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Kapitel

Titelblatt

1 - In Amt und Gut.

2 - Im hohen Walde.

3 - Es kamen tausend Scharen.

4 - Schwellende Fluten.

Adalbert Stifter

Witiko

Band 3




Der Text wurde weder sprachlich modernisiert, noch der neuen geltenden Rechtschreibung angepasst, um das Charaktermerkmal nicht zu verletzen.


Ausgabe im SoTo Verlag, 2017
Bielatalstraße 14, 01824 Königstein
Vollständig und neu gesetzt durch Sandra Oelschläger
Herausgeber der Klassik-Reihe: Sandra Oelschläger
Umschlaggestaltung unter Verwendung von Bildern,
die der Creative Commons CC0 unterliegen.

ISBN Print: 978-1545134276
ISBN Großdruck: 978-1545134283
ISBN EPUB: 9783961892778


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1
In Amt und Gut.

 

Als an dem Tage, an welchem die Scharen des Fürsten Wratislaw durch die Schäfte des Waldes zurückgedrängt worden waren, der Abend heran kam, erreichten die Männer des Waldes die Anhöhe, welche ihnen von dem Herzoge Wladislaw als Nachtlagerungsplatz bestimmt worden war.

Sie breiteten sich auf der Höhe aus, und suchten die Stellen, welche sich zur Nachtruhe eigneten.

Witiko ließ Sifrid von Milnet zu sich rufen, und sagte zu ihm: »Sifrid, bist du von dem Kampfe so ermattet, daß du in der heutigen Nacht nicht noch einen Dienst tun könntest, und ist dein Pferd noch im Stande, einen mäßigen Ritt von einigen Stunden zu ertragen?«

Sifrid antwortete: »Ich habe gesagt, daß meine Glieder sind wie die eines andern Mannes, und daß ich tun will, was ich kann: und da nun der andere Mann den Dienst täte, so tue ich ihn auch, und oft haben wir den ganzen Tag gearbeitet, und in der Nacht getanzt. Und was das Pferd anlangt, so habe ich dir ja erzählt, Witiko, daß ich die Pferde des alten Roder Peter warte, und ich warte sie sehr gut, und weiß, was sie ertragen, und habe mir das beste ausgesucht, da ich fort geritten bin.«

»Also wirst du reiten?« fragte Witiko.

»Ich werde reiten«, sagte Sifrid.

»Also, höre. Hast du dir alles gemerkt, was heute in dem Kampfe geschehen ist?« fragte Witiko.

»Ich habe es mir gemerkt«, antwortete Sifrid.

»Wie heißt der Führer der Scharen, die gegen uns gekommen sind?« fragte Witiko.

»Es ist Wratislaw, der Herzog von Brünn, ein nichtsnutziger Vetter unseres erleuchten Herzoges Wladislaw«, antwortete Sifrid.

»Gut, und wie viele Stunden sind wir seitwärts nach rechts in der Verfolgung gegangen, und wie viele wieder links zu unserem Wege, und wohin sind die meisten der Feinde geritten, und wie heißt der Berg, auf dem wir jetzt stehen?« sagte Witiko.

»Wir sind vielleicht drei Stunden gegen Sonnenuntergang hinter den Feinden her gewesen, und sind dann vier oder fünf Stunden wieder in der Richtung gegen Sonnenaufgang gezogen, und die Feinde sind zerstreut gegen Sonnenuntergang geritten, und der Berg, auf dem wir stehen, heißt Braniš«, antwortete Sifrid.

»Es ist, wie du sagst«, entgegnete Witiko, »reite nun zu dem Herzoge, und berichte ihm das alles genauer als meine ersten Boten konnten, und erzähle ihm, was du von dem Kampfe der Wahrheit nach weißt, sage, daß ich dich sende, und daß wir wenige Männer verloren haben. Ich werde dir noch vier Begleiter mitgeben. Stärket euch und die Pferde durch Nahrung und etwas Ruhe. Dann reitet zu Bolemil, Bolemil wird euch einen Boten zu dem nächsten Führer geben, dieser gibt euch wieder einen, und so jeder, bis ihr zu dem Herzoge kommt. Zu Bolemil werde ich auch noch einen andern Boten schicken.«

»Es wäre mir lieb, wenn ich selber meine Begleiter auslesen dürfte«, sagte Sifrid, »ich kenne Genossen, die den Ritt gut vollbringen werden.«

»So wähle sie«, entgegnete Witiko, »und wenn ihr bei dem Herzoge gewesen seid, dann reitet wieder an den Scharen rechts herüber, und sehet, daß ihr morgen wieder bei unserem Zuge seid.«

»Ich werde alles genau tun, wie du gesagt hast«, antwortete Sifrid, »und meine Genossen werden in jedem folgsam sein.«

»So gehe, und sei an der Sache«, sprach Witiko.

Sifrid ging.

Als dieses geschehen war, ließ Witiko die Obmänner der Abteilungen zu sich rufen. Und ehe diese dem Rufe des Hornes von ihren Stellen her folgen konnten, wurde das große rosenrote Banner vor Witiko aufgerichtet, und es wurde ein Gezelt für ihn zu Stande gebracht. Als die Obmänner vor dem Gezelte und vor dem rosenroten Banner erschienen waren, sprach Witiko zu ihnen: »Ehrenvolle Männer! Wir sind auf dem Boden der Feinde, und schon unter den Feinden, und es tut not, daß wir alle Vorsicht üben, welche der Krieg gebietet. Wir werden zu allen Zeichen gehen, um ihre Anstalten für die Nacht zu betrachten.«

»Wir werden dir folgen«, sagte einer der Männer.

Witiko ging nun mit den Führern rechts von seinem Gezelte zu dem weißen Banner mit der dunkelroten Waldrose, welches die Fußgänger von Plan in den Boden gesteckt hatten. Er sah den Lagerplatz der Männer an, und die Wachen, welche sie ausgestellt hatten. Dann ging er wieder weiter rechts zu dem grünen Banner der Männer von der Mugrauer Heide, und betrachtete ihr Lager und ihre Wachen. Dann ging er zu dem weißen Banner der Männer von dem schwarzen Bache, dann zu dem blauen Banner der Männer von der unteren Moldau, dann zu dem weißen Kreuze der Männer vom Rathschlage, dann zu der Stange, auf welche die Männer vom Eckschlage Geierfedern gebunden hatten, und überall betrachtete er die Lagerung und die Wachen. Dann ging er wieder zurück bis zu seinem Gezelte, und ging von demselben links zu dem weißen Banner mit der dunkelroten Waldrose, welches die Männer von dem Wangetschlage hatten, und dann weiter links zu dem rosenroten Banner der Männer von Friedberg, und dann zu dem roten Kreuze der Männer von der Steinleithe, und dann zu dem gelben Fähnlein der Männer von der Friedau, und dann zu der Stange mit dem grünen Kranze der Männer des neuen Kirchenschlages, und dann zu der Stange mit den himmelblauen Bändern der Männer der Waldmoldau, des Heurafels und der Stift, welche Bänder die vom schwarzen Bache unter ihrem weißen Banner abgelöst, und ihnen gegeben hatten. An allen diesen Stellen betrachtete Witiko auch die Lagerungen und die Wachen, und sah, daß die Sachen recht waren. Dann ging er zu den Reitern, und sah auf ihre und ihrer Pferde Nachtstellen und auf die Wachen. Und auch diese Dinge waren geordnet.

