„Auf der Jagd nach der Wahrheit sind wir nicht
zuerst Jäger und dann Menschen;
wir sind zuerst und stets Menschen, dann Jäger.“
Daniel Coit Gilman, Oktober 1883.

Impressum:

© 2018 Hellmuth K. Nowak (Übers.)

Originaltitel: ONE HUNDRED PROOFS THAT THE EARTH IS NOT A GLOBE. Baltimore, 1885.

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.

ISBN: 978-3-75284-610-2

Einführung.

„Parallax“, der Gründer der „Zetetischen Philosophie“, ist tot; und es wird jetzt vor allem die Pflicht derer, die ihn persönlich kannten und in der Sache der Wahrheit gegen den Irrtum mit ihm arbeiteten, die Arbeit wieder aufzunehmen, die ihren Händen überlassen wurde. Dr. Samuel B. Rowbotham beendete in England, dem Land seiner Geburt, am 23. Dezember 1884 im Alter von 89 Jahren seine irdische Arbeit. Er war gewiß einer der klügsten Männer. Und obwohl seine Arbeit als öffentlicher Dozent sich auf innerhalb der Grenzen der britischen Inseln beschränkte, so sind doch seine veröffentlichten Werke überall auf der Welt bekannt, und verdienen es, aufzuleben und erneut veröffentlicht zu werden, wenn Bücher über das jetzt beliebte System der Philosophie eines Tages nurmehr als Bündel von Altpapier betrachtet werden. Seit einigen Jahren hat „Parallax“ die Erkenntnisse der Fakten, die die Grundlage seines Systems formen, ohne die geringste Anerkennung aus der Zeitungspresse veröffentlicht, bis im Januar 1849 die Menschen von der „Wilts Independent“ informiert wurden, daß Vorträge ausgeliefert würden von „einem Herrn, der den Namen ‚Parallax’ angenommen hätte, in denen dieser zu beweisen versuche, daß die moderne Astronomie unvernünftig und widersprüchlich sei“; daß der Vortragende „großes Geschick“ zeigen würde, und daß er sich als „gründlich vertraut mit dem Gegenstand in all seinen Bereichen“ erwiesen habe. So war der Anfang – das Ende wird nicht so leicht beschrieben sein. Die Wahrheit wird immer Befürworter finden – Menschen, denen die Meinung der Gesellschaft völlig gleichgültig ist, ganz gleich, welche Form sie annehmen mag, da sie wissen, daß sie die Situation überschauen und daß die Vernunft stets der Sieger ist! Im Jahr 1867 wurde „Parallax“ als „ein Vorbild von Höflichkeit, Aufgeräumtheit und meisterlicher Debattierfähigkeit“ beschrieben. Der Autor der folgenden, hastig aufgestellten Seiten ist stolz darauf, viele angenehme Stunden in der Gesellschaft von Samuel Birley Rowbotham verbracht zu haben.

Eine vollständige Skizze der „Zetetischen Philosophie“ kann man unmöglich in einem kleinen Buch ausdrücken; und viele Dinge bleiben notwendigerweise unausgesprochen, die vielleicht hätten berührt werden sollen, die aber in gewissem Maße den festgelegten Plan gestört hätten – der Zusammenfassung in der prägnanten Form der „100 Beweise, daß die Erde keine Kugel ist“. Vieles von dem, was die wahre Natur der Erde, auf der wir leben, und der Himmelskörper, die FÜR UNS geschaffen wurden, betrifft, läßt sich indirekt den Argumenten dieser Seiten entnehmen. Der Leser wird gebeten, in dieser Angelegenheit geduldig zu sein und nicht zu erwarten, daß durch die dichten Wolken der Opposition und der Vorurteile hindurch, die überall umherschweben, eine ganze Flut von Licht auf einmal auf ihn einströmt. Manche Leute müssen sich zuerst alter Ideen entledigen, bevor sie sich neuen widmen können; und dies wird besonders in Bezug auf die Sonne der Fall sein, über die wir von Herrn Proctor gelehrt werden: „Die Kugel der Sonne ist so viel größer als die der Erde, daß nicht weniger als 1.250.000 Kugeln, die so groß wie die Erde wären, benötigt würden, wollte man eine Kugel zusammensetzen, welche so groß wie die Sonne ist.“ Wir wissen hingegen, da sich zeigt, daß die Sonne sich im Kreis über der Erde bewegt, daß ihre Größe proportional geringer ist. Wir können dann leicht verstehen, daß Tag und Nacht und die Jahreszeiten durch ihre täglichen Umkreisungen in einem konzentrischen Kurs mit dem Norden herbeigeführt werden, deren Ausmaß sich bis Ende Juni verringert und sich bis Ende Dezember vergrößert, wobei die äquatoriale Region der Bereich ist, der von der mittleren Bewegung der Sonne abgedeckt wird.

Wenn nun diese Seiten nur dazu dienen, den Forschergeist zu wecken, wird der Autor zufrieden sein.

Hundert Beweise dafür,
daß die Erde keine Kugel ist.

