Zuckersüße Liebe

Lynda Lys and Eliza Simon

Published by BEKKERpublishing, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Zuckersüße Liebe

Copyright

Der verlorene Schuh

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Liebe in der Seniorenresidenz Seestern

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Maskenball der Liebe

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Spur ins Happy End

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

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Zuckersüße Liebe

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Vier Sylter Geschichten rund um das Auf und Ab der Liebe

von Lynda Lys und Eliza Simon

Der Umfang dieses Buchs entspricht 148 Taschenbuchseiten.

Liebe ist: Wenn Dir das Lächeln Deines Partners unter die Haut geht, wenn ein Blick mehr sagt als tausend Worte und Du Dich in seiner Nähe geborgen fühlst

Kann man sich nach einer Tragödie wieder neu verlieben?

Findet man im hohen Alter nochmals die Liebe?

Kann man eine verlorene Liebe zurück erobern?

Kann man große Schuld auf sich geladen haben und von der Liebe befreit werden?

Lynda Lys und Eliza Simon präsentieren vier Sylter Geschichten rund um das Auf und Ab der Liebe.

Der verlorene Schuh

Liebe in der Seniorenresidenz Seestern

Maskenball der Liebe

Spur ins Happy End

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

Cover by Steve Mayer

Nach Motiven von H.-W. Wienand / Lynda Lys und Eliza Simon

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Der verlorene Schuh

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Lynda Lys und Eliza Simon

Thomas und Nicole lernen sich in Hamburg kennen und lieben. Nicole zieht es in ihre Heimat Sylt zurück. Thomas gibt diesem Wunsch nach und sie ziehen nach List. Dort gründen sie eine Werbeagentur und werden glückliche Eltern, das Glück schien perfekt. Sie feiern ihren sechsten Jahrestag der Gründung ihrer Werbeagentur, doch eine düstere Wolke schwebt über den Köpfen der kleinen Familie. Wird die Sonne jemals wieder scheinen...?

––––––––

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Das Leben eines Menschen ist geprägt von Zufall, Schicksal und Glück. Sicher hat sich jeder schon mal gefragt, was wäre, wenn ... man dort entlanggelaufen wäre? Hätte man da auch den Mann seines Lebens getroffen? Oder was wäre, wenn ... man nicht in einer Werbeagentur angefangen hätte, sondern einfach nur einen Aushilfsjob in einem Coffeeshop angenommen hätte? Wäre man dort trotzdem dem Mann seiner Träume begegnet? Was würde geschehen, wenn man sich an irgendeinem Punkt in seinem Leben anders entschieden hätte? Ob es nun Zufall, Schicksal oder Glück ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

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1. Kapitel

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Nicole hatte Thomas in Hamburg während ihres Studiums, dass sie im Bereich Marketing und Werbung absolvierte, kennengelernt. Sie arbeitete nebenbei in einer Werbeagentur, in der auch Thomas als Grafiker angestellt war. Thomas war durch und durch ein Stadtkind und er konnte es sich nie vorstellen, sein geliebtes Hamburg zu verlassen. Er brauchte den Trubel der Stadt, für ihn war das Tor zur Welt einfach mehr als nur Fischbrötchen, Hafen und Reeperbahn. Er liebte es, nach Feierabend eine Runde paddeln zu gehen, zu joggen oder ein kühles Bier bei Sonnenuntergang an der Außenalster zu genießen. Das alles ging in Hamburg, wer braucht da noch eine andere Stadt?

Nicole hingegen war diese Stadt einfach zu laut. Täglich die Hektik einer Großstadt als gebürtige Sylterin zu akzeptieren, fiel ihr schwer. Sie besaß ein kleines Zimmer in einer gemischten WG in der Nähe der Uni und es herrschte ein stetiges Kommen und Gehen in der Wohnung. Es gab Tage, da nahm sie einfach Reißaus und fuhr zu ihren Eltern nach Sylt, um dort für eine wichtige Klausur zu büffeln. Hier hatte sie die Ruhe, hier konnte sie entspannen, hier wurde die Zeit entschleunigt.

Nach ihrem Studium hatte sie eigentlich vor, wieder nach Sylt zurückzugehen, um dort in einer alt eingesessenen Werbeagentur anzufangen, doch die Liebe zu Thomas hielt sie in Hamburg fest.

