Die drei ???® Kids

Band 79

Achtung, Abenteuer!

Erzählt von Boris Pfeiffer

Mit Illustrationen von Stefani Kampmann
und Udo Smialkowski

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KOSMOS

Umschlagillustration von Stefani Kampmann, Berlin

Innenillustrationen von Udo Smialkowski, Berlin

Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik, Würzburg

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© 2019, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-16422-8

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Ein merkwürdiger Hilferuf

»Erster!« Peter Shaw brachte sein Fahrrad mit einem eleganten Schwung zum Stehen. Er riss die Arme in die Höhe und sah seinen Freunden, die schnaufend hinter ihm heranradelten, triumphierend entgegen. »Der Sieger des heutigen Sonntagsrennens heißt eindeutig Peter Shaw«, verkündete er breit grinsend.

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Justus Jonas und Bob Andrews verzogen keine Miene. »Du hast nur gewonnen, weil die Straße hier zu Ende ist«, verkündete Justus gelassen. »Bob und ich waren nämlich gerade dabei zu besprechen, wer dich links und wer dich rechts überholen soll. Aber wenn wir unseren Plan jetzt noch durchgeführt hätten, wären wir an dir vorbei ins Meer gerauscht.«

Damit hatte der Anführer der drei ??? zumindest in diesem Punkt recht. Die Freunde standen nämlich mit ihren Rädern am Ende eines Wegs, der von der Küstenstraße direkt zu einer Aussichtsplattform oberhalb des Pazifiks führte. Es war ein wundervoll klarer Sonntagvormittag. Man hatte einen herrlichen Blick weit über das Meer.

»Hahaha!«, lachte Peter vergnügt. »Eine schöne Ausrede! Wir hätten noch tausend Kilometer fahren können, ohne dass ihr mich eingeholt hättet. Lasst uns doch den Wettkampf fortsetzen! Machen wir einen Triathlon. Rad gefahren sind wir schon. Jetzt laufen wir von hier oben runter zum Strand, und danach geht es ab ins Wasser zum Schwimmen.«

Bob rückte seine Brille zurecht. »Ich fürchte, dafür ist der Ozean heute ein wenig zu unruhig. Denn obwohl man den Pazifik auch den Stillen Ozean nennt, sieht das Wasser nicht gerade still aus. Wir müssten ganz dicht am Ufer schwimmen.« Tatsächlich bildeten sich auf der glitzernden Meeresfläche viele kleine Wellen, auf denen weiße Schaumkronen tanzten.

»Und windig ist es auch«, fügte Justus hinzu. »Das sieht man an den Möwen dort!« Er blickte zu den geschickten Seglern hinüber, die über der Steilküste tolle Flugmanöver in den Windböen flogen.

»So möchte ich auch fliegen können«, seufzte Bob. »Dann könnten wir uns jetzt einfach von hier oben übers Meer schwingen, kopfüber ins Wasser tauchen, kurz darauf wieder hochkommen und weiterfliegen.«

Peter lachte. »Just und du als Möwen, die Flugkunststücke machen – das wäre sicher ein toller Anblick! Ich finde allerdings Rennen und Schwimmen sehr viel besser.«

»Genug der Flugfantasien«, sagte Justus. »Lasst uns unsere Körper dem kühlen Nass auf dem herkömmlichen Weg überantworten.«

Bob und Peter warfen sich einen Blick zu. Manchmal übertrieb es ihr Freund mit seiner gewählten Sprache und drückte sich sehr gestelzt aus. »Hoffen wir nur«, neckte Peter ihn, »dass der Ozean nicht überläuft, wenn du dich gleich hineinwirfst. Du scheinst in letzter Zeit ein wenig zugenommen zu haben.«

»Auf keinen Fall«, erwiderte Justus würdevoll. »Wie ihr wisst, bin ich lediglich ein wenig kräftiger gebaut als ihr, aber noch lange nicht dick. Und heute Morgen habe ich ganz bewusst nur ein kleines Stück Kirschkuchen gegessen, um nicht zu viel Energie für unser Radrennen zu tanken. Wenn ich nämlich mehr von dem leckeren Kuchen zu mir genommen hätte, wäre ich unweigerlich Sieger des Rennens geworden. Und das wäre ja Doping.«

Peter klopfte dem Anführer der drei ??? auf die Schulter. »Kirschkuchendoping! Wenn es ums Essen und um hintersinnige Erklärungen geht, Just, dann bist du wirklich der Größte!«

Die Freunde schlossen ihre Räder ab und liefen dann zur Treppe, welche die Steilküste hinabführte. Zu ihren Füßen breitete sich der weiße Strand aus. »Hast du uns wenigstens auch Kuchen mitgebracht?«, wollte Bob wissen. Justus schüttelte den Kopf. »Leider nein. Tante Mathilda war heute Morgen sehr in Eile, ich konnte sie nicht fragen, ob sie mir den restlichen Kuchen einpackt.«

Justus lebte, seit er fünf Jahre alt war, bei seiner Tante Mathilda und seinem Onkel Titus. Damals waren seine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen. Zu seinem großen Glück hatte der Anführer der drei ??? bei seinen beiden Verwandten in dem kleinen kalifornischen Küstenstädtchen Rocky Beach ein neues und liebevolles Zuhause gefunden. Sein Onkel Titus führte einen Schrottplatz, den Titus Jonas Wertstoffhandel. Und seine Tante Mathilda backte den besten Kirschkuchen der Welt. Peter und Bob wohnten mit ihren Eltern ebenfalls in Rocky Beach. Bobs Vater arbeitete als Reporter für die Zeitung, und Peters Vater war Experte für Spezialeffekte beim Film in Hollywood.

Plötzlich grinste Bob. »Ich weiß, warum deine Tante in Eile war, Just: Heute werden nämlich Peters und meine Mutter in den Genuss von Kirschkuchen kommen.« Er begann, die Treppenstufen hinabzusteigen. Peter und Justus folgten ihm. »Wieso denn?«, wollte Justus wissen. »Davon hat Tante Mathilda gar nichts gesagt. Allerdings habe ich heute Morgen tatsächlich noch einen zweiten Kuchen auf dem Küchentisch entdeckt. Ich dachte, der wäre mein Abendessen.«

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Peter lachte. »Falsch gedacht, Superhirn! Unsere Mütter gehen heute früh um zehn Uhr gemeinsam mit deiner Tante in die neue Ausstellung im Kunstmuseum. Sie müssten jetzt gerade dort sein. Die Plakate dafür hängen ja seit Wochen in der Stadt. Und heute ist Eröffnung. Da werden lauter Tierfiguren aus Gold ausgestellt.«

»Ja, dort wird der Schatz des Maharadscha gezeigt«, fügte Bob hinzu. »Der stammt aus einem Palast in Indien.«

»Die Ausstellung müssen wir uns unbedingt auch ansehen«, rief Justus. »Kommissar Reynolds hat mir erzählt, dass der Schatz aus lauter Tieren besteht, die der heutige Maharadscha und seine Vorfahren bei sich im Palast gehalten haben. Am berühmtesten ist der sogenannte Goldene Falke

»Aber es gibt doch keine goldenen Vögel!«, entfuhr es Peter.

»Natürlich nicht«, sagte Justus. »Es sind Nachbildungen der Lieblingstiere der Maharadschas. Und die sind aus purem Gold gefertigt.«

»Was bedeutet eigentlich Maharadscha?«, fragte Peter.

»Das ist ein indischer Herrschertitel«, erklärte Bob. »Das heißt so viel wie großer Herrscher oder König. Es gibt übrigens auch eine weibliche Form. Sie lautet Maharani.«

Peter lachte. »So werde ich heute Abend dann meine Mutter nennen, wenn sie aus der Ausstellung zurückkommt. Mein Vater sagt nämlich immer, sie sei die Herrscherin in unserer Familie.«

Justus, Peter und Bob waren am Ende der Treppe angekommen und sprangen von den letzten Stufen in den Sand. »Ah, herrlich warm«, stöhnte Peter wohlig. »Los, ab ins Wasser!« Er eilte seinen Freunden voraus auf den Pazifik zu. Doch kaum hatte er die Wasserkante erreicht, blieb er abrupt stehen. »Was ist denn das für ein Geräusch?«

Bob und Justus traten neben ihn. Aus dem Wasser drang tatsächlich ein Knacken und Rauschen, in welches sich seltsame Wortfetzen mischten. »Das klingt wie eine verzerrte menschliche Stimme«, meinte Bob. »Sie kommt vom Ozean. Aber da ist nur Wasser.«

»Vielleicht eines dieser Ausflugsboote«, überlegte Justus. »Die fahren an der Küste entlang und versuchen, die Touristen über Lautsprecher für eine Ausflugsfahrt zu begeistern.«

»Aber es ist doch im Moment gar keine Touristensaison«, sagte Bob. »Es muss etwas anderes sein.«

»Moment mal!«, rief Peter. »Einen Lautsprecher benutzt auch die Küstenwache. Vielleicht hält sie nach etwas Ausschau?!«

»Das werden wir gleich wissen«, antwortete Justus. »Hört mal: Das Geräusch kommt näher.«

Tatsächlich bog im nächsten Moment ein Boot der Küstenwache um einen Felsen der Steilküste. Jetzt verstanden die drei ??? auch die Worte, die aus dem Lautsprecher schallten.

»Achtung, Achtung! Dies ist eine Nachricht von Kommissar Reynolds. Die GSE wird sofort ins Kunstmuseum von Rocky Beach gebeten! Ich wiederhole: Dies ist eine Nachricht von Kommissar Reynolds. Die GSE wird sofort ins Kunstmuseum von Rocky Beach gebeten!«

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Geheime Spezialeinheit

»Die GSE?«, wiederholte Bob aufgeregt. »Freunde, wisst ihr, was das bedeutet?«

»Natürlich!«, rief Peter. »Geheime. Spezial. Einheit. Und das sind wir.«

Justus legte Daumen und Zeigefinger an seine Unterlippe und knetete sie heftig. »Auf diese Weise hat uns Kommissar Reynolds noch nie ausrufen lassen! Und nur er weiß ja, dass wir seine geheime Spezialeinheit sind. Deswegen kann auch nur er uns auf diese Weise suchen lassen.«

»Logisch«, sagte Bob. »Schließlich hat er uns ja unter dem Siegel der Verschwiegenheit selbst zu seiner geheimen Spezialeinheit ernannt.«

»Genau, weil wir ihm nämlich schon oft bei der Aufklärung schwieriger Kriminalfälle geholfen haben«, fügte Peter stolz hinzu. »Aber wieso schickt er diesmal die Küstenwache, um nach uns Ausschau zu halten?«

Justus überlegte. »Nun, der Kommissar muss gewusst haben, dass wir heute den Tag am Strand verbringen wollen.«

»Aber von wem?«, fragte Bob erstaunt.