Als dieser Umgang vollendet war, entließ er die Führer.

Dann sammelte er ein Geleite, in welchem sich auch seine Befehlsträger Augustin, Urban und Mathias befanden, und ging mit diesem Geleite zu den Männern von Plan, und hieß die Männer sich ordnen, und blieb vor ihrem Banner stehen. Da die Männer geordnet waren, sprach er: »Stephan, sie haben dich zu ihrem Obmanne gewählt, du hast heute Zucht und Festigkeit gewahret, und die Männer haben gezeigt, daß sie auf dem Wysoka gewesen sind, und auf den Zinnen von Prag, und daß sie der Kriegsfelder immer mächtiger werden. Es gebührt ihnen Ehre und Dank. Und wenn die rote Rose in solcher Blüte wie heute bleibt, so wird sie ein Zeichen der hohen Achtung der Geschlechter werden. Haltet gute Nachtruhe, Männer, und gedenkt meiner, wie ich eurer.«

»Gute Nacht, Witiko«, rief der Schmied, »wir gedenken deiner.«

Dann ging Witiko zu den Männern der Mugrauer Heide, und sprach: »Wolfgang, du hast die Männer im Streite gut geführt, und sie haben die Führung gelohnt. Das grüne Banner ist hinter keinem geblieben. Habet Dank und gute Nacht, ihr lieben Leute.«

»Gute Nacht, Witiko«, riefen die Männer.

Dann ging er zu denen vom schwarzen Bache, und sagte: »Simon, dir und den Deinigen gebühret Lob und Dank, und wenn euer Banner immer so leuchtet, so wird es eine Sonne der Ehre. Genießet eine gute Nachtruhe, ihr geliebten Männer.«

»Gute Nachtruhe, Witiko«, riefen die Leute.

Und hierauf ging Witiko zu den Männern der unteren Moldau, und sagte: »Veit, du hast mit deinen Leuten eifrig gekämpft, und ihr verdienst Dank und Erkennung. Ruhet in der Nacht wohl aus von den Mühen des Tages.«

»Ruhe auch wohl, Witiko«, sagte Veit, »du bedarfst der Ruhe am meisten.«

»Sie wird kommen, wenn die Zeit ist«, antwortete Witiko.

Dann ging er zu den Männern vom Rathschlage, und sprach: »Gregor, sie haben recht an dir gewählt, du bist standhaft und stark mit ihnen gewesen. Habet alle einen großen Dank und eine gute Nacht.«

»Gute Nacht, Witiko«, sagte Gregor, und »gute Nacht« riefen noch mehrere Männer.

Darnach ging er weiter zu denen vom Eckschlage, und sagte: »Michael, du bist mit den Deinigen streitbar gewesen wie der Vogel, von dem ihr euer Zeichen genommen habt. Und wenn auch nur eine Feder auf eurer Stange bleibt, so wird sie sein wie der Stab eines Herzogs, und die Fürsten und die Herren werden euch darum beneiden. Habet eine ruhige Nacht, ihr lieben festen Leute.«

»Habe eine gute Nacht, Witiko«, sagte Michael, »und gedenke unser.«

»Ich gedenke eurer«, sprach Witiko.

Nachdem er dieses gesprochen hatte, ging er wieder an allen Leuten zurück zu seinem Gezelte, und von demselben links zu den Männern aus dem Wangetschlage. Er sprach zu ihnen: »Johannes, wenn auch schon eine Zahl von Jahren über dein Haupt gegangen ist, so sind doch die Wangen desselben noch rot, wie weiß die Haare sein mögen, und die haben wohl getan, die dich zu ihrem Obmanne gewählt haben. Liebe Heimatgenossen, da ihr die rote Waldrose in euer weißes Banner gesetzt habt, weil ich eine rote Waldrose auf dem weißen Schilde in dem Streite des Wysoka getragen habe, und weil Huldrik gesagt hat, daß meine Vorfahren Rosen von Rom gebracht haben, so ist mir dieses ein liebes Zeichen, und ich habe das Zeichen der kleinen Schar gesehen, als wir von den Feinden angegriffen worden sind, und ich habe gesehen, wie das Zeichen ruhig gegen die Feinde ging, als wäre eure kleine Schar eine große. Nehmet dafür den Dank und die Ehre, und möge die Rose allen Gutes bringen, die in unserer Heimat wohnen.«

»Witiko«, sagte Johannes, »du wirst die Rose zu uns bringen, und durch dich und deine Nachkommen wird sie Gutes in dem ganzen Walde verbreiten.«

»Wenn Nachkommen auf mich folgen«, entgegnete Witiko, »und wenn sie die Heimatgenossen so lieben wie ich, so werden Nachkommen und Heimatgenossen in trauter Verbindung mit einander fort und fort in die Zeiten leben.«

»Sie werden in dieser Verbindung leben«, sagte Johannes, »sie werden.«

»Und so pflegt heute eines zufriedenen Schlummers«, sprach Witiko.

»Du auch«, antwortete Johannes.

Darnach ging Witiko zu den Leuten von Friedberg, und sagte: »Oswald, euer Banner hat die rosenrote Farbe der Herzogsbanner, und ist im Streite gewesen wie die Banner des Herzogs. Lob und Vergeltung wird kommen. Ruhet heiter nach der Arbeit.«

»Ruhe heiter, Witiko«, riefen mehrere Männer.

Dann ging er zu denen der Steinleithe, und sprach: »Liebhart, ihr seid die wenigsten gewesen; aber wie das Kreuz von den Höhen der Länder in die Ebenen herrschet, so ist euer Kreuz in den Feinden sichtbar gewesen. Habet Preis und Dank und eine friedliche Nacht.«

»Gute Nacht, Witiko«, sagte Liebhart.

Dann ging Witiko zu den Männern der Friedau, und sagte: »Peter, ihr habt sehr wenig Hütten; aber ihr habt die Männer aus dem tiefen Walde heraus gezogen, und seid eine große Zahl geworden, und seid im Kampfe verläßlich gewesen wie die harten Stämme des Waldes. Habet eine gute erfrischende Nacht.«

»Du auch«, riefen mehrere Männer, »gute erfrischende Nacht.«

Dann ging er zu denen des Kirchenschlages, und sprach: »Dietrich, euer Kranz ist aus grünen Wollbändern gewunden, ihr habt ihn hoch gehalten, und wenn er so hoch in allen Streiten bleibt, so wird er nicht wie aus Sammet und Seide sein, sondern wie das Grün der köstlichsten Gewächse, die nie erbleichen und welken. Habet Dank und eine erquickende Nacht.«

»Gute Nacht, Witiko«, sagte Dietrich.

Dann ging Witiko zu den Männern der Waldmoldau, des Heurafels und der Stift, und sagte: »Thomas, ihr seid die letzten an dem Saume des Landes gegen Bayern hin; aber ihr seid nicht die Letzten im Kampfe gewesen, und werdet es nie sein. Nehmet Lob, und stärkt eure Glieder in fröhlichem Schlummer.«

»Du auch in fröhlichem Schlummer«, riefen mehrere Männer.

