Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2019 Andreas Schwarz
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783749413133
Wer kennt sie nicht, die nach Meinung des Autors erhellendste Szene der Filmgeschichte:
Brian von Nazareth versucht verzweifelt, die Meute seiner Jünger loszuwerden:
Meute: | Sprich zu uns, Meister! |
Brian: | Ihr sollt fortgehen! |
Meute: | Er hat uns gesehen, er hat uns gesehen! Gib uns ein Zeichen! Er hat uns ein Zeichen gegeben, er hat uns doch hierher geführt! |
Brian: | Das war kein Zeichen, ihr seid mir einfach gefolgt! |
Meute | (nach Eintritt mehrerer "Wunder"): Heil, Messias! |
Brian: | Ich bin nicht der Messias! |
Meute: | Ich sage, du bist der Messias; und ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt! |
Brian: | Ich bin nicht der Messias, ganz, ganz ehrlich! |
Meute: | Nur der wahrhaftige Messias leugnet seine Göttlichkeit! |
Brian: | Was? Ihr müsst mir doch eine Chance lassen, da raus zu kommen! Also gut, ich bin der Messias! |
Alle: | Er ist es! Er ist es! |
Linke Reihe anstellen, jeder nur ein Kreuz!
Life is not a wishkonzert, wie ein berühmter Philosoph unserer Zeit so richtig erkannt hat.
Als Fußballtrainer weiß Jürgen Klopp, dass Technik und Taktik allein nicht immer reichen; entscheidend ist die Motivation, also der Glaube.
Wie entsteht Glaube und was bewirkt er?
Der geneigte Leser wird schnell erkennen, dass dieses Buch mit seinen paar Seiten nicht annähernd umfassend und detailgenau das Thema Glauben in seiner Vielfalt erleuchten kann. (was für ein Wortspiel zum Thema Erleuchtung!)
Allein der Umfang und die Komplexität des Themas sind Grund genug, dass der Autor niemals Anspruch auf vollständige und korrekte Wiedergabe der Ereignisse und Zusammenhänge erheben kann, zumal er bedauerlicherweise nicht überall selbst anwesend sein konnte.
Am Anfang: Der Affe beginnt mit der Sinnsuche
Irgendwo auf dem Weg vom Baum zum Boden und zum aufrechten Gang fragte sich der Affe: Warum eigentlich?
Warum wird es dunkel und hell, warum kommt da jetzt aus der Quelle kein Wasser mehr, warum habe ich heute wieder die Jagd verbockt?
Und überhaupt: was macht das alles für einen Sinn?
„Ich glaube, da steckt jemand dahinter!"
Jemand muss den Quellgeist geärgert haben. Den muss man besänftigen, damit wieder Wasser läuft. Also mach ich mal was, was ihm gefallen könnte.
Und nach dem nächsten Regen:
Wasser läuft wieder, alles richtig gemacht! Religion ist toll. Die Welt unserer Vorfahren war voller Rätsel, die sie nicht erklären konnten. Also mussten Erklärungen her.
Krankheit und Tod standen sie hilflos gegenüber. Und dann war da noch die Frage: Was kommt danach?
1868 suchte ein Jäger im spanischen Altamira nach seinem entlaufenen Jagdhund. Dabei fand er den verschütteten Eingang einer Höhle.
Da er wusste, dass sein Grundherr eingefleischter Naturwissenschaftler war, meldete er ihm seine Entdeckung. Dieser machte sich zusammen mit seiner fünfjährigen Tochter Maria auch gleich auf die Suche nach dem Eingang.
Klein, wie sie war konnte Maria als einzige sich stehend fortbewegen und sah als erster Mensch Zeichnungen von Rindern und anderen Tieren.
Ihr Vater, Don Marcelino, begann bald danach mit systematischen Grabungsarbeiten.
Von Fachleuten als vulgären Streich eines Schmierers abgetan, wurden die Malereien jahrzehntelang nicht ernst genommen.
1940 entdeckten vier junge Männer im französischen Lascaux ebenfalls eine Höhle mit Zeichnungen von allerlei Tieren, aber auch Menschen.
Beide Höhlen zeigen Jagdszenen und auch Tiere, die man damals noch nicht kannte, sie waren ausgestorben.
