätt.
Wie eine große dunkle Decke
liegt die Nacht über der Stadt.
Man glaubt beinah, dass sie verstecke,
was einer da geschrieben hat.
Hab längst schon diesen Ort verlassen,
Wo derart Unglaubliches stand.
Doch kann ich`s immer noch nicht fassen,
dass es das gibt in unserem Land.
Was schlecht war, muss man auch so nennen,
wer böse war, ist jetzt nicht gut.
Man muss zur Wahrheit sich bekennen,
doch manchen fehlt dazu der Mut.
Wer heut noch zu dem Führer hält,
wer glaubt, die Arbeit mache frei,
der glaubt auch noch, dass unsre Welt
in Wahrheit eine Scheibe sei.
In des Stillen Ozeans Weiten
war in längst vergangnen Zeiten
von einem großen Fisch zu hören,
den schienen Schreibfehler zu stören.
So konnte er es kaum verwinden,
ließ sich bei dem Blauwal finden
zwischen a und l ein h.
Denn natürlich war ihm klar:
Ist auch der Wal ein Säugetier,
besteht trotzdem ein Irrtum hier,
denn darauf könnt man sicher wetten,
dass Wale noch kein Wahlrecht hätten.
Dass mancherorts den Kabeljau
wie in China den Chow-Chow,
man mit ‘ow‘ am Ende schreibt,
ihm Tränen in die Augen treibt.
Den Höhepunkt hat er erreicht,
wenn er die Schreibweisen vergleicht
von der Mo- und der Muräne.
Nur die mit ‘u‘ hat spitze Zähne,
bei der mit ‘o‘ denkt man an Eis,
denn sie dient letztlich als Beweis,
dass früher dort ein Gletscher war.
Der große Fisch, der weiß es zwar,
doch es den andern beizubringen,
das will ihm einfach nicht gelingen.
So hat er sich zurückgezogen
aus des Stillen Ozeans Wogen.
Will man heute ihn noch sehn,
reicht es, in den Zoo zu gehn.
Versucht dort Eis- und Stachelbären
die rechte Schreibweise zu lehren,
doch dass erfolglos er gewesen
muss man hier nun leider lesen.
Inzwischen ist es ihm egal,
mit wieviel a schreibt man den Aal,
ob er blau ist oder zittert,
denkt der Fisch völlig verbittert,
soll mich auch nicht länger stören,
will auch nichts mehr davon hören,
schreib ich`s mit o oder mit u,
ich will nur einfach meine Ruh!
Ja, der Haifisch, der hat Zähne,
und jetzt, da ich sie grad erwähne,
da tun sie ihm auf einmal weh.
Es zieht vom Kopf bis in den Zeh,
besser gesagt, bis in die Flossen.
Und das, was er bislang genossen,
das kann der Hai jetzt kaum noch beißen.
Muss in diesem Fall wohl heißen,
dass er zum Zahnarzt sich begibt,
den auch der Hai nicht grade liebt.
Bekommt dort schnell einen Termin.
„Den Zahn, den muss ich leider ziehn!“,
hat der Arzt gleich festgestellt,
was dem Hai zwar nicht gefällt,
aber nicht zu ändern ist.
Denn wenn jemand gerne frisst,
behindert ihn ein kranker Zahn.
Zum Glück für ihn steht hintendran
allerdings schon längst ein neuer,
weil ein Haifisch ungeheuer
viele Zähne hat im Rachen.
Könnte deshalb drüber lachen,
doch steht ihm aufgrund der Schmerzen
derzeit nicht der Sinn nach Scherzen.
Eins jedoch hat er gelernt,
als man ihm den Zahn entfernt:
Die Zähne besser jetzt zu pflegen,
damit er nicht der Schmerzen wegen
ein weitres Mal zum Zahnarzt muss.
Denn das ist wahrlich kein Genuss,
noch nicht einmal für einen Hai,
auch nicht, wenn er der Weiße sei.
Wir merken es in diesen Tagen,
dass fast vorbei die Mückenplagen.
Es fliegen immer wen`ger Pollen,
die unsre Nasen reizen wollen.
Die Sonne will früh untergehn,
ist morgens auch erst spät zu sehn.
Vergangen sind die Sommerträume,