Als Witiko bei allen diesen Scharen gewesen war, ging er zu dem Platze der Reiter. Er blieb vor der Lanze Philipps, des Steigers, stehen, die in dem Boden stak, und daran das weiße Fähnlein mit der dunkelroten Waldrose hing. Als sich die Männer nach seinem Wunsche vor ihm gesammelt hatten, sprach er: »Wenhart, du liebwerter alter Mann, der du in den Kriegen des Herzoges Swatopluk mit Boriwoy gewesen bist, in den Kriegen Wladislaws, des Vaters unseres erlauchten Herzoges, mit Boriwoy, der du in dem Kampfe auf dem Berge Wysoka gewesen bist, und der du gesagt hast, daß ihr in den Kriegen das Zusammenstehen gelernt habt, wie es richtig ist: dich haben die Reiter zu ihrem Führer gewählt, wenn du auch alt bist, wenn du auch von den wenigen kleinen Hütten der Friedau stammst, und wenn auch die größte Zahl der Reitenden aus Plan und der Umgebung von Plan ist. Und du hast es dargetan, daß die Wahl recht war. Auf dem Zuge ist die Ordnung und Zucht der Reiter immer besser geworden, und in dem Kampfe des heutigen Tages sind sie gewesen wie ein einzelner kriegerischer unbezwinglicher Mann. So der Jüngling mit seinem schlanken Leibe auf dem Rosse, so der Mann in seiner Stärke, so der Greis mit seinen weißen Haaren, wie mehrere unter euch reiten. Es ziemt sich, Lob und Ehre über die Schar zu sprechen. Und wenn kein fernerer Kampf schlechter wird als der heutige, so werden die Reiter des Waldes mit ihren kleinen Pferden, wie du auf einem schwarzgrauen reitest, Wenhart, und wie der Richter von der Mugrauer Heide auf einem braunen reitet, und wie der Richter von den Steinleithenhäusern auch auf einem braunen reitet, unter denjenigen sein, die in allen Teilen des Landes werden genannt werden.«

»Es wird kein Kampf schlechter sein«, rief ein Mann, der neben der Lanze Philipps, des Steigers, stand.

»Ich glaube es«, sagte Witiko, »und ich habe dich im Streite schon gesehen auf deinem struppigen ziegelfarbigen Pferde, du Rufer.«

Darauf fuhr er fort: »Und wenn es so ist, so wirst du mithelfen, Wenhart, daß die Drangsale des Krieges nicht über unser Waldland kommen, von denen du uns in dem Schenkhause der unteren Moldau erzählt hast.«

»Wenn Gott und die Heiligen nicht dagegen sind«, antwortete Wenhart, »so werden wir alle getreulich helfen, daß sie nicht kommen.«

»Wir werden helfen«, riefen mehrere Männer.

»Und du hast gewiß auch geholfen, Wenhart«, sagte Witiko, »daß aus dem großen schönen Walde, der von den Friedauer Hütten gerade hinan steigt, bis zu der Stelle des heiligen Apostels Thomas, und der links von den Friedauer Hütten gegen den Heurafel und gegen die Stift geht, und der rechts von den Friedauer Hütten sehr weit fortgeht über die untere Moldau, über die Glöckelberge, bis zu dem Hochfichte, so viele Männer zu euch gekommen sind, daß die kleine Zahl der Friedauer eine große geworden ist.«

»Da haben viele zusammen geholfen«, sagte Wenhart, »die als Jäger, als Holzknechte, als Köhler, als Pechsammler, als Kräutersucher, als Bienenväter in dem Walde sind. Und nicht bloß aus denjenigen Wäldern stammen sie, die du genannt hast, sie sind auch aus dem Schönwalde, aus dem Gesenke und aus dem Walde, der von dem heiligen Apostel Thomas gegen Bayern hinabsteigt, und aus der reichen Au gekommen. Florian, der alte Mann, der dich einmal von Bayern herein geführt hat, ist unter ihnen.«

»Das habe ich nicht gewußt«, sagte Witiko, »ich muß einmal zu ihm gehen. Und so hält der Wald zusammen, daß durch viele der Feind von ihm abgewendet werde, wie du gesagt hast, und daß die vielen gegen den Feind sind wie gegen die Wölfe. Wo ist denn der andere Wenhart, der vom Dürrwalde? Ich habe ihn unter den Fußgängern nicht gesehen.«

»Er ist auch nicht unter den Reitern«, sagte Maz Albrecht von Plan, »wie er nach dem Streite auf dem Berge Wysoka Männer aufgewiegelt hatte, daß sie nach Hause gingen, weil sie nichts mehr gewinnen könnten, so ist er jetzt gar nicht mitgegangen, weil ihm das Spiel zu teuer schien für gehofften Gewinn.«

»Er fahre wohl«, sprach Witiko. »Und nun, ihr Männer, gönnt euch und euern Tieren Erquickung und Ruhe. Ich sehe euch im Frühlichte wieder, und sage jetzt gute Nacht.«

»Gute Nacht, Witiko, gute Nacht, gute Nacht«, riefen mehrere.

Witiko ging nun mit seinem Geleite zu seinem Gezelte.

Als er dort angekommen war, dämmerte das Land schon im tiefen Abende, und er sah links von sich weit zurück die Lichter an dem Platze, wo die Leute Bolemils lagern mußten, und weiter zurück sah er noch Lichter in sehr mattem Schimmer.

Vor seinem Gezelte harrten Boten von Rowno und von den andern Führern.

Witiko entließ sein Geleite, ließ die Boten in sein Gezelt kommen, hörte sie an, und fertigte sie dann ab.

Hierauf ging er wieder aus seinem Gezelte, und ging zu Rowno. Mit Rowno sprach er durch längere Zeit.

Dann ging er zu den andern, und sprach mit ihnen auch.

Dann ging er wieder zu seinem Gezelte zurück, und von demselben ging er, und sah, wie die Pferde gepflegt würden, und ordnete noch manches an.

Als dieses alles geschehen war, ging er in das Gezelt, setzte sich zu dem Tische, und aß von den Speisen, die ihm Jakob als heutiges Abendmahl brachte, und trank von dem Weine, der auf dem Tische stand.

Dann legte er sich zur Ruhe.

Er hörte die ordnungsmäßigen Rufe der Wachen in dem Lager.

Zu einer Zeit der Nacht erhob er sich, ging vor das Gezelt, und nahm von den Männern, welche sich an demselben befanden, drei, und ging mit ihnen durch das ganze Lager. Er fand alles in dem Stande, wie er es angeordnet hatte.

Dieses tat er nach Mitternacht noch einmal.

Im schwachen Morgenlichte stand er auf, und da die Leute ihr Morgenmahl verzehrt hatten, gab er den Befehl, daß die Zeichen zu der Aufstellung der Männer tönten. Die Zeichen tönten, und die Männer bewirkten ihre Sammlung und Stellung.

