I. Einleitung
II. Entscheidungen mit Herz und Verstand
Tierschutz oder Züchter
Kater oder Kätzin
Kitten oder erwachsene Katze
Einzelkatze oder Duo
Wohnungshaltung oder Freilauf
Wirklich eine Katze für mich
III. Katze und …
Kind
Weitere Artgenossen
Andere Haustiere
IV. Willkommen daheim
Samtpfotens Grundausstattung
Ein Kitten zieht ein
Die Ankunft einer erwachsenen Katze
Alles so fremd hier
V. Ein artgerechtes Leben
Komm, spiel mit mir
Achtung, für Katzen gefährlich
VI. Dem Wesen entsprechend
Test: Welcher Typ ist Ihre Tatze
Hilfe, meine Katze zickt
Kätzisch für Anfänger, 1
Testauswertung
VII. Im Laufe des Miteinanders
Was Kätzchen nicht lernt
Fit statt fett
Kätzisch für Anfänger, 2
Wellness für den Raubtierkörper
Wenn die Katze älter wird
Von einem auf den andern Tag allein
VIII. Anhang
Über die Autorin
Quellenverzeichnis
Hinweise
Katzen machen hörig - irgendwie.
Denn wer einmal die Freude und das Vergnügen genossen hat, mit ihnen in näheren Kontakt zu treten und vom „Katzenvirus“ nach einer mehr oder minder langen „Inkubationszeit“ gepackt worden ist, wird nicht umhin kommen, ein solches Wunderwerk von Mutter Natur an Grazie, Unabhängigkeit und Eigenwillen bei sich aufnehmen, umhegen und umsorgen zu wollen.
Und unvermittelt an diesen durchaus verständlichen Wunsch schließen sich eine Menge ungeklärter Fragen, insbesondere für einen Neuling unter den Katzenhaltern.
Als da wären:
Bin ich eigentlich geeignet für das Leben mit Katze? Und wenn ja, entspricht ein gemeinsames Leben überhaupt meinen Vorstellungen und Erwartungen?
Halte ich eine Katze besser allein oder zu zweit? Geht das denn überhaupt in der Wohnung? Und wie alt sollte der Minitiger denn idealerweise sein? Was braucht eine Mieze denn noch außer Nahrung, Wasser und Schmuseeinheiten? Will sie spielen und wenn ja, womit?
Die Ihnen vorliegende Ratgeberlektüre zur Wohnungshaltung von Stubentiger, Samtpfote, Mieze, Fellnase & Co. will Ihnen neben Basiswissen auch einen kreativen Blick über die kätzischen Grundbedürfnisse hinaus vermitteln.
Damit Ihre Vorfreude auf eine künftige Katzenharmonie ungetrübt bleibt und nicht in Frustrationen oder sogar die Entscheidung gegen eine Fellpfotige umschlägt.
Katzen beschreiten viele Wege, um in unser Herz und damit in unser Heim zu gelangen (obwohl die Reihenfolge der Eroberung auch durchaus eine andere sein könnte!). Sei es als kläglich maunzender Findling am Wegesrand oder vor Ihrer Haustür. Sei es als Insasse des örtlichen Tierheimes, welches Sie aufsuchen. Sei es als strahlender Sieger auf einer der Ausstellungsbühnen dieser Welt.
Vielleicht haben Sie Ihre Begeisterung für eine dieser edlen Katzenrassen entdeckt und möchten ein so aristokratisches Geschöpf als Familienmitglied bei sich aufnehmen. Möglicherweise besitzen Sie bereits ein Tier einer bestimmten Rasse und sind der Vorstellung erlegen, eine weitere Katze verwöhnen zu dürfen.
Egal aus welcher Überlegung heraus führt Sie Ihr Vorhaben geradewegs zu einem der zahlreichen in- und ausländischen Züchter.
Eine der sich Ihnen bietenden Möglichkeiten des Kennenlernens und Informierens ist Ihr Besuch der regelmäßig stattfindenden Katzenausstellungen, organisiert durch zahlreiche Katzenvereine.
Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen in dem Zusammenhang die sogenannte Sonderschau einer oder mehrerer Rassen, welche oft im Rahmen einer Ausstellung abgehalten wird. Nirgendwo sonst bietet sich den Kauf-Interessenten eine bessere Gelegenheit, zwanglos und völlig unverbindlich,
Informationsgespräche mit den ausstellenden Katzenzüchtern zu führen. Eventuell treffen Sie dort auch jenen Züchter, für dessen Tiere Sie sich schon die ganze Zeit interessiert haben!