Nach zwei Jahren zogen sie zusammen, ein Jahr später heirateten sie. Mittlerweile war Nicole achtundzwanzig Jahre alt, als sie eines Abends eine Einladungskarte ihrer Freundin Susanne aus dem Postkasten fischte. Es wurde zur Taufe der kleinen Josefine geladen. Flugs bereitete sie das Abendessen vor und wartete voller Ungeduld auf ihren Ehemann, denn sie wollte ihm das freudige Ereignis mitteilen. Thomas kam eine halbe Stunde später von der Arbeit und gemeinsam aßen sie zu Abend. Sie legte die Einladungskarte neben seinen Teller und schaute ihn an.

„Schau mal Schatz, eine Einladung von Susanne und Kai. Sie lassen ihr Töchterchen taufen. Sieh mal das Bild, ist sie nicht süß die kleine Maus?“ Verzückt verdrehte sie die Augen. Thomas schob sich den letzten Rest seines Auflaufs in den Mund und betrachtete das Bild.

„Ach Gott, die ist ja wirklich putzig“, sprach er mit vollem Mund und lächelte. „Na, unsere Kinder werden mindestens genauso hübsch, bei dir als Mutter, kein Wunder“, schob er hinterher und zwinkerte seiner Frau zu. Nicole lächelte geschmeichelt und fuhr sich mit der Hand durch ihr langes blondes Haar. Ihre blauen Augen betrachteten den Mann, den sie ihr Eigen nannte und musste zugeben, dass auch er sich nicht verstecken musste. Thomas war sehr groß, schlank, sportlich und sein dunkles Haar umrahmte sein feines, ein wenig feminin wirkendes Gesicht. Er trug keinen Bart, seine Haut war weich und hatte einen leichten Bronzeton. Seine Augen hatten ein tiefes dunkles Braun. Nicole schreckte aus ihren Gedanken hoch, als Thomas sie zum wiederholten Mal ansprach: „...oder?“, fragte er und schaute sie liebevoll an.

„Ähm, bitte?“, stotterte sie. „Entschuldige, ich war mit den Gedanken woanders.“

„Ich habe gefragt, ob es nicht für uns auch Zeit wird an was Kleines zu denken. Wir haben beruflich Fuß gefasst und ich könnte mir keine bessere Mutter für meine Kinder vorstellen.“ Er griff über den Esstisch und nahm ihre Hände. „Möchtest du ein Kind mit mir haben?“, flüsterte er ihr zärtlich zu.

Und wie Nicole wollte, doch eins bedrückte sie bei diesem Gedanken. Sie wollte auf keinen Fall ein Kind in einer Großstadt großziehen.

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2. Kapitel

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Thomas sah es ein, dass seine Frau fürchterliches Heimweh hatte und sich nach dem Kleinstadtleben sehnte. Durch die vielen Besuche bei seinen Schwiegereltern lernte er Sylt erst so richtig kennen und nach kürzester Zeit auch lieben. Hier auf Sylt bewegte sich alles etwas langsamer. Er fühlte sich wohl in List, dem Ort, in dem Nicole aufgewachsen war.

Wenn sie nach einem verlängerten Wochenende wieder nach Hamburg zurückkehrten, spürte er das quirlige Leben der Großstadt und empfand es nicht mehr ganz so toll wie vor ein paar Jahren. Auch er vermisste die Ruhe und schließlich gab es Sonnenuntergänge auf Sylt genauso wie in Hamburg.

Die römische Göttin Fortuna meinte es mehr als gut mit Thomas und Nicole, als eines Abends das Telefon klingelte. Nicole, bereits im dritten Monat schwanger, hob den Hörer ab und hörte die brummende Stimme ihres Vaters.

„Nicole mein Schatz, Papa hier. Sage mal, wie weit sind denn eigentlich eure Pläne in Bezug auf Hausbau hier auf Sylt?“

„Ach Papa, weißt du, das wird sicher noch etwas dauern. Ich muss dir ja nicht sagen, dass die Häuser bei euch ein Vermögen kosten. Wir haben zwar schon eine Menge Eigenkapital angespart, aber für ein neues Haus in List wird es wohl nicht reichen“, erwiderte Nicole mit trauriger Stimme. „Aber warum fragst du?“

„Ich habe mir mit Mama natürlich auch Gedanken gemacht, wie wir euch helfen könnten. Wir hatten zuerst überlegt unser Grundstück zu teilen, damit ihr auf dem hinteren Teil ein kleines Häuschen bauen könnt. Machen wir uns nichts vor, wir werden nicht ewig leben und ihr werdet dann unweigerlich unser Haus erben. Aber noch sind deine Mutter und ich rüstig und werden wohl nicht so schnell das Gras von unten betrachten“, lachte Papa mit seiner dröhnenden Stimme.