Als dieses vollbracht war, bestieg Witiko sein Pferd, ritt vor sie und sprach: »Männer und Kriegesbrüder, ich habe gestern das Recht der Ehre über den gewesenen Kampf vor jeder Abteilung ausgesprochen. Ich spreche es heute vor euch allen Versammelten gebührend aus. Ihr habt getan, was sich geziemt, und was in euern Herzen war. Den Lohn des Herzens habt ihr euch gegeben, den Lohn der Ehre und des Gutes werdet ihr erhalten. Ich habe gestern Boten an den erlauchten Herzog Wladislaw gesendet, welche ihm alles melden sollen. Und wenn ich wieder das Angesicht des hohen Herzoges sehe, und wenn Raum zum Sprechen ist, so werde ich ihm erzählen, wie sich der Kampf in jedem Stücke begeben hat, und er wird das Nötige verfügen. Nun ist es aber an uns, den Zug weiter fortzusetzen. Wir werden an den Zeichen der Abteilungen, die uns zunächst gelagert haben, Weisungen sehen. Der Zug muß in dem Lande der Feinde, wo überall ihre Scharen sein können, vorsichtiger geschehen als bisher. Enthaltet euch von lediglicher Grausamkeit, die Kinder dieses Landes sind wie die Kinder des Landes Böhmen, und der erhabene Herzog Wladislaw ist der Herzog des Landes Böhmen und des Landes Mähren. Achtet, wenn es nicht der Krieg bedarf, der Habe der Bewohner, wie es euch auch schmerzen würde, wenn Brüderscharen kämen, das Eurige dahin zu nehmen. Was die Feinde im Kampfe und nach dem Siege lassen müssen, dessen wird jeder seinen Teil erhalten. Was einer in dem Einzelkampfe dem Feinde nimmt, behalte er, und wahre sich‘s zum Denkmal, oder wende es zur Not der Seinen. Ich wiederhole nun als Bestellter des Herzoges den Dank für den gestrigen Kampf noch einmal, und jetzt gebt das Zeichen zur Zugsbereitschaft.«

Ein Fahnenzeichen wurde vor dem Gezelte Witikos gemacht, und sofort erscholl der Ton der Zugsbereitschaft aus Veit Gregors großem Horne, und die kleinen Hörner wiederholten ihn.

Die Männer löseten ihre Stellung auf, und suchten sich zum Zuge zu rüsten.

Die Arbeiter brachten die Gezeltstücke und die Lagerstücke zu den Säumern, mancher der Männer strebte noch, das eine oder das andere Beuteding, welches von dem gewesenen Kampfe herrührte, bei dem Gepäcke sicher zu bergen, und in kurzer Frist waren alle zu dem Zuge gerichtet.

Witiko hielt auf seinem Pferde vor ihnen. Da kamen noch Boten von Rowno und den andern. Witiko hörte sie und sendete sie wieder zurück. Es kamen auch Boten von Bolemil. Als sie abgefertigt waren, blickte er zu seiner Linken in die Gefilde, er blickte lange dorthin, wo noch Scharen des Herzogs sein mußten.

Hierauf befahl er, zu ziehen.

Der Ton des Zuges erscholl aus dem Horne und ward weiter gegeben.

Und unter den Klängen der langen Pfeifen schritten die Männer vorwärts, und mit Pfeifen und Heerpauken strebten die Reiter ihres Weges dahin. Der Troß folgte.

Nach drei Stunden war eine kurze Vormittagsruhe, und wieder nach drei Stunden kam die Ruhe des Mittages. Die Männer und die Frauen, welche mitgekommen waren, machten Feuer, und bereiteten Speisen, und man richtete die Getränke zurecht. Den Pferden wurde Nahrung und Trank gereicht.

Da sie noch ruheten, sahen sie großen Rauch vor sich in dem Lande emporsteigen.

Witiko sendete sogleich Kundschafter in der Richtung dahin.

Dann ließ er die Männer sich so lagern, daß sie schnell in Kampfbereitschaft sein konnten.

Ehe seine Boten aber einen großen Weg zurückgelegt hatten, kamen Wakul, der Sohn des Buš, und Ferin, der Sohn Ferins, die zu den Kundschaftern Witikos gehörten, und sagten, daß der Ort Jamnic brenne, und daß Männer des Herzogs, welche aus den Gebirgen gegen Polen stammen, als Vorhut seitwärts gestreift und das Feuer angezündet haben, und daß sie den Einwohnern jede Habe genommen haben, die man wegtragen konnte.

Die Männer in dem Lager sahen jetzt auch noch an anderen Stellen Rauch aufsteigen, wo vielleicht Krieger des Herzoges waren.

Die Witiko ausgesendet hatte, kamen zurück, und sagten das nämliche, was Ferin und Wakul gesagt hatten.

Witiko ließ, da die festgesetzte Zeit zu der Mittagsruhe aus war, die Männer wieder zu dem Zuge sich sammeln.

Und der Zug ging in Ordnung, wie ihn Witiko eingerichtet hatte, weiter.

Auf den Fluren fand er jetzt keinen Menschen mehr, auch war beinahe kein Tier zu erblicken. Raben, Dohlen, Krähen und derlei Gevögel waren in der Nähe der Scharen, als zögen sie mit. Wo sie Häuser trafen, waren ihre Tore und Türen offen, und ihre Gelasse erbrochen. Selbst die Kirchentore waren eingeschlagen, und Geräte des Gottesdienstes aus den Heiligtümern entwendet. Das Gras der Wiesen und die emporstrebenden Wintersaaten waren verwüstet, und was man hatte erraffen können, war zu Pferdefutter und zu Futter der Ochsen verwendet, die bei dem Heere waren.

Am späten Nachmittage kamen die Männer Witikos nach dem Orte Jamnic. An vielen Stellen brannte das Feuer noch.

Wo keines brannte, war es erstorben, weil alle brennbaren Stoffe verzehrt waren; denn zum Löschen waren keine Arme vorhanden gewesen. Die Mauern standen geschwärzt aufrecht, oder waren zum Teile gestürzt, durch die Fensterhöhlen sah man in leere Räume, und die Schornsteine ragten hoch aus dem Getrümmer empor. Es waren keine lebenden Geschöpfe zugegen.

Witiko ließ seine Leute teils durch die Brandstätte, teils um dieselbe gehen. Die Männer schauten mit sehr ernsten Gesichtszügen auf die Dinge, und die Weiber klagten laut, daß man alles weggenommen habe.

Von dieser Stelle bewegte sich der Zug Witikos weiter gegen rechts, und gelangte in Fluren, durch welche noch keine Krieger gezogen waren. Man hatte den ganzen Tag keinen Feind gesehen.

Als Nachtlagerplatz war die Stelle bestimmt, wo die Häuser von Petrein standen. Es waren auch zwei große Burgen in der Nähe. Die Männer Witikos ordneten den Lagerplatz, wie es in Feindesland eingeführt worden war. Als die Häuser und die Burgen durchsucht waren, sendete Witiko Abteilungen von Kriegern in dieselben, daß sie, was an Nahrungsmitteln, an Futter für die Tiere und an Zugesbedarf vorhanden wäre, nähmen, damit ein Teil heute noch gebraucht, ein anderer Teil für den weiteren Gebrauch mit dem Zuge fortgeschafft würde. Die Krieger brachten auf Wägen weniges Getreide, Mehl, Eier, Brot, einiges geräuchertes Schweinfleisch, Bier, Wein, Heu und Stroh. Sie sagten, daß die Häuser und Burgen offen stehen, und daß sie nur den Rest bringen, den die Fliehenden nicht mehr haben bewältigen können. Es habe keiner der Männer etwas für sich genommen, wie Witiko eingeschärft habe. Es sei auch fast nichts gewesen, was man hätte nehmen können. In der Nacht aber gingen Leute des Trosses doch noch in die Streife, und brachten Hühner und anderes Geflügel nebst Lappen für ihren Leib in das Lager.

Witiko ließ die Nachtruhe halten wie in der vergangenen Nacht. Er untersuchte wieder mehrere Male das Lager.