Nehmen Sie diese Gelegenheiten wahr, zu fragen, sich zu informieren und einen ersten Eindruck über den oder die ZüchterIn und deren Katzen zu gewinnen.
Wenn Sie Gelegenheit dazu haben besuchen Sie Ausstellungen, die von Vereinen verschiedener Dachverbände organisiert worden sind. Somit erweitern Sie den Ihnen bekannten Züchterkreis kontinuierlich. Und womöglich zeigt sich Ihnen der während des ersten Gespräches noch so abweisend erscheinende Züchter in einem ganz anderen Licht. Entgegengesetzte Verhaltensweisen mögen auch schon vorgekommen sein… Sprechen Sie mit Kollegen oder Freunden, die Katzen der von Ihnen bevorzugten Rasse halten. Aus welchen Zuchten stammen diese Tiere?
Oftmals hat sich vereinsübergreifend oder innerhalb eines Katzenvereins eine sogenannte Interessengemeinschaft (IG) für eine bestimmte Katzenrasse gebildet. Auch die Vereine selber stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite. Die (kostenlose) Jungtiervermittlung einer bestimmten Rasse oder Art ist bei allen selbstverständlich. Bitte scheuen Sie sich nicht, dort nachzufragen.
Seriöse Züchter veröffentlichen ihre Anzeigen auch gern mittels Fachzeitschriften oder in Tageszeitungen. Doch auch ein unter Marketingaspekten veröffentlichter Anzeigentext befreit Sie nicht davon, gemachte Angaben zu hinterfragen. Schließlich ist die Geduld des Papieres sprichwörtlich.
Was mich zu einem eher unschönen Thema gelangen lässt:
In Tageszeitungen oder kostengünstigen Anzeigenblättern finden Sie, gerade an Wochenenden, unter der Rubrik „Tiermarkt“ viele Verkaufsangebote von Rassekatzen zu günstigen Konditionen.
Hier rate ich Ihnen dringend zur Vorsicht.
Wägen Sie gründlich ab, denn vielfach werben hier „schwarze Schafe“ der Zuchtszene. Wobei ich an dieser Stelle nicht die Behauptung aufstelle, dass alle in Tageszeitungen annoncierenden ZüchterInnen unseriös sind! Nein, ich meine damit Tierhändler oder auch jene „Züchter“, deren Aktivitäten das Wort „Vermehrer“ treffender beschreibt. Wohl und Wehe der angebotenen Tiere liegen diesen InserentInnen nicht am Herzen. Ausschließlich der schnelle, leichtverdiente Euro, Ihr Euro!, zählt. Einige Selbstverständlichkeiten des engagierten Züchtens werden möglicherweise nicht beachtet. Das unter derartigen Umständen geprägte Tiere für sich selber und den künftigen Halter eine Last sein können, erscheint denkbar.
Ihr Mitleid mit den Katzen ist in diesem Zusammenhang kein guter Ratgeber. Bitte erwägen Sie, dass mit Ihrem Kauf eines so „produzierten“ Jungtieres diese Art des Züchtens und Handelns weiter unterstützt wird! Jeder noch so „günstige“ Erwerb eines auf solche Weise mit dem Leben vertraut gemachten Geschöpfes ist meiner Meinung nach nicht vertretbar. Oder ist der Preis, den das unvergleichliche Wesen Katze dafür statt unser zahlt, für Sie annehmbar?
In Zeiten des Internet finden Sie dort ebenfalls ein breitgefächertes Angebot der unterschiedlichsten Homepages mit Hinweisen auf zu vermittelnde Rassekatzen. Die in regelmäßigen Abständen aktualisierten Informationen werden durch die jeweiligen Züchter, Interessengemeinschaften oder Vereine veröffentlicht.
Sollten Sie sich nicht sofort für eine oder mehrere Catterys, ausstellende ZüchterInnen und deren Tiere erwärmen können, seien Sie weiterhin guten Mutes. Katzenkauf ist und bleibt Vertrauenssache.
Denn schließlich möchten Sie wohlüberlegt ein lebendes Individuum als neues Familienmitglied adoptieren und nicht ein Art Frustkauf tätigen.
Schließlich würden unter dieser Fehlentscheidung nicht nur Sie, sondern auch in einem nicht zu unterschätzenden Maß die Katze leiden.
Lassen Sie sich daher Zeit für Ihre Entscheidung und überstürzen Sie nichts.
Tierschutzorganisationen verfügen über verschiedene Möglichkeiten, sich um die ihnen anvertrauten Tiere zu kümmern.