„Mensch Papa, was sagst du denn da?“, entrüstete sich Nicole und schüttelte den Kopf.

„Na mein Kind, das ist der Lauf des Lebens. Denkst du wir leben ewig?“

„Nein, natürlich nicht, das weiß ich doch, aber über solche Dinge will ich nicht sprechen, jetzt jedenfalls noch nicht. Jetzt bekomme ich erst mal euer Enkelkind und das mit dem Haus wird schon irgendwie klappen. Schau mal, wir verdienen gut, dann eben ein Haus zur Miete, es muss ja kein Eigentum ...“

„Schätzchen ...“, unterbrach Papa sie. „Hör mir erst einmal zu, was ich dir zu berichten habe. Der Enno, der drei Häuser weiter von uns wohnt, ..., den habe ich beim Frühschoppen getroffen. Wir kamen ins Gespräch und dem hatte ich stolz erzählt, dass wir Großeltern werden und dass du beabsichtigst, nach List zurückzukommen – mit Ehemann und Kind – und das ihr ein Haus sucht oder bauen wollt.“

„Ja“, erwiderte Nicole. „Opa Enno mit seiner Frau Käthe, ich erinnere mich an die beiden.“

„Tja, der lieben Käthe geht es gesundheitlich nicht so gut. Sie haben bereits einen Gärtner und eine Putzfrau eingestellt, weil Käthe das alles nicht mehr schafft. Enno erzählte mir, dass sie überlegen, ihr Anwesen zu verkaufen, um nach Westerland zu ziehen, in die neue Seniorenresidenz Seestern. Dort hätten sie die Gelegenheit, ihren Lebensabend zu verbringen. Da wäre auch für Käthe die ärztliche Versorgung gesichert, alles im Hause.

Ich bin natürlich hellhörig geworden. Wie du weißt, haben sie nur einen Sohn, der aber vor vielen Jahren nach Amerika ausgewandert ist, um dort als erfolgreicher Anwalt Karriere zu machen. Der kommt auf keinen Fall zurück nach Sylt. Wir haben uns gemeinsam Folgendes überlegt: Enno würde euch das Haus mit Grundstück überlassen, auf Rentenbasis sozusagen. Ihr zahlt monatlich einen gewissen Betrag und wenn sie beide nicht mehr sind, gehört das Haus samt Grundstück euch. Was sagst du dazu?“ Er hörte ein leises Schniefen durch den Hörer. „Kind, alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, als Nicole nicht antwortete.

„Ja Papa“, kam die weinerliche Stimme seiner Tochter durch das Telefon. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich kann es kaum glauben, was du mir da erzählst. Das wäre die Lösung für alle; und mein Traum, nach Sylt zurückzukehren, wäre schneller da, als ich es erwartet hatte“, schluchzte sie. „Ich werde gleich heute Abend mit Thomas darüber sprechen. Und Opa Enno würde das wirklich für uns tun?“

„Ja, er trägt sich schon seit Längerem mit dem Gedanken, das Haus aufzugeben, doch es graute ihm immer davor, die ganzen Rennereien und Verhandlungen mit den hiesigen Immobilienmaklern zu führen. Außerdem stört es ihn ungemein, dass Fremde sein Haus kaufen würden. Dich kennt er von klein auf und er und Käthe waren sich einig, dass ihr Haus bei euch in guten Händen ist.

