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Welcher Baum ist das?

Der Kosmos-Farbcode teilt die Bäume nach der Form ihrer Blätter in neun Gruppen ein:

 

Blätter einfach, ganzrandig

Blätter einfach, gekerbt bis gesägt

Blätter einfach, gelappt

Blätter zusammengesetzt, gegenständig

Blätter zusammengesetzt,wechselständig

Blätter schuppenförmig

Nadeln einzeln nebeneinander

Nadeln in Bündeln oder Büscheln

Nadeln schuppenförmig

 

Wichtige Bestimmungsmerkmale

Impressum

Vielfalt der Bäume

Wälder – hier ein Bergwald mit Fichten und Lärchen – sind für das ökologische Gleichgewicht auf unserem Planeten unabdingbar.
Foto: Spohn

Bäume haben den Menschen seit jeher fasziniert. Um manche Arten oder einzelne Exemplare ranken sich Mythen, wie etwa um die germanische Welten-Esche oder die Donar-Eiche. In vielen Kulturen sind Bäume unabdingbare Begleiter religiöser Stätten und Feste, ob als Tempelbäume in Ostasien, bei indianischen Baumzeremonien oder als Weihnachtsbaum in unseren Wohnzimmern. Neben der eindrucksvollen Gestalt vieler Bäume spielt dabei sicher eine Rolle, dass ihr Alter die menschliche Lebensspanne um ein Vielfaches überschreiten kann. Als ältester Baum der Welt gilt »Metusaleh«, eine Grannen-Kiefer (Pinus aristata) in Kalifornien – sie soll 4700 Jahre alt sein!

Nutzholz, Sauerstoffanreicherung der Atmosphäre, Lebensraum für Wildtiere, Erholungsraum für Menschen – ohne Wälder wäre unser Planet arm dran, und die zunehmenden Umweltschäden an den Waldbäumen sind tatsächlich Besorgnis erregend. Auch Bäume in der unbewaldeten Landschaft erfüllen wichtige ökologische Funktionen, ob als Feldgehölze, als Wind- oder Bodenschutzpflanzungen, in Alleen oder im »Autobahnbegleitgrün«. Im Siedlungs- und städtischen Bereich schätzt man sie als »grüne Lunge«, sie verbessern das Stadtklima. Im direkten Umfeld des Menschen gewinnt natürlich auch die ästhetische Erscheinung der Bäume an Bedeutung, sei es in Gärten, Parks oder im öffentlichen Grün.

Wegen ihrer Zierwirkung wurden seit Jahrhunderten Gehölze aus fernen Ländern bei uns eingeführt. Unterm Strich stammt die Mehrzahl der bei uns zu sehenden Arten aus Nordamerika, Ostasien, Süd- oder Osteuropa.

In diesem Buch finden Sie die bei uns häufigsten Baumarten. Unter dem Stichwort MERKMALE sind die wichtigsten Kennzeichen aufgelistet, die Ihnen beim Bestimmen helfen sollen. Unter VORKOMMEN finden Sie die Standorte, an denen Sie den jeweiligen Baum überwiegend finden können. Unter dem Stichwort WISSENSWERTES schließlich sind interessante Eigenschaften sowie Hinweise auf nah verwandte Arten zu finden.

Baum oder Strauch?

Ein »richtiger« Baum hat einen festen Hauptstamm, dessen Seitenäste und beblätterte Verzweigungen eine Krone bilden, und wird wenigstens 5 m hoch. Ein Strauch dagegen baut sich aus mehreren gleichrangigen Stämmen bzw. Haupttrieben auf, die von unten her verzweigt sind und teils durch immer wieder neue Schösslinge aus dem Boden ergänzt werden. Doch es gibt Übergänge, vom mehrstämmigen Baum bis zum Großstrauch mit kronenähnlicher Hauptverzweigungszone. Viele Arten können auch je nach Standort unterschiedlich als Baum oder Strauch wachsen. Zudem prägen manchmal menschliche Eingriffe das Bild, etwa wenn Sträucher durch Veredlung auf hohe Stämme die Wuchsform eines Baums annehmen.