Teilweise arbeiten sie von Tierheimen aus. Gebäudekomplexe unterschiedlicher Größe und Ausstattung, in denen Tiere aller Art auf ein neues, liebevolles Zuhause warten. Hier werden die tierischen Bewohner von festangestellten MitarbeiterInnen und ehrenamtlichen HelferInnen betreut und versorgt.
Eine andere Form der Obhut stellen die sogenannten Pflegestellen dar. Es gibt Katzen- oder Tierschutzvereine, die ausschließlich mit mehreren solcher Pflegestellen arbeiten. Die Katzen befinden sich dann nicht wie in einem Tierheim alle zusammen an einem einzigen Ort, sondern werden dauerhaft an einem solchen Pflegeplatz versorgt. Bis zu ihrer Vermittlung. Zumeist sind es Privathaushalte. Sie haben sich der Vereinigung gegenüber freiwillig bereiterklärt, eine oder mehrere Katzen bei sich aufzunehmen. Rechtlich gesehen ist der Pflegling weiterhin das Eigentum der Tierschutzorganisation. Durch welche die Katzen dann auch jeweils an neue und für sie geeignete HalterInnen weitervermittelt werden.
Erkundigen Sie sich in Ruhe, welche Tierschutzorganisationen es in Ihrer Gegend gibt. Einträge im Telefonbuch oder den Gelben Seiten helfen Ihnen weiter.
Fragen Sie Freunde, Nachbarn oder Kollegen. Menschen, von denen Sie wissen, dass sie ihre Tiere durch Tierschutzorganisationen vermittelt bekommen haben. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Mund-zu-Mund-Propaganda kann hilfreich sein, muss es aber nicht.
Ich persönlich habe zum Beispiel sehr positive Erfahrungen mit einem Tierschutzverein gemacht, von dessen Besuch mir durch Dritte abgeraten wurde. Hinterfragen Sie die Ihnen gegenüber geäußerte Meinung. Und prüfen Sie die Quelle sorgfältig. Oftmals stellt sich das vehement geäußerte Negativ-Urteil über ein bestimmtes Tierheim und seine MitarbeiterInnen als völlig subjektiv heraus. Unter Umständen ist dem oder der Betreffenden nämlich einfach keine Katze vermittelt worden. Aus welchen Gründen auch immer. „Riskieren“ Sie Im Zweifelsfall ruhig einen Besuch.
Ziehen Sie ruhig verschiedene Tierschutzorganisationen in Betracht, sofern sich Ihnen dazu die räumliche Möglichkeit bietet.
Besonders in Großstädten oder Ballungszentren findet der oder die Interessierte häufig mehrere Organisationen vor. Stellen Sie dann sozusagen eine bunte Mischung zusammen: Gehen Sie in ein paar Tierheime. Suchen Sie Einrichtungen auf, die mit Pflegestellen arbeiten. Und beziehen Sie Institutionen in Ihre Pläne mit ein, die sich auf das Vermitteln von Katzen spezialisiert haben.
Genau an diesem Punkt setzt eine verantwortungsbewusste Katzenvermittlung ein. Und ebenso scheiden sich oftmals genau an diesem Punkt die Geister. Damit meine ich die Vorstellungen des potentiellen Katzenhalters und die in vielen Jahren gemachten Erfahrungen der MitarbeiterInnen. Denn nicht jeder Katzenliebhaber ist für jede Katze geeignet. Und nicht jeder Stubentiger eignet sich für das Zusammenleben mit jedem Menschentypus. Vertrauen Sie daher den Meinungen des Tierheimpersonals.
Schildern Sie, wie bereits erwähnt, offen und ehrlich Ihre bisher gemachten Erfahrungen mit Katzen. Nennen Sie Ihre Wünsche und Vorstellungen. Doch beharren Sie, wenn möglich, nicht darauf.
Sind Sie beispielsweise AnfängerIn im Kontakt zu Samtpfoten? Verantwortungsvolle MitarbeiterInnen werden Ihnen in einem solchen Fall sicherlich Katzen vorstellen, die charakterfest und selbstbewusst sind. Also keine scheuen oder aggressiven Tiere. Und keine Katzen, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen oder krankheitsbedingt höhere Anforderungen an ihr neues Heim stellen. So oder so ähnlich wird sicherlich ebenfalls die Empfehlung ausfallen, sollten in Ihrem Haushalt Kinder leben.
Als Fazit betrachtet stellt die Übernahme einer Katze aus dem Tierheim sicherlich eine Alternative zum Kauf beim Züchter dar.
Ob das auch für Sie, Ihre Lebensumstände und Ihre Vorstellungen, eine Katze betreffend, gilt, können schlussendlich nur Sie allein entscheiden.
