Von den Fünf Assen sind folgende Titel erhältlich:
#Abgetaucht #Ausreißer #Doppeltreffer
#Fehltritt #Freiwurf #Kälteschock
#Pistenjagd #Schmetterball #Schulterwurf
#Spielmacher #Stromschnelle #Vollbremsung
Impressum
Verlag Akademie-der-Abenteuer
Boris Pfeiffer, Pfalzburger Straße 10, 10719 Berlin
E-Mail: info@verlag-akademie-der-abenteuer.de
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet.
©Verlag Akademie-der-Abenteuer, Berlin 2021
1. Auflage
Umschlagillustration: Irene Margil
Satz: Kris Kersting
Herstellung: Verlag Akademie-der-Abenteuer
Druck und Bindung: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
www.verlagakademie.de
ISBN (print): 978-3-98530-058-7
ISBN (ebook): 978-3-98530-059-4
Printed in Germany
Nur noch zwei Tage bis zu Michaels Geburtstag. Aber diesmal schienen seine Freunde Jabali, Ilka, Linh und Lennart aufgeregter zu sein als er selbst. Denn schon seit einer Woche versprach Michael eine ganz besondere Überraschung zu seinem Geburtstagsfest. Täglich machte er neue Andeutungen, aber rückte einfach nicht damit heraus, was er vorhatte.
„Eine Ballonfahrt?“, tippte Jabali.
„Wasserski?“, hoffte Ilka.
„Eine Nachtwanderung?“, glaubte Linh.
„Oder ein Besuch im Museum?“, lachte Lennart, weil er sich das bei Michael natürlich überhaupt nicht vorstellen konnte.
„Falsch, ganz falsch!“, grinste Michael nur und schüttelte bei jedem neuen Vorschlag den Kopf.
„Mann, das hält doch keiner aus. Sag endlich was es ist!“, bettelte Ilka entnervt.
„Du wirst es ja sehen!“, vertröstete Michael wie jedes Mal in den vergangenen Tagen. Aber Ilka lag ihm weiter in den Ohren.
„Ich will mich drauf einstellen können! Sag doch endlich, was es ist!“, forderte sie zum tausendsten Mal und machte ihn mit ihrem hartnäckigen Bohren allmählich verrückt. Die Freunde hatten sich auf einem kleinen Rasenstück vor der James-Connolly- Schule versammelt. Auf der internationalen Schule mit dem Schwerpunkt Sport, hatten sich die Fünf schnell angefreundet. Und weil sie oft zusammenhingen und jeder in einem Sportbereich besonders gut war, nannten sie alle die Fünf Asse. Sie genossen die Sonne, die sich seit Tagen endlich mal wieder zeigte. Kein einziges Wölkchen verdeckte das riesige, strahlend blaue Himmelszelt. Während Linh, Lennart und Jabali längst saßen, standen Michael und Ilka noch vor ihnen herum.
„Aus der Sonne!“, befahl Lennart und machte eine wegwischende Handbewegung. Ilka schüttelte den Kopf.
„Ich rück nicht von Michael ab, bevor er es mir nicht verraten hat!“, drohte sie und stellte sich breitbeinig vor ihn, die Arme in die Seiten gestützt. „Wer A sagt muss auch B sagen! Das kommt davon, wenn du so ein Geheimnis daraus machst. Jetzt spuck es endlich aus!“
„Na gut“, gab Michael Ilkas Drängen nach.
Nun spitzten auch die anderen drei die Ohren. Erstaunt hoben sie die Köpfe. Lüftete Michael jetzt tatsächlich das große Geheimnis?
„Diesmal feiern wir meinen Geburtstag ...“, begann Michael langsam, legte eine Pause ein, genoss die unerträgliche Spannung und rückte endlich damit heraus: „... auf der Gokartbahn!“
„Pfffff!“, kam es von Jabali wie aus einem Ballon, der seine Luft verlor. Er streckte sich flach auf dem Rasen aus.
Linh und Lennart schauten sich an. Sie wussten noch nicht so recht, was sie von der Idee halten sollten.
Ilka hingegen war sofort Feuer und Flamme. Freudig hüpfte sie wie ein Gummiball um Michael herum.
„Boah! Spitze! Das wollte ich schon immer mal! Super, Michael!“, rief sie und klopfte ihm auf die Schulter.
Jabali hingegen schien alles andere als begeistert.
„Ich kann dir diesen Plan schlecht ausreden, schließlich bist du das Geburtstagskind!“, räumte er zwar ein, versuchte es aber trotzdem: „Aber ein Picknick im Freien wäre doch auch was!“ Dabei deutete er in den hellblauen Himmel. Er verstand nicht, wie man seinen Geburtstag drinnen feiern konnte, wenn sich das Wetter von seiner besten Seite zeigte.