Nun wein mal nicht mein Kind. Überbringe die frohe Botschaft deinem Mann und wenn ihr euch dafür entscheidet, dann sagt mir Bescheid, wann ihr nach List kommen könnt. Ich mache mit Enno ein gemeinsames Treffen aus, damit ihr alles in Ruhe bereden könnt. Mutti freut sich auch schon wahnsinnig darauf, euch um sich zu haben. Wir brennen förmlich darauf, Oma und Opa zu werden.“

Nicole konnte es an diesem Abend kaum erwarten, dass Thomas von der Arbeit nach Hause kam. Als sie das Klappern der Schlüssel an der Eingangstür hörte, sprang sie vom Sofa auf und rannte in den Flur. Ihre Augen glänzten und ihr Gesicht war rot vor Aufregung. Sie fiel ihrem Ehemann um den Hals und küsste ihn stürmisch ab.

„Ach Thomas“, seufzte sie und schaute ihn freudestrahlend an. „Wir haben ein Haus List!“

Er hatte bis dahin noch kein einziges Wort gesagt und sah sie fragend an. „Wie meinst du das, wir haben ein Haus?“ Nicole erzählte ihm von dem Telefonat mit ihrem Vater, die Worte sprudelten nur so aus hier heraus.

Zwei Wochen später fuhren sie nach Sylt um sich mit Enno und Käthe zu treffen. Das Einfamilienhaus lag am Ende der Straße und nur vierhundert Meter vom Wattenmeer entfernt. Es hatte ein reetgedecktes Dach, eine Wohnfläche von einhundertfünfzig Quadratmeter und einen riesengroßen Garten. Des Weiteren gehörte ein am Haus angebauter mit Reet eingedeckter Unterstand, den die alten Leutchen für ihre Gartenmöbel nutzten, welcher sich aber auch gut als Grillplatz eignen würde. Die Formalitäten wurden zügig über einen Notar abgewickelt und schon vier Wochen später konnten Nicole und Thomas dieses Haus ihr Eigen nennen. Sie ließen, während sie ihre Wohnung in Hamburg auflösten und ihre Jobs kündigten, Renovierungsarbeiten durchführen. Sie wagten zur gleichen Zeit den Sprung in die Selbstständigkeit, richteten in dem Haus ein kleines Büro ein und eröffneten ihre eigene Werbeagentur.

Vier Monate später kam in einem Flensburger Boardinghaus der kleine Tim zur Welt.

Die kleine Familie hatte sich gut in List etabliert und die Werbeagentur im Haus von Thomas und Nicole lief gut. Sie hatten genügend Aufträge, um davon leben zu können, obwohl Nicole beruflich etwas kürzer trat wegen des Babys. Von Zeit zu Zeit war es unabdingbar, dass Nicole ihren Mann beruflich unterstützen musste, doch dank der stolzen Oma, die nur ein paar Häuser entfernt wohnte, war die Versorgung von dem kleinen Tim jederzeit gewährleistet. Oma und Opa gingen voll und ganz in der Rolle ihres Großelterndaseins auf. Sie gingen mit ihrem Enkel stundenlang spazieren, ließen sich gemeinsam die frische Seeluft um die Nase wehen und als Tim ein Jahr alt war, spielten sie am Strand oder beobachteten die kreischenden Möwen, wie sie ihre Runden zogen.

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3. Kapitel

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Fünf Jahre später.

Thomas beugte sich über die Schulter seiner Frau Nicole, liebkoste ihre Halsbeuge und sog dabei den sinnlichen Duft ihres Parfüms ein.

„Bis heute Abend mein Schatz. Ich hole Tim aus dem Kindergarten und bringe ihn zu Oma und Opa. Anschließend fahre ich noch bei einem Kunden vorbei. Ich freue mich schon auf unser Essen im Kiyoshi. Ich bin um Punkt achtzehn Uhr wieder zurück im Büro, um dich abzuholen. Denk daran, wir haben um achtzehn Uhr dreißig Uhr den Tisch bestellt.“ Er hauchte ihr noch einen Kuss auf ihr Haar und verließ das Büro.

Nicole lächelte. Sie freute sich ebenfalls auf diesen Abend, denn es gab einen Anlass, den sie jedes Jahr zur gleichen Zeit zu feiern hatten. Genau am ersten Oktober vor sechs Jahren gründen sie beide in List ihre eigene Werbeagentur auf ihrer Heimatinsel Sylt.

Pünktlich parkte Thomas mit dem BMW wieder vor der Tür. Nicole stand noch vor dem Spiegel, legte kirschroten Lippenstift auf, sprühte ein wenig Parfüm hinter ihre Ohren und drehte sich zum Abschluss vor dem Spiegel. Wohlwollend stellte sie fest, dass dieses sündhaft teure Kleid von Barbara Lohmann perfekt saß und ihre fraulichen Rundungen gut zur Geltung brachten.