Doch warum eigentlich nicht, nach sorgfältiger Abwägung und Vorbereitung, beides miteinander kombinieren?
Den Kauf einer Katze von einem verantwortungsvollen Züchter und die Adoption einer der zahllosen Katzen aus der Obhut des Tierschutzes.
Nachdem erst einmal der Entschluss gefasst ist, eine Katze im eigenen Leben willkommen zu heißen, ist für viele Menschen, neben der Entscheidung für oder wider eine bestimmte Rasse, oftmals das Geschlecht der eigenen Samtpfote ein wichtiges Kriterium.
Denn an nichts können sich so die Geister scheiden wie an der Grundsatzfrage nach Kater oder Kätzin.
Die eine Katzenfreundin schwört auf das anschmiegsame und freundliche Wesen ihrer Kater, während ein anderer Katzenfreund der festen Überzeugung ist, nur betont eigensinnige „Mädels“ seien die typischen und damit „wahren“ Vertreterinnen ihrer Art.
Ein beiderseitiges Einvernehmen ist dann oft nur schwer möglich … oder endet in salomonischen Entscheidungen für ein Duo mit jeweils einem Repräsentanten.
Doch da, wie bei uns Menschenkindern auch, die beiden Katzengeschlechter ausschließlich nicht nur positive oder negative Verhaltensweisen und Charakterzüge in sich vereinen, möchte ich Ihnen als Debütanten mit diesem Kapitel die Entscheidung etwas erleichtern.
Denn beider, durch die Evolution geförderten Verhaltensweisen, und damit schlussendlich arterhaltende Charakterzüge, lassen den Alltag und das Zusammenleben mit dem jeweiligen Katzengeschlecht sehr unterschiedlich ablaufen:
Nicht mehr potente Kater sind, aufgrund der vollzogenen Kastration, ihrem Daseinszweck beraubt. So hart wie es auch klingen mag. Selbstverständlich sind und bleiben die Kater weiterhin Beutegreifer, Raubtiere, die regelmäßig ihr Revier durchstreifen und sichern (müssen); allerdings geschieht diese Revierkontrolle wegen anderer, und somit weniger existentieller Beweggründe.
Schließlich sind es erst Hormone, wie das in den Hoden (Testes) gebildete Testosteron, welche ursächlich für die Ausgestaltung der männlichen Geschlechtsorgane und ein „typisch männliches“ Gehabe wie beispielsweise das Aggressionsverhalten verantwortlich sind.
Entfällt also durch das Entfernen der Hoden das auch verhaltenssteuernde Hormon, wird der Kater sanftmütiger und weniger aggressiv.
Man könnte sagen, dass sich des Katers Lebensphilosophie dadurch grundlegend ändert.
(Der Vollständigkeit halber will ich übrigens nicht unerwähnt lassen, dass es auch unter den frei laufenden, kastrierten Katern große Kämpfer gibt, die stolz und selbstbewusst durch die Gegend streifen und praktisch jeden Geschlechtsgenossen zum Kampfe aufzufordern scheinen. Ihre daraus resultierenden Blessuren und Narben tragen sie wie Trophäen. Doch ein solches Benehmen ist nicht zwangsläufig der Regelfall.)
Fortan wird der Kastrat anderen Dingen den Vorzug geben: Eine gute Mahlzeit, ausgiebige Schmusestunden und ein erholsames Schläfchen an einem warmen und gemütlichen Katerplatz sind jetzt eher seine bevorzugte Form der Freizeitgestaltung.
Umherstreifen bei Wind und Wetter und kräftezehrende Rangeleien mit Geschlechtsgenossen oder gar das Aufspüren paarungswilliger Weibchen - um all das mögen sich bitte die anderen Kater kümmern. Wärme, Ruhe und Bequemlichkeit, das sind nun die wahren Schätze des Katerlebens!
Und so neigt dann auch manch in die Jahre gekommener, männlicher Kastrat zu einer etwas voluminöseren Leibesmitte. Achten Sie bitte bei der Ernährung Ihres Katers darauf. Besonders das oft bevorzugte Trockenfutter ist zwar mega-lecker, aber meistens auch sehr reichhaltig. Praktisch zu reichhaltig.
Die angenehme Seite dieses bequemen Lebenswandels ist die ausgeprägte Schmusebereitwilligkeit vieler kastrierter Kater. Gerne würde ich ihnen allen ein „Schmuse-Diplom“ verleihen!