Wenn der Mensch die Sinne benutzt, die Gott ihm gegeben hat, erlangt er Wissen; wenn er sie nicht benutzt, bleibt er unwissend. Herr R. A. Proctor, der als „der größte Astronom des Zeitalters“ bezeichnet wurde, sagt: „Die Erde, auf der wir leben und in der wir uns bewegen, scheint flach zu sein.“ Damit meint er nicht, daß sie für den Menschen flach zu sein scheint, der die Augen vor der Natur verschließt, oder der nicht im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte ist: Nein, er meint den durchschnittlichen, geistig regen Menschen mit gesundem Menschenverstand. Er fährt fort: „Das heißt, obwohl es Hügel und Täler auf ihrer Oberfläche gibt, scheint sie dennoch zu allen Seiten auf ein und derselben allgemeinen Ebene zu liegen.“ Wiederum sagt er: „Es scheint uns nichts daran zu hindern, in jeder Richtung, so weit wir wollen, im Kreis, der Horizont genannt wird, wo der Himmel die Ebene der Erde zu treffen scheint, um uns herum zu reisen.“ „Die Ebene der Erde!“ Herr Proctor weiß genau, worüber er spricht, denn das Buch, aus dem wir seine Worte entnehmen, „Lektionen in grundlegender Astronomie“, wurde, wie er sagte, geschrieben, „um den Anfänger gegen die verfänglichen Einwände zu schützen, die von Zeit zu Zeit gegen akzeptierte astronomische Theorien vorgebracht wurden.“ Diese Dinge, die verteidigt werden müssen, sind also jene „akzeptierten astronomischen Theorien!“ Es ist nicht die Wahrheit, die man gegen die Angriffe des Irrtums verteidigen soll – Oh, nein: bloße „Theorien“, ob wahr oder falsch, weil sie „akzeptiert“ wurden! Akzeptiert! Sie wurden akzeptiert, weil man dachte, daß es sich nicht lohnte, sie überhaupt anzusehen. Sir John Herschel sagt: „Wir sollten von Anfang an das kopernikanische System der Welt für selbstverständlich halten.“ Ihm war es egal, ob es das richtige oder ein falsches System war, sonst hätte er das nicht getan: Er hätte es sich genauer angesehen. Aber fürwahr, die Theorien sind akzeptiert, und natürlich sind die Menschen, die sie akzeptiert haben, auch diejenigen, die sie verteidigen werden, soweit sie nur können. Also versucht Richard A. Proctor sich daran; und wir werden sehen, wie es ihm mißlingt. Sein Buch wurde ohne irgendeine Datumsangabe veröffentlicht. Aber es gibt interne Hinweise, die diese Angelegenheit genau genug festlegen. Wir lesen von der Durchführung der Experimente des gefeierten Wissenschaftlers Alfred R. Wallace, um die „Konvexität“ der Oberfläche stehenden Wassers zu beweisen, die er im März 1870 durchführte, um fünfhundert Pfund von John Hampden, Esq., aus Swindon, England, zu gewinnen, der diese Summe auf die Überzeugung hin gesetzt hatte, daß die besagte Oberfläche immer eine ebene sei. Herr Proctor sagt: „Das Experiment wurde in letzter Zeit auf eine sehr amüsante Weise versucht.“ In oder um das Jahr 1870 also schrieb Herr Proctor sein Buch; und obwohl er die Details des Experiments nicht kannte, wußte er natürlich alles darüber. Und ob der „amüsante“ Teil der Sache die Tatsache war, daß Herr Wallace fälschlicherweise die fünfhundert Pfund beanspruchte und sie bekam, oder daß Herr Hampden das Opfer einer falschen Behauptung war, ist schwer zu sagen. Die „Art und Weise“, auf die das Experiment durchgeführt wurde, ist im Grunde genommen genau jene, in der Herr Proctor sagt, es „versucht werden kann“. Er sagt jedoch, daß die im Experiment angewandte Entfernung „drei oder vier Meilen“ betragen sollte. Nun nahm Herr Wallace sechs Meilen zu seinem Experiment, und war nicht imstande, zu beweisen, daß es eine „Krümmung“ gibt, dennoch verlangte er das Geld und bekam es. Da würde es gewiß „amüsant“ sein, wenn irgend jemand erwartet, die „Krümmung der Erde“ in drei oder vier Meilen zeigen zu können, wie Herr Proctor dies vorschlägt! Ach, es ist lächerlich. Aber „der größte Astronom des Zeitalters“ sagt, daß die Sache bewiesen werden kann! Und er gibt ein Diagramm dazu an, in dem er zeigt: „Wie die Rundung der Erde mit Hilfe von drei Booten auf einer großen Wasserfläche bewiesen werden kann.“ (Drei oder vier Meilen) Aber obwohl die akzeptierten astronomischen Theorien in alle Windrichtungen ausgestreut werden, unterstellen wir Herr Proctor, daß er das Experiment mit den drei Booten nie gemacht hat, oder daß, wenn er es getan hat, das Experiment NICHT bewiesen hat, was er behauptet. Akzeptierte Theorien, tatsächlich! Sollen sie mit Absurdität und Falschheit aufgepolstert werden? Nun, wenn es möglich wäre, die zwei Enden einer vier Meilen langen Wasserstrecke auf einer Ebene zu zeigen, wobei der mittlere Teil dieses Wassers nach oben gewölbt wäre, wäre die Oberfläche der Erde eine Folge von Vier-Meilen-Kurven!