Die Malereien in beiden Höhlen sind über 16.000 Jahre alt; das Höhlenklima erhielt sie bis zu ihrer Entdeckung.
1948 wurde die Höhle von Lascaux für die Öffentlichkeit eröffnet:
Der Boden wurde ausgeschachtet, elektrisches Licht installiert, eine Treppe und eine Bronzetür eingebaut, um das Höhlenklima zu stabilisieren.
Dann aber ließ die Feuchtigkeit der Atemluft der Besucherströme und Pilze, die durch Treppe und Holzgeländer eingeschleppt wurden, die Zeichnungen schnell verfallen.
Es wurden Maßnahmen zur Veränderung des Höhlenklimas getroffen, in Altamira wurde sogar 500 Meter vom Original eine genaue Kopie der Höhle und der Zeichnungen angefertigt.
Die Zeichnungen und Höhlenbilder sind der erste Nachweis von Jagdzauber. An manchen Tierbildern fand man Spuren von Pfeilschüssen.
Indem der Schamane rituell die Tiere vor der Jagd symbolisch tötete, waren sie mit einem Zauber belegt und konnten während der Jagd leichter erlegt werden.
Eine andere Form des Jagdzaubers war die „magische Aufladung“ der Jagdwaffen durch Zauberformeln oder Behandeln mit zauberkräftigen Substanzen aller Art.
Auch wurde versucht, eine spirituelle Verbindung mit den Jagdtieren aufzunehmen, um sie für die erfolgreiche Jagd gefügiger zu machen.
Zehntausend Jahre später, also vor ca. fünftausend Jahren, waren die Menschen schon weiter:
Von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit waren Megalithkulturen aktiv:
Mit Steinsetzungen wie z.B. Stonehenge oder riesigen Steinalleen wie in Carnac wurden dauerhafte Einrichtungen und Heiligtümer zur Beobachtung von Sonne, Mond und Sternen geschaffen.
Die Sonne brachte Licht und Wärme, sie musste eine Gottheit sein.
Auch Mond und Sterne konnten noch nicht als Himmelskörper zugeordnet werden.
Der größte Menhir, der heute noch steht, ist der neun Meter hohe Menhir von Kerloas bei Brest, er wiegt ca. 150 Tonnen.
Der Grand Menhir Brise bei Carnac war ursprünglich 21 Meter hoch, sein Gewicht wird auf über 280 Tonnen geschätzt. Er wurde schon vor tausenden von Jahren von Menschenhand gestürzt und ist dabei in vier Teile zerbrochen; einer der ersten Nachweise menschlicher Zerstörungswut.
Und warum handelt die Obelix GmbH & Co.KG dann mit
Hinkelsteinen statt Menhiren?
Weil der Deutsche Name für Menhire Hünensteine war.
Irgendwann wurde das falsch verstanden als Hühnersteine; auf Neudeutsch Hinkelsteine!
Nicht viel später begann man in Ägypten die ersten Pyramiden zu errichten. Als Grabmäler für die gottgleichen Pharaonen wurden ab der dritten Dynastie die ersten Stufenpyramiden begonnen, von denen nur die von Djoser in Sakkara fertig wurde, zwei andere blieben unvollendet.
Die Cheops-Pyramide, die 2.600 v.Chr. begonnen wurde, besteht aus über drei Millionen Steinblöcken, deren durchschnittliches Gewicht bei 2,5 Tonnen liegt. Ursprünglich war sie komplett mit schneeweißen Kalksteinblöcken verkleidet, die im Mittelalter vollständig abgetragen wurden und als Baumaterial für sonstige Zwecke dienten.
Sie war fast 150 Meter hoch und genau 230,33 Meter im Quadrat.
Ihre Seiten sind genau nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet.
Über zwanzig Jahre arbeitete das Volk für den Bau, der dem Pharao den Himmelsaufstieg erleichtern sollte.
Die ägyptische Mythologie behandeln wir aber später.
Was die Menschen glaubten, hing immer von ihren Lebensbedingungen ab. Die Jäger und Sammler wurden sesshaft, der technische und wissenschaftliche Fortschritt wurde immer wichtiger.
Deshalb haben sich über die Jahrtausende die religiösen Vorstellungen stark verändert.
Glaube ist immer der Wunsch nach Geborgenheit und Zugehörigkeit.