Am Himmel sah man, als es finster geworden war, Röten von großen Feuern.

Als sich der Morgenhimmel lichtete, stand Witiko vor seinem Gezelte, und schaute in die Gegend hinaus, so weit man schon irgend etwas erblicken konnte.

Nach einer Zeit sagte er zu dem Knechte Jakob: »Gehe zu denen aus der Friedau, und frage nach dem alten Florian, der im Walde an der reichen Au hauset, die im Mittage von der Waldstelle des heiligen Apostels Thomas liegt.«

»Ich kenne den Mann«, sagte Jakob, »Huldrik hat uns erzählt, daß er Euch durch den Wald aus Bayern herein geführt hat, zu jener Frist, da Ihr nicht in dem Wangetschlage gewesen seid.«

»Es ist dieser Mann«, sprach Witiko, »führe ihn zu mir.«

»Ich werde es tun«, sagte Jakob.

Darauf entfernte er sich, und kam in kurzer Zeit mit Florian zurück.

Witiko war noch vor dem Gezelte. Er sprach zu Florian: »Komme mit mir in meine Wohnung.«

Als sie in dem Gezelte waren, sagte Witiko: Setze dich auf diesen Stuhl, Florian.«

Florian tat es. Witiko setzte sich auf einen andern Stuhl, und sprach: »Sei mir von meinem Herzen gegrüßt, Florian. Ich habe dich selber bei deinen Mitstreitern besuchen wollen; aber weil Boten und Nachrichten kommen können, mußte ich bei dem Gezelte bleiben.«

»Ich bin recht gerne zu dir gegangen, Witiko«, sagte Florian.

»Und du bist auch in deinem Alter noch in den Krieg gegangen«, sprach Witiko.

»Sie haben erzählt, wie du in der unteren Moldau gewesen bist«, antwortete Florian, »und gesagt hast, was von den Feinden und von einem Herren, der in die Wälder kommen wird, zu fürchten ist, und da habe ich gesagt: Wir im Mittage von dem heiligen Thomas haben auch wie die andern Waldleute nur den Herzog zum Herrn, und ich habe Witiko vor Jahren, da er schier noch ein Knabe war, durch unsern Wald und durch die Wälder an den Moldaufällen und durch die krumme Au bis in das ebene Land hinein geführt, und wenn manche Waldleute dem alten Wenhart von der Friedau folgen, so sollen wir auch nicht zurückbleiben, und mit den Friedauern sein, und manche sind gegangen, und ich bin mit gegangen.«

»Ich gedenke es dir noch mit Dankbarkeit«, sagte Witiko, »wie du im Einvernehmen mit deinem Sippen, dem Köhler Mathias, der unter dem breiten Berge wohnt, und in dessen Hütte ich geschlafen habe, mir gutes Geleite aus Bayern in das Land Böhmen gegeben hast. Es ist ein schöner Wald, in dem du wohnst, und auf dessen Schneide die Säule des heiligen Apostels Thomas gestanden ist.«

»Er ist der schönste weit und breit«, sprach Florian.

»Es mag wohl so sein«, antwortete Witiko, »und du hast Männer aus dem schönen Walde gebracht, und bist selber mit ihnen gekommen, der Sache des Herzoges zu helfen. Ich habe es gestern gehört, und habe Freude darüber gehabt, und wollte mit dir sprechen.«

»Und wir haben Freude darüber, daß du uns führst«, sagte Florian, »du bist nicht herrisch, und meinst es gut.«

»Jetzt nimm einen Morgenwein und ein Stückchen Morgenbrot mit mir«, sprach Witiko.

»Das werde ich gerne tun, wenn du es willst«, sagte Florian.

Witiko ließ aus seinem Vorrate etwas Wein bringen, dann Brot und zwei Schnitten kalten Bratens.

Er teilte das Gebrachte mit Florian.

Als sie gegessen und getrunken hatten, sagte Witiko: »Jetzt gehe zu den Männern von der Friedau, und bringe ihnen meinen Gruß, und sage ihnen, wir wollen recht getreulich zu einander halten, und wenn alles aus ist, an den Ufern der Waldmoldau von den Dingen sprechen.«

»Ja, das werden wir tun«, sagte Florian, »und wir werden sprechen.«

Witiko geleitete seinen Gast aus dem Gezelte, reichte ihm die Hand, verabschiedete sich, und der alte Mann schlug seinen Weg zu denen von der Friedau ein.

Der Tagesschein war nun völlig klar geworden, die Morgenarbeiten des Lagers waren im Gange, und Krieger aller Arten gingen bei Witiko in Feldtätigkeit ab und zu.

Als dieses geschah, kam Sifrid von Milnet mit seinen Gefährten gegen das Gezelt Witikos. Mit ihnen ritten mehrere Reisige des Herzogs. Zwei von den Reitern trugen jeder ein großes rotseidenes Banner.

»Seid ihr zurück«, rief Witiko, »und hast du mit dem Herzoge gesprochen, Sifrid?«

»Ja, mit dem hocherhabenen Herzoge und mit Bischöfen und mit alten Führern und mit dem Bruder des Herzoges, der Prag verteidigt hat, und mit dem andern Bruder, und noch mit andern, Welislaw grüßt dich, und ich bringe den Dank des Herzogs«, sagte Sifrid.

»Seid ihr in der Nacht geritten?« fragte Witiko.

»Nicht in der ganzen Nacht, aber gegen den Morgen lange«, sagte Sifrid.

»So erquicket euch, und sorget, daß die Tiere Pflege bekommen«, sprach Witiko. »Ihr könnt von den Speisen und Getränken, die ich schaffen werde, vor dem Zelte genießen, und rückwärts sind Stände für Pferde, und meine Knechte werden das Notwendige liefern. Die Botschaft von dem hohen Herzoge wirst du vor allen Männern verkündigen, Sifrid.«

»Soll ich sie dir nicht zuerst allein sagen?« fragte Sifrid.

»Nein, du sollst alles, was du von dem Herzoge und von andern weißt, vor allen sagen«, entgegnete Witiko.

»Wenn es dir so genehm ist, werde ich es tun«, antwortete Sifrid.

»So steigt von den Pferden, und verfahret, wie ich gesagt habe«, entgegnete Witiko.

Die Männer stiegen von den Pferden. Krieger, die vor dem Gezelte waren, standen ihnen bei, die Anordnungen Witikos auszuführen.

Witiko hieß seine Leute Speise und Trank für die Angekommenen herbei bringen, und seine Knechte das Notwendige für die Pferde in Bereitschaft setzen. Dann ließ er die Zeichen für die Aufstellung der Männer geben.