Thomas kam ins Büro und legte die Akten von dem neuen Kunden auf seinen Bürotisch. Nicole fragte, ob die Chance auf einen Auftrag bestand, aber Thomas gab ihr keine Auskunft, sondern starrte sie nur wortlos an. „Schatz ... du siehst bezaubernd aus, deine roten Lippen versprechen heute viel. Wir können über ein zweites Kind reden, oder ob, wann oder wohin wir in den Urlaub fahren. Nur kein Wort mehr über die Arbeit, die lassen wir bis nach dem Wochenende ruhen. Lass uns jetzt losfahren, dann könnten wir noch einen Aperitif an der Bar trinken“, sagte er liebevoll. Er nahm ihre Hand, drehte sie vor sich und bewunderte ihr schickes Kleid. Nicole hakte sich bei ihm ein und sie gingen, verliebt wie am ersten Tag, aus dem Haus.

Draußen setzte ein leichter Nieselregen ein und Nicole ging zurück, um den großen Regenschirm aus dem Schirmständer zu holen. Thomas nahm ihr den Schirm aus der Hand, spannte ihn auf und führte seine schicke Frau galant zum Wagen. Er öffnete die Tür des BMW und sie ließ sich in den Sitz sinken. Ihr fielen die Worte ein, die Thomas im Büro zu ihr sagte. Ein zweites Kind – darüber hatte sie bis heute überhaupt noch nicht nachgedacht – aber sie wäre sofort bereit dafür. Tief in Gedanken versunken und bei der ruhigen Fahrweise ihres Mannes merkte sie nicht, dass sie am Restaurant angekommen waren.

Sie wurden am Eingang freundlich in Empfang genommen. Sie zogen sich hinter einem Vorhang die Schuhe aus, wie es in Japan in guten Restaurants üblich war und wurden an den bestellten Tisch geführt. Er war in einer Nische, die von anderen Tischen nicht einsehbar war. Sie bekamen keine Speisekarte, denn ein netter Japaner kam an ihren Tisch und stellte mit ihnen das Menü nach ihren Wünschen und seinen Empfehlungen zusammen. Der Kellner brachte die Getränke, Nicole trank gern Sake und Thomas nahm den aufgebrühten Bio-Jasmintee.

Endlich waren sie unter sich und konnten die ungestörte Atmosphäre genießen. Sie ließen die Vergangenheit aufleben, sprachen davon, wie sie auf Sylt begonnen hatten. Viele Ereignisse brachten sie zum Lachen, zum Beispiel, als Thomas die Schaukel für Tim im Garten aufgebaut hatte. Er behauptete damals, dass auf dieser Schaukel auch Erwachsene schaukeln könnten. Als sie fertig aufgebaut war und er sich zum Probeschaukeln daraufsetzte, krachte die Schaukel über ihn zusammen. Er hatte eine Schraube vergessen zu montieren, sie lag unter der Bedienungsanleitung. Zum Glück war ihm nichts passiert, Nicole und Tim hatten sich im Gras gekugelt vor Lachen. Nach dem Essen hatten sie die Gesprächsthemen in die Zukunft verlagert.

„Nicole, könntest du dir vorstellen, noch ein zweites Kind mit mir zu haben?“, fragte er sie liebevoll.

„Ja das könnte ich, auch Tim würde sich bestimmt über ein Geschwisterchen freuen. Ich hätte da nur eine Bedingung. Wir müssten einen Mitarbeiter einstellen“, antwortete sie.

„Das sehe ich auch so“, sagte Thomas und nickte. „Die Einkünfte und der Arbeitsaufwand der Werbeagentur sind im Laufe der Zeit enorm angewachsen. Ich habe mir schon des Öfteren darüber Gedanken gemacht, jemanden einzustellen, auch wenn du noch mitarbeitest. Unser Familienleben und Tim sind in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen“, erklärte er Nicole.