Da wird geschnurrt und gebrummt, das es eine wahre Pracht ist. Der Kopf wird gegeben und die dicken Katerbäckchen am Menschen gerieben, sich auf den Rücken geschmissen und wohlig hin und her gedreht… Ach, wie schön muss das sein.
Und das allerbeste an so einem kastrierten Prachtburschen ist ja, hebt Mensch ihn hoch, dass man so richtig was im Arm hat.
Da lohnt sich das Drücken ja auch richtig, umschließen die eigenen Arme ein mehrere Kilo schweres Prachtpaket, welches sich voller Enthusiasmus laut schnurrend an einen lehnt.
(Selbiges gilt natürlich auch für die männlichen Vertreter der Schlankrassen, halt eben nur weniger stattlich wie bei der stämmigeren Verwandtschaft.)
Durch die verminderte Aggression und die fehlende Konkurrenz dem eigenen Geschlecht gegenüber sind bei geeigneten Haltungsbedingungen unter kastrierten Katern auch freundschaftlich zu nennende Kontakte durchaus üblich.
Im Gegensatz zur Kastration beim Kater wirkt sich die Kastration der Kätzin durch das Entfernen der Eierstöcke (Ovaries) hormonell nicht so grundlegend auf ihr Verhalten aus. Nichtsdestotrotz behält eine weibliche Katze ihr Gebaren; eben alle jene Verhaltensweisen, die unsere Stubentiger bei unzähligen Menschen so in Misskredit bringen.
Falsch und mit dem Bösen im Bunde für die Einen, selbstbewusst und mit großer innerer Unabhängigkeit für die Anderen, spazieren Katzenmädchen unbeeindruckt auf samtenen Pfoten durch ihre neun Leben.
Wie einer eigenen Lebensplanung folgend ist ihr Auftreten. Kapriziös und eigenwillig setzen sie ihren Kopf durch. Erscheinen dabei entweder als Schmeichelkatze oder als nervenzehrendes Stubenungeheuer, das uns auf leisen Pfoten gescheit entweder bis an die Grenzen der Belastbarkeit strapaziert oder uns mit ihren eigenwilligen Einfällen gekonnt zum Lachen und damit schlussendlich an das Ziel ihrer Wünsche bringt.
Katzenmädchen haben grundsätzlich ihren eigenen Kopf – die einen mehr, die anderen weniger.
Andererseits machen gerade diese Pfiffigkeit und die gelebte Individualität vieler weiblicher Katzen den besonderen Reiz für etliche KatzenfreundInnen aus.
Sie wollen ihre Zeit bevorzugt mit einem einfallsreichen Wesen verbringen, welches verstandesmäßige Anforderungen in Form von unerwarteten Situationen oder Spielen liebt und versucht, Lösungen mit Köpfchen zu erreichen. Anstatt sich ausschließlich auf die eigenen Körperkräfte zu verlassen wie so manch männlicher Artgenosse.
Da wird dann lieber mit List und Verstand so lange an dem Versteck mit Trockenfutter gepfotelt, getatzelt und die Situation durch Versuch und Irrtum angetestet, als die immer einsatzbereiten linken oder rechten vier „Schweizer Messer“ zu zücken, einmal zuzuschlagen und die Umverpackung einfach kaputtzureißen.
Gewöhnlich führen beide Möglichkeiten zum Ziel, eben jenem versteckten Trockenfutter, jedoch unterscheiden sich die gewählten Lösungswege deutlich voneinander.
Gesellt sich für eine Kätzin zur eigenwilligen Lebenseinstellung noch eine irgendwie als störend empfundene Umgebung hinzu, kann die anschmiegsame Samtpfote sehr schnell und nachhaltig zum unerträglichen Giftnickel mutieren.
Und so erfordert die evolutionsbedingte und individuell unterschiedlich ausgeprägte Veranlagung von weiblichen Katzen manchmal beim liebenden Halter eiserne Nerven und auch eine gehörige Portion positiver Grundeinstellung.
Nicht nur aus Kindern werden die sprichwörtlichen Leute. Auch Kitten haben die nicht zu leugnende Angewohnheit, erwachsen zu werden und ihre ganz eigene Lebensphilosophie zu entwickeln.
Und mehr als nur einmal weicht das erwachsene „Endprodukt Katze“ so völlig von dem Verhalten des großäugigen, mit den Wurfgeschwisterchen mehr oder weniger tapsig durch die Wohnung des Züchters galoppierenden, kleinen Charmebolzens ab.
Aber wäre dann nicht eine bereits erwachsene Samtpfote für einige Halter, insbesondere Neulinge, die charakterlich geeignetere Begleiterin in guten und in schlechten Zeiten?