Als nicht nur Sifrid, und die mit ihm gekommen waren, sondern auch alle, die sich in dem Lager befanden, ihr Morgenmahl verzehrt, und sich dann aufgestellt hatten, führte Witiko Sifrid und die Reiter des Herzogs vor sie, und sprach »Männer, Krieger, Freunde, höret, und was jeder hört, sage er weiter seinen Nebenmännern, und die wieder weiter, daß alle wissen, was gesprochen worden ist. Sifrid von Milnet, den ich mit der Botschaft des gewesenen Kampfes zu dem erlauchten Herzoge geschickt habe, ist zurückgekehrt, und bringt die Antwort des Herzoges. Sifrid, rede.«

Sifrid stellte sich vor die Männer, und sprach: »Kampfesbrüder und Feldgesellen, unser Obmann Witiko hat zu mir gesagt: reite zu dem hohen Herzoge, und erzähle ihm alles, was du von dem Kampfe jetzt gesagt hast; denn er hat mich vorher gefragt, und was du der Wahrheit nach noch weißt, und sage, daß ich dich sende, und daß wir nur wenige Männer verloren haben. Ich ritt mit vier Freunden zu dem Herzoge. Ehe die Morgenzeichen gegeben waren, standen wir bei dem großen roten Banner vor seinem Gezelte. Und als ich gesagt hatte, was ich wolle, und als es ihm gemeldet worden war, ließ er Männer in sein Gezelt kommen, und ließ uns dann vor sie hinstellen. Es war sein Bruder da, der erlauchte Diepold, dann sein anderer Bruder, der erlauchte Heinrich, es war der Bischof von Prag da, es war der Bischof von Olmütz da, welcher erst gekommen war, es war der Zupan Lubomir da, es war Diwiš da, es war der Abt von Kladrau da, und der Abt von Wilimow, und der Kanzler Gervasius, und ein Priester, den sie Daniel hießen, und es war der Zupan, der Zupan, ich habe die Namen vergessen, ein guter junger Mann, Welislaw, der ein Freund Witikos ist, hat sie mir alle gezeigt, da die Sache aus war, und hat gesagt, er lasse Witiko aus dem Gemütsgrunde grüßen. Und der hohe Herzog hat gesagt: Junger Bote, rede. Und ich habe dann geredet: die Feinde sind vor uns gekommen, und einer hat gesagt, wir werden großen Lohn bekommen, wenn wir zu dem unrechten Herzoge Konrad halten wollen, der Herzog Wratislaw von Brünn sende ihn, und der Herzog Wratislaw bürge für seine Worte, und wenn wir uns nicht fügen, werden wir alle vertilgt werden. Und unser Obmann Witiko hat den Boten fortgejagt, und hat uns zu dem Kampfe geführt, und hat angeordnet, wie alles geschehen müsse, und hat im Kampfe gerufen, und hat seine Rufe durch die Boten überall hin geschickt, und hat es sehr gut gemacht.«

»Erzähle, was du von den Männern gesagt hast, nicht von mir, ich habe dir nichts davon aufgetragen«, unterbrach ihn Witiko.

»Du hast gesagt: Erzähle, was du von dem Kampfe der Wahrheit nach weißt«, sprach Sifrid, und das ist die Wahrheit.«

»Es ist die Wahrheit«, rief ein Mann, »Witiko hat gut geordnet.«

»Witiko hat gut geordnet«, riefen zahlreiche Stimmen.

»Männer«, rief Witiko, »laßt den Boten reden, unsere Zeit ist kurz. Rede weiter, Sifrid.«

Sifrid sprach weiter: »Witiko hat es sehr gut gemacht. Wir gingen, da die Hörner der Ziegenböcke erschallten, immer vorwärts, wie es sein muß. Der Herzog Wratislaw hat selber die Scharen gegen uns angeführt, die Reiter drängten auch vorwärts, und die Bogenschützen, und alle, wir hätten eher gewollt, daß der Boden, auf dem wir standen, mit uns in den Abgrund stürze, als daß wir den Feinden einen Grashalm gelassen hätten, und sie wankten, und sie wurden locker, und flohen auseinander. Und da vor uns ein Raum geworden war, fielen die Männer auf die Knie, und dankten Gott. Und dann verfolgten wir die Feinde drei Stunden oder dergleichen rechts ab von der Richtung unseres Zuges, und sie zerstreuten sich immer weiter, und wir gingen dann fünf Stunden lang wieder gegen links, daß wir unseres Weges gewännen. Und keiner hat sich mehr weiter blicken lassen, der uns etwas angehabt hätte, und alle die Zeichen, welche die Abteilungen Witikos haben, sind unter der roten Fahne ganz gleich in dem Kampfe vorgegangen, und Rowno befehligte Waldleute im Kampfe an unserer rechten Seite, und sie gingen mit ihren kleinen Zeichen vor, wie wir mit dem großen, und Wyhon von Prachatic befehligte die anderen Waldleute rechts von Rowno, und diese gingen auch mit ihren kleinen Zeichen vor, wie wir und Rowno, und alle waren gleich. So ist die Sache gewesen. Wir haben wenige Männer verloren. Die Toten sind begraben worden, die Verwundeten haben sie in Pflege genommen, es wird schon für sie gesorgt sein, ich weiß nicht, wer sie sind, ich mußte am Abende mit meinen Freunden gleich fort reiten, um die Botschaft zu bringen, wie ich sie weiß, und so, wie ich sagte, weiß ich sie. Heute muß ich wieder zurück reiten, um den Zug Witikos zu treffen, wie er in der Anordnung weiter geht, die bestimmt worden ist. So habe ich zu dem hohen Herzoge geredet, und dann redete ich nicht mehr.

Der Herzog aber fragte mich, ob die Schar Wratislaws groß gewesen sei.

Ich sagte: Wir haben die Männer nicht gezählt; aber unsere Kriegsleute haben nach dem Kampfe gesprochen, daß ihre Zahl größer gewesen sei als die unsrige. Wir haben sie bloß in die Flucht gejagt.

Haben eure Männer gerufen, daß sie eher mit dem Boden in den Abgrund stürzen, als dem Feinde einen Grashalm lassen wollen? fragte der Herzog.

Nein, antwortete ich, ich habe mir gedacht, daß sie so denken wie ich.

Denke nur in jedem Kampfe so, sprach der Herzog.

Ich denke im Kampfe und auf dem Zuge immer so, antwortete ich, ich habe einmal zu Hause gesagt, daß wir eher die Wälder anzünden als sie dem Feinde lassen sollen; aber Witiko hat geantwortet, das wird nicht nötig sein.

Eure Wälder werden grünen, wenn die Feinde längst zu Boden geworfen sind, sagte der Herzog.

Bist du unter den Reitern Witikos, und stammst du aus dem Walde? fragte er mich dann wieder.

Ich bin der Sohn eines armen Weibes, antwortete ich, der mein Vater vor vielen Jahren gestorben ist, und warte die Pferde des alten Mannes Roder Peter, und weil er nicht mehr in den Krieg ziehen kann, so hat er mir ein weißes Pferd geliehen, und mit dem bin ich unter den Reitern Witikos, weil ich in Milnet im Walde nicht weit von Witiko wohne.

Und ihr Reiter habt euch gut gehalten? fragte der Herzog.

Die Feinde haben sehr schöne Pferde gehabt, antwortete ich, aber wir haben nicht nachgegeben, und haben ihnen vierzig oder fünfzig genommen.«

»Es sind siebenzig«, rief Maz Albrecht.

»Da habe ich nicht gewußt, sonst hätte ich es gesagt«, antwortete Sifrid.

»Unterbrecht den Boten nicht, rede weiter, Sifrid«, rief Witiko.