Bestimmen anhand der Blätter

Die Blätter bieten einen guten Anhaltspunkt beim Bestimmen, weil sie die meiste Zeit des Jahres den Baum »bekleiden«. Dabei gibt es schon den ersten Unterschied:

› Sommergrün, d. h. laubabwerfend, sind die meisten Bäume mit flächigen Laubblättern. Dies wird deshalb in den Beschreibungen der Laubgehölze nicht eigens erwähnt, genannt werden nur immergrüne Ausnahmen.

Immergrün, d. h. auch über Winter belaubt, sind die meisten Nadelgehölze; dort wird bei den Beschreibungen umgekehrt nur auf sommergrüne Ausnahmen hingewiesen.

Die Blattspreite, also die Blattfläche, ist entweder einfach, d. h. ungeteilt (wenn auch manchmal sehr stark eingeschnitten), oder zusammengesetzt, d. h. sie besteht aus mehreren Teilblättchen an einem gemeinsamen Blattstiel. Bei zusammengesetzten Blättern unterscheidet man:

› gefiedert: mit mehreren seitlichen Blättchen-(Fieder-)Paaren; unpaarig gefiederte Blätter haben an der Spitze eine zusätzliche Endfieder; bei doppelt gefiederten Blättern sind auch die Teilblättchen nochmals gefiedert

› gefingert: mit meist fünf Teilblättchen (handförmig gefingert), die am selben Punkt des Blattstiels ansetzen

dreizählig: mit drei Teilblättchen, die meist am selben Punkt des Blattstiels sitzen.

 

Die üblichen Bezeichnungen für Blattformen bzw. -umrisse wie ei- oder herzförmig sind meist anschaulich und selbsterklärend. Deshalb hier nur kurze Hinweise zu etwas ungewöhnlicheren Begriffen: »Verkehrt eiförmig« bedeutet, dass die Eiform quasi auf dem Kopf steht, das Blatt ist zur Spitze hin am breitesten. Linealische Blätter sind sehr schmal mit fast parallelen Rändern, lanzettliche Blätter ähneln einer schmalen Speerspitze.

Besondere Blattgestalten zeigen die Nadelgehölze mit nadel- oder schuppenförmig ausgebildeten Blättern.

Die Blattränder sind durch unterschiedlich starke Einschnitte charakterisiert, die teils die Blätter fast schon mehrteilig erscheinen lassen. Man unterscheidet:

› ganzrandig: ohne Einschnitte

› gesägt: spitze Einschnitte bei vorstehenden spitzen Zähnen (sägeblattartig)

› gezähnt: abgerundete Einbuchtungen und spitze Zähne 

› gekerbt: spitze Einschnitte und abgerundete Zähne bzw. Ausbuchtungen

› gebuchtet: Einschnitte und Zähne abgerundet 

› gelappt: Einschnitte in größeren Abständen, die nicht bis zur Mitte der Blatthälfte reichen und die Blattränder in deutliche »Lappen« unterteilen

› fiederspaltig: Einschnitte, die bis zur Mitte der Blatthälfte reichen

› fiederteilig: Einschnitte bis über die Mitte der Blatthälfte, fast bis zur Mittelrippe.

Nachdem Sie über Blattform und -rand die erste Zuordnung gemäß dem Bestimmungsschlüssel erhalten, gilt es festzustellen, ob die Blätter gegenständig oder wechselständig am Spross stehen.

Über die Jahrhunderte hinweg wurden zahlreiche fremdländische Bäume bei uns eingeführt, so etwa der Weiße Maulbeerbaum aus Asien.
Foto: Spohn

Hinweise zu den Blüten

Blütendetails sind für den geübten Botaniker zwar wichtige UnterscheidungsMERKMALE, doch gerade bei Bäumen gestaltet sich das Bestimmen ohne genauere Kenntnis der Blütenbiologie (und ohne gute Lupe) oft schwierig. Doch es ist gut zu wissen, ob Pflanzen zweihäusig sind. Dies bedeutet, dass sich weibliche und männliche Blüten auf verschiedenen Bäumen befinden; Früchte erscheinen dann nur an den weiblichen Bäumen. Soweit in den Beschreibungen keine Zweihäusigkeit erwähnt ist, sind die Bäume einhäusig; dann tragen sie entweder weibliche und männliche Blüten am selben Baum oder haben zwittrige Blüten, die weibliche (Fruchtknoten, Griffel) und männliche Blütenorgane (Staubgefäße) in sich vereinen.

 

Die wichtigsten Blütenstände bei Gehölzen:

› Traube: gestielte Einzelblüten, die längs einer unverzweigten Hauptachse stehen

› Dolde: gestielte Einzelblüten, deren gleich lange Blütenstiele demselben Punkt einer verkürzten Hauptachse entspringen; die Blüten stehen etwa auf gleicher Höhe

› Doldentraube (Schirmtraube): Traube, bei der die Blütenstiele so verlängert sind, dass alle Blüten doldenartig auf einer Höhe stehen

› Trug- oder Scheindolde: wirkt wie eine Dolde, baut sich aber mit verschiedenen langen Stielen und Nebenachsen auf, die in unterschiedlicher Höhe ansetzen 

Rispe: mit verzweigten, mehrblütigen Seitenachsen, die in unterschiedlicher Höhe längs einer unverzweigten Hauptachse stehen

› Schirmrispe, Doldenrispe: Rispe, bei der alle Seiten- und Nebenachsen so verlängert sind, dass die Blüten schirm- oder doldenartig auf einer Höhe stehen 

› Ähre: ungestielte Blüten, längs einer Hauptachse ansitzend

› Kätzchen: hängende Ähren oder Trauben aus unscheinbaren Blüten

› Zapfen: Ähre oder Kolben mit verholzender Spindel und verholzenden Deckblättern.

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Blätter einfach, ganzrandig, gegenständig

Kornelkirsche, Herlitze

— Cornus mas

Foto: Spohn

MERKMALE 3–8 m hoher, rundkroniger Baum oder sparrig verzweigter Strauch; graubraune Borke; im März/April kleine gelbe Blütendolden; Blätter eiförmig bis elliptisch, 4–10 cm lang, unterseits glänzend; ab September eiförmige rote Früchte. VORKOMMEN In lichten Wäldern und Gebüschen, an Waldsäumen. Wird häufig auch im Siedlungsbereich gepflanzt. WISSENSWERTES Die kirschenähnlichen, im Herbst reifenden Früchte lassen sich zu Marmelade, Kompott oder Saft verarbeiten. Roh schmecken sie recht sauer.

Blätter einfach, ganzrandig, gegenständig

Blumen-Hartriegel

— Cornus florida

Foto: Spohn

MERKMALE 3–6 m hoher, breit buschiger Strauch oder kurzstämmiger Baum; Blätter breit eiförmig, 7–15 cm lang, unterseits weißlich; im Mai/Juni kleine gelblich grüne Blüten, die von vier großen weißen, manchmal auch rosafarbenen Hochblättern umgeben sind; ab August kleine eiförmige, rote Steinfrüchte. VORKOMMEN Ziergehölz in Parks und Gärten; stammt aus Nordamerika. WISSENSWERTES Die gefärbten Hochblätter sind keine echten Blütenblätter. Da sie aber die unscheinbaren Blütenstände wie »Blumen« wirken lassen, locken sie Insekten zur Bestäubung an.

Blätter einfach, ganzrandig, gegenständig

Japanischer Blumen-Hartriegel

— Cornus kousa

Foto: Spohn

MERKMALE 4–6 m hoher Strauch oder Baum mit etagenartig angeordneten Seitenästen; Blätter eiförmig, 5–10 cm lang; im Mai/Juni Blüten mit vier großen, weißen Hochblättern; ab August kugelige, hellrote Früchte. VORKOMMEN Ziergehölz in Parks und Gärten; stammt aus Japan und Korea. WISSENSWERTES Etwa Anfang des 20. Jh. wurden mehrere ostasiatische Hartriegel-Arten nach Europa eingeführt. Dazu zählt auch der bis 10 m hohe und breite Pagoden-Hartriegel (C. controversa) mit ausgeprägt waagrecht stehenden Ästen. Er hat, anders als die meisten Hartriegel, wechselständige Blätter und blüht im Juni mit weißen Schirmrispen.

Blätter einfach, ganzrandig, gegenständig

Gewöhnlicher Buchsbaum

— Buxus sempervirens

Foto: Spohn

MERKMALE 0,3–4 m hoher Strauch oder mehrstämmiger Baum, wächst auch als niedrige Hecke; immergrün; Blätter eiförmig, bis 2 cm lang, ledrig, oberseits glänzend dunkelgrün; Blüten im April/Mai, unscheinbar, grünlich weiß; Kapselfrüchte. VORKOMMEN Wild wachsend in Laubwäldern, v. a. im westlichen Teil Europas, auch in Südbaden und an der Mosel; oft angepflanzt. WISSENSWERTES Buchsbaum wird oft als Hecke gepflanzt und ist durch Schnitt fast beliebig formbar. Aus dem Holz werden Blasinstrumente hergestellt. Alle Pflanzenteile sind giftig. Giftig.

Blätter einfach, ganzrandig, gegenständig

Gewöhnlicher Trompetenbaum

— Catalpa bignonioides

Foto: Spohn

MERKMALE Kurzstämmiger, 5–15 m hoher Baum mit breiter, hoch gewölbter Krone; Blätter herzförmig, bis 20 cm lang, unterseits weich behaart; Blüten im Juni/Juli, trompetenförmig, weiß, im Schlund mit gelben Streifen und purpurvioletten Tüpfeln, in bis 30 cm langen Rispen; 30–35 cm lange, bohnenähnliche Kapselfrüchte, ungenießbar. VORKOMMEN Stammt aus dem Südosten Nordamerikas; Park- und Gartenbaum in klimamilden Regionen Mitteleuropas. WISSENSWERTES Die Blätter hängen bei Trockenheit schlaff herab. Die hellbraune Borke schuppt im Alter ab.

Blätter einfach, ganzrandig, gegenständig

Chinesischer Blauglockenbaum

— Paulownia tomentosa

Foto: Spohn

MERKMALE 10–15 m hoher Baum mit lockerer, breit gewölbter Krone oder Strauch; Blätter bis 25 cm lang, teils schwach gelappt; Blüten im April/Mai, tricherförmig, blauviolett, innen mit gelben Streifen, in 20–30 cm langen Rispen; eiförmige Kapselfrüchte, ungenießbar. VORKOMMEN In Ostasien beheimatet; Park- und Gartenbaum in wintermilden Gegenden Mitteleuropas. WISSENSWERTES Die bereits im Herbst angelegten Blüten erscheinen nur nach milden Wintern vor dem Laubaustrieb. Der botanische Name geht auf die russische Prinzessin Anna Paulowna zurück.

Blätter einfach, ganzrandig, wechselständig

Stein-Eiche

— Quercus ilex

Foto: Spohn

MERKMALE 5–25 m hoher, meist kurzstämmiger Baum mit breiter Krone; immergrün, Blätter ledrig, Blattform variabel, oft oval bis lanzettlich, ganzrandig bis gezähnt; Blüten im April/Mai, unscheinbar; ab September länglich ovale Eicheln. VORKOMMEN Mediterrane, wenig frostharte Art, in Mitteleuropa meist nur in Parks. WISSENSWERTES Die Stein-Eiche entwickelt bis 10 m tiefe Wurzeln; dadurch und dank ihrer ledrigen Blätter kann sie lange Trockenperioden gut überstehen. Sie ist ein Charakterbaum der mediterranen Hartlaubwälder.

Blätter einfach, ganzrandig, wechselständig

Gewöhnlicher Faulbaum

— Frangula alnus

Foto: Spohn

MERKMALE 1,5–5 m hoher Strauch oder Baum mit lichter Krone; Zweige unbedornt; Blätter breit eiförmig, 3–6 cm lang, dunkelgrün, Rand gewellt; Blüten im Mai/Juli, gelblich weiß; ab August rote, später schwarze Steinfrüchte. VORKOMMEN In Mitteleuropa fast überall häufig, in lichten Wäldern, an Waldrändern, in Mooren und Heiden. WISSENSWERTESGiftig.