Der Alltag der Menschen entscheidet über die Religion.
Diejenigen, die überhaupt die Wahl hatten, stellten sich die Frage, welche Religion ihnen helfen kann, ihr Leben richtig zu gestalten.
Gibt die Religion Antwort auf Probleme, den Sinn und das Leben nach dem Tod?
Religiöse Gruppen, die weltweit die meisten Anhänger haben, nennt man Weltreligionen.
Buddhismus, Hinduismus, Judentum, Islam und Christentum.
Das Christentum, die Religion mit den meisten Anhängern weltweit; über zwei Milliarden, ist zersplittert in viele Zweige, hauptsächlich die katholische, evangelische und orthodoxe Kirche.
Erst kürzlich spaltete sich die orthodoxe Kirche der Ukraine von der russisch-orthodoxen Kirche ab; als Reaktion auf die Annexion der Krim durch Russland.
Ein gutes Beispiel, wie Glaube und Macht (Politik) zusammen hängen.
Der Islam hat ca. eine Milliarde Anhänger, danach folgen Hindus, Buddhisten und Juden.
Siddharta Gautama wurde um 563 v.Chr. in Lumbini im heutigen Nepal geboren.
Seiner Mutter erschien er während der Schwangerschaft angeblich in Gestalt eines weißen Elefanten.
Der Seher Asita weissagte ihm, dass er einst ein großer König werde, oder aber, wenn er das Leid der Welt erkennen würde, ein großer heiliger Mann.
Shuddhodana, sein Vater; Regent von Kapilavatsu, einem Reich im heutigen Indien und Nepal und seine Frau Maya taten das, was alle Helikoptereltern schon immer taten: Die Nerven verlieren.
Alles in ihrer nicht geringen Macht stehende wurde unternommen, um Leid oder Unwohlsein hermetisch vom Söhnchen fern zu halten.
Nach dem frühen Tod von Maya ehelichte Shuddhodana die Schwester seiner Frau, Pajapati.
Die sonst übliche religiöse Unterweisung wurde Siddharta vorenthalten; nicht, dass er auf dumme Gedanken kommen könnte, und mit sechzehn wurde er mit seiner hübschen Cousine Yasodhara vermählt.
Sie lebten im Luxus, jeglicher Mangel oder Leid blieb ihnen fremd.
Und? Zu was führte das? Unzufriedenheit!
Mit 29 wurde der Sohn Rahula (auf Deutsch: Fessel!) geboren. Kurz darauf begann Siddharta, Ausflüge außerhalb des Palastes, den er sonst nie verließ, zu unternehmen.
Einmal traf er einen Alten; erkannte, dass niemand ewig lebt. Einmal einen Kranken; einmal einen verwesenden Leichnam, einmal einen Asketen.
Jetzt also doch: Altern, Krankheit, Tod und Schmerz; diese Wirklichkeiten sind eng mit dem „wahren Leben“ verbunden. Ruhm und Reichtum? Sind vergänglich.
Ein Weg aus diesem allgemeinen Leid, das das Leben scheinbar ist, musste her.
Er verließ Frau und Palast und begann als Asket die Suche nach der Erlösung. Als Schüler zweier angesehener brahmanischer Eremiten erlernte er die Praxis des Yoga und der Meditation. Sechs Jahre lang probierte er alle damals bekannten Religionen und ihre Methoden; doch er kam seinem Ziel einfach nicht näher.
Kurz vor dem Hungertod durch exzessive Askese beschloss er, seinen eigenen, den mittleren Weg zu gehen: mehr Meditation, weniger Askese.
Und siehe da: In einer Vollmondnacht saß er in tiefster Versenkung unter einer Pappelfeige, als er „erwachte“!
Bodhi ist das alte Wort für Erwachen; deshalb wird die Pappelfeige auch Bodhi-Baum genannt.
Hass, Begierde und Unwissenheit waren von ihm abgefallen.
Er erklärte sich das so:
Das Leid wird weder durch Schicksalsschläge oder die – gerade in Indien gültige- soziale Ungerechtigkeit verursacht.
Vielmehr sind die wirklichen Ursachen die eigenen Denk- und Verhaltensmuster.
Meine Erfahrung- egal wie schön oder unschön- versuche ich mal als das zu sehen, was sie ist: nur eine Erfahrung.
Somit kann ich versuchen zu steuern, dass mir eine Erfahrung kein Leid verursacht.
Ich soll nicht töten, keine sexuellen Ausschweifungen begehen, nicht stehlen, denn das sind Folgen meiner Begierde nach Macht, Reichtum und Lust.
Erlischt das Feuer der Begierde, gelange ich ins Nirvana, der Zustand völliger Ruhe und Gelassenheit!
Ab jetzt kein Leid, kein Neid und kein Wunschdenken!
Die Erfahrungen, die ich nach wie vor erlebe- positiv wie negativ- verursachen mir kein Leid mehr. Begehre ich nicht, leide ich nicht.
Der Buddhismus war geboren; Siddharta nannte sich Buddha, der Erwachte.
Trotzdem musste er essen: mit achtzig Jahren starb er, nachdem er ein verdorbenes Gericht gegessen hatte.
Seine Frau Yasodhara und seine Stiefmutter Pajapati verließen ebenfalls ihren goldenen Käfig: sie beendeten ihr Leben als Nonnen im Orden von Buddha.
Auch ein anderer Nirvana-Gründer sollte sich zweieinhalbtausend Jahre später mit einer Schrotflinte in den Zustand völliger Ruhe und Gelassenheit befördern: auf diese Weise machte auch er sich unsterblich.
Zehn Jahre jünger als Buddha war ein gewisser Kong Qiu, ein Nachfahre der Herrscher des Königreichs Shang im heutigen Shandong in China. Sein Vater starb früh, seine Mutter zog ihn allein auf.
Mit 19 heiratete er und wurde Staatsdiener; mit fünfzig schaffte er es zu einem Ministerposten.
Erst Bauminister, dann Justizminister, schließlich stellvertretender Kanzler.
Angewidert vom höfischen Leben als Beamter quittierte er bereits nach einem Jahr enttäuscht und desillusioniert seinen Dienst:
Er wurde Wanderprediger, zog mit seinen Schülern von einem Lehensstaat zum nächsten und wirkte als Berater an verschiedenen Fürstenhöfen.
In seinen Heimatstaat Lu kam er drei Jahre vor seinem Tod eigentlich erfolglos zurück.
Aufgeschrieben hat er nichts; nur mündlich seinen Schülern die Maxime seiner Lehre hinterlassen, die sie nach seinem Tod erfolgreich verbreiteten:
Die goldene Regel der praktischen Ethik benutzte er als Richtschnur der Basis ethischen Handelns:
Was du nicht willst, das man dir tu, das füge keinem Andern zu. Lehrmeister Kong - auf Chinesisch: Konfuzius- lebte in seinen letzten Jahren in der beginnenden Zeit der streitenden Reiche:
Anfänglich kämpften 16 Fürstentümer um die Vorherrschaft in China.
Einer seiner Jünger starb auf dem Schlachtfeld, ein Jahr später auch er.
So wie er zogen damals viele Denker mit ihren Schülern von Staat zu Staat. Jeder hoffte, bei den verschiedenen Herrschern seine Ideen an den Mann zu bringen.
Die Familie Kong besteht heute immer noch in gerader Linie. Seine Nachfahren, heute mehrere tausend, leben mittlerweile in 75. Generation in China und Taiwan.
Wohl der älteste nachweisliche Stammbaum der Welt.
Nach dieser 250 Jahre dauernden Zeit der streitenden Reiche war das zerstörte China reif für den Konfuzianismus als Staatsdoktrin:
Der Anspruch auf Vervollkommnung der Gesellschaft.
Jede Person hat aufgrund der hierarchischen Struktur eine bestimmte soziale Rolle und hat sich gemäß dieser zu verhalten.
Qin Shijuangdi, König des zuletzt siegreichen Reiches Quin, nannte sich fortan „Erster erhabener Gottkaiser von Qin“ und begründete damit das chinesische Kaiserreich.
Von den 30 Millionen Einwohnern seines Reiches starben über zwei Millionen durch Hinrichtung oder Zwangsarbeit.
Auch seine panikartige Angst vorm Tod entsprach nicht unbedingt der Lehre der Vervollkommnung:
Unter anderem entsandte er eine über dreitausend Mann starke Expedition aus, um das Elixier des ewigen Lebens zu finden.