„Mir graut auch ein bisschen vor dem Gestank und dem Krach in der Halle“, seufzte Linh und holte tief Luft.
„Papperlapapp!“, beschwichtigte Ilka. „Die haben heute doch besondere Abgas,- und Belüftungsbestimmungen. Und unter dem Helm ist der Lärm halb so schlimm! Stimmt doch, oder Michael?“
Michael nickte. „Und der große Michael hat auch auf einer Gokart-Bahn angefangen, wusstet ihr das?“
„Wer?“, fragte Linh.
„Na, Schumi“, antwortete Michael, als ob jeder sofort wissen musste, wen er meinte.
„Michael Schumacher“, erläuterte Lennart, der Linhs Stirnrunzeln bemerkte.
„Er hat es auf insgesamt sieben WM-Titel in der Formel 1 gebracht. Das hat keiner vor ihm geschafft!“ Michael sprach vom Rekordweltmeister Schumacher gerade so, als sei er sein Freund und als ginge er bei ihm zu Hause ein und aus.
„Motor...sport!“ Jabali sprach das Wort betont langsam aus. „Wenn Formel 1 Sport ist, dann ist jeder Autofahrer ein Sportler?“ Jabali fasste sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.
„Ja, Motorsport braucht besonders viel Koordinationsfähigkeiten und Konzentration!“, bemerkte Linh.
„Nerven wie Drahtseile, die braucht man!“, gab Jabali zu. „Aber sonst?“
„Eine Menge Kraft und Kondition!“, ergänzte Michael. Jabali rümpfte die Nase, das konnte er kaum glauben.
„Am Wichtigsten ist auf jeden Fall die Rückenmuskulatur! Die Dinger haben keine Federung. Deine Wirbelsäule kriegt jeden Schlag in voller Stärke ab“, erklärte Michael und klopfte Jabali auf die Schulter.
Linh zwinkerte Jabali aufmunternd zu und zitierte einen asiatischen Weisheitsspruch:
„Öffne dich für Neues und entdecke dabei dich selbst.“ Jabali verzog das Gesicht.
Ilka grinste verschmitzt. Linh und ihre Weisheiten!
„Komm, erzähl mal genauer!“, forderte Lennart Michael auf und klopfte neben sich auf den Rasen bis Ilka und Michael sich endlich zwischen sie setzten.
Michael begann zu erzählen, wie genau sein Plan für seine Geburtstagsfeier aussah, wurde aber immer wieder von den neugierigen Fragen der anderen unterbrochen.
„Bist du schon mal Kart gefahren?“
„Wie schnell kann man damit denn fahren? Wie viel PS haben die Dinger?“
„Warst du auch schon mal am Nürburgring?“ Michael gab bereitwillig Auskunft.
Linh und Lennart stritten sich zwischenzeitlich noch darüber, ob der Skisport oder der Formel-1-Sport umweltfeindlicher waren.
Nur Jabali klagte, dass er doch gar nicht auf so einen „frisierten Rasenmäher“ passe. Aber niemand reagierte auf seinen Versuch, sich um die Teilnahme an dieser Aktion zu drücken.
Zwei Tage später war es dann soweit. Der Bus fuhr sie an einem riesigen Industriegelände vorbei.
„Eine schöne Landschaft sieht anders aus“, bemerkte Jabali gerade, als der Bus hielt und die Fünf Asse mitten zwischen den Lagerhallen absetzte. Von der Haltestelle aus konnten sie schon das Hinweisschild zur Gokartbahn sehen.
„550 Meter bis zum Start!“, stand auf dem Werbeschild.
Die fünf mussten noch an einem Autohaus, einem Großhändler für Teppiche und einem Baumarkt vorbei.
„Hier rechts ist es!“, rief Ilka plötzlich und bog in eine breite Einfahrt zwischen zwei riesigen Hallen ein. Noch deutete außer einem weiteren Schild nichts auf die Bahn hin, aber kaum waren sie an den Hallen vorbei, standen sie an einem riesigen Platz. Hunderte Autoreifen waren dort gestapelt, schwarz-weiß karierte Flaggen flatterten zu beiden Seiten des Halleneingangs. Dort stand auch eine kleine Gruppe Jugendlicher, die die fünf Neuankömmlinge neugierig musterte.
Der Älteste ging ihnen entgegen. Auf seinem T-Shirt war der Name und das Logo der Bahn gedruckt.
„Hi. Ich bin Masrat. Ihr müsst die Geburtstagsgruppe sein, stimmt’s?“, empfing er Michael und seine Freunde.
„Stimmt!“, bestätigte Michael.
„Du bist das Geburtstagskind?“, fragte Masrat. Michael nickte und lächelte verlegen.
„Glückwunsch!“ Er reichte Michael die Hand und führte die fünf dann ins Halleninnere.
„Räikkönen, Hamilton, Button und Prost zur Linken und Schumi, Vettel und Rosberg zur Rechten“, stellte Masrat im Vorbeigehen die Pappfiguren vor, die im Eingang Spalier standen, und steuerte direkt auf eine breite Treppe zu.
„Die Weltmeister!“, erläuterte Lennart Linh ehrfürchtig im Flüsterton.
„Ich weiß“, flüsterte Linh zurück. „Aber neben Alonso fehlen noch Hill, Villeneuve und Häkkinen. Die Weltmeister von 1996, 97, 98 und 99.“
Lennart schaute Linh verblüfft an.
„Ich habe mich vorbereitet“, grinste Linh zurück.
„Häkkinen hat einer kaputt gemacht“, entschuldigte sich Masrat, der den Dialog zwischen Linh und Lennart offenbar mitbekommen hatte.
„Und was ist mit Sebastian Vettel?“, hakte sie nach.
„Vettel haben wir natürlich, aber den hat sich ein Stammkunde für eine Party ausgeliehen. Die Nachfrage nach den Dingern ist riesig, wir könnten einen Verleih aufmachen.
Dann führte Masrat die Fünf Asse in die erste Etage. Dort befand sich der Restaurantbereich mit unzähligen Spielautomaten. Vor einer riesigen Glasscheibe saßen einige Gäste und beobachteten das Geschehen unten auf der Bahn.
„Bin gleich wieder da“, versprach Masrat und verschwand hinter der Theke.
„Super!“, schwärmte Ilka, die mit den anderen schon vor der Glasfront stand und auf die Rennstrecke hinunterschaute. Von hier konnte man den Verlauf des Parcours genau erkennen. In der Mitte befand sich eine Art Turm mit großer verglaster Aussichtsplattform wie es sie an Flughäfen gab. Dieser war natürlich entsprechend kleiner. Von dort konnte jeder Winkel der Bahn eingesehen werden.
„Happy Birthday to you!“, tönte es plötzlich aus den Lautsprechern, während Masrat mit einer kleinen Geburtstagstorte auftauchte und sie Michael überreichte. Der wurde puterrot und sah sich verlegen um. Warum hatte seine Mutter aber auch bei der Anmeldung den Anlass für den Besuch der Gokartbahn verraten?
Linh und Ilka hätten am liebsten laut mitgesungen. Aber sie hielten sich an das Versprechen, das alle vier Freunde vorher hatten ablegen müssen: kein Geburtstagsständchen! Also lauschten sie nur dem Gesang aus den Lautsprechern und lächelten Michael zu. Der Kuchen hatte die Form eines Formel-1-Lenkrads, auf dem die vielen Schaltknöpfe mit bunten Schokolinsen dargestellt waren.
Ein älteres Ehepaar, zwei jüngere Frauen und vier Männer sahen gerührt dabei zu, wie Michael schnell die Kerzen ausblies.
Ganz im Gegensatz zu denen blaffte ein Jugendlicher, der an einem der Spielautomaten stand, Michael an: „Sind wir hier im Kindergarten oder was!“
Masrat überhörte die Bemerkung und stellte sich vor eine große Schautafel, auf der verschiedene Symbole und Verhaltensregeln vermerkt waren. „Sicherheit steht hier an oberster Stelle!“, begann er seine Einweisung. „Wenn die gelben Lampen über der Bahn aufleuchten, bedeutet das: ‚Achtung Gefahr! Langsam fahren!’ Wenn der Bahnbetreuer mit der blauen Flagge wedelt, dann möchte jemand an euch vorbei, also: Rechts halten und den anderen vorbei lassen! Und die schwarz-weiß karierte Flagge bedeutet, das Rennen ist ab sofort beendet. Trotzdem fahrt ihr eine komplette letzte Runde und nähert euch langsam dem Ziel.“
Zwischendurch hatte Ilka Schwierigkeiten, Masrats Ausführungen zu folgen, weil einige Jugendliche, die offenbar zu dem am Spielautomaten gehörten, sich lautstark über die Fahrfehler derjenigen mokierten, die gerade ihre Runden drehten.
„Wieso stellt der nicht an, ey? Der bremst immer noch!“
„Dafür fährt sein Kumpel viel zu fett! Der qualmt hinten raus wie ’ne Friteuse!“
„Guck mal der: abgesoffen. Vergaser falsch eingestellt!“
„Quatsch! Das ist typisch Anfänger!“
„Hoppla! Schon wieder abgeschmiert, seht ihr die 23?“
Keiner der Fünf Asse, nicht einmal Michael, hatte eine Ahnung, was sie damit meinten.
„Niemand steigt auf der Strecke aus. Wenn es Probleme gibt - Hand heben - die gelben Lichter werden dann angeschaltet und wir kommen zu euch und helfen! Nie ohne Aufforderung auf der Strecke aussteigen! Alles verstanden?“
„Jaaa!“, riefen die fünf.
Michael trat ungeduldig von einem Bein auf das andere.
„Ihr fahrt drei mal zehn Minuten!“
„Und wann fahren wir endlich los?“, fragte Ilka.
„Verstehe! Ihr könnt es nicht abwarten. Okay, ich erkläre euch alles Weitere unten.“ Michael grinste Ilka dankbar an. Endlich war es soweit! Den Kuchen brachte Jabali allerdings noch schnell bei einer Frau hinter der Theke in Sicherheit. Dann folgte er den anderen in die riesige Blechhalle runter.
Zu Ilkas Missbehagen kamen ihnen die Jugendlichen hinterher und stellten sich zum Zugucken an die Bande.
„Frischfleisch?“, fragte einer von ihnen hämisch. Er trug ein T-Shirt mit dem Ferrari-Logo. Das schwarze Pferd auf gelbem Grund füllte seine ganze Brust.
„Ich wette, die Schokostange landet als erster in der Bande.“
Jabali hatte verstanden, dass er gemeint war, ging aber einfach achtlos an ihm vorbei. Er fand, wenn einer aussah, als wäre er in einer Mehltüte geboren, sollte er lieber ganz still sein.
„Aber Rafael, was war das denn für eine Begrüßung?“, fragte ein großer Typ hinter ihm. Er hatte mindestens eine Tube Gel in seine schwarzen, schulterlangen Haare geschmiert.
Michael grüßte ihn. Er wusste zwar nicht wie der Lange hieß, aber sein Gesicht hatte er sofort wiedererkannt. Der wandte sich jedoch ohne ein Wort wieder den anderen zu.
„Woher kennst du den denn?“, fragte Ilka neugierig.
Bisher hatte Michael nicht erwähnt, dass er schon Kontakt zu anderen Gokartfahrern geknüpft hatte.
„Kennen ist zu viel gesagt“, erklärte Michael. „Ich hab ihn nur wiedererkannt. Der hat Tom von den Grünheimern mal gezeigt, was eine Harke ist. Ich hab es zufällig gesehen. Peng, voll auf Toms Nase, als der mal wieder unverschämt war!“ Seine Augen leuchteten dabei vor Schadenfreude. Tom war sein größter Widersacher unter den Sportlern der Grünheimer Schule.
„Und du bist nicht dazwischengegangen?“, fragte Linh gleich mit vorwurfsvollem Ton.
„Wie denn? Du kannst das vielleicht, aber ich?“, verteidigte sich Michael. „Außerdem ging das alles so schnell und Tom war gleich danach verschwunden!“
Tom und Michael begegneten sich in vielen Wettkämpfen auf gleicher Augenhöhe. Mal ging der Sieg an Tom, mal an Michael. Tom war ein Großmaul und Angeber. Michael hatte es gern gesehen, als die Faust von dem Langen mitten auf Toms Nase gelandet war. Darumwar er ihm auch so gut im Gedächtnis geblieben.
„Aber hier taucht Tom ja mit Sicherheit nicht auf!“, beendete Michael die Debatte.
Ilka sah stirnrunzelnd zu den Jugendlichen hinüber. Sie gefielen ihr nicht. Besonders der mit der mit dem Ferrari-Logo, der so einen blöden Spruch über Jabali gemacht hatte. Während sie die Gruppe im Auge behielt, bemerkte sie, wie der Typ einem anderen ein seltsam geformtes Metallstück hinter seinem Rücken übergab. Der Empfänger betrachtete es und gab es dann auf die gleiche geheimnisvolle Weise weiter. So ging das Teil von Hand zu Hand und wurde von jedem inspiziert.
„Kannst du erkennen, was die da kreisen lassen?“, fragte Ilka.
Michael konnte noch weniger als Ilka erkennen und zuckte nur mit den Schultern.
„Irgendwas aus Metall, keine Ahnung. Vielleicht irgendein Ersatzteil?“
„Sind Ersatzteile so geheimnisvoll?“, wunderte sich Ilka.
Das wusste Michael auch nicht. Eigentlich hatte er sich schnell das beste Kart raussuchen wollen. Aber jetzt blieb sein Blick doch an der Gruppe hängen, während die anderen sich von Masrat schon die Fahrzeuge zeigen ließen.
Plötzlich sah er, wie einer der Jugendlichen dem mit dem Ferrari-Logo einige Geldscheine übergab und dann das Metallteil in seinen Rucksack verstaute.