Neben genetischer Veranlagung und erlernten Verhaltensweisen ist bei grundsätzlich allen Katzen der Ausgangspunkt ihrer charakterlichen Entwicklung und des daraufhin gezeigten Verhaltens die wichtige Phase der Sozialisation.
Beginnend mit diesem Lebensabschnitt, etwa ab der vierten Lebenswoche, starten die Kitten in die eigene Unabhängigkeit. Zuerst auf noch unsicheren Beinchen beginnen sie langsam, aber zielstrebig, die Umgebung zu erkunden. Anfangs nur nahe am eigenen Nest und tunlichst immer in der Nähe von Mutter und Wurfgeschwistern erweitert sich nach und nach der Aktionsradius eines Kittens.
In der freien Wildbahn würde Mutter Katze nun anfangen, Beute mitzubringen und sie in Gegenwart des Nachwuchses zu verzehren. Praktischer Anschauungsunterricht; zuerst am toten Lebewesen, später an der noch lebenden Beute.
Auch Sinn und Zweck einer Katzentoilette werden den Sprösslingen von „Frau Mama“ praktisch klargemacht. Und genauso wie das Erlernen solchen „handfesten Wissens“ gehört mit in diese Lebensphase ganz entscheidend die seelische und charakterliche Sozialisation beispielsweise Artgenossen und den Menschen gegenüber. Denn Erfahrungen, die das noch junge Katzenkind beginnend ab diesem Zeitpunkt macht, prägen lebenslang seine Persönlichkeit und sein Verhalten anderen gegenüber.
Täglich eine Stunde menschlicher „Sozialisationsunterricht“ wird übrigens als ideale Basis angesehen, um dem Kitten beispielsweise durch sanfte Berührungen klar zu machen, wie angenehm und vertrauensvoll der Kontakt zum Menschen sein kann.
Auf diese Weise ideal gefördert, wachsen die Kitten beim seriösen Züchter und Katzenfreund zu ausgeglichenen und seelisch stabilen Jungkatzen heran.
Viele Gründe gibt es ein Kitten bei sich willkommen heißen zu wollen. Alles Junge und Kleine weckt in uns nun einmal völlig unbestritten den Wunsch, es beschützen zu wollen; Stichwort „Mutterinstinkte“.
Das bei einigen Katzenrassen mehr oder minder stark ausgeprägte „Kindchenschema“ der Kitten tut sicherlich uns Menschen gegenüber ein Übriges dazu. Und unbestritten ist es etwas Herrliches, ein oder auch mehrere Kitten beim ausgelassenen Spiel beobachten zu dürfen.
Wie sie balgen, einander spielerisch ärgern, unernst bedrohen und verfolgen, sich gegenseitig putzen, und, und, und - um dadurch den Grundstein für ein soziales und erfolgreiches Katzenleben zu erlernen. Es macht einfach Freude, Kitten beim Erwachsenwerden zu beobachten.
Ein weiterer Vorteil bei der Aufnahme eines Kittens in die Familie ist seine Unkompliziertheit. Wie bereits geschildert, gut sozialisiert einem engagierten Züchterhaushalt entstammend, hat die kleine Samtpfote bislang noch keine belastenden oder sie sogar traumatisierenden Erfahrungen machen müssen. Optimistisch wird das Tier nach anfänglicher Zurückhaltung in sein neues Leben starten und beginnen, sich einen Platz in der Familie zu erobern.
Sein Charakter ist dadurch (noch) weniger stark ausgeprägt und das junge Kätzchen lässt sich leichter konsequent erziehen beziehungsweise mit weniger Aufwand in die Spielregeln und Tagesabläufe der Familie, des Haushaltes integrieren.
Ein Vorhaben, das dauerhaft gelungen durchgeführt, von der KatzenfreundIn ein gewisses Mindestmaß an Konsequenz, Erfahrung und „Gewusstwie“ erfordert. Vor allem Menschen mit einem Kitten als Ersttier sind hier aufgrund der erstmalig erlebten Begebenheiten im Alltag mit einem tobenden, ständig seine Grenzen antestenden und ausreizenden Jungtier besonders gefordert.
Nichtsdestoweniger bietet nicht nur uns Menschen die Ankunft eines Kittens zusätzliche Vorteile. Je nach Kombination kann auch für die bereits in der Familie lebenden Artgenossen der Einzug eines quicklebendigen und agilen Kittens in den Haushalt eine Art von Jungbrunnen sein. Durch äußere Umstände leicht träge gewordene, erwachsene Tiere würden nämlich neu zu Spiel, Spaß und Bewegung aktiviert werden. Und „Leben“ käme zurück in die ach so ruhige und gesittete Katzengruppe.