Und Sifrid redete weiter: »Der Herzog sprach: Sage den Männern aus dem Walde meinen großen Dank für ihren Kampf, sage ihnen den Dank der Lechen und Herren, die um mich sind. Wenn wir sie sehen, werden wir ihnen alle danken, und sie ehren, und den Lohn, der ihnen aus den Kriegseroberungen gebührt, werden sie erhalten. Sage Witiko meinen Dank und Rowno und Wyhon, ich gedenke ihrer. Und weil Rowno und Wyhon kleine Zeichen haben, werde ich ihnen und zwar einem jeden ein großes rotes Banner senden. Reiter von mir werden mit dir reiten, und die Banner bringen. Rowno und Wyhon sollen auf die Zeichen achten, wie sie auf ihre kleinen Zeichen geachtet haben. Für die Verwundeten und die Angehörigen der Toten werde ich dir ein Geld mitgeben, verteilt es redlich und ohne Zank. Jetzt erquickt euch, und zeigt es an, wenn ihr wieder weiter ziehen wollt. Merke dir meine Worte, daß du sie überbringst, wie ich gesagt habe.

Ich merke sie mir, hoher Herr, sagte ich.

Dann stand der hocherlauchte Herzog auf, nahm seine Haube von dem Haupte, und sprach: So ehre ich die Leute aus dem Walde.

Und sein hocherlauchter Bruder Diepold stand auf, und sein Bruder Heinrich stand auf, und die hochehrwürdigen Bischöfe standen auf, und die Herren und Lechen standen auf, und sie nahmen die Hauben von den Häuptern, und riefen: So ehren wir die Leute aus dem Walde.

Mit mir drehete sich der Raum, als sie so riefen, und als ich vor ihnen stand. Dann gingen sie zu mir, und fast ein jeder sprach mit mir, ich weiß unsere Worte nicht mehr. Und ein junger Mann, der so lichte Haare hat wie ich, nahm mich bei der Hand, und sagte: Es wird schon recht werden, du junges Blut, erinnere dich meiner, ich heiße Welislaw, und bringe Witiko einen Gruß von mir aus dem Gemütsgrunde, und er nannte mir die Männer, die da waren, und dann gingen wir aus dem Gezelte, und wir bekamen Speise und Trank und unsere Pferde Futter, und dann kamen die Reiter des Herzogs zu uns, welche die zwei roten Fahnen hatten, und als wir sagten, wir wollen fortziehen, gab mir ein Mann einen Beutel mit Geld für die Verwundeten und für die Angehörigen der Toten, und die Schnüre des Beutels sind mit einem roten Wachspetschaft verklebt, und jeder von uns fünf Boten erhielt drei Goldstücke, und dann ritten wir fort, und die Reiter mit den zwei roten Bannern ritten mit uns. Die Banner sind da, und den Beutel habe ich zu übergeben, und ich gebe ihn unserem Obmanne Witiko.«

Sifrid zog einen rotledernen Beutel aus seinem Wamse, und reichte ihn Witiko.

Witiko rief: »Ich verwahre das Geschenk des hohen Herzoges, und werde das Siegel mit Rowno und Wyhon und den Männern des Rates öffnen, und der Rat wird die Verteilung vorschlagen.«

»Segen und Heil dem hohen Herzoge von Böhmen und Mähren«, rief der Schmied von Plan.

»Segen und Heil dem hohen Herzoge«, riefen fast alle Männer mit einem erschütternden Schalle der Stimmen.

»Wir sind dem hohen Herzoge Dank schuldig für seine Worte und sind ihm Dank schuldig für seine Geschenke«, rief Witiko, »wir werden den Dank auf dem Kriegsfelde bezeigen.«

»Auf dem Kriegsfelde«, riefen die Männer.

»Jetzt aber, Freunde und Genossen«, sagte Witiko, »müssen wir die Banner zu Rowno und Wyhon bringen. Tretet vor, Führer der Abteilungen. Indessen die andern noch alles in Ordnung richten, was nach der heutigen Lagerung not tut, gehen wir zu Rowno und Wyhon, und übergeben ihnen die Fahnen.«

Die Führer sammelten sich, und Witiko ging mit ihnen und mit Sifrid und seinen Begleitern und mit den Reisigen des Herzogs, davon zwei die Banner trugen, zuerst zu Rowno.

Als sie vor ihm angekommen waren, sprach Witiko: »Rowno, der erlauchte Herzog erkennt, was du im gewesenen Kampfe geleistet hast, und was die Deinigen geleistet haben. Er läßt dir durch den Boten, den ich zu ihm geschickt habe, seinen Dank sagen, und sendet euch ein großes rotseidenes Banner durch Männer seiner Schar, die vor dir stehen, daß du dieses Zeichens so achtest, wie du deiner Zeichen bisher geachtet hast. Empfange von dem Manne das Banner.«

Der Mann senkte die Fahne grüßend vor Rowno und seinen Kriegern, und gab sie Rowno. Dieser sagte kein Wort, und es standen Tränen in seinen Augen, dann küßte er den Zipfel der Fahne, und reichte sie einem seiner Krieger.

Hierauf ging er zu Witiko, und schloß ihn in die Arme.

Die Männer aber riefen: »Glück dem Herzoge.«

»Glück dem Herzoge«, riefen sie dreimal.

Dann verabschiedete sich Witiko von Rowno, und ging mit seinem Geleite zu Wyhon von Prachatic.

Demselben sagte er die Worte, die er zu Rowno gesagt hatte, und der Mann des Herzogs grüßte mit der Fahne, und gab sie Wyhon. Dieser schwenkte sie, und rief: »Im ganzen Kriege und in allen Kriegen, die noch kommen werden, soll sich unser Dank und unsere Erkennung des Herzoges erweisen.«

Die Männer Wyhons riefen: »Heil dem Herzoge, Heil dem Herzoge.«

Die Fahne wurde einem Manne in die Hand gegeben, und Wyhon bezeigte Witiko, und seinem Geleite und den Reisigen des Herzogs seinen Dank. Dann verabschiedeten sie sich, und Witiko ging mit allen wieder zu den Seinigen zurück.

Nach kurzer Zeit begaben sich die Reisigen des Herzoges auf den Rückweg. Witiko aber ordnete alles zu dem Weiterzuge, und in kleiner Frist setzten sich seine Scharen in Bewegung.

Am Abende dieses Tages, da das Nachtlager eingerichtet war, kamen Boten von Bolemil, welche bedeuteten, daß man an der Stelle angekommen sei, von der aus die Entscheidung gesucht werden würde. Die Boten gaben die Bewegungen an, die gemacht werden sollen, daß das Heer sich sammle.

Und am nächsten Tage und an dem folgenden Tage sammelte sich das Heer.

Als es gesammelt war, wurden die Führer zu dem Herzoge entboten, damit Rat gehalten werde.

Im Rate wurde beschlossen, was geschehen, und wie der Feind angegriffen werden soll.

Ehe die Männer des Rates auseinander gingen, wurde gemeldet, der Mährer Drslaw sei gekommen, und verlange mit dem Herzoge zu sprechen.

»Führt ihn herein«, sagte Wladislaw.

Drslaw wurde herein geführt.

»Sprich, Drslaw, was begehrest du?« fragte der Herzog.

»Ich will dir allein eine Enthüllung machen, hocherlauchter Herzog«, sagte Drslaw.

»Mache die Enthüllung, so du willst, vor allen diesen, oder gehe ohne Enthüllung deine Wege«, sagte der Herzog.

»Du befiehlst es so, hoher Herzog«, sagte Drslaw, »und ich gehorche. Mehrere von uns, die ich dir nennen werde, wenn du unser Vorhaben gut heißest, haben beschlossen, deiner Sache zu dienen, wenn du uns den Fortbesitz unserer Habe und unseres Gutes gewährleistest, und ihre Vermehrung nach deinem Sinne versprichst. Wir werden in der Schlacht die Reihen Konrads verlassen, und Unordnung stiften, werden, wenn es möglich ist, sogleich für dich kämpfen, und den Sieg in deine Hände bringen.«

»Was soll dem Manne geantwortet werden?« fragte der Herzog.

Alle schwiegen.

»Sprich, Otto, Bischof von Prag.«

»Er bringt Verrat«, sagte Otto.

»Er verrät den in dem Augenblicke, der ihm in dem Augenblicke vertraut«, sagte Zdik.

»Haben die Fürsten aus dem Stamme Premysls noch viele solche Freunde?« fragte Diepold.

»Und was sagt Bolemil?« fragte der Herzog.

»Dem Manne antworte ich nicht«, entgegnete Bolemil.

»Hängt ihn an den nächsten Baum«, rief Welislaw.

»Es wird wohl des Rates nicht viel nötig sein«, sagte der Herzog. »Drslaw, wenn du aus Reue zu mir gekommen wärest im offenen Zurücktritte von Konrad, hätte ich dich mit Freuden aufgenommen, und die Gewährleistung und Vermehrung deiner Habe wäre dir sicher gewesen wie jedem meiner Krieger; aber du wolltest durch dein Beginnen eine weit größere Vermehrung erzielen, und hast dich geirrt. Wenn ich mit einem fremden Feinde in einem ordnungsgemäßen Kriege wäre, würde ich dich binden lassen, dich gebunden dem Feinde überliefern, und dein Ansinnen melden. Nun aber bin ich auf einem Zuge wider Räuber von Ländern und Gewalt, sie zu strafen, nicht Sitte und Gestalt eines Krieges zu üben. Gehe daher deiner Wege. Deine Habe ist dem Sieger verfallen, weil du bei den Empörern bist. Und wenn allen Empörern verziehen werden würde, so würde dir nicht verziehen werden, und deinen Helfern nicht, wenn sie mir bekannt werden. Und sie werden bekannt werden; denn Verräter verraten einander wieder. Ist der Mann mit einem Geleite gekommen?«

»Wir haben niemand bei ihm gesehen«, sagte der Anmelder, »die Vorwachen haben ihn gefangen gesendet.«

»So gebt ihm zwölf Männer, daß sie ihn ungefährdet an die Grenze des Lagers bringen. Welislaw, tue mir den Dienst, die zwölf Männer beizuordnen. Ich frage nun alle Herren und Lechen, ist einer der Meinung, daß mit dem Manne anders verfahren werde? Ist er dieser Meinung, so bitte ich ihn, daß er rede.«

Alle schwiegen.

»So sind wir einig«, sagte der Herzog, »Welislaw, sorge, wie ich gesagt habe.«

»Wenn du, hoher Herzog, auf diese Art gegen diejenigen handelst, die dir Gutes tun wollen, so ist es übel«, sagte Drslaw.

»Fort von hier«, sagte Wladislaw.

Welislaw ging aus dem Gezelte, kam mit zwölf Männern und einem Führer zurück, sie umringten Drslaw, Welislaw gab ihnen Weisung, und sie führten den Eingeschlossenen aus dem Gezelte.

»Hohe Herren«, sagte Wladislaw, »ich habe gedacht, daß wir mit froherem Mute aus der Versammlung gehen werden, als uns nun dieser Mann eingeflößt hat. Vergeßt es.«

»Man nimmt das Böse auf dem Wege, und verdammt es«, sagte der Bischof Otto, »und sucht es aus dem Gemüte zu bringen.«

»Wäre jedes Ärgernis so leicht zu überwinden, wie das von diesem Wichte«, sagte Zdik.

»Und wir werden unsere Sache rein zu Ende führen«, sagte Lubomir.

»Und so nehmet meinen Dank, ihr Männer und Freunde«, sagte der Herzog, »daß ihr mit Rat und Stimme bei mir gewesen seid. Ich glaube, wir haben, was not war, heute vollendet. Lasset es euch fürder nicht verdrießen, der Sache treulich beizustehen.«

»Nein, nein«, riefen mehrere Stimmen, »wir stehen bei.«

Der Herzog erhob sich, die Männer erhoben sich auch, und zerstreuten sich nach ihren Abteilungen.

Am Abende dieses Tages kamen noch Leute aus dem mittäglichen Walde. Sie sagten, daß sie den Weg nach Pilgram genommen hätten, weil man ihnen denselben gewiesen hat, im Walde seien noch Zusammenkünfte gewesen, und man habe an Witiko und Wenhart gedacht, und sie hätten sich zurecht gerichtet, und seien nachgegangen. Sie wollen jetzt mit Witiko reden.

Witiko trat vor sie, und sprach: »Seid gegrüßet, ihr Männer, was ist euer Begehren?«

»Wir möchten mit denen aus unserer Gegend an dem Kriege teilnehmen«, antwortete einer aus ihnen.

»Und weil du ein Führer bist, so möchten wir von dir geführt sein«, sprach ein anderer.

»Wie viele seid ihr?« fragte Witiko.

»Wir sind einhundertundfünf Männer«, antwortete der, welcher zuerst gesprochen hatte.

»Es kommen noch mehrere«, sagte ein alter Mann, »weil sie von der Sache reden, und weil eine Entscheidung sein muß.«

»Es ist gut, und es muß eine Entscheidung sein«, sagte Witiko, »und wir müssen zusammenhalten, die zusammen gehören. Ich kenne einige von euch, und manche werden mich kennen.«

»Wir kennen dich«, riefen viele Stimmen.

»Haben einige unter euch reiten gelernt?« fragte Witiko.

»Ich habe mich geübt«, rief ein Mann.

»Ich auch«, »ich auch«, »ich auch«, riefen andere.

»Das ist gut«, sagte Witiko, »wir haben Pferde. Ihr alle werdet unter die verteilt werden, welche den Krieg und seine Bewegungen schon kennen, daß ihr die Sache in der Art verrichten lernt, wie sie die verrichten, welche schon lange dabei sind. Aber, liebe Heimatgenossen, ich darf das nicht allein tun. Lagert euch an dieser Stelle, erquickt euch, ich werde sogleich zu dem hohen Herzoge reiten, werde ihm das Vorkommnis erzählen, und werde ihn bitten, daß er euch zu meinen Männern gebe.«

»Er wird es tun, weil wir zu dir gekommen sind«, sagte der alte Mann.

»Er wird es tun«, sprach Witiko.

Darauf verlangte er sein Pferd, Jakob brachte es, er bestieg es, und schlug den Weg in der Richtung nach dem Lager des Herzogs ein.

Als er dort angekommen, und zu Wladislaw geführt worden war, sagte dieser: »Du kömmst noch gegen die Nacht, Witiko, was bringst du?«

»Es sind einhundertundfünf Männer aus unserem Walde gekommen, und verlangen als Streiter mit meinen Leuten vereinigt zu werden. Weil ich ihre Art und Weise kenne, und weil ich die Hoffnung habe, daß ich sie wie die andern zu leiten vermögen werde, so bitte ich dich, hoher Herr, daß du die Vereinigung genehm halten wollest«, sagte Witiko.

»Werden sie brauchbar sein?« fragte der Herzog.

»Sie werden unter meine Männer verteilt werden, und dann werden sie tun wie die übrigen, und unsere Kraft vermehren.«