„Ja, da hast du recht, aber den Großeltern gefällt es, wenn sie unseren Sohn betreuen und Tim genießt es auch, er lässt sich ganz schön verwöhnen. Also da brauchen wir kein schlechtes Gewissen zu haben. Für uns sollten wir allerdings öfter ein wenig mehr Zeit einplanen, sonst wird das mit dem zweiten Kind nichts“, erwiderte Nicole und lächelte ihn verführerisch an.

Beide waren sich einig, den Abend zu Hause mit einem Gläschen Wein ausklingen zu lassen und Thomas ging zum Eingang, um die Rechnung zu bezahlen. Sie verließen das Lokal und traten im strömenden Regen den Rückweg an, – doch sie kamen nie an!

Am nächsten Morgen stand in der Zeitung der Sylter Rundschau folgender Artikel:

Ein schwerer Verkehrsunfall sorgte am Freitagabend für einen Stillstand auf der Sylter Nord-Süd-Achse. Auf der Landstraße vierundzwanzig waren in einer Kurve gegen zweiundzwanzig Uhr zwei Autos kollidiert.

Ein in Richtung Westerland fahrender Fünfzigjähriger Sylter geriet mit seinem Opel auf regennasser Fahrbahn zunächst nach rechts auf einen Grünstreifen und beim Gegenlenken in den entgegenkommenden Verkehr. Der Opel prallte frontal mit dem BMW eines Achtunddreißigjährigen Sylter zusammen, der in Richtung List unterwegs war. Die beiden Insassen des BMW sowie der mutmaßliche Unfallverursacher kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Bei dem Fünfzigjährigen wurde nach Polizeiangaben ein Blutalkoholgehalt von 2,1 Promille festgestellt. Der BMW Fahrer verstarb noch am selben Abend im Krankenhaus.

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4. Kapitel

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Drei Monate später.

Tim hob erschrocken den Kopf. Er sprang vom Sofa auf, rannte zur Eingangstür und riss sie auf.

„Papa? Paapaa!“, rief er in den Abend hinaus. Enttäuscht schob er die Eingangstür mit beiden Händen wieder zu. Er ging mit gesenktem Kopf zurück ins Wohnzimmer, setzte sich wieder zu seiner Mutter, die mit ihrem Gipsbein und dem Gestell für die zertrümmerte Schulter nicht so schnell reagieren konnte, um ihn festzuhalten. Er schaute sie an und fing an zu weinen. Nicole zerriss es fast das Herz und auch ihr stiegen sofort die Tränen in die Augen.

„Mama ich weiß, ... aber ich wünsche es mir so doll und vergesse es immer wieder, dass Papa nicht mehr wiederkommt“, schniefte Tim und wischte sich mit seinen kleinen Händen über das tränenverschmierte Gesicht.

„Tim es ist nicht schlimm. Wenn du möchtest, können wir Papa morgen auf dem Friedhof besuchen, wir können ihm erzählen, dass Mama wieder zu Hause ist. Wenn du willst, kannst du auch mit ihm allein reden“, tröstete Nicole ihn, zog ihn zu sich heran und weinte mit ihm. Gemeinsam trauerten sie um Thomas, den geliebten Papa und Ehemann.

Nach etwa eineinhalb Jahren gehörte der Besuch auf dem Friedhof immer noch zu ihren regelmäßigen Gepflogenheiten, aber die Abstände wurden immer länger. Besonders bei Tim merkte Nicole, dass er die Trauer gut bewältigt hatte. Wenn Tim seine Erlebnisse bei Oma und Opa erzählte, egal ob sie traurig, lustig oder spannend waren, wurde wie selbstverständlich auch Thomas erwähnt.

Nicole fiel es schwerer, eine gewisse Normalität in ihr Leben einziehen zu lassen, war aber immer stets bemüht, es sich nicht anmerken zu lassen. Auf keinen Fall wollte sie Tim damit belasten. Sie war einsam, Besuche bei Freunden vermied sie, weil sie die guten Ratschläge nicht mehr hören konnte.

Die Werbeagentur, die sie nach dem schrecklichen Autounfall mit einer Angestellten weiterführte, war die einzige Abwechslung. Hier konnte sie freier leben, hier empfand sie einen gewissen Seelentrost. Immer wenn sie durch die Tür im Erdgeschoss in ihr Büro ging, hatte sie das Gefühl, als wenn ihr die Last der Trauer von den Schultern genommen wurde. Hier glaubte sie, wieder alles kontrollieren zu können.