Außerdem sind ältere Katzen nach Charakterlage bisweilen einem jungen Neuankömmling gegenüber toleranter eingestimmt als einer neuen Katze im adulten Alter. Mehr oder weniger nachdrücklich bekommt das Kitten seine Grenzen aufgezeigt, wird sein ewiges „Herumgehopse“ und die nicht enden wollenden Spielaufforderungen den älteren Fellnasen einfach zu viel. Dank seiner Unbekümmertheit wird das Kitten so zusagen mit den Achseln zucken „dann eben nicht“ und in seinem Treiben fortfahren – bis zur nächsten Zurechtweisung durch den älteren Artgenossen.
Eine erwachsene Katze hingegen verlangt oftmals ein anderes Quäntchen „Gewusst-wie“ und Fingerspitzengefühl. Denn viele „Unfallschwerpunkte“ sind bei ihr bereits gemeistert und entschärft worden; andererseits hat sie bereits Erfahrungen gemacht, die ihren Charakter und ihr Verhalten nachhaltig geprägt haben. Im Guten wie im eher Belastenden.
Eine erwachsene Samtpfote ist beispielsweise mit dem Lebensrhythmus und Gewohnheiten von uns Menschen schon vertraut. Denn selbstverständlich hat jeder Haushalt und jede Familie so ihren eigenen Geräuschpegel und den ihr eigenen „Spektakel“, doch eine bereits erwachsene und gut im Kontakt mit Menschen sozialisierte Katze wird das alles für sich einschätzen und verarbeiten können.
Auch sollte es ihr bekannt sein, dass ihre „Dosis“ abends normalerweise ins Bett wanken, um am nächsten Morgen erholt und nach möglichst friedlich und katzenungestörter Nacht zur Arbeit gehen zu können. Der erwachsene Stubentiger ist infolgedessen von der Ansicht befreit, dass Bett sei ein überdimensional konzipiertes Trampolin für Katzen, worin sich der Mensch als interaktive Geräuschkulisse und Spielzeug zufällig ebenfalls aufhält.
Überhaupt weiß sich eine ältere Mieze innerhalb der Wohnung zu benehmen. Und auch bodenlange Stores aus schwerem Stoff, die hauchzarte Gardine vor der breiten Fensterfront, die Porzellanfiguren der Firma Pummel in der Sammlervitrine - alles das hat in einem Haushalt mit einer älteren Katze eine deutlich höhere Überlebenschance verglichen im Kontakt zu einem oder mehreren Jungkätzchen.
Zum Vorrecht der Jugend gehört das wilde, ungehemmte Spiel – halt auch quer durch die gesamte Wohnung, über Tische und Bänke, vom Sofa ganz zu schweigen. Da kann es dann schon einmal passieren, dass bei Ihrer abendlichen Heimkehr das Wohnzimmer neu durchsortiert werden muss. Selbstverständlich spielen auch ältere Katzen, sehr gerne sogar, allerdings weniger ausdauernd, ungestüm und „ungesittet“.
Apropos ungestüm. Leben jüngere Kinder in der Familie, kann die Anwesenheit einer älteren, lebenserfahrenen Katze ein Vorteil sein.
Ist sie menschensozial aufgewachsen, und folglich wesensfest, nimmt sie ein versehentliches Ziepen am Schwanz oder die vorübergehende Ausfahrt im Puppenwagen nicht weiter übel. Außerdem ist sie durchaus in der Lage, zum Beispiel durch ihren Rückzug bei ungutem Verhalten seitens der Kinder, an deren Erziehung praktischen Anteil zu nehmen.
Letztlich zeigt eine erwachsene Mieze ihre soziale Kompetenz, und den damit einhergehenden potenziell erhöhten Schmusefaktor, in vielerlei Details: Sie hat sich die Hörner ihrer „Sturm- und Drangzeit“ bereits abgestoßen und freut sich über Wärme und Behaglichkeit. Vor allem verfügt sie über die vermeintlich innere Ruhe, das Schmusen und Kraulen während des gemeinsamen Fernsehabends auf der Couch auch über einen länger andauernden Zeitraum hinweg mit Ihnen genießen zu wollen.
Denn nicht alle erwachsenen Katzen mit einem neuen Zuhause kommen vorhergehend aus schier paradiesischen Zuständen. Häufig ist daher zu beobachten, dass sie einfach, schlicht und ergreifend froh sind, in einem anderen Zuhause zu sein, in welchem sie von ihren neuen menschlichen Freunden umsorgt und gehegt werden. Sie schätzen und erkennen die ihnen vielleicht erstmals im Leben zukommende Umsicht sehr hoch an und vergelten sie mit nicht enden wollender Zuneigung und Liebe.
Einen zugegebenermaßen eher indirekten Vorteil möchte ich auch noch erwähnen: Die Fellnase ist je nach Alter schon kastriert. Nun ja, mögen Sie jetzt anmerken, wo soll da jetzt bitte für mich der Nutzen liegen?
Nutzen Nummer eins wäre, dass der Stubentiger, egal welchen Geschlechtes er angehören mag, die Flegelzeit der Pubertät hinter sich gelassen hat. Was bedeutet: keine Hormone mehr, die nachdrücklich ihr Recht fordern. Keine nächtlichen Rufe nach den Katern der Umgebung mehr. Kein herausforderndes Benehmen mehr, um die eigenen Kräfte zu messen. Keine (potentielle) Gefahr des Urinmarkierens mehr, um das eigene Revier für alle Artgenossen (und damit auch den Menschen!) erlebbar abzustecken und Ansprüche kundtun zu wollen.
Ein weiterer Vorteil, besonders für den der Katzenhaltung noch Ungeübten, kann die Tatsache sein, dass Erlebnis eines operativen Eingriffs und die damit verbundenen Narkose(nach)wirkungen erst einmal umgehen zu können. Das verzweifelte Bemühen der oft noch halbbetäubten Katze, aufzustehen. Oder wie Mieze dann vielleicht durch die Wohnung taumelt und ihr dabei die Beine versagen oder das Hinterteil wegknickt.
Geschehnisse, die einen eher noch unerfahrenen Katzenfreund einfach überfordern könnten. Mit einiger Erfahrung lässt es sich häufig (etwas) gelassener und routinierter mit solchen Ereignissen umgehen - zum Beispiel bei der nächsten Katze, einem Kitten.
Nicht jede Vergesellschaftung unter Samtpfoten ist eine gelungene Kameradschaft. Und nicht jede alleinstehende Mieze leidet grundsätzlich unter der Abwesenheit eines Artgenossen, hat sie entsprechende Alternativen durch ihren menschlichen Sozialpartner.
Generell ist es jedoch so, dass wir Exemplare der Spezies Mensch nicht hundertprozentig jenen sozialen und innerartlichen Aufgaben nachkommen können, die ein Stubentiger für den anderen Tiger zu leisten imstande ist.
Schwer tun wir uns bei der sozialen Fellpflege – Kämmen und Bürsten sind kein wirklicher Ausgleich. Auch das Keckern beim Beobachten der sich frei am Futterhäuschen bewegenden Singvögel stellt für uns eine unerfüllbare Aufgabe dar. Und wie steht es mit Ihrem Können, die Kratzbaum im eleganten Sprung zu erklimmen und sich mithilfe Ihrer Krallen, äh Fingernägel, und der Kraft Ihrer trainierten Muskeln bis auf die oberste Ausguck-Plattform zu hangeln? Wann sind Sie das letzte Mal mit Ihrer Samtpfote durch die Wohnung getollt, über die Sofalehne gespurtet und haben sich dann anschließend in einem freundschaftlichen Ringkampf mit ihr gemessen?
Alles nicht so dolle, was wir als Katzen“ersatz“ so zu leisten vermögen. Wodurch sich dann auch das Vergnügen einer gelungenen felinen Zweisamkeit fast wie von selbst erklärt.
Oft habe ich im Rahmen meiner Beratungstätigkeit festgestellt, dass Katzen, die für ihre individuellen Ansprüche ungeeignet gehalten werden, unter ihrer Situation leiden und mehr oder minder stark verhaltensauffällig werden.
Das kann sich zeigen durch Stubenunsauberkeit, für die es keine organische Diagnose von Seiten des Tierarztes gibt.
Zerstörerisches Verhalten, wie das Zerkratzen von Tapeten oder Einrichtungsgegenständen, fällt oftmals auch mit in diesen Bereich der Auslöser. Andere Katzen wiederum leiden eher still unter der für sie misslichen Lage; sie ziehen sich zurück, schlafen viel und benehmen sich eher unzugänglich.
Beispiel: Aufmerksamkeit heischendes Verhalten
Katzen in Einzelhaltung, die unter der fehlenden oder unzureichenden sozialen Ansprache leiden, zeigen vielfach eine ganz bestimmte Form des Benehmens, das sogenannte „attention-getting behaviour“.
Dieses Verlangen nach Aufmerksamkeit kann viele Auslöser und